Zum Inhalt der Seite

Wo dein Herz schlägt

Star Trek: Classic
von
Koautor:  CaptainCalvinCat

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Verzweifelte Maßnahmen

Christine Chapel staunte nicht schlecht, als sich die Tür der Krankenstation öffnete und Spock eintrat. Fast augenblicklich schlug ihr Herz wieder schneller und ihr Atem geriet aus dem Gleichtakt.

'Reiß dich zusammen, Christine!', schalt sie sich, als sie den Vulkanier ansah.

"Kann ich Ihnen helfen, Captain Spock?"

Spock warf einen Blick durch die Krankenstation und stellte fest, dass er mit Doktor Chapel momentan alleine war. Dieser Umstand kam ihm sehr gelegen.

Als er von Christine angesprochen habe, erwiderte er ihren Blick.

"Ist Doktor McCoy anwesend?"

Chapel überlegte einen kurzen Moment und schüttelte dann den Kopf. "Doktor McCoy hat momentan dienstfrei, Sir."

Der Vulkanier ärgerte sich natürlich - aber er würde es nie zeigen. Er warf einen Blick zu Chapel.

"Vielleicht können Sie mir helfen."

Kurz fragte Spock sich, ob es eine gute Idee war, sie mit seiner Bitte zu behelligen, aber auf der anderen Seite musste bedacht werden, dass sie nun mal das war, was man als 'Freundin' bezeichnete.

Als Spock sie um ihre Hilfe bat, hellte sich Christines Gesicht deutlich auf und ein Lächeln erschien auf ihren Lippen.

Sie schwärmte immer noch für den Ersten Offizier der Enterprise, aber sie hatte es mittlerweile aufgegeben, ihm hinterher zu laufen und sich ihm aufzudrängen.

"Ich helfe Ihnen sehr gerne, Spock, wenn ich kann."

Spock sah sie an und hatte das Gefühl, als schnürte ihm sich die Luft ab. Was sollte er sagen?

Er überlegte, legte den Kopf schief und hob nachdenklich eine Augenbraue, ehe er sagte: "Können Sie mir Zugang zu einer Patientenkartei verschaffen?"

"Patientenk ...-" Doktor Chapel stockte mitten im Wort, als ihr die Tragweite dessen bewusst wurde. Mit einer Mischung aus Erschrockenheit und Entsetztheit sah sie Spock an und nach wenigen Sekunden änderte sich ihr Gesichtsausdruck zu entschuldigend.

"Es tut mir Leid, aber die Patientenakten fallen unter die ärztliche Schweigepflicht ..."

"Ich weiß", sagte Spock und sah Chapel ernst an.

Was er da wollte, war falsch, da gab es keine Möglichkeit, das Ganze zu bagatellisieren.

Allerdings ...

"Es geht um Jemanden, der mir sehr wichtig ist - vielleicht können Sie das verstehen, Christine?"

Christine öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, als Spock erneut das Wort ergriff. Schon alleine dieser Umstand bestätigte Chapel, dass es sich wirklich um etwas Wichtiges für Spock handeln musste, wenn er dafür sogar Jemanden das Wort abschnitt.

"Ich möchte nur einen kurzen Blick in eine bestimmte Akte werfen. Ich möchte nur Klarheit ..."

Spock sah die Ärztin an und wenn sie sich nicht ganz irrte, dann lag da ein melancholischer Ausdruck in seinen Augen.

Sie seufzte und sah sich kurz um.

"Doktor McCoy ist zurzeit nicht da, aber wenn Sie möchten, können Sie hier einen Blick in die Akte werfen. Ich verstehe Sie ja, Captain."

Sie lächelte ihn kurz an und räusperte sich. "Welche Datei ist es denn?"

"Es handelt sich um die medizinische Akte einer meiner Schülerinnen", erwiderte der Vulkanier.

Als Christine in musternd ansah, begann er sich minimal unwohl zu fühlen. Er bezweifelte, dass die Frau wusste, wie es um seine Gefühle bestellt war. Und er wollte, dass sie es auch so schnell nicht erfuhr.

"Eine Ihrer Schülerinnen?", echote Christine und sie wusste, wer es war - aus irgendeinem Grund wusste sie es.

Aber sie wollte es aus seinem Mund hören, vielleicht irrte sie sich ja auch.

"Und wer ist die entsprechende Person?"

Spock seufzte lautlos. Ihm war nicht wohl dabei, Christine so viel von sich zu erzählen. Aber er mochte sie - soweit ein Vulkanier zu solchen Gefühlen fähig war. Sie verdiente es, die Wahrheit zu erfahren.

"Es handelt sich dabei um Lieutenant Saavik."

'Dachte ich es mir doch', schoss es Chapel durch den Kopf und sie konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen.

"Lieutenant Saavik also", sagte sie dann, versuchte, zum normalen Tagesgeschäft überzugehen und sah Spock fragend an. "Ich kann die Daten aufrufen. Wünschen Sie einen speziellen Zeitraum?"

"Alle medizinischen Untersuchungen ab dem Zeitraum der Genesis-Mission bis zum Eintreffen auf Vulkan. Sternzeit 8130.3 bis 8210.3", sagte Spock ernst und straffte fast unmerklich die Schultern.

Auf der einen Seite wollte er nicht wissen, was in der Akte stand. Zum Einen war es ethisch verwerflich, dass er so die ärztliche Schweigepflicht umging und zum Anderen hatte er auf eine gewisse Art Angst vor dem, was in der Akte stand. Auf der anderen Seite wollte er nichts lieber, als zu wissen, was in Saaviks Kopf vor sich ging und wie er ihr helfen konnte - was auch immer sie beschäftigte.

"Die Daten werden gleich auf dem Schirm erscheinen", sagte Christine und gab einen entsprechenden Code in den Computer ein, sodass dieser die Daten entsperrte.

'Hoffentlich nimmt dich das nicht allzu sehr mit', dachte sich die Ärztin und trat von der Konsole zurück.

"Bitte sehr, Captain Spock."

Spock starrte den Monitor an und nickte Christine geistesabwesend zu. Er trat näher an das Terminal heran und vergaß über dem, was er da las, Alles um sich herum.

Es war wirklich Etwas auf Genesis passiert ...

Laut der medizinischen Untersuchung, die Leonard McCoy persönlich gemacht hatte, als der klingonische Bird-of-Prey auf dem Weg nach Vulkan war, war der körperliche Zustand von Saavik nicht der Beste gewesen. Sie hatte mehrere unterschiedliche Verletzungen, angefangen bei Blutergüssen und Schürfwunden bis hin zu gebrochenen Knochen.

Das Alles war nicht weiter ungewöhnlich, wenn man bedachte, was mit Genesis passiert war und auch nicht erwähnenswert, wenn da nicht die Aktennotiz von McCoy ganz am Ende der medizinischen Untersuchung gewesen wäre.

Als Spock an diesem Teil der Akte angekommen war, hob er die linke Augenbraue und las noch konzentrierter als ohnehin schon.

»Anhand der vielfältigen Verletzungen der Patientin, liegt der Verdacht nahe, dass sie während des Aufenthaltes auf Genesis körperlicher und sexueller Gewalt ausgesetzt war. Aufgrund der Charakteristika der Verletzungen muss der Verantwortliche für diese Tat erhebliche körperliche Vorteile gegenüber dem Lieutenant gehabt haben. Die Verletzungen sind so gelagert, dass ich sie leicht behandeln kann, Sorgen macht mir aber der psychische Zustand von Saavik. Sie verweigert jegliche Auskunft über die Genesis-Mission, die über die offiziellen Angaben hinaus geht.«

Die Aktennotiz nach McCoys zweiter Untersuchung ließ Spock seine ohnehin schon gehobene Augenbraue noch ein Stückchen höher heben.

»Auch wenn Lieutenant Saavik immer wieder betont, dass ihre Verletzungen daher rühren, dass sie bei einem starken Erdbeben auf Genesis unglücklich gefallen wäre, glaube ich ihr nicht. Dafür sind ihre Verletzungen einfach zu speziell. Ich vermute eher, dass die Klingonen ihr Gewalt angetan haben. Aber solange Saavik nicht darüber redet, kann ich diese Vermutung nicht bestätigen.«

Christine hatte sich natürlich respektvoll ein paar Schritte zurückgezogen und betrachtete nun fasziniert, wie Spocks minimales Mienenspiel begann. Er las und die Ärztin hatte das Gefühl, dass es Etwas war, das ihm nicht zusagte.

Welche Fakten konnten Spock in diesem Zusammenhang wohl nicht zusagen? Da brauchte sie gar nicht lange zu überlegen, schließlich war Saavik sein Protegé gewesen und gerade dieses Protegé war schwanger, wie sie von Doktor McCoy gesagt bekommen kam, als sie wissen wollte, warum die Vulkanierin nicht mehr an Board war. Das konnte Spock nicht passen.

Und offenbar schien es während der Genesis-Mission passiert zu sein, denn als sie sah, dass Spock die Daten mit wachsendem Ingrimm - so gut man bei einem Vulkanier von sichtbar wachsendem Ingrimm reden konnte - las, war ihr sofort klar, dass dort Etwas nicht stimmte.

"Sind Sie in Ordnung, Captain Spock?"

"Ich bin in Ordnung, Doktor Chapel", sagte der Vulkanier, doch Jeder, der ihn kannte, war sich sicher, dass es hinter dieser kühlen, vulkanischen Fassade brodelte.

"Ich fühle mich wohl."

Auch dies war eine Lüge, aber er konnte einfach nicht glauben, was er da las.

Also griff er nach dem letzten Strohhalm, der ihm durch den Kopf ging. "Gibt es eventuell die Möglichkeit, dass sich Doktor McCoy mit seiner Diagnose geirrt haben könnte?"

Christine Chapel sah Spock einen Moment an. Dann trat sie an das Terminal heran, betätigte ein paar Knöpfe und las sich die Untersuchungsergebnisse von Doktor McCoy durch. Nach ein paar Minuten sah sie Spock mitfühlend an und schüttelte schwach den Kopf.

"Aufgrund der Untersuchungsergebnisse wäre ich wohl zu den selben Schlüssen gekommen", sagte sie leise und legte Spock mitfühlend eine Hand auf den Arm. "Es tut mir leid."

"Christine ...", sagte Spock nur und sah die Ärztin an.

Er konnte sich nicht anders äußern, aber in seiner Stimme schwang - wie er hoffte - genug Dankbarkeit mit, damit sie verstand, dass er über ihre Anteilnahme erfreut war.

Dann schwang seine Stimmung um. Seine Augen funkelten plötzlich wütend und er wandte sich zu Chapel um. Mit einer Stimme, die immer noch recht neutral klang, sagte er: "Dafür müssen die Klingonen zahlen."

Chapel sah ihn nur entgeistert an, als er direkt nach seinen Worten kurz zur Verabschiedung nickte, sich umdrehte und die Krankenstation verließ.

Sie konnte sich aus Spocks Worten keinen Reim machen und noch weniger wusste sie, wie sie darauf reagieren sollte. Das Saavik schwanger war, wusste sie von McCoy. Mehr aber auch nicht. Es ging sie auch nichts an.

Und obwohl es sie eigentlich nichts anging, war ihre Neugier stärker, weswegen sie sich auch die restlichen Einträge von Doktor McCoy in Saaviks Krankenakte ansah.

Als sie die nachfolgenden Einträge las, wurden ihre Augen größer und größer. Ganz besonders erstaunt war sie über McCoys letzte Aktennotiz.

»Die Vermutung, dass die Klingonen an Lieutenant Saaviks Zustand schuldig sind, war wohl etwas voreilig. Nach einem intensiven Gespräch mit ihr, hat sie mir – mit Berufung auf die ärztliche Schweigepflicht – anvertraut, dass sie Captain Spock auf Genesis durch das Pon Farr geholfen hat. Daher rühren auch ihre Verletzungen. Desweiteren teilte mir Saavik mit, dass sie durch das Pon Farr ein Kind von Spock erwartet. Sarek wird begeistert sein ...«

Verblüfft trat Chapel einen Schritt vom Terminal zurück. Die Information, dass Saavik von Spock schwanger war, war im Moment ein bisschen viel für sie.

Deswegen bemerkte sie auch nicht, dass sie die Tür der Krankenstation öffnete und Leonard McCoy eintrat.

"Christine?", fragte er und trat neben sie. Als er einen Blick auf das Terminal warf und erkannte, dass Chapel die medizinische Akte von Saavik las, änderte sich sein bis eben noch fragender Gesichtsausdruck zu verärgert.

"Christine!"

Erschrocken zuckte Chapel zusammen und sah McCoy entschuldigend an.

McCoy deutete auf das Terminal. "Was soll denn das werden, wenn's fertig ist?!"

"Spock wollte die Krankenakte sehen ...", antwortete Christine.

"Und?"

"Er hat die ersten beiden Untersuchungen gelesen und sagte dann, dass die Klingonen dafür zahlen müssen ..."

McCoy rief sich ins Gedächtnis, was er nach den Untersuchungen in Saaviks Akte eingetragen hat, dann traf es ihn wie einen Blitz.

Eilig ging er zum nächsten Com-Terminal.
 

=A=
 

Nachdem Spock ihn einfach so hatte stehen lassen, ahnte Kirk, dass dieser Tag noch mehr Überraschungen bereit hielt. Diese Ahnung bestätigte sich, als er über Com gerufen wurde.

"Was gibt es denn?", fragte der Captain der Enterprise, nachdem er seufzend das Gespräch angekommen hatte.

»Jim, er weiß es«, tönte McCoys Stimme aus der Com-Leitung.

"Wer weiß was?", fragte Kirk und wusste im ersten Moment nicht, auf was Pille hinaus wollte?

»Spock hat in den medizinischen Akten von Saavik rumgeschnüffelt. Aber anscheinend nur bis nach der zweiten Untersuchung, wo wir noch dachten, die Klingonen ...«

"Und jetzt?"

»Spock ist mir vorhin entgegen gekommen, als ich auf die Krankenstation bin. Er sah wütend aus.«

"Er denkt also auch, dass es die Klingonen waren ... Verdammter Mist. Als er vorhin mit mir geredet hat, hatte ich eigentlich gehofft, dass ich ihm einen Wink mit dem Zaunpfahl gegeben habe."

»Und was machen wir jetzt?«

"Nach Vulkan fliegen! Dieses Versteckspiel muss jetzt endlich aufhören!"

Bevor McCoy etwas darauf erwidern konnte, beendete Kirk die Com-Verbindung.
 

=A=
 

Wenige Minuten später betrat Kirk die Brücke der Enterprise. Er war nicht in Uniform und die anwesenden Brückenoffiziere warfen ihm seltsame Blicke zu. Aber das war ihm egal.

Sein Blick wanderte zu Spock, der stocksteif an der Wissenschafts-Konsole saß und mit angespanntem Gesicht seiner Arbeit nach kam.

"Ich habe meine Pläne geändert", sagte Kirk mit Autorität in der Stimme. "Steuer, wir fliegen jetzt sofort mit Höchstgeschwindigkeit nach Vulkan!"

Nachdem er diesen Befehl gegeben hatte, verließ Kirk wieder die Brücke. Er musste sich mit McCoy beratschlagen, wie sie nun weiter vorgehen wollten.

Als sich die Türen des Turbolifts hinter Kirk schlossen, sah Uhura mit sorgenvoller Miene zu Spock, der so tat, als ob er Kirks Befehl nicht gehört hatte.

"Spock?", fragte sie leise, damit die anderen Brückenoffiziere das Gespräch nicht mitbekamen.

Der Vulkanier wandte sich Uhura zu und sah sie mit einem undefinierbaren Blick an.

"Ich möchte mit dir reden. Allein", beantwortete Uhura die unausgesprochene Frage ins Spocks Augen.
 

© Choga Ramirez & Calvin Cat



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück