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Die Sitzung

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Die Sitzung

Mein Atem stockte. War da jemand? Ich regte mich nicht und versuchte angestrengt zu lauschen. Wieder ertönten die Schritte. Nun war ich mir ganz sicher: Es war noch eine weitere Person hier. Meine Augen tasteten hastig die Umgebung ab. Ich hatte kaum Platz. Dieser Raum war eng. Und die Tür, die mich von der Person außerhalb des Raumes trennte, schien kaum Schutz zu bieten. Der Fremde konnte ganz leicht hinüber klettern. Und wo ich nun darüber nachdachte, war ich mir nicht mal sicher, ob die Tür zugeschlossen war. Was wäre, wenn diese Person die Tür aufmachte und mich entdeckte. Nein, soweit durfte ich nicht denken. Ich musste mich einfach ruhig verhalten.
 

Der Schweiß tropfte mir über die Stirn als die Schritte langsam aber bedächtig näher traten. Etwas Bedrohliches ging von ihnen aus. Es pochte in meinen Ohren. War es mein Herzschlag? Ich spürte in mir einen merkwürdigen Druck. Hoffentlich passierte mir nicht ausgerechnet jetzt ein Missgeschick. Ich hätte mich sofort verraten. Noch immer näherte sich der Fremde. Da! Ein Schatten drang unterhalb der Tür hindurch. Dieser Mensch stand nun direkt davor. Ich konnte seinen Atem hören, schwer und unregelmäßig. Es schnürte mir die Kehle zu. Wie in Zeitlupe bewegte sich die Türklinke nach unten. Die Tür würde im nächsten Moment aufgleiten…
 

Dachte ich zumindest. Doch Sie blieb verschlossen. Lautlos, aber trotzdem erleichtert, atmete ich aus. Der Schatten entfernte sich wieder. Doch ich wusste, dass es noch nicht überstanden war. Es folgte ein kurzes ruckartiges Surren, Metall schlug auf Metall und dann ein leises Plätschern. Nach einer Minute war alles vorbei. Ich hörte ein befriedigtes Seufzen. Kurz darauf erkannte ich das Geräusch von fließendem Wasser und den Knall einer Tür.
 

Das Licht war nach einiger Zeit ausgegangen. Leise schloss ich die Tür auf und ging hinaus. Draußen warteten schon meine Kumpels auf mich. Sie lachten mich aus, weil ich solange gebraucht habe. Wir stiegen in unser Auto und verließen den Rastplatz. Doch im letzten Moment warf ich nochmal einen Blick auf mein „Gefängnis“. Der Toiletteneingang schien immer noch dunkel und verlassen. Ich lehnte mich zurück und schloss erschöpft die Augen. Die Sitzung auf öffentlichen Toiletten zu machen, war doch immer irgendwie ein Abenteuer für sich, dachte ich und schlief ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  charmingfussel
2010-09-24T22:43:08+00:00 25.09.2010 00:43
Hallo lieber Wb-Teilnehmer,
Danke erst einmal für deine Teilnahme. Ich habe mich über deinen Beitrag sehr gefreut. Er war wirklich lesenswert.
Du hast mit deinem Wortgeschick- und Gewandtheit gezeigt, dass du es einfach drauf hast, was es bedeutet, Spannung zu erzeugen oder mit einer schönen Formulierung ein Lächeln auf des Lesers Lippen zu zaubern.
Meiner Meinung nach, hast du das Thema des Wettbewerbs "Uninteressant -> interessant" vollkommen erfüllt. Die Kriterie etwas Uninteressantes zu verfassen (hier der Toilettengang) und es einfach lesenswert zu machen hast du mit Bravour gemeistert. Ich habe mitgefiebert und steckte wirklich mit in der Geschichte. Dass es sich hierbei eigentlich nur um einen Toilettenbesuch auf einem öffentlichen Wc handelt, gestaltet alles nur noch witziger. Gerade, da jeder, der im Dunkeln schon einmal irgendwo hingefahren ist und auf einer Raststätte oder einem "Picknickplatz" bei einer Autobahn anhielt, um aufs Wc gehen zu können, hat in diesem Moment schon etwas Ähnliches Erlebt, was auch wieder amüsant ist, denn wenn man sich das alles vor Augen hält ist und bleibt es einfach ein simpler Gang aufs Klo. Der Gedankengang war wirklich schlicht weg genial! Ich bin begeistert und verlege dich nur mit Freunden auf den 1. Platz.

Herrlichste Glühstrümpfe,
charmingfussel




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