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Lewin

von

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Licht

Yinol staunte nicht schlecht über die Entwicklung der südlichen Länder. Er selbst hatte immer gedacht, er wüsste wie die Südländer lebten, wie verkommen und kaputt ihre Heimat war, doch nun tat sich ihm eine andere Welt auf. Die Städte waren grösser als die im Norden, strahlten beinahe so hell wie die Sonne und Wärme stieg von ihnen empor. Seine Gedanken gingen in den Norden, zu seiner Familie. Wie gerne wäre er bei ihr, würde seine beiden Töchter in die Arme nehmen und seinen Söhnen die Kunst der Schwerter näher bringen. Müde schüttelte er den Gedanken von sich ab, er war hier um die Leute kennen zu lernen, die so weit von ihnen weg wohnten, sie um Hilfe zu bitten. Ihm wurde diese Aufgabe von den drei Meistern aufgetragen, nur er alleine könne dies tun, meinten sie.

So gab er seinem Pferd die Sporen und trabte zu den ersten Häusern hin. Einige der Bewohner sahen ihn an, lächelten dann und gingen ihren Weg weiter. Wieso waren sie so freundlich? Bei ihnen war es anders, wenn Fremde kamen wurden sie beinahe zu tote gemustert und manchmal kamen auch die Wachen um sie mit sich zu nehmen, doch hier begegnete er niemandem ausser den Bewohnern.

Er stieg bei einer Kneipe vom Syiah und bannt seine schwarze Stute an dem dafür vorgesehenen Masten an. Wenigstens etwas, dass so war, wie im Norden.

Er hatte nicht vor die Kneipe von innen zu betrachten, ihn lockte es in die

Mitte der Stadt. Gemütlich schlenderte er durch die Strassen. Die Meister haben ihm gesagt, er würde hier Sachen erledigen, die wichtig waren. Mit diesen Taten wäre er in der Lage, denn Krieg zu beenden. Yinol spürte den Hass in sich, er wäre trotz allem lieber im Norden, in den Schlachten und starb mit seinen Brüdern. Anstatt dort zu sein, war er hier.

Eine junge Frau kam auf ihn zu, verlangsamte ihre Schritte und musterte ihn kalt. Hätte er nicht gewusst, dass es unmöglich ist, hätte er geschworen die Temperatur sei um mindestens zehn Grad gefallen.

Die Frau wandte den Blick zu Boden und marschierte an ihm vorbei. Wieso weiss er nicht, doch seine Hand ergriff ihren Arm.

„Wartet!“

Ihre braunen Augen musterten ihn gelassen, aber angewidert. Sie liess seine Hand auf seinem Arm beruhen, er zog ihn nach einigen Sekunden freiwillig zurück. Ihm war es unangenehm.

„Was wollt ihr?“, sie presste die Worte durch die Zähne hindurch.

Immer wie mehr Ungeduld erschien in ihren Augen, er wusste nicht ob er nun Angst haben sollte und weggehen oder ihr entgegenhalten.

Ein Gemisch war die Lösung, er blieb stehen, senkte jedoch den Blick.

„Weshalb die Eile? Und könntet ihr mir sagen, wie ich weiter komme? Mein Ziel ist es euren Herren für unsere Sache gegen den Norden aufzubringen! Wir brauchen Verstärkung und haben einfach zu wenig Krieger.“

Sie sah ihn lange an.

Dann fielen ihm die Narben auf ihrem Gesicht auf. Brandnarben, wenn er sich nicht ganz täuschte. Verlegen trat er von einem Bein auf das andere; er benahm sich wie ein Junge.

„Ich habe da eine bessere Idee“, damit packte sie seine Hand und zog ihn hinter sich her.

Was war die bessere Idee?
 

Othirilla neigte ihr Haupt auf die linke Seite.

Es war einfach nichts zu sehen. Nirgends konnte sie die vier Menschen ausmachen, die sich doch eigentlich auf dem Weg zu ihr befinden sollten.

Genervt stand sie auf einer Anhöhe und hatte die Augen mit den Händen beschattet – nicht das hier oben die Sonne extrem schien, es war einfach eine Angewohnheit von ihr.

Ihre Herrin hatte ihr gesagt, die vier würden bald hier sein und sie hatte sich sehr beeilt um vor ihnen unter der Wolke zu stehen; aber wo waren die anderen?

Wieder setzte sie sich hin.

Sie hasste es zu warten und ihr Gesicht schmerzte noch immer. Nicht nur wegen der Schlägerei mit dieser Tochter von einem Dämon sondern weil es auch schmerzte, sich mit diesen magischen Portalen fort zu bewegen. Wieso es schmerzte konnte ihr niemand sagen, nur das es schmerzte. Währen wenigstens Elias und Olaf hier hätte sie jemanden zum Reden. Sie vermisste die beiden und würde alles dafür geben sie wieder in ihre Arme schliessen zu können.
 

Aillea betrachtete den Nordländer mit einem breiten Lächeln. Ihrem Plan hatte sich gerade ein Bonus hinzugesellt. Ein Krieger aus dem Norden, er würde ihnen eine gute Hilfe sein, auch wenn er es noch nicht wusste. Sie schmiedete ihren Plan gerade neu und Yinol war nebst ihnen auch im Mittelpunkt. Auf ihn würden sie setzten, wenn es hart auf hart kam.

„Du hilfst uns, wir helfen dir“, sie lächelte noch immer, es musste ihm verdächtig vorkommen, dass sah sie ihm an, aber was sollte sie ändern, sie freute sich zu sehr, diesen Mann ein Mitglied ihrer kleinen Truppe nennen zu dürfen; von einem Duo zu einem Trio, warum auch nicht.

Er nickte.

Er wollte kämpfen und er hat versprochen ihnen gegen diesen Dämon von Elveszett zu kämpfen um ihre Stadt zu retten, danach von ihnen zu ihrem Herren geführt werden und er würde seine Biete vorbringen.

Wenn sie siegen sollten, würden sie nicht nur diese Stadt sondern auch diese Welt retten, dies brauchte er noch nicht zu wissen… vielleicht würde er es auch nie erfahren.

Wie konnten die Nordländer bloss Elveszett vergessen?

Ein Schauder überlief sie, alles hatte sich so sehr verändert.

Glaube.

Macht.

Selbst die Hoffnung…
 

Thelor hielt Orphilia in seinen Armen und wartete. Er nagte an seiner Unterlippe, etwas das er früher immer getan hatte und es war ein schlechtes Zeichen, dass es nun wieder anfing.

Müde fuhr er mit dem Handrücken über die Augen. Wie lange war Lewin schon am Schlafen?

Es kostete ihn viel Mühe wach zu bleiben; irgendetwas zerrte an ihm.

Orphilia bewegte sich unruhig. Ihre Haare hatte sie irgendwann zwischen durch zu einen grossen Zopf zusammen gebunden und schlief nun wieder.

Ihn quälte die Frage, ob er sie vielleicht wecken sollte. Ihre Träume hatten sich wieder verschlimmert, quälten sie mehr wie jemals zuvor und sie schien, trotz dem Schlaf, immer müder zu werden. Abwesend strich seine Hand über ihre Wange, sie fühlte sich warm an.
 

Orphilia spürte die Gegenwart der anderen beiden; Lewin und Thelor, doch nur einen konnte sie sehen.

Lewin stand auf einem dunklen Pfad, links und rechts von ihm schossen Meter hohe Feuerstrahlen empor und es war heiss. Sie atmete flach und sah sich mit wachsender Besorgnis um. Wo war sie jetzt wieder gelandet?

Mit festem Schritt folgte sie ihrem Begleiter, sie wusste, dass sie schlief und er eigentlich in seinem Tor sein musste… war sie in seinem Tor? Sie schauderte bei dem Gedanken.

Mutter, schütze mich bitte!, ihre Mutter hatte sie schon immer beschützt und nun brauchte sie sie. Am liebsten hätte sie nach ihm geschrien, doch ihr Gefühl nagte an ihr und so liess sie es sein. Lewin immer in Sichtweite ging sie weiter, sah sich jedoch weiter um. Diese Welt war komisch, sie hatte schon oft geträumt und war wie in anderen Welten, doch diese Welt hier war anders. Sie konnte fühlen wie sie an ihr zerrte, sie auf eine Art willkommen hiess und auf die andere am liebsten töten würde. Tapfer ging sie weiter, es war heiss, aber ihr lief es eiskalt den Rücken runter. Eisig.
 

Lewin blieb stehen und drehte sich um; nichts. Er war sich sicher gewesen, dass ihm jemand folgte, bloss ein Gefühl. Er musste früh lernen auf seine Gefühle zu hören, wieso täuschten sie ihn in diesem Moment so gewaltig? Lag es am Feuertor?

Beinahe wütend ging er weiter, er musste die seinen Gegenstand finden und so Nachts Macht frei lassen. So sehr er sich anstrengte, er fühlte nichts. Also ging er weiter seinen Weg, gesäumt von den Feuerwänden, die immer wieder aus dem Boden hervorschossen und ihm ihre Hitze ins Gesicht jagten. Wieso musste es auch so heiss sein?

Dann konnte er das zerrten beinahe sehen. Es war als hätte sich eine dicke Schnur um seine Hüfte gelegt und nun zog sie ihn zu ihrem andern Ende. Er begann zu laufen. Wenn er endlich etwas bemerkte, musste er sich beeilen, die anderen warteten schliesslich auf ihn!
 

Orphilia hätte ihren nichts ahnenden Führer beinahe verloren als er anfing zu rennen. Sie hetzt ihm hinter her. Wenn sie ihn hier verlor, war sie vielleicht auch verloren.

Irgendetwas fuhr leicht über ihre Wange, wie ein streicheln. Sie ignorierte es und rannte weiter, Lewin würde nicht auf sie warten, wie auch, er hatte sie nicht bemerkt, selbst als er sich zu ihr umgedreht hatte und ihr direkt in die Augen gesehen hatte.

Was war das bloss für eine Welt, schoss es ihr wieder durch den Kopf.

Dann blieb er stehen. Sie erkannte neben ihm eine Figur.

Eine Frau die auf dem einen Knie kniete und das andere im rechten Winkel auf dem Boden aufstellte, so wie man vor ihrem Vater auch kniete. Ihr Haupt war gebeugt und ihre Hände hielten ein Schwert, das sie Lewin entgegen streckte. Man hätte meinen können, sie wäre echt, doch sie bestand aus dunklem Gestein und darum herum erhoben sich Flammen.

Vorsichtig ging sie auf die beiden zu.
 

Lewin betrachtete die Frau vor sich.

Seine Machtlenkerin. Sein Blick fiel auf das Schwert. Es besass eine lange Klinge, die breit war und der Schaft war verziert. Ohne zu atmen ergriff er die Waffe, Macht durchströmte ihn, Bilder drangen in ihn ein, schossen durch seinen Kopf und hinterliessen etwas in ihm.

Schlachten, Blut, Freunde, Lachen, Weinen.

Ein Bild blieb etwas länger, eine junge Frau, ganz in weiss gekleidet und ein Mann, ganz in schwarz. Sie ritten auf grauen Pferden; Schlachtrösser. Über ihren Häuptern flatterten zwei Flaggen. Die Flagge über der Frau zeigte einen weissen Kreis, auf schwarzem Untergrund, der von einem ebenso weissen Pfeil durchbohrt wurde, dort wo der Pfeil wieder aus dem Kreis austrat war eine kleine Blume zu sehen.

Der Mann hatte eine rote Flagge, darauf flog ein grosser, schwarzer Vogel, der in seinen Klauen einen Pfeil trug und im Schnabel eine Klinge. Pfeil und Klinge waren ebenfalls schwarz.

Lewin wurde bewusst, dass es nicht nur ein Bild war, sondern etwas das erzählte, eine Erinnerung vielleicht?

Es kam ihm bekannt vor, dieses Gefühl, diese Erinnerungen, es waren nicht die seinen, aber er hatte schon einmal etwas ähnliches erlebte, nur wo?

Die Frau hob ihr Schwert, ihr gewelltes, langes Haar peitschte durch die Luft als ihr Pferd sich aufbäumte. Der Mann tat es ihr gleich und die Soldaten, die nun sichtbar wurden, schlossen sich den beiden mit lautem Geschrei an. Es mussten einige tausende sein, wenn nicht noch mehr…

Lewin drehte sich um, wollte wissen was hinter ihm lag… wer der Feind war. Noch im Drehen erstarrte er. Die Feinde waren nah und es waren viele, sehr viele. Ein Schauder überlief ihn als er erkannt, wie wenig Soldaten die Beiden anderen anführten.

Eine Hand ergriff die seine. Er sah zu seiner Hand hinab und erkannte eine kleine darin, folgte dem Arm und zuckte leicht zusammen als Orphilia neben ihm stand – nicht als Mädchen sondern als Frau, eine Frau in seinem Alter. Sie hatte eine kleine Ähnlichkeit mit der Frau auf dem Schlachtross, aber wirklich nur wenig.

„Wie kommst du hier hin?“

„Ich weiss es nicht“, ihre Stimme klang voller und musikalisch. Es hätte ihn nicht gewundert wenn sie noch Flügel bekommen hätte und sich als Engel entpuppte.

„Was ist das hier?“, ihre Bewegung mit der freien Hand umfasste die Feinde und Verbündeten.

Verbündete? Wieso stellte er sich auf die Seite der beiden Führer?

„Eine Erinnerung, aber ich weiss nicht von wem…“

Sie nickte verstehend und sah wieder zu der Szene hin, die sich vor ihnen darbot.

Aus Neugierde drückte er ihre Hand, sie unterdrückte einen Schmerzlaut, funkelte ihn dafür böse an. Sein Herz pochte etwas schneller bei diesem Blick. Sie sahen sich an bis das Geschrei ihren stummen Kampf unterbrach und gemeinsam sahen sie der Schlacht zu. Die grössere Armee griff an, die anderen galoppierten auf sie zu. Bereit zum Kämpfen, bereit zum Sterben.

Lewin sah alles genau, Schwerter gruben sich in Leiber, schnitten Fleisch heraus, Schreie erklangen und mit einem Mal konnte man nicht mehr erkennen, wer am Siegen war, alle drängten sich vor und schlugen um sich, töteten Freunde und Feinde. Orphilia schauderte. Ihre Hand drückte die seine immer stärker.

„Sie werden sterben“, flüsterte sie mehr zu sich selbst.

Ja, sie würden sterben…

Nicht weit von ihnen entfernt stand ein Mann, seine Hand ruhte auf dem Schwert, dass seine Seite zierte. Er trug ein Lächeln auf seinem Gesicht, welches einen gefrieren lies.

Lewin beäugte ihn interessiert. Wut und Hass krochen in ihm hoch. Blanke Wut und abgrundtiefer Hass.

Orphilia machte ihn auf eine Gestalt hinter dem Mann aufmerksam; die Frau, welche die Soldaten führte. Sie schlich sich dem Mann von hinten an. Lewin konnte sehen, wie dieser bemerkte, dass sie kam. Er wollte Schreien, doch Orphilia kam ihm zuvor!

Sie schrie aus Leibeskräften, die Frau zuckte kurz zusammen, sah die beiden an und verharrte. Ihr Blick senkte sich auf ihre Brust, in die ein Schwert gerammt wurde. Ihre Augen weiteten sich, ihr Blick traf Orphilia und Lewin, ein Lächeln flog über ihr Gesicht, erreichte die Augen und dann erloschen sie. Sie starb mit einem Lächeln, denen schenkend, die für ihren Tod eigentlich schuldig waren. Orphilia sank auf die Knie und zitterte, Lewin stand da, hielt ihre Hand und sah auf die Tote hinab, der Mann zog das Schwert zu sich hoch, der Leichnam ging nicht ab, so setzte er seinen Fuss auf ihre rechte Schulter und drückte sie zu Boden. Brennender Zorn durchschoss Lewin und zugleich durchdrang ihn eine Gestalt. Orphilia erschrak genauso sehr wie er selbst als der Mann mit der schwarzen Kleidung durch sie hindurch rannte, auf den anderen zu, der die Frau getötet hatte.

Vielleicht waren doch nicht sie schuld gewesen, hatte der andere ihr Geschrien?

Sie verschwanden alle drei; nur die Schlacht tobte noch weiter.

Lewin sah auf seine Hände, er hielt das Schwert in seinen Händen, die Frau stand nun und hatte die Augen geschlossen, aber ihr Gesicht zeigte sie lächelnd.

„Die Tote“, meinte Orphilia neben ihm. Lewin erschrak, er war davon ausgegangen, sie wäre nur in der Erinnerung vorhanden und nun stand sie ihm im Feuertor gegenüber und betrachtet die Frau.

Licht… nein.. Isik. Ihr Name ist Isik, Geces Geliebte“, erstaunt berührte sie die Lippen der Statue. „Gece und Isik“, die Namen kamen unwissend über ihre Lippen, sie wusste nicht woher sie, sie kannte und wer sie genau waren, doch selbst Lewin war sicher, dass die beiden genau so hiessen.

Nacht und Licht“, sagte er.

Sie sahen sich an, war es wirklich möglich?

Hatte er sie überhaupt über Nacht aufgeklärt? Es spielte keine Rolle, sie schien es zu wissen, so wie sie die Namen auch wusste.
 

Als Thelor bewusst wurde, dass er ihre Wange streichelte senkte er den Blick und wollte lächeln – doch es erstarb ihm noch bevor er es zustande brachte. Auf seinen Beinen ruhte nicht der Kopf eines kleinen Mädchens, sondern der einen jungen Frau. Er erkannte die Züge der Königin in ihr und auch die der Königstochter. Es wunderte ihn selbst, dass er nicht die Frau von sich stiess und sie durch rüttelte. Lag es nur daran, weil er wusste, wer auf seinen Beinen eingeschlafen ist?

Er würde warten. Warten auf die Antworten, die die beiden anderen ihm brachten.

Etwas in seinem Hinterkopf wollte ihm noch etwas kleines, aber sehr wichtiges zuflüstern, er hörte nur nicht darauf; Hatte etwas mit Kind und Erwachsen zu tun.

Eine Veränderung, die nicht geplant war.



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