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Tiefrote Küsse

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Kapitel 16

Sie wollte hier weg, wusste aber nicht wohin sie gehen sollte. Überall waren Gerüche oder Geräusche die sie zu bedrängen schienen. Sie hielten sie fest und drückten sie regelrecht gegen eine unsichtbare Wand.
 

Leila konnte nicht mehr und dieses Gefühl war schrecklich. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so gefühlt wie jetzt. Sie war den Stimmen entgegen gegangen, die sie gehört hatte, doch mit jedem Schritt den sie näher ging, schrie eine Stimme in ihr, dass sie nicht weiter gehen sollte.

In ihrem Körper schien es einen Kampf zu geben, den sie sich nicht erklären konnte und auch nicht verstand. Sie hatte nur nach den Weg fragen wollen, doch sie konnte keinen Schritt mehr gehen.
 

Schreie und Hundegebell drang in ihre Ohren und schien ihr das Trommelfeld zerreisen zu wollen. ‚Stopp‘, hatte sie geschrien, doch keiner war in ihrer Nähe, der ihr helfen konnte. Ihr Kopf schien zu platzen, zu explodieren und sie taumelte nur vor sich hin. Doch neben den Geräuschen und den Gerüchen, war da auch dieses Gefühl, das aus ihrem Magen kam. Es sagte ihr, dass sie Hunger hatte und sie deswegen zu den Stimmen gehen wollte. Doch das konnte sie nicht. Die Stimme aus ihrem Inneren, sagte ihr, dass sie das nicht durfte. Es war ein schreckliches Gefühl, wenn man seinen eigenen Körper nicht mehr verstand. Wen etwas in einem passierte und man die Ursache nicht kannte.
 

Es wurde alles zu viel und Leila drückte ihre Hände auf ihre Ohren.

Sie wollte nichts mehr hören und alleine sein. Natürlich war ihr bewusst, dass sie sich auf irgendeiner Straße befand und eigentlich nach Hause wollte. Doch sie konnte weder weiter gehen noch wieder zurück laufen. Sie wollte einfach nur hier sitzen.
 

Langsam sackte sie zu Boden, die Hände immer noch an den Ohren. Sie summte eine Melodie, dabei hoffend, keine anderen Geräusche mehr zu hören. Doch das half nicht wirklich.
 

Sie hatte keine Ahnung was mit sich los war.

Warum sie plötzlich Dinge hörte, die sie früher nie gehört hatte, warum sie Dinge roch und warum sie so weit sehen konnte. Sie verstand das alles nicht und es machte ihr schrecklich Angst.

Vielleicht war sie wirklich verrückt und nicht Liam. Nein, sie war es. Die Theorie, dass es an irgendwelchen Medikamenten lag oder das eine Überreaktion war, hatte sie schon längst zur Seite geschoben.

Warum sagte ihr niemand, was mit ihr los war? Hatte das etwa auch etwas mit der Wunde zu tun, die nicht mehr da war? Und letztendlich auch mit Liam, weil er ihr irgendetwas erklären wollte.
 

Sie erstarrte, als etwas über ihre Wange lief und beruhigte sich erst etwas, als sie realisierte, dass es eine Träne war. Sie weinte und erschrak vor ihren Tränen?

Das war alles zu viel. Es beruhigte sie nicht, als sie das vertraute Gefühl kannte, als die Träne über ihre Wange ihren Weg suchte. Es gab mal eine Zeit, da hatten ihre eigenen Tränen eine beruhigende Wirkung auf sie gehabt. Das war immer der Moment, im den sie realisierte, dass sie noch lebte. Doch jetzt beruhigten ihre Tränen sie nicht. Alles schien wirr und verhext, sie verstand weder sich noch ihre Umgebung.
 

Sie zuckte zusammen, als sie das Klacken von Schuhen hörte. Zuerst leise, doch dann immer lauter werden. Sie hasste diese Frauen, die solche Schuhe trugen. Die legten es doch gerade mit diesen Schuhen drauf an, dass man sie anstarrte. Aber vielleicht brauchten diese Frauen diese Bestätigung, weil man sie vielleicht sonst nicht anstarrte. Doch dann wurde das Geräusch wieder leiser, die Frau kam also nicht hier entlang und Leila saß immer noch zusammengekauert an der Straße.
 

Sie umfasste ihre Knie, ließ also die Hände von ihren Ohren und wusste nicht weiter. Ihr zu Hause schien ihr zu weit entfernt zu sein, als dass sie es heute noch erreichen konnte. Und zurückgehen konnte sie auch nicht mehr. Den Weg hatte sie sich ohnehin nicht gemerkt und wusste nicht mal, wie das Haus von Liam von außen aussah.

Sie saß hier fest.
 

Wieder lief eine Träne über ihre Wange. Es war eine stumme Träne, die sie aufwühlte. Sie wollte Hilfe, aber sie konnte doch nicht einfach so um Hilfe rufen. Eigentlich hoffte sie, dass jemand vorbei kam und sie fragen würde, ob mit ihr alles okay war. Doch dann hoffte sie wieder, dass keiner kommen würde, denn dieses Hungergefühl war immer noch sehr präsent. Ihr Magen verknotete und verkrampfte sich, machte wütende Geräusche.
 

Sie keuchte nach Luft. Ihr Herzschlag stieg ins Unermessliche. Sie spürte das alles viel intensiver, als würde sie in einem fremden Körper stecken, da ihr das alles fremd war. Von den Sohlen aufwärts bis zum Kopf schien alles zu zittern.

Sie fühlte sich hilflos.
 

Ein Gefühl, dass sie hasste. Ein Gefühl, dass sie in ihrer Jugend lange genug erfahren musste und sie hatte sich damals geschworen, sich nie wieder in so eine Situation zu bringen. Hilflosigkeit war der Untergang ihres neuen Lebens, für das sie sich mit 16 Jahren entschieden hatte, als sie ihre Familie und ihre Heimatstadt verlassen hatte.
 

Sie hörte ein Auto. Es schien immer näher zu kommen, doch es war ihr egal. Gerade wurde ihr alles egal. Sie nahm den Gedanken an, dass sie nie wieder mit ihrem Kater kuscheln würde, nie wieder mit ihrer Mutter telefonieren würde, geschweige denn sie zu sehen. Sie würde hier für immer sitzen bleiben und sterben.
 

Irgendwie schaffte sie es sich in ihre Gedanken zu verlieren, vergaß dabei auch die Welt um sie herum. Sie realisierte nicht was um sie geschah, da es ihr unwichtig erschien.
 


 


 

Liam wusste das sie noch nicht weit sein konnte, es sei denn sie hatte ein Handy gefunden und sich ein Taxi gerufen. Die nächste Bushaltestelle, war gut 15 Minuten entfernt und Leila wusste garantiert nicht, wo diese war. Er vermutete allerdings auch, dass sie gar nicht wusste wo sie war.
 

Sein Haus befand sich in einem anderen Stadtteil als ihre Wohnung und er wusste nicht, wie gut Leila sich hier auskannte. Er machte sich Sorgen um sie. Schreckliche Sorgen sogar. Seine Mutter hatte ihm gesagt gehabt, dass die ersten Wochen eines Frischgewandelten am Schlimmsten waren. Sie hingen dann in einer Art Zwischenwelt, zwischen ihrem Leben als Mensch und dem neuen Leben.
 

Doch die Sache mit Leila war um einiges komplizierter, da sie eben nicht wusste, dass ihr Leben als Mensch nun beendet war. Sie war nun eine von ihnen. Auch wenn nur in Form einer Gewandelten. Jedoch wusste sie das alles nicht. Und warum? Weil er ein Feigling gewesen war. Es war seine Aufgabe gewesen, es Leila zu erzählen und er hatte gezögert.
 

Liam fuhr durch die Gassen um sein Haus herum und hoffte, dass er sie irgendwo finden würde. Doch die Gassen waren leer, da waren keine Menschen, aber auch keine Leila. Vielleicht hatte jemand sie mitgenommen und sie war in Gefahr.

Sofort packten ihn Panik und Schuldgefühle. Er hätte auf sie aufpassen müssen. Er hatte sie gewandelt und war für sie verantwortlich. Nur das er das gründlich versaut hatte. Seine Pflicht hatte darin bestanden, sie zu beschützen, denn die neuen Eindrücke würden sie überwältigen, außerdem hätte er ihr sagen müssen, dass sie nun kein Mensch mehr war. Kein richtiger zumindest. Sie war nun eine, wie die Menschen sagen würden, Vampirin. Er hatte immer wieder versucht es ihr zu erklären, doch war kläglich daran gescheitert.
 

Liam trat überstürzt auf die Bremse als er eine Frau sah, diese saß zusammengekauert am Boden und wiegte sich selber hin und her.

Erst nach zwei maligen Hinschauen, wusste er, dass es Leila war. Sie war also wirklich noch nicht weit gekommen. Doch so wie sie aussah, ging es ihr gar nicht gut.
 

Er drehte den Zündschlüssel wieder um und schaltete den Motor aus, bevor er aus dem Auto stieg.
 

Leila schien ihn nicht zu bemerken, zumindest reagierte sie nicht. Und er wusste nicht, ob das etwas Gutes war oder eher das Gegenteil. Sie wirkte vollkommen apathisch. Zuerst waren seine Schritte zögernd, doch dann wurden sie schneller. Er musste sie spüren, wollte sie einfach nur in die Arme nehmen und sich versichern, dass alles gut war.
 

Er hob sie ohne ein Wort zu sagen hoch und drückte sie an sich. Sie verkrampfte sich zuerst und schlug gegen seine Brust und versuchte sich aus seiner Umarmung zu winden. Doch Liam ließ sie kämpfen und tat nichts dagegen, außer sie festzuhalten.

„Leila“, er sprach ihren Namen leise aus. Er war froh, dass er sie gefunden hat, aber er wusste noch nicht wie er mit ihrem momentan Zustand umgehen sollte, wie er ihr helfen konnte. Sie war widerspenstig und immer noch apathisch, er wusste, dass sie schreckliche Angst hatte.
 

Sie schien einen Moment seiner Stimme zu lauschen, schien nach zu denken, doch dann schlug sie wieder gegen seine Brust ein.

Er hätte ihre kleinen Fäuste so leicht fest- und aufhalten können, doch er wollte es nicht. Sie hatte jedes Recht dazu, ihn zu schlagen, sauer auf ihn zu sein. Und vielleicht half es ihr, wenn sie ein Ventil hatte, an dem sie sich auslassen konnte.

„Ich habe Angst…“
 

Liam sah sie überrascht an. Er hätte jetzt mit Worten gerechnet, wie sehr sie ihn hasste. Doch das hier überraschte ihn wirklich.

In seiner Brust wuchs ein Gefühl, dass er so noch nie für jemanden empfunden hatte. Er empfand Mitgefühl für sie, wollte ihr unbedingt helfen. Er wollte sie von ihrer Angst befreien, ihr versichern, dass sie nun keine Angst mehr zu haben brauchte. Nun wo er sie gefunden hatte. Leila schien generell Emotionen bei ihm auszulösen, die ihm fremd waren.

„Leila, schon gut“, er wollte sie beruhigen, die richtigen Worte finden. Doch das war verdammt schwer.
 

„Ich habe Angst vor mir selber.“ Diese Worte kamen nur stockend über ihre Lippen. Sie fielen ihr so schwer und doch wusste sie, das Liam ihr helfen konnte.
 

Er schluckte schwer, als er das hörte. Liam hörte, dass sie schluchzte, ihre Stimme zitterte. Erst jetzt griff er nach ihren Händen, hielt sie fest und drückte sie dann an seine Brust. Sie ergab sich ihm ohne weiteren Widerstand und ließ sich an ihn drücken.
 

Er merkte, wie sie laut und holprig versuchte nach Luft zu schnappen. Ihr ganzer Körper bebte und schüttelte sich in seinen Armen. Sie hyperventilierte und Liam wusste nicht was er tun sollte. Das Beben in ihrem Körper war so heftig, dass er sie los ließ und ihr Gesicht in seine Hände nahm. Er wollte, dass sie ihn ansah.

„Leila“, sprach er ernst.
 

Doch sie wich seinem Blick aus.
 

„Sieh mich an“, doch sie tat es nicht und das Beben in ihrem Körper schien noch stärker zu werden. Sie schien in seinen Armen keine Luft mehr zu bekommen und das ließ ihn vollkommen hilflos erscheinen.
 

Er streichelte mit seinem Daumen über ihre Wange und erst dann, sah sie ihn an. „Ich weiß es ist zu viel verlangt, aber du musst mir vertrauen, wenn ich dir sage, dass alles gut wird.“
 

Leila sah ihn einen Moment lang still an, so gut das während ihrem hysterischen Anfall ging, doch dann wurde ihre Atmung ruhiger. Sie sah ihn die ganze Zeit an, verlor sich in seinen Augen und das schien sie zu beruhigen.
 

„Gut“, meinte Liam erleichtert, als sie wieder normal atmete und ihr Herzschlag wieder in normalen Rhythmus schlug.
 

Leilas Blick war nun auch ruhiger geworden, ihre ganzen Gesichtszüge entspannten sich nun etwas. Sie sah wunderschön aus. Sie war etwas Besonderes und er würde nicht zu lassen, dass ihr irgendetwas passierte. Er hatte es einmal zugelassen, doch dieses Mal würde er besser aufpassen.
 

Unbewusst streichelte Liam immer noch mit seinen Daumen über ihre Wangen, es war ein schönes Gefühl, auch wenn ihre Wangen gerötet waren. Sie hatte geweint und sie weinte immer noch. Er sah zu wie eine Träne über ihre Wange lief und bevor er nachdenken konnte, was er da eigentlich tat, beugte er sich nach vorne und küsste diese einzelne Träne weg.
 

Er spürte Leilas warmen Atem auf seiner Haut und das bereitete ihm Gänsehaut. Sie schien auch etwas zu seufzen, als seine Lippen ihre Haut berührten.
 


 

„Es tut mir Leid“, brachte sie schließlich über die Lippen, als er sie wieder ansah.
 

Liam nickte nur. „Es ist okay.“ Er würde ihr vermutlich alles verzeihen, solange sie nur bei ihm blieb. „Wie geht es dir?“ Aber würde sie ihm alles verzeihen, so dass sie überhaupt bei ihm bleiben wollte?
 

„Ich weiß es nicht.“
 

Liam nickte wieder. Natürlich wusste sie das nicht. Ihr ganzer Körper hatte gerade erst eine Wandlung durchgestanden, dass da alles noch konfus war, war klar. Für sie musste alles vollkommen wirr erscheinen, da er ihr noch nicht die Antworten gegeben hatte, die sie eben benötigte.
 

„Ich wollte nicht abhauen. Ich wollte nach Hause. Zu Tuxedo.“
 

„Okay“, sagte Liam mit ruhiger Stimme und sah sie einfach nur an. Er war ihr nicht mehr böse, weil sie einfach das Haus verlassen hatte. Das hatte er ihr schon verziehen, als er sie auf den Boden sitzen saß. „Darf ich dir einen Vorschlag machen?“
 

„Ich denke schon“, meinte sie.
 

Das war eine Antwort, die Liam lächeln ließ. Warum konnte diese Frau nicht einfach ‚Ja’ oder ‚Nein‘ sagen. Aber dann würde er sie vielleicht nicht mehr so hinreißend finden. „Wir fahren wieder zu mir und du legst dich erst mal hin. Dann werden wir reden.“ Sie sah nicht gerade begeistert von diesem Vorschlag aus. „Tuxedo geht es sehr gut. Und wenn wir gesprochen haben, nachdem du geschlafen hast, fahre ich dich gerne zu deiner Wohnung.“
 

„Versprochen?“, fragte sie und schien sich mit dem Vorschlag nun doch anzufreunden.
 

„Versprochen. Ich würde dich nicht anlügen.“ Nur, dass er ihr einen Teil der ganzen Wahrheit verheimlichte. Aber das war ja etwas anderes. Die Sache war komplizierter. Und wenn man es als Lüge zählen würde, dann war es eine Notlüge.

Doch bevor er sich weitere Gedanken darüber machen konnte, ob es sich in diesem Fall um eine Notlüge halten würde, griff er nach Leilas Hand und führte sie zu seinem Auto.
 

Er hielt ihr die Beifahrertür auf, wartete bis sie sich hingesetzt hatte und schloss sie dann wieder, bevor er um das Auto ging und sich hinters Lenkrad setzte. Liam sah noch mal kurz zu Leila, stellte fest dass sie ihn nicht ansah, aber angeschnallt war und fuhr dann los. Der Tag war für sie wirklich sehr anstrengend gewesen und er wollte einfach nur, dass sie sich jetzt ausruhte.
 


 

„Ich glaube nicht, dass du mich angelogen hast“, meinte Leila zu Liam, als sie in die Garage einfuhren. Sie saßen noch im Auto, während das Tor wieder runter fuhr. Keiner der Beiden hatte es eilig, das Auto zu verlassen.
 

Liam hatte den Motor schon ausgeschaltet und sah Leila überrascht an. Beide hatten die Fahrt über nichts gesagt, die ganze Zeit hatte er überlegt was er ihr sagen sollte, doch nun fand sie die ersten Worte. Sie sah ihn bei diesen Worten nicht an, sondern starrte auf ihre Hände die in ihrem Schoss ruhten.
 

„Aber ich glaubte dir auch nicht. Es ist so schwer.“
 

„Ich weiß, Leila.“ Natürlich verstand er sie. Aber er wusste nun, dass sie ihm wenigstens glauben wollte oder zumindest dass sie wusste, dass sie nicht anlog oder ihr Märchen auftischte. Das war schon mal ein guter Anfang. Alles andere würde sich noch mit der Zeit ergeben.
 

„Ich bin müde und ich weiß gar nicht warum. Mir tut mein Kopf so weh und irgendwie ist alles anders.“ Ihre Worte klangen traurig, als nahm sie das schrecklich mit.
 

Liam wusste inzwischen, dass sie nicht immer so stark war, wie sie schien, sondern vor allem sehr sensibel war. Er spürte wie sein Herz schwer wurde, ein tieferes Gefühl hatte er noch nie gefühlt. Er wollte sie umarmen, sie an sich drücken, Leila trösten. Doch er konnte nicht. Er wusste wie. Noch nie hatte er sich jemanden so nah gefühlt, wie Leila.

Sie war eine wundervolle Person. Liebenswürdig, sensibel, stark, impulsiv und ehrlich. Sie sagte, was ihr im Kopf rum ging, sie sprach Dinge direkt heraus an, ohne lange um den heißen Brei zu reden.

„Du solltest dich ausruhen gehen.“
 

Überrascht über diese Worte sah sie ihn an. Sie hatte andere Worte von ihm erwartet. Tröstende Worte. Aber vielleicht hatte er Recht und sie sollte sich nun einfach nur hinlegen und dann würde alles gleich viel besser aussehen. Das hatte ihre Mutter ihr auch immer gesagt, wenn sie abends Kummer gehabt hatte. Ihre Mutter hatte damit auch meistens Recht gehabt. Viele ihrer Probleme verschwanden über Nacht. Manche nicht. Manche blieben ihr bis heute erhalten. Doch es gab eben nicht für alles eine wundersame Heilung. Es gab nun mal einfach Dinge auf der Welt die man nicht beenden konnte, in dem man ins Bett ging. Das war eine schreckliche Erkenntnis für sie als Kind gewesen. Die Realität hatte ihr ihre Kindheit genommen.
 

„Ja, du hast wohl Recht“, meinte sie schließlich zu ihm und schnallte sich ab.
 

„Leila, ich…“ Er griff nach ihrer Hand, als diese den Gurt löste. Sie sah ihn an und fragte sich wer dieser Liam eigentlich war. Mal war er zurückhaltend und schüchtern und dann wieder direkt und impulsiv wie sie. Es schien mehrere Fassetten von ihm zu geben und alle schienen zu diesem Rundumpaket zu gehören. Aber sie hatte schließlich auch ihre verschiedenen Seiten, die hatte wohl jeder Mensch. „Es tut mir Leid, dass ich nicht auf dich aufgepasst habe.“
 

Sie lächelte kurz und fragte sich von welchem Moment er sprach. Vom Samstag, den sie immer noch nicht ganz verstand oder von eben. „Liam, ich habe früh gelernt, dass mich niemand beschützen kann.“
 

Er ließ ihre Hand los und versuchte ihre Worte zu verarbeiten. Er dachte an die Bilder, die er gesehen hatte, als er sie gewandelt hatte. An diesen Menschen, der ihr Stiefvater sein sollte und den er aus tiefsten Herzen hasste. Ja, sie hatte wirklich früh lernen müssen, dass niemand einen anderen Menschen schützen konnte. Es passierte immer etwas, mit dem man nicht rechnete und man konnte auch nicht den 24-h-Babysitter spielen.
 

„Du musst dich also nicht entschuldigen.“ Sie öffnete die Tür und stieg aus.
 

Er sah ihr hinterher, als sie die Tür zuschmiss und erst dann stieg er aus. Leila wirkte wieder vollkommen ernst. Sie war nicht mehr das fröhliche Kind, dass mit ihrem Cousin im großen Garten des Großvaters rumspielte, das auf Bäume kletterte und sogar noch lachte, wenn es hinfiel. Aber er wollte ihr Lachen hören. Er wollte sich zur Aufgabe machen, Leila wieder Lachen zu hören. Ja, er wollte sie aus reinem Herzen lachen hören, dieses glockenhelle Geräusch. Es war wie die schönste Melodie gewiesen, die er gehört hatte und immer wenn er eingeschlafen war, bettete dieses Lachen ihn in den schönsten Traum.
 

Liam schloss das Auto mit der Fernbedienung ab und legte Leila die Hand auf dem Rücken um mit ihr wieder ins Haus zu gehen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2009-12-23T16:28:00+00:00 23.12.2009 17:28
Hey
ein super kappi
und echt schön geschrieben ^-^
die beiden sind auch zu süß *sfz*
schreib schnell weiter
lg<3
nami
Von: abgemeldet
2009-12-23T10:53:19+00:00 23.12.2009 11:53
Ein super Kapitel!
Schön, dass ´sie Liam jetzt zumindest etwas Glauben schenkt
Es ist wirklich rührend wie er sich um sie kümmert und ich finde du bringst seine teilweise Verzweiflung wirklich klasse rüber
Freu mich schon wenns weitergeht^^
lg fireflys
Von:  TigerNagato
2009-12-22T19:43:33+00:00 22.12.2009 20:43
ein schönes kapitel^^
er hat sie also gefunden und sie hält ihn nicht mehr für verrückt^^
das ist doch schon einmal etwas!
ich bin gespannt, wie es weiter geht


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