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Rübenfürst und Möhrenkönig

von

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Eine schöne Bescherung

XXX. Eine schöne Bescherung
 

„Was riecht hier so komisch?“
 

„Die Gans ist okay, die muss so riechen.“
 

„Wie sehe ich aus?“
 

„Wie der perfekte Sohn.“
 

„Du verarscht mich …“
 

„Nur rudimentär. Aber mir gefällt der Mittelscheitel …“
 

„Was? Wo? Ach so! Scherzkeks! Ziehst du dir auch noch was Anderes an …?“
 

„Nein. Ich dachte die Schürze steht mir so gut, die lasse ich an. Sortier mal die Plätzchen auf die Silberplatte von meiner Oma da drüben um. Ich koche Rotkohl – und das werde ich garantiert nicht im Feiertags-Frack tun!“
 

„Du hast einen Frack?!“
 

„Nein! Einen meiner alten Geschäftsanzüge. Reg dich nicht auf. Ich bin keine echter Barbaren-Bauer! Ist von Boss, falls dich das vorm Herzkasper retten sollte. Was ist mit Dir?“
 

„Dior… aber vorletzte Saison … Hab ich nicht verkauft, falls ich doch noch mal so etwas brauche.“
 

„Vorletzte Saison! Wie kannst du nur!“
 

„Verarsch mich nur.“
 

„Immer wieder gern. Aber du siehst toll aus.“
 

„Ich weiß …“
 

„Und das weiß ich …“
 

„Check! Geschäftserfolge?“
 

„Darnieder dank Thompson.“
 

„Haus?“
 

„Bauruine, aber gut verschleiert.“
 

„Essen?“
 

„Lecker!“
 

„Baum?“
 

„Perfekt!“
 

„Wir?“
 

„Wir eben …“
 

„Das muss wohl reichen …“
 

………………………
 

Das, was sich da die holperige Auffahrt hochgequält hatte, war kein BMW. Kein Mercedes. Kein Porsche. Es war ein limitierter Aston Martin. Jasons Eltern waren James Bond. Juche …
 

Schluckend stand Ragnar auf dem verschneiten Hof, den sie sorgsam freigeräumt hatten. Er fühlte sich wie Rumpelstilzchen im Gewand des Prinzen. Ihm fröstelte. Jason streckte die Hand aus und umfasste seine. Sie war kalt, aber wärmte dennoch.
 

Sie sprachen kein Wort.
 

Die Luxus-Limousine hielt. Ein uniformierter Mann trat aus der Fahrertür, eilte nach hinten. Ein bestrumpftes Frauenbein kam in Sicht. Gestützt vom Fahrer erhob sich eine elegante Gestalt. Sie zupfte ihren Rock zurecht, während der Chauffeur die Vordertür öffnete.
 

Ragnar starrte die Frau an. Sie war sehr hübsch. Alter und Frau hin und her. Aber er war sich sicher, noch nie eine derart perfekt gekleidete Frau gesehen zu haben. Sie sah aus wie eine Porzellanpuppe. Und sie sah aus wie Jason. Der Mann, der sich jetzt vom Beifahrersitz aus erhob, tat das auch irgendwie, wenn auch nicht auf die Puppenart. Die hoch gewachsene Figur, das neugierige Lächeln … aber seine Schönheit hatte Jason definitiv von seiner grazilen Mutter, die selbst auf ihren hohen Ansätzen noch mindestens einen Kopf kleiner war als ihr Mann. Zumindest dem Wuchs nach schien Jason nach seinem Vater zu gehen.
 

Jason neben ihm strahlte, ließ seine Hand los und eilte voran.
 

„Mama!“, stieß er hervor, während er die zierliche Frau umspann und wiegte.
 

„Papa!“ Der Mann trat hinzu, schlang seine Arme um die beiden und drückte sie. Kein Zweifel, das war keine aalglatte Reichen-Familie, sie liebten einander aufrichtig. Sein eigenes Herz schmerzte bei diesem Anblick.
 

Jason richtete sich auf, fand seinen Blick, lächelte mit geröteten Wangen und wandte sich zu ihm um.
 

Er wies auf ihn und winkte ihn zeitgleich heran. „Mama, Papa, darf ich vorstellen, Ragnar Tannenberger. Mein Freund.“
 

Ragnar strauchelte vorwärts. Er hatte damit gerechnet, aber jetzt war es so schrecklich real.
 

„Freund?“, fragte Jasons Mutter und sah ihn mit riesengroßen Jason-Augen an. Ihr Mund stand leicht offen. Ihr Mann starrte ihn auch völlig verdattert an, dann schien er sich ruckartig wieder zu fangen, ließ Frau und Sohn los und trat auf ihn.
 

„Ich bin Immanuel!“, stellte er sich rasant vor und grinste ganz wie sein Sohn.
 

„Ragnar!“, erwiderte er und schüttelte ihm die Hand. Murmelte irgendetwas von Freude und Weihnachten.
 

„Caroline!“, stellte sich jetzt auch Jasons Mutter strahlend vor, die am Arm ihres Sohnes zu ihnen getreten war. Ein perfekter Lippenstift. Farbe, Auftrag… einfach perfekt.
 

Ragnar räusperte sich. „Ich freue mich, Sie kennenzulernen!“, besann er sich auf seine guten Manieren. „Willkommen!“
 

„Die Freude ist ganz auf unserer Seite!“, erwiderte Caroline und sah auch ganz danach aus. Sie streckte den Kopf und griff nach dem Arm ihres Mannes. Die von Buch–Eltern musterten eingehend die Umgebung. Da war nichts Herablassendes, nur Neugierde.
 

„Da wären wir also! Dann …!“, sagte Jason. „Kommt!“
 

Caroline löste sich von ihrem Gatten und hängte sich wie selbstverständlich an Ragnars Arm. „Entschuldigen Sie!“, sagte sie in verblüffend ähnlichem Tonfall zu Jasons. „Meine Absätze …“ Waren zehn Meter hoch und nicht richtig geeignet für vereistes Kopfsteinpflaster. Ragnar hielt sie, so gut, wie er konnte. Sie wog ja nicht viel.
 

„Sie sind Jasons Freund?“, wisperte sie in sein Ohr und starrte ihn an. „Freund-Freund?“
 

„Ja …“, erwiderte er ziemlich lahm.
 

Sie strahlte, als habe man in ihrem Inneren eine tausend Watt Glühbirne angeknipst. Auch ihre Grübchen waren wie Jasons. „Wie schön!“, seufzte sie, als würde ihr eine zenterschwere Last von den Schultern fallen. „Endlich!“
 

Ihm wurde etwas mulmig. „Schön, dass sie da sind“, murmelte er nur etwas stumpf.
 

„Ja! Schön, dass wir hier sind!“, lächelte sie und reckte den Hals. „Oh, so sieht es also aus … Ich war seit meiner frühsten Kindheit nicht mehr hier …“
 

„Jason hat wirklich viel geleistet. Das alles war … arg verfallen“, lobte er vorsichtig.
 

„Und Sie sind …?“, fragte sie vorsichtig.
 

„Jasons Nachbar. Ich baue Mohrrüben an“, erwiderte er aufrichtig. „Aber von Haus aus bin ich Ingenieur. Ich habe mich hier … neu orientiert.“
 

„Ingenieur?!“, wiederholte sie schwungvoll und sah ihn groß an.
 

„Ja … Bauingenieur … aber ich … ich musste etwas ändern. Nichts Kriminelles, bin nicht gefeuert worden, keine Angst. Aber … meine Eltern sind ums Leben gekommen … da habe ich alles noch mal neu überdacht“, platzte er etwas konfus heraus. Irgendetwas hatte sie an sich, dass er plötzlich plapperte wie ein Papagei, obwohl es nun ganz und gar nicht seine Art war, Wildfremden seine Lebensgeschichte aufs Ohr zu drücken. Aber diese weiblichen Jason-Augen flüsterten irgendwie: „Los! Erzählen! Erzählen! Ich will alles wissen! Du bist großartig! Der tollste Typ auf Erden!“ Das schien irgendwie erblich zu sein, wenn Jason so guckte, war mit seinem Hirn auch immer ziemlich Ebbe.
 

„Oh!“ Sie drückte seinen Oberarm. „Wie schrecklich! Das tut mir so leid! Aber es ist schön, dass Sie da sind. Dass sie Jasons Freund sind! Oh mein Gott! Halten sie mich gerne für egoistisch, aber das ist es nicht! Ich will, dass Jason nicht alleine ist. Dass er jemanden hat! Und bisher … aber jetzt …?“ Sie sah ihn so schrecklich hoffnungsvoll an.
 

Aber er konnte ihr nichts garantieren. Das hier war etwas zwischen Jason und ihm. Zwischen dem Hier und Jetzt und elterlichen Erwartungen. Da hatten sie nur eine Stimme drin. Das konnte er ihr wohl kaum so sagen. Wollte er auch nicht. Es war schließlich Weihnachten. Doch so, wie das hier aussah, hatte man ihn bereits zum künftigen Schwiegersohn gekürt. Fünf Minuten nach Ankunft. Oh weia.
 

Jason und sein Vater liefen leise plaudern hinter ihnen her, während der Chauffeur den Wagen auf dem Hof parkte. Musste der jetzt die ganze Zeit warten? Weihnachten? Das wollte er mal nicht hoffen. Es war komisch, er fühlte sich so fremd, aber doch zugehörig. Vielleicht, weil er seine eigene Familie so sehr vermisste.
 

Oh Mama … oh Papa … jetzt mit euch vor dem Weihnachtsbaum sitzen zu können …
 

Dieses Jahr gab es jedoch wieder einen Weihnachtsbaum, zum ersten Mal, seit sie gestorben waren. Und er hatte ihn selbst geschmückt. Aber nicht alleine, sondern mit Jason, der sich darüber gefreut und Faxen gemacht hatte wie ein Kleinkind. Er liebte ihn so sehr … zärtlich … wild … Wie war das bloß passiert? Aber Weihnachten war doch das Fest der Liebe, und dieses Mal konnte er es wieder feiern, denn er liebte ja wieder. Ganz anders als einst, gewiss, Jason war ja nicht seine Eltern.
 

Er drehte sich halb zu ihm um. Jasons Wangen waren gerötet, er lachte vor Freude, dass seine Eltern da waren. Dafür verliebte er sich glatt noch mal in ihn. Er lächelte ihn an. Jason lächelte zurück. Er sah wundervoll aus in seinem Edelanzug.
 

Vor seinem Haus trat Jason vor, öffnete die Tür und ließ alle ein.
 

„Oh Jason!“, schwärmte Caroline. „Was für ein wunderschöner Baum! Wo hast du den Schmuck her!“
 

„Ragnar“, erwiderte Jason und verwies auf ihn.
 

Die von Buchs lächelten ihn so begeistert an, als sei er für das Leuchten der Sterne am Firmament verantwortlich.
 

„Gerne doch“, murmelte er etwas bedröbbelt und half Caroline aus dem Mantel.
 

„Keks?“, bot Jason nonchalant an.
 

„Oh, pinke Zimtsterne!“, staunte Jasons Mutter. „Wo hast du die denn her?“
 

„Selbstgebacken!“, verkündete Jason stolz.
 

Seine Eltern starrten ihn fassungslos an.
 

„Ragnar hat geholfen“, lenkte Jason ein.
 

Naja, wie man‘s nahm. Eigentlich hatte Jason nur den Teig ausgestochen, die Schüssel ausgeleckt und die Kekse angemalt wie beim Kindergeburtstag. Es hatte sich auch angefühlt wie beim Kindergeburtstag bis darauf, dass Jasons ihm anschließend die Reste über den Schritt gekippt hatte und dann dort auf eine Art und Weise weggeschleckt hatte, die ganz gewiss nicht kindertauglich gewesen war.
 

Jasons Vater schnappte sich einen. „Unglaublich!“ meinte er, aber Ragnar beschlich das Gefühl, dass damit nicht nur die Kekse gemeint waren.
 

„Wirklich!“ bestätigte Jasons Mutter, während ihre Augen zwischen dem Keks in Immanuels Hand, Ragnar und dem weihnachtlich hergerichtetem Wohnzimmer hin und her flitzten. Sie hatten sich auch wirklich Mühe gegeben. Sein Speicher hatte ja so einiges zu bieten gehabt, den Rest verdankten sie Ikea. Der Kamin flackerte und verbreitete angenehme Wärme, der billige Tisch war mit dem Porzellan von Ragnars Großmutter gedeckt, Jasons Bett war mit einer Überdecke zum Sofa umfunktioniert worden, zwei Sessel aus Ragnars Beständen ergänzten das Ensemble. Das Ganze war wirklich ziemlich zusammen geschustert, aber wirkte durchaus nicht ungemütlich.
 

„Nun“, kam Ragnars Vater wieder halbwegs zu sich. „Wie … wie hast du geplant?“
 

Jason reckte sich und verkündete: „Das Essen dauert noch ein bisschen, aber dann kann es losgehen. Die Kirche müssen wir auf danach vertagen, tut mir leid, aber sonst sengt uns der Braten weg. Und es wäre blöd, wenn einer deswegen allein zu Hause bleiben müsste.“ Ein weiterer Punkt, bei dem Jason auf stur geschaltet hatte. Er würde heute nicht allein sein, keine Chance, damit hatte sich Ragnar schon abgefunden. „Tja, und dann gibt es die Bescherung, und wir feiern hier ein bisschen?“
 

„Sicher Schatz“, nickte Caroline. „Aber … Braten …?“
 

„Der gart drüben in meiner Küche“, erklärte Ragnar hastig.
 

„Oh“, meinte Immanuel. „Danke!“
 

„Ja, wirklich, Ragnar, danke!“, lobpreiste ihn jetzt auch Jason und strahlte ihn mit seinen Eltern um die Wette an. „Ohne dich wäre das hier gar nicht möglich. Nicht ansatzweise!“
 

„Ist das Ihr … äh dein Geschirr?“, fragte Caroline und beäugte den Tisch.
 

„Ja, von meiner Großmutter“, setzte Ragnar an, wurde aber sofort wieder unterbrochen.
 

„Und der Baumständer, der Schmuck, die Sessel, die Renovierungen, die Keksformen und, und, und!“, pries ihn Jason unverdrossen, trat zu ihm, schlang ihm den Arm um die Schultern und drückte ihm zu allem Überfluss noch einen Kuss auf die Wange. „Danke, Ragnar!“
 

„Es ist wunderschön!“, jubelte Caroline. Aber ihre Augen klebten genau wie die ihres Mannes auf ihnen beiden.
 

Ragnar war etwas schwindelig. Irgendwie wurde er gerade völlig überbucht, aber ganz anders als ein Billig-Flieger nach Mallorca. Er wusste nicht wirklich, was er davon halten sollte. Kurz horchte er in sich hinein. Er war geplättet, aber nicht panisch oder peinlich berührt oder so. Irgendwie komisch aufgeregt. Aber das passte doch zu Weihnachten, oder? Was für eine Bescherung …
 

Jasons Vater begann plötzlich noch breiter zu grinsen. „Einen Programmpunkt müssen wir zum Teil aber vorziehen“, meinte er.
 

„Was denn?“, fragte Jason verwirrt.
 

Jetzt grinste auch seine Mutter. „Dein Geschenk kann leider nicht bis nach dem Essen und dem Kirchgang warten.“
 

„Aha?“, erwiderte Jason ratlos.
 

Jasons Vater wirkte so, als lache er sich innerlich gerade ein bisschen kaputt. „Nun, mein Sohn, wir dachten, wir erfüllen dir endlich den Wunsch, den du doch so häufig geäußert hast.“
 

„Ein Maserati?“, vermutete Jason hoffnungsvoll.
 

„Nein, kein Spielzeug!“, wurde er abgebügelt.
 

Schade, dachte Ragnar wehmütig, doch etwas fassungslos über Jasons Wunsch. Mit einem Maserati wäre er auch gerne mal gefahren. Oder Jason auf einem flachgelegt. War bestimmt besser als auf einem Audi. Obwohl … wenn er da an das erste Mal dachte, da er Jason gevögelt hatte, war er sich da nicht sicher. Den Versuch wäre es allerdings wert.
 

„Nein, Liebling“, griente Jasons Mutter. „Etwas, das du dir immer und immer wieder gewünscht hast. Und das viel besser für dich ist als noch ein Auto!“
 

Noch ein Auto? Wie viele Autos hatte Jason bitteschön? Davon hatte er bisher nichts gewusst. Hatte Jason garantiert mal wieder weggeblendet, da nicht in Reichweite.
 

„Mama …?“, horchte Jason etwas alarmiert auf.
 

„Nun, Jason!“, blieb sein Vater auf Kurs. „Trotz der Querelen in letzter Zeit hast du doch durchaus ordentlich etwas auf die Beine gestellt. Glaube nicht, dass würden wir nicht würdigen. Wir freuen uns wirklich, dass du so viel Engagement, Pflichtgefühl und Verantwortung aufbringst, daher finden wir, dass es wohl jetzt an der Zeit ist.“
 

Ragnar war kurz davor los zu prusten. Eltern … ja, so war das eben, egal, wie alt man selbst sein mochte. Jason sah gerade wirklich aus wie ein Fünfjähriger, ein sehr männlicher, gut gebauter und gekleideter Fünfjähriger, aber sein Gesichtsausdruck passte.
 

„Danke … äh … Was …?“, stammelte er.
 

Jasons Vater trat ans Fenster und schien dem dort wartenden Chauffeur ein Signal zu geben.
 

„Was ist eigentlich mit dem Chauffeur?“, wagte Ragnar zu fragen.
 

„Herr Takur ist Hindu, und er nimmt das Feiertagsgeld, das wir natürlich dennoch zahlen, gerne mit“, erklärte Caroline. „Aber keine Angst, er hat nachher frei, muss uns nur dann abholen, wenn wir uns melden. Danke übrigens für die Pensionsunterkunft. Ganz charmant!“ Das meinte sie ehrlich. Nun gut.
 

„Das hat Jason gebucht“, murmelte Ragnar. Jetzt anzumerken, dass das seine Idee gewesen sei, hätte wahrscheinlich einen weiteren Lobessturm ausgelöst. Er musste sich vom Letzten noch erholen. Aber schön, dass er für alles Gute hier verantwortlich gemacht wurde.
 

Immanuel flitzte zur Tür, unterhielt sich kurz, dann trat er wieder ins Wohnzimmer.
 

Jasons Augen wurden kugelrund, als er gewahr wurde, was sein Vater da anschleppte. Ragnars auch. Er war so fassungslos, dass er noch nicht mal lachen konnte. Das war auch gut so, denn ansonsten wäre er in Gefahr gelaufen, sich postwendend totzulachen.
 

„Oh Gott!“, stöhnte Jason entgeistert.
 

„Wolltest du doch immer haben. Aber wir hatten Bedenken. Nun, jetzt nicht mehr. Frohe Weihnachten, Jason!“, wünschte ihm sein Vater und drückte ihn das winzige, zitternde Bündel weißen Fells in die Arme.
 

Jason griff mit offenem Mund danach. „Was … was … was …?“, stotterte er.
 

„Darf ich vorstellen“, sagte Caroline wohlgemut. „Maude Murielle Anastassia von Kastanienbusch-Wildweide.“
 

Ragnar fühlte, wie er begann zu hyperventilieren. Gleich … gleich …
 

„Was ist das denn für eine Sorte?“, krächzte Jason und starrte ungläubig seine Gabe an.
 

„Rasse, Schatz. Bei Hunden gibt es keine Labels und Sorten“, korrigierte ihn seine Mutter sanft. „Sie ist ein Zwergpudel.“
 

Okay. Das war‘s. Unhöflich oder nicht.
 

Ragnar polterte aus dem Raum, stieß an der Haustür beinahe mit dem Chauffeur zusammen, der anscheinend gerade das Hundezubehör lieferte, und ließ sich ohne Rücksicht auf Verluste auf den eiskalten Hausstein fallen. Sein Körper wurde geschüttelt, als würde ihn jemand mit Elektroschocks traktieren. So ähnlich war das ja auch. Das tat richtiggehend weh. Aber er konnte wirklich nicht mehr. Ein Zwergpudel!!!
 

Armer Jason. Bekam er mit dreißig Jahren als Anerkennung seines endlich wachsenden Verantwortungsgefühls den Hund geschenkt, den er sich als Kind immer gewünscht hatte. Pädagogik war etwas wirklich, wirklich Böses. Stattdessen hatten sie ihm einst diesen fiesen Hamster van Gogh geschenkt, der Jason so übel gebissen hatte. Da war dieses Viehzeug da drin deutlich ungefährlicher, so wie das aussah. Das hätte der Hamster vermutlich alle gemacht. Und er hatte auch Zweifel, ob Jason sich freiwillig gerade diese „Sorte“ ans Bein gebunden hätte.
 

Ein schneeweißer Rassepudel!!! Ein adliger Zwergpudelwelpe!!! Mit einem oberbekloppten Zuchtnamen!!!
 

„Geht es Ihnen gut?“, fragte der Chauffeur ihn besorgt.
 

Ein erneutes irres Kichern stieg in ihm auf. „Alles wunderbar!“, schnaufte er, während ihm die Lachtränen übers Gesicht liefen.
 

Er wusste, dass das gemein war, aber er konnte einfach nicht anders. Jason, sein Jason … hatte völlig Recht gehabt, ihn zu diesem Weihnachtsfest zu nötigen. Das hier hätte er um keinen Preis der Welt verpassen wollen!



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Marubis
2013-08-03T23:40:53+00:00 04.08.2013 01:40
hibbel
*Finger aneinander stippse*
duhu...
wann geht es denn weiter?
es ist ja bald schon 1 Jahr her
*schock*
dabei warte ich so sehnsüchtig
ich hoffe das du bald wieder Lust am posten findest und weiter machst!!
LG Maru
Von:  chaos-kao
2012-10-10T22:25:53+00:00 11.10.2012 00:25
Nicht nur Ragnar lacht gerade Tränen :D Einfach zu genial diese Vorstellung xD Und Jasons Eltern sind echt lieb und süß :)
Freu mich schon drauf zu erfahren, was es sonst noch so an Geschenken geben wird ^^

Lg
Kao
Von:  Kaya
2012-10-02T18:57:17+00:00 02.10.2012 20:57
Ich mag Zwergpudel, aber das *zu Ragnar geht und mitprustet*
Und ich LIEEEEEEBE seine Eltern. Die sind ja mal wirklich goldig


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