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Das Attentat

von

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Prolog


 

PROLOG
 

"Mister Wight, Mister Hancock ist jetzt hier."

"Dann herein mit ihm", antwortete Simon Wight fröhlich.

Simon Wights Sekretärin gab den Weg frei und Barry Hancock betrat das Büro. Er trug einen schwarzen Aktenkoffer in der linken Hand und mit der rechten schüttelte er die seines Geschäftspartners, während sich die Sekretärin diskret zurückzog.

Simon Wight ging zur Bar. "Möchten Sie etwas trinken?"

"Nein, nein", schüttelte Hancock den Kopf. "Ich wollte Ihnen nur die Pläne vorbei bringen."

Wights Besucher öffnete seinen Koffer, holte zwei zusammengerollte lange Papierseiten hervor und rollte sie auf dem Schreibtisch aus. Simon Wight trat neugierig hinzu und kratzte sich mit dem Zeigefinger über die kleine Narbe, die sich über seine rechte Wange zog.

"Und, wie gefällt Ihnen mein Vorschlag?", fragte er.

Hancock wiegte den Kopf. "Im Großen und Ganzen ist der Geschäftsausbau in der Winkelgasse keine schlechte Idee. Eine Unterkunftsmöglichkeit dort zu errichten dürfte mit Sicherheit viele Besucher anlocken. Immerhin wären sie dann sozusagen mitten im Zentrum untergebracht."

"Genau", nickte Wight. "Das war auch meine Überlegung. Ein Hotel ist das einzige, was in der Winkelgasse noch fehlt. Und genau hier wäre der richtige Platz dafür."

Er tippte mit dem Finger auf den Plan.

"Das würde aber bedeuten, dass der Eissalon umziehen müsste. Und davon werden einige Leute sicherlich nicht so sehr begeistert sein", merkte Hancock an.

"Zwei Tage dauert der Umzug, dann kann der Eissalon wieder eröffnen. Sicher, er liegt dann nicht gerade an der günstigsten Stelle, aber der neue Standort wird sich herumsprechen und die Leute werden doch wohl mal zwei Tage auf ihr Eis verzichten können. Ich könnte mir vorstellen, dass es einen Protestschrei gäbe, wenn der Salon ganz geschlossen würde. Aber das ist ja nicht der Fall. Und denken Sie nur ..."

Barry Hancock blinzelte und schaute sich verwirrt um. Wo war er eigentlich? Was machte er hier?

Da sprach doch jemand. Hancocks Blick fiel auf Simon Wight, der über den Plan gebeugt begeistert weitere Ausführungen machte.

Bei Merlin, jetzt wusste Hancock, wo er war. Er befand sich im Büro von Simon Wight. Und er wusste auch, was Wight vorhatte. Er wollte ein neues Gebäude in der Winkelgasse bauen und von dort aus systematisch das gesamte Einkaufsviertel zerstören. Die Möglichkeiten dazu hatte er, keine Frage. Er konnte magische Sprengsätze legen, die sich in Sekundenschnelle in der ganzen Winkelgasse ausbreiten würden, sobald die erste Bombe gezündet war. Tausende von Kaufleuten und Besuchern waren in höchster Gefahr. Viele unschuldige Menschen würden sterben.

Vor seinem geistigen Auge konnte Hancock die Szenerie sehen: Schreiende, blutende, weinende Männer, Frauen und Kinder. Ein Mann wurde von der Druckwelle einer Bombe gegen eine Hauswand geschleudert und fiel mit gebrochenem Genick auf die Straße. Ein großer Glassplitter bohrte sich in die Brust eines etwa zehnjährigen Jungen, der erstaunt die Augen aufriss und auf sein Hemd blickte, das sich rasend schnell mit Blut voll sog. Dann verdrehte der Junge die Augen, bis nur noch das Weiße zu sehen war, fiel auf den Rücken und lag am ganzen Körper zuckend auf dem Boden. Das totale Chaos war ausgebrochen. Eine unüberschaubare Menschenmenge rannte schreiend und voller Panik durch die Straße, nur darauf bedacht, sich vor den Detonationen, die um sie herum ertönten, in Sicherheit zu bringen. Eine Frau stolperte und wurde rücksichtslos von der nachdrängenden Meute zu Tode getrampelt.

Nein, das konnte er nicht zulassen. Irgendjemand musste Wight aufhalten und diese armen Menschen schützen.

Hancock trat zwei Schritte zurück, griff in seine Manteltasche und richtete den hervorgeholten Zauberstab auf sein Gegenüber. Lächelnd wandte sich dieser seinem Besucher zu - und erstarrte. Die jäh aufkommende Angst schnürte ihm die Kehle zu. Fassungslos schaute er auf den Zauberstab.

"Avada Kedavra."

Ein grüner Lichtblitz schoss aus dem Zauberstab hervor, ein Sirren ertönte. Simon Wights Gesicht verzerrte sich, dann fiel er auf die Knie und brach auf dem Teppich seines Büros zusammen.

Hancock schaute auf ihn herab und begann so heftig zu zittern, dass ihm der Zauberstab aus der Hand fiel. Bei Merlin, er hatte seinen Geschäftspartner umgebracht. Aber warum? Aus welchem Grund hatte er sich einen Mord aufgehalst? Er konnte es sich nicht erklären, wollte es auch gar nicht, starrte immer wieder nur ängstlich und in völliger Fassungslosigkeit auf den toten Körper vor ihm.

Endlich schaffte er es, sich aus seiner Erstarrung zu lösen. Er lief zur Tür, riss diese auf und hastete zu Wights Sekretärin.

"Bitte ... bitte rufen Sie das magische Strafverfolgungskommando."

Die Sekretärin starrte Hancock verdutzt an. "Wieso? Was ist denn passiert?"

"Mister ... Mister Wight ... er ... er ist ..."

"Jetzt beruhigen Sie sich doch." Die dunkelblonde Frau stand von ihrem Stuhl auf. "Was ist mit Mister Wight?"

"Ich ... ich habe ihn ... umgebracht."

Die Sekretärin lachte freudlos auf. "Was haben Sie?"

"Ich habe ihn ... getötet. Aber ... ich wollte nicht ..." Hancock verzog das Gesicht, als wolle er jeden Moment in Tränen ausbrechen.

Zögernd ging die Sekretärin zur offen stehenden Tür und trat in das Büro ihres Chefs. Barry Hancock folgte ihr, die Hand zur Faust geballt und an seinen Fingerknöcheln nagend. Er wollte das schreckliche Bild nicht noch einmal erblicken, doch es war, als zwinge eine unbekannte Macht ihn hinzusehen. Er schaute über die Schulter der Sekretärin in den Raum.

Hancock wimmerte, riss die Augen auf und zweifelte an seinem Verstand. Auf dem Boden lag nur der Teppich. Sein Zauberstab und die Leiche von Wight waren verschwunden.

"In Ordnung, Barry. Dann würde ich vorschlagen, dass wir so schnell wie möglich mit den Bauarbeiten beginnen."

Hancock fuhr zusammen, als die Stimme ertönte. Sein Blick wanderte langsam in die Richtung, aus der sie gekommen war. Fassungslos entdeckte er seinen Zauberstab auf dem Schreibtisch und dahinter saß in einem Ledersessel Simon Wight, der ihn freundlich anstrahlte, als ob nichts geschehen wäre.
 

*****
 

Lee Jordan langweilte sich schrecklich. Zum Glück war das Ende der Ferien zum Greifen nah. Nur noch eine Woche, dann würde er Hogwarts wieder besuchen können. Die schulfreie Zeit war ja ganz schön, aber irgendwann fing sie an, einem auf die Nerven zu gehen.

Lees Eltern waren nicht zu Hause, sondern sollten erst in drei Tagen von ihrem Urlaub zurück kommen. Bis dahin hatte er noch eine sturmfreie Bude, was er in den letzten Tagen auch reichlich ausgenutzt hatte. Doch selbst Partys wurden irgendwann öde und in dem kleinen Nest, in dem er wohnte, passierte ohnehin nur sehr selten etwas.

Der dunkelhäutige Junge entschloss sich dazu, sich eine heiße Schokolade zu machen. Er stellte einen Topf auf den Herd und holte die Milch aus dem Kühlschrank. Leider war es ihm verboten zu zaubern, da er immer noch nicht volljährig war. Aber das Getränk nach Muggelart langsam und gemütlich zuzubereiten hatte durchaus auch seine Vorteile.

Gerade goss Lee die Milch in einen Stieltopf, als es plötzlich an der Tür klingelte. Leicht verärgert über die Störung kniff der Gryffindor die Augen zusammen. Er erwartete keinen Besuch.

Seufzend stellte Lee den Topf auf den Herd und schlenderte zur Tür. Draußen stand ein ungefähr zwölf Jahre alter Junge in blauem T-Shirt und grünen Shorts. Auf seinem Kopf trug er eine rote Kappe. Die Farbkombination seiner Kleidung war ziemlich gewöhnungsbedürftig, was ihm allerdings nicht viel auszumachen schien. Von seiner Schulter baumelte eine Umhängetasche und in der Hand hielt er einen Block und einen Stift.

"Nein danke, wir brauchen nichts", sagte Lee und wollte die Tür gerade wieder schließen, als der Junge antwortete: "Ich verkaufe auch nichts. Ich mache eine Geschmacksumfrage."

"Geschmacksumfrage?"

Neugierig geworden öffnete der Hogwartsschüler die Tür ein wenig weiter.

"Ja", nickte der Junge. "Es gibt da eine Firma, die Kaugummis in neuen Geschmacksrichtungen herstellen will. Kann ich dir drei Kaugummis anbieten und du sagst mir dann, welcher davon dir am besten schmeckt?"

Ein Grinsen überzog Lees Gesicht. Das war doch mal eine willkommene Abwechslung an diesem tristen Nachmittag.

"Klar", gab er zur Antwort.

"Okay, ist auch völlig kostenlos", sagte der Kleine, wühlte in seiner Umhängetasche und förderte drei Kaugummis zutage, die in Silberpapier eingewickelt waren. Er reichte Lee einen und meinte: "Das hier ist Vanille-Banane."

Lee steckte sich den Kaugummi in den Mund und spürte sofort den tollen süßen Geschmack. Die Mischung schmeckte einfach fantastisch.

"Der ist klasse", kommentierte er, während der Junge ihm abwartend den zweiten Kaugummi hinhielt.

"Und was hältst du von dem? Das ist Kiwi-Ananas."

Lee spuckte den ersten Kaugummi in seine Hand und probierte das zweite Exemplar, von dem er nicht so sehr begeistert war. Irgendwie war die Mixtur von Kiwi und Ananas nicht sein Fall. Sie schmeckte ein wenig süß, aber nicht so sehr, dass sie ihn vom Hocker riss.

"Was ist mit Nummer drei?", fragte er und beförderte den zweiten Kaugummi zum ersten.

Der Junge reichte ihm die letzte Geschmacksprobe.

"Hier, Johannisbeere-Kirsche."

Während Lee kaute, schob der Teenager mit dem Block in der Hand seine rote Kappe etwas höher.

"Also", schmatzte Lee, "mir schmeckte der erste am besten."

"Das war Vanille-Banane", erinnerte der kleine Junge und trug das Ergebnis in eine Liste ein.

"Vielen Dank. Wenn sich die Firma dazu entschließt, diese Geschmacksrichtung herzustellen, dann bekommst du jede Woche ein Jahr lang kostenlos ein Kaugummipaket."

"Cool, danke", grinste der Gryffindor, verabschiedete sich und machte die Tür zu. Jetzt hatte er noch mehr Lust auf eine heiße Schokolade bekommen. Warum konnte nicht jeder Ferientag so verlaufen?



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2010-03-18T16:55:20+00:00 18.03.2010 17:55
das leist sich schon mal gut...freue mich auf die nächsten kappis.
Von:  Bouya
2010-03-04T16:35:57+00:00 04.03.2010 17:35
Interessanter Prolog .. mal wieder was, was mich zum Weiterlesen bewegt, selten geworden :D
Von:  David_Turman
2010-03-02T14:11:57+00:00 02.03.2010 15:11
Hallo Niki!

Danke für deinen Kommentar.

Stimmt, den Zusammenhang erkennt man noch nicht. Und du wirst dich auch bis zum Wochenende - sprich: bis zum Ende der Geschichte - gedulden müssen, wenn du ihn erkennen willst.
Und der Zusammenhang ist noch viel furchtbarer, als du es dir vorstellen kannst.

Von:  nikkkii
2010-03-02T13:40:59+00:00 02.03.2010 14:40
Heyy
Dein Prolog war ganz schön, allerdings erkennt man keinen zusammenhang zwischen Lee und dem Mord... Vllt versteht man es erst wenn das nächste Kappi on kommt... Also beill dich ;D


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