Zum Inhalt der Seite

Believe - Glaube

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 2 – „Nicht lustig!"

Kapitel 2 – „Nicht lustig!"
 


 

Den Weg nachhause brachte ich relativ schnell hinter mich. Das Einzige was ermüdend war, war das der Straßenverlauf ein ganzes Stück bergauf ging. Meine Beine dankten es mir nicht. Schon von weitem sah ich, dass das Auto meiner Mutter noch immer fehlte. Also würde sie zur Mittagspause nicht nachhause kommen, sondern lieber in der Kirche beten. Natürlich, was hatte sie auch schon besseres zu tun. Sie schien besessen davon zu sein. Ich schüttelte den Kopf. Vielleicht wollte sie auch nur so wenig Zeit mit mir verbringen wie möglich. Vielleicht hatte sie Angst sie müsste sterben, wenn sie sich zu viel in meiner Umgebung aufhielt. Seit langem ist wirklich nichts mehr wie es mal war. Frustriert zog ich den Schlüssel aus meiner Hosentasche hervor und schloss die Tür auf. Prompt drang laute Musik an meine Ohren. Nun gut, wobei Musik wohl eher der falsche Begriff war. Das war für mich keine Musik! Schlecht gelaunt stampfte ich in das erste Geschoss.

Ohne anzuklopfen riss ich die Tür zu Bens Zimmer auf. „Mach den Scheiß aus!“, brüllte ich ihm entgegen und deutete dabei auf seine Anlage. „Schon mal etwas von anklopfen gehört?!“, schrie er zurück. Er wollte doch nicht wirklich mit mir diskutieren, oder? „Mach den Scheiß leiser, oder ich komme herüber und werfe die Anlage aus dem Fenster!“, war alles was ich noch verlauten ließ. Ben zögerte, drehte seine Heavy Metall Musik dann jedoch leiser. Ich lächelte gespielt. „Danke, schon viel besser. Wir machen Fortschritte.“, meinte ich sarkastisch. Ben wusste genau was ich meine. Als er das letzte Mal so laut diesen Scheiß gehört hatte, fand genau die gleiche Unterhaltung statt, nur das er sich weigerte die Musik leiser zu drehen. Tja und ich habe meine Drohung wahr gemacht und habe seine Anlage kurzer Hand aus dem Fenster geworfen. Eine wirklich unschöne Szene hatte sich da zwischen uns abgespielt. „Verschwinde.“, murrte mein kleiner Bruder, er konnte einfach nicht verlieren. „Mache ich, keine Sorge. Kommst du nachher mit?“, wechselte ich trocken das Thema. Ben war mir einen seiner vernichtenden Todesblicke zu, den ich jedoch galant überging. „Wohin?“, er wandte sich wieder seinem Laptop zu. „Ins Grill oder so.“, ich sah ihn abwartend an. „Okay.“, er zuckte mit den Schultern. „Und jetzt verschwinde!“ Ich nickte. „Fein.“, ohne ein weiteres Wort wandte ich mich ab. „Mach gefälligst nächstes Mal die Tür wieder zu!“, rief Ben mir wütend hinterher und ließ die Tür schwungvoll ins Schloss knallen. Meine einzige Reaktion bestand darin der mittlerweile geschlossenen Tür den Mittelfinger zu zeigen.
 

Seufzend schmiss ich mich auf mein Bett, während ich zeitgleich meine Schultasche einfach zu Boden fallen ließ. Beschissene Stadt, beschissene Schule, beschissenes Leben! Alles in allem beschissen. Ächzend hievte ich mich auf meine Unterarme und schaltete den Laptop ein. Hausaufgaben, konnte ich später machen. Wenn überhaupt. Leider wollte sich nichts finden lassen, womit ich mir hätte die Zeit vertreiben können, weswegen ich das Scheißding wieder ausschaltete und mich in die Küche begab. Etwas Essen, würde meine Laune sicherlich wieder heben. Vorausgesetzt wir hatten etwas da. Schwer atmend betrachtete ich den Kühlschrankinhalt kritisch und griff schließlich nach dem Schokoladenpudding. Mir die Fernbedienung schnappend ließ ich mich auf dem Sofa nieder. Es lief aber auch nur Blödsinn! Dann stoppte ich jedoch mit dem zappen. Eine Wiederholung des Films der gestern Abend lief. Van Helsing. Ich seufzte, besser als nichts. Ich meine, das die Tussi am Ende abkratzt ist doch ihre eigene Schuld. Anstatt leise sich anzuschleichen, brüllt sie erst einmal herum und macht auf sich aufmerksam. Kein Wunder das der Werwolf-Mensch –oder-was-auch-immer sie tötet.

Zwei Stunden meiner Lebenszeit später, war der Film zu ende. 17.15h, verriet mir ein Blick auf die Uhr. Hausaufgaben und duschen, wäre jetzt wohl mal langsam angebracht. Wobei das Duschen wohl mehr Zeit in Anspruch nahm als die unsinnigen Hausaufgaben. Außer in Mathe hatte ich zum Glück nichts auf. Es wurde nach irgendwelchen unwichtigen Dingen gefragt. Ich meine wozu braucht man später als normaler Mensch, Pi? Niemand, richtig. Mein Matheheft schmiss ich, nachdem ich die sinnlosen Aufgaben erledigt hatte wieder zurück in meine Tasche.

Nach dem Duschen fühlte man sich doch gleich viel besser. Nur mit einem Handtuch begleitet stand ich schließlich in meinem Zimmer vor dem großen Standspiegel. Kritisch musterte ich mich selbst. Ich war nicht hübsch, redete ich mit mir selbst. Ich war normal. Normale Figur, normal proportioniert. Meine blonden, leicht gewellten Haare, gingen mit bis zur Mitte meines Rückens. Blau-grüne Augen sahen mir entgegen. Ich hatte wirklich nichts Außergewöhnliches an mir. Kopfschüttelnd wandte ich mich meinem Kleiderschrank zu. Schwarzer BH, schwarzer Slip, eine dunkle Jeans und ein rotes Oberteil, all das landete nacheinander auf meinem Bett. Wer brauchte schon eine Ordnung, wenn er das Chaos beherrschte?
 

20 Minuten später, war es dann also soweit. Ben und ich hatten nach einmaligen Fragen des Weges doch noch die richtige Straße gefunden. Das helle Schild, war schon vom weiten zu erkennen. Seufzend schlang ich meine schwarze Jacke enger um mich. Es war aber auch verdammt kalt mit dem Abend geworden. Ben und ich hatten kein einziges Wort miteinander gesprochen. Wahrscheinlich war er noch immer wütend wegen der Musik Sache, aber das konnte mir egal sein. Wenn er mich hasste war es für ihn nur leichter, wenn ich irgendwann sterben sollte. Ich atmete noch einmal tief durch und verdrehte die Augen nach oben, bevor ich widerwillig die Tür zum Pub aufstieß. Stickig war es, zudem roch es nach Alkohol. Na da hatte ich mir ja was eingebrockt. Einen kurzen Moment spielte ich mit dem Gedanken mir Ben zu schnappen und einfach wieder zu verschwinden.

Leider hatte ich die Rechnung ohne eine gewisse weibliche Person gemacht. Denn Caroline winkte uns schon zu sich. Diesem Mädchen entging aber auch nichts! Mit einem gezwungenen Lächeln zog ich Ben hinter mir her. Vielleicht sollte ich Ben vorschicken, damit Caroline sich auf ihn stürzte und nicht auf mich. „Schön dass du doch noch gekommen bist.“, ich nickte einfach nur einmal knapp als Erwiderung. „Das ist Ben, mein Bruder.“, gab ich dann trocken preis und deutete auf ihn. Sicherlich hasste er mich gerade dafür. „Hi.“, Ben hob einmal die Hand um alle in der Runde zu begrüßen und verzog sich dann an einen der Billardtische. Feigling. „Setz dich.“, bot mir Elena an und deutete auf den freien Platz ihr gegenüber. „Okay.“
 

„Und?“, überrascht schaute ich in Carolines Gesicht, die plötzlich neben mir saß. „Und was?“, fragte ich verwirrt und machte dabei ein dementsprechendes Gesicht. Hatte ich was verpasst? Caroline wiegte ihren Kopf hin und her. „Hast du schon jemanden gesehen, der dir gefällt?“ „Caroline…“, warf Bonnie ein, doch das blonde Mädchen ließ sich nicht abbringen. „Oh.“, meinte ich überrascht, ehe mein Gesicht Todernst wurde. „Tut mir leid, ich lebe enthaltsam.“ Innerlich konnte ich mich vor Lachen gar nicht mehr halten und irgendwann schien es auch Caroline zu bemerken, dass meine Mundwinkel verdächtig zuckten. „Du verarscht mich!“, meine sie anscheinend wirklich etwas verärgert. Ich zuckte mit den Schultern. „Stimmt. Und es war ganz leicht.“ Endlich rauschte sie davon. „Tut uns leid.“, meinte Elena, wobei sie mit ihrem Kopf in die Richtung deutete in der Caroline verschwunden war. Ich winkte ab. Konnte sie ja schließlich auch nichts für.

„Und wie gefällt es dir hier?“, Bonnie lehnte sich interessiert nach vorne. „Beschiessen.“, meinte ich ehrlich. Wozu lügen? Bonnie schien einen Moment überrumpelt, doch dann legte sie ihre Hand auf meinen Arm und wollte anscheinend etwas sagen. Stattdessen erstarrte sie kurz und zuckte dann mit ihrer Hand zurück, als wenn sie sich verbrannt hätte. Aus großen Augen sah sie mich an. „Was ist, Bonnie?“, Elena wandte sich besorgt an ihre Freundin und auch dieser Stefan sah zwischen Bonnie und mir hin und her. Hatte ich etwas falschen gemacht?

Bonnie schien wieder zu sich zu sich zu kommen, denn sie schüttelte leicht den Kopf. „Alles okay.“, meinte sie nachdenklich und musterte mich eingehend. „Was?“, ich hasste es angestarrt zu werden. „W-was ist dir passiert?“, fragte sie und sah aus zusammengekniffenen Augen zu mir herüber. „Ich weiß nicht was du meinst.“, gab ich kühl zurück. Irgendwas schien hier ganz und gar nicht gut zu laufen. „Ich spüre so viel Leid und Trauer bei dir. Die Verzweiflung scheint dich zu erdrücken.“ Ich stockte, während mein Herz begann immer schneller zu schlagen. Stefan sah mich aufmerksam an. Was spielten sie für ein Spiel. „Das ist nicht lustig.“, ich schüttelte den Kopf. Ohne ein weiteres Wort stand ich auf und ging an die Bar. Sicherlich würde sich etwas Alkoholisches auftreiben lassen.
 

Ich war noch immer wütend und zugegebener Maßen leicht verwirrt. Bonnie. Was wollte sie damit bezwecken? Hatte sie etwa in meiner Vergangenheit herum geschnüffelt? Sicherlich fand man in den Archiven von Nachrichtensendern Artikel mit meinem Namen. Meinen Namen, in Verbindung mit Namen von Toten. Menschen die mir alle etwas bedeutet haben. Wie sollte sie jedoch daran gekommen sein? Meine Stirn war gekräuselt und meine Augen leicht zusammen gekniffen, was sich auch nicht änderte als ich an meinem Cocktail nippte. Der Barkeeper hatte mir doch tatsächlich meine Volljährigkeit abgekauft. Idiot.

Nur nebenbei bemerkte ich wie der Hocker zu meiner rechten verschoben wurde. Ich starrte weiterhin auf mein Glas und grübelte. Ein weiteres Glas wurde auf dem Tresen abgestellt. „Alleine?“ Ich wandte meinen Kopf an dem Whiskeyglas vorbei und sah auf. Rasch musterte ich ihn einmal schnell. Ein junger Mann, sicherlich nicht viel älter als ich. Schwarze Haare, eisblaue Augen, die mich ebenfalls unentwegt ansahen. Ganz in schwarz gekleidet war er, mit einem protzigen Ring am Finger, der mir sofort auffiel. „Nicht wirklich.“, ich lächelte gekünzelt und wandte mich wieder ab. Er jedoch lehnte sich etwas zu mir herüber. „Du siehst schlecht gelaunt aus.“ „Blitzmerker.“ Er ließ sich nicht beirren und musterte mich ein weiteres Mal. Die eine Augenbraue hatte er hochgezogen und den Kopf leicht schief gelegt. „Was?“, meinte ich bissig. „Hab ich was im Gesicht? Oder suchst du irgendetwas?“ Er sollte mich doch einfach in Ruhe lassen. Er lehnte sich noch ein Stück weiter zu mir herüber. Noch weiter und er würde auf meinem Schoß sitzen. „Du riechst gut.“, meinte er dann unvermittelt und zog kurz seine Augenbrauen in die Höhe, sodass ich tatsächlich einen Moment ihn einfach nur verdattert ansehen konnte.

„Soll ich das als Kompliment, das du dir sonst wohin stecken kannst, auffassen? Oder doch eher als Drohung, weswegen ich dich für einen Psychopaten halten würde?“ Er zog einen Mundwinkel nach oben, schüttelte jedoch zeitgleich den Kopf. „Tzzt. – Beides.“, seine Augen schienen amüsiert zu funkeln. „Witzig. – Ic..“ „Damon.“, plötzlich stand Stefan zwischen uns. „Ihr kennt euch?“, ich sah vom einen zum anderen. „Mein Bruder, ich habe schon nach ihm gesucht.“, meinte Stefan und warf Damon einen seltsamen Blick zu. Ich seufzte, „Tja. Du kannst ihn behalten, ich wollte eh gerade gehen.“, rasch verließ ich den Grill. Ich hörte noch wie Stefan, Damon ein „Lass sie.“, zu zischte aber es interessierte mich nicht.
 

Kühle Abendluft schlug mir entgegen. Fröstelnd schlang ich meine Jacke enger um mich. Langsam lief ich die Straße hoch. Nach Hause wollte ich nun noch wirklich nicht. Was hätte ich dort auch machen sollen? Einen netten Spieleabend mit meiner immerzu betenden Mutter? Nein, danke! Meine Füße trugen mich zum Friedhof, ich hatte ihn heute gesehen, als ich mit Ben zur Schule gegangen war. Sicherlich würde ich dort meine Ruhe haben können. Ob ich es beängstigend fand? Nein, nicht wirklich. Natürlich war es ein anderes Gefühl, aber was sollte mir auch schon passieren?

Langsam lief ich durch die Reihen der Gräber. Einige waren gepflegt, andere wiederrum waren leer und kahl. Schade dass sich niemand um diese Gräber kümmerte. Seufzend legte ich mich auf eine der steinernen Bänke, um in den Abendhimmel schauen zu können. Die Arme verschränkte ich hinter meinem Kopf. Die funkelnden Sterne wurden von dichten dunklen Wolken beschattet. Ob es regnen würde? Es würde jedenfalls zu der Stimmung die in diesem Kaff herrschte passen.

Das knacken eines Astes, veranlasste mich dazu, meinen Blick vom Himmel zu nehmen. Ich hob meinen Oberkörper und stützte mich auf meinen Unterarmen ab. Was war das gewesen? Ein Vogel? Ein Kaninchen? Kopfschüttelnd wollte ich meinen Blick wieder abwenden, als etwas anderes meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Verwirrt runzelte ich die Stirn und betrachtete den aufkommenden Nebel. Nebel, kam doch nicht einfach so, oder? Ächzende Laute ließen mich erschrocken zusammen zucken. „Was?“, frage ich mich selbst, und konnte meinen Blick nicht von der nachtschwarzen Krähe nehmen, die unweit von mir auf einem der Gräber hockte und mich aus dunklen Augen ansah.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2012-08-30T17:14:58+00:00 30.08.2012 19:14
Nicht witzig der Kommentar über Van Helsing. bester Film Ever ja ? Sonsten Geil


Zurück