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Tiefrote Küsse

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Kapitel 14

„Hast du sie noch alle?“

„Leila, beruhig dich doch. Es ist nicht so schlimm, wie du…“

„Nicht so schlimm?“, unterbrach Leila Sullivan ihn sofort, denn sie wollte nichts mehr davon hören. „Nicht so schlimm? Ist das dein Ernst?“

„Ja, es ist mein Ernst. Lass es mich dir doch erklären.“

„Nein! Du hast mir schon genug erklärt“, schrie Leila Liam an, welcher versuchte sie zu beschwichtigen, aber ziemlich erfolglos erschien. „Ich habe genug von deinen Erklärungen!“
 


 

Marissandra stellte gerade in aller Seelenruhe die Teller auf den Küchentisch und sah, das Menas sie erwartungsvoll anblickte. „Möchtest du mir etwas sagen?“

„Hörst du das nicht?“, fragte Menas seine Mutter.

„Doch, Menas ich höre, das Liam und Leila sich wieder unterhalten.“

„Das nennst du unterhalten?“ Irgendwie überraschte ihn diese Aussage seiner Mutter nicht mal.

„Ich habe mir ehrlich gesagt schon Sorgen gemacht, als es so leise war.“ Sie war mit ihrem Essen sehr zufrieden und hoffte, dass es Leila auch schmecken würde. Sie hatte schon lange nicht mehr für einen Frischling gekocht. Sie hatte generell schon lange nicht mehr gekocht. Die meisten ihrer Familie ernährten sich nur noch von Blut oder wenn es sich nicht vermeiden ließ, eben auch Nahrung. Zum Beispiel bei einem Geschäftsessen. Und da ihre Söhne und ihre Tochter bisher nicht die Anstalten gemacht hatten, sich in einen Menschen zu verlieben, der dann eventuell gewandelt werden könnte, gab es auch keine Notwendigkeit zu kochen. Sie hatte allerdings nicht gedacht, das Liam der Erste sein würde, der sich seine Seelenpartnerin suchen würde. Besser gesagt finden würde.

„Du meinst, sie hätten sich vielleicht erwürgt?“ Zuzutrauen wäre es den beiden. Denn Menas war der Überzeugung, dass die beiden dazu im Stande wären. So wie sie sich anschrieen. Doch seine Mutter schien das irgendwie egal zu sein. Vor allem da Liam nicht der Mann großer Worte war, aber wenn es um diese Leila ging, konnte er sogar die Stimme erheben.

Marissandra rollte mit den Augen und ging zur Schublade mit dem Besteck. „Nein, Menas das hätte ich garantiert nicht gemeint.“ Sie sah ihn an und fragte sich wie sie ihre Kinder überhaupt erzogen hatte. Eigentlich war sie sich sicher, dass ihre Sprösslinge eine sehr gute Erziehung von ihr bekommen hatten. „Menas, ich frage mich gerade, wie du erzogen wurdest. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass ich nicht deine Mutter war. Würdest du mir vielleicht mal helfen? Tischdecken kannst du doch noch?“ Sie sah wie Menas sich mit einem Seufzer vom Stuhl erhob, nachdem dieser seine Zeitung zusammen faltete.

„Natürlich doch.“ Er legte die Zeitung auf die Theke und hoffte, dass er später noch mal einen Blick hinein werfen konnte. „Glaubst du denn, Liam und Leila wollen überhaupt was Essen?“
 


 

„Vampir? Du hast wohl eher eine Schraube locker!“

„Leila, rede nicht so mit mir“, nun wurde auch Liam etwas lauter.

„Ich rede mit dir wie ich will.“

„Garantiert nicht!“

„Willst du mir vielleicht den Mund zukleben?“

„Wenn mir nichts anderes übrig bleibt.“
 


 

„Na ja, wenigstens hat er ihr das mit der Vampirsache erzählt“, meinte Marissandra. Das war wenigstens etwas Gutes. Allerdings hatte er ihr noch nicht gesagt, dass Leila nun auch ein Vampir war. Sie selber bezeichneten sich ja nicht als Vampire. Aber es wäre die Bezeichnung die Leila wohl am geläufigsten war. Aber anscheinend war sie mit dieser Bezeichnung nicht so einverstanden, wie sie gedacht hatten. Vermutlich kannte diese junge Frau nur die Beschreibungen aus Büchern und Filmen. Beschreibungen, die mit der Realität nicht wirklich was gemein hatte.

Ein paar Übereinstimmungen gab es schon. Zum Beispiel die Empfindlichkeit gegenüber UV-Strahlen, allerdings würden sie nicht verbrennen. Eine Sonnenbrille reichte eigentlich aus, da vor allem ihre Augen sehr sensibel auf das Licht reagierten. Die Reißzähne, das Markenzeichen der Vampire, war auch nicht gelogen. Aber sie liefen damit nicht die ganze Zeit rum. Dann die Tatsache, dass sie nachts lebten, stimmte auch nicht so richtig. Gut, es gab die Krieger, solche wie Liam, die in der Nacht jagten. Aber das taten sie nur, weil es am Tag soviel Aufsehen erregte. Und all die Jahre hatte das ja auch einsamfrei funktioniert, bis Liam Leila begegnet war. Die meisten anderen arbeiteten tagsüber, auch wenn sie Nachtschichten vorzogen. Eine Sache die ihre Rasse von den Menschen besonders unterschied, war das Faktum, dass sie sich nur einmal mit jemand anderen binden. Sie waren sehr monogam und für sie gab es nur einen einzigen Partner. Wenn dieser verstarb, dann war man eben allein und man kümmerte sich um die Familie oder um Freunde.
 


 

„Vampir? Nun komm schon, das kann doch wohl schlecht dein Ernst sein?“

„Leila… bitte“, sie hörte wie Liam regelrecht mit den Zähnen knirschte. Ihr armer Sohn. Aber nein, sie hatte noch nicht das Gefühl, dass sei eingreifen musste. Sie hatte ihm heute schon mal geholfen, als sie die beiden das erste Mal getrennt hat. Nun war sie der Meinung, dass es nicht schaden würde, dass sie alleine im Wohnzimmer waren. Irgendwann würden sie sich schon vertragen.

„Hast du zu viele Schundromane gelesen?“ Leilas Stimme war immer noch laut und drohend.
 


 

Aber was war dann mit dem Abendessen?

Das würde garantiert noch etwas länger bei den beiden dauern. Sie drehte sich in der Küche um und sah zum Backofen.

„Was hast du vor? Willst du noch etwas Backen?“

Marissandra schüttelte den Kopf. „Nein. Ich habe nur das Gefühl, dass es bei Leila und Liam noch etwas länger dauern könnte. Deswegen halte ich das Essen solange warm.“ Sie schaltete den Backofen ein, nicht zu heiß. Nur zum warm halten.

„Vielleicht sollten wir zu den beiden gehen?“

„Nein, Menas. Sie sind beide alt genug.“ Sie griff nach dem ersten Topf und stellte ihn aufs Blech.

„Das klingt aber nicht so.“ Sie stritten sich und würden sich vermutlich demnächst noch die Köpfe einschlagen.

„Die kriegen das schon hin. Vertrau doch mal auf deinen Bruder.“

„Warum musst du nur so dickköpfig sein?“, schrie Liam Leila an und Menas zuckte mit den Schultern, als seine Mutter weiterhin in aller Ruhe die Schüsseln in den Backofen stellte.
 


 

„Warum musst du nur so dickköpfig sein?“

Leila sah Liam wütend an, als er diese Worte von sich gab. Sie biss sich auf die Unterlippe und wusste nicht auf wen sie wütender war. Auf ihn, weil er so einen Stuss erzählte oder auf sich selber, weil sie ihn geküsst hatte. Und Gott, war dieser Kuss toll gewesen. Sie wurde schon lange nicht mehr so sinnlich geküsst. Eigentlich wurde sie noch nie so sinnlich geküsst. Dieser Kuss war irgendwie einmalig gewesen.

Aber er hatte kein Recht sie dickköpfig zu nennen. Sie wusste selber dass sie es war, aber deswegen musste ihr das ja wohl kaum in einen Streit an den Kopf werfen. Vielleicht war sie wütender auf ihn, als auf sich.

„Dann bin ich eben dickköpfig“, murmelte sie vor sich und drehte ihm mit verkreuzten Armen vor der Brust den Rücken zu. Ja, sie hatte schon immer seinen eigenen Kopf gehabt, aber so wie er es gesagt hatte, war es etwas Schlechtes gewesen. Nur sie selber wusste, dass sie diesen Dickkopf in der Vergangenheit gebraucht hatte, sonst würde sie nicht hier stehen.

„Leila…“

„Nein, du hast genug gesagt“, unterbrach sie ihn wie so oft schon. „Wir haben genug gesagt.“

Liam sah wie sie seufzte und fuhr sich durchs Haar. Ja, sie hatte Recht. Sie hatten sich heute wirklich schon so viel an den Kopf geworfen. Mal schrieen sie sich an und dann sahen sie sich ruhig und verzweifelt an. Es war eine komische Situation und er wollte irgendetwas sagen, was diese Situation vereinfachen würde. Doch ihm fiel nichts ein.

Leila hatte wieder einen roten Kopf und er hörte, dass ihre Atmung auch schnell ging. Beide hatten sich in Rage geredet, doch nun stand sie mit dem Rücken zu ihm. Etwas, was er so gar nicht von sich kannte. Die blonde Frau, schien aber Wesenzüge in ihm zu wecken, die lange geschlafen hatten.

„Es tut mir Leid.“ Das war das erste was ihm einfiel, was in Frage kam nun ausgesprochen zu werden. Er wollte, sie wieder ansehen, wollte ihr Gesicht sehen, wenn er mit ihr sprach.

„Mir auch“, hörte er ihre Stimme leise. Er spürte, dass sie versuchte ihre Stimme wieder zu besänftigen, ihren Körper damit eingeschlossen. „Ich weiß nicht, warum wir uns immer wieder anschreien müssen.“ Sie drehte sich zu ihm um und er sah, dass sie ihre Worte sehr ernst meinte. Ja, ihm würde auch etwas Besseres einfallen, als ihr harte Worte an den Kopf zu werfen. Er könnte wieder ihre Lippen küssen, ihren Duft wieder einatmen, der ihn benebelte. Er wollte sie spüren und sie umarmen, fest an sich drücken und gar nicht mehr loslassen.

Doch warum mussten sie sich immer anschreien und damit jegliche Form von Romantik zerstören? Warum dachte er an Romantik? Es war ja nicht so, dass er den Streit hervorrief oder dass er sich gerne mit ihr stritt. Nein, er wollte diese Sache ruhig klären, doch sie gerieten immer wieder aneinander und er wusste nicht warum.

„Ich auch nicht, Leila.“
 

„So, nun lasst uns mal was Essen“, meinte Marissandra, die plötzlich im Wohnzimmer stand.

Liam hatte gar nicht mitbekommen, dass seine Mutter herein gekommen war. Er wusste auch nicht, ob er froh darüber sein sollte oder nicht. Auch wenn sie sich eben gestritten hatten, so hob sich die Stimmung wieder etwas an. Eigentlich schrieen sie ja nur nicht mehr.
 

„Ich habe Kartoffelauflauf gekocht. Leckeren Rosenkohl gibt es auch, der soll ja sehr gesund sein. Sie mögen doch so was, Leila?“ Marissandra sah Leila fragend an und auch Liam sah wieder zu Blonden.
 

Leila sah Liam an, sie wollte ihm noch so Vieles sagen, nickte dann aber Marissandra zu. „Ja, das klingt sehr lecker.“ Sie wollte ihr Gespräch nicht so im Raum stehen lassen, aber nun wurde es anscheinend von Marissandra erst mal beendet. Vielleicht würde sie ja noch mal die Gelegenheit kriegen, mit Liam darüber zu reden. Über diese Vampirsache. Natürlich glaubte sie nicht an Vampire oder an sonstige mystische Lebewesen, denn das war es für sie. Mystische Lebewesen, die der Fantasie entsprachen. So wie Werwölfe, Hexen die auf Besen reiten, Tiere die sprechen und andere Fabelwesen. An all das glaubte sie nicht.

Sie glaubte eigentlich an kaum etwas, außer an das was sie selber erreichen konnte, wenn sie es nur wollte. Sie glaubte an sich selber. Den Glauben zu allem anderen hatte sie verloren.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2009-12-16T18:51:59+00:00 16.12.2009 19:51
Ui sie haben sich geküsst!!! *freu*
Aber dass sie ihm dann schon wieder nicht glaubt....
So ein Dickkopf, wobei verstehen kann ichs ja schon, das ist ja nix alltägliches wenn man gesagt kriegt, dass jemand bekanntes ein Vampir ist
Wirklich ein super Kappi!!
Freu mich schon aufs nächste
lg fireflys
Von:  Guardian
2009-12-16T17:38:07+00:00 16.12.2009 18:38
*:* love it XD
Von: abgemeldet
2009-12-16T17:04:31+00:00 16.12.2009 18:04
Oh der Arme Liam, jz sagt er ihr das schon und dann glaubt sie ihm nich mal ^-^
aber is j auch schwer vorstellbar
tolles kappi
schreib schnell weiter
LG<3
nami


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