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kyoosha - learning by doing

AoixKanon
von

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Wie man eine Verabredung organisiert

Kapitel 69

Wie man eine Verabredung organisiert
 

Es war angenehmer gewesen als er das letzte Mal hier gewesen war.

Kanon hatte es schon in dem Moment gedacht, in dem er das Café betreten hatte. Normalerweise würden die Menschen wahrscheinlich denken, an diesem Tag war alles viel schöner. Es schneite. Es ging auf Weihnachten zu. Es hatte eigentlich alles, was es für einen ersten Dezembertag brauchte.

Aber für Kanon hatte dieser Tag nicht sonderlich viel Schönes. Es war kalt, nass und die Weihnachtsdeko überall ging ihm jetzt schon auf die Nerven.

Und letztes Mal war Kanon mit Aoi hier gewesen.

Irgendwie hatte sich an diesem Tag alles viel wärmer angefühlt. Der Duft war angenehmer gewesen. Die Atmosphäre schöner.
 

Er saß an einem anderen Tisch als letztes Mal, aber seine Gedanken drehten sich um dieselbe Person.

Aoi und er hatten sich in den zwei Wochen, in denen er jetzt wieder in seiner eigenen Wohnung wohnte, an vier Tagen Mails geschrieben. Telefoniert hatten sie einmal. Treffen wollten sie sich zweimal. Geklappt hatte es keinmal.

Teruki hatte viele Proben angesetzt und allmählich kam die Europatour in greifbare Nähe. Aoi und Reita schienen auch wieder mehr zu tun zu haben. Sie hatten es nicht auf die Reihe bekommen, sich zu treffen. Und Kanon konnte den Gedanken einfach nicht beiseiteschieben, dass Aoi vielleicht gar nicht alles versuchte, um ihn wiederzusehen.

Es war nicht fair, das wusste er selbst. Er wusste, wie viel sie als Band zu tun hatten. Aber er wurde die Gedanken einfach nicht los.
 

Und noch einen Gedanken wurde er nicht los: Dass er sich nach dem Älteren sehnte.

Er hielt es kaum mehr aus, den Anderen nicht sehen zu können, wann er wollte. Einmal war es sogar so schlimm gewesen, dass er spontan zu ihm gefahren war. Aber es war niemand zu Hause gewesen.

So viele Fragen hatten sich in den letzten zwei Wochen angesammelt. Aber er konnte sie einfach nicht loswerden. Vor allem jetzt nicht mehr. Es fühlte sich an, als hätte er sich von Aoi entfernt.

Umso ironischer war es, dass er jetzt in diesem Café saß. In ihrem Café. Doch leider nicht, um sich mit Aoi zu treffen, sondern mit Reita. Der Blonde hatte ihm vor zwei Tagen geschrieben, er solle um 16 Uhr hier antanzen. Es war keine Frage gewesen, eher ein Befehl. Und Kanon hatte sogar Zeit gehabt! Er wusste immer noch nicht, ob er über die Tatsache weinen oder lachen sollte, dass er es eher schaffte sich mit Reita zu treffen als mit Aoi.

Natürlich hatte er auch bestimmte Hoffnungen in dieses Treffen gelegt. Er versuchte sie so gut es ging zu unterdrücken, um sich nicht selbst zu enttäuschen, doch es gelang nicht wirklich.

Vielleicht würde Reita Aoi ja mitbringen. Oder Reita würde Kanon zu ihnen nach Hause einladen und er würde den Gitarristen dort treffen. Wenn er ehrlich mit sich selbst war, würde sich ihre Verabredung auch schon lohnen, wenn der Blonde nur ein bisschen was über seinen Mitbewohner erzählte.

Kanon seufzte verzweifelt. Es war ihm schon fast peinlich, wie sehr er den Schwarzhaarigen vermisste.

Der Bassist trank einen Schluck aus seiner Tasse und sah dann auf die Uhr. Schon 10 Minuten Verspätung.
 

5 Minuten später stapfte dann tatsächlich ein ihm bekannter Blondschopf durch die Tür und steuerte direkt auf seinen Tisch zu. Kanon versuchte sich die Enttäuschung nicht ansehen zu lassen, dass Reita alleine hier war.

Wahrscheinlich konnte er all seine anderen Hoffnungen auch direkt über Bord schmeißen. Vielleicht wollte der Blonde sich einfach so mit ihm treffen. Oder er hatte mal wieder irgendeinen schrecklichen Plan geschmiedet und Kanon musste als Opfer herhalten.

Wenn letzteres der Fall war, dann war Reita ein wirklich guter Schauspieler. Sein Lächeln wirkte auf Kanon ziemlich freundlich und ehrlich. Der Jüngere war kurz unschlüssig, stand am Ende aber doch auf und umarmte den anderen Bassisten kurz. Nachdem man zwei Monate zusammengelebt hatte, müsste eine Umarmung als Begrüßung ja eigentlich normal sein. Und er freute sich ja auch darüber, den Blonden wiederzusehen! Auch wenn es ihm doch etwas peinlich war, wie Reita sofort eine der Bedienungen herwinkte, um sich einen Kaffee zu bestellen.

„Lass uns nicht um den heißen Brei herumreden“, begann Reita dann sofort das Gespräch. „Du bist ein Idiot. Und Aoi auch.“

Kanon zog die Augenbrauen hoch. Das war also der Grund! Er wusste zwar nicht richtig, auf was Reita genau raus wollte, aber ein Gespräch mit dem Blonden über ihn und Aoi konnte eigentlich nur schief gehen. Unruhig rutschte er auf seinem Sitz rum.

„Ja genau! Du weißt genau wovon ich rede! Und ich hoffe, dir ist auch klar, dass es Aoi ziemlich beschissen geht.“

„Beschissen?“ Wie beschissen? Und wieso sollte ihm das klar sein?

„Er hat dauerhaft schlechte Laune, zickt uns alle noch mehr an als sonst schon. Es ist echt kaum auszuhalten! Sogar Kai ist schon halb am Verzweifeln.“

In Kanon machten sich gemischte Gefühle breit. Einerseits hatte er Angst, dass er der Grund für Aois Gefühlswandel war und an dem ganzen Desaster Schuld war. Schließlich wollte er nicht der Grund für Probleme bei Gazette sein. Andererseits bedeutete das aber auch, dass er vielleicht doch einen größeren Einfluss auf Aoi hatte als er gedacht hatte. Dessen Gefühlswandel könnte zwar viele Gründe haben, aber wieso sollte Reita denn dann genau zu ihm kommen und ihm das alles erzählen?

„Und mal ganz von diesen Problemen abgesehen“, redete der Blonde ein bisschen leiser weiter. „Aoi ist mein bester Freund und glaub mir, es ist nicht gerade toll ihm dabei zuzusehen, wie er jeden Tag noch tiefer in der Scheiße versinkt. Ist ja nicht so, dass ich ihn da nicht selber rausziehen würde, wenn ich könnte…“

Kanons Herz begann ein bisschen schneller zu schlagen.

„Also Kleiner, du weißt was du zu tun hast!“ Reita fixierte ihn einen Moment, starrte dann vorbei aus dem Fenster und stand schlagartig auf.

Erschrocken rutschte auch Kanon ein Stück zurück. Das wars? Das war das ganze Gespräch gewesen? Und deshalb hatte ihn Reita herbestellt?

„Richte Aoi aus, dass er gar nicht erst zu Hause antanzen braucht, bevor ihr das nicht gebacken bekommt!“ Damit schnappte sich der Ältere seine Jacke und zog sie auf dem Weg zur Tür an. Kanon starrte ihm regungslos hinterher. Durch die Fensterfront konnte er beobachten, wie Reita zielstrebig den Laden verließ. Und der Blonde hatte allem Anschein nach tatsächlich ein Ziel gehabt.
 

Kanons Herz setzte einen Schlag aus. Das konnte nicht sein.

Vor dem Café stand Aoi und unterhielt sich ziemlich hitzig mit Reita. Erst als dieser ins Innere des Gebäudes zeigte, verstummte der Gitarrist augenblicklich. Kanon schluckte als Aois Blick seinen traf. Der Rest der Welt war nur noch verschwommen. Er hörte nur noch seinen viel zu schnellen Herzschlag, sah nur noch Aoi.

Unsicher hob Kanon die Hand zum Gruß. Eine Geste, die der Gitarrist sofort erwiderte. Sonst stand er nur wie zur Salzsäule erstarrt vor dem Café. Erst als Reita ihm einen ordentlichen Schubs Richtung Tür gab, setzte sich Aoi in Bewegung. Der Blonde verschwand dann mit einem letzten Winken aus Kanons Sichtfeld, doch dieser achtete gar nicht mehr auf den anderen Bassisten.

Aoi war da. Er war wirklich hier.

Kanon wusste gar nicht, wie er reagieren sollte. Zumal Reitas Worte ihn jetzt noch zusätzlich verwirrt hatten.
 

Inzwischen hatte Aoi das Gebäude betreten und kam mit einem schüchternen Lächeln auf Kanons Tisch zu. Der Bassist stand auf und nahm amüsiert wahr, dass Aoi seine Jacke nicht aufgehängt hatte, sondern direkt auf seinen Tisch zugekommen war. Scheinbar war der Gitarrist von der Situation auch leicht überfordert.
 

„Hey“, murmelte Aoi leise und zog den Jüngeren in eine kurze Umarmung. Für Außenstehende musste sie ähnlich ausgesehen haben, wie die Umarmung, die Kanon kurz davor mit Reita geteilt hatte, doch das Gefühl war ein ganz anderes. Am liebsten hätte Kanon den Älteren noch viel stärker an sich gedrückt und ihn am besten nie wieder gehen lassen. Als sie sich dann hinsetzten, glaubte er in Aois Augen eine ähnliche Sehnsucht zu erkennen. Der Ältere räusperte sich verlegen.

„Mit dir hab ich jetzt ja überhaupt nicht gerechnet“, gab Aoi zu und kicherte dabei nervös. „Reita hat mir nur geschrieben, dass ich ihn sofort hier abholen soll.“ Er kratze sich bei dem Worten am Hinterkopf und Kanon konnte einfach nicht anders als den Älteren anzuhimmeln. Wie konnte man nur so unglaublich süß sein, wenn man verlegen war? Zur Krönung kam auch noch die Bedienung um die Ecke und stellte vor dem armen Gitarristen einen extrastarken, schwarzen Kaffee auf den Tisch. Den Kaffee, den Reita vor wenigen Minuten bestellt hatte. Kanon schüttelte lachend den Kopf. Reita hatte ja schon viele Pläne geschmiedet, doch dieser gefiel ihm eindeutig am besten.

Auch der Ältere sah erst erstaunt auf das Getränk, grinste es dann aber wissend an und dankte der Bedienung mit einem Lächeln auf den Lippen und einem Nicken.

Kanon konnte seinen Blick nicht von dem Anderen wenden. Er beobachtete jede kleine Geste. Jede Regung. Er konnte einfach nicht anders. Es war als müsste er nachholen, was er in den zwei Wochen, in denen sie sich nicht gesehen hatten, verpasst hatte.

„Und? Was machst du so?“ Kanon wollte die Frage so beiläufig wie möglich klingen lassen, aber in ihm schrie alles danach zu erfahren, was sein Gegenüber getrieben hatte. Er wollte alles wissen. Alles, was er verpasst hatte. Er wollte wieder an Aois Leben teilhaben und nicht nur eine Abwechslung in seinem Alltag sein. Er wollte Aois ganzer Alltag sein!
 

Der Jüngere spürte, wie die Unzufriedenheit in ihm aufstieg, als der Andere nur mit einem schulterzuckenden „So dies und das. Arbeit halt“ antwortete. Aber er konnte ihn ja wohl kaum danach fragen, um wie viel Uhr er die zwei Wochen über aufgestanden war, was für eine Cornflakes-Sorte er momentan aß oder welche Zahnpasta er benutzte.

„Und du?“

„Dasselbe. Die Europatour stresst uns jetzt schon. Teruki macht ziemlich Druck.“ Was ja irgendwie auch gut so war, aber trotzdem wünschte sich Kanon manchmal ein bisschen mehr Zeit für sich. Mehr Zeit für Aoi. Nur war das als Musiker wohl nichts, was realistisch zu sein schien.

Aber heute… Wenigstens heute hatte er Zeit für sie beide. Und er überlegte einen Moment, ob da nicht vielleicht auch Teruki und Reita unter einer Decke steckten. Zuzutrauen wäre es den beiden ja. Schmunzelnd setzte er seine Tasse an die Lippen und trank einen Schluck von dem mittlerweile lauwarmen Kaffee.

„Was ist?“ Aoi musste es bemerkt haben, denn er sah ihn verwundert an. Statt direkt zu antworten, hing Kanon noch einen Moment lang dem Gedanken nach. Wenn seine Vermutung stimmte, hatten sich Teruki und Reita ja richtig Mühe gegeben. Eigentlich eine Schande, dass Aoi und er sich jetzt nur gegenübersaßen und sich anschwiegen.

„Nichts Wichtiges. Mir ist nur etwas Lustiges eingefallen, was Yuuki gestern gemacht hat“, log Kanon und begann dann von dem Keyboarder zu erzählen. Er fühlte sich kurz unwohl dabei, Aoi nicht gesagt zu haben, was wirklich seine Gedanken gewesen waren, aber diese kleine Flunkerei würde der Gitarrist sicher verkraften. Außerdem hatte sich Kanon jetzt in den Kopf gesetzt die Stimmung etwas aufzulockern und eine verrückte Yuuki-Geschichte war schon immer ein super Stimmungsheber.
 

Wie erwartet begann Aoi am Ende der Anekdote zu lachen und erzählte dann selbst etwas Neues aus seinem Bandalltag. Kanon hörte grinsend zu und stellte zufrieden fest, dass alle Nervosität und Unsicherheit von ihm abgefallen waren. Und auch Aoi wirkte viel entspannter und redete wie ein Wasserfall. Kanon musste sich richtig anstrengen, um selbst zu Wort zu kommen. Alle Knoten waren plötzlich geplatzt und Kanon fielen tausend Dinge ein, die er dem Älteren unbedingt erzählen wollte. Es waren teilweise nur kleine und belanglose Geschichten, aber Aoi sollte sie alle erfahren. Dem Gitarristen schien es ähnlich zu gehen, denn auch er redete immer weiter und Kanon sog jede noch so winzige Information auf als würde sein Leben davon abhängen. Als Aoi ihm dann doch tatsächlich davon berichtete, dass er die neuen Cornflakes aus der Werbung probiert hatte und schwer enttäuscht war, begann Kanon laut zu lachen.

„Alles klar bei dir?“, fragte Aoi grinsend, während Kanon sich wieder beruhigte und dem Älteren zunickte. Einige der anderen Gäste warfen ihnen schon genervte Blicke zu, was aber wohl nicht nur an seinem Lachanfall lag. Er und Aoi hatten sich während ihrer hektischen Berichterstattung zu einer ziemlich Lautstärke hochgeschaukelt, die wohl nicht ganz in das harmonische Ambiente des Cafés passte.

„Wir müssen aufpassen, dass man uns nicht rausschmeißt“, meinte Kanon etwas leiser, während er die stechenden Blicke der anderen Anwesenden auf sich spürte.

Und auch wenn Aoi mit den Schultern zuckte, wirkte er ebenfalls peinlich berührt.
 

Der Bassist kaute auf seinem Lippenpiercing und sah sich nachdenklich um. Wenn Aoi und er sich nicht disziplinierter verhielten, bekamen sie vielleicht tatsächlich noch Ärger. Nur war er viel zu aufgeregt, um seine Stimme leise und kontrolliert zu behalten.

Er wollte mit Aoi reden und lachen. Er wollte ihm nahe sein. Leider war ein Café dafür der falsche Ort.

Sein Blick huschte zu dem hübschen Gitarristen. Sollte er es wagen? Ihm fielen wieder Reitas Worte ein und erinnerte sich an seine eigenen Gedanken. Wer wusste schon, wann er sich das nächste Mal mit Aoi treffen konnte.

Ein leises Seufzen. Der Versuch, den ganzen Mut zusammenzukratzen und die Stimme möglichst normal klingen zu lassen. „Wie wär’s wenn wir zahlen und bei mir weiterreden?“

Ohne zu zögern nickte Aoi und sah sich gleich nach der Bedienung um.

Kanon sah ihn kurz überrascht an. So einfach hatte er sich das dann doch nicht vorgestellt. Aber dann machte sich ein warmes Gefühl in ihm breit und er konnte nicht anders als Aoi lächelnd dabei zuzusehen, wie er eine Bedienung heranwinkte, um ihr mitzuteilen, dass sie zahlen wollten. Er liebte den Gedanken, dass der Ältere ihn wohl auch vermisst hatte. Ihm wohl auch so viel erzählen wollte.
 

Als sie zwei Minuten später vor der Tür des Cafés standen und sich Kanon zufrieden in seine warme Jacke kuschelte, merkte er, dass die umher tanzenden Schneeflocken viel schöner aussahen als auf dem Hinweg.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  klene-Nachtelfe
2012-01-07T09:07:13+00:00 07.01.2012 10:07
Reita ist und bleibt einfaaaach genial!!!!
Wirklich toll!
Ich find die beiden sou süß!!!
Bin gespannt wie es bei Kanon zuhause weiter gehen wird!!!
WEITER SO!!!
LG -^.^-
Von:  Blue_XD
2012-01-06T17:37:15+00:00 06.01.2012 18:37
Wieder einmal sehr schön <3
Nur einmal habt ihr Aoi statt Kanon geschrieben:
„Du bist ein Idiot. Und Aoi auch.“ AOI zog die Augenbrauen hoch.
Macht weiter so ^^


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