Zum Inhalt der Seite

Victoriam Speramus

Itachi X Deidara
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Verhasste Blumen

Eine Woche war vergangen, seit er erfahren hatte, dass Sasori gestorben war. Die Stunden und Tage schienen an ihm vorbeizurauschen, ohne wirklich in seiner Erinnerung zu verweilen.

Deidara empfand die Schule als seltsam leeren Ort. Er konnte sich diesem Gefühl einfach nicht widersetzen. Irgendwie kamen ihm die Klassenzimmer und der Schulhof, selbst viele eigentlich bekannte Gesichter so… fremd vor. Ein wichtiger Bestandteil seines Alltags fehlte ihm. Das wurde ihm nach und nach bewusst. Es gab nicht mehr die wöchentlichen Streits über Kunst, kein gereizter Rotschopf, der meckerte, weil er ihn hatte warten lassen. Kein gemeinsamer Gang zu McDonalds mit dem damit verbundenem gemeinsamen Abhängen bei einem Burger und einer Cola.
 

Und heute war die Beerdigung. Viele hatten sich nicht auf dem Friedhof versammelt, um Sasori die letzte Ehre zu erweisen. Dessen Großmutter sah er in der ersten Reihe stehen, zusammen mit seinen eigenen Eltern. Die halbe Klasse war anwesend, davon gehörten die wenigsten nicht zu ihrer Clique. Nur drei oder vier kannte er nicht. Vermutlich entfernte Verwandte.

Deidara betrachtete das Trauerspiel aus der Ferne. Er lehnte an einem Baum, die Hände tief in den Manteltaschen vergraben und den Kopf leicht gesenkt. Seine Augen blickten starr auf den Sarg, in dem sein Danna lag. Er wollte es immer noch nicht wahr haben. Sasori konnte doch nicht einfach tot sein.

Durch das beständige Rauschen des Regens hörte er die Worte des Priesters nicht. Es war gut so. Ihn interessierte nicht, was ein Fremder über seinen Danna sagte. Er würde sich eh nur aufregen, weil er ihn besser kannte als jeder andere.

Langsam wurde der dunkle Holzsarg in die Grube gelassen. Kurz spannte sein Körper sich an. Er konnte ihn nicht mehr sehen. Aber du konntest ihn vorher auch schon nicht sehen, weil er in der Kiste liegt, murmelte eine leise Stimme in seinem Kopf. Schwer seufzte Deidara und lehnte sich wieder zurück.

Ausnahmslos jeder Trauergast hielt eine Blume in der Hand. Einer nach dem anderen trat vor und warf sein Mitbringsel hinab in die Grube. Selbst durch den Regen konnte Deidara den dumpfen Aufprall der stiellosen Pflanzen auf poliertem Holz hören. Ein spöttisches Lächeln umspielte seine Lippen. Sasori hatte Blumen gehasst… und nun wurde er damit überhäuft. Sicher würde er sich bei dem Duft im Grabe umdrehen. Bei dem Gedanken entkam dem Blonden ein höhnisches „hm.“

Das Grab wurde nun zugeschaufelt und die Trauergemeinschaft löste sich allmählich auf. Deidara wartete geduldig unter seinem Baum, bis der Maulwurf sein Werk vollbracht hatte und er ganz allein auf dem Friedhof war. Erst dann stieß er sich vom rauen Stamm des alten Baumes ab und schritt auf den hellen Grabstein zu. Die Erde davor war aufgewühlt und sog sich mit dem Wasser vom Himmel voll.

Im Schneidersitz ließ er sich vor dem einzigen Ort nieder, an dem er seinen toten Freund noch besuchen konnte. Als wolle er mit den Augen die Inschrift nachzeichnen, schweifte sein Blick über die einzelnen Schriftzeichen. Stumm betrachtete er den nassen Stein ihm gegenüber. Deidara würde nicht mit einem Stein reden. Das war lächerlich.

Schließlich zog er eine Hand aus der Manteltasche und öffnete diese. Darin lag eine kleine Tonfigur, die einer Puppe recht ähnlich sah. Er hatte sich wirklich Mühe gegeben. Immerhin wusste er, dass Sasori Puppen geliebt und regelmäßig welche gebaut hatte. Aber Holz hatte er für sein Kunstwerk nicht genommen. Sein Material war Ton. Ein trauriges Lächeln huschte über seine Lippen, als er die winzigen Gliedmaßen und den Oberkörper der winzigen Puppe nachfuhr, fast zärtlich. „Damit du dich aufregen kannst, hm…“, flüsterte er kaum hörbar und setzte das Tonpüppchen an den Grabstein gelehnt auf den Boden. Sicher würde der Regen an dem weichen Material nagen und ihn zerstören, aber genau das wollte er. Seine Kunst war erst richtige Kunst, wenn er sie zerstörte – oder in diesem Fall zerstören ließ.

Ganz einsam sah die kleine Puppe dort aus, wie sie an dem vergleichsweise riesigem Stein lehnte. So fühlte Deidara sich im Moment, wie diese kleine Puppe, die machtlos war gegen die willkürliche Geschichte der Welt und sich nur gegen einen kalten Felsen drücken konnte, um nicht ganz den Halt zu verlieren.

Er konnte über diesen Zustand noch nicht mal seinen Tränen freien Lauf lassen. Eigentlich war das Ereignis zum Heulen, aber er hatte einfach keine Tränen. Sie waren so tief in ihm eingeschlossen, dass sie keinen Weg an die Oberfläche fanden. Dabei tat es so schrecklich weh… aber er musste wenigstens nach außen Stärke zeigen.
 

Itachi stand im Schatten der Friedhofsmauer und beobachtete den Blonden. Die anderen hatten sich gewundert, wieso Deidara nicht zu Sasoris Beerdigung erschienen war, obwohl es sein bester Freund gewesen war. Itachi aber hatte ihn im dunklen Schatten des Baumes gesehen und nun das Schauspiel, welches sich ihm bot, aufmerksam verfolgt.

Wie er da so im Regen vor dem Grabstein hockte, klatschnass und leicht vornübergebeugt, wirkte er recht einsam. Ein leiser Stich traf sein Herz. Es tat ihm weh, Deidara so zu sehen. Er mochte den Blonden schon länger und wusste, wie viel Sasori ihm bedeutet haben musste. Dieser hatte ja immer nur Augen für den Rotschopf gehabt. Dabei war ihm wohl entgangen, wie viel Freude es ihm selbst bereitete, den Blonden einfach zu beobachten. Er hatte so eine interessante Mimik und Gestik… aber genug davon. Dieses Elend konnte er sich nicht weiter ansehen.

Langsam trat er zu Deidara hin und blieb neben ihm stehen, sodass dieser durch Itachis Regenschirm vor dem Regen geschützt war. Er erkannte nun auch, was dieser Sasori aufs Grab gesetzt hatte. Eine kleine Tonpuppe.
 

„Rennst du mir schon wieder nach?“, fragte Deidara leise, als er Schritte hörte und der prasselnde Regen im nächsten Moment von ihm abließ. Das konnte nur Itachi sein. Sein Pet hatte sich die ganze Woche über in der Schule dezent in seiner Nähe aufgehalten. Wenn er sich auf die Dachterrasse zurückgezogen hatte, setzte sich Itachi neben ihn. Er hielt ihm keine Vorträge wie die anderen, er solle seinem Körper endlich ein wenig Ruhe gönnen, sondern verpasste ihm einfach ein Horeizai[6]. Das Fieber war noch immer nicht wirklich runtergegangen, sondern schwankte immer wieder. Der Grund dafür war einfach. Er ging trotz Fieber in die Schule und störte sich nicht am Regen, benutzte keinen Regenschirm, sondern fand das kühle Nass auch noch angenehm. Und irgendwie empfand er es nur als gerecht, dass es ihm schlecht ging. Er wollte sich nicht gut fühlen, seine heimliche Liebe war gestorben.

„Haustiere machen das so“, erwiderte Itachi ruhig und hockte sich neben Deidara. Er sah ihn nicht an, sondern einfach auf das kleine Püppchen, welches bei genauem Hinsehen doch Ähnlichkeiten mit Sasori hatte.

Deidara wusste nicht, woher das Gefühl kam, aber er kam sich nicht mehr ganz so alleingelassen vor, wenn Itachi einfach nur da war. Dabei hatte er ihn vor einer Woche noch nicht mal leiden können. Eigentlich hatte er ihm ja ein paar Emotionen entlocken wollen mit der Haustiergeschichte, doch sein Vorhaben war sehr in den Hintergrund gerückt. Er war im Moment viel zu sehr in seine eigenen Probleme verstrickt.

Aber Itachi war der einzige, der ihn weitestgehend in Ruhe ließ und ihn nicht mit Glaceehandschuhen anfasste, weil sein bester Freund gestorben war. Er war einfach nur da. Irgendwie… beruhigend. Eigentlich war Itachi gar nicht so schlecht.

Aus einer Eingebung heraus hob Deidara seine Hand und griff in Itachis Nacken. Mit sanfter Gewalt zog er ihn zu sich ran, sodass er sich unweigerlich mehr oder weniger hinsetzen, fast schon liegen musste, da Deidara ihn soweit runtergezogen hatte, dass sein Kopf auf den Oberschenkeln lag. Ohne auf eine Reaktion Itachis zu warten begann Deidaras Hand über dessen schwarzes Haar zu streicheln und abwesend hin und wieder mit einer der seidigen Strähnen aus dem Zopf zu spielen.

Der Blonde brauchte jetzt etwas zum Streicheln und Itachi bot sich da wunderbar an, immerhin war er sein Pet und musste machen, was er wollte. Und zu seinen Aufgaben gehörte eigentlich auch, sich streicheln zu lassen, wenn sein Herrchen das wollte. Pets waren ja dazu da, dass man nicht so allein war und etwas zum liebhaben hatte. Nun ja, auf jeden Fall war er nicht allein.
 

Itachi war reichlich überrascht, als Deidara ihn so auf seinen Schoß zog. Deutlich konnte er den nassen Stoff von dessen Mantel an seiner Wange spüren. Aber er entspannte sich rasch. Seine Finger konnten genauso sanft sein, wie er es sich vorgestellt hatte. So genoss Itachi kurze Zeit einfach die Streicheleinheiten. Allerdings wurde es doch langsam kalt, da das Gras und der Boden darunter vollgesogen waren. „Wir sollten langsam aufstehen“, sagte er schließlich ruhig und wartete auf eine Antwort.
 

Deidara seufzte. Itachi hatte Recht. Er gab ihn frei und erhob sich schwerfällig, nachdem der Schwarzhaarige sich von ihm erhoben hatte. Dreckig war ihre Kleidung zum Glück nicht, da das Gras dicht genug war und keine schlammige Erde durchließ, aber ihm selbst wäre das eh egal gewesen. „Gehen wir Heim, hm“, murmelte Deidara und wandte sich zum altmodischen Tor des Friedhofes. Er wusste, dass Itachi nicht allzu weit von seinem eigenen Zuhause wohnte und er war ihm keine Rechenschaft schuldig, warum er mit ihm zusammen gehen wollte. Es war doch gut, ein Pet zu haben. Man musste seine Handlungen nicht erklären. Dabei wollte er einfach nur nicht allein sein, aber sagen würde er das nicht. Es war gut so.
 

____________________________________________________________________________________

6 - in Kapitel 3 erklärt unter Nummer 5
 

arigatou für die kommis*verbeug*

ich find es sehr interessant, zu lesen, wie die idee bei euch ankommt^^

@ryoko-chan: ich freu mich, dich wieder bei einer meiner ffs begrüßen zu dürfen^^ und ich bin wirklich gespannt, ob dir die pet-idee später gefallen wird oder nich^.^

@grottesca: dankedanke, dass du trotzdem kommi schreibst, obwohl du eigtl erst abwarten wolltest *_* ...und ich hoff doch auch, dass ich genug inspiration finde, immer her mit alltäglichen geschehnissen, einiges kann man sehr gut in ffs verarbeiten^.^



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (7)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2014-07-23T18:19:04+00:00 23.07.2014 20:19
irgendwie voll süß^^ deidara tut mir voll leid aber das isz ein echt schönes kapi xD
Von: abgemeldet
2011-11-03T18:11:13+00:00 03.11.2011 19:11
das is n recht trauriges kapitel, find ich.
ich kenn mich mit sasori nicht aus(und mag ihn auch überhauptnicht..xD) aber kann es sein, dass er blumen deswegen nicht mag, weil sie verwelken & deswegen keine ewige schönheit darstellen können? schwirrte mir grade so durch den kopf. :)

ich find die idee, deidara itachi streicheln zu lassen echt total niedlich. :)
Von:  brandzess
2011-08-31T12:58:48+00:00 31.08.2011 14:58
oh echt süß ^o^
Von:  Kakashi_Angel
2011-08-28T14:37:09+00:00 28.08.2011 16:37
Oh maaaaan das war mal wida beste stimmung T.T einerseits ist es traurig das Sasori nicht mehr da ist und Dei-chan schmerzen hat aber andererseits voll süß wie Itachi sich um ihn kümmern möchte *-* einfach nur süß :3 das er ihn plötzlich streichelt war für mich einfach nur herzallerliebst T.T sie passen so gut zusammen :D wer ist eig älter von den beiden in dieser FF? Itachi Oda?
Itachi hat ein HAMMA feingefühl das mich immer wieder zum lachen bringt xD (haustiere machen das eben so oder ein haustier weiß wie sich sein besitzer fühlt) mir gefällt deine idee mit der "pet" sehr xD

Itachi une Dei-chan sind einfach die besten!^^ kein wunder das ich unbedingt deine FF ausgesucht habe xD
soooooo ich muss weiter lesen aber davor muss ich mir noch schnell taschentücher holen T.T SCHNIEF SCHNIEF ich komm nicht leicht drüber hinweg über beerdigungen... Naja was solls weiter gehts :D

lg KAme-No-JutSu
Von:  --Nyx--
2011-01-29T03:47:14+00:00 29.01.2011 04:47
bähhh jetzt hast dus schon wieder geschafft *snif snif* ich wollte mich zamreissen aber nö da kommst du mit dem tonpüppchen q.q da konnt ich nich mehr und mir sind tatsächlich ein paar tränchen rausgekullert. das mag sich zwar jetzt total komisch anhören, aber das war das beste was man hätte machen können q.q ahhh und dann kommt itachi und und ahhh ich muss jetzt auf jeddenfall weiterlesen es geht nicht anders Q.Q
Übrigens das mit dem "Pet" mag sich ja anfangs komisch anhören, aber wenn man erstmal versteht, wieso und aus welchen ggründen die beiden handeln, dann macht das erstmal viel mehr sinn und ist eine echt super idee

Danke das du immer so toll schreibst q.q

Lg Sanctuary
Von:  Eleinia
2010-03-06T16:04:55+00:00 06.03.2010 17:04
hi ^-^
bin gerade auf deine ff gestoßen und finde sie bis jetzt schön zu lesen. Die idee mit dem pet hat mich zwar erst etwas stuzig gemacht, aber inzwischen gefäält sie mir immer besser.
Die idee mit der tonpuppe fand ich echt schön, ist wirklich mal was anderes als blumen.
ich bin schon gespannt, wie die Geschichte weiter geht.

lg
Sila
Von: abgemeldet
2010-03-06T14:39:24+00:00 06.03.2010 15:39
„Haustiere machen das so“
Ja, ich glaube, da hat Itachi recht... wenn ich da an meine Katze denke...
Die Idee mit der Tonpuppe find ich gut; es ist irgendwie eine Mischung aus Sasoris und Deidaras Kunst. Besser auf jeden Fall, als hätte er kitschigerweise eine Rose aufs Grab gelegt oder so... (mal davon abgesehen hätte das Sasori eh nicht gefreut ;D)
Na, ich bin ja gespannt, wie sich das weiter entwickelt.


Zurück