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Karamellbonbon

von

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Geliebte ... Liebe!

***
 

'Liebe'
 

Autsch! Das Thema hatte es in sich.

Gelangweilt saß Kari im Unterricht und angelte mit dem Stift einige ihrer Strähnen aus dem Gesicht, während die Lehrerin einen Endlosmonolog von Goethe hielt. Besser gesagt, von Goethes verfassten Faust.
 

'… Habe nun, ach!

Philosophie, Juristerei und Medizin,

und leider auch Theologie durchaus studiert,

mit heißem Bemühn.

Da … '
 

Leider waren dies auch die einzigen Verse, die Kari noch klar mitbekam. Der Rest ging in Tagträumen unter, während der gedankenverlorene Blick auf die Fenster gerichtet war, wo sich die Natur mit ihrer eisigen Kälte gegen die Scheiben drängte.

Es schneite! Und wie es das tat, die ganze Nacht schon. Viele Mitschüler von den umliegenden Ortschaften waren erst gar nicht erschienen. In der Klasse befanden sich gerade mal vier ihrer Klassenkameraden und das auch nur, weil sie mit im Internat lebten. Eigentlich waren es fünf, aber der Fünfte lag mit einer Grippe im Bett.
 

Mit der Zeit wurde der Schneefall langweilig.

Karis Blick schweifte den vor ihr liegenden Block. In schönster Schrift, die ihre Laune gerade emporgefördert hatte, stand auf einem der vielen Blätter in einem quietschenden Finliner-Rosa 'Liebe' ganz groß als Überschrift.

Ach ja, die liebe Liebe! Kari war verliebt.

Die Gedanken wanderten immer wieder zu ihrem Angebeteten. Ganz langsam versank sie erneut in einen ihrer sommerlichen Tagträume, als eine Hand unerbittlich auf ihren Tisch knallte.

Kerzengerade saß die Träumerin da und blickte erschrocken nach oben, direkt in das Gesicht ihrer Lehrerin.
 

„Ich hoffe, wir haben süß geträumt?“

Süß schon, aber das Erwachen war ein wenig heftig - für Karis Geschmack.

„Äh, nein. Hab ich nicht, ... ich hab zugehört und meine Gedanken während ihres Monologs dazu schweifen lassen.“, um eine Ausrede war sie nie verlegen.

„Na, das hören wir doch gerne.“, der Blick der Lehrerin wanderte mit dem freudigen Lächeln eines Dämons über die Klasse und landete zielstrebig wieder bei ihr. „Da will ich Sie nicht weiter stören und hoffe, dass Sie mir und der Klasse bis Morgen in einem fünfseitigen Aufsatz das Thema 'Die Problematik der Gretchen-Tragödie in Faust im Zusammenhang mit der damaligen Sichtweise der Gesellschaft zu Goethes Zeiten' erörtern können.“

Kari schluckt. Ei, das würde eine lange Nacht werden, eine sehr lange. Wie gut, das es jemanden wie Jack gab.
 

Als Jack vom Schluckauf heimgesucht wurde, weil Kari hilfesuchend an ihn dachte, befand er sich dafür am ungeeignetsten Ort der gesamten Schule. In der Bibliothek.

Dieser Ort war die zweite Heimat für den wahrscheinlich strengsten Aufseher unter den Bibliothekaren dieser Welt. Mr. Wallace!

Mr. Wallace war kein Mann der Geräusche einfach so billigte, und schon gar nicht wenn es ein einfacher 'Schluckauf – Hicks' war. Dies bekam auch Jack zu spüren.

Sein erster 'Hicks' entkam ihm für die Stille, die in diesen Räumen vorherrschte, relativ laut. Er war selbst über sich erschrocken und bevor er richtig darüber nachdenken konnte, stellten sich bei ihm die Nackenhaare auf. Der erboste Blick des englischen Ordnungshüters war der Auslöser. Jack wagte es gar nicht in dessen Richtung zu sehen.

Um die Bibliothek weiterhin als Ort des stillen Lernens zu wahren, stand Jack leise auf und nahm die Bücher und Aufschriften über denen er gerade gesessen hatte mit nach vorne zum Ausleihbüro. Die betagte ältere Dame, nicht mit Mr. Wallace liiert, blickte ihn streng durch ihre Brille an.
 

„Ich möchte gern – 'Hicks' – diese Bücher ausleihen. Wenn – 'Hicks' – möglich übers Wochenende?“, immer freundlich Lächeln und diesen verdammten Schluckauf vergessen. Doch der Frau schien sein plötzlicher Schluckaufanfall nichts auszumachen. Mit einer Gelassenheit, von der sich Mr. Wallace eine Scheibe abschneiden konnte, deutete sie auf eine Karteikarte.

„Name, Klasse und Hausvater hier eintragen!“ Während Jack seine Daten bekannt gab, notierte sich die Frau die Buchtitel und die Zeit der Ausleihe.

„Bei allen Büchern bis nach dem Wochenende.“

Es wurde noch eine Unterschrift unter die Liste gesetzt und er konnte die Räumlichkeiten verlassen, während sie den Zettel mit der Karteikarte zusammen tackerte.

Schleunigst verließ Jack die Bibliothek, aber nicht ohne Mr. Wallace seinen Gruß zu hinterlassen – nonverbal. Denn jeder 'Hicks' brachte den Mann nur ein Stück näher auf die Palme.
 

Jack war keine fünf Meter weit gelaufen, da wurde er auch schon abgefangen.

„Jack!“, hallte es durch den Flur.

Ah! Die Stimme kannte er doch. Sofort blieb der Angesprochene stehen und drehte sich um.

Eine strahlende Ju kam mit schnellen Schritten um die Ecke gesaust und hielt direkt auf ihn zu. Ihre Augen wurden groß als sie den Bücherstapel in den Armen ihres Bandkollegen betrachtete.

„Bist du zum Bücherschleppen degradiert?“

„Was? Nein! Ich brauch die, für meine Abschlussarbeit.“

„Oh, okay. Was war dein Thema?“

„Das Theater im Wandel der Zeit – von den Anfängen bis zum 21. Jahrhundert.“

„Is' klar Alter. Aber du weißt schon, dass das eine Schulhausarbeit und keine Studienarbeit für ein Diplom oder den Doktor werden soll?“

Bei Hausaufgaben mutierte Jack immer zum König der Streber.

„Klar, weiß ich. Deshalb schreib ich ja auch nur über das Theater.“

„Nur über das Theater … und das im Wandel der Zeit?“, ein skeptisches Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, aber sie kannte ihren Gegenüber schon lange genug. „Okay, dann schreib. … Soll ich dir tragen helfen?“
 

Da ließ sich Jack nicht zweimal fragen, doch ganz Gentleman überließ er Ju nur zwei von den fünf Büchern.

Beide wollten gerade zu den Gemeinschaftsräumen gehen, als Ju stehen blieb und ihren Bandkollegen verwirrt anblickte.

„Sag mal, hast du jetzt nicht Stillarbeit?“

„Ja, schon. Aber ich hab nen Schluckauf.“, verwundert unterbrach sich Jack selber und lauschte. „Aber wie es scheint, jetzt nicht mehr.“

„Schluckauf bei Wallace!“, Ju sagte dies, als sei es das Schlimmste, das einem je passierten konnte. Wahrscheinlich hatte sie recht. Der alte englische Bibliothekar hatte, wie er selbst sagte, schon der Queen ein Buch empfohlen.
 

*
 

„Von wem kam gerade der Anruf?“, mit einem Lolli im Mund blickte Dima dem Jüngeren über die Schulter.

„Beljajew.“

„Was wollte der?“

„Fragen, ob ich bei der WM dabei bin.“

„Und?“

„Was und?“, Kostja drehte sich um und sah Dima an.

„Hast du zugesagt?“

„ … .“

„Kostja!“

„Was?“, kam es gereizt.

„Komm schon Alter, sag zu. Diesmal kannst du diesem Japaner so richtig eins drauf geben.“, um seine Worte zu veranschaulichen, schien Dima gegen einen unsichtbaren Gegner zu boxen.

„Falls du es vergessen haben solltest, wir praktizieren Kendo und kein Schattenboxen.“, es klang genervt.

„Schon klar.“, grinste der Angesprochene. „Hey, jetzt ruf diesen Beljajew zurück und sag ihm, wir sind dabei!“

„Wir?“, dezent schwang sich die Augenbraue nach oben.

„Ja, wir. Du und ich … und Leni, als unsere gute Seele und Aufpasserin, sonst stellen wir ja sonst noch was an.“, ein volles Lachen erklang.

Jetzt zeigte auch Kostja sein Lächeln. „Aber das sagst du ihr.“
 

„Oma, warum willst du nicht, dass ich allein auf den großen See gehe?“

„Weil ich Angst hab, dass er dich verschlingt.“, kam es sanft von der Alten, während sie die Milch auf dem Ofen vom Feuer erwärmen ließ.

„Warum sollte er mich verschlingen? Er ist doch zugefroren.“

„Deswegen mein Junge, deswegen.“, hauchte sie. „An manchen Stellen ist das Eis nicht dick genug und bevor Pawel Iljin keine Freigabe gibt, lass ich dich nicht dort hin.“

Ihr Lächeln war faltig, aber voller Wärme als sie ihren Enkel ansah.

„Okay. Dann werde ich dir keinen Kummer machen.“, versprach er freudig.

Seiner Oma, seiner geliebten Babuschka, konnte er solch eine Bitte nicht abschlagen. Sie war schließlich immer so lieb zu ihm, da sollte er es auch sein.
 

*
 

Die Menschen hatten auch in Japan mit den Schneemassen zu kämpfen. Immer wieder mussten sie das lästige Weiß wegschippen, nur mit dem Resultat, dass es nach einer Stunde Dauerschneefall so aussah als sei noch gar nichts gemacht worden.

Zu allem Überfluss war da auch noch diese Kälte, die nach einem Gierte, sobald das warme Heim verlassen werden musste. Ja, musste! Wer konnte blieb daheim. Selbst der Hund wurde nicht vor die Tür geschickt.

Es herrschte Winter.
 

Die eisige Kälte dieser Jahreszeit war auch im Dojo spürbar – doch der Schweiß floss an ihm herunter, als sei der Sommer über seinem Kopf hereingebrochen.

Ein schmerzhafter Schlag auf sein Handgelenk ließ ihn zusammenzucken.

„Takeru! Was soll das?“, barsch wurde er angefahren. „Wenn du so weiter machst, kann ich dich auch von der WM fern halten.“

„Nein! Vater.“, kam es demütig.

„Dann streng dich an! Die Lektion nochmal, von Anfang an!“

„Ja, Vater.“

Takeru war außer Atem. Es war früher Abend und seit heute Morgen hatte er trainiert und nun wollte sein Körper nicht mehr. Doch das war dem Oberhaupt egal.
 

„Wenn er ihn weiter so hart ran nimmt, kann es sein, dass er zusammenbricht.“, leise, wie ein Wispern vom Wind, kamen die Worte und drangen in das Bewusstsein des Alten.

„Er packt das schon.“, flüsterte dieser rau und im gleichen gedämpften Ton zurück.

„Hoffentlich. … Tsuyoshi-san hat es schon mal geschafft, ein Mitglied zu verjagen.“

„Leise.“, mahnte der Greis. „Takeru-chan ist stark. Er wird es ertragen.“

„Mögen eure Gebete diesmal besser erhört werden. Sonst gibt es keine Zukunft für dieses Haus.“
 

Das wusste der alte Mann auch. Betrübt sah er auf seinen Enkel, das einzige Glück, was ihm in dieser Welt geblieben schien – seit Sachikos Ableben.

Sachiko, seine sanfte und edle Schwiegertochter. Ihr Tod betrübte ihn noch immer, denn seit diesem unheilvollen schwarzen Tag hatte sich alles verändert. Aus seinem großherzigen und liebevollen Sohn und Familienvater war ein verbitterter und sturer Dummkopf geworden – der sein eigenes Kind, das der Mutter so ähnlich sah, verjagt hatte. Den Auslöser dafür kannte er nicht, und nun musste der Alte erneut mitansehen, wie dem erstgeborenen Enkelkind der gleiche Zorn entgegen kam.

Und er? Er konnte nichts tun. Er war alt und seit Takerus Geburt nicht mehr Oberhaupt des Clans. Also betete er und das täglich.
 

'Mögen die Götter über dich wachen, Sakura – und gnädig mit Takeru sein.'
 

„Du, Opa.“, Kinderaugen blickten fragend.

„Ja, meine Kleine.“

„Wo is' Mama?“, sie legte den Kopf schief. Er strich ihr übers Haar.

„Siehst du die Sterne dort?“, mit der anderen Hand zeigte er zum Nachthimmel.

„Ja.“, ihr Blick folgte der Bewegung.

„Deine Mama, mein Liebes, ist jetzt dort oben.“

„Sie is' ein S'tern?“, Skepsis schwang mit.
 

„Eh … ja, deine Mama ist ein Stern.“ Eigentlich sollte die Erklärung anders stattfinden, aber wenn sie in diese Richtung verlief, dass Mama zum Stern geworden war, dann sollte es dem alten Mann auch Recht sein. Vielleicht war es so einfacher für sie.
 

„So wie im Märchen?“

„Welches Märchen?“

„Das, was Mama mir erzählt.“

„Deine Mama hat dir immer viele Märchen erzählt.“

Sie nickte, lächelnd.

„Welches meinst du denn?“

„Na das, mit dem S'tern und dem König.“, das Mädchen stand auf. „Warte hier Opa, ich bin gleich wieder da.“, schon rannte sie aus dem Raum, kam aber bald darauf wieder und hielt ihm ein Buch entgegen.

„Das hier.“, mit ihren kleinen Fingern zeigte sie auf den Titel.

„Der Sternenwanderer.“, flüsterte er.

„Ja, magst du mir vorlesen?“
 

Der Alte deutete mit der Hand neben sich.

Mit dem Blick zum Himmel bettete das Kind ihren Kopf auf Opas Schoss und lauschte der Stimme, die heute irgendwie traurig klang.


 

*
 

Die Kälte kroch langsam über ihre Füße nach oben. Verdammt war das kalt! Glücklicherweise hatte es mit Schneien aufgehört.

Dick eingepackt stapften Nitan und Hero durch die Landschaft. Böse blickten sie zu den Jungs, die weiter vorne ihren Spaß hatten und sich mit Schneebällen bewarfen. An dem Fußmarsch war nur Gilbert Schuld. Schließlich war es seine Idee gewesen ins Dorf zu laufen und Joe, der hatte grinsend die Mädchen dazu überredet mitzugehen.

'Die Straßen seien frei!' – Von wegen. Hier lag meterhoch der Schnee.
 

Hero vergrub ihr Gesicht noch tiefer in den Schal, die Finger spürte sie schon lange nicht mehr. Es war nicht ihr erster Winter in der Schweiz, wenn es aber nach ihrer Meinung ging, war es der Frostigste.

Mit einem kurzen Blick schielte sie zu Nitan, der die Kälte nichts auszumachen schien. Oh ja, die Blonde hatte es gut. Schließlich kam sie aus Finnland, das lag ja irgendwie gleich neben Russland und dort war es eh immer kalt. Sie seufzte.

„Sag mal, wer von den Beiden hatte noch mal die blöde Idee ins Dorf zu laufen?“, nuschelte die Japanerin in ihren Schal.

„Gil.“, hauchte die Blonde und zog ihre Mütze etwas tiefer.

„Und warum sollten wir mit?“

„Um die Jungs zu beraten, was sie für Geschenke kaufen sollen.“

„Hat Gil deins nicht schon?“

„Ja, deswegen ist er vergangene Woche schon im Dorf gewesen. Da hat er aber Kari und Ju mitgezerrt. … Heute sind wir dran, schließlich soll der Rest der Band auch was bekommen.“

„Aha.“, Hero seufzte, während sie sich in ihrem Kopf schon eine leckere Schokolade und eine warme Dusche vorstellte. Oh ja, das waren tolle Vorstellungen, doch dazwischen lagen noch drei Kilometer ins Dorf, eine fachmännische Beratung und fast vier Kilometer wieder zurück. Sie würde bis dahin erfroren sein, vielleicht nicht ganz, aber ihre Füße auf jeden Fall.
 

Zur selben Zeit wurde Jack, der Strebsame von Kari, der Träumerin belagert. Ihre Strafarbeit in Literatur stand noch aus. Und ohne Hilfe, das wusste sie, konnte bei dem Thema und diesem Drachen von Lehrerin gleich das Zeitliche gesegnet werden.
 

„Komm schon Jack, hilf mir, bitte!“, bettelte sie.

„Nein, das musst du jetzt selber machen. Ich kann vielleicht nachher noch drüber lesen, aber ich hab jetzt keine Zeit.“

„Dann halt nachher, wenn du eh drüber gelesen hättest.“, konterte Kari und hatte dabei ihren traurigsten Blick aufgesetzt, der sogar einem Welpen Konkurrenz machte.

Jack sah sie an. Himmel! Das Mädchen immer diese Masche abzogen, nur um zu bekommen was sie wollten.

„Kari, deine Lehrerin wird bemerken, dass jemand anderes den Aufsatz geschrieben hat, und nicht du.“

„Ach, quatsch. Ich ändere den noch ein bisschen ab und dann hört sich morgen alles an wie meins.“, sie grinste. „Und außerdem, sollst du den Aufsatz nicht schreiben, sondern mir nur dabei helfen.“

Der Angeflehte seufzte. Wenn es etwas gab, das Kari auf jeden Fall beherrschte, dann war es hilfsbedürftig zu blicken und mit den Augen zu klimpern, dass er einfach nicht 'Nein' sagen konnte.

„Okay.“, seufzte er.

Es erfolgte ein Jubelschrei.

„Aber nur, eine Stunde. Mehr Zeit hab ich nicht.“, mahnte Jack und ließ sich in den Sessel fallen.
 

*
 

Er fühlte fast nichts mehr. Seine Glieder waren taub, nur Herz und Atmung schienen ihre Funktion nicht verloren zu haben. Das Training hatte sein Wirkung und es war hart gewesen, manche hatte er 'brutal' flüstern hören, als er mit schweren Schritten die Halle verließ. Ein Zittern hatte ihn auf dem Weg zu seinem Zimmer überkommen, wurde verstärkt von einem Brechgefühl, dass beides jedoch wieder abgeklungen war.

Jetzt lag er einfach nur und wollte sich nicht mehr bewegen. War er doch der Meinung, seine Sehnen würden reißen und die Muskeln den Kraftakt eh nicht mehr schaffen. Er konnte nicht mehr. Selbst das Schließen der Augen fiel im schwer, war gar unmöglich. Also starrte er zu Decke und betrachtete die einzelnen Unebenheiten, die den Eindruck einer unwirklichen Mondlandschaft gaben.

Nie, in seinem bis her gelebten Dasein, hatte er solch ein Training absolviert und einen Vater so kalt und unerbittlich erlebt. War das der Grund für Sakuras verschwinden? Das eisern geführte Regime des Oberhauptes, der diesen Weg nur eingeschlagen hatte, um das Ziel 'Erfolge zu erbringen' zu erreichen. Wenn ja, sie hätte doch was sagen können und nicht weg gehen brauchen. Nur ein Wort.
 

Takeru seufzte.

Es war verrückt. Immer wieder fanden seine Gedanken zu seiner Schwester und deren Abkehr von der Familie. Egal, mit was er sich beschäftigte – Sakura schien in seinem Kopf allgegenwärtig.

Je mehr sein Vater versucht hatte, sie in Vergessenheit geraten zu lassen, desto öfter war Takeru zu seiner Tante Amaya gegangen und hatte mit ihr über seine Schwester geredet und gleichzeitig Kindheitsgeschichten seiner Mutter gehört. Seine geliebte Mutter.

Ein brennender Schmerz kam in ihm auf. Es tat weh. Alles zog sich zusammen und schien ihn peinigen zu wollen.

Warum verlor er die Menschen, die er so liebte?

Takeru schloss die Augen, um dem aufkeimenden Drang sich von der Melancholie leiten zu lassen, standzuhalten. Es fiel ihm schwer.

'Mama'

Geliebte Mutter! Ihr Bild schoss ihm durch den Kopf und im nächsten Moment sah er seine lachende Sakura.

Geliebte Schwester!

Beide waren fort. Die eine Tod, ihre Asche ruhte in einer Urne im Schrein und die andere lebte, war aber verschollen und niemand hatte eine Spur.
 

Ende drittes Kapitel.



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