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Let's talk about sex, baby!

Let's talk about you and me [ Z x S ]
von

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Zweite Sitzung.

Ja, tatsächlich, es geht weiter!

Nicht, dass das Kapitel nicht schon mindestens 1 Woche bestehen würde; klein Jess ist nur einfach zu faul gewesen, den Kram zu bearbeiten/hoch zu laden.

Die beiden nächsten Kapitel stehen hier auch schon in den Startlöchern, und nein, damit werde ich mir ganz bestimmt nicht so viel Zeit lassen. ;)

(Versprochen! Nein, ganz ehrlich! Würd ich niemals tun! ... und so.)
 

& jetzt viel Spaß beim Lesen!
 

*
 

„Motosuwa, richtig?“

Sanji, für einen Augenblick nahezu geblendet von dem strahlend weißen Zahnpastalächeln der Praktikantin, reagierte leicht verzögert mit einem Nicken.

„Vollkommen.“, versicherte er, kassierte dafür ein Kichern und einen äußerst koketten Wimpernschlag, was ihm allerdings nicht mehr als einen unangenehmen Schauer irgendwo zwischen seinen Schulterblättern bescherte. Brr.

„Sie können gleich hier bleiben, Herr Dr. Zorro verabschiedet gerade Frau Anderson.“

Ah. Konnte sich also nur noch um Stunden handeln.

Jedenfalls, wenn der Name hielt, was er versprach.

Der Blonde lehnte sich an den schwarz verspiegelten Empfangstresen und sah aus den Augenwinkeln zur Uhr auf.

Sieben vor.

Er war allen Ernstes zu früh.

Puh. War er sonst nie.

„Wie... geht es denn voran?“

Sanji sah über seine Schulter; der Blick, mit dem er die Praktikantin dabei bedachte, fiel wohl etwas zu ernst aus, jedenfalls duckte das Mädchen sich darauf hin in seine dunklen Locken.

Wie es voran ging?

Oh, gut. Ganz toll sogar.

Dummerweise hatte Nami genau das geantwortet, als er sie nach ihrem Termin vom Vortag gefragt hatte. Jeden Anderen hätte so ein Fazit wohl beruhigt, Sanji hingegen war seitdem gleich bleibend... Tja. Nervös.

Schlichtweg unwohl fühlte er sich. Denn mehr hatte die Rothaarige ihm nicht verraten wollen. Sie war ihm ausgewichen, hatte schließlich wie gewohnt aggressiv reagiert. Letztendlich waren sie gestern Abend jeder mit einem schmutzigen kleinen Geheimnis ins Bett gegangen – wobei Sanji ja noch nicht einmal sicher sein konnte, dass sie tatsächlich eins hatte.

Ganz im Gegensatz zu ihm.

Verdammt...

Verdammt, verdammt, verdammt.

„Herr Motosuwa? Ich denke, Sie können jetzt hinein.“
 

Seid Tagen hatte Lorenor Zorro auf diesen Moment gewartet.

Und als ihm das klar wurde (eine knappe Minute bevor sein honigblonder Patient den Raum betrat) war ihm das ebenso peinlich, wie es ihn nachdenklich stimmte.

Denn die Tatsache, dass er förmlich auf Sanjis Erscheinen gelauert hatte, ließ sich nicht abstreiten.

Jede Sitzung, jede Stunde Papierkram und jeder in einem Haufen Psychologiebücher verbrachter Abend hatten ihn einen Schritt näher an das Ereignis gebracht.

Und nun saß er in seinem Sprechzimmer, betrachtete Sanjis Akte, die er im Laufe der letzten Tage immer wieder mit Notizen gefüllt hatte und fragte sich, was um Himmels Willen dieses Affentheater eigentlich zu bedeuten hatte.

Er hatte noch nie solch ein übersteigertes, persönliches Interesse an einer Patientengeschichte empfunden wie an dieser. Im Allgemeinen hatte er noch keinem Menschen so viel Neugierde entgegen gebracht wie Sanji Motosuwa.

Was stand dahinter? Was trieb ihn an?

Er konnte sich noch lebhaft an das Glitzern in den Augen des Anderen erinnern, sogar geträumt hatte er davon. War es eben dieses Glitzern, dass ihn so aus dem Konzept brachte?

War es diese versteckte Aufforderung, weiter zu gehen und die Grenzen auszutesten, die ihn immer weiter in diesen Gedankenwust trieben?

Als es an der Tür klopfte, schreckte der Grünhaarige aus seinen Gedanken auf und beschloss, alle weiteren Spekulationen bis zum Abend zu verschieben. Er lief Gefahr, Sanji nicht mehr professionell zu behandeln; und das wäre eine Schande für jeden Therapeuten, vor allem aber für den ehrgeizigen Zorro.

Leider wusste er jetzt schon, dass er sich während der Sitzung nicht zusammen nehmen würde können, und das ließ seiner Kehle ein tiefes, knurriges Seufzen entkommen, bevor er „Herein.“, rief und Herr Motosuwa mit einem forschenden Blick den Raum betrat.

„Schön, sie wieder zu sehen, Sanji.“ Lorenor erhob sich und streckte die Hand über den Schreibtisch.

„Wie geht es ihnen?“
 

Sanji blickte von seinem Versuch, die Tür möglichst lautlos hinter sich zu schließen, auf, wandte sich dem Schreibtisch zu und ergriff nach einem prüfenden Blick in die Miene seines Gegenübers die ihm gereichte Hand.

Schlank, sehnig... Und befremdlich warm an den eigenen bleichen Raucherfingern.

Fühlte sich gut an.

Wie immer. Aber das durfte er so wohl noch nicht sagen.

War schließlich erst ihr drittes Aufeinandertreffen.

Sanji hob die Mundwinkel zu einem verschmitzten Lächeln.

„Großartig.“

Knapp, aber immer noch Antwort genug.

Und tatsächlich einigermaßen wahrheitsgemäß.

Der Blonde ließ sich in einen der Sessel sinken, wobei er Lorenor Zorro keine Sekunde aus den Augen ließ. Er beobachtete, wie dessen Hände ein letztes Mal zwischen die Seiten der bereits um einiges dicker gewordenen Akte glitten.

Herrgott, die war doch beim letzten Mal nicht halb so dick gewesen!?

Sanji lehnte sich zurück und schlug beinahe bedächtig die Beine übereinander.

“Ich vermute, Sie sind nicht befugt, mir zu sagen, was Nami ihnen über mich erzählt hat, stimmt's?“

Er hob leicht die Brauen; sein Tonfall war weit weniger resignierend, als es vielleicht angebracht gewesen wäre, stattdessen gab er sich die größte Mühe, den Anderen zu irgendeiner Dummheit zu provozieren.

Er musste unbedingt herausfinden, wie viel Lorenor Zorro tatsächlich wusste.

Und was Nami wusste.

Es ließ ihm keine Ruhe.

Am Liebsten hätte er die Rothaarige von ihrem Spiel ausgeschlossen. Disqualifiziert.

Aber mit der Tatsache, dass es mehr Zeugen gab, als ihm lieb war, würde er wohl klarkommen müssen.
 

Nicht minder überrascht von dieser Frage lächelte Lorenor kurz, bevor er wie schon beim letzten Mal um seinen Schreibtisch herum schlenderte und sich auf den schwarzen Ledersessel neben seinem Patienten sinken ließ.

Dieses Mal schien sich Sanji keine Zeit für Formalitäten zu lassen. Er ging direkt und ohne zu zögern zum Angriff über, schien ihn mit Blicken durchlöchern zu wollen. Der junge Therapeut konnte spüren, wie sich die Stimmung, die vorher im Raum geherrscht hatte, fast sekündlich änderte und zu einer einzigen, spannenden, sich bewegenden Masse wurde.

Er schüttelte mit einem ehrlich bedauernden Gesichtsausdruck den Kopf.

„Nein, ich stehe unter der Schweigepflicht.“ Denn auch, wenn ihn ein heißes Verlangen erfüllen wollte, Sanji in jenen Abgrund zu entführen, der Namis Herz zu bilden schien, wollte er es schon allein nicht tun, um seinen Stolz vor sich selbst zu wahren.

Denn er war ein stolzer Mann; er war ein guter Arzt, ein guter Therapeut.

Und auch, wenn seine Hormone momentan ein bisschen am Rad drehten, würde ihn das nicht zu einem Stümper machen, der sein Fach nicht mehr verstand.

„Sie hat ihnen also nichts erzählt?“

Als Sanji den Kopf schüttelte, fuhr sich Lorenor nachdenklich über sein glattrasiertes Kinn.

„Ich kann ihnen so viel verraten – ich glaube ich verstehe sie nun ein kleines Stück besser.“

Er selbst hätte bei dieser rothaarigen Sirene wohl auch keinen Hoch bekommen. Er hätte schreiend die Flucht ergriffen, so lief doch der Hase.

Zorro zog die Stirn kraus und kratzte sich nachdenklich im Nacken.

„Hat sich in den letzten Tagen irgendwas verändert? Ist irgendwas passiert in der Beziehung zu Nami, haben sie vielleicht sogar eine Entscheidung getroffen?“
 

Eine Entscheidung?

Sanjis Finger strichen nun bedächtig den Kieferknochen entlang, flogen über den blonden Bartwuchs am Kinn hinweg und verharrten schließlich in nachdenklicher Spannung an seiner Kehle.

„Sie bemüht sich; läuft wieder in Reizwäsche durchs Haus. Ich glaube, sie wartet darauf, dass ich sie eines Abends einfach überfalle.“ Den Kopf nun leicht in den Nacken gelegt fuhr der Blonde fort, während er aus schmalen Augen den Blick des Anderen zu kontern versuchte, fähig, jede noch so kleine Regung in dessen verschlossener Miene zu erkennen.

Nur was die jeweilige Deutung anbetraf, da haperte es noch ein wenig. Schließlich war er ganz im Gegensatz zu Lorenor Zorro nicht dazu ausgebildet worden, in Menschen zu lesen wie in Büchern.

So blieb ihm also nichts anderes übrig, als seinerseits seine sieben Siegel zu wahren.

„Aber nein, ich habe bisher noch keine Entscheidung getroffen.“

Wieder die abgehackten Buchstabenkombinationen. Ein Rätsel.

Und dafür, dass der Grünhaarige den Stift so ungemein entspannt hielt, wirkte seine Schrift beinahe etwas zu beherrscht.

Faszinierend.
 

Lorenor verspürte einen kurzen Moment den Drang, sich schütteln zu müssen, als er sich vorstellte, wie die Verlobte seines Gegenübers in Reizwäsche durch die Laken tobte und so den Blonden zu animieren versuchte.

Dass das nicht funktionierte, stimmte den jungen Therapeuten dagegen eindeutig zufrieden. Und ob das so gut war, das wusste er auch nicht.

„So etwas lässt sich nicht von heute auf morgen entscheiden. Lassen sie sich Zeit damit, überstürzen sie nichts. Sie sollten sich sicher sein, was sie wollen.“

Und das sollte er auch sein – war er aber nicht. Was in Gottes Namen wollte er eigentlich von Sanji?

Wäre er jetzt rein nach seinem Gefühl gegangen – und das tat der Grünhaarige eigentlich nie – dann wäre er wohl aufgesprungen, hätte sich auf den Kleineren geworfen und ihm gierig die Klamotten vom Leib gerissen. Aber wieso? Was machte Sanji so unglaublich anziehend?

Sein Körper konnte es doch nicht sein … oder?

„Ihr Problem besteht also weiterhin. Da wir die Ursachen in der letzten Sitzung erfasst haben, sollten wir jetzt an der Lösung arbeiten.“ Bis jetzt hatten sie sich noch keine Sekunde aus den Augen gelassen. Sie hatten wieder begonnen, sich wie Raubtiere zu belauern, und Lorenor fragte sich, wie lange das noch gut gehen würde.

Ob das überhaupt gut gehen würde.

„Von ihrer Verlobten weiß ich, dass sie sehr bemüht um Abwechslung ist. Reden sie offen über ihre Vorlieben, Sanji?“

Vorlieben.

Sein persönliches Interesse wuchs förmlich ins Uferlose.
 

Aha. Vorlieben.

Für einen kurzen Moment kam Sanji nicht umhin, Nami für diese einzelne Sprechstunde mit dem ansprechenden Untertitel Vorlieben zu beneiden.

Nur für einen kurzen Moment.

Der Blonde schmunzelte, hob dann die Schultern.

„Ich... probiere aus.“ So neutral die Antwort auch gewesen sein mochte; der Ausdruck, der sich für den Hauch einer Sekunde in seinen Blick legte, war es nicht. Definitiv nicht.

Mit einem tiefen, gleichsam aber lautlosen Atemzug, legte Sanji den Kopf schräg in den Nacken.

„Manchmal liefert sie mir die passende Vorlage. Und manchmal... kommt es einfach über mich.“

Während seine Brauen sich bedeutungsvoll hoben, verzog sich sein linker Mundwinkel zu einem schiefen, spöttischen Lächeln.

Für den Bruchteil einer Sekunde wartete ein Teil von ihm auf Namis affektiertes Gelächter. Als das nicht kam, fühlte der Blonde sich seltsam befreit.

Lorenor Zorro machte seine Notiz; keine Bewegung entging ihm dabei.

Doch erst, als der Kerl sich mit der freien Hand hinterm Ohr kratzte, fiel Sanji auf, dass er mit links schrieb. Vielleicht sah seine Schrift daher so aus, wie sie aussah.

Gebürtiger Linkshänder, allerdings auf Rechts umerzogen.

Kam hin.

Der Blonde verkniff sich ein Grinsen.
 

Verrückt war, dass Lorenor sich mittlerweile sicher war, diese Frage aus purer Berechnung gestellt zu haben.

Er hatte das sicher nicht aktiv geplant (so durchtrieben war er dann nun auch wieder nicht), doch ein großer Teil seines Bewusstseins hatte nicht auf den Informationsgehalt der Worte gelauert, sondern darauf, wie Sanji sie ausgesprochen hatte. Er hatte jeden Gesichtsausdruck genau beobachtet, jede Hand- und Beinbewegung registriert, und auch der Unterton in der Stimme seines Gegenübers war ihm nicht entgangen. Mittlerweile jagten mehrere Schauer den Rücken des Grünhaarigen hinunter.

Das war doch absolut verrückt. Worauf zielte er ab? Worauf wollte er hinaus?

Und wo er gerade bei Fragestellungen war – worauf wollte Sanji hinaus?

'Ich probiere aus.'

Zweideutiger ging es ja wohl kaum!

'Und manchmal kommt es einfach über mich.'

Dem Therapeuten wurde heiß und kalt zugleich.

„Haben sie denn das Gefühl, dass Nami ihre Vorlieben befriedigen kann? Spielt sie mit? Oder lehnt sie eher ab?“ Von erneuter Neugierde gepackt neigte sich Lorenor ein Stück nach vorne und musterte aufmerksam die gespannt auf ihm liegenden Augen seines Gegenübers.

Er wollte wissen, wie Sanji roch.
 

„Das variiert.“

Sanji registrierte die sachte Bewegung des Anderen erst nicht bewusst – vielmehr war es sein Puls, der diese Situation für ausreichend erachtete, um alarmiert zu beschleunigen.

Mit geballten Fäusten zwang der Blonde sich, Lorenor Zorros Blick Stand zu halten, während sein Körper auf irgendetwas reagierte, was er zu deuten allerdings nicht in der Lage war.

Nervosität, weil der Grünhaarige ihm näher kam. Näher als bisher.

Weil der Kerl an den Spielregeln drehte, sie zu seinen Gunsten veränderte.

Das war nicht fair.

Er musste der sein, der tat, was ihm gerade passte – ganz gleich, ob er damit über das Ziel hinaus schoss...

Sanji presste die Lippen aufeinander und schluckte ein Knurren hinunter.

Die Miene seines Gegenübers indes zwang ihn zu mehr Selbstbeherrschung.

Versteckt hinter seiner Maske aus Gleichgültigkeit.und übertriebenem Selbstbewusstsein, fiel es dem Blonden beinahe leicht, seine Glieder zu entspannen und seine Fäuste zu öffnen.

Mehr aber auch nicht.

Das heftige Wummern irgendwo unterhalb seines Schlüsselbeins blieb.

„Es... gibt Dinge, auf die sie sich einlässt. Anderes widerstrebt ihr eben. Grundsätzlich.“

Eine vage Handbewegung, dann harrte Sanji der Reaktion des Anderen.
 

Lorenor merkte, dass er irgendetwas mit seiner Fragerei und auch mit seiner Körperhaltung erreichte. Und er wusste, dass es nicht unbedingt fair war, Sanji so unter Druck zu setzen.

Der Andere war hier schließlich, um sich bei seinem Problem helfen zu lassen, und er hatte nichts Besseres zu tun als ihn von oben bis unten mit Fragen und Blicken abzutasten.

Doch wie zur Hölle sollte er sich zurückhalten, wenn man ihn auf diese Weise ansah?

Wenn jede nervöse Bewegung in Sanjis Gesicht wie eine offene Einladung auf mehr war?

„Vermissen sie diese Dinge?“

Er beschloss, dem Blonden nicht weiter auf die Pelle zu rücken, lehnte sich stattdessen lässig zurück und spielte mit seinem Stift zwischen den Fingern herum.

„Ich rede jetzt von irgendwelchen … Fantasien, die sie mit ihrer Verlobten nicht ausleben können.“
 

Sanji legte den Kopf schief und verschränkte nachdenklich dir Finger ineinander. Seine Augen wurden schmal. „Naja... Sicher.“

Es gab eben Dinge, bei denen Nami die Notbremse zog. Dinge, bei denen sie Gefahr lief, eine Rolle zu spielen, die ihr absolut fern lag.

Nicht, dass er das nicht hätte nachvollziehen können. Andererseits jedoch hatte er sich auch auf Spielchen eingelassen, die ihn – von ihrem begeisterten Jauchzen mal ganz abgesehen – nicht wirklich zufrieden gestellt hatten.

Und er erwartete sich eben einfach ein wenig mehr Abenteuerlust, als die, die ihm Nami in genau bemessenen Dosen hatte zukommen lassen.

„Wenn man in einem Maße... testet... wie ich das nun einmal tue... dann summieren sich eben mit der Zeit die Interessen... Nehmen wir an, Sie seien Workaholic.“ Der Blonde schob die Brauen zusammen, ging dann wieder daran, sich Wort für Wort seine Sätze zurecht zulegen.

„In Ihrem Büro türmt sich... ein... Stapel Papierkram. Und mit jedem Mal, da Sie eine Akte... durchsehen, die sie bereits abgeschlossen haben, kommt eine ganz Neue hinzu. Aber sie wissen, sie wollen, Sie müssen diesen verdammten Stapel abarbeiten.“

Sanji grinste unweigerlich.

„Irgendwann kommen Sie einfach nicht mehr hinterher. Sie... Ach, vergessen Sie's.“

Er schüttelte den Kopf, betrachtete aus den Augenwinkeln die blanke Schreibtischplatte und wandte seine volle Aufmerksamkeit dann wieder Lorenor Zorro zu.

… Der ihn wohl spätestens jetzt für einen hoffnungslos Sexsüchtigen hielt.

Na, Prost Mahlzeit.

Er redete zu viel...
 

Doch Lorenor verstand ganz gut, was sein blonder Patient ihm sagen wollte.

„Sie haben immer wieder neue Ideen und Vorstellungen, die sie in die Tat umsetzen wollen, einfach, weil sie so etwas noch nicht erlebt haben, doch ihre Verlobte schiebt immer wieder einen Riegel davor.“

Er kannte dieses Problem, und es war mit ein Grund dafür, wieso er sich nicht auf Langzeitbeziehungen einließ. Er hatte einfach keine Lust, über Jahre hinweg immer wieder denselben langweiligen Sex runterspulen zu müssen.

Er wollte Abwechslung, Erneuerung, er wollte Abenteuer und Spannung.

Und Sanji wollte das anscheinend auch.

„Eigentlich müsste ich ihnen jetzt erklären, dass ihre Frau ebenso das Recht hat wie sie, 'nein' zu sagen und auf ihre Vorstellungen zu beharren.“

Der Grünhaarige machte eine wedelnde Handbewegung neben seinem Kopf, mit der er zeigen wollte, dass er durchaus wusste, dass er das Sanji nicht erklären brauchte.

„Aber vielleicht hilft es ja auch schon, ihr einfach einmal mitzuteilen, dass sie bestimmte … Wünsche haben, die sie gerne erfüllen möchten.“

Er zog sich die Akte heran und notierte sich die neuen Stichpunkte.

„Abwechslung kann Vieles in einem völlig neuen Licht dastehen lassen.“, fuhr er nachdenklich fort.

„Vielleicht fehlt ihnen momentan einfach nur … der Kick.“

Das Wort gefiel ihm. Kick.

Den bekam er auch jedes Mal, wenn er den Blick hob und in Sanjis glasklare Augen sah, die ihm heimlich mitzuteilen versuchten, dass er ihn immer schön weiter reizen sollte.

Bis jetzt war Lorenor noch auf keine Grenze gestoßen, doch Sanji war auch nicht zum Angriff über gegangen. Sie hatten sich wie hungrige Tiger angenähert, doch Zorro hatte bisher den aktiven Part übernommen – jetzt wollte er sehen, was Sanji so drauf hatte.

Er lehnte sich zurück und gab seinem Gesicht einen neutralen, jedoch minimal belustigen Ausdruck.

Vielleicht würde Sanji sich ja gar nicht vorwagen. Vielleicht hatte er sich diese kribbelige Spannung ja nur eingebildet.

Lorenor ließ den Stift zwischen seinen Fingern hin und her wandern.
 

Diese Stiftspielchen gepaart mit Lorenor Zorros Gesichtsausdruck waren es, die Sanjis Konzept – soweit vorhanden – elegant über den Haufen warfen. Hinzu kam, dass der Andere sich klar von ihm zurückzog.

Und wäre dieses leise Grinsen nicht gewesen, Sanji hätte das Spiel allen Ernstes für beendet erklärt.

Aber es war da und Sanji begriff allmählich, dass es nun an ihm war, Regeln aufzustellen und ein zu reißen. Guter Job.

Und Regeln waren okay, solange man sie nicht mit gesenktem Haupt akzeptieren musste, sondern es einem frei oblag, sie nach Lust und Laune zu brechen. Dann waren sie aufregend.

Dann und nur dann.

Jetzt würde er die Fragen stellen.

Er hob einen Mundwinkel, nahm Haltung an.

Er saß nun aufrecht, die Beine fast streng übereinandergelegt. Allein die lockere Haltung seiner Arme und seine Mimik entschärften seine Rolle.

Einen lachhaften Moment lang kam er sich vor wie seine eigene Karrikatur.

Er öffnete den Mund, ließ sich allerdings Zeit damit, etwas zu erwidern.

„Darauf bin ich auch schon gekommen.“, gestand er schließlich.

„Aber ich weiß, dass ich sagen kann, was ich will, sie wird sich mir dennoch verschließen. Und das wissen Sie auch. Wenn es eine Lösung gibt, muss die schon anders aussehen, Doktor.“

So hörte sich seine Stimme für gewöhnlich nur nach einer gewaltigen Kette Zigaretten an.

Aber vielleicht war das Einbildung.
 

Ernsthaft überrascht von diesem doch eigentlich eher ungewöhnlich direkten Angriff hob Lorenor die Augenbrauen und betrachtete seinen honigblonden Gegenüber einige Sekunden genau in dieser Haltung, bevor er sich zusammen riss und seine Beine ausstreckte, da sie ihm einschlafen wollten, bevor er mit einem minimalen Lächeln den Kopf schüttelte.

„Ich würde ja wirklich wahnsinnig gern zaubern können, aber ich kann es nun mal nicht. Ich versuche nur Wege aufzuzeigen, wie sie schlussendlich zufriedener werden und ein wenig des emotionalen Stresses von ihnen abfällt – welcher Weg schlussendlich der Richtige ist, müssen sie entscheiden.“

Damit hatte er sauber gekontert und erklärte die Spiele hiermit für eröffnet.

Sie hatten sich warm gelaufen. Jetzt schien ihr Gespräch in eine andere, deutlich heißere Phase über zu gehen. Verdammt, wie viel Zeit blieb ihnen noch?

„Und ich denke, auch der Fakt, dass ihre sexuellen Wünsche nicht erfüllt werden, könnte zu ihrer momentanen Problemlage beitragen.“

Er streckte sich, um Sanjis Akte von seinem Schreibtisch auf seinen Schoß zu ziehen.

„Wenn sie aber der festen Überzeugung sind, dass Nami sich diesen Wünschen nicht öffnen wird, sollten wir einen anderen Weg wählen. Erzählen sie mir davon. Was wünschen sie sich?“

Als Sanjis Blick ein wenig ins Erschrockene abrutschte, hob er eilig die Arme.

„Nicht, wenn sie es nicht wollen.“
 

Gott, er hasste es, wenn er das tat.

Machte sich lang, ließ Sanji teilhaben an der Vollkommenheit seines Körpers (rein technisch betrachtet, verstand sich) und weckte ihn dann mit einem Eimer voll eiskalter Konfrontation aus seiner mollig-warmen Trance.

Mistkerl.

Noch immer ein wenig desorientiert fuhr der Blonde sich mit einer Hand über den Nacken, während die Finger der anderen sich in gleichmäßigem Rhythmus öffneten und gleich darauf wieder schlossen.

Erst, als sein Geist wieder einigermaßen klar war – was immerhin einige Sekunden beansprucht haben durfte – hielt Sanji inne, spreizte die Finger und legte sie fest auf die Armlehne des Sessels, die Linke ließ er indes zögernd sinken.

„Gut. Sie haben es so gewollt.“ Wenngleich sein Tonfall auf dem besten Wege zu alter überheblicher Frische war; der Rest von ihm war es bedeutend weniger.

Sein Herz raste, machte es ihm schwer, ruhig zu atmen.

In wenigen Augenblicken würde er sich vor diesem Mann ihm gegenüber entkleiden. Nicht gleich wörtlich. Aber das, was er da zu tun gedachte, das war schlimmer.

Und bei Weitem nicht so unverbindlich.

„... In chronologischer Reihenfolge?“

Er wartete keine Antwort mehr ab, sondern holte Luft und lehnte sich leicht in dem Sessel vor.

Es war wohl besser, herunter zu rattern, was da war, anstatt sich noch dazu auffordern zu lassen, seine Bedürfnisse nach emotionalem Wert zu sortieren oder so etwas in der Richtung.

„Das erste Mal blockte sie ab, als ich es spontan in Arbeitskleidung mit ihr tun wollte. Das war ihr zu... Ach, ich weiß auch nicht. Sex außerhalb des Bettes scheint sowieso schwiiierig. Mal mehr, mal weniger jedenfalls. Fesselspiele standen von Anfang an außer Frage. Hat sie mir gleich bei unseren zweiten Date klargemacht.“

Sanji hielt inne, überlegte, den Anderen nach einem Glas Wasser zu bitten.

„Damit dürften Sie bereits grobe Parameter für den Abwechslungsreichtum unseres Sexlebens besitzen. Ich kann da gerne ausführlich werden.“
 

Lorenor konnte sich nur mit sehr viel Beherrschung sowas wie ein siegessicheres Grinsen verkneifen, ohne zu wissen, worüber er sich so freute, denn gewonnen hatte er gerade nichts weiter als ein wenig Fremdwissen.

Aber wenn er ganz genau in sich hinein horchte – und das tat er genau in dem Moment, als ihn Sanji mit peinlich berührten Augen musterte – dann wusste er, dass er sich darüber freute, dass er all die Attribute, die sich Sanji zu wünschen schien, aufweisen konnte.

Denn er liebte spontanen Sex. Es gab kaum aufregendere Erlebnisse als die, die entstanden, wenn man akut Lust auf einander verspürte.

„Sie wünschen sich also mehr Spontanität.“ Ein knappes Nicken bestätigte seinen Verdacht.

„Vielleicht würde es ja helfen, ihre Verlobte langsam an diese Praktiken wie Fesselspiele heran zu führen – vielleicht findet sie ja doch ihren Spaß daran?“

Gott ja, Fesselspiele. Die Vorstellung hatte ja schon was, Sanji so ganz nackt und gefesselt auf seinem Schreibtisch, um Erlösung bettelnd …

… Bei Gott, jetzt war es aber genug!!

Lorenor schüttelte mit einem knappen Schnaufen den Kopf und versuchte, die sexistischen Gedanken aus seinem Schädel zu vertreiben.
 

Sanji hob die Brauen, betrachtete den Anderen mit einer Mischung aus Spott und blankem Unverständnis.

„Langsam... heranführen?“ Sein Blick glitt nachdenklich zu seinem von Tag zu Tag matter werdenden Verlobungsring, der ein Silberbad dringend nötig gehabt hätte. Er begann zögernd, mit dem Daumen an ihm herum zudrehen, sah schließlich auf und konterte Lorenor Zorros durchdringenden, gleichsam amüsiert wirkenden Blick eisern.

Okay, Doktor...

Der Blonde legte bedächtig den Kopf schief, ließ seinen Gegenüber dabei in keiner Sekunde aus den Augen.

„Bleibt besagte Spontanität dabei nicht ganz automatisch auf der Strecke? Ich meine... das ist doch der Witz daran. Es kommt schnell. Unvorbereitet. Oder?“

Er begann, mit den Finger der rechten Hand lautlos auf die glatte Oberfläche des Ledersessels zu trommeln; hielt dann kurz inne, um auf seinen eigenen Puls horchen zu können.

Zudem belauerte er die Antwort des Grünhaarigen mit unverhohlener Neugierde.

In seiner Brust rauschte es.
 

„Manche Menschen müssen erst an Spontanität gewöhnt werden.“, erklärte Lorenor in seinem feinsten Sexualtherapeuten-Tonfall. „Indem sie ihre Verlobte langsam an das Neue gewöhnen, kann sie feststellen, ob sie wirklich eine Abneigung dagegen hat oder nicht. Und dann können sie immer spontaner vorgehen. Man muss sich das vorstellen wie … das Kaffee trinken. Am Anfang mag man es nicht, aber je öfter man es tut, umso besser wird es. Viele Menschen haben ähnliche Empfindungen bei spontanem Sex.“

Die Erklärung hatte ein Ende gefunden und der Grünhaarige Therapeut hatte tatsächlich kurz die Hoffnung, damit jede sexuelle Spannung, die sich in ihm aufgebaut hatte, vernichtet zu haben; doch er irrte sich. Sein blonder Gegenüber schlug die Beine über einander, faltete die Hände und bedachte ihn mit einem prüfenden Blick, und sofort begann seine Fantasie wieder, die wildesten Ideen zusammen zu spinnen.

Es gab aber auch so verflixt viele, erregende Möglichkeiten, es in diesem Raum zu tun!

Die Sessel, der Schreibtisch, der Drehstuhl, der Teppich …

Zu viele Möglichkeiten für ein krankes, hormonbelastetes Gehirn.

Lorenor Zorro hasste sich in diesem Moment ein wenig dafür, dass er ein Mann war, ein Mann mit ganz üblichen und natürlichen Zwängen. Er konnte sich selbst analysieren, doch er konnte nichts dagegen tun, und das ärgerte ihn.

Vielleicht sollte er sich ja einfach einreden, dass Sex mit Sanji sowieso niemals zustande kommen würde. Schon allein wegen dem kleinen Problemchen, dass er ja eigentlich kurieren sollte.

Ach, verdammte Scheiße!

„Sanji, so langsam frage ich mich wirklich, was sie eigentlich noch bei ihrer Frau hält.“

Er überlegte, wie er das jetzt formulieren konnte.

„Wissen sie, die anderen Patienten, die hier rein kommen, die wollen sich helfen lassen, um ihrem Partner wieder mehr zu gefallen. Bei ihnen habe ich das Gefühl, sie wollen sich helfen lassen, weil sie sich selbst nicht gefallen. Mit Nami scheint das wenig zu tun zu haben.“

Ein minimales Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Er wollte seinen Patienten schließlich grundsätzlich ein gutes Gefühl geben.

„Ich kann ihnen aber nur helfen, wenn sie den Stress, den sie sich selbst machen, abbauen.“

Und im nächsten Moment tat er etwas, von dem er selbst niemals gedacht hätte, es zu tun.

Er beugte sich ein Stück nach vorne und berührte Sanjis Hand mit einer knappen Bewegung.

„Sie müssen ein Ventil für ihren inneren Druck finden.“

Jetzt begann er schon Patienten anzufassen.

Lorenor Zorro, du bist ein schlechter Therapeut.
 

Ein Ventil. Soso.

Dieser verfluchte...

Sanji schloss für den Bruchteil einer Sekunde die Augen – viel länger konnte es tatsächlich nicht gewesen sein, denn als er in das klinisch-weiße Licht des Sprechzimmers zurück fand, betrachtete sein Gegenüber ihn mit unveränderter Miene.

In Sanjis Kopf passierte derweil weit mehr, als es in derart kurzer Zeit hätte passieren dürfen.

Dementsprechend laut fiel das Rauschen in seinen Ohren aus. Es war ein Geräusch, wie wenn man beim Zappen durch das Fernsehprogramm einen unbesetzten Sender erwischte. Und für einen kurzen Moment glaubte der Blonde den obligatorischen Schneesturm vor seinem inneren Auge sehen zu können.

Ausgemachter Blödsinn.

Ihn hingegen brachte das alles fast um den Verstand.

Er schluckte, verbannte die betäubende Geräuschkulisse aus seinem Kopf. Ein notwendiges Übel, das ihn mehr Kraft kostete als gedacht.

Sie wollen sich helfen lassen, weil Sie sich selbst nicht gefallen.

Der Blonde leckte sich mit der Zungenspitze nervös über die Lippen; dann erst wurde er Lorenor Zorros Handbewegung gewahr. Ganz unverbindlich. Machte der sicher mit jedem Patienten so, der Gefahr lief, einem mittelschweren Nervenzusammenbruch zu erliegen.

Jeder lustfreie Rentner hätte jetzt wohl tapfer Rotz und Tränen herunter geschluckt.

Sanji hingegen implodierte.

Die fremde Haut schickte einen Schlag quer durch den Körper des Blonden; Sanji spürte ihn in jeder Faser. Er war nicht schmerzhaft.

Es war kein Schlag, der einen durchzuckte, sobald man an den elektrisch geladenen Zaun einer Rinderkoppel pinkelte. Es war...

Tja, was eigentlich?

Von einer Sekunde auf die andere jagten die Empfindungen durch seine Glieder; Verwirrung, weil etwas in ihm passierte. Kalte Wut, weil er sich irgendwie ertappt und bloßgestellt fühlte. Panik, aus dem allgemeinen Zusammenspiel heraus.

Und noch etwas anderes...

Sanji war sich nicht ganz sicher, was es letztendlich war, aber es war mächtig.

Mächtig genug, sämtliche Beherrschung augenblicklich zu löschen.

Sein Arm schnellte vor; seine Finger legten sich fest um den befremdlich steifen Kragenstoff von Lorenor Zorros Kittel, zerrten diesen unsanft näher, bis er den Atem des Anderen auf dem Gesicht zu spüren glaubte.

Sein Blick war finster.

Sie.“ Ein Knurren, nicht mehr und nicht weniger. „Was glauben Sie denn, wieso -“

Sanji hatte keine Zeit, seinen Satz zu beenden, geschweige denn, sich mit dem äußerst interessanten Gesichtsausdruck des grünhaarigen Arztes zu befassen.

Ein heftiger Zugschmerz irgendwo im Bereich seines Unterbauchs ließ in innehalten und dezent nach Luft schnappen.
 

Lorenor begriff, dass er zu weit gegangen war. Nicht nur mit seiner Berührung, sondern auch mit dem, was er vorher gesagt hatte.

Er hatte Sanji im Grunde als verkappten Egoisten bezeichnet, und er glaubte immer noch, dass dem so war – der Blonde war nicht hier, damit es Nami besser ging, sondern damit es ihm besser ging.

Aber das rechtfertige nicht diese direkte, ja fast verletzende Ansprache, gepaart mit seinen Fingern auf der Hand seines Patienten. Und auch, wenn ihm diese Berührung ungemein gut gefallen hatte, schien sie Sanji so aus dem Konzept zu bringen, dass er seine Beherrschung vollkommen verloren hatte.

Eigentlich hätte Lorenor sich jetzt schrecklich fühlen müssen.

Doch er fühlte sich nicht schrecklich. Das Einzige, was er fühlte, war, dass Sanjis impulsive Aktion ihn wahnsinnig anmachte.

Und das bereitete ihm dann soweit Magenschmerzen, dass er tatsächlich einen zerknirschten und keinen erregten Gesichtsausdruck aufsetzen konnte.

Das war nicht mehr normal. Nicht normal und nicht gut. Er musste dagegen vorgehen.

„Entschuldigen sie, Sanji. Ich wollte sie nicht verletzen, das war nicht meine Absicht.“

Seine Stimme klang nicht so schuldbewusst, wie sie hätte klingen sollen – viel mehr lauerte sie, war gespannt, inwiefern sich der Blonde nun weiter verteidigen würde.

Was war nur aus Doktor Lorenor Zorro, dem stadtbekannten Sexualtherapeuten geworden?!

Der Grünhaarige zwang sich mit aller Macht zur inneren Disziplin.

„Verzeihen sie mir.“
 

Sanji, heillos überfordert allein schon mit dem, was da unterhalb seines Nabels vonstatten ging, erwiderte den zerknirschten Blick seines Gegenübers beinahe gehetzt. Er registrierte, dass seine Rechte noch immer den reinen weißen Kittel umfasst hielt; gleich einer Schraubzwinge.

Seine Knöchel traten weiß unter der Haut hervor.

Ein freudloses Lachen, ein resignierendes Kopfschütteln, dann wurde sein Blick wieder ernst.

Er hob einen Mundwinkel.

„Nein, wissen Sie was? Sie haben Recht.“

Ein Ventil...

Der Blonde versuchte, von der Atemfrequenz des Anderen auf dessen Puls zu schließen, was sich Dank dessen stoischer Selbstbeherrschung jedoch als äußerst schwierig erwies, sodass Sanji es schließlich aufgab.

Sein Griff um den Kragen des Grünhaarigen lockerte sich quälend langsam.

Was ihn irritierte war die Tatsache, dass dieser sich nicht wehrte. Weder löste er sich, noch brauste er auf. Herrgott, der Kerl konnte das doch unmöglich von seinen Patienten gewohnt sein.

Wobei... Interessante Vorstellung. Wirklich.

Sanji wandte den Blick ab, spürte seine Wangen heiß werden.

Er erhob sich fast ruckartig aus dem Sessel, zögerte und blickte dann zu dem Anderen hinunter, der mit unleserlicher Miene zu ihm aufsah.

Der Blonde erschauderte.

„Ein Ventil.“, murmelte er, wobei er nur halb so belustigt war, wie sein Tonfall es fälschlicherweise vermuten ließ.

„Das ist paradox. Denn genau deswegen bin ich hier. Verstehen Sie?“

Wieder dieser Schmerz; kurz, lähmend.

Sanji erstarrte, fluchte unterdrückt.

„Scheiße, was zum...“ Eine Wölbung in seiner Hose verriet es ihm.

Die Hilflosigkeit, mit der Sanji schwerfällig deutete, was da wieder auferstanden war, kam ihm schlichtweg grotesk vor.
 

Knappe 3 Sekunden später bemerkte auch Doktor Lorenor Zorro, dass seine Behandlung anscheinend ausladende Früchte trug, ohne dass er sich im Geringsten erklären konnte, was er um Himmels Willen getan hatte.

Die Situation, in der sie sich nun befanden, war so skurril, dass sie nur real sein konnte; Sanji stand, die Schultern baumeln lassend, mit großen, ungläubigen Augen vor ihm, sein bestes Stück befand dich genau auf Lorenors Augenhöhe und schien ihm unweigerlich entgegen zu springen.

Er selbst saß auf seinem Stuhl, starrte auf das 'Wunder', das er anscheinend vollbracht hatte, und klammerte sich mit den Fingern fest in die Armlehnen, um seinen letzten Rest an Selbstbeherrschung nicht zu verlieren.

Er musste jetzt ernst bleiben, er musste an seine Regeln und Prinzipien denken.

Er durfte das nicht ausnutzen!

Er wusste schon allein dank seiner Ausbildung, dass Sanji jetzt schwach war. Eine kleine Berührung und er würde dahin schmelzen, er würde gar nicht die Chance haben sich zu wehren, sein Körper würde …

Okay, halt, stopp, keinen Gedankenschritt weiter!

Doch als Lorenor sich gerade erneut zu Disziplin und Ordnung aufrufen wollte, bemerkte er, dass er sich ebenfalls aufgerichtet hatte und seinem Gegenüber mit einer unbändigen Faszination ins Gesicht starrte.

Sanji Motosuwa war ein einziges, spannendes Rätsel. Er war mürrisch, sträubte sich, gab Widerworte und nutzte jede Möglichkeit, um Lorenor mit Worten auszubooten.

Und er hatte dieses verlangende Glitzern in den Augen. Seit ihrem ersten Treffen bis jetzt.

Das war einfach zu viel.

Der junge Therapeut runzelte die Stirn, als würde er sich fragen, was hier eigentlich vor sich ging (tat er aber nicht – sein Hirn war wie ausgeblasen), beugte sich ein Stück vor, musterte mit donnerndem Herzen die auf einander gepressten Lippen seines Gegenübers, streckte eine Hand nach der zarten Haut des Blonden aus, berührte sie fast -

Da wurde die Tür aufgerissen und die beiden stoben aus einander wie eine aufgeschreckte Schafsherde.

„Herr Doktor, Frau Marx hat einen ihrer Anfälle!“ Die junge, hübsche Praktikatin sagte das in einem Tonfall, der klang, als sei mit diesem Anfall etwas lebensgefährliches gemeint, doch Lorenor wusste es besser – Frau Marx was sexsüchtig und besprang bei ihren Anfällen somit alles, was in Reichweite und mehr oder weniger männlich war.

Das setzte der Situation das Sahnehäubchen plus kandierte Kirsche auf.

„Tut mir Leid, Sanji, ich muss ...“

Was sollte er da noch erklären?

Er setzte einen verzeihenden Blick auf, ohne zu wissen wofür er sich entschuldigte, drehte sich zur Tür und stürmte hinaus.

Bei Gott, was war das gerade gewesen?!



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Kommentare zu diesem Kapitel (17)
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Von:  YumeKahoko
2015-10-20T16:33:43+00:00 20.10.2015 18:33
Hey!
Also ich würde sehr gern wissen ob ihr an dieser FF noch weiterarbeitet/weiterschreibt. Ich finde sie nämlich super gut und total spannend. Deswegen würde es mich halt total interessieren wie das ganze weiter bzw ausgeht.
Bitte bitte macht weiter!!!

LG Yume-chan
Antwort von:  thelastbird
22.10.2015 19:58
Hallo Yume-chan! :)
Nein, tut mir leid, diese FF wird nicht mehr fortgeführt. Ich danke dir aber trotzdem sehr für deine lieben Worte und entschuldige mich dafür, aber diese Geschichte kann leider kein Ende finden.
Ich arbeite aber an neuen Projekten und hoffe, sie bald präsentieren zu können!

Allerliebste Grüße;
die Jess!
Antwort von:  YumeKahoko
23.10.2015 17:41
Hallo!
Schaaaade das du diese und wie ich gesehen habe, als ich etwas gestöbert habe, noch ein zwei andere wirklich gute FFs die ich zu gerne weitergelesen hätte, abgebrochen hast. Aber gut kann man nichts machen. Ich weiß auch wie es ist zu schreiben und plötzlich verliert man die Lust oder irgendwas hindert einen daran weiterzuschreiben. Deswegen bin ich dir jetzt nicht böse auch wenn es halt schade ist.
Aber mit den neuen Projekten hast du mich jetzt neugierig gemacht und ich freu mich schon drauf was da so kommt. Deinen Schreibstil mag ich nämlich sehr!!!
Also bis bald!

Liebste Grüße
die Mary ;P
Von:  Ayres
2012-07-22T02:47:26+00:00 22.07.2012 04:47
Hallo erstmal. Ich bin die Neue und wollte mich mal erkundigen, ob du an dieser Fanfiction noch weiter arbeitest. Ich glaube zwar eher weniger, da dein letzter upload schon einige ... nun ja okay egal. Die frage lass ich trotzdem mal im Raum stehen.
Arbeitest du noch an dieser Geschichte? Mich würde es total interessieren, wie es weiter geht.
Von:  AmaiVivi
2012-02-09T21:53:47+00:00 09.02.2012 22:53
OMG, die Idee allein ist ja schon genial, aber die Umsetzung übertrifft es noch!!!^^
Ich liebe es, bitte schreib schnell weiter :D
Bin schon auf die nächsten Sitzungen gespannt *g*

LG
Vivi
Von:  -Rina-
2011-06-17T15:48:41+00:00 17.06.2011 17:48
Wirklich sehr interessante FF
ich muss zugeben anfangs war ich etwas skeptisch was das wohl werden würde
aber mittlerweile gefällt mir die Idee sehr gut
dein Schreibstil lässt sich sehr gut lesen und ich bin schon sehr gespannt wie es weiter geht.


Von:  Jackiieh-Chan
2011-02-08T17:51:19+00:00 08.02.2011 18:51
kandierte Kirsche, kandierte Kirsche
Haha

Bitte 3 Sitzung wenn Sanji denn wiederkommen sollte haha xD
Oh man und ich würde gerne mehr über Namis Sitzung wissen ^^

Von wegen ihr macht schnell weiiter :(

Bitte jetzt da ich lese ist das doch grund genug weiter zu machen ^^ :P

Lg Jackiieh
Von:  Zeolith
2011-01-01T17:20:25+00:00 01.01.2011 18:20
Deine Story ist wirklich sehr vielversprechend, mir hat das aktuelle Kapitel wieder sehr gefallen. Dein Schreibstil sehr professionell und liest sich wirklich sehr angenehm. Dass kann ich immer nur wieder betonen.
Ich bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzung, der Cliffhanger ist ziemlich mies von dir. ;)

Es wäre wirklich schade, wenn eine so gute, kreative Idee nicht fortgesetzt würde. Mir ist klar, dass Animexx nicht der Nabel der Welt ist und tausend andere Dinge wichtig sind. Aber eine neues Kapitel wäre schon oder zumindest eine Nachricht wie der aktuelle Stand der Dinge ist.

LG Zeolith
Von:  Janina
2010-11-13T23:45:25+00:00 14.11.2010 00:45
VERDAMMTE FRAU MARX!!!! *kraiiiisch*
Jetzt schreib ich dir endlich mal nen Kommi dazu, ich habs schon vor mehreren Tagen gelesen, kam aber nicht dazu XD
war zu sehr mit deinen anderen FF's beschäftigt *___*

Die Story ist einfach nur KLASSE! ♥___♥
Hihihi wie die beiden sich belagern und wie du es schaffst dass diese knisternde Stimmung zwischen ihnen ist...!! *bewunder* Wie machst du das nur?? Du Hypertalent ~*3*~ Ich kann gar nicht mehr aufzählen, wieviele Rollen du jetzt schon 100prozentig überzeugend wieder gegeben hast, als wärst du es selbst....*.*...
Wie Zorro Sanji versucht nüchtern als seinen Patienten zu sehen, aber sich kaum noch beherrschen kann! *lach* OH MAN und als Sanji dann merkt dass er.....
VERDAMMT XXXD~~~ DANN DIESE VERRÜCKTE OLLE!!! MUSS ALLES ZERSTÖREN!!
Auch wenn ich mich halb tod lachen musste über die skurielste Situation ever...XXXD *pruust*
Ich frag mich, was Sanji jetzt macht! Was wenn er zurück zu Nami geht und X-X-X??? Neee... ich glaub eher, bei ihr passiert dann wieder nichts und sobald er bei Zorro wieder ist, macht es wieder DING-DING! XXXD *weglach*

Ich freu mich auch auf jedenfall wenns weiter geht, aber du sollst dir Zeit nehmen wieviel du brauchst um dein Tief zu überwinden ;)
regenerier dich bis zu zu HÖCHSTLEISTUNGEN fähig bist und dann walz uns um mit deiner Genialität ~♥///♥~
HAB DICH LIEB!
*Fähnchen schwenk*
Du bist genial Jess!♥ OBERGENIAL!
Dein BIG FÄN
Janina XD
Von: abgemeldet
2010-09-21T09:32:16+00:00 21.09.2010 11:32
Hau! (O///O)
Armer Sanji... aber sowas hab ich mir schon fast gedacht hahaha XD
Und Zorro... tja ich denke, obwohl ihm diese eine Patientin wohl eigentlich eher unsympathisch ist.
Freut er sich ganz schnell aus dem zimmer zu kommen, um Sanji nicht evtl. doch auf seinen Schreibtisch zu schmeißen, ihn zu fesseln und es ihm gehörig zu besorgen!
(°///°)! Blush
Was?.... was schreib ich denn da???
Oh man ihr habt es geschafft!
Jetzt hab ich nur noch schweinekram im Kopf!!!!
XDDD

Egal schreibt schnell weiter ich brenne darauf zu erfahren wie es weitergeht!!!!

eure moko
Von:  MaiRaike
2010-09-08T11:04:12+00:00 08.09.2010 13:04
Ohje... Jetzt sitzt der arme Sanji mit einer Monsterlatte im Sprechzimmer :D
Vielleicht gar nicht schlecht, dass die Praktikantin gerade in dem Moment ins Zimmer kam, dann können sich die *hust* Gemüter der Beiden erst einmal abkühlen.
Vielleicht verlässt Sanji ja noch ehe Zorro zurückkommt die Praxis - selbstverständlich nicht ohne von der Praktikantin einen Termin aufgedrängt zu bekommen...

Ich bin auf jeden Fall SEHR gespannt auf die nächste(n) Sitzung(en):D
Von:  Janachen2811
2010-09-06T17:09:18+00:00 06.09.2010 19:09
huhu ^^
nach dem ich die story schon vor ein paar (*hust* etlichen *hust*) Tagen gelesen hatte, komm ich jetzt endlich zum Kommi schreiben.
Ich find die Story einfach nur genial. Mir gefällt Zoro als Sextherapeut.
Bin ja mal gespannt, wie es weiter geht. Die Praktikantin hatte aber auch einen äußerst schlechten Zeitpunkt erwischt, um da reinzuplatzen ^^
Na mal schauen, ob Sanji nach seinem "Missgeschick" da wieder auftaucht.
LG


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