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His butler, caring.

Sebastian & Ciel
von

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Gewissenhaft hatte sich der Dämon zurück auf den Flur und somit auch in Richtung der Küche begeben. Dass seine Anwesenheit momentan nicht erwünscht war, hatte sein Master ihm nur allzu deutlich gemacht. Nein, es lag nicht allein in der Ohrfeige, die er ihm gegeben hatte. Es war tiefgehender.

Der Vertrag zwischen einer Kreatur der Hölle und einem Menschen bestand aus zweierlei Dingen. Zum einen waren es die Bedingungen, die der Mensch an den herbeigerufenen Teufel hatte. Zum anderen jedoch war es der Auftrag des Jeweiligen Dämons, dafür zur sorgen, dass die Seele, deren Besitzer er mehr oder weniger bereits war, nach seinen Wünschen geformt und somit nur allzu delikat werden würde. Die Ohrfeige, die Ciel ihm gegeben hatte, war nur die überhitzte Reaktion dessen gewesen, dass sein Herr sich nicht eingestehen wollte, irgendwann seinen eigenen Teil einzulösen. Dass er diesem Menschenähnlichen selbst etwas zurückzahlen musste, so gern er seine Dienste auch in Anspruch nahm.

Ein bitteres, schmales Lächeln lag auf Sebastians Zügen, während er die Küchentür zufallen ließ um sich um den Abwasch zu kümmern, der sonst Maylene anheimfallen sollte.
 

Doch halt.
 

Wie einen Blitz durchzuckte ihn der ihm gegebene Name. Zu gut erinnerte er sich noch an jenen Tag, als der damals 10-jährige seine kleine schmutzige Hand nach dem Frackschoß ausgestreckt hatte und beherzt zugriff. Einige Dinge waren im Dunkel geblieben, selbst dann noch, nachdem die eisernen Stäbe den Jungen nicht mehr gefangen hielten. Sein Name. Die Kinderstimme hallte abermals durch seinen Kopf, jene Stimme die fragte, wie er eigentlich hieße. Doch es war gefährlich, wenn ein Wesen der Hölle seinen eigentlichen Namen preisgab. Menschen, die seinen Namen kannten, würden ihn jederzeit beschwören und für ihre Zwecke missbrauchen können. Daher war es die einfachste Möglichkeit, seinen neuen Herrn darüber entscheiden zu lassen. Und er hatte sich entschieden.

Sebastian.

Der Name des Hundes der Familie, den der Butler lediglich von einem alten, verwitterten Foto kannte – und das, obwohl er Hunden nicht gerade zugetan war. Nein, er hasste sie und doch trug er den Namen eines solchen Tieres. Welch Ironie.

Jener war es, den er nun vernahm und die dazu gehörige Stimme war ihm wohl bekannt. Seit diesem Morgen deutlich schwächer als sonst und selbst nun war sie nur ein leises Rauschen einer Quelle, die noch fernab zu sein schien. Allerdings reichte es aus, um den Bediensteten in Schwarz dazu anzuhalten, den Weg, den er gekommen war, noch einmal zurückzugehen.

Ein kurzes Lauschen hatte dies zur Folge, als er an der Tür stand. Ciel würde doch nicht etwa mit einer Spielerei auf ihn warten? Nicht allzu selten kam es vor, dass er hinter der Tür eine Überraschung erlebte und selbst im Moment der Schwäche war sein Master für einige Überraschungen gut. Vorallem, wenn es sich um Papierflieger oder Dartpfeile handelte.

Doch nun war alles still, wie die Ruhe vor dem Sturm. Die weißbehandschuhte Hand hob sich und deutlich klopfte Sebastian an die Tür. Keine Reaktion. War es vielleicht doch ein Spiel? Nein, dazu war die Stimme zu dünn, zu heiser gewesen.

„Junger Herr, ich trete ein.“, kündigte sich der Schwarzhaarige an, drehte den goldenen Knauf und öffnete die Tür.
 

Das erste, was ihm auffiel, war, dass es unter den Sohlen seiner Schuhe unangenehm knirschte. Der aufmerksame Blick des roten Augenpaars richtete sich zunächst gen Boden, wo er Porzellanscherben bemerkte, nachdem er zur Seite getreten war. Noch immer zu Boden blickend, wollte die samtene Stimme einen Tadel anordnen, doch das Weiß in seinem Augenwinkel machte ihn auf etwas anderes aufmerksam.

Ciel, der kraftlos auf dem Boden lag und hechelte. Ins Delirium war der Jugendliche gefallen, sein Körper zuckte unkontrolliert zusammen, ganz so, als würde er krampfen.

Sebastians Augen weiteten sich, ehe er schnellstmöglich zu seinem Herrn herbeistürzte und sich neben ihn kniete. Einiges war der Butler des Hauses bereits gewöhnt. Der erste Asthmaanfall des Jüngeren hatte ihn bereits überfordert, war er damals doch noch bei Weitem nicht so belesen wie heute.

Es war ein Missstand, dass der junge Mann auf dem Boden verweilte. Sebastian erinnerte sich an die Worte, die Ciel oftmals hatte fallen lassen, sofern der Diener sich selbst unangemessenerweise niedergelegt hatte. Sei es nun, nachdem er niedergeschossen wurde oder aber sich wie abgesprochen tot zu stellen hatte. Grimmig wurde sein Schmunzeln nun, doch die Worte blieben ihm dieses eine Mal im Halse stecken. Er war dafür verantwortlich, dass der junge Earl lebte, so lange, wie der Vertrag nicht erfüllt war. Und das war er bei Weitem noch nicht.

Als würde der Leib des 12-jährigen nicht mehr wiegen als eine Feder, las Sebastian diesen vom Teppich des Zimmers auf und trug ihn zurück zu seinem Bett, von der er vermutlich gefallen war.

Es war nur die allumfassende, klebrige Schwärze, die sich im Kopf des Adligen breit gemacht hatte. Zäh war sie und sog den Jungen in ihren hitzigen Schlund, als würden schwarze Arme nach ihm greifen. Doch jede Berührung, die von diesen ausging, fühlte sich an wie glühende Eisen und der jugendliche Körper wandte sich unter ihnen. In welche Art der Folter war er da nur hineingeraten? Sehen konnte er nichts, hatte man ihm also auch sein letztes Augenlicht genommen? Panisch versuchte er um sich zu schlagen, es konnte keine Unendlichkeit geben, auch nicht jene des Raumes, sodass Ciel jeden Augenblick damit rechnete, seine Gliedmaßen irgendwo anzustoßen, doch unter ihm tat sich ein erneuter Sog auf und ergriff zunächst seine Beine. Aber Moment -

Keine Hitze mehr?

Einige Minuten vergingen, in denen der Diener für ein frisches Nachthemd und eine Schüssel mit kaltem Wasser, sowie einem weichen Tuch gesorgt hatte. Vorgehend wie bei einem rohen Ei hatte Sebastian die verschwitzte Haut aus dem nassen Nachthemd gepellt und dieses erst einmal dem Bettpfosten übergeben. Bei jeder einzelnen Berührung war der schmale Körper zusammengezuckt, als würden ihn tausend Nadeln stechen, sodass es ein unangenehmer Anblick gewesen war. Am Bettende stehend verbannte der Butler die Decke gänzlich aus der Nähe des erhitzten Körpers und machte sich daran, die kaum nennenswerten, schlanken Waden in kalte Umschläge zu hüllen. Und dies bereits zum zweiten Mal.

Ciel schlug aufgrund der Temperaturänderung seine Augen auf. Sehen konnte er noch immer nichts, zumindest nicht auf dem Auge, welches ihm nun dienen sollte: das rechte. Nicht mehr daran denkend, dass in diesem das Vertragszeichen prankte, schlug und zappelte der junge Mann abermals im Bett, öffnete das zweite, leicht verklebte Auge nun und sah eine schwarze Gestalt in seiner Nähe. Hatte er die widerlichen Finger, die sich nach ihm ausstreckten noch immer nicht hinter sich gelassen? Manifestierten diese sich nun anderweitig? In dem Glauben, noch immer in der Schwärze des Fiebertraumes gefangen zu sein, schrie Ciel laut auf und saß mit der letzten Kraft und Gegenwehr, die er aufbringen konnte, plötzlich im Bett.

„Aaaah, nein! Fass mich nicht an!“ Die Augen fest zusammengekniffen wehrte er sich gegen die Hände, die nach ihm griffen. Dieses Szenario war ihm noch immer allzu bekannt. Schmutzige Hände, das Brandmal, der Käfig, Gelächter und Schreie – Schreie derer, die die Qualen nicht überstanden. Dazu gebrochene Augen der Kinder.

Sebastian, beinahe sogar erschreckt über das Gebahren seines Herrn, als dieser mit einem Mal im Bett saß, trat an die Seite und ergriff ihn bei den Schultern, wobei erneut die kindlichen Hände in sein Gesicht schlugen.

Sich noch immer wehrend fand Ciel plötzlich Halt in etwas Weichem und grub so fest es ging seine Fingernägel in jene Masse, von der er glaubte, dass sie ihn festhielt. Die Realität hinterließ jedoch sichelförmige, blutige Spuren auf der Wange des Älteren, der versuchte, ihn zu beschwichtigen.

„Junger Herr, kommt zur Ruhe. Ich bin es...Euer Butler. Sebastian.“

Doch der Junge ließ nicht mit sich reden, schlug weiterhin um sich und auch, wenn er sein Ziel verfehlte, so versuchte er es weiterhin, immer in der Hoffnung, sich dieses Mal allein durchsetzen zu können. Nur dieses eine Mal wollte er nicht abhängig sein, nicht abhängig von -

„Se..bas...tian?“

Leise entwichen die Silben aus der Kehle des Jüngeren, beinahe zu schwach, um überhaupt von einem menschlichen Gehör vernommen zu werden. Dennoch hatte es den Effekt, dass der Adlige aufhörte zu wüten. Wütender sollte er eigentlich sein! Noch wütender, als er es vorher war. Doch es ging nicht. Ganz so, als seien nun all seine Kraftreserven aufgebraucht, ließ er sich zurückfallen, erwartete einen dunklen Schlund, der ihn verschlingen würde. Vieles wollte er dem anderen sagen. Auch wenn es sein Stolz normalerweise nicht zuließ, so zog er nun in Erwägung, sich bei der unheiligen Kreatur zu entschuldigen.

„Es....es...“

Mit geschlossenen Augen versuchte Ciel, sich darauf zu konzentrieren, was sein Mund nun machen sollte, doch es ging nicht. Dieses Mal spülte ihn zwar eine dunkle, doch auf eine Art angenehme Woge hinfort und Sebastian, der sein Nötigstes getan hatte, kapitulierte und trat einen Schritt zurück, überließ seinen entkräfteten Master dem Schlaf und sorgte dafür, dass das Fieber nicht weiter anstieg.
 

Es war bereits früher Nachmittag, als Sebastian ein weiteres Mal versuchte, seinem jungen Herrn einen Tee, ein Glas Wasser und eine Brühe zu bringen. Bardroy hatte dafür gesorgt, dass sein erster Versuch der Brühe letztlich soweit verdunstet war, dass plötzlich wieder verschiedenste Gemüsesorten zum Vorschein kamen und den Topf gänzlich ruinierten. Glücklicherweise hatte er davon abgesehen, einen Flammenwerfer zu benutzen, um den Prozess noch ein wenig zu beschleunigen und dabei im Großen und Ganzen die Küche in ein Meer aus Feuer und hilflosen Schreien von Maylene zu verwandeln.

Damit rechnend, dass Ciel noch immer schliefe, öffnete Sebastian die Tür und brachte ein weiteres Tablett hinein. Die Umschlage waren erfolgreich gewesen, das Fieber hatte sich gesenkt und nun lag die kleine Gestalt noch immer im Bett, hatte ein weißes Tuch auf der Stirn und atmete mittlerweile ruhig und gleichmäßig. Was hatte damaliger Mr. Wordsmith noch über den kleinen Jungen gesagt? Dass er süß sei? Ja, wahrlich, das war er, jedoch nur, wenn er tief und fest schlief. Diese Erkenntnis wurde ihm noch deutlicher vor Augen geführt, wenn man bedachte, wie aufgebracht Ciel zuvor gewesen war.

Der Schwarzhaarige trat näher an das Bett heran, wollte nach dem feuchten Tuch greifen, als ein Arm plötzlich hervorschnellte und sein Handgelenk ergriff. Die roten Augen richteten sich sofort auf die kleinen, schmalen Finger, die sich nun in den Ärmel seines Fracks drückten.

„Du bist es...“, war der einzige, relativ nüchterne Kommentar, den das Oberhaupt der Familie Phantomhive nun von sich gab und die Hand wieder sinken ließ. Räuspern musste er sich daraufhin, da seine Stimme ihm noch immer nicht ganz gehorchen wollte, doch die dunkel verkrusteten Male an des Dämons Wange warfen einige fragen auf, mit denen er sich nun nicht zu befassen wagte.

„Ich wollte lediglich das Tuch wechseln, junger Herr.“, rechtfertigte sich Sebastian letztlich und bemerkte, dass Ciel seine Augen nun aufgeschlagen hatte. Ein Frevel war es, dass er seine Augenklappe nicht trug, doch zu diesem Gemach hatte nur der Butler freie Einkehr und letztlich sogar den einzigen Schlüssel.

„Dann walte deines Amtes.“, erwiderte der Jugendliche kurz angebunden und kniff die Augen zusammen, als mit einem Mal wieder etwas Kaltes auf seiner Stirn Platz fand.

„Sebastian?“

„Was gibt es, my Lord?

„Ich....-“ Der junge Phantomhive brach ab. Was sollte er seinem Butler nun eigentlich sagen? Sollte er sich rechtfertigen, rechtfertigen dafür, dass er krank war? Niemals! Das war schließlich nicht seine Schuld. Beschämt wandte er seinen Kopf ab und ein Tropfen kalten Wassers rann seine Schläfe hinab, versiegte letztlich im Nacken, wo bereits sein Haar schweißfeucht klebte.

„Ich meine....du....“

Wieder wollten die Worte seinen Mund nicht verlassen, doch das nächste, was er spürte, war erneut der weiche Stoff der Handschuhe seines Dieners. Dieser hatte ihm nun einen Finger an die Lippen gelegt, welche sofort zu kribbeln begannen. Wahrscheinlich war es das Fieber, dass sie so empfindlich gemacht hatte, denn sein Mund fühlte sich ebenfalls gespannt an, wie die Haut einer überreifen Frucht, zudem im Innern trocken, als beherberge er eine ganze Wüste.

„Ich habe Euch unter Kühlung gehalten, bis sich Euer Körper selbständig temperiert hat. Noch immer seid Ihr fiebrig, daher ruht Euch aus. Für den restlichen Tag erwarten Euch keine Termine mehr.“

Sanft floss die samtene, dunkle Stimme des Dieners in seinen Gehörgang, lullte ihn geradezu erneut ein, doch er wollte nicht schlafen.

„Sebastian...-“

„Shh...“, wandte der Angesprochene dann zischend ein, wusste er zwar, dass er seinem Master nicht den Mund zu verbieten hatte, doch dieses Mal war es mehr als angebracht. Ihm galt weder Dank noch Entschuldigungen.

„Als Butler des Hauses Phantomhive ist es nur selbstverständlich, dass ich für das Wohlergehen meines jungen Herrn Sorge trage."
 

Selbst, wenn Ihr dies nicht immer als solches zu schätzen wisst...
 

ENDE



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