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♆ Auf dem Weg zum Messias ♅

Sailor Moon, Haruka x Michiru
von

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Alleingang

Alleingang
 

Als Michiru bei sich Zuhause ankam, ließ sie sich gleich ins Bett fallen und auch als ihre Mutter sie zum Abendessen rief, reagierte sie nicht. Sie blieb einfach in der Dunkelheit liegen und hoffte, ihre Mutter würde glauben, dass sie schlief.

'So geht es nicht weiter...', dachte sie sich. Tränen liefen an ihren Wangen herab und sie vergrub ihr Gesicht in ihrem Kopfkissen. 'Ich muss wieder runter von dieser Schiene. Aber wie? Vielleicht wäre es besser, längere Zeit nicht zu viel mit Haruka zu sprechen...Ich werde sie morgen darum bitten, Abstand zu nehmen...'
 

Doch als Haruka ihr am nächsten Morgen begegnete, brachte sie die Worte nicht über die Lippen. Haruka schien gut gelaunt zu sein, auch wenn sie sich Michiru gegenüber vorsichtig benahm. Immer wieder bemerkte Michiru einen Blick von Haruka: Leicht von unten her, mit gebeugtem Rücken lugte sie zu Michiru empor, als ob sie darauf wartete, geschimpft zu werden.

„Haruka, jetzt hör endlich auf! Ich bin dir nicht böse!“, platzte es in der Pause aus Michiru heraus, als Haruka ihr schon zum siebten Mal in Folge ihren „Hundeblick“ zugeworfen hatte. Gerne hätte Michiru gelächelt oder gelacht, aber stattdessen kam nur ein halbes Lachen heraus, das sich fast zu einem Weinen geformt hätte, hätte sie sich nicht rechtzeitig wieder gefangen.

Beim Läuten zur Mittagspause jedoch wartete Michiru nicht auf Haruka. Sie wusste nicht, wie sie hätte mit ihr sprechen können. Und so ging sie einfach schon einmal voraus zur Stadionwiese in der Hoffnung, dass Haruka das als „bitte sprich mich nicht an“ verstand.

Haruka verstand es aber leider nicht und folgte ihr. Seufzend beschleunigte Michiru ihren Schritt und packte hastig ihr Zeichenzeug aus, um wenigstens geschäftig zu sein, wenn Haruka ankam. Schnell fertigte sie gewohnheitsmäßig ein paar kurze Skizzen von Elza an, als ihr die Sache vom Vortag wieder einfiel. Elza trug heute ausnahmsweise – oder gezielt? - ein enges Spagettiträgertop, das ihre Figur voll zur Geltung brachte. Als ihr Blick und Michirus sich trafen, grinste Elza ihr auch zu und kam ihr entgegen gelaufen.

Haruka kam gerade so gelassen wie möglich bei Michiru an, als Elza sich vorn über beugte und Michirus Zeichnung begutachtete, wobei ihre Brüste sich durch die Quetschung voll entfalteten. Michiru presste die Lippen zusammen, doch die rötliche Färbung in ihrem Gesicht konnte sie nicht unterdrücken.

„Ich dachte mir, dass du mich anatomisch besser studieren könntest, wenn ich was Engeres trage...“, meinte Elza verspielt sachlich.

„Das wäre nicht nötig gewesen...“, murmelte Michiru, die Lippen noch immer zusammen gepresst.

„Nein, das wäre es wirklich nicht. Bei dem Vorbau könntest du auch bald ohne Oberteil herum laufen; würde auch keinen Unterschied mehr machen!“, meinte Haruka herablassend und setzte sich neben Michiru.

„Du bist doch bloß eifersüchtig, weil du als Mann gar nichts hast! Aber schau, Michiru gefallen sie!“, entgegnete Elza frech und schmiegte sich mit ihren Brüsten an Michirus Wange. Erschüttert warf Michiru den Blick zur Seite, das Gesicht knallrot.

„Lass das, Elza!“, flüsterte sie und versuchte Elza mit ihrem Ellenbogen ein wenig weg zu schieben. Elza ließ sie los, jedoch nicht, ohne herablassend auf Haruka zu grinsen. Dann ging sie ohne ein weiteres Wort zurück zum Platz.

„Was sollte das denn gerade?“, fragte Haruka verstört.

Michiru schwieg. Dass Elza ihr so zuspielen würde, daran hatte sie gar nicht gedacht. Vielleicht sollte sie Elza einweihen und sie bitten mit ihr das Pärchen zu spielen, um Haruka fort zu scheuchen? Der Gedanke kam ihr widerlich vor, aber wenn es nur für einen guten Zweck war? Und wenn Haruka ja so oder so nichts für sie empfand, dann sollte das kein allzu harter Schlag für sie sein... Michiru schluckte und fuhr eine Rundung Elzas nochmals mit dem Bleistift nach. Dann begann sie, langsam zu sprechen:

„Elza und ich sind uns im Schwimmbad ein wenig näher gekommen...“

Schweigen kam von Harukas Seite. Das war jetzt wohl ein Witz, oder? Doch als sie die Szene von gestern Abend nochmals durchdachte, schien ihr ein Licht aufzugehen. Deshalb war Michiru so peinlich berührt, dass ich ihr so nahe gekommen bin, weil sie das Gefühl hatte, dass sie fremd geht!

Die Erkenntnis traf Haruka wie ein Schlag. Dann....hatte Michiru Gefühle für Elza?! Ungläubig blickte Haruka Michiru an. Diese ließ ihren Blick jedoch auf das Zeichenbrett geheftet.

„Verstehe,“ meinte Haruka nach einer Weile. „Mach dir keine Sorge, dass ich dir nicht vertraue. Das tue ich trotzdem noch. Ähm...,“ der Gedanke, dass Elza Michiru näher gekommen sein könnte, als Haruka es konnte schmerzte, doch Haruka riss sich zusammen. Schließlich wollte sie Michiru keine Sorgen bereiten, indem sie sich jetzt unnötig aufregte. „...ähm...was soll ich jetzt tun?“

„......Ich...“, nun war es an Michiru, stark zu sein, „Würde es dir etwas ausmachen, Elza und mir Zeit allein zu geben?“, flüsterte sie schon fast. Ihre Brust schnürte sich bei diesen Worten fast so fest zu, dass sie das Gefühl hatte, nicht mehr atmen zu können.

„Verstanden,“ antwortete Haruka so nüchtern wie möglich. „Ähm...dann...ja. Soll ich jetzt gehen?“

„...egal.“

„Ja, dann bis morgen...“
 

Den Rest des Tages war Haruka geistig abwesend, auch wenn sie sich vorgenommen hatte, sich mündlich zu beteiligen. Die folgenden Stunden nach diesem Gespräch brachte sie kein Wort mehr heraus. Wie gut, dass Michiru und sie getrennte Fächer hatten, so musste Haruka wenigstens kein Lächeln aufsetzen. Vom Unterricht bekam sie kaum etwas mit. Kaum läutete die Glocke zur Erlösung verschwand sie aus dem Schulgebäude, schwang sich auf ihr Motorrad und düste, so schnell es die Maschine zuließ, nach Hause, um sich in ihrem Zimmer auf ihr Bett zu werfen. Auf ihrem Tisch lagen noch das aufgeschlagene Mathebuch von gestern Nacht und ein verstreuter Haufen Blätter, die sie mit Aufgaben beschrieben hatte. Ihnen schenkte Haruka keinerlei Beachtung.

Sie vergrub ihren Kopf in ihrem Kissen und alles um sie herum wurde so schwarz wie ihre Wände.

'Wieso musste Michiru überhaupt auf Frauen stehen? Es wäre so viel einfacher gewesen, wenn sie sich in einen Mann verliebt hätte! Aber klar, Elza war wenigstens noch eine Frau, da konnte sie Michiru voll verstehen...nicht so ein Mannsweib wie sie! Und Michiru kannte Elza ja schon so lange...'

Dann aber wiederrum fragte sie sich, warum gerade Elza? Elza war doch wohl kein Stück besser als sie selbst, zumindest, was den Charakter betraf. Sie war auch eher der sportliche Typ, eine Angeberin – und was für eine Angeberin! - und nun wirklich nicht das erste Mädchen, das sie sich heraus gesucht hätte. Oder aber war sie vielleicht einfach nur gut im...? Haruka wälzte sich herum.

'Ich hätte einfach nicht so ein Trampel sein sollen! Warum musste das erste Mädchen, in das ich mich verliebe gleich so verletzlich sein?!'

Diese und derlei bösartige und verzweifelte Gedanken kamen Haruka und in ihrer Wut warf sie den Helm, den sie in ihrer Kopflosigkeit mit in ihr Zimmer gebracht hatte, aus den Boden, stieß dabei ihren Mülleimer um, welcher am Kabel der Schreibtischlampe zog. Die Lampe wirbelte herum und schlug mit einem lauten 'Klong' auf dem Tisch auf, wobei sie die lose daliegenden Blätter vom Stapel fegte und auf dem Zimmerboden verteilte, sodass Müll wie Tetrapacks von Getränken, Obststumpen und Matheblätter den Boden schön vermischt bedeckten. Haruka kümmerte es nicht. Sie knautschte ihre Decke in ihren Armen zusammen und weinte.

Dabei hatte es so gut angefangen! Sie hatten sich so gut verstanden und sie hatte Michiru so oft zum Lachen und Lächeln bringen können. Wenn sie jetzt an ihr Lächeln dachte, wurde ihr fast übel. Sie wollte diejenige sein, die dieses Lächeln beschützte und jetzt... -

Plötzlich wurde ihre Zimmertür aufgeschoben. Erschrocken fuhr Haruka auf. In der Tür stand ihr Vater in seinem Feinrippunterhemd und Boxershorts.

„Haruka? Bist du wütend?“, fragte er ernsthaft. Es waren die ersten Worte nach Jahren. Dass ihr Vater nach all der Zeit wieder mit ihr sprach, verschlug ihr die Sprache. Ihr Vater warf einen Blick auf das Chaos in ihrem Zimmer. „Du hast schon als Kind Dinge geworfen, wenn du wütend warst. Als ich deine Lampe habe fallen hören, wollte ich nach dir schauen.“ Behutsam hob er die Lampe auf dem Tisch auf. Die Birne war gesplittert. Auch das nahm er mit einem kurzen blick zur Kenntnis. „Du musst sehr verletzt sein.“

„Was geht dich das an? Und warum fällt es dir gerade JETZT ein, mit mir zu sprechen?!“, fing Haruka sich wieder. „Hast du darauf gewartet, dass ich einen schwachen Punkt erreiche, oder was?!“

„Da hast du gar nicht so unrecht.“ Wie nach einer langen Arbeit seufzte er erschöpft. Ihr Vater schien ihr plötzlich furchtbar alt auszusehen. „Aber in erster Linie nennt sich so was Sorge. Was ist passiert?“

„Nichts.“

„Hat dir jemand das Herz gebrochen?“

Wieder verschlug es Haruka die Sprache. „Woher - ?“

„Ich sehe den Schaden. Das ist ein guter Messpegel. So sah es das letzte Mal aus, nachdem deine Mutter uns verlassen hatte.“

Haruka schwieg. Dass ihr Vater sich überhaupt noch für sie interessierte, war schon ein Wunder. Aber dass er sich auch noch an solche Dinge erinnerte? Haruka hatte immer geglaubt, dass er ihr vollkommen egal war.

„Ja“, antwortete Haruka schließlich. „Eine Frau hat mir das Herz gebrochen.“

Die Betonung auf „Frau“ wählte sie bewusst; ihr Vater war immer dagegen gewesen, dass Haruka sich als Junge ausgab. Lange Zeit hatte sie geglaubt, dass dies der Grund dafür war, warum ihr Vater sich von ihr abgewandt hatte. Wenn er jetzt nicht mit der Sache klar kam, würde sie ihm auch nichts erzählen können.

Ihr Vater seufzte nochmals tief. „Du weißt, was ich zu dem Thema denke.“

„Und genau deshalb wirst du mich niemals verstehen.“

„Vielleicht aber kann ich dich aus der Perspektive eines Mannes verstehen? Jetzt, wo ich mich mal zu ein paar Worten aufgerafft habe...“

„Warum hast du es davor nie getan? Ich dachte, ich wäre dir vollkommen egal.“

„Das warst du mir nie.“

„Warum dann - ?!“

„Schämst du dich denn nicht für mich? Schließlich war ich doch derjenige, der im Endeffekt Unrecht hatte.“

„Schämen, für was? Was meinst du mit Unrecht?! Drück dich bitte mal ein bisschen klarer aus!“

„Du, die nun erfolgreiche Rennfahrerin habe ich immer beschimpft, weil sie sich als Mann ausgegeben hat. Aber im Grunde warst du in deinem Leben bisher um Vieles erfolgreicher als ich. Und obwohl ich es gesehen habe, habe ich auf dich herab gesehen. Ist das nicht beschähmenswert?“

„Du übertreibst. Ich habe noch keinen so großen Erfolg,“ erklärte Haruka, konnte aber nicht umhin, ein wenig stolz auf sich zu sein.

„Du hast mehr Geld ins Haus gebracht, als ich es je getan habe.“

„Aber bis nach ganz Oben ist es noch ein weiter Weg!“

„Siehst du? Und diesen Ehrgeiz hatte ich nie. Ich bin arbeitslos und verbringe den Rest meines schändlichen Lebens vor dem Fernseher.“

„Du verbringst den Rest deines Lebens wohl eher mit Selbstmitleid.“

„So kann man es auch nennen.“

„Aber wieso sollte ich mich für dich schämen? Das tue ich nicht. Ich hab weiß Gott besseres zu tun. Sag bloß, du hast dich vor mir verkrochen?!“

„Das habe ich.“

„Oh Mann...“ Haruka schüttelte den Kopf. „Und ich zerbrech mir den Kopf! Du...hasst mich nicht?“

„Wie könnte ich das? Ich bin stolz auf dich.“

„Sei das mal nicht zu früh,“ lachte Haruka. Auch wenn es angesichts ihrer Lage bezüglich Michiru nicht angebracht war, durchflutete sie ein Gefühl von Erleichterung. „Und dass ich mich als Mann ausgebe und dann noch in ein Mädchen verliebe?“

„Kann ich nicht ändern. Aber vielleicht kann ich dich beraten?“

„Wohl kaum. Aber ich....kann's dir erzählen...“

„Bin ganz Ohr.“

„Ist eigentlich eine ganz banale Sache...Das Mädchen, das ich liebe ist in ein anderes verliebt. Das habe ich heute erfahren. Punkt.“

„Und was ist die andere für eine?“

„Ein ganz anderer Typ – körperlich meine ich. Hab also keine Chance.“

„Frauen kommt es glaube ich nicht ganz auf das Äußere an... Da würde ich den Kopf nicht hängen lassen. Und meinst, dass du keine Chance bei ihr hättest?“

„Keine Chance würde ich nicht sagen, aber... ich will sie nicht zu irgendetwas drängen...“

„Frauen muss man überzeugen!“

„Nein...aber...ich glaub, du hast mir schon gut genug geholfen, Vater.“

„Wie das?“

„Du hast es einfach. Danke.“

„Wenn du meinst... Wenn du mich dann nochmal brauchst, ich bin im Wohnzimmer.“

„Ja.“

Mit diesen Worten schloss ihr Vater die Tür wieder.

„ - Ach, und PAPA!“, rief sie ihm noch hinterher, „Lass uns heut zusammen Abendessen!!“

„Geht klar!“, kam es nach einer Weile von der anderen Seite.
 

Haruka schüttelte in ihrem Zimmer den Kopf.

'Hatte Komplexe wegen mir...so was gibt’s? Aber viel wichtiger: Ich weiß jetzt, was ich mit Michiru mache...'

Beruhigt ließ Haruka sich rückwärts in ihr Bett fallen.

Sie liebte Michiru und das war schon an sich ein schönes Gefühl. Egal, wie Michiru empfinden würde, für sie blieb sie immer die Michiru, die sie liebte. Sie würde sie nicht zu einer anderen Entscheidung zwingen. Und das, was ihr wirklich Schmerzen bereitet hatte, war weniger die Tatsache, dass Elza ihr näher kam. Sondern vielmehr die Tatsache, dass Michiru Geheimnisse vor ihr hatte. Sie hatte Angst, dass sich Michiru auf diese Weise von ihr entfernen würde. Aber jetzt wusste sie ja, warum Michiru sich so benommen hatte und sie war froh, dass Michiru ihr dieses Geheimnis mit Elza dann doch auf dezente Weise erklärt hatte. Natürlich war sie eifersüchtig auf Elza. Wie konnte sie auch nicht? Aber viel wichtiger war, dass Michiru glücklich war. Und sie und Haruka hatten zumindest ihre Mission als Sailor Kriegerinnen, die ihr gemeinsames Geheimnis war. Das beruhigte Haruka ungemein.

„Ha! Das ist etwas, wovon du niemals erfahren wirst, Elza! Das ist mein persönliches Geheimnis mit Michiru!!“, jubelte Haruka und knautschte ihr Kopfkissen. Sie war glücklich, aber zugleich flossen ihr die Tränen, weil sie sich bewusst war, dass sie ja doch nur nach dem letzten Strohhalm griff. Aber für's Erste musste das genügen. Sie wollte Michiru nicht verlieren – und genau deshalb setzte sie sich wieder an den Schreibtisch und rechnete bis zum Sonnenuntergang. Mit Michiru auf die selbe High School gehen, das war jetzt das erste Ziel! Und wer wusste schon, wie lang diese Sache mit Elza hielt? Haruka würde ihre Gefühle nicht so schnell aufgeben!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Tora-Bushi
2011-12-27T12:45:37+00:00 27.12.2011 13:45
Schönes Kapitel. Mir gefällt es, wie du Harukas Gefühlschaos dargestellt hast.


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