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Wenn der Mond fällt

Die Freiheit der Wölfe
von

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Das Rudel

Die kleine Wölfin fluchte, als sie wieder aus dem Gehege ging. Als sie mit dem Wolf geredet hatte, hatte sie sich alles großartig, einfach und neu vorgestellt, nun stand sie schon vor dem ersten Problem. Wie sollte sie in einem kleinen Gehege mit einem großen Wolfsrudel unentdeckt einen Fluchtweg graben? Auch die Wärter könnten es bemerken und Vorkehrungen treffen… Mit einem Seufzen ließ Nori sich zu Boden fallen und blieb liegen, denkend.

Sie lag eine ganze Weile so, ohne dass sie einen klaren oder vernünftigen Gedanken fassen konnte, dann begann die Fütterung und eilig trabte sie in Richtung des verlockenden Duftes.

Das ganze Wolfsrudel hatte sich bereits um die letzten Fleischstücke geschart und ein alter Wolf knurrte wütend als sie näher kam, weshalb sie beschloss nur ein kleines Stück am Rande zu schnappen und sich mit diesem neben ihre Freundin zu legen.

Lustlos kaute sie auf dem zähen Stück herum
 

„Du erscheinst mir nicht sonderlich begeistert.“, kommentierte Mara mit einem skeptischen Blick.

„Schlecht geschlafen.“, murmelte Nori leise und kaute weiter auf dem Fleisch herum, das Gesicht leicht von ihrer Freundin abgewandt.

Bald hatten auch die letzten Wölfe ihr kleines Mahl beendet und legten sich erneut zu Ruhe, auch die Jungwölfinnen gesellten sich in ihre Mitte.

„Der neue Wolf ist ein gefährlicher Wilder. Er passt nicht in unser Rudel.“, eröffnete gleich Tarr, ein ruppiger Timberwolf das Gespräch.

„Er riecht nicht gut, er riecht nach Blut.“ „Wieso ist er in unser Gehege gebracht worden?“ „Er stammt noch nicht einmal aus einem Zoo.“, kommentierten gleich weitere Wölfe eifrig, nur Nori schwieg und sah zu den anderen Wölfen. Ihr Fell kribbelte und sie fürchtete, dass die anderen ihr Geheimnis gleich in ihren Augen lesen konnten, so beobachtete sie nur schweigend die anderen Wölfe. In ihren Worten, ihren Gesten war Abneigung geschrieben.

„Nun, wir kennen ihn noch nicht.“, brachte die Graue also schüchtern ein und sogleich richteten sich alle Blicke auf sie.

„Nein, und man kann niemals sicher genug sein. Er ist aus dem wilden Land, in denen Wölfe sogar Menschen anfallen.“, knurrte Tarr.

„Ja.“, nickte Nori eifrig, ihr ganzer Körper hatte sich unter den Blicken versteift und sie entspannte sich erst wieder, als der alte Timber die Aufmerksamkeit des Rudels wieder auf sich zog.

Doch irgendeine Regung oder Hoffnung, oder einfach nur Dummheit, brachten sie dazu, noch etwas zu sagen.

„Aber, vielleicht wollten wir ja alle einmal die Welt außerhalb der Gehege sehen?“, fragte sie.

Nun sahen sie erneut alle an, diesmal mit vor Überraschung aufgerissenen Augen. War in ihnen auch Sehnsucht zu erkennen? Sie wusste es nicht, wagte es auch nicht mehr sich weiter zu rühren.

„Dort draußen leben mehr Menschen, als es jemals Wölfe gab. Es ist kein Platz für uns, wir würden nicht lange überleben. Wie stellst du dir das vor?“, knurrte eine ältere Wölfin, deren Pelz um die Nase herum bereits schlohweiß war.

„Wir sollten dankbar sein, dass wir hier überleben dürfen.“, sagte ein anderer Wolf.

„Das Leben hier ist gut für uns. Dort draußen werden wir sterben.“

Während das Rudel weiter diskutierte senkte Nori traurig ihren Kopf. Wieso waren sie alle dagegen? Sie musste es alleine schaffen, zumindest sie würde nicht bis zu ihrem Lebensende in dem Gehege bleiben. Leise erhob sie sich und schlich sich davon, als ihre gute Freundin zu ihrer Seite auftauchte.

„Was sollte denn das werden?“, fragte sie skeptisch und musterte ihre Freundin mit zusammengekniffenen, misstrauischen Augen.

„Ich dachte nur… hast du dich noch nie gefragt wie es dort draußen aussieht?“, fragte Nori und blickte nach oben, in den mittlerweile dunklen Himmel, der von einem fast vollen Mond erleuchtet wurde.

Die weiße Wölfin schien nachzudenken, dann folgte sie Noris verträumtem Blick.

„Meine Mutter kam von draußen.“, sagte sie schließlich und lächelte leicht in Erinnerung an ihre Mutter. Sie war weiß gewesen, wie auch ihre Tochter, hatten die anderen Wölfe erzählt, doch nachdem sie in das Gehege gekommen war, war sie bald gestorben. Zu früh, als dass es Altersschwäche hätte sein können, hatte die graue Wölfin erst viel später bemerkt.

„Sie wollte, dass ich hier aufwachse. Weil es da draußen keine Zukunft mehr für uns gibt.“, sagte Mara und wandte den Kopf ab. „Aber natürlich frage ich mich was da draußen ist, wenn ich den Mond sehe…“,

Die Jungwölfinnen schwiegen beide und sahen zu dem großen, weißen Mond. Auf einmal waren sie alten Instinkten ganz nahe, die noch in ihnen schliefen, doch die Wölfe in der Gefangenschaft hatten das Heulen bereits verlernt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Cat-girl
2010-09-01T14:02:44+00:00 01.09.2010 16:02
Die Überschrift klingt schon mal sehr spannend
Eine sehr gute Frage, aber sie schafft das schon
mir geht das auch so, ich sag auch immer allem zu und komm dann meistens nicht klar damit
Vielleicht fällt ihr beim Fressen etwas ein
pass lieber auf, dass dir Mara nicht auf die Schliche kommt
Ist klar. So sind Gehegewölfe nun mal... unfreundlich allem fremden gegenüber
hast aber Glück gehabt
O.o, dumm gelaufen, Nori
Ich hoffe doch mal, dass sich jetzt nicht auch noch Nori und ihre Freundin ins Fell kriegen...
Wer weiß, vielleicht hat sich Mara's Mutter nicht wohl gefühlt, in diesem Gehege, sie war immerhin frei

DAS geht nicht!!! Wölfe können das Heulen nicht verlernen, sie benutzen es lediglich nicht mehr...



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