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Shadows

Sanji
von

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Illness

Illness
 

Als sich das Bett neben ihm leicht senkte, kam Sanji in die Welt der Lebenden zurück. Er spürte Zoros Hand, die ihm vorsichtig durch die Haare strich. „Sanji? Schläfst du? Ich hab dir Tee mitgebracht. Oder soll ich nen Arzt rufen?“ hörte er Zoros leise Stimme sanft fragen. Sanji schüttelte matt den Kopf, zwang sich dazu, seine Augen zu öffnen und schaute direkt in ein, mehr als nur besorgtes, Gesicht. „Wird schon gehen“, murmelte Sanji, mehr schlecht als recht. Er hatte noch immer ein flaues Gefühl im Magen, aber Zoro jetzt zusätzlich noch beleidigen, indem er seinen Tee verschmähte, brachte Sanji dann doch nicht fertig. Er richtete sich leicht auf, griff mit seinen zitternden Händen nach der Tasse. Ob das nun eine so gute Idee war? Da verschüttete er ja mehr, als das er was trank. „Glaub, das mit dem Einkaufen können wir abschreiben“, flüsterte Sanji leise. Dankbar nahm er die helfende Hand von Zoro zur Kenntnis, die ihn ein wenig im Rücken stützte und auch die andere, die sich mit um seine und die Tasse legte. „Du musst den Tee nicht trinken“, hörte er Zoro murmeln. Doch Sanji schüttelte erneut den Kopf. „Ist nicht wegen dem Tee, nur wegen meinem Magen“, seufzte er.
 

„Und wegen dem Einkaufen: Kannst mir ja aufschreiben, was du brauchst und ich gehe dann“, schlug Zoro vor, deutliches Missfallen in seiner Stimme. „Zur Not haben wir ja noch Eier und Kartoffeln. Ich versprech dir auch, dass ich meine Finger von denen lasse, bis sie im gekochten Zustand sind“, fügte er mit einem zaghaften Lächeln hinzu. Sanji zauberte dieser Ausspruch ebenfalls ein kleines Lächeln auf die Lippen. „Wer soll denn das kochen, hmm? Chefkoch liegt grad flach“, schmunzelte Sanji leicht. „Lass mir ein oder zwei Stunden, dann müsst ich wieder aufm Damm sein“, setzte er hinzu, trank einen Schluck Tee. Sein Magen schien den Tee zu vertragen, er rebellierte jedenfalls nicht. Mit einem wehleidigen Blick schaute er Zoro an. Dieser nahm ihm die Tasse ab und runzelte die Stirn. „Was ist?“ fragte er dann. „Willst du wirklich alleine einkaufen gehen?“ fragte Sanji ihn. „Von wollen kann keine Rede sein, aber ich hab auch kein Problem damit“, erwiderte Zoro. Sanji hob fragend die Augenbraue. „Warum kann von wollen keine Rede sein?“ hakte er nach. Und auch wenn ihm der Sinn ganz und gar nicht nach Zärtlichkeiten stand, so ließ er Zoro gewähren, als dieser mit den Fingerspitzen über Sanjis Wange strich. Irgendwie ahnte er auch, was Zoro antworten würde. War doch klar, dass ihn sein Gewissen biss und zwar gewaltig. Das Gesicht von Sanji abgewandt, antwortete er: „Weil ich dich in dem Zustand ungern allein lassen will.“ Nuschelnd, brubbelnd, was auch immer, Sanji verstand es trotzdem. Und er sah auch den leichten Rotschimmer, der Zoro auf die Wangen kroch und sich dort sehr wohl zu fühlen schien. Leicht streckte Sanji seinen Arm nach Zoros Hand aus. „Dann lass mich auch nicht allein“, murmelte er nur und fand die Bettdecke mit einem Male wahnsinnig interessant. „Leg dich wieder hin und versuch, etwas zu schlafen. Ich werd schnell die Spülmaschine ausräumen und dann komm ich wieder, okay?“ Mit diesen Worten stand Zoro auf, hauchte Sanji einen Kuss auf die Haare, blieb aber in der Tür stehen. „Brauchst du noch irgendwas? Deine Zigaretten? Die Zeitung?“ Den Kopf schüttelnd rutschte Sanji tiefer ins Bett, bis nur noch die blonden Haare davon zeugten, dass dort jemand lag.
 

Sanji schreckte leicht auf, als er neben sich ein Surren hörte. War er doch gerade erst eingedöst, nun hatte ihn das Geräusch von Zoros startendem Laptop wieder geweckt. Er brummte unwillig, zog zitternd die Decke enger um sich. Er fror entsetzlich, wusste nur nicht, woher das jetzt so plötzlich kam. Konnte doch nicht nur an Zoros Essen gelegen haben.

„Sch- …Scheiß Urlaub“, bibberte Sanji vor sich hin. Von wegen Urlaub. Wenn das noch schlimmer wurde, konnte er sich getrost krank schreiben lassen. Jeff würde alles andere als begeistert sein. Auch die zweite Decke über seiner wärmte ihn nicht wirklich. Und einschlafen konnte er jetzt auch nicht mehr. Er war Zoro zwar dankbar dafür, dass dieser in seiner Nähe blieb, aber das Klackern der Tastatur ging Sanji gehörig auf die ohnehin schon strapazierten Nerven.

„Komm her, vielleicht wird dir ja dann etwas wärmer und du kannst ein wenig schlafen“, hörte er Zoro irgendwann brummen, spürte dessen Arme um seinen Körper. Wann hatte der denn den Laptop weggelegt? Als Sanji das letzte Mal die Augen offen hatte, lag das Teil doch noch auf dem Bett. Er schlang seine Arme um Zoro, kuschelte sich Wärme suchend an ihn. Schon praktisch, so ein Freund mit eingebauter Heizung. Zoro kraulte Sanji durch den Nacken, etwas, das Sanji dazu brachte, sich völlig zu entspannen. Doch die angenehme Bewegung stoppte abrupt. „Wenn es dich stört, dann sag es“, sagte Zoro. „Mich stört…? Was soll mich stören?“ murmelte Sanji und driftete, mit Zoros beruhigendem Herzschlag im Ohr, in seine Traumwelt ab.
 

Wellenrauschen, Wind, der durchs Zimmer wehte und die Gardinen bewegte und schlussendlich auch mit Sanjis blonden Strähnen spielte. Dies weckte den Blondschopf wieder auf, wobei er zwei Sachen feststellte. Erstens: er konnte sich nicht bewegen. Und zweitens: sein Magen hatte sich beruhigt, dafür plagten ihn nun Kopfschmerzen. Toll, vom Regen in die Traufe. Und jetzt? Zoro wecken? Schmerzmittel suchen? Gab´s hier überhaupt Schmerzmittel? Er seufzte schwer, versuchte, sich aus Zoros Umklammerung zu befreien. War irgendwie nur schwieriger, als gedacht. Der schien derzeit ein überaus anhängliches Wesen zu besitzen.

„Besser?“ hörte er Zoro murren, dieser betrachtete ihn, als wäre er ein seltenes Insekt. Okay, der war eindeutig schlecht gelaunt, das erkannte sogar jeder andere zehn Meilen gegen den Wind. „Sorry“, brummte Sanji. „Wollt dich nicht wecken.“ Er setzte sich langsam auf, als Zoro die Umarmung löste und lehnte sich mit dem Rücken an das Kopfende des Bettes. Musste für Zoro einen mehr als merkwürdigen Anblick darstellen, aber das störte Sanji gerade eben nicht.

„Schon gut. Was ist nun? Geht´s besser oder soll ich doch nen Arzt anrufen?“ fragte Zoro. Wie in Watte gepackt, hörten sich die Worte für Sanji an, er spürte Zoros Hand an seiner Stirn. Konnte er die da nicht länger liegen lassen? War doch gerade so angenehm, die kühle Hand auf seiner erhitzten Haut. Kurz schloss er seine Augen. „Wozu willst nen Arzt rufen? Weil ich ein paar Kopfschmerzen hab?“ fragte Sanji belustigt. „Das geht schon wieder“, winkte er dann ab. „Wir sollten langsam nur mal los, sonst gibt´s für uns nichts mehr zu futtern. Hab keine Lust auf Diät.“
 

Zoros Schnauben ließ Sanji blinzeln. Was war denn jetzt los? „Klar doch. Deshalb glüht deine Stirn auch so. Da könnte man glatt ein Spiegelei drauf braten. Und was nützen uns Lebensmittel, wenn du nicht in der Lage bist, am Herd zu stehen. Du klappst doch schon bei den ersten Schritten aus dem Bett zusammen.“ Der grimmige Blick tat sein übriges, um Sanji noch ein wenig mehr zu verwundern. Die Entschlossenheit in Zoros Augen sprach auch gerade Bände, Sanji wusste nur nicht, was für welche genau. Gut, seine Gedanken flossen momentan etwas träge und es dauerte eine Zeit, bis er einen Zusammenhang aus Zoros Worten zusammengesetzt hatte. Aber war das ein Grund, ihn gleich so anzufahren? „Meine Stirn glüht gleich mal überhaupt nicht“, knurrte Sanji. Dass ihm sein Schädel bald zu platzen drohte, verschwieg er. Musste Zoro ja nicht noch zusätzlich Zündstoff geben. Und überhaupt, konnte der Kerl denn nicht mal leiser reden? War ja nicht zum aushalten.

„Sanji“, und der Unterton war unmissverständlich, „Wenn du heute auch nur einen Fuß aus dem Bett setzt, dann lernst du mich richtig kennen.“ Ah ja, war das jetzt eine Drohung, oder ein Versprechen? Nachdenklich kratzte sich Sanji am schmerzenden Hinterkopf. Eine Frage auf der Zunge, von der er genau wusste, Zoro würde wohl explodieren, würde er sie jetzt stellen. Aber ein wenig Provokation musste ja sein. Vorerst entschloss sich Sanji jedoch dazu, nichts zu sagen. „Wenn du unbedingt Lebensmittel im Haus haben willst, dann lass mich alleine gehen.“ „Du hast vorhin betont, dass du nicht allein gehen wolltest“, erwiderte Sanji. „Und es ist dein Ernst, dass ich keinen Fuß aus dem Bett setzen darf?“ hakte Sanji nochmals nach, innerlich gehässig grinsend.
 

„Ich habe vorhin gesagt, dass ich kein Problem damit hab, alleine zu gehen. Das mit dem ´wollen` hatte nix mit dem alleine gehen zu tun. Und ja, es ist mein Ernst, dass du keinen Fuß aus dem Bett setzen darfst. Korrektur. Zum Bad und zurück darfst du. Aber du gibst mir vorher Bescheid.“ „Willst den schriftlich haben? Also den Bescheid?“ fragte Sanji mit todernstem Blick. Zwar hatte Zoro sich wohl selbst noch korrigiert, aber an und für sich sprang er ja auf so ziemlich alles an, was Sanji so von sich gab. „Und was gedenkst du eigentlich kaufen zu wollen? Da ich ja keinen Fuß aus dem Bett setzen darf, weiß ich ja nicht, was wir da haben, ob nun Lebensmittel, Gewürze oder sonst was in der Art. Ich kann ja nicht nachschauen. Und die meisten Dinge, die ich zu kaufen pflege, kannst du nicht einmal mit Namen benennen.“ Herausfordernd schaute Sanji zu Zoro, wartete innerlich gespannt auf dessen Reaktion und Antwort, schob seine heftiger werdenden Kopfschmerzen beiseite. Konnten die auch niemand anderen nerven?

„Ja“, knurrte er. „Den Bescheid bitte in fünffacher Ausführung. Und verdammt noch mal. Warum musst du alles so kompliziert machen? Ist doch scheiß egal, was wir da haben und was du sonst zu kaufen pflegst. Reicht doch, wenn ich für heute Abend und morgen Früh eine Kleinigkeit hole. Dein Magen wird heute eh noch nichts richtiges wieder verkraften.“ Das wütende Blitzen in Zoros Augen ignorierte er einfach. „Hmm, fünffach also. Dann setz doch bitte Papier und Stifte auf die Einkaufsliste. Hab ja beides nicht hier.“ Kurz überlegte er, ließ sich Zoros Worte noch einmal durch den Kopf gehen. „Außerdem, was mach ich denn kompliziert? Und mir ist es nicht egal, was ich zum Essen habe. Oder willst du entscheiden, was mein Magen verträgt oder auch nicht?“ Okay, seine – wie schon zuvor Zoros – Lautstärke trug jetzt auch nicht dazu bei, dass es Sanji besser ging. Er rieb sich mit den Händen über die Schläfen, massierte sie ein wenig, doch zu helfen schien das nicht so recht. Dass ihm nun auch noch schwindlig war, verbesserte seine gesamte Lage nicht. Das urplötzliche Schweigen im Raum irritierte Sanji. Zoro war zwar sparsam mit seinen Worten, aber einen Streit brach er auch nicht einfach so ab. Eigentlich donnerten sie sich immer ziemlich lange und ausdauernd irgend etwas an den Kopf, bevor einer der beiden entweder nachgab oder den Streitplatz räumte.

Und nun war er einfach so kommentarlos gegangen? Ging ja mal gar nicht. Und in diesem Moment kam Zoro mit einem Glas Wasser und einer Schachtel Tabletten zurück. Stellte beides auf das kleine Nachtschränkchen und sich selbst dann ans Fenster, sichtlich wütend. Das bewies seine ganze Haltung, die verschränkten Arme und die Tatsache, dass er schwieg. Gerade das. Sanji betrachtete den breiten Rücken, erkannte selbst durch seine Schmerzen hindurch die Anspannung in Zoros Schultern. Er wollte schon seufzend einlenken, als sein Blick dann auf die Tablettenpackung fiel. „Ich weiß zwar nicht, wozu Ace die Anti-Baby-Pille braucht, aber DIE schluck ich mit Sicherheit nicht“, murmelte Sanji dann. Er achtete für den Augenblick gar nicht weiter auf Zoro. Es war einfach nur eine Feststellung, die er getroffen hatte. Mit zusammengezogenen Augenbrauen schaute Sanji dabei zu, wie Zoro kommentarlos seine Tasche durchwühlte und ihm dann eine andere Packung, diesmal mit Schmerzmitteln, aufs Bett warf. Dann drehte er sich um und ging auf die Terrasse. Sein Blick ging zwischen der Schachtel und Zoro hin und her. Der war mittlerweile richtig angefressen, das konnte Sanji ohne Probleme erkennen. Wenngleich ihm das Denken immer schwerer fiel und das nicht nur, wegen seiner Kopfschmerzen. Zoro hatte wohl doch Recht gehabt mit dem Fieber.
 

Kurz überlegte er, Zoros Drohung im Hinterkopf, das was passierte, wenn er aufstand. Aber ihn dort draußen so wütend stehen zu lassen, brachte Sanji nicht fertig. Zoro war ihm viel zu wichtig und ihr ganzer Neuanfang stand noch auf sehr wackeligen Füßen. Irgendwie hatte die Zeit an ihnen beiden genagt, ihrer beider Charakter und Einstellung zu bestimmten Dingen verändert. Sie waren doch alle beide ziemlich streitlustig, früher waren sie oft aneinander geraten und hatten sich direkt im Anschluss daran wieder vertragen und darüber gelacht. Und jetzt? Das war doch alles Mist. Leise seufzend schob Sanji seine Beine aus dem Bett. Zog sich die Decke um die Schultern, bevor er vorsichtig, auf jeden Schritt achtend, ebenfalls auf die Terrasse tapste und neben ihm stand, sich leicht anlehnte. In seinem Kopf drehte sich alles, aber auch wirklich alles und sein Blick begann zu verschwimmen.

„Warum kannst du nicht einmal auf das hören, was ich dir sage? Ich sag so was doch nicht, um dich zu ärgern.“ Sanji spürte, wie sich zwei Arme um ihn legten. Er wollte zwar protestieren, aber dazu fehlte ihm die Kraft. „Ach, tust du nicht?“ schmunzelte er leicht. Klar, jetzt wusste er auch, dass er besser im Bett geblieben wäre, statt mal wieder seinen Dickschädel durchsetzen zu müssen. Wäre er nun nicht aufgestanden, würde Zoro wohl bis zum Abend noch hier stehen und dem Wind beim Wehen zugucken. Davon ab, dass er dann noch immer sauer wäre. Und, auch wenn es schien, als wäre seine Wut verpufft, Sanji wusste genau, dass das Thema zurückkam, das war bisher immer so gewesen. Sie hatten halt beide ihren Sturkopf und keiner von ihnen konnte nachgeben. War wie ein Gesetz, kam auch keiner dagegen an.
 

„Sanji, ist besser, wenn du dich wieder hinlegst. Du glühst förmlich. Bist sogar wärmer als ich.“ Mit mahnendem Tonfall sprach Zoro das aus, Sanji sah die Besorgnis in dessen Augen. „Niemand ist heißer als du, Marimo“, erwiderte Sanji mit leicht dreckigem Grinsen auf den Lippen. Er hielt sein Gesicht in den Wind, damit es ihn abkühlte. Ihm war eindeutig zu warm und doch zog er die Decke noch enger um sich. „Red keinen Scheiß“, erwiderte Zoro, zutiefst peinlich berührt. Sanji wusste, dass Zoro solche Sprüche nicht leiden konnte, gerade, wenn er nicht darauf vorbereitet war. Aber das war Sanji schon immer egal gewesen. Er stand zu seiner Liebe und er zeigte es ihm auch. Auch mit solchen Sprüchen, weil sie Zoro in tiefste Verlegenheit stürzten und er meistens, wie ein Depp, sinnloses Zeug stammelte. Dafür konnte sich Sanji schon immer begeistern. Den ach so starken Zoro sprachlos und rot anlaufen sehen. „Los jetzt. Ab marsch zurück ins Bett. Ich werd dann mal den Arzt anrufen, damit er mal einen Blick auf dich wirft. Ist ja nicht normal das plötzliche Fieber.“ Sanji ließ sich ins Zimmer zurückschieben, sofern er denn noch geradeaus gehen konnte. Hatte eher Ähnlichkeit mit schwanken, als hätte er zuviel getrunken. „Lass mich bloß in Ruhe mit diesen Quacksalbern“, knurrte er, als Zoros Worte sein Hirn erreicht hatten. „Der muss mir nicht erzählen, dass ich krank bin, das weiß ich allein.“ Gut, das war der Augenblick, in dem er sich selbst eigentlich gleich einen Notarzt rufen konnte. Sanji gab normalerweise niemals freiwillig zu, dass er krank war. Was hatte er sich bei diesem letzten Satz jetzt auch nur gedacht? Er machte einen weiteren Schritt auf das Bett zu. Und noch einen. Stand das Bett schon immer so weit weg? Noch einen wollte er machen, doch bevor es dazu kam, verlor er den Boden unter seinen Füßen. „Sobald du wieder gesund bist, darfst du mich dafür treten. Aber jetzt werd ich dich zurück in dieses Bett da schaffen.“ „Ich nehme dich beim Wort“, murmelte der Blondschopf, auch wenn er den Sinn der Worte nicht mehr so richtig zusammensetzen konnte. Nur den Teil mit dem Treten hatte er verstanden. Er fand sich auf der weichen Matratze wieder, über sich die Deckensammlung vom Bett. „Ich weiß, du magst keine Ärzte. Geht mir nicht anders. Aber bitte, tu mir den Gefallen. Du siehst gar nicht gut aus“, kam es von weit her. „Ich sehe immer so aus, nur dass du es weißt“, schnappte Sanji, bevor es endgültig schwarz um ihn herum wurde. Ein Klingeln riss ihn zurück aus der Dunkelheit. Nur nicht für lange. Er bekam noch mit, wie die warmen Finger, die bis eben seine Hand hielten, verschwanden, dann wurde es erneut dunkel.
 

Irgendwann später wurde er wieder wach. Draußen war es noch hell, die Wellen rauschten noch immer. Sanji seufzte kurz auf. Seine Hand war zwar kalt, lag aber in der warmen seines Freundes. Dieser hatte den Kopf auf dem Bett liegen und bewegte sich ansonsten nicht. „Z…Zoro?“ hauchte Sanji. Ihm fiel das Sprechen schwer. Seine Kopfschmerzen waren zwar verschwunden, aber sein Hirn und seine Gedanken lagen in dichtem Nebel. Er hatte Hunger, sein erneut knurrender Magen war es, der ihn aufgeweckt hatte. „Du bist wach.“

Dass Zoro ihn nun so stürmisch umarmte, gefiel Sanji eigentlich, obwohl es ihn gleichermaßen irritierte. War er zwischenzeitlich gestorben und das Strandhaus die verbesserte Version der Hölle? „Es tut mir so leid, Sanji“, hörte er Zoro an seinem Hals murmeln. Doch noch etwas kraftlos versuchte er, Zoro von sich zu schieben. „Wovon sprichst du?“ fragte Sanji zurück. Es störte ihn gewaltig, dass Zoro nicht in der Lage war, ihm in die Augen zu blicken. Kurz überlegte er, ob er ihn dazu zwingen sollte, aber den Gedanken verwarf er. Er war sicher nicht in der Verfassung, irgend jemanden, zu etwas zu zwingen – vor allem, Zoro nicht. „Der Arzt war da. Du hast ne Lebensmittelvergiftung“, ertönte es dann, ziemlich leise und kleinlaut. Sanji starrte ihn ungläubig an. Das war doch jetzt ein Scherz?! Zoros Gesichtsausdruck sprach gerade Bände und so schluckte Sanji die Frage, ob Zoro zu scherzen beliebte. Dem ging es ja bald schlechter, als Sanji selbst. „Also doch“, murmelte der Blondschopf, mehr zu sich. Tastete dann nach Zoros Hand und umschlang dessen Finger vorsichtig. „Mach dir keine Gedanken, das wird schon wieder“, sagte er dann, in dem Versuch, Zoro ein wenig aufzumuntern. Der schien ja äußerst aufgelöst zu sein.

Und nun hatte er auch noch das Gefühl, Zoro wollte ihm die Finger brechen.

„Es tut mir wirklich leid. Das wollt ich wirklich nicht. Der Arzt sagt, dass du was trinken sollst, sobald du wach wirst. Ich werd dir mal Tee kochen.“ Und schon war er weg. Zurück blieb Sanji, ziemlich verwirrt. Aber dafür, dass Zoro Tee kochen wollte, war es doch verdächtig still im Haus. Er setzte das, was er bis eben erfahren hatte, erst einmal zusammen. Und seufzte tief auf. „Ach, Zoro“, murmelte er dann.

Etliche Minuten später – und Sanji war sich sicher, in dieser Zeit hätte man Wasser im Wasserkocher mindestens dreimal kochen können – betrat Zoro das Schlafzimmer wieder, beladen mit einem Tablett und darauf eine Teetasse samt Inhalt, sowie einem Salz- und Zuckerfässchen. „Der Arzt hat gemeint, dass in den Tee Salz und Zucker sollen, aber nicht wie viel“, erklärte er, während er das Tablett auf den Nachtschrank stellte und sich danach wieder auf dem Stuhl niederließ, der vor dem Bett stand. Sanji schüttelte nur kurz den Kopf, bevor er nach Zoros Hand griff und ihn sachte zu sich zog.

Immerhin das ließ er noch widerstandslos mit sich machen. Verwundert darüber, dass Zoro so übervorsichtig mit ihm umging, schlang Sanji seine Arme ein wenig fester um Zoros Körper.

„Du sollst im Bett bleiben und die nächsten Tage nur Schonkost zu dir nehmen. Auf dem Nachtschrank liegen noch Tabletten, die sollst du bei Bedarf nehmen“, brummte Zoro an Sanjis Schulter. Sanji lächelte milde und strich mit einer Hand durch Zoros Haare. „Und wie geht’s dir?“ fragte er dann, darauf hoffend, dass er ihn mit dieser Frage weder verschreckte noch beleidigte.

Doch Zoro löste sich von ihm und starrte ihn entgeistert an. „Mir? Ich hab doch nichts davon gegessen. Wieso sollte es mir also schlecht gehen?“ fragte er. Sanjis Augen verengten sich. Das machte der Kerl doch jetzt mit Absicht. „Ich hab dich lediglich gefragt, wie es dir geht“, zischte Sanji dann. „Aber danke für die Info!“ Mit diesen Worten drehte sich Sanji von Zoro weg, zog seine Decke um sich und vergrub den Kopf in seinem Kissen. Kniff die Augen fest zusammen und betete zu allen Göttern, die er kannte, dass er möglichst schnell einschlief und dieser Alptraum danach ein Ende hatte. Dass Zoro, wenn auch mit zitternder Stimme, seinen Namen flüsterte, hatte er mitbekommen, er zog es allerdings vor, auf nichts mehr zu reagieren. Konnte ja hinterher immer noch behaupten, er hätte geschlafen, auch wenn das eine glatte Lüge war. Wenn Zoro meinte, er musste alles, was in irgendeiner Weise mit Gefühlen zu tun hatte, mit sich selbst ausmachen, sollte er doch. Sanji würde ihn nicht daran hindern. Die Frage, warum er sich jetzt darüber Gedanken machte, stellte er sich geflissentlich nicht. Eigentlich waren sie doch hierher gefahren, um Urlaub zu machen, ihre Beziehung zu kitten und einen Neuanfang zu starten. Und wohin hatte sie das geführt? Beide hielten sich im selben Zimmer auf, sauer und verletzt, keiner sprach mit dem anderen, immer in der Befürchtung, egal, was man sagte, es wäre ohnehin das falsche.

Irgendwann war er doch eingeschlafen, denn als er erwachte, dämmerte es bereits. Vorsichtig hob er seinen Kopf, drehte sich langsam auf die andere Seite. Hmm, war Zoro jetzt doch einfach abgehauen? Er streckte seinen Arm ein Stückchen aus und hörte es dann rascheln. Blinzelnd richtete er sich auf, und las das Stück Papier, was neben ihm auf dem Bett lag, zusammen mit Zoros Handy.
 

Bin kurz einkaufen. Wenn was ist, ruf an. Nummer ist eingespeichert. Zoro
 

Ja, ja, schreib bloß nicht zuviel. Könnten ja Informationen raus springen dabei. Kurz überlegte er tatsächlich, ob er Zoro anrufen sollte, doch er ließ es lieber bleiben. Er legte den Zettel und das Handy auf das Nachtschränkchen, dort konnten beide Dinge dem inzwischen kalten Tee Gesellschaft leisten. Noch eine Zeitlang nachdenkend, richtete er sich schließlich ganz auf und schlug die Decke von sich. Probieren, ob er gerade stehen konnte, durfte er ja. Außerdem war Zoro gerade nicht hier, also konnte der nicht herumnörgeln. Aber vielleicht hätte er ne Uhrzeit auf seine Nachricht schreiben sollen, wann er los war. Allerdings gab es bei Zoro ohnehin keine kurzen Spaziergänge oder ähnliches. Wenn der erstmal weggegangen war, tauchte er meistens vor dem Ablauf von vier Stunden nicht wieder auf. Und solange hatte Sanji keine Lust zu warten. Selbst wenn, Essen brauchte er so oder so. Also suchte er seine Klamotten zusammen, zog sich an und verließ langsam und mit vorsichtigen Schritten das Schlafzimmer. Warf dann schließlich in der Küche einen Blick in den Kühlschrank. Nicht gerade das, was man eine reichliche Auswahl nannte, aber immerhin ein paar brauchbare Sachen. Er zog den Reis, den auch Zoro am Morgen gequält hatte, heraus. Betrachtete kurz das Etikett und zuckte mit den Schultern. Gab es eben Reis, ohne alles. Egal, Hauptsache, was zu essen. Gesagt, getan. Fünfzehn Minuten später durchzog der Duft von Reis das gesamte Haus. Sanji lud sich eine ordentliche Portion auf seinen Teller, nahm Besteck mit und verschwand dann wieder ins Schlafzimmer. Den Vortrag, warum er in der Küche gestanden hatte und das, ohne Aufsicht, sollte Zoro ihm später halten. Kurz sortierte er den ganzen Kram auf seinem Nachtschrank neu um, damit noch Platz für den Teller war, bevor er sich auszog und wieder ins Bett kroch, den Teller auf seinen Beinen parkend und genüsslich seinen Reis essend. Als er die Schritte hörte, die sich dem Schlafzimmer näherten, seufzte er stumm. Zu seinem Erstaunen blieb Zoro jedoch in der Tür stehen und starrte ihn an, ohne ein einziges Wort zu sagen. Brauchte er auch nicht, denn sein Blick sprach Bände. „Reg dich ab“, brummte Sanji. „Oder wolltest du wieder kochen?“ Interessiert schaute Sanji ihn an, bemerkte den kurzen Ausdruck des Schmerzes in Zoros Gesicht, bevor dieser sich umdrehte und kommentarlos verschwand. „Als wenn du immer hörst, wenn man dir was sagt“, knurrte Sanji leise hinterher, stellte seinen Teller zu dem anderen Zeugs aufs Tablett und streckte sich auf dem Bett aus. „Gnade dir Gott, wenn du jetzt wieder stundenlang einen auf beleidigt machst, Marimo“, fügte Sanji an, egal, ob Zoro das nun hören konnte, oder nicht. Ihm stand nicht der Sinn nach Streit, dabei spielte es keine Rolle, dass er nun gerade krank war. „Wir sind doch beide ekelhafte Sturköpfe“, seufzte Sanji auf, mit einem verzweifelten Unterton.
 

Die Sonne war längst schon untergegangen und Sanji von da an, von Minute zu Minute angefressener, als ohnehin schon. Am liebsten wäre er ja aufgestanden und hätte diesen grünhaarigen Vollidioten gesucht und nach allen Regeln der Kunst zusammengetreten und ihm auf diese Art den Kopf zurecht gerückt. Aber man konnte nicht alles haben und er schon gar nicht. Bei seinem Glück käme Zoro genau dann um die Ecke, wenn er gerade im Begriff war, aufzustehen. Und wieder stundenlanges Anschweigen, oder schlimmer noch, ignorieren, das würde auch Sanji nicht durchstehen. Das wollte er auch nicht. Er haderte noch eine Weile mit sich, bevor er sich dann schweren Herzens dazu entschloss, sich schlafen zu legen.

Irgendwann in der Nacht weckte ihn die Dusche auf. Er dachte zumindest, dass es die Dusche war. Doch die Geräusche, die er glaubte, gehört zu haben, waren wieder verstummt. Er wollte schon mit den Schultern zucken und das als Hirngespinst abtun, als es im Zimmer zu rascheln begann. Wenn auch nur sehr leise. Kurz darauf senkte sich die andere Seite vom Bett. Sanji hatte sich also doch nicht verhört. Kurzzeitig überlegte er, ob er Zoro anpfeifen sollte, aber dessen Laune war schon bei ihrem letzten Zusammentreffen nicht die beste gewesen. Vielleicht war es wirklich besser, jetzt einfach mal die Klappe zu halten, auch wenn es ihm schwer fiel. Er spürte Zoros Blick auf sich ruhen, bevor dieser sich abwandte. Beide mit dem Rücken aneinander und doch voneinander getrennt, lagen sie nun im Bett. Auf Abstand, tief verletzt und gekränkt. Zoro war wohl irgendwann eingeschlafen, das verrieten die tiefen, regelmäßigen Atemzüge, die er von sich gab. Doch Sanji lag noch lange wach. Eine einzelne Träne perlte über seine Wange. „Verzeih mir“, murmelte er erstickt in sein Kopfkissen. „Ich wollte doch nicht, dass das alles so endet.“ Wusste nicht, ob Zoro das hörte oder nicht. Es war ihm auch gleich, er musste es loswerden, bevor es ihn endgültig zerfraß.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Suzi82
2010-09-06T19:35:17+00:00 06.09.2010 21:35
*sich ne tränne wegwischt*
man jungs, redet miteinander, das kann doch nicht an gehen
ob sanji noch mehr hat als die lebensmittelvergiftung?
wann wollen sie das auto als gestohlen melden? (ich vergess das auto nicht, mag autos ^^)
werden sie sich doch noch mal irgendwann aussprechen, mit dem richtigen inhalt?
fragne über fragen die beantwortet werden müssen ^^

in diesem sinne, warte auf weitere kapis ^^

lg
Suzi


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