Die Begegnung
Zitternd saß Kaoru da, zusammengekauert im Wald unter einer großen Baumwurzel! Stumme tränen liefen ihm über die Wangen, denn immer wieder sah er es vor dem geistigen Auge. Er sah wie sie auf seinen geliebten Akio eingestochen wurde und er ihm zurief er sollte fliehen! „Lauf weg, Kaoru! Verschwinde so schnell es geht!“ immer wieder hörte der Junge die Worte in seinem Kopf und seine Tränen wurden größer. //Akio!...//
Wie lange er dort saß wusste Kaoru nicht, war es ein Tag? Nur ein halber? Oder doch länger? Er war einfach gerannt, in dem Wissen das er Akio nie wieder sehen würde! In dem Wissen das er nun alleine war. Niemand war mehr da der ihn liebte oder der ihn zu sich hätte nehmen können.
„Hey, kleiner Mann!“ hörte er eine ruhige aber kräftige Stimme. Kaoru erschrak und sah sofort hoch. Ein Junger Mann, ungefähr 29 Jahre alt, stand vor ihm und sah ihn freundlich an. Verweint blickte der kleinere auf und zitterte. Kaoru war ausgekühlt da er nur ein leichtes Hemd trug.
„Hier draußen ist es gefährlich! Was machst du denn so alleine hier? Soll ich dich heim bringen?“ lächelte er und kniete sich vor Kaoru. Schüchtern rutschte dieser weg und sagte nichts, begann nur wieder zu weinen. //Zu Hause…Akio!// Er hatte ihn so sehr geliebt! Mehr als sein eigenes Leben, doch nun war er tot! Und Kaoru war alleine. Diese Menschen hatten ihm das einzige genommen was ihm wichtig gewesen war! Seine Liebte! Wie konnte jemand nur so grausam sein? Warum machte jemand so etwas? Hatten diese Menschen kein Gewissen?
„Ich kann dich hier unmöglich alleine zurücklassen mein Junge! Wo gehörst du denn hin?“ meinte er weiter ruhig bleibend. Er schien nett zu sein und überhaupt nicht grob wie die meisten Leute! Kaoru war schließlich ein Sklave, ein Diener und hatte keine Rechte. Vorsichtig sah er auf und sah wieder dieses aufmunternde Lächeln. „Ich bin Kisho! Verrätst du mir auch deinen Namen kleiner?“ fragte er ruhig und reichte dem Häufchen elend seine Hand. Unsicher ob er sie annehmen sollte zögerte Kaoru noch, doch dann streckte er seinen Arm aus und ergriff die Helfende Hand. Schlimmer als es jetzt war konnte es nicht mehr werden! Er war bereits ganz unten angelangt! „Ich… ich bin Kaoru, Herr!“ hauchte er und verbeugte sich höflich. „Freut mich Kaoru! Sagst du mir warum du so bitterlich geweint hast?“ hauchte der Junge Mann sanft und zog ihn langsam mit. Er ging den Weg entlang und Kaoru folgte ihm traurig. „Weil mein ge- … mein Master umgebracht wurde!“ hauchte er und sah wieder zu Boden. Kaoru hatte geliebter Master sagen wollen, doch Gefühle waren ihm als minderwertigem Sklaven verboten. Sie waren Dinge, Spielzeuge für die reiche Gesellschaft! „Umgebracht? Dann kann ich dich wohl nicht zurück bringen! Aber du kannst auch zu niemanden oder?“ fragte er nach und ging langsam weiter. „Ja…“ hauchte Kaoru und schluckte. Diese Worte waren die harte Realität! Er war mittellos!
„Möchtest du dann mit zu mir kommen? So alleine gehst du gnadenlos ein!“ meinte er ruhig und dennoch mit ernst in der Stimme. Kaoru sah ihn mit großen Augen an und ließ seine Hand los. „Das kann ich nicht machen! Das ist zu großzügig das Angebot! So eine Last kann ich euch nicht aufhalsen, da ihr mich noch nicht mal kennt!“ meinte er sofort. „Kaoru, ich habe es dir doch angeboten, glaubst du dein Master wäre glücklich wenn du nun stirbst?“ fragte er und blickte zu ihm. „Ich … natürlich nicht! Da habt ihr Recht, mein Herr, entschuldigt meine frechen Worte!“ flüsterte er nachgebend. „Dann arbeite ich für euch! Ich helfe wo ich kann!“ meinte der Junge leise und sah ihn mit rot unterlaufenen Augen an. „Sehr schön! Dann komm mit mir kleiner!“ meinte er und ging nun raschen Schrittes los.
Nach einer Stunde Fußmarsch waren sie in einer Gegend die Kaoru nicht kannte. „Herr, wo sind wir hier?“ hauchte er unsicher und ging nah bei Kisho. „Keine sorge, dieser Wald wirkt nur so gruselig! Noch ein paar Minuten und dann sind wir da! Dann nimmst du erst mal ein Warmes Bad und ruhst dich aus!“ meinte Kisho gelassen und ging ruhig weiter. Und wie er es gesagt hatte dauerte es nicht mehr lange und sie waren auf dem großen Anwesen welches dem älteren gehörte. Es war schön, gepflegt und wirkte schon viel freundlicher als er Wald zuvor. „Herr was darf ich für euch Arbeiten um meine Schuld abzugleichen?“ fragte er und blieb vor ihm stehen. „Mach dir darüber keine Gedanken, ich überlege mir noch das passende! Ich werde erst mal veranlassen das du ein Bad bekommst!“ lächelte er. So hatte er kostenlos eine neue Arbeitskraft dazu gewonnen.
Nicht viel später saß Kaoru in dem warmen Wasser und genoss dieses sehr. Es wärmte bis tief in die Glieder, die, wie er spürte, total unterkühlt waren.
Kisho saß im großen Wohnraum auf einer bequemen Couch und wartete darauf das Kaoru kam. Als dieser endlich fertig war und bei ihm eintraf bedankte er sich noch mal höflichst für die Freundlichkeiten.
„Fühlst du dich nun besser?“ lächelte der ältere und stand auf, ging zu Kaoru und wuschelte ihm durchs haar. Kaoru wurde leicht rot und sah verlegen weg. „Habt ihr euch schon entschieden was ich für euch tun kann?“ fragte er leise. „In der Tat, du wirst mein Bett mit mir teilen und mir zu willen sein!“ meinte er in ernstem ton doch als er die Entgeisterung in Kaorus Gesicht sah lachte er auf. „Das war natürlich nur ein Spaß! Du kannst dir aussuchen ob du lieber im Garten und Gewächshaus arbeitest oder hier in den Stockwerken für Ordnung sorgst.“ Meinte er und setze sich wieder auf die Couch.
Kaoru war noch wie versteinert durch die Aussage, doch er hatte wohl gehört was zur Auswahl stand. Er blieb stehen und sah zu Kisho. „Der Garten klingt gut!“ hauchte er und schwieg dann wieder.
„Nun setzt dich schon zu mir, ich habe doch vorhin nur einen Spaß gemacht, Ich rühre dich nicht an!“ meinte er und lehnte sich zurück. Zögerlich kam Kaoru nun und setzte sich, jedoch mit etwas abstand. „Ich wollte nur testen ob du schlechte Erfahrungen gemacht hast was das angeht, aber du scheinst nur Angst allgemein davor zu haben!“ meinte er ruhig. Kaoru verstand das alles nicht, doch solange Kisho ihn nicht anrührte war es ihm recht. „Nun da du dich erholt hast kann ich dir ja das Anwesen zeigen und vor allem wo du Arbeiten wirst!“ meinte er und stand auf. Er streckte sich kurz und ging los. „Komm schon, Kaoru!“ kam es von ihm und schon war dieser ihm nachgerannt. „Herr, wie soll ich euch ansprechen?“ fragte er leise. Kisho hatte ihm nichts der gleichen gesagt. „Sprich mich einfach weiter mit Herr an, das reicht!“ meinte dieser unbeeindruckt und ging dann weiter. Ruhig und genau erklärte er wo hier in seinem Anwesen was war und erklärte bei fragen gerne wie der jeweilige Gegenstand funktionierte. Zum Schluss zeigte er ihm die Nächtlichen Gemächer und wies ihm eins zu. „Dort wirst du Schlafen!“ meinte er und zeigte auf eines der vielen kleinen Zimmer in diesem Gang! „Hier schlafen alle meine Leute!“ kam noch als Zusatz! Dann ging er zurück in den Wohnraum und klingelte an einer großen Glocke! Sofort kamen von allen Seiten seine Diener. „Also…“ fing er an und stellte einem nach den anderen vor! „Miu arbeitet mit dir im Garten, also wenn du fragen hast kannst du dich an sie wenden!“ sprach er ruhig und verschwand dann.
Schüchtern sah er die anderen an und diese begrüßten ihn aber freundlich. Miu wartete bis die andere gegangen waren und ging zu Kaoru. „Hi! Dann komm mal mit, die arbeit ist gar nicht so schlimm!“ lachte sie und ging voraus.
Und so vergingen schnell ein paar Wochen! Kaoru war froh über die Arbeit, denn sie half ihm sich von den Erlebnissen abzulenken! Er lebte sich gut ein und bekam Kisho auch gar nicht so oft zu Gesicht! Nur nachts träumte er immer von Akio! Er hatte ihn schließlich sehr geliebt! Hätte alles für ihn getan! Doch die meisten Nächte war er so erschöpft das er gar nicht zum träumen kam.