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Luftlöcher

Urahara's Lächeln
von

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Jeden Tag, wenn ich den Hof fege und Jinta-kun mich dabei ärgert, würde ich am liebsten weinen.

Er zieht an meinen Haaren, haut mich mit dem Besen und beleidigt mich.

Manchmal weine ich dann.
 

Jinta hält mich dann für eine Heulsuse und ruft es mir solange nach, bis ich in Urahara-sans Arme flüchte.

Seine Hand legt sich beruhigend auf meinen Kopf und streicht darüber, um mich zu beruhigen.

„Was ist denn los, Ururu-chan? Komm, hör doch auf zu weinen. Ein Lächeln steht dir viel besser.“

Und irgendwie… mache ich es auch.
 

Ich lächle nur für ihn.

Schließlich ist er das Wichtigste in meiner kleinen Welt.

Warum?

Ich weiß es nicht.
 

Wenn ich etwas falsch wegräume oder eine Bestellung falsch rausgebe, nur weil ich nicht sonderlich gut lesen kann, ist er derjenige, der mir verzeiht.

Urahara-san hilft mir beim Lesen, übt es mit mir, wenn er Zeit hat. Und das ist selten, darum macht es mich so froh.
 

Immer wenn er fort ist, warte ich darauf, dass er zurückkommt.

Sitze in meinem kleinen, abgezäunten Teil des Zimmers, welches ich mit Jinta-kun teile und schlinge die Arme um die Knie.

Auch wenn ich von ihm geärgert werde, lasse ich es an mir abprallen. Doch dann zieht er mit an den Haaren und beleidigt mich… Ich schaffe es einfach nicht, meine Tränen zurück zu halten.
 

Wer weiß, vielleicht weine ich auch, damit ich getröstet werde?

Ich weiß es nicht.
 

Ich weiß zwar viele Dinge nicht und kann nicht gut lesen, aber dafür mache ich all die Dinge richtig, die Urahara-san von mir verlangt.

Zum Beispiel, wenn ich kämpfe.
 

Ich kann mich noch genau an den Kampf gegen den orangehaarigen Jungen erinnern, der oft in den Laden kommt.

Er war schwach, ja.

Doch nichtsdestotrotz hatte er mich gestreift.

Als er mich an der Wange traf, sah ich nur diese dünne, feine Linie aus Blut.

Es war als würde Angst und Wut in mir hochsteigen. Am liebsten hätte ich geweint, aber…

Der Junge hatte mich nicht geärgert, er hatte mich wirklich verletzt. Ich wusste in diesem Moment, er würde mich umbringen wollen, da war ich mir ganz sicher.

Ich wollte es ihm heimzahlen, nein, hundertfach, tausendfach zurückzahlen.

…Dennoch hielt Urahara-san mich auf.

Dabei hatte ich den Jungen nicht einmal getroffen.

Durfte ich ihn nicht umbringen? Anscheinend nicht.

Meine Wut löste sich in Luft auf als er mir wie üblich den Kopf streichelte.

Da wusste ich, dass ich meine Arbeit gut gemacht hatte.
 

Es gibt immer wieder Momente, in denen ich mich schwach fühle, obwohl ich es ganz und gar nicht bin.

Und niemand nimmt es wahr, außer ihm.

Vielleicht würde ich deshalb alles für ihn tun. Für den Mann, der mir das schönste Lächeln von allen schenkt.

Kunden lächeln mich freundlich an, da ich dort arbeite. Manche lächeln mich freundlich an, weil ich ein kleines Mädchen bin. Andere lächeln mich sogar ein wenig lüstern an – Ja, auch so etwas weiß ich zu unterscheiden.

Doch Urahara-san schenkt mir ein aufrichtiges Lächeln, welches mich stützt und stärkt, mich daran erinnert, wofür ich eigentlich geschaffen wurde.

Dann habe ich das Gefühl, dass allein ich es bin, die für ihn nützlich sein kann.

Denn er hat mir ein zweites Leben geschenkt.
 

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„Entschuldigen Sie die Störung, Urahara-dono.“

„Oh, was gibt es denn, Tessai-san?“

„Ururu-chan sieht… nun ja, glücklich aus.“

„Bitte?“

„Sie steht vorne im Hof und starrt Löcher in die Luft. Und sieht sehr glücklich aus.“

„Ist das denn nichts Gutes?“

„Doch, doch. Ich frage mich nur… seit wann sie solch ein Funkeln in den Augen haben kann.“

„Tessai-san, ich habe sie nach ihrem Tod einfach nur minimal modifiziert, das heißt, dass ihre echte Seele und die damit verbundenen Emotionen noch erhalten geblieben sind.“

„Dann musste sie in ihrem früheren Leben ja ein sehr trauriges Kind gewesen sein.“

„…“

„Oh, Entschuldigung, ich wollte nicht zu tief graben –“

„Nein, nein. Vielleicht sollte ich das Rätsel ein wenig lüften. In ihrem früheren Leben, also bevor sie mit sechs Jahren starb…“

„…“

„Ihre Mutter war es aufgrund ihrer Aggressivität, die die Kleine in den Selbstmord trieb. Ja, auch Kinder finden hunderte von Möglichkeiten, sich das Leben zu nehmen. Für ein solch kleines Mädchen ist der Sturz von einer Leiter derselbe wie von einer Brücke.“

„Wie schrecklich…“

„Ein Glück, dass ich es mit angesehen hatte und an ihre meine Forschungen –“

„Das ist unmoralisch!“

„… Vielleicht. Überlegen Sie doch, ich habe ihr ein Leben geschenkt! Und sie weiß nichts mehr von ihrer Vergangenheit. Und um fair zu bleiben, habe ich ihr und auch Jinta gesagt, dass beide ein zweites Leben bekommen haben. Nur weiß ich nicht, an wie viel sie sich wirklich von früher erinnern können. Bei der Einpflanzung von Reiatsu, mit dem ich forschte, merkte ich eine Resonanz, die nicht natürlich war.

Wirklich zuordnen konnte ich diese Störung nicht, und so schnell sie gekommen war, war es auch schon wieder vorbei. Ich denke, ihre alte Seele hat interferiert.“

„Und nun?“

„Vielleicht erinnert sie sich ja gerade an die wenigen schönen Momente in ihrem Leben“, lächelte Urahara und sah hinaus in den Hof zu seinem kleinen Mädchen.



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