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Ein guter Tag zum Sterben

Zwei Hundebrüder, der Hunderat und so etwas ähnliches wie die Hölle
von

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Feuertaufe

Die Hitze traf Inuyasha wie ein brutaler Schlag, als er in den Schlot zu Kyuu sprang, die ihn etwas überrascht anstarrte. Niemand außer ihrer Mutter und ihrem Kindermädchen hatte in ihrem Leben auch nur versucht sie zu schützen. Und dann auch noch, wenn sie alle in dieser menschlichen Gestalt steckten. Gewöhnlich wäre sie mit einem Satz aus diesem Schacht wieder herausgekommen, ja, nicht einmal hineingerutscht, aber als Mensch war man nicht nur schwächer und in den Sinnen viel eingeschränkter als ein Youkai, noch dazu ein Daiyoukai, sondern auch noch ungeschickter. Überdies spürte sie, wie sie bedrohlich zu schwanken begann.

Auch Inuyasha hatte das bemerkt. Die Hitze würde jeden Menschen bewusstlos machen und wenn sie erst einmal im glühend heißen Sand lag, war sie verloren. Hier war es wirklich so warm wie in einer Schmiede und er wusste, dass er das auch nicht allzu lange ertragen konnte. Seine Fußsohlen waren abgehärtet aber es schmerzte dennoch. Nein, es würde nicht leicht werden, sie hier herauszuholen.

„Durchhalten,“ sagte er und legte den Arm um sie.

Kyuu spürte wieder eine unerwartete Empfindung – Verlegenheit und Anlehnungsbedürfnis zugleich: „Wie...wie wollt Ihr mich hier herausbringen, Inuyasha-sama?“

Er vergaß in diesem Moment, dass sie eigentlich eine Hundedämonin war, eine ja, Daiyoukai: „Wir klettern ein bisschen. Du musst mir nur vertrauen, ja?“

Sie spürte, dass er sie mit dem Gesicht zu sich drehte, sie an ihn zog, ehe er sich rückwärts an die Schachtwand lehnte. Das musste doch heiß sein – was hatte er nur vor? Dann merkte sie, dass er zuerst ein Knie an die gegenüberliegende Wand stemmte, dann das andere. Er hielt sich so mit Schultern und Knien fest, sie dabei auf sich, mit sich tragend. Er wollte doch nicht etwa so emporkommen? Das war heiß und überhaupt....Nie zuvor hatte sie eine solche körperliche Nähe zu einem Mann geduldet. Aber er hatte immerhin eine Idee und das war besser als alles, was sie gehabt hatte.

Inuyasha murmelte einen Fluch, als er seine Hände gegen die Wand drücken wollte, um sie beide emporzustemmen. Sie waren verbrannt worden. Verdammt, war das hier heiß – und er würde auch nicht sehr lange durchhalten, nicht in dieser Gestalt.

„Entschuldigung,“ flüsterte er, eingedenk der Tatsache, was Kagome mit ihm gemacht hätte, hätte er einfach ihre Kleidung am Rücken aus der hakama gezogen und knapp unter der Rüstung abgerissen.

„Tut, was Ihr wollt,“ murmelte Kyuu müde. Als ob das in dieser Lage eine Rolle spielen würde.

Er wickelte sich den Stoff um die Hände, ehe er sie erneut gegen die Schachtwand presste, sich und damit auch die Daiyoukai gut dreißig Zentimeter empor drückte. Das bedeutete, es wären noch gut zehn dieser „Schritte“. Konnte er solange durchhalten? Doch, er musste. Erstens wollte er leben und zweitens war doch keiner der anderen, nicht einmal Sesshoumaru, in der Lage so zu klettern. Für keinen der Drei war das je nötig gewesen – und er entsann sich durchaus der einen oder anderen Gelegenheit, als er Wölfen oder Dämonen auf diese Art in den Bergen entkommen war. Natürlich, ehe er Tessaiga hatte.

Er warf einen Blick nach oben. Irgendwie war es nett, dass der Herr Halbbruder am Rand stand und ihn fast etwas besorgt betrachtete – soweit man das je bei dem sagen konnte. Auch Inabikari war da. Gut. Dann konnten die ihm dann Kyuu abnehmen, denn ihm fiel nun erst ein, dass er sie kaum so loswerden konnte – nicht, wenn sie ohnmächtig wurde, was durchaus im Bereich des Möglichen lag. Sie war doch deutlich länger der Hitze ausgesetzt gewesen.

Wieder ein Schritt. Das war hart und sie war schwer, aber aufgeben kam für den Hanyou in Menschengestalt nicht in Betracht. Es waren nur noch sieben...Und so presste er die Zähne zusammen, bemühte sich den Schmerz in den Händen zu unterdrücken, die Tatsache zu ignorieren, dass die Hitze nun auch schon durch sein Feuerrattengewand zu dringen begann, seine Haare versengte.

Wieder ein Stück nach oben, das spürte Kyuu noch, ehe sie zum ersten Mal in ihrem Leben das Bewusstsein verlor. Ehe sie völlig in die unbekannte Schwärze glitt, murmelte sie: „Es tut mir Leid, Vater, ich wollte nicht schwach sein.“

Inuyasha hatte es gehört. Gewisses Mitleid ließ ihn irgendwie hervorstoßen: „Schon gut...“ Vater, hatte sie gesagt, ehe sie ohnmächtig wurde. Hatte auch sie, wie Sesshoumaru, stets versucht, den Vater zu beeindrucken, zu erreichen? Sie war ein Mädchen gewesen, dem manches verbaut worden war, so wie ihm selbst als Hanyou. Sie beide hatten es von Geburt an schwerer gehabt – und eigentlich waren sie sich irgendwie ähnlich.

Noch ein Stück.

Warum ließ der Herr Halbbruder eigentlich sein Fell nicht runter? Damit hatte er ihn doch auch aus diesem Loch vor dem Pass gezogen? Konnte der es in Menschenform nicht? Natürlich nicht. Er musste schon sehr müde sein, wenn er das vergaß.

Langsam spürte er seine Hände, seine Knie nicht mehr, seine Schultern schienen fast in Flammen zu stehen. Nur noch ein bisschen, beschwor er sich. Wenn er nicht durchhielt und sie nach unten stürzten, wären sie alle beide tot. Und er hatte Kyuu doch versprochen, dass sie ihm vertrauen könnte, ja, sollte...

Wieder dreißig Zentimeter...

Er sah empor.
 

Inabikari kniete nieder: „Noch einmal, dann kann ich Euch Kyuu abnehmen, Inuyasha-sama.“

Der Hanyou war etwas erstaunt. Waren es nicht eigentlich Youkai, gerade Daiyoukai, die alles andere als Hilfsbereitschaft zeigten? Hatten die nicht alle als Motto: wer zu schwach ist stirbt eben? Aber es war eine schöne Aussicht gleich das zusätzliche Gewicht weg zu bekommen.

Inabikari hätte nie zugegeben, dass er beeindruckt war. Er selbst kannte den menschlichen Körper in dem er gerade steckte und dessen Beschränkungen erst seit wenigen Stunden, aber er hätte nie gewagt, dort hinabzuspringen, schon gar nicht, um jemand anderem zu helfen. Er hätte Kyuu dort sterben lassen. Sie hatte einen Fehler gemacht und musste dafür bezahlen. Aber er bewunderte den Willen und das Durchhaltevermögen des jüngeren Halbbruders des Taishou. In der Tat, ein Daihanyou. Und zum ersten Mal in seinem Leben fragte er sich, ob er sich das nicht als Vorbild nehmen sollte – anstelle seines Vaters. Immerhin hatte auch Sesshoumaru sich nun neben ihn gestellt...
 

Inuyasha drückte sich mit zusammengebissenen Zähnen noch einmal empor. Sofort sah er, spürte er, wie Inabikari Kyuu unter den Achseln fasste. Mit aller Kraft, die er noch aufbringen konnte, stemmte er sich gegen den Schlot, als der Hundeyoukai seine bewusstlose Ratskollegin von ihm zog, sie ihm dabei auch über das Gesicht schleifte. Fast wäre er hinabgestürzt.

„Keh!“ war alles, was er hervorbrachte, selbst kaum mehr bei Bewusstsein.

Im nächsten Moment fühlte er Hände unter seinen eigenen Schultern.

„Stoß dich ab!“ kam der Befehl einer kühlen Stimme.

Nicht möglich, der Herr Halbbruder? Aber der Hanyou gehorchte erleichtert, fühlte sich mit gewisser Kraft aus dem Schacht gezerrt. Mochte Sesshoumaru auch ein Mensch sein – selbst in diesem Körper blieb er durchtrainiert. Keuchend blieb der Jüngere liegen, blickte jedoch seitwärts. Inabikari kniete noch immer da, Kyuu im Arm, sie fast besorgt betrachtend. Es war ein ungewohntes Bild, das letzte, was der Hanyou sah, ein seltsam anrührendes, ja, menschliches Bild.
 

Kyuu erwachte verwirrt. Was war geschehen? Noch mehr erstaunte sie, dass sie in Inabikaris Am lag. Hastig raffte sie sich auf und erhob sich noch etwas taumelnd. Er gab sie sofort frei.

„Ratsmitglied Kyuu,“ sagte er höflich, bemüht, sie nicht zu verletzen: „Ich bin erfreut, dass Ihr wohlauf seid.“

Sie war erneut verblüfft, diesmal über seine Rücksicht auf ihren Stolz. Verachtete er sie nicht, weil sie sich diesen dummen Fehler geleistet hatte? „Danke, Ratsmitglied Inabikari,“ gab sie jedoch zurück, ohne den Blick von dem Hanyou zu lassen, der sich ebenfalls bewegte, sie dann ansah.

„Keh,“ machte er leise: „Alles klar, Kyuu? Du wirst dich noch etwas wackelig fühlen, dass ist bei Menschen so.“ Sein zweiter Blick galt Sesshoumaru, der neben ihm stand und ihm den Rücken zudrehte, ehe er besorgt aufstand, mühsam die Schmerzen unterdrückend: „Wir sollten hier keine Wurzeln schlagen, nii-san. Die Sonne geht bald unter.“

Er hatte es ebenfalls bemerkt? Und das in seinem Zustand? Erstaunlich, dachte der ältere Halbbruder. Und noch erstaunlicher, dass ihn Inuyashas Fähigkeiten noch immer überraschen konnte. Sie wurden beobachtet, ein Gefühl, das er durchaus kannte. Allerdings hatte er nie zuvor den Eindruck erhalten, als Beute betrachtet zu werden. Ein Hundeyoukai war ein Jäger – Menschen allerdings eher die Gejagten. Aber er hatte sehr wohl begriffen, dass dies das Gefühl war, das Inuyasha vor dem fliegenden, feuerspeienden Käfer gewarnt hatte, als sie auf dem Weg in die Prüfungshölle waren. „Gehen wir.“
 

Hayasa seufzte etwas, als er zu seinem Besucher blickte: „Ich hoffe, sie merken es schnell genug.“

„Ich kann dir nicht helfen,“ gab der Herr der Zeit zu. „Ohne selbst alles durcheinander zu bringen. Wie lange kannst du das Portal offen halten?“

„Wenige Sekunden, denke ich. Und das wird schon alle meine Macht kosten.“

„Du musst es versuchen, zumindest zwei oder noch besser alle vier dieser Unglückshunde von dort wieder herzubringen.“

„Dessen bin ich mir bewusst. Könnt Ihr auch nur abschätzen, ab wann dieser Aufenthalt in der anderen Welt gefährlich für diese wird?“

„Nein. Und wenn Inabikaris Vater nicht schon tot wäre, würde ich ihn eigenhändig umbringen. Solch ein Narr! - Nun gut, bereite dich vor, dann versuche es.“
 

Sowohl der Hanyou als auch die Daiyoukai fühlten sich noch etwas müde, aber keiner der beiden gab das zu erkennen. Kyuu betrachtete den wieder vor ihr Gehenden nachdenklich. Er hatte ihr geholfen, ohne zu zögern, ohne ein Wort darüber zu verlieren, hatte sich dabei selbst verletzt...

Es war schön, jemanden zu haben, der auf der eigenen Seite stand, stellte sie fest. Er hatte eine ähnliche Kindheit durchlaufen wie sie, war hilfsbereit und stark – und sie ertappte sich bei dem Gedanken, dass er nicht schlecht aussah. Allerdings hatte er ja erwähnt, dass er bereits eine Gefährtin habe. Zu allem Überfluss hatte sie ihn zu einem Kampf herausgefordert, auf Leben und Tod, und es stand nicht zu erwarten, dass er davor zurückschrecken würde ihn wieder aufzunehmen. Auch ihr Stolz würde es nicht zulassen, dass sie das Duell nicht fortführten, wären sie zurück in der richtigen Zeit. Sie hatte ihn jedoch schätzen gelernt und würde es wirklich bedauern ihn töten zu müssen. Falls ihr das überhaupt gelang, denn langsam teilte sie die Einschätzung Inabikaris: das war kein gewöhnlicher Hanyou, kein gewöhnlicher Halbmensch.
 

Ihr Ratskollege hätte ihr zugestimmt. Auch er war in Gedanken. Warum nur war Inuyasha ohne zu zögern hinterher gesprungen? So ganz verstand er das nicht, nun, überhaupt nicht. In der Welt der Youkai überlebte nur der Stärkste. Hatte niemand das dem Hanyou beigebracht? Aber dieser hatte doch shiken jigoku überstanden, musste also stark sein. Oder war das eben der menschliche Anteil an ihm? Menschen halfen einander, das wusste auch Inabikari. Nun gut, er hätte es zugegeben in irgendeiner Art bedauert, wäre Kyuu dort gestorben. Sie war eine der wenigen weiblichen Daiyoukai, damit ein Verlust für die Art, wenn sie keinen Nachwuchs bekam. Vielleicht sollte er mit Inuyasha darüber sprechen? Nein. Er hatte nicht das Recht sich in dieses Duell einzumischen. Kyuu hatte den Hanyou gefordert und dieser Kampf würde weitergehen, sobald sie wieder in ihrer eigenen Welt und Zeit waren. Danach würde er sich Sesshoumaru stellen, denn dieser war auf seine Herausforderung eingegangen und würde sicher nicht zurückweichen. So oder so hatten die Inuyoukai einen neuen Heerführer.
 

Die Sonne begann zu sinken, als die Vier das Ende der Schneise erreichten, die der Vulkan geschlagen hatte. Hier wuchsen wieder Bäume und dichtes Unterholz.

Inuyasha sah seitwärts. Er wollte schon sagen: wir müssen uns verstecken, ehe er daran dachte, wie hyperstolz sein Halbbruder war: „Äh, nii-san, ich würde vorschlagen, dass wir uns ein Versteck für die Nacht suchen, das man auch gut verteidigen kann.“

Sesshoumaru sah sich statt einer Antwort um. Immer noch wurden sie beobachtet, das wusste er, aber mit dieser erbärmlichen Sinnenausstattung war es unmöglich festzustellen durch wen und wo dieser war. Leider waren auch ihre Schwerter im Augenblick nichts als bloße Metallteile, das mochte noch mehr wie lästig werden, wenn der oder die Unbekannten sie angreifen sollten. Überdies hatte er nicht die geringste Ahnung, wie fähig dieser jämmerliche Körper in einem Kampf war. Aber es brachte nichts sich darüber aufzuhalten. Irgendwann würde er seine gewöhnliche Form wieder erlangen, wie auch die anderen, und dann würde schon jeder sehen, was er davon hatte, ihm auf die Nerven gegangen zu sein.

„Taishou!“ Die leise Warnung Kyuus bewog alle drei Männer in ihre Richtung zu blicken, die Hände bereits an den Schwertgriffen.

Etwas wie ein Flirren war in der Dämmerung zu erkennen. Fünkchen tanzten in einem Oval, dessen Form sich immer mehr zu einer schwarzen Scheibe stabilisierte.

„Der Ausgang,“ kommentierte Sesshoumaru aber nur. Genau so hatte auch der Eingang bei der Hexe Aoi ausgesehen: „Kyuu, Inabikari!“
 

Während die Angesprochenen aus jahrhundertelang gewohnter Unterordnung unter den Ranghöchsten bereits gehorchten, sahen sich die Halbbrüder noch einmal um, schweigend einig, den stillen Beobachter nicht mit in ihre Zeit und Welt nehmen zu sollen, zum Schutz vor allem zweier bestimmter Mädchen.
 

„Mist!“ Inuyasha hatte gerade bemerkt, dass sich das Portal unverzüglich hinter den beiden Daiyoukai geschlossen hatte: „Hat dieser Idiot uns vergessen?“

„Dieser Idiot ist einer der ranghöchsten Götter!“ tadelte der Ältere prompt, allerdings ebenfalls nicht sonderlich glücklich über diese Entwicklung: „Es dürfte jedoch weder einfach sein ein solches Portal zu schaffen noch es aufrecht zu erhalten.“

„Na, immerhin hat er gerade bewiesen, dass es geht. Dann müssen wir nur noch abwarten.“ Der Hanyou setzte sich an den Rand eines Buschwerkes. Er benötigte Pause. Die Verbrennungen wären in seiner gewöhnlichen Form schon längst verheilt, aber als Mensch brauchte man einfach so lange für die Regeneration. „Wenn es geht, sollten wir auch Wasser finden,“ formulierte er daher bemüht höflich.

Sesshoumaru nahm das zwar zur Kenntnis, aber das hob seine Laune nicht. Dieses seltsame Gefühl im Bauch, das er spürte, war Hunger. Wie beschämend. Durst war ebenfalls erkennbar, nun, da das Wort Wasser ausgesprochen worden war.
 

Kyuu und Inabikari erkannten die beiden Personen, die sie auf der anderen Seite des Portals erwarteten und neigten höflich die Köpfe, ein wenig überrascht, dass der uralte Daiyoukai seitwärts auf dem Boden lag, nun die Augen schloss.

Im nächsten Moment spürten sie erleichtert die Verwandlung – sie waren wieder Hundeyoukai, ja, Daiyoukai. Nur...

„Wo sind der Taishou und Inuyasha-sama?“ erkundigte sich Inabikari bei dem Herrn der Zeit.

Dieser zuckte etwas die Schultern, blickte jedoch seitwärts: „Hayasa?“

Der schüttelte den mächtigen Kopf: „Ich konnte das Portal nicht länger aufrecht halten. Immerhin sind zwei hier. Wenn ich mich erholt habe, werde ich es erneut versuchen, Tsukiyomi-sama. Aber es ist überaus mühsam.“

„Dann erhole dich. Und ihr beide erzählt, was los war – und warum ihr hier nur als Menschen ankamt. Sind die anderen beiden auch so?“

„Ja,“ erwiderte Kyuu: „Was es nicht einfacher macht. Wir wurden zuletzt von Unbekannten beobachtet.“

„Die Zwei werden das schon hinbekommen. Sie haben anscheinend das Talent, sich in Schwierigkeiten zu bringen - allerdings auch wieder aus ihnen.“
 

Die Hundebrüder hätten sich über dieses Vertrauen kaum gefreut. Sie hatten, zumal für den Daiyoukai, ungewohnte Gefühle wie Hunger und Durst, Inuyasha dazu Schmerzen. Und jemand lauerte dort irgendwo um sie, in der zunehmenden Dämmerung.

Inuyasha legte die Hand an Tessaiga: „Nichts,“ murmelte er. Nun, wie es zu erwarten gewesen war: „Dagegen war die Prüfungshölle ja echt ein Spaziergang.“ Immerhin hatte er da noch die Windnarbe behalten.

Sesshoumaru sparte sich die Antwort. Dort war jemand und er kam immer näher, das verrieten ihm sogar seine augenblicklich menschlichen Sinne. Nein, nicht nur einer. Zuvor mochten es nur einer oder zwei gewesen sein, Beobachter, Kundschafter, aber nun war er sicher, dass es mehr waren. Manch ein Zweig knackte in der Dämmerung. Er bemerkte, dass sich auch sein Halbbruder erhob.

„Wir sind Beute,“ erklärte er ruhig.

Inuyasha nickte etwas: „Sie haben uns eingekreist. Und das, wo wir unsere Schwerter nur als Stahlwaren nutzen können. So ein Mist! Immerhin sind die anderen beiden weg.“
 

Im nächsten Moment brachen die Angreifer wie ein Sturm über die Halbbrüder herein. Sie versuchten sich noch zu wehren, so gut es mit menschlichen Kräften ging, aber die schiere Überzahl und die Tatsache, dass die Unbekannten sich wohl abgesprochen hatten, zwangen sie zu Boden. Inuyasha spürte, wie seine Hände, seine Arme nach hinten gerissen wurden, während ihn sicher sieben oder acht Krieger zu Boden drückten. Er wurde gefesselt. So ein...oh, ihm fielen jede Menge Möglichkeiten ein, wie er sich hätte befreien können, wäre er nur nicht gerade ein Mensch – und hätte Zugriff auf Tessaigas volle Fähigkeiten. Die Fremden waren bewaffnet, trugen Panzer – ja, es mussten Krieger sein. Vom Äußeren her erinnerten sie ihn etwas an den Hundeyoukai, gegen den ihn Hayasa vor Beginn der Prüfungshölle hatte kämpfen lassen. Allerdings ähnelten die behaarten Köpfe eher denen von Bären. Auch die Stärke passte dazu. Er wollte sich aufbäumen, wurde jedoch mit so roher Kraft wieder zu Boden gestoßen, dass er aufschrie, zumal mit den Verbrennungen zwischen den Schultern, auf die sie geschlagen hatten.

Er konnte nichts weiter sehen, aber er vermutete schwer, dass es Sesshoumaru nicht anders erging. Na, der würde eine Laune haben! Noch niemand hatte je gewagt den anzugreifen ohne mit dem Leben dafür zu bezahlen – das hier würde wohl die erste Gefangenschaft seines Lebens sein. Und das noch dazu als Mensch...Ohoh. Diese lieben Bären waren schon so gut wie im Jenseits, wenn auch nur einer von ihnen sich zurückverwandelte. Er wurde empor gezerrt und entdeckte seinen Halbbruder, in der Tat ebenfalls gefesselt.

Jemand kam heran – zur Überraschung der Hundebrüder viel kleiner als die Bärenkrieger und eindeutig eher Jaken-ähnlich.

„Lasst ihnen ja die Schwerter!“ keuchte dieser.

Einer der Krieger, wohl der Anführer, sah zu ihm: „Und warum? Es ist nicht üblich, Gefangene bewaffnet zu lassen.“

„Ich bin der Zauberer des Königs! Und nicht ohne Grund. Diese Schwerter bestehen nicht nur aus Metall. Auch, wenn sie im Moment zu schlafen scheinen, so besitzen sie Magie. Magische Schwerter jedoch sollten nie ihren noch lebenden Besitzern abgenommen werden. Erst, wenn sie tot sind, soll unser Herr sie an sich nehmen. Dann werde ich versuchen, sie ihm passend zu machen.“

Ach ja, dachte Sesshoumaru verstimmt, ohne sich jedoch zu bewegen. Gegenwehr wäre in Anbetracht aller Umstände nur unsinnig. Erst, wenn er sich zurück verwandelt hatte, wieder er selbst sein konnte, könnte und würde er zurückschlagen. Dann wären diese Bären Geschichte. Er warf einen Blick aus den Augenwinkeln zu Inuyasha. Immerhin schien auch der eingesehen zu haben, dass sie im Moment nichts tun konnten. Bei dessen Sturheit erstaunlich. Aber er hatte in den letzten Tagen und Abenteuern gesehen, dass er sich wirklich auf ihn verlassen konnte. Nein, so war es besser, als wenn er Kyuu oder Inabikari hier bei sich hätte. Nicht, dass er an deren Stärke zweifelte, aber er kannte Inuyashas Kampfart – er weigerte sich „Kampftechnik“ auch nur zu denken – besser als sonst irgendjemand. Sobald sie sich zurückverwandelten – und das musste einfach passieren – konnten sie die Sache endgültig erledigen.

Der Zauberer kam heran und musterte sie von unten, da er Sesshoumaru kaum bis zur Taille reichte: „Fremde, sind sie. Fremde hier, ich würde sogar sagen, in dieser Welt.“

Der Anführer nickte: „Umso entzückter wird der König sein. - Nehmt sie mit und passt auf, dass sie weder an ihre Schwerter gelangen noch sonst entkommen. Sie werden unseren Herrn köstlich amüsieren, da bin ich sicher. Fremde Krieger sind stets für ihn erheiternd.“

Das klang nicht gut und so tauschten die Halbbrüder unwillkürlich einen Blick. Hatten sie wirklich irgendwann geglaubt, shiken jigoku sei lästig? In der Tat. Heute war ebenso ein guter Tag zum Sterben wie sonst nur einer.
 

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Das nächste Kapitel bringt: Schlechte Neuigkeiten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von:  Minerva_Noctua
2012-02-19T16:22:24+00:00 19.02.2012 17:22
Ein König also.
Schön.
Das wird sicherlich lustig.
Inabikari und Kyuu werden sich vielleicht ja doch noch zusammenraufen.
Mich wundert übrigens, dass Inabikari keine moralischen Bedenken bei dem Plan seines Vaters hatte. Sollte seine Ehre nicht stärker ausgebildet sein?

Bye

Minerva
Von:  Sasuke_Uchiha
2011-11-08T18:53:32+00:00 08.11.2011 19:53
Noch mehr schlechte Neuigkeiten? Die Beiden geraten auch andauernd in den nächsten Schlamassel ;)
Von:  Teilchenzoo
2011-11-07T15:59:26+00:00 07.11.2011 16:59
Achje. Vom Regen in die Traufe. Hoffen wir, dass dieser König sich eines angenehmen besinnt oder dieb eiden da wenigstens irgendwie rauskommen.

Kyuu und Inabikari sind weg, das ist schon mal gut. Die Rettung Kyuus hast du wirklich sehr gut geschildert. Na, kommen die zwei Daiyoukai sich mal irgendwann näher? Es wäre schön, wenn Kyuu von einem ihrer Art, einem Mann, als Kriegerin und Frau in einem akzeptiert werden würde. Als gleichberechtigt.

Und was nun, Hotep? Youkai auf der anderen Seite der Zeit? Das hätte ich nicht angenommen. Aber, etwas anders wird diese spiegelwelt doch sein, oder?

Lg
Von:  kiji-chan
2011-11-07T13:45:40+00:00 07.11.2011 14:45
Inulein hat da eine schwerer Geburt hinter sich. Allerdings muss ich zugeben, er hat sich gut geschlagen. Bin gespannt, wie er dann das Duel gegen Kyuu kämpfen will. Sie wollte ja unbedingt auf Leben und Tod kämpfen, oder...?
Auf jeden Fall hat Inulein jetzt was bei der Hundedame gut. Fast ein Pech, dass er schon vergeben ist XD Oder Kyuu?

Inabikari ist auch inspiriert worden durch den jungen Halbhund. Ich bezweifle zwar, dass diese Tat einen großen Einflus auf sein Leben haben wird. Aber es wäre interessant, wenn er zu einem besseren Hund Dank Inuyasha wird.

Unsere Chaotenbrüder haben immernoch Pech, dass du sie so lieb hast <3
Jetzt dürfen sie sich mit Bären herumschlagen. Freu mich aufs nächste Kapitel.

ncha!
Kiji
Von:  Kagomee16
2011-11-06T21:03:59+00:00 06.11.2011 22:03
uiuiui^^
ein problem erledigt, schon kommt das nächste XD
wenigstens sind beide vernünftig genug einzusehen das sie im moment nicht viel ausrichten können ...
bin gespannt was der unbekannte könig zu unseren beiden chaotenbrüdern sagt^^
hoffe das es bald weiter geht^^

lg kagomee16
Von:  Weissquell
2011-11-06T19:39:48+00:00 06.11.2011 20:39
Ich hatte ja schon erwähnt, dass Kyuu sich hier ein bisschen zu passiv verhält. Man sollte annehmen, dass sie eher die Kämpferin ist und sich nicht einfach ihrem Schicksal ergibt.
Man kriegt fast den Eindruck, dass sie dringend mal auf die Couch müsste, weil die so wies aussieht einen kleinen Knacks weghat von ihrem Trauma damals. Jedenfalls ist sie sehr auf das Thema Stärke eingeschossen, und dass man ja unmöglich jemandem hilft, der nicht in der Lage ist, sich selbst zu helfen. Zum Glück sieht Inu das anders :-)

Die Stelle mit Inu Yashas Rettungsaktion gefällt mir gut. Hier bringst du mal einen richtig guten Eindruck darüber wie unser Hanyou zu kämpfen hat und was dabei in ihm vorgeht. Du schmuckst die Szene selbst auch gut, detailmäßig aus, dadurch wirkt sie real und spannend. mag ich leiden.
Und ui, Inu soll jetzt möglicherweise als Vorbild dienen, na schau mal an. :-)

<Sie war eine der wenigen weiblichen Daiyoukai, damit ein Verlust für die Art, wenn sie keinen Nachwuchs bekam. Vielleicht sollte er mit Inuyasha darüber sprechen?> *kicher* im Ersten Moment hab ich da was gaaanz anderes rausgelesen, aber dann kam ja das <Nein. Er hatte nicht das Recht sich in dieses Duell einzumischen. > dahinter. Allerdings findet sie ihn ja schon attraktiv... hmmmmm. XD

<„Dagegen war die Prüfungshölle ja echt ein Spaziergang.“> Jupp, das stimmt wohl ;-)

Ok, nun sind sie gefangen. Das wird ihnen, und besonders Sessi wohl nicht schmecken. Vielleicht sollten sie mal versuchen, herauszubekommen, was ihre Verwandlung aufrecht erhält, ansonsten sollte Sessi sich wohl mit dem Gedanken anfreunden, sich auch in dieser Verfassung befreien zu müssen und nicht erst auf seine Kräfte zu warten. Na mal sehen, wie sich das entwickelt.

L.G. Weissi
Von:  Krylia
2011-11-05T22:08:18+00:00 05.11.2011 23:08
Oho, Inu sieht also gut, ja? *g*
Pech! Auf den hat nur Kagome Anspruch!
Aber sie könnte ja mal Inabikari anbaggern...



So, zwei sind in Sicherheit und die zwei Anderen sitzen mächtig in der Sch... , naja, du weißt schon.
Ich frage mich, ob sie sich in der anderen Welt überhaupt noch zurückverwandeln.

Und was den kleinen Zauberer angeht, der scheint ja einiges auf dem Kasten zu haben.
Von:  ayakoshino
2011-11-05T21:51:37+00:00 05.11.2011 22:51
Also ist Kyuu gerettet und schätzt Inuyasha jetzt auf jeden Fall viel mehr als vorher! Aber immer dieser Stolz der Youkai, das sie nicht einfach mal einen Kampf auslassen können.*g*
Naja Inabikari und Kyuu haben ja jetzt Glück und sind wieder "zu Hause" die anderen beiden dagegen haben richtig Pech, nicht nur das sie das Portal verpasst haben, jetzt sind sie auch noch gefangen genommen worden! Und wie es klang wird es auch nicht gerade angenehm! Vor allem für Sesshomaru eine ganz neue Erfahrung!
Ich bin schon sehr gespannt was jetzt mit ihnen weiter passiert und freue mich aufs nächste Kap!
lg ayako
Von:  filia-infernorum
2011-11-05T19:45:27+00:00 05.11.2011 20:45
da scheinen sich Inuyasha und Kyuu ja wieder etwas nähergekommen zu sein. und je mehr man über sie und ihr Leben erfährt, umso verständlicher wird ihre Sichtweise und ihr Verhalten gegenüber den anderen Ratsmitglieder.
auch Inabikari scheint doch recht besorgt gewesen zu sein um Kyuu. Ob sihc daraus mehr entwickeln wird? ^^
zu wüsnchen wäre es ja.

aber es scheint mir ,dass alle 4 durch die Menschengestalt viel gelernt haben udn reifer geworden sind und ihr lebne mla überdenken, insbesodnere usnere ratsmitglieder. ^^

das ende war ja mal wieder ne Überraschung. Dass man Sesshomaru gefangen nehmen kann, hätte ich echt nicht gedacht O.o
Er und Inuyasha werden nach der Aktion bestimmt ne super laune haben. ^^
bleibt nur zu hoffen, dass beide bald befreit werden und endlich in ihre welt zurückkehren können. ^^

lg
filia-infernorum



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