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Mein Leben ohne dich

Shinichi x Heiji
von

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Sie hat sich so gefreut...

Warme Sonnenstrahlen fallen auf mein Gesicht und hinterlassen ein angenehmes Prickeln auf der Haut. Der Duft nach frischen Rosen steigt mir in die Nase und ein wissendes Grinsen umspielt meine Lippen, als ich voller Vorfreude die Augen öffne.

Wie erwartet steht sie vor mir und schenkt mir ihr schönstes Lächeln.

Mein Herz beginnt augenblicklich schneller zu schlagen.

Unbeschwert greift sie nach meiner Hand, zieht mich hinter sich her. Ihr weiches braunes Haar tanzt im lauen Sommerwind und kitzelt mich im Gesicht. Sie sieht so fröhlich aus; als könnte ihr kein Unglück dieser Welt etwas anhaben.

Ich genieße ihre Nähe, die Wärme ihrer Hand, ihren süßen Duft.

Schließlich lassen wir uns erschöpft auf eine Wiese fallen und lauschen mit geschlossenen Augen dem Atem des anderen.

Ich sehne mich danach ihre liebliche Stimme zu hören. Ich möchte die zarte Röte auf ihren Wangen sehen und das begeisterte Blitzen in ihren blauen Augen.

Voller Erwartung sehe ich zu ihr hinüber und pralle zurück.

Leblose Augen, die mich regelrecht anstarren, eiskalte blasse Haut, blutleere Lippen. Das weiche Haar ist von schwarzem Blut verklebt, der zierliche Körper von Quetschungen und Knochenbrüchen entstellt.

Mein Mund öffnet sich zu einem stummen Schrei.

Eine Woge der Verzweiflung erfasst mich, zieht mich hinunter und reißt mir bei lebendigem Leib das Herz aus der Brust.

Ich ergreife ihre Schultern, schüttele sie wie ein Besessener, schreie ihren Namen in der Hoffnung noch einen Funken Leben in ihren Augen aufglimmen zu sehen, doch meine Kräfte schwinden. Tränen lassen meinen Blick verschwimmen. Sie entgleitet meinen Händen. Ich kann sie nicht mehr festhalten. Sie wird mir einfach entrissen und verschwindet in tiefster Dunkelheit.

Ich zucke unwillkürlich zusammen, als er abrupt aus dem Schlaf hochfährt. Auf seiner Stirn glänzen feine Schweißperlen, die Augen sind vor Entsetzen geweitet. Kurz glaube ich einen Hauch von Hoffnung aufglimmen zu sehen, dann fällt sein Blick auf mich und ein tiefer Schatten legt sich erneut auf sein Gesicht.

Hatte er gehofft, dass alles nur ein furchtbarer Traum gewesen ist? Dass dieses schreckliche Unglück nur seiner Fantasie entsprungen war?

Meine Anwesenheit hatte diese Illusion je zerstört, hatte den kleinen Moment des Hoffens augenblicklich zerbersten lassen und ihn schmerzhaft in die Realität zurückgeholt.

Tränen glitzern auf seinen Wangen.

Seufzend erhebe ich mich, setze mich zu ihm aufs Bett und reiche ihm ein Taschentuch.

Apathisch greift er danach und beginnt es Stück für Stück auseinander zu reißen.

Lange sitzen wir nur schweigend da. Sein Blick verfolgt irgendeinen unsichtbaren Punkt an der schwarzen Wand; meiner ist unentwegt auf ihn gerichtet, verfolgt die Spur der Tränen.

Ich hebe die Hand, um eine davon am weiterlaufen zu hindern und senke sie wieder, als mir bewusst wird was ich da gerade im Begriff war zu tun.

Beschämt senke ich die Augen

Shinichi sieht auf den Wecker. Es ist mitten in der Nacht.

„Du solltest dich schlafen legen.“

Ich zucke zusammen und sehe ihn irritiert an. Ich hatte nicht mehr damit gerechnet, dass er etwas sagen würde.

„Ach was, ich bin noch taufrisch.“ Ich registriere den Anflug eines Lächelns, als er sieht wie ich mühsam versuche ein Gähnen zu unterdrücken.

„Du kannst dich gerne in mein Bett legen. Ich bekomme heute bestimmt kein Auge mehr zu.“

Schwer atmend richtet er sich auf, geht zum Fenster und zieht die Vorhänge beiseite. Der kalte Schein des Mondes taucht den Raum in ein fahles Licht.

„Du hast von ihr geträumt oder?“

Er nickt, während er immer noch aus dem Fenster sieht. Eine Hand hält sich krampfhaft am schweren Stoff der Vorhänge fest.

„Möchtest du mir von deinem Traum erzählen?“, frage ich vorsichtig weiter.

Er stößt hörbar die Luft aus, lehnt den Kopf gegen die kühle Fensterscheibe.

„Ich habe sie gesehen, Heiji.“ Er schluckt schwer. „Sie war da, hat meine Hand gehalten…sie hat so wunderschön gelächelt.“

Mit schmerzverzerrtem Gesicht lässt er sich zu Boden sinken, ringt verzweifelt um Fassung, wendet sich von mir ab. Er will nicht, dass ich ihn so sehe, so schwach und verletzlich.

Sein Anblick zerreißt mir das Herz. Ich möchte ihm so gerne helfen, ihn aus seiner Dunkelheit befreien. Doch ich weiß nicht wie.

Ich bin hilflos.

„Und plötzlich war das Lächeln verschwunden und ist…ist diesem leblosen Gesicht gewichen.“ Seine Stimme bricht, eine erneute Woge der Trauer beutelt seinen Körper.

Es hält mich nicht länger auf dem Bett.

Wenige Sekunden später finde ich mich neben ihm wieder, halte seine Hand, drücke sie tröstend. Erschöpft lehnt er seinen Kopf an meine Schulter. Ein wohliger Schauer läuft mir über den Rücken.

„Willst du mir erzählen was passiert ist an dem Tag als…“ Ich wage es nicht den Satz zu beenden.

Erst nach einer halben Ewigkeit setzt Shinichi zu einer Antwort an.

„Ich bin so egoistisch, Heiji. Es ist alles meine Schuld!“ Er schluchzt laut auf.

Das Geräusch geht mir durch Mark und Bein.

„Ich habe das Gegenmittel eingenommen ohne auch nur eine Sekunde über die Konsequenzen nachzudenken. Mein Wunsch wieder in mein altes Leben zurückzukehren…“ Seine Stimme wird beinahe von seinen Tränen erstickt. Er schluckt schwer.

„…er war so übermächtig. Ich bin schon so lange gefangen gewesen. Ich…ich habe diesen verfluchten Körper nicht mehr ertragen….habe es nicht länger ertragen ihr so nahe zu sein und doch nicht wirklich bei ihr sein zu können. Dabei wollte ich doch so gerne bei ihr sein, Heiji!“

Seine verzweifelten Augen suchen nach Verständnis in meinem Blick. Ich drücke abermals seine Hand.

„Als Haibara mir dann eröffnete, sie hätte ein Gegenmittel, nahm ich es einfach. Ich…ich konnte doch nicht wissen, dass…dass ich es so sehr bereuen würde.“

Sein Kopf fällt abermals auf meine Schulter.

„Sie haben mich die ganze Zeit beobachtet.“ Seine Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern. „Und ich habe es nicht bemerkt…nicht ein verdammtes Mal.“ Sein Selbsthass spricht aus jeder Silbe.

„Ich hatte meinen Körper wieder…war so euphorisch…hab mich gleich auf den Weg zu ihr gemacht.“ Ein gequältes Stöhnen entrinnt seiner Kehle.

„Ich wollte es ihr doch endlich sagen. Ich wollte ihr sagen wie sehr…wie sehr…!“ Er bricht ab, außer Stande weiterzureden. Ein erneuter Weinkrampf schüttelt ihn. Seine Hand umklammert meine, sucht verzweifelt Halt.

Erst nach langem Schweigen gelingt es Shinichi weiterzureden.

„Sie hat sich so gefreut mich zu sehen. Ihre Augen haben gestrahlt…so wunderschön…Wir wollten ein wenig spazieren gehen. Ich war…nervös und schob es auf mein bevorstehendes Geständnis.“

Er atmet scharf ein.

„Es ging alles so schnell…so unglaublich schnell. Ein großer, schwarzer Lieferwagen war uns gefolgt…er ist einfach…einfach auf der Bürgersteig gefahren und hat…hat sie…hat sie mir entrissen.“

Ich schließe ihn in meine Arme, drücke ihn fest an mich. Seine Hände krallen sich in meinen Pullover. Er schluchzt hemmungslos, presst sein Gesicht an meine Brust.

„Und dann lag sie in meinen Armen…sie hat so schwer geatmet…doch sie hat…sie hat immer noch gelächelt und dann hat sie gesagt, dass sie mich liebt.“

Er bricht ab und springt plötzlich auf, entzieht sich meiner Umarmung und schlägt wütend mit einer Faust gegen die Wand.

„Wie kann man denn jemanden wie mich lieben?“, brüllt er voller Schmerz. „Nur weil ich so ein eingebildeter, rücksichtsloser Egoist bin, musste sie sterben. Ich bin schuld!“ Sein Atem geht stoßweise. „Ich hätte derjenige sein müssen…warum haben sie nicht mein Leben genommen?“ Er scheint blind vor Trauer, Hass, Verzweiflung.

Wie ein Tiger im Käfig läuft er von einer Ecke des Zimmers zur nächste und wirft dabei alles um, was sich ihm in den Weg stellt.

Als er schließlich vor mir steht, packe ich ihn bei den Schultern.

„Es reicht, Shinichi!“ Seine gehetzten Augen treffen auf meine. „Hör auf! Ich kann deinen Schmerz verstehen, aber es bringt nichts, wenn du hier alles kurz und klein schlägst!“

„Nichts kannst du.“ Zornig versucht er sich meinem Griff zu entwinden, doch die letzten Tage haben zu sehr an seinen Kräften gezerrt.

„Heiji.“ Er sieht mich flehentlich an. „Ich wäre jetzt gerne allein.“

Nickend gewähre ich ihm seinen Wunsch nach Einsamkeit. Er muss erst einmal wieder zur Ruhe kommen.

„Ich werde später noch einmal nach dir sehen.“

Als ich die Tür hinter mir schließe, geben meine Knie unter mir nach.

Die Dämmerung setzt gerade ein, als ich aus dem Fenster sehe.

Welch Ironie, denke ich mit einem bitteren Lächeln. Die Sonne geht auf. Tag ein Tag aus, egal welch entsetzliches Unglück auf Erden geschehen ist.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  cole_el_diabolos
2011-01-22T16:51:52+00:00 22.01.2011 17:51
Hi,

ich hab das Kapiel wieder gelesen und ich fand es wirklich berührend. Schließlich kann Shinichi ja nicht wirklich was dafür, dass Ran getötet wurde.Ich finde auch die Reaktionen von Heijis Reaktion voll schön. Ich bin gespannt wie es zwischen den beiden weiter geht und was auch alle anderen zu dme Tod von Ran sagen. Man mir tut sie ja leid. Ich mag Ran eigentlich.
Ich freu mcih schon drauf wenn es weiter geht.

Lg cole


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