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Black Sheep

~ Why don’t You feel the Sense of Urgency ~
von

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Epilog

Epilog
 

Die Menschen sind blind. Das musste ich am eigenen Leibe erfahren.

Ich blickte auf, meine Hände weiterhin in meinem Schoß faltend. Ich weiß nicht, ob meine Worte durch das Zittern meiner Stimme überhaupt zu verstehen waren. Durch den Schleier der Tränen erkenne ich kaum den Ausdruck auf ihren Gesichtern. Karins Eltern sahen mich an, als würde ich sie auf einer anderen Sprache ansprechen. Ungläubig, verwirrt.

Und dann höre ich das Schluchzen. Dieses grausame Geräusch, das mich zu der Frau, die Karin so ähnlich sieht blicken lässt. Sie sackte in sich zusammen, die Hände vors Gesicht gepresst und weinte mit einer Dringlichkeit, die mir das Herz zu zerreißen drohte. Ihre Brüder, zwei erwachsene Männer, wenden sich ab und verlassen den Raum. Ich wollte, ich könnte etwas zu ihnen sagen, doch jedes Wort scheint mir doch wie eine Lüge.

Ich hatte es nicht gehört. Hatte ihren Notruf nie vernommen, egal wie deutlich er doch ausgesprochen wurde und dafür hasste ich mich. Ich nehme jede Schuld an ihrem Tod auf mich, jede Trauer, jede Verzweiflung, jede Leere. Ich bin der jenige, über den ein Urteil gefällt werden sollte. Obwohl der wahre Täter, der sie Missbraucht und ihr Drogen verkauft hat, durch mein Dazutun schon gefasst war, so war das letzte Gericht doch noch nicht zusammen gekommen.

Meinen ganzen Mut zusammen nehmend starrte ich ihren Vater an und wartete auf die Worte. Auf die Worte des Hasses und der Verurteilung. Doch er sagte nichts. Die Tränen, die seine Wangen hinab rannen, sagten mehr als tausend Worte.
 

Ich habe hiermit Karins Geschichte niedergeschrieben.

Es befreit mich nicht von der Qual ihren Tod verschuldet zu haben. Aber es lässt mich hoffen, dass es Menschen geben wird, die nicht so blind sein werden wie ich und die Schreie nach Hilfe verstehen werden. Denn es gibt nicht grausameres auf der Welt als den Ruf zu ignorieren und somit den Schmerz der Not hinter den Nebel der Undurchdringbarkeit zu verbannen.
 

Oliver Walter, 21. Februar 1992, Berlin



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