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Wenn der Mond fällt

Die Freiheit der Wölfe
von

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Träume

Panisch zappelte Nori in den Seilen, die sich um ihren Körper geschlungen hatten wie die Netze der Spinne. Sie jaulte auf, als die Seile sich nur noch enger um sie schnürten, je heftiger sie versuchte sich zu wehren.

Nun schrie sie, schrie nach ihrer Mutter, ihren Artgenossen, nach ihrer Freundin Mara, doch kein Ton drang aus ihrer Kehle.

Ein Knall durchdrang die Stille wie aus dem Lauf eines Gewehres und zitternd sah die gefangene Wölfin in die blauen Augen des Fremden.

Ihre Umgebung hatte sich verändert, nun lag sie in dem Käfig, der fremde Wolf stand außerhalb im tiefen Schnee.

„Du siehst, du bist nur ein Hund.“
 

Mit einem Jaulen erwachte Nori aus ihrem Traum und atmete schwer. Der Traum war so realistisch gewesen, so bedrohlich… Mehrmals blinzelte sie, ‚Beruhige dich’, dachte sie und atmete die kühle Morgenluft ein. Die Sonne über dem Wolfspark war bereits aufgegangen und weckte die ersten Graupelze mit ihren zarten Strahlen, während die weiße Wölfin neben ihr noch leise schnarche, die Augen im tiefen Schlaf verdreht und die Pupillen kaum noch zu sehen.

Das Zittern nahm ab, die Wirkung des Traums verflog mit dem erfrischenden Wind, der durch das Gehege wehte, doch die klemmende Angst verblieb.

‚Der Fremde’, dachte Nori und rappelte sich auf, schüttelte den grauen Pelz. Sie glaubte nicht, dass er noch einmal mit ihr reden würde, aber etwas zog sie zu ihm, mehr als nur die vorherige Neugier. Er schien die Verbindung zu etwas neuem zu sein, etwas Wildem und Unbekannten, dass sie so noch nie verspürt hatte – Er erinnerte sie an etwas, dass sie nie erlebt hatte sondern Stoff von Welpengeschichten und sehnsüchtigen Blicken war.

Sie sah über ihre Schulter – Die restlichen Wölfe mieden das Innengehege, während der Fremde sich dort befand, er war zu…anders. Auf leisen Pfoten schlich sie hinein, aber der wachsame Wolf hatte sie schon bemerkt. Er schien genauso zu liegen, wie sie ihn verlassen hatte, müde auf die Seite gelegt. Kurz hob er den Kopf und musterte sie forschend, dann ließ er sich wieder auf den strohbedeckten Boden sinken.

„Fremder?“, sagte Nori, nicht sicher was sie sagen sollte, doch sie bekam, wie am Vortag, keiner Antwort auf die Frage.

„Fremder.“, wiederholte sie nun deutlicher, doch der Angesprochene zeigte immer noch keine Regung.

„Ignoriere mich nicht.“, knurrte die Wölfin nun wieder verärgert von den Umgangsformen dieses Wildfanges, doch bevor sie ein Tirade beginnen konnte, unterbrach sein dunkles, amüsiertes Lachen sie erneut.

„Unsere kleine Wölfin.“, knurrte er, immer noch ohne sie eines Blickes zu würdigen.

„Was suchst du denn hier?“

Nori zögerte, der Fremde schaffte es immer wieder sie zu verärgern oder zu verblüffen, wenn nicht beides zur selben Zeit.

„Ich habe Fragen.“, begann sie schließlich, „Und ich denke, dass du die Antworten hast.“

„Ach, und wie kommst du zu der Annahme?“, kam die unfreundliche Erwiderung aus dem Käfig.

Nach kurzem Zögern beschloss die Wölfin sich von seiner schroffen Art nicht aus dem Konzept bringen zu lassen.

„Du bist anders als alle anderen hier, anders als ich.“, begann sie, „Du kommst aus der Wildnis – Ich möchte nur mehr über dich erfahren. Wie bist du hierher gekommen?“, fragte sie und versucht seinen starren Blick zu erwidern.

Der russische Wolf neigte seinen Kopf zu der gut verheilten Schusswunde an seinem linken Hinterlauf.

„Sie haben auf dich geschossen?“, fragte Nori weiter. „Zu uns sind die Menschen immer sehr freundlich.“

Ein verächtliches Schnauben unterbrach sie.

„Ja, sie haben auf mich geschossen, aber ich habe es noch geschafft einen von ihnen zu verletzen.“, sagte der fremde Wolf nun mit einem bösartigen Glitzern in den Augen.

„Verletzen?“ Nori schluckte. Ihre Eltern hatten ihr stets beigebracht, nie einen der Menschen zu verletzen oder gar zu töten, da sie sich immer rächen würden. Keiner der Wölfe aus dem Gehege würde einen Wärter auch nur anrühren.

„Ja, das habe ich gesagt.“, knurrte der Wolf ungeduldig. „Ich war eigentlich nur auf der Durchreise, aber die Menschen sind überall und spüren dich auf, bevor du ihre Fährte erkennen kannst.“

„Und nun bist du hier.“

„Was zu erkennen ist, ja.“, zum ersten Mal erhob sich der schwarze Wolf zu voller und beeindruckender Größe, er war noch größer als Nori erwartet hatte und vielleicht doppelt so schwer wie sie selbst.

„Ich mache nur eine kleine …Pause bevor ich wieder aufbreche.“

Verwunderung stand in den Augen der Wölfin geschrieben.

„Wie möchtest du aus dem Käfig kommen? Es ist unmöglich.“, stellte Nori fest während sie den Blick gründlich über die regelmäßigen Eisengitterstangen wandern ließ.

Er konnte die Stangen selbst mit seinen kräftigen Kiefern kaum verbiegen oder gar zerbeißen.

Der entschlossene Ausdruck in den Augen des Wolfes ließen sie erneut zögern.

„Oder?“, fragte sie verunsichert.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Cat-girl
2010-08-30T09:13:44+00:00 30.08.2010 11:13
Oh Tor! Warum ist Nori jetzt in Seilen gefangen?
Die arme! *Nori da raus hol*
Was denn? Der schon wieder!
Boa! Ich kriege total die Fellsträubung (Gänsehaut) bei der Vorstellung wie er vor ihr steht und sagt: „Du siehst, du bist nur ein Hund.“
Es war nur ein Traum... aber ich hab noch immer Fellsträubung...
schnarchte... t vergessen...
Mara scheint nicht so schlecht zu träumen... sie hat ihn ja auch nicht gesehen...
Die Freiheit in der Wildnis!
Was für ein unhöflicher Wolf...
zu euch ja, ihr seid ja auch von dort.... aber er ist wild...
Die vielleicht nicht... aber einem wilden Wolf ist das egal... er wehrt sich nur, wenn er bedroht wird
Normalerweise kommen Wölfe da nicht wieder raus, aber keine weiß, wie stark er ist...



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