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Das Ende einer Reise?

von

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Ich wusste weder, wo ich war, noch wie lange ich überhaupt da stand. Dass ich beobachtet wurde, wusste ich noch weniger. Ich wusste nur, dass ich mit einem Mal eine Stimme hinter mir wahrnahm.

„Die letzte Fähre zum Festland geht in 5 Minuten. Du siehst nicht so aus, als wolltest du die Nacht hier verbringen. Beeil dich lieber, die Fähre wartet auf niemanden“, hatte die Stimme mich aufgeklärt.

Nur langsam drehte ich mich um. Mein Gegenüber schien die Geste zu verstehen, ich wollte die Fähre nicht nutzen. Ich wollte nicht von dieser Insel, oder? Wenn ich ehrlich war, wusste ich auch das nicht.

Scheinbar verstand er auch das... Wenn ich jetzt darüber nachdenke, ist es schon fast unheimlich...

Er hockte auf einem Felsvorsprung zwei, vielleicht drei Meter über mir und lächelte mich verständnisvoll an, während seine Hand auf dem Kopf eines Lucario lag, welches ihm wohl gehörte. „Ich habe hier in der Nähe eine kleine Hütte. Wenn du magst, kannst du die Nacht bei mir verbringen.“

Was soll ich dazu großartig sagen? Ich nickte und ging mit ihm. Auf dem Weg erfuhr ich, dass sein Name Urs war und dass er schon seit Jahren auf dieser Insel lebte, deren Name ich nun auch erfuhr: Eiseninsel. Ich hatte es mit Reshiram tatsächlich bis nach Sinnoh geschafft, ohne es selber zu merken. Ich verbrachte den größten Teil des Weges schweigend, hatte lediglich meinen Namen genannt und meine Herkunft, zumindest regional gesehen, mehr wollte ich nicht preisgeben, was mein Gegenüber scheinbar nicht sonderlich störte.

Kaum waren wir bei ihm angekommen, wurde auch schon die Tür von innen mit Schwung geöffnet und hätte beinahe das blaue Schakalpokemon erfasst, dass mir und Urs vorausgeeilt war.

„Sag mal, wo bleibst du denn? Hast du mal auf die Uhr geschaut?“, drang eine mürrische Stimme an mein Ohr. Sie kam von der Person, die eben die Tür geöffnet hatte. Ein Junge, etwa in meinem Alter, dafür aber etwas kleiner als ich, braune Haare, grüne Augen. Grüne Augen, die mich verwirrt anstarrten.

„Urs? Gehst du mir fremd?“, fragte der Junge trocken und der Blauhaarige neben mir begann zu lachen und schüttelte den Kopf, während er auf den Braunhaarigen zuging und diesen in den Arm nahm, ehe er ihm anschließend einen Kuss auf die Stirn setzte.

„Als ob ich dir fremdgehe. Gary, darf ich dir N vorstellen?“

Damit deutete er auf mich. Gary hieß er also... und die beiden waren ein Paar... Hier störte ich also genauso. Ich wollte schon gehen, da kam die nächste Überraschung auf mich zu: Ein Taubsi, dass aus der Tür geflogen kam und es sich auf meinem Kopf bequem machte und ein Phanpy sowie ein Larvitar, die scheinbar Fangen spielten, und das um mich herum.

Nun zumindest schaffte mein verwirrter Anblick es, dass Gary schmunzelte.

„Keine Sorge, sie haben zwar keine vernünftige Erziehung genossen, aber Glühwein, Glöckchen und Erdbeere sind ungefährlich“, erklärte der Grünäugige und fing ein Eneco ab, das nun ebenfalls auf mich zustürmte. Mit der rosa Katze auf dem Arm, verschwand der Braunhaarige im Haus und ich und Urs blieben mit den übrigen Pokemon zurück.

„Was heißt hier keine vernünftige Erziehung?“, rief Urs dem anderen noch hinterher.Irgendwie ahnte ich, dass die Pokemon dem Blauhaarigen gehörten, der nun in die Hocke ging und pfiff. „Erdbeere, Glöckchen, rein mit euch. Es ist schon spät!“

Mit einem Phan! Und einem Lar! Rannten beide Pokemon nach drinnen. Mein Gegenüber erhob sich wieder und kam auf mich zu. Direkt vor mir hob er die Arme und nahm mir das Taubsi vom Kopf, das sofort mit einem lautstarken Protest begann.

„Glühwein, nein. N ist unser Gast, und du weißt, dass wir uns nicht auf die Köpfe unserer Gäste setzen!“

„Wieso kenne ich die Regel nicht?“, kam es sofort von drinnen.

„Weil du kein Gast mehr bist, du gehörst zur Familie!“, antwortete Urs mit einem Grinsen, das sein Gesprächspartner jedoch nicht sehen konnte, und schob mich mit sanfter Gewalt nach drinnen. Er deutete auf einen kleinen Tisch und forderte mich auf, mich zu setzen, ehe er sich zu seinem Liebsten gesellte, sich hinter diesen stellte und ihm einen zärtlichen Kuss auf die Wange gab, während er an ihm vorbei nach einem Teller griff, auf dem Gary nur kurz vorher etwas Eintopf aufgetan hatte. Besagter Teller und ein Löffel fanden den Weg vor mich.

„Hier, du hast bestimmt Hunger“, meinte der Blauhaarige.

„Du musst auch keine Angst vor dem Essen haben“, warf Gary ein, „Ich habe gekocht, und im Gegensatz zu Urs kann ich sogar halbwegs kochen.“

„Komm, es ist noch keiner von meinen Kochkünsten gestorben“, lachte Urs.

„Wen außer mich hast du denn bisher bekocht?“

„Ähm...“

„War klar.“

„Ich habe dich auch lieb, Gary“

Wieder ertönte das herzliche Lachen Urs'. Ich schmunzelte leicht über den Blauhaarigen. Einerseits, als er auf dem Felsvorsprung über mir hockte, hatte er so unnahbar, fast schon gefährlich gewirkt. Doch jetzt war er der wohl herzlichste Mensch in meinem Leben. Ich wartete noch bis Urs es geschafft hatte, durch pausenloses Reden und mit sanfter Gewalt den Braunhaarigen mir gegenüber zu setzen und diesem ebenfalls einen Teller mit Eintopf und Besteck hinstellte, ehe ich mit dem Essen begann, wie es auch mein Gegenüber tat.

Da der Tisch kaum für zwei genügend Platz bot und es an einem dritten Stuhl mangelte, blieb Urs an einem der Küchenschränke gelehnt stehen beim Essen. Mir schien es, als wäre er das gewohnt. Als mein Blick kurz den Garys streifte, wäre ich fast unter den forschenden Augen meines Gegenübers zusammengezuckt.

„Wie war gleich dein Name?“, fragte er mich. Es klang weder sonderlich misstrauisch, noch sonderlich freundlich.

„N“, war meine ehrliche, kurze und knappe Antwort. Wirklich sprechen wollte ich noch immer nicht.

„Er sagte, er kommt aus Einall“, sprach Urs für mich. Merkte er, dass ich nicht reden wollte? Ein forschender Blick zu ihm zeigte mir auf jeden Fall, dass er lächelte. Mehr nicht. Ich konnte ihn nicht einschätzen.

Gary hingegen schien das umso besser zu können, klar, die beiden kannten sich sicher schon eine ganze Weile. Der Braunhaarige ließ mich nun ebenfalls in Ruhe, schenkte seine gesamte Aufmerksamkeit dem Blauhaarigen. Ich lauschte ihrem Gespräch und erfuhr auf diese Weise, dass Urs auf der Insel für Ordnung sorgte, sich um die Pokemon kümmerte und verirrte Trainer wie mich zur Fähre brachte... oder hier her. Gary hingegen war der Enkel des berühmten Professor Eich und wollte ebenfalls Pokemon-Professor werden.

Nach dem Essen öffnete mich zumindest so weit, dass ich beim Abwasch half, während Gary mir das Sofa im Wohnzimmer als Schlafstätte herrichtete.

Urs trocknete ab, während ich abwusch und kaum war Gary aus dem Zimmer, begann Urs nun doch mich zum Reden zu zwingen.

„Du kamst nicht mit der Fähre auf die Insel, oder?“

Ich schüttelte den Kopf.

„Ein Pokemon?“

Ich nickte.

„Wusstest du, wohin es dich bringt?“

Ich schüttelte wieder den Kopf.

Er stellte gerade die drei Teller in einen Schrank, in dem sie ihren angestammten Platz hatten.

„Und... was hat dich zu einer Reise getrieben, deren Ziel du nicht kennst?“

Ich stockte in meiner Bewegung. Er hatte mich aufgelesen, mich aufgeklärt und mich aufgenommen, für eine Nacht. Er musste sich meine Geschichte nicht auch noch antun. Ich hatte ihn zur Genüge belastet.

„Willst du nicht reden, weil es dir unangenehm ist, oder willst du nicht reden, weil es mir unangenehm sein könnte?“

„Ich will nicht zu einer größeren Last werden...“, antwortete ich kleinlaut und erwartete wieder das herzliche Lachen, wurde jedoch enttäuscht.

Mein Gegenüber schmunzelte nur, legte das Geschirrtuch beiseite und einen Arm um meine Schultern.

„Hör mal, du bist keine Belastung für mich oder Gary. Wir wollen dir helfen, und ich glaube, Hilfe hast du dringend nötig. Und wenn du wirklich keine Belastung sein willst, erzählst du mir was los ist. Sonst kann ich nämlich die gesamte Nacht nicht schlafen und muss morgen völlig übermüdet auf Arbeit.“

Während er den letzten Satz sprach, zwinkerte er mir zu und ich merkte förmlich, wie mir das Blut in die Wangen schoss und diese rot färbten. Zumindest verstand ich, was Gary an ihm fand, vorausgesetzt Urs war diesem gegenüber ebenfalls so einfühlsam und fürsorglich, was ich stark annahm.

„Wird Gary nicht böse, wenn er uns so sieht?“

Urs lachte leise.

„Ein wenig. Allerdings nicht weil ich dich in den Arm nehme, sondern weil er mich heute Abend für sich alleine haben wollte.“

Ich ahnte, was der Größere meinte und lief noch eine Spur roter an, sofern das überhaupt möglich war.

„I-ich sollte wirklich gehen!“

„Wohin denn?“, fragte Gary, der mittlerweile in der Tür zwischen Küche und Wohnzimmer stand.

Erschrocken fuhr ich herum und wandte mich aus den Armen Urs'. Beschämt blickte ich zu Boden, erwartete eine Standpauke und dass Gary mich eigenhändig rauswarf. Doch nichts dergleichen passierte.

„Urs, du lernst auch nie dazu oder?“

Der Blauhaarige zuckte nur mit der Schulter.

„Bei dir hat's geklappt.“

„Das mag sein, aber ich habe mich unter anderem deshalb auch in dich verliebt und du warst nicht vergeben. Es ist ihm unangenehm.“

„Erst seit du da bist“, gab Urs mit einem frechen Grinsen zurück.

„Soll ich gehen?“, kam die mürrische Antwort.

Urs seufzte und lehnte sich wieder an den Schrank.

„So war das nicht gemeint...“

„Ich... sollte wohl besser gehen“, meinte ich schwach, „Ich habe euch genug Ärger bereitet.“ Ich störte. Die beiden wollten allein sein und ich störte dabei, außerdem stritten sie nun auch noch mit mir. Reshiram würde mich schon an einen anderen Ort bringen, an dem ich die Nacht die verbringen konnte. Sicher könnte ich mit Reshiram auch alleine in der Natur überleben. Das Drachenpokemon war warm und bot Schutz.

„Bleib hier“, sagte Urs ruhig. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass er überhaupt auf mich zugekommen war, aber plötzlich hatte er wieder einen Arm um meine Schultern gelegt und führte mich ins Wohnzimmer. Gary nahm meine Hand, als wir auf seiner Höhe waren und führte mich ebenfalls ins Wohnzimmer. Sie schienen mich tatsächlich nicht gehen lassen zu wollen.

„Ich hab keine Ahnung, was passiert ist“, sagte Urs, während er mich vor das Sofa gebracht hatte, „Aber ich befürchte, dass du etwas Dummes anstellst, wenn wir dich überstürzt gehen lassen.“

Wirklich wohl war mir noch immer nicht bei dem Gedanken, die Nacht hier zu verbringen und die Tatsache, dass Urs nun auch noch begann mein Shirt auszuziehen, machte es ehrlich gesagt kein bisschen besser, selbst wenn man bedachte, dass ich unter diesem noch einen Pullover trug...

Gary seufzte genervt auf und stieß mich auf das Sofa, das erstaunlich weich war. Dennoch, darauf durfte ich mich nicht konzentrieren, die beiden standen nun über mir und ich lag ihnen schutzlos ausgeliefert hier!

Der angehende Pokemon-Professor nahm den größeren an der Hand und zog diesen in Richtung Flur.

„Nacht!“, rief er mir noch zu, „Und vergiss nicht, fliehen ist zwecklos, Nachtara und Lucario passen auf wie Schießhunde!“

Nun war ich verwirrt und starrte den beiden auch so hinterher. Als sie aus meinem Sichtfeld verschwunden waren, schmunzelte ich leicht. Sie wollte wirklich einfach nur nett sein. Zufrieden, sowohl über ihre Absichten als auch über das Schlaflager, ließ ich mich zurücksinken und war recht schnell eingeschlafen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Black1
2012-01-07T10:26:56+00:00 07.01.2012 11:26
War net zu lesen und irgendwie spannend bis zum schluss, wie NussToast es schon beschrieben hat mein weis nicht was als nächstes passieren wird.

hat mir gefallen


Von: abgemeldet
2011-11-02T18:49:43+00:00 02.11.2011 19:49
Oh man *-* Das is wirklich eine total hübsche Story mit richtig viel Gefühl!! Gefällt mir sau gut, ich hab ewig keine Ff's mehr gelesen ^^ Am tollsten an der Ff finde ich, dass man die ganze Zeit einer gewissen Spannung ausgesetzt ist, weil man wirklich nicht vorherhersehen kann, was als nächstes passiert. Das gefällt mir sehr, denn meistens sind Handlungen weit weit vorraus zu sehen und das finde ich ziemlich schade ^^
Wobei ich sagen muss, dass Shigeru meiner Meinung nach nicht zu Riley passt :D Bin da eher so der Steven/Riley fan ^^ aber wayne xDD Auf jedenfall eine wunderschöne story ^^ Ich würde zu gerne mal versuchen, einen DJ dazu zu zeichnen... darf ich des? Wenigstens probieren :D
liebe Grüße
abgemeldet

PS: Freu mich drauf mehr von dir zu lesen ;)


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