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per il momento

Spain/Romano
von

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per il momento

per il momento
 

Die Zigarette ist fade, klamm, aber es reicht für den Moment. Das dunkle Haar klebt an seiner Stirn, feucht von Regen. Kalter Schweiß verbleibt auf seiner Haut und auch die Hände, die die Zigarette halten, zittern. Leicht, kaum sichtbar, aber unkontrolliert und er versucht seine flache Atmung zu beruhigen.
 

Als er sein Kreuz fasst, schmiert er dunkles Blut über das glänzende Metall, lässt es ironisch im Mondlicht scheinen. Hastig wischt er das Blut an seinem schwarzen Jackett ab, nimmt einen letzten tiefen Zug und lässt die Zigarette in die nächstbeste Pfütze fallen. Hebt die Waffe auf, die am Boden liegt. Drei Kugeln sind noch übrig und er schießt eine auf den Boden, aus alter Gewohnheit. Der Schalldämpfer lässt die Welt um ihn herum nichts vermuten. In ein paar Minuten werden seine Gefolgsleute da sein, den schlaffen Körper aus der dunklen Gasse Roms ziehen.
 

Romano geht langsam nach Hause.
 

Der seichte Regen lässt ihn zittern, jedenfalls redet er sich ein, dass es die Tropfen sind, der frische Wind. Er schmeckt den metallischen Geschmack von Blut und fischt eine weitere Zigarette aus seiner Hosentasche. Dann wählt er die Nummer von Don Pedro. Als die rauchige klischeehafte Stimme sich meldet, muss er fasst lachen, aber er weiß besser, dass mit dem Don nicht zu spaßen ist und berichtet knapp, wo genau sich die Leiche befindet. Dann legt er auf, löscht das Gespräch aus der Anruferliste.
 

Die Zigarette ist fast aufgeraucht, seine Hände zittern immer noch. Er wird sich nie an diese Geschäfte gewöhnen. Veneziano versteht nicht, warum er sich das gefallen lässt, warum er sie sogar noch unterstützt, aber er hat Gründe, die sein Bruder nicht versteht. Die Ironie ist, dass Romano sie selbst nicht logisch nachvollziehen kann, aber daran verschwendet er keine Gedanken, nicht mehr.

Er ist feige. Das ist etwas, was man sich nicht gern vorhält.
 

Der Weg heraus aus der Stadt ist lang, aber die Vespa zu nehmen, wäre zu gefährlich gewesen. Also läuft er, unter den Olivenbäumen entlang, keinen Gedanken an den Schlamm verschwendend, der seine teuren Lederschuhe bedecken wird.

Der Regen wird stärker.
 

Als er zuhause ankommt, ist die nächste Zigarette aufgeraucht. Das Schloss klingt viel zu laut, als es aufspringt. Die zusätzlichen Schuhe im Flur bemerkt Romano nicht, zu sehr zehrt die Erschöpfung, zu kalt ist ihm. Er schält sich aus seinem Anzug, lässt das blutige Jackett auf den Boden rutschen, zieht das weiße Hemd vorsichtig von dem verkrusteten Schnitt an seinem rechten Oberarm.
 

"Cazzo."
 

Es ist das erste leise Wort, was er an diesem Abend verliert und ginge es nach ihm, würde es das letzte bleiben, aber als er die Waffe aus seiner Tasche zieht und auf dem Nachttisch ablegt, inzwischen im Schlafzimmer angelangt, bemerkt er die geöffnete Balkontür, die weißen Vorhänge, die gespenstisch in das Zimmer hineinwehen, den charakteristischen schalen Geruch einer Stadt im Regen in das Zimmer hineintragend. Er bemerkt die Jacke auf dem Bett, die nicht ihm gehört und er bemerkt den dunklen Schatten, der nun vom Balkon in das Schlafzimmer tritt.
 

Romano versteift, fasst die Waffe wieder, entsichert sie, das leise Schnappen jagt seinen Puls nach oben. Doch im nächsten Moment setzt sein Herz aus, denn er hört eine ihm sehr wohlbekannte Stimme und vor dem fahlen Mondlicht, das durch das Fensterglas dringt, kann er dunkle ungekämmte Locken erkennen.
 

"Lovino?"
 

Langsam lässt er die Waffe wieder sinken, legt sie nun doch wieder sachte auf dem kleinen Tisch ab. Antonio kommt leise zu ihm, aber als er den Schalter des Lichts betätigen will, legt Romano seine Hand über die des Spaniers und schüttelt den Kopf. Er braucht die Dunkelheit, die ihn schützend umhüllt, die Blutflecken in seinem Gesicht verdeckt, den tiefen Schnitt an seinem Arm, die dunkle klebrige Flüssigkeit auf dem Kreuz, das schwer um seinen Hals liegt, jede Sünde in seine Brust einbrennt.
 

Er kann Antonios Augen ausmachen, aber nicht, was in ihnen steht. Er spürt nur den warmen Atem des Spaniers und die ebenso warme Hand, die nun seine nimmt, sanft über die Knöchel streicht. Er wird aufs Bett gedrückt, dann verschwindet Antonio, um kurze Zeit später mit einem nassen Tuch und einer Mullbinde wiederzukommen. Der warme Stoff tut gut auf seiner kalten Haut und auch das Brennen ist erträglich. Antonios Bewegungen sind vorsichtig, gekonnt, gelehrt von all den Jahren als un conquistador.
 

Beide verlieren kein Wort, nicht während Antonio die Wunde säubert, nicht als er die Mullbinde vorsichtig, aber dennoch straff genug um Romanos Oberarm wickelt, nicht als er das Blut auf dem Kreuz entdeckt. Romano dankt ihm dafür, nicht laut versteht sich. Das ist etwas, was er mit sich selbst ausmachen muss, wofür er keine Schelte braucht, keine Anschuldigungen, keine drängenden Fragen. Er weiß, dass Antonio diese Seite an ihm hasst, dass er findet, dass Morden nicht zu Romano gehören sollte und Romano weiß das auch, weiß, dass es nicht in sein ängstliches Leben passt, sich nicht damit vereinbaren lässt, dass er sich bei einem Gewitter in Antonios Armen verkriechen will oder laut beim Autofahren flucht, aber gleichzeitig weiß er auch, dass es ihn ausmacht, dass es ihn von Veneziano abhebt, unterscheidet und vielleicht nimmt er es sogar dafür in Kauf.
 

Antonio küsst seine nackte Schulter, verweilt dort für einen Moment, wandert dann zu seinem Hals weiter. Romano lässt ihn machen, zeigt weder Zuneigung, noch Ablehnung. Er bleibt einfach nur sitzen, starrt auf die Vorhänge, die sich weiterhin im Wind wiegen. Antonio drückt ihn auf die Matratze zurück und fährt mit einer Hand durch seine feuchten Haare.
 

Der Sex ist schnell, oberflächlich, distanziert. Eine Spur Angst, Misstrauen schwingt darin mit und Romano fühlt sich nicht wie sonst richtig, als er den Kopf auf Antonios Brust legt. Die leise geflüsterten liebevollen Worte zwischen ihnen bleiben aus, Antonio zieht ihn nicht wie sonst zu sich und schlingt seine Arme besitzergreifend um ihn, sondern spielt nur leicht mit den Haaren in seinem Nacken.
 

Romanos Hände zittern wieder und er fischt in der am Boden liegenden Hose nach den Zigaretten, zündet sich eine an. Sie schmeckt immer noch fad, klamm, metallisch. Aber für den Moment reicht das aus.
 

Für den Moment, bis zum Morgen, bis zum Frühstück, wenn sie beide ihren Kaffee trinken werden und so tun, als wäre nichts passiert, wenn die Mullbinde von einem frischen Hemd verdeckt wird, das nach Waschmittel riecht und das Kreuz so silbrig glänzt wie sonst auch. Wenn Rom wieder nach staubiger Architektur riecht, kreischende Kinder in den Gassen Verstecken spielen und Touristentaschen von Dieben durchstöbert werden.
 

Bis zum nächsten Mal.
 

- fin



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2011-01-22T10:50:43+00:00 22.01.2011 11:50
Ich vergöttere deinen Schreibstil *_*
Du hast die Stimmung echt super rübergebracht, und es ist immer toll die Mafia-Seite von Romano zu sehen : )
Ich freue mich schon auf deine nächsten FFs <3
Von:  RaspberryDevil
2011-01-16T12:43:19+00:00 16.01.2011 13:43
Schöner OS *__*
Ich lese unglaublich gerne deine SpainXRomano One-shots, weil du wie auch in dem hier wieder die Stimmung gut rübergebracht hast und ich deinen Schreibstil mag :3
Interessant war besonders mal eine andere Seite von Romano zu erleben und das Schweigen zwischen ihm und Antonio hat richtig zur Stimmung gepasst :3
Alles in allem ein gelungener OS^^

Mach weiter so ^o^
Von:  Niekas
2011-01-16T11:33:45+00:00 16.01.2011 12:33
Wow... ich fand es sehr schön. Die Atmosphäre war wunderbar und das Präsens hat auch sehr gut dazu gepasst. Es gefällt mir sehr, dass du mal Romanos dunkle Seite herausgestellt hast und wie du das getan hast.
*hust* Wenn ich kurz Streber sein dürfte: Es heißt "un conquistador". Und der Titel ist ein Spanisch/Italienisch-Mischmasch, aber vielleicht sollte das ja so? Ich könnte es mir gut vorstellen.
Wie gesagt, die Geschichte war wunderschön stimmungsvoll. Die Liebesszene am Ende hat mich offen gestanden total überrascht, aber wahrscheinlich liegt es daran, dass Yaoi einfach nicht mein Geschmack ist. Aber der Rest war erstklassig. Großes Lob :)


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