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Schuld - Bis du mir verzeihst...

RobertxJohnny
von

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Auseinandersetzung

Schuld - Bis du mir verzeihst...

Auseinandersetzung
 

Er war gekommen. Ja, das stimmte. Aber sicherlich nicht, weil er mit seinem ehemaligen, besten Freund Sex haben wollte, sondern einfach nur, weil er endlich einmal reinen Tisch mit diesem machen und die Tatsachen klar stellen wollte. Lange hatte er überlegt, ob es nicht vielleicht besser wäre, Johnnys Einladung zu ignorieren, war dann jedoch zu dem Schluss gekommen, dass es zwar das Problem, das sie hatten, hinauszögern aber nicht lösen würde. Und er wollte nicht auf ewig mit dem Gefühl leben müssen, dass sich zwischen ihm und Johnny ein unglaublich großes Missverständnis befand.

Mit einem frustrierten Seufzen fuhr er sich durch die Haare und fragte sich schlagartig, ob Johnny überhaupt in dem Zimmer sein würde, das er ihm genannt hatte. Vielleicht war es ein Trick, um ihn zu ärgern, vielleicht fand er jemand anderen vor, vielleicht war auch Johnny da, um ihn einfach nur bloß zu stellen, aber vielleicht hatte Johnny es auch vollkommen ernst gemeint. Ein Schauder erfasste Robert, als er vor der Zimmertür 134 des prunkvollen und prächtigen Hotels Four Season zum Stehen kam.

Meine Güte. Wenn jemand dahinter käme, dass er sich in diesem Zimmer mit Jonathan McGregor zum Sex verabredet hatte, für wie notgeil würde man ihn dann halten? Ein Kerl, mit dem er nicht mal mehr befreundet war, und den er seit etlichen Jahren nicht mehr gesehen hatte, hatte ihn zum Sex eingeladen. Vermutlich war das für Johnny wirklich keine große Sache, denn er hatte ein ausschweifendes Partyleben und dass er seine Freundinnen wechselte, wie andere ihre Socken, war auch allgemein bekannt. Ob Johnny auch schon Beziehungen mit Männern geführt hatte? Erneut erschauderte er. Hoffentlich konnte er das Missverständnis bald aus der Welt räumen.

Zögerlich klopfte er an die Zimmertür und betete insgeheim, dass ihm nun auch wirklich der Schotte und nicht etwa irgendjemand fremdes diese öffnen würde. Es dauerte einige Zeit, als - tatsächlich – Johnny ihn in das Zimmer bat. „Du bist spät“, kommentierte er die Situation und verschränkte seine Arme vor der Brust, als Robert eintrat und die Tür langsam hinter sich schloss.

Johnny trug gewöhnliche Alltagskleidung, eine Jeans und ein grünes T-Shirt, was Robert in seinem Anzug – denn als Geschäftsmann hatte er so gut wie immer teuere Anzüge an – ein wenig übertrieben gut angezogen wirken ließ.

„Ich habe gewusst, dass du kommst“, meinte Johnny weiter, wobei sein Tonfall äußerst abwertend klang, „Du bist leicht zu durchschauen.“ Robert zuckte mit den Schultern: „Bin ich das? Gut, dann muss ich ja nicht groß erklären, dass ich nicht vor habe mit dir zu schlafen, sondern dass ich einfach nur diese ganze Situation ein für alle mal klären will.“ Sein Gegenüber starrte ihn für einen kurzen Augenblick fast zornig an, ehe er lachte. „Sehr witzig, Robert.“

Wie zur Bestätigung ließ sich Robert in einen der Sessel fallen, die um den Zimmertisch standen, und er überschlug seine Beine, ehe er seinen Kopf auf seine rechte Hand abstützte und Johnny skeptisch musterte: „Sag mir, wenn du fertig bist, denn ich habe heute noch andere Sachen vor.“ Zwei Augen blickten ihn wütend an. „Wieso solltest du der Einladung folgen, wenn du nicht mit mir ficken willst?“ „Vielleicht, weil ich mit dir reden will?!“

Es herrschte einige Zeit Schweigen, ehe Johnny erneut das Wort ergriff: „Kriegst du etwa keinen hoch?“ Für einen kurzen Augenblick überlegte Robert, auf die Vorwürfe einzugehen, hielt sich dann jedoch zurück. Er kannte Johnny gut genug, um zu wissen, dass er versuchte, ihn zu reizen, um ihn dazu zu zwingen, das zu tun, was er wollte. Allmählich wurde ihm auch klar, wieso Johnny mit ihm schlafen wollte. Er konnte es an seiner ganzen, herabwertenden Art ablesen, dass er nur darauf brannte, ihm beim Sex auflaufen zu lassen und ihn so vor ihnen beiden bloß zu stellen. So hätte er auf ewig etwas gegen ihn in der Hand – zumindest versprach er sich das vermutlich.

„Tja, da kann man wohl nichts machen. Man kann nicht alles haben. Ist deshalb deine Beziehung zu Sophie gescheitert? Ich nehme an, euer Sexleben war nicht gerade sonderlich prickelnd.“ Die Erwähnung Sophies ließ Robert aus seinem Sessel auffahren. Sophie hatte sicherlich rein gar nichts mit dieser Situation zu tun. Sie waren zwei Jahre zusammen gewesen, davon ein Jahr lang verlobt, doch Sophie hatte sich von ihm getrennt. Robert war nicht bereit gewesen, sie irgendwie psychisch an sich heran zu lassen. Seit dem er Johnny durch seine unbedachte Handlung derart verletzt hatte, hatte er Angst, dass etwas ähnliches nocheinmal passieren würde, dass er wieder versehentlich etwas Falsches tat. Deswegen war er sehr vorsichtig geworden.

Er war immer nett zu Sophie gewesen, hatte ihr jeden Wunsch erfüllt und sie hatten sicherlich viele schöne Momente miteinander verbracht, aber sein Herz war nicht bereit gewesen, sich irgendwie an sie zu binden. Für ihn persönlich kein Problem. Für Sophie jedoch schon.

„Sie hat rein gar nichts mit dem zu tun, also lass' sie auch heraus aus dieser Sache. Sie ist eine ehrenwerte Frau und jemand wie du-“, Robert unterbrach sich, als er bemerkte, dass er dabei war, die Kontrolle über sich zu verlieren und er beinahe in einen Schwall von Beleidigungen gegen sein Gegenüber ausgebrochen wäre. „Jemand wie ich...?!“, hakte Johnny nach, doch Robert begann zu lachen und fixierte ihn dann.

„Das ist es, oder? Ich dachte die ganze Zeit über, dass du denkst, dass ich mit dir schlafen möchte. Aber das ist es ja gar nicht. Du willst Sex mit mir, nicht wahr? Wie konnte ich das nur übersehen? Es ist doch so offensichtlich. Ist dein Drang nach sexueller Befriedigung so stark?“, er trat ein paar Schritte auf Johnny zu, der ihn einfach nur anstarrte und zu keiner Reaktion fähig war, als er ihn am Kinn berührte, „Willst du so unbedingt von mir gefickt werden, dass du alle Register ziehst? Dass du versuchst mich zu provozieren?“

Für einen kurzen Moment, fragte sich Robert, ob es in Ordnung war, wenn er tatsächlich das tat, was Johnny von ihm erwartete – aber zumindest hatte er somit dessen Einverständnis. Es war also nicht so, als würde er etwas Falsches tun. Ein Grinsen zog sich über seine Lippen, als ihm klar wurde, dass er den Schotten mit seiner plötzlichen Wandlung und seiner autoritären Haltung ziemlich schockiert haben musste. Was hatte er erwartet? Er war der Chef einer riesigen Firma. Er musste sich durchsetzen können.

„Ich gebe dir, was du willst, Johnny. Aber nur weil du es bist“, es war vielleicht nicht unbedingt fair, Johnny zu erniedrigen. Im Endeffekt trug Robert daran die Schuld, was aus ihm geworden war, auf der anderen Seite rechtfertigte das keinesfalls den Versuch einer absoluten Bloßstellung. Es war sicherlich nicht falsch, Johnny einmal von seiner eigenen Medizin kosten zu lassen.

Er drängte ihn zum Bett und Johnny schien immer noch nicht wieder fähig zu sein, irgendetwas zu unternehmen und ließ sich einfach nur auf dieses zurückfallen. Hatte Robert tatsächlich derart ins Schwarze getroffen, dass Johnny sich plötzlich nicht mehr sicher war, was er wirklich wollte? Oder war ihm eben erst bewusst geworden, dass er die ganze Zeit über derjenige gewesen war, der mit ihm hatte schlafen wollen? Nun, es war jetzt mit Sicherheit zu spät für ihn, seine Meinung noch einmal zu ändern. Robert hatte sich schon längst damit abgefunden, was als nächstes folgen würde.

Der Deutsche zog seine Anzugjacke aus und löste seine Krawatte. Es folgten das Hemd, seine Hose und seine Shorts. Er wusste, dass er sich beim Ausziehen von Johnny keinerlei Hilfe versprechen konnte. Dieser lag immer noch vor ihm und blickte zu ihm auf, fast so, als könne er sich nicht entscheiden, ob er sich darüber freute, dass er seinen Willen bekam, oder nicht.

Robert bedachte ihn kurz mit einem Grinsen und fragte sich, ob sich so vielleicht der böse Wolf in Rotkäppchen gefühlt haben mochte. Er wusste, dass Johnny es hassen würde, wenn Robert ihn dazu brachte, den Akt zu genießen, vor Erregung seinen Namen zu stöhnen – und deshalb würde er ihn auch dazu bringen. Es sollte nichts Halbherziges werden, sein Herz sollte für einen kurzen Augenblick ganz alleine für ihn schlagen. Natürlich war Robert sich darüber im Klaren, dass Johnny ihn danach dafür verabscheuen würde. Aber das tat er so oder so schon. Als ob das jetzt noch einen allzu großen Unterschied machte...
 

Nachdem Johnny das Hotelzimmer mit den Worten „die Rechnung bezahlst du“ verlassen hatte, war Robert mehr als nur klar geworden, was für einen großen Fehler er begangen hatte. Dass er schlicht und ergreifend zu weit gegangen war. Er hatte Johnny ordentlich durchgenommen, ihn verwöhnt und erregt, ihn dazu gebracht, sich unter ihm zu winden, letzten Endes dazu gezwungen, ihn um den erlösenden Orgasmus anzuflehen. Zitternd und keuchend hatte er unter ihm gelegen, ohne zu wissen, was er machen sollte, um Robert dazu zu bewegen, weiter zu machen mit dem, was er so abrupt unterbrochen hatte.

Was für ein Idiot war er gewesen, sich derart hinreisen zu lassen, dass er die Kontrolle über seine Vernunft verloren hatte? Mit einem leisen Seufzen fuhr er sich durch die Haare, erhob sich dann, um sich wieder anzuziehen. Er verließ das Hotelzimmer, bezahlte und entschied sich dazu, noch nicht nach Hause zurück zu kehren. Wie sollte er Sonja die ganze Sache auch erklären? Er schüttelte den Kopf über sein eigenes Verhalten, und entschied sich, erst einmal frische Luft zu schnappen und sich noch ein wenig zu beruhigen. Was er getan hatte, stand ihm noch viel zu nah, als dass er so einfach darüber hätte hinwegsehen können.

Wohlwissend, dass die Natur ihm am besten die nötige Ruhe brachte, schlug er, nachdem er sich einen Regenschirm aus seinem Auto geholt hatte, da es in Strömen regnete, den Weg zum Park ein, während seine Gedanken immer noch um die Szene im Hotel kreisten. Ob es damals auch so gewesen war, als sie das erste Mal miteinander geschlafen hatten? Er selbst konnte sich in keiner Weise an irgendetwas erinnern, aber wenn er davon ausging, dass er betrunken gewesen und vermutlich die treibende Kraft des Ganzen gewesen war-

Verwirrt blickte Robert auf, als er ein Schluchzen hörte und er sah sich nach der Quelle des Geräusches um. Auf einer Parkbank etwa fünfzig Meter entfernt saß mitten im Regen Johnny zusammengekauert, die Hände über sein Gesicht gelegt, und heulte. Robert zog es unangenehm den Magen zusammen. Er wusste, dass er Johnny sehr verletzt haben musste. Er hatte seinen Stolz gekränkt und ihn erniedrigt, so gut es ihm möglich gewesen war. Es war nicht fair gewesen. Er verabscheute sich selbst für das, was er getan hatte, und für einen kurzen Augenblick überlegt er, zum ihm hinzugehen und ihm zu sagen, wie Leid ihm das alles doch tat. Doch er hielt sich zurück. Wenn er jetzt zu Johnny ging, war das für diesen mit Sicherheit noch schlimmer, als die Blöße, die er sich beim Sex gegeben hatte.

Irgendwann würde er sich mit Sicherheit entschuldigen. Aber nicht heute.

Morgen.
 

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