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Schwarzes Eis

von

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Drei

Es schien mehrere Stunden zu dauern, bis Mikaela im Scheinwerferlicht schemenhaft erkennen konnte, wie Lennox das Zeichen zum Anhalten gab.

Offensichtlich hatten sie einen Kreuzungspunkt mehrerer Tunnel erreicht, sodass die Autobots genug Möglichkeiten hatten, ein wenig auszuschwärmen und die Gegend abzusichern; ihre Mitfahrer stiegen aus und überließen das Bumblebee mit Mikaela am Steuer.

Die verbliebenen Fahrzeuge wurden ein wenig unbeholfen halbkreisförmig aufgestellt in einem Versuch, eine Art Wagenburg zu errichten; Mikaela ließ der Gewohnheit halber die Hände auf Bumblebees Lenkrad ruhen.

„Hast du irgendwas entdeckt, Bee? Obdachlose? Flüchtlinge? Decepticons? Mutierte Zombies mit Hunger auf menschliches Hirn?“

Ihr letzter Kommentar war natürlich nur scherzhaft gemeint gewesen, doch es steckte ein Funken Wahrheit darin. Selbst nach acht Monaten weigerte sich irgendein Teil von ihr, das hier als etwas anderes zu sehen als eine kranke Real-Life-Version von Resident Evil. Mit Robotern.

Keine bösen Jungs.“, meldete Bumblebee, „Da ist überhaupt nichts.

Sie nickte, zumindest ein bisschen beruhigt, obwohl die offensichtlich völlige Abwesenheit von Menschen dennoch unwillkürlich ein Gefühl der Beklemmung in ihr auslöste… wie in jeder völlig desolaten Stadt, in die sie kamen. Es hatten einmal sieben Milliarden Menschen auf diesem Planeten gelebt, davon konnten doch jetzt nicht nur noch etwa dreißig übrig sein?

Nun ja, sie hatte mit eigenen Augen gesehen, wie die Decepticons den Hoover-Staudamm dem Erdboden gleich gemacht hatten. Dort war wohl niemand mit dem Leben davon gekommen, und wenn die Decepticons eine ähnliche Praxis einfach in jeder Stadt, jeder Metropole und jedem winzigen Bergdorf anwandten, in das sie kamen, dann…

Sachte strich sie mit der flachen Hand über die Innenseite von Bumblebees Tür.

„Bee?“, fragte sie leise, „Glaubst du… na ja, glaubst du, Optimus Prime ist noch am Leben?“

Einen Moment lang schwieg Bumblebees Radio.

We fight ’til dying.“, antwortete er schließlich zögerlich mit der Melodie eines Popsongs, den Mikaela selbst einmal recht gerne gehört hatte, und fügte aus demselben Lied hinzu: „I know we will be fine.

Mikaela seufzte tief.

Immerhin schien Bumblebee sich einen gewissen Rest Hoffnung bewahrt zu haben, aber… nun ja, seine erste Antwort ließ sich auf diese und jene Weise auslegen, nicht wahr?

„Was glaubst du, warum können wir ihn nicht aufspüren?“

Soundwave.“, antwortete Bumblebee, „Blockiert. Versteckt. Wie… im Staudamm. Betonwände. Großer… Staudamm.

Mikaela lächelte müde.

„Weißt du, wie viele große Staudämme es auf der Welt gibt? Es könnte auch irgendein unterirdischer Bunker sein oder… na ja, irgendwas, was eure Strahlung so weit abfängt, dass man weder ihn noch den Allspark aufspüren kann.“

Wir müssen… suchen. Nicht aufgeben. Würde er auch nicht.

Bumblebee ließ flüchtig seine Scanner ausschweifen, für einen kurzen Moment krochen hellblaue Lichtstrahlen die Wände entlang.

Alles sicher.“, verkündete der Autobot dann, öffnete die Tür, um Mikaela aussteigen zu lassen und transformierte sich, wobei er den Kopf einziehen musste, „Lagebesprechung?

Ratchet und Ironhide hatten sich ebenfalls bereits transformiert; offensichtlich waren die Tunnel ein wenig zu niedrig für die Autobots, um aufrecht darin stehen zu können.

Bumblebee setzte sich und Mikaela kletterte kurzerhand sein Knie empor, um sich auf sein Bein setzen zu können, während Ratchet und Ironhide ebenfalls Platz nahmen. Lennox und Epps gesellten sich zu ihnen, im Schlepptau einige weitere ihrer überlebenden Kameraden von den US-Marines.

Noch immer überraschte es Mikaela ein wenig, wenn die Autobots Bilder mit ihren Optics projizierten; Bumblebee hatte es jedoch tatsächlich irgendwie geschafft, einen Plan des New Yorker Tunnelsystems aufzustöbern, so weit das Tunnelsystem denn noch dokumentiert gewesen war. Aus welchem System er das wohl geholt hatte?

Here we are.“, verkündete Bumblebees Radio und seine Optics projizierten auf der hellblauen Karte zusätzlich einen roten Punkt recht dicht an einem der Eingänge.

Lennox nickte leicht.

„Das sieht doch schon mal gar nicht so übel aus.“, sagte er, „Können eure Sensoren uns hier drin wahrnehmen?“

Die drei Autobots tauschten einen kurzen Blick.

„Die Decepticons haben Soundwave.“, knurrte Ironhide deutlich unerfreut, „Der findet alles.“

Michaela verzog das Gesicht – das klang gar nicht anheimelnd, aber es erklärte vieles.

„Und wie weit müssen wir in die Tunnel gehen, damit man uns nicht mehr finden kann?“

„Das Problem ist nicht die Entfernung zum Ausgang.“, antwortete Ratchet ihr, „Das Problem ist die Entfernung zur Oberfläche. Wir müssen tiefer unter die Erde. Etwa so tief, wie der Staudamm war – da war Megatron all die Jahre über gut versteckt und wir konnten ihn nicht orten. Genauso wenig den Allspark.“

Flüchtig strich sich Mikaela eine dunkle Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Ich weiß, ich weiß.“

Bisher hielt sie die Hoffnung in Bewegung, dass Optimus Prime sich an einem ähnlich unwegsamen Ort befand, und auch deshalb wechselten sie so oft wie möglich den Standort – sie suchten alle potentiellen Decepticonverstecke ab, die genug Beton aufwiesen, um dort einen Cybertronier von Optimus‘ Größe langfristig verstecken zu können.

Genau genommen gründete sich darauf ihre gesamte Hoffnung.

„Es gibt tiefere Tunnelgebiete.“, sagte Lennox nachdenklich, „Ich weiß noch, irgendwann in der Highschool musste ich dazu mal einen Vortrag machen. Die Tunnelschichten ganz unten sind noch aus der Gründerzeit von New York… ich vermute, da kann uns niemand mehr aufstöbern. Aber ich weiß nicht, ob da ein Auto reinpasst…“

„Solange er nicht selbst in den Tunneln ist.“, antwortete Ratchet mit Nachdruck, „Wir brauchen Wachposten an jedem einzelnen Eingang, die uns warnen können. Mit etwas Glück sind die Tunnel so verworren, dass sie uns orten, aber nicht zu uns durchdringen können… andererseits befürchte ich, dass sie sich dann einfach durchgraben.“

Obwohl die Vorstellung ganz und gar nicht zum Lachen war, huschte ein müdes Lächeln über Mikaelas Gesicht.

„Na ja, es ist auf jeden Fall die beste Alternative bisher.“, sagte sie leise.
 

„Elita!“

Arcees Ruf riss sie aus der Stasis, in die sie sich gegen Morgen mühsam zurückgezogen hatte; blitzschnell war sie auf die Beine gesprungen.

Arcee saß einige Meter weiter auf Sideswipes Schoß und hatte den Navigationsschirm vor sich.

„Habt ihr irgendwas gefunden?“, fragte sie hastig, „Optimus? Irgendwen von den anderen?“

„Optimus nicht.“

Arcee verzog das Gesicht.

„Tut mir leid, Elita. Aber wir haben Bumblebee, Ratchet und Ironhide orten können.“

Mit einem Lächeln zeigte sie ihr den Schirm.

„Wenn wir uns beeilen, dann können wir in zwei bis drei Stunden bei ihnen sein. Sie bewegen sich zwar, aber ziemlich langsam. Vielleicht sichern sie Flüchtlinge oder so.“

Langsam ließ sich Elita neben die beiden sinken.

„Ja, vielleicht.“, sagte sie leise.

Die Zwillinge schnarchten in einiger Entfernung in ihren Stasiskapseln vor sich hin, ebenso wie der Rest ihrer Truppe; Mirage und Sunstreaker überwachten ihre Umgebung.

Zum Schlafen hatten sie sich wieder in ihr Schiff zurückgezogen, dass ihnen in dieser Welt wohl den meisten Schutz bot, denn ihr Schiff war wesentlich besser abgeschirmt als jedes der halb zerfallenen Gebäude draußen es hätte sein können.

Sie straffte die Schultern und richtete sich wieder auf.

„Na gut. Weckt die anderen, wir starten.“
 

Triumph.

Ein wunderbares Gefühl.

Nach so langer Zeit.

Lebendigkeit.

Das Energon durchströmt einem doppelt so schnell die Adern, pulsierendes Leben, das viel zu lange erstarrt war.

Der Allspark.

Optimus Prime.

Wunderbare Trophäen.

Der Sieg ist unser.

Die Zivilisation der Menschen ist so gut wie vernichtet.

Zeit, den Allspark einzusetzen und ihnen den Rest zu geben, um weiterzuziehen.

Es ist lange her, seit ein Decepticon ihn zu Gesicht bekommen hat.

Das Gefühl ist… anders.

Irgendetwas stimmt nicht, etwas ist falsch.

Das Energon in seinem Inneren bringt die cybertronischen Markierungen darauf nicht mehr zum Glühen.

Die Wärme, angestaute Energie, die einen Ausweg sucht, ist verschwunden.

Wut.

Ein altbekanntes Gefühl.

Das-ist-ein-Trick-all-die-harte-Arbeit-umsonst-das-kann-nicht-sein…



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