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ein BÖSER (?) draco malfoy

DM/HP
von

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Danach

Kalter Wind wehte über meine Wangen. Vorsichtig fuhr ich mir mit den Fingern über die Lippen. Ich spürte immer noch die Berührung, als wäre Potter immer noch hier und würde mich immer noch küssen. Mit einem leisen Seufzen wand ich den Kopf zum Himmel. Wie hatte ich nur so reagieren können? Wie ein kleiner Schuljunge hatte ich apathisch dagestanden, nichts erwidert und einfach rein gar nichts getan. Als Potter dann endlich aufgehört hatte und einen Schritt zurück getreten war, hatte ich mich wenigstens zu einem verächtlichen Blick gezwungen. Daraufhin hatte er den Kopf weggedreht, sich auf die Lippen gebissen und war ins Schloss verschwunden.

Das Ganze war nun etwa zehn Minuten her und ich stand immer noch völlig regungslos hier. Ich spürte nicht einmal die Kälte und den Nebel, die sich langsam über die Ländereien Hogwarts’ zogen. Meine Gedanken waren völlig auf den Kuss fixiert. War er in mich verliebt? Potter in mich…? Das war eigentlich unmöglich. Doch wieso machte er sich dann in letzter Zeit so viele Gedanken um meine Probleme. Und dann hatte er noch gesagt, er wolle nicht, dass ich so werde wie meine Eltern. Hätte er es nicht dabei belassen können? Das war ja schon schlimm genug. Potter hatte soweit Gefühle für mich entwickelt, dass er nicht wollte, dass ich auf der Seite des dunklen Lords kämpfte.

Verwirrt verzog ich das Gesicht und schüttelte dann den Kopf, bevor ich mich schließlich doch in Bewegung setzte. Als ich das Schloss betrat, knurrte mein Magen. Von der Großen Halle her hörte ich laute Stimmen. Automatisch durchquerte ich die Eingangshalle.

„Draco!“

Ich drehte mich um und sah, wie Blaise die Stufen hinauf geeilt kam.

„Wo warst du denn? Nicht beim Spiel und als ich zurückgekommen bin, warst du auch nicht im Schlafsaal.“

Ich wartete, bis er bei mir war und lief dann weiter zur Großen Halle. Blaise versuchte mit mir Schritt zu halten.

„Hey, was ist denn los?“

„Nichts.“

Blaise schwieg. Als wir am Gryffindortisch vorbei kamen, richtete ich meinen Blick geradeaus. Potter zu sehen war nun wirklich das Letzte, was ich wollte. Ich wusste nicht, wie ich nun reagieren sollte.

„Potter ist ja gar nicht da.“

Verwunderung klang in Blaise’ Stimme mit: „Und das, wo er doch gerade eben noch den Quidditchpokal gewonnen hat.“

Ich ließ meinen Blick über den Gryffindortisch wandern. Tatsächlich war der Platz zwischen Granger und Weasley noch frei.

Ich zuckte mit den Schultern.

„Wer weiß, vielleicht holt er sich bei Dumbledore noch ein bisschen Lob ab. Er muss doch ordentlich als Held gefeiert werden“, erwiderte ich so verächtlich, dass es selbst Blaise wunderte.

„Sag mal, was ist denn mit dir los? Ist irgendwas passiert?“

Ich schüttelte den Kopf und setzte mich zu den anderen Slytherins.

„Hey Draco!“, Parkinson winkte mir lächelnd zu und schob sich dann auf den Platz mir gegenüber.

„Hast du schon gehört? Gryffindor hat den Quidditchpokal gewonnen.“

Ich zuckte mit den Schultern, murmelte ein: „Na und“, und häufte mir dann etwas von den Spaghetti auf den Teller.

„Wie ‚na und’? Das kann dir doch nicht egal sein? Diese kleinen Ratten gewinnen schon wieder den Hauspokal. Tu doch was!“

Sie strich mit ihrer Hand über meinen Arm. Ich wand angewidert den Blick ab und blieb an der Eingangstür zur Großen Halle hängen. Potter schob sich gerade lächelnd mit der rothaarigen Weasleyschwester im Arm herein.

„Was soll ich denn da bitte machen, Parkinson!“

Wütend befreite ich meinen Arm aus ihrer Umklammerung und aß weiter. Ohne noch einmal den Blick zu heben, drehte ich mir die Spaghetti auf die Gabel und schob sie mir in den Mund.

Neben mir machte Blaise eine beschwichtigende Handbewegung in Richtung Parkinson.

„Lass ihn, er hat mal wieder schlechte Laune“, flüsterte er leise.

Es reichte. Blaise musste nicht auch noch meinen ‚Beschützer’ spielen.

„Ich habe keine schlechte Laune, verdammt!“

Ich knallte meinen Löffel auf den Tisch und bespritzte Parkinson mit Soße.

„Sorry Draco, ich wollte doch nur…“, begann Blaise, doch er kam nicht weiter. Ich war schrecklich gereizt in dem Moment. Erst Potter und jetzt Blaise, der dachte, dass er sich um mich Sorgen machen müsste.

„Es interessiert mich einen Scheißdreck, was du wolltest! Hört endlich alle auf euch um mich Gedanken zu machen. Ich bin es leid“, zischte ich so leise es mir möglich war und stand auf.

„Ich gehe schlafen. Gute Nacht!“

Ich verließ die Große Halle. Mit schnellen Schritten eilte ich in Richtung Gemeinschaftsraum. An der leicht grün schimmernden Wand angekommen, sagte ich: „Todesser“, und trat ein.

„Porkin! Bring mir einen Tee!“, befahl ich, als ich den kleinen Steve Porkin auf dem Sofa lümmeln sah. Dieser nickte nur ängstlich und verschwand. Ich lief an seinen erschrockenen Freunden vorbei in Richtung Schlafsaal. Dort angekommen zog ich mir mein Hemd aus. Dann die Schuhe, als es an der Tür klopfte. Ich öffnete.

„Ihr… ihr Tee!“, piepste der Kleine und starrte mich mit seinen grünen Augen voller Furcht an. Ich stockte, nahm ihm dann aber den Tee ab und stellte ihn auf meinen Nachtschrank.

„Was guckst du so? Verzieh dich.“

Damit verschwand er auch schon wieder in Richtung Gemeinschaftsraum. Ich entledigte mich nun auch meiner Hose und zog die Schlafsachen an.
 

Wahrsagen. Der parfümartige Geruch stieg mir in die Nase. Halb schlafend saß ich in einer Ecke des Turmzimmers, den Kopf an die Wand gelehnt. Professor Trelawney versuchte gerade in Potters Handlinien zu lesen.

„Eine sehr kurze Lebenslinie, Mr. Potter. Sehr kurz, ja in der Tat…!“

Ich schnaubte verächtlich und gähnte.

„Ja Mr. Malfoy?“

Ich schreckte hoch.

„Was?“

Professor Trelawney stand nun direkt vor mir und starrte mich durch ihre überdicken Brillengläser leicht verstimmt an.

„Sie wollten etwas sagen?“

Was hätte ich antworten sollen? Dass es mir sonst wo vorbei ging, wie lange Potter noch zu leben hatte? Oder dass sie endlich damit aufhören sollte so zu tun, als hätte sie Ahnung von diesem Fach?

„Ich… ähm nein?“

Schlaue Antwort, Draco…! Das konntest du auch schon mal besser.

„Nun, dann macht es ihnen doch sicher nichts aus, wenn ich Ihre Handlinien einmal deute?“

Die Chance ein ‚nein’ zu erwidern, ließ sie mir gar nicht erst. Unsanft schob sie Blaise zur Seite und setzte sich auf eines der weichen Kissen neben mir.

„Nun, dann lassen Sie mich mal sehen!“

Sie griff nach meiner Hand und begann sie eifrig zu studieren. Ich kam mir reichlich blöd vor. Die ganze Klasse starrte inzwischen zu mir herüber und Weasley machte irgendwelche Witze. Ich verkniff mir einen kontrollierenden Blick in Potters Richtung, um herauszufinden, ob er lachte oder nicht.

„Oh, sehr interessant…“

Ich wand meine Aufmerksamkeit wieder Professor Trelawney zu.

„Sehr interessant“, stellte sie erneut fest.

„Ja was denn?“, Parkinson war eifrig näher gerückt.

„Nun Mr. Malfoy, Sie scheinen im Moment unter gewaltigem Stress zu stehen. Sehen Sie hier!“

Sie deutete auf eine der Linien.

„Sehr viele Kanten. Und hier, eine Verzweigung in der Linie. Vielleicht werden sie bald vor einer wichtigen Entscheidung stehen, die Ihr Leben verändern wird.“

„Oh bitte!“, stöhnte ich leise, doch Parkinson rutschte aufgeregt näher.

„Und weiter?“

Professor Trelawney ließ sich Zeit. Mir kam es vor, als kostete die allgemeine Aufmerksamkeit richtig aus. Sie strich mehrfach mit einem ihrer langen Finger über meine Hand.

„Sehen Sie hier!“, meinte sie schließlich.

„Ein kleiner dunkler Punkt. Vielleicht hat das etwas mit einer Person in ihrem Umfeld zu tun.“

Sie warf Blaise einen Blick zu.

„Dunkler Punkt… Nun ja, vielleicht sollten Sie eine gewisse Person mit dunklen Haaren meiden. Tut mir leid, aber genaueres kann ich dazu auch nicht sagen.“

Blaise neben mir grinste.

„Sind Sie jetzt endlich fertig?“

Ich entriss ihr meine Hand. Unter meinem wütenden Blick wand sie sich dem nächsten Schüler zu. Blaise kicherte neben mir.

„Nun ja Draco, das wird aber eine einsame Zeit werden, wenn du dich jetzt von mir fern hältst. Ich hoffe doch, du nimmst ihr Gerede nicht ernst!“

Ich antwortete nicht. Stattdessen versuchte ich krampfhaft nicht in Potters Richtung zu schauen, denn wer mit dieser dunkelhaarigen Person gemeint war, das konnte ich mir nur allzu gut vorstellen.

Als die Stunde endlich zu vorbei war, zog ich Blaise so schnell es ging hinter mir her.

„Lass uns hier verschwinden.“

Ich wollte von Potter weg. Es reichte schon, dass ich nachher noch Verwandlung mit ihm haben würde. Zaubereigeschichte half mir aber auch nicht wirklich meine Gedanken von Potter weg zu bekommen. Ich hatte noch nicht einmal das Thema richtig verstanden, da döste ich schon vor mich hin.

„Ich will nicht, dass du so wirst wie deine Eltern.“

Schon waren die Erinnerungen an den Samstagabend wieder da. Die Erinnerungen an Potters Worte und an den Kuss.

Ich schreckte hoch. Mein Blick wanderte durch das Klassenzimmer und ich registrierte, dass ich mich immer noch im Unterricht befand. Mit einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass nicht wirklich viel Zeit vergangen war. Ich wand mich zu Blaise, der echt teilnahmslos neben mir hockte. Ich tippte ihn an.

„Wasn los?“, fragte er schläfrig.

„Ich fühl mich nicht gut. Geh mal in den Krankenflügel.“

Blaise nickte nur und ich packte meine Sachen. Unbemerkt verschwand ich aus dem Klassenzimmer und beschleunigte meine Schritte. Mir war gerade eine Idee gekommen. Ich würde meinen Besen holen. Ich war schon ewig nicht mehr geflogen und ich hoffte, dass mir das Fliegen die Gedanken an Potter vertreiben würde. Schnell hatte ich meinen Besen geholt und eilte durch die Eingangshalle.

„Malfoy.“

Ich erschrak und drehte mich um. Potter. Der schien mich wirklich zu verfolgen. Betont lässig, obwohl ich mich überhaupt nicht danach fühlte, zog ich eine Augenbraue hoch.

„Freistunde, Potter? Oder schleichst du dich etwa aus dem Unterricht? Das wird Dumbledore aber gar nicht gefallen.“

Potter machte einen Schritt auf mich zu.

„Falls es dich beruhigt, ich habe eine Freistunde, aber du nicht soweit ich weiß.“

Ich zuckte mit den Schultern und machte einen Schritt zurück.

„Was geht es dich an?“

„Ich wundere mich nur, dass du einfach schwänzt. Wieso?“

Seine Stimme klang unsicher. Ich runzelte die Stirn, fing mich dann aber wieder.

„Lass das Potter. Es geht dich rein gar nichts an und du hast doch Trelawney gehört. Ich soll mich von schwarzhaarigen Personen fern halten. Also verschwinde.“

Die Ironie war nicht schwer zu überhören.

„Seit wann gibst du etwas darauf, was Professor Trelawney sagt?“

„Seit wann kennst du mich so gut, um das zu beurteilen?“, stellte ich die Gegenfrage.

Wir schwiegen. Erneut musste ich an Samstagabend denken. Der Kuss. Was hatte das zu bedeuten?

„Was willst du von mir, Potter?“

Mir fiel nichts anderes ein, was ich hätte sagen können.

„Habe ich das am Samstag nicht deutlich gemacht?“

Potters Blick wanderte auf einen Punkt hinter mir. Ich umklammerte meinen Besen. Sollte es wirklich so sein, wie ich es mir zusammen gereimt hatte?

„Verarsch mich nicht, Potter.“

Die Lust aufs Fliegen war mir gründlich vergangen. Ich schulterte meinen Besen und setzte mich in Bewegung. Zurück zum Gemeinschaftsraum.

„Wo willst du hin?“, rief Potter mir hinterher.

„Irgendwohin, wo du mich nicht mehr nerven kannst!“

Dann lief ich schnell die Stufen zu den Kerkern hinunter. Die kühle Luft schlug mir entgegen. Viel schneller als sonst erreichte ich den Schlafsaal, ließ meinen Besen fallen und legte mich aufs Bett. Mir war schwindlig. Mein Verstand sträubte sich dagegen, das zu glauben, was eigentlich offensichtlich war.

„Draco?“

Die Tür flog auf. Erschrocken fuhr ich von meinem Bett hoch.

„Da bist du ja. Ich hatte keine Lust mehr auf Zaubereigeschichte und außerdem habe ich mir Sorgen um dich gemacht. Madam Pomfrey hat gesagt, du wärst nicht bei ihr gewesen. Da habe ich überall gesucht.“

Stöhnend ließ ich mich zurück ins Bett fallen.

„Jetzt hast du mich ja gefunden.“

„Was ist denn los? Geht’s dir nicht gut? Du bist ganz blass. Vielleicht solltest du doch in den Krankenflügel.“

Ich schüttelte den Kopf und drehte meinen Kopf von Blaise weg. Ich war nicht krank und wieso ich blass war, das wusste ich auch ohne Madam Pomfrey.

„Lass uns lieber langsam in die Große Halle gehen. Der Unterricht ist bald vorbei und ich habe verdammt Hunger.“

Hunger hatte ich zwar überhaupt nicht, aber ich wollte auch nicht weiter mit Blaise reden. Ich wollte gar nicht mehr an Potter denken und Essen war da die beste Ablenkung.

Ich setzte mich auf und stand auf. Blaise schaute mich leicht irritiert an, wand dann aber resigniert den Blick zur Seite und fand sich damit ab, dass er mir wohl oder übel in die Große Halle folgen musste. Ich hatte gut geschätzt. Die ersten Schüler kamen die Treppen herunter und eilten in die Große Halle. Das Essen stand bereits auf den langen Haustischen und ein gleichmäßiges Summen der Stimmen der Schüler drang in die Eingangshalle. Mit großen Schritten durchquerten Blaise und ich die Halle, vorbei am Gryffindortisch, und setzten uns auf freie Plätze. Parkinson, Crabbe und Goyle waren noch nicht da. Ich grinste höhnisch und stellte mir vor, wie sie immer noch im stinklangweiligen Zaubereigeschichtsunterricht sitzen würden.

Eigentlich konnte ich ja ganz zufrieden mit mir sein. Außer dass Potter sich in letzter Zeit äußerst für meine Probleme zu interessieren schien, war mein Leben ganz in Ordnung. Seit ich ein paar Tage im Krankenflügel verbracht hatte, waren keine Briefe meines Vaters gekommen. Höchstens ein paar meiner Mutter, die mir schrieb, dass Vater zur Zeit beschäftigt wäre, sie mich liebte und dass sie für meinen Geburtstag im Juni schon etwas besonderes geplant hätten. Da sie mit keiner Silbe erwähnt hatte, dass es mit dem dunklen Lord zu tun haben könnte, glaubte ich nicht, dass es erneut der Plan war, mich zu einem Todesser zu machen.

Genüsslich spießte ich mir eine Bratwurst an und häufte Kartoffelpüree auf meinen Teller. Während ich die Wurst aß, setzten sich Crabbe und Parkinson zu uns. Ich blickte verwirrt auf.

„Wo ist Goyle? Der lässt sich doch sonst kein Mittagessen entgehen.“

„Der schläft noch“, Parkinson gähnte und griff nach einer Bratwurst. Dann ließ sie ihren Blick wieder zu mir schweifen. Ich schaute schnell weg, drehte meinen Kopf jedoch in Richtung Gryffindortisch, den ich bis jetzt erfolgreich vermieden hatte anzusehen. Pansy schien mein Desinteresse an einem Gespräch mit ihr jedoch nicht zu bemerken. Mit ihrer kalten Hand streichelte sie meinen Arm.

„Draco Schatz, wie geht es dir eigentlich? Du hast vorhin so stürmisch das Klassenzimmer verlassen.

Mit einem angewiderten Blick auf ihre Hand, brachte ich sie dazu, ihren Arm sofort wegzunehmen. Dabei bemerkte ich jedoch auch, dass Potter interessiert und mit einem seltsamen Ausdruck im Gesicht zu uns rüber starrte. Schnell änderte ich meine Taktik.

„Nicht so gut. Kopfschmerzen, weißt du“, log ich und löffelte weiter mein Kartoffelpüree. Blaise warf mir einen skeptischen Blick zu. Ich zuckte nur mit den Schultern.

„Oh Draco, wirklich? Ich wusste ja nicht, dass es so schlimm ist. Vielleicht solltest du lieber in den Krankenflügel und den Verwandlungsunterricht sausen lassen!“

Ich schüttelte den Kopf. Und strich dann leicht angewidert über ihre Finger. Schnell warf ich einen prüfenden Blick in Richtung Gryffindortisch. Zu meiner Enttäuschung, war Potter wieder in ein Gespräch mit Weasley vertieft. Schnell zog ich meinen Arm unter Pansys Hand weg. Wenn Potter nicht einmal hinschaute, brauchte ich das ganze Theater auch nicht abzuziehen. Ich wurde leicht wütend darüber, dass er sich nicht von mir provozieren ließ.

„Nein, nein das geht schon.“

Gerade, wo ich den Spruch beherrschte, den McGonagall uns aufgegeben hatte zu lernen, würde ich nicht schwänzen.

„Oh, aber wenn es dir nicht gut geht, dann musst du es mir sagen! Ich spreche dann mit McGonagall.“

Ich nickte schwach und kratzte dann meinen Teller leer.

„Lass uns gehen, Blaise!“, flüsterte ich und zog ihn am Ärmel von seinem Platz.

„Wir sehen uns dann, Pansy. Ich will mich noch etwas ausruhen.“

Ich lächelte sie an und verschwand dann mit Blaise im Schlepptau aus der Großen Halle.

„Heuchler!“, schimpfte Blaise hinter mir. Ich musste lachen.

„Ach, lass mir doch den Spaß.“

Blaise grummelte.

Gut gelaunt, betrat ich das Klassenzimmer für Verwandlung. Doch als ich den Fuß über die Schwelle setzte, schlug meine Laune schlagartig um. Die einzigen freien Bänke waren an dem Tisch, an dem Potter und Weasley saßen. Ich schob eilends Blaise auf den Platz neben Potter und setzte mich selbst dann so weit nach außen, dass ich fast vom Stuhl fiel.

„Da Sie nun alle endlich da sind, fangen wir mit dem Unterricht an. Die Hausaufgabe, die ich Ihnen bis heute erteilt habe, verschieben wir auf nächstes Mal.“ Mir sank mein Herz in die Hose. Wieso immer ich? Da konnte ich einmal einen Spruch perfekt und McGonagall wollte ihn nicht sehen. Wie sollte ich denn je zu ordentlichen Noten in diesem verdammten Fach kommen?

„Ich habe heute von Professor Hagrid eine ganze Reihe Flubberwürmer bekommen. Sie gedeihen im Moment bei dem Wetter prächtig und dienen uns hervorragen dazu, die Verwandlung von Tieren in eine andere Tierart zu üben. Nehmen Sie sich nun jeder drei Stück und legen Sie die Flubberwürmer in eine kleine Schachtel, die Sie vor sich auf den Tisch stellen.“

Nun wurde mir noch unwohler. Nicht nur, dass ich furchtbar schlecht war in Verwandlung von Tieren, mir fiel die Sache mit der Raupe wieder ein, nein, ich fand Flubberwürmer auch noch furchtbar eklig. So glitschig.

„Muss das sein?“, maulte ich und erntete dafür einen tadelnden Blick von McGonagall.

„Ja, Mr. Malfoy und ich erwarte heute von Ihnen hervorragende Leistungen. Sonst muss ich ihnen leider mitteilen, dass Sie in Verwandlung mit Ihren Noten äußerst schlecht dastehen.“

Vom äußersten Ende des Tisches hörte ich schadenfrohes Lachen.

„Sie sollten lieber Ihren Mund halten, Mr. Weasley. Ihr letzter Zauber war auch nicht der Beste. Ihr Ferkel hatte immer noch den Titel des Buches, das sie verwandeln sollten, auf dem Rücken.“

Sofort verstummte das hämische Lachen und ich grinste in mich hinein.

„Hier.“

Blaise stellte vor mir eine Schachtel mit Flubberwürmer ab und setzte sich dann wieder neben mich.

„Da du keine Anstalten gemacht hast aufzustehen, habe ich dir einfach mal welche mitgebracht.“

Ich rutschte auf meinem Stuhl so weit wie möglich nach hinten und schob die Flubberwürmer von mir weg.

„Jetzt hab dich nicht so, Draco. Überleg doch mal, wer hier alles dein kindisches Verhalten sieht. Du sagst doch sonst immer, dass ein Malfoy sich so nicht benimmt“, Blaise warf mir einen zweifelnden Blick zu und ich bemerkte, wie Potter leise vorsichtig hin lachte. Ich riss mich zusammen und setzte mich wieder normal hin. Potter würde sich nicht noch einmal über mich lustig machen. McGonagall begann gerade zu erklären, wie man diese Würmer in andere Tiere verwandelte.

„Zuerst tippen Sie das Tier leicht mit der Spitze Ihres Zauberstabes an. Dann noch einmal und sagen immuto. Denken Sie dabei genau an das Tier, in welches sich der Flubberwurm verwandeln soll. Versuchen Sie dabei nicht mit den Gedanken abzuschweifen. Ich fürchte, dass dieser Fehler sonst schwere Folgen haben könnte. Nun, im Allgemeinen ist dieser Zauber recht simpel.“

Ihr Flubberwurm hatte inzwischen die Gestalt eines Papageien angenommen. Ich bezweifelte stark, dass meinem auch nur eine Feder wachsen würde.

„Ich bitte Sie nun, Ihre Flubberwürmer in folgende Tiere zu verwandeln.“

Sie deutete auf die Tafel und unsere Aufgabe, sowie die zu bearbeitenden Tiere erschienen in blendend weißer Schrift. Ich stöhnte. Eine Maus, das sollte ich noch hinbekommen, aber ich wusste nicht, was bei meinem Versuch einen Fuchs und einen Papagei entstehen zu lassen, passieren würde.

„Da diese Aufgabe benotet wird, werde ich Sie in Paaren zusammen arbeiten lassen.“

Ich rutschte automatisch mit meinem Stuhl auf Blaise zu.

„Nein, nein Mr. Malfoy. Was soll denn dabei heraus kommen, wenn Ihr Freund Ihnen hilft die Aufgabe zu lösen. So lernen Sie doch nie etwas.“

Ich schluckte und ahnte schon das Schlimmste. Mein Blick wanderte zu Potter.

„Ms. Granger! Kommen Sie doch bitter hier her und nehmen den Platz von Mr. Zabini ein. Zabini, Sie werden mit Ms. Patil arbeiten. Potter und Weasley…!“

Dann fuhr sie fort. Ich saß wie versteinert auf meinem Stuhl. Granger. Das Schlammblut! Das war schlimmer als mit Potter.

„Na dann, Malfoy, zeig mal, was du kannst!“

Ich schnaubte wütend und überging ihren höhnischen Unterton in der Stimme.

„Wäre es nicht klüger, wenn du beginnst und mir erst einmal zeigst wie das geht, damit ich von dir lernen kann? Du bist doch das Genie hier.“

Ich legte soviel Ironie in diese Worte, wie ich in der Lage war. Granger zuckte nur mit ihren Schultern, hob ihren Zauberstab und deutete auf den ersten Wurm.

Immuto!

Der Flubberwurm zuckte verdächtig, schimmerte dann kurz silbern und verwandelte sich in eine kleine Maus, die aufgeregt fiepend in der Schachtel herum lief. Granger hob sie hoch und brachte sie nach vorn zu McGonagall, worauf sie sofort zehn Punkte für Gryffindor einkassierte. Ich schnaubte wütend und richtete meinen Zauberstab auf meinen Flubberwurm.

„Jetzt du, Malfoy.“

Sie saß wieder neben mir und starrte gespannt auf den Wurm.

Immuto!“, murmelte ich und konzentrierte mich voll und ganz auf eine Maus, als plötzlich ein lauter Schrei links neben mir mich ablenkte. Potter versuchte vergeblich den großen Papagei mit übergroßem Schnabel davon abzuhalten, dass er ihm den Arm abhackte.

„Ron! Was hast du mit dem Vieh angestellt? Mach das rückgängig!“

„MALFOY! HÖR SOFORT AUF“

Grangers aufgeregte Stimme erinnerte mich daran, dass ich eigentlich gerade meinen eigenen Flubberwurm in eine Maus verwandelte. Ich stellte erschrocken fest, dass meine Maus auf das Fünffache der Größe einer normalen Maus angeschwollen war. Sofort unterbrach ich den Zauber und starrte mit aufgerissenen Augen auf das Tier, was inzwischen so groß war wie ein Quaffel und es wuchs immer weiter.

„Professor McGonagall!“, schrie Granger hysterisch und deutete auf meine Maus.

„Mr. Malfoy!“, sie eilte zu unserem Tisch.

„Wie haben Sie denn das angestellt?“

Sie verwandelte die Maus zurück in einen Flubberwurm und warf mir einen strafenden Blick zu.

„Ich erwarte eine Erklärung!“

Ich biss mir auf die Unterlippe. Was sollte ich denn jetzt sagen?

„Potter hat mich abgelenkt mit seinem Gekreische!“, versuchte ich mich zu rechtfertigen, wohl wissend, dass dieser Versuch nach hinten losgehen würde. Tatsächlich zog McGonagall nur eine Augenbraue nach oben.

„Nun, dann darf ich doch davon ausgehen, dass Ihre nächsten Verwandlungen hervorragen ausfallen werden, Mr. Potter ist bereits fertig mit seiner Aufgabe und wird Sie sicher nicht mehr stören.“

Ich warf Potter einen Blick zu, der konzentriert auf seine Maus, den Fuchs und den Papagei starrte. Ich grummelte und verschränkte die Arme, während Granger ihre beiden Flubberwürmer in Windeseile verwandelte. Zu meiner Überraschung hatte mein Fuchs nur einen leichten Blauschimmer im Fell und mein Papagei war etwas weich und glitschig. Überbleibsel der Flubberwürmer.

„Mensch Draco, du hättest dein Gesicht sehen sollen, als deine Maus auf die Größe einer Melone angeschwollen ist. Es war einfach zu komisch.“

Blaise lachte sich halb tot, als wir das Klassenzimmer verließen. Potter, Granger und Weasley waren schon vor uns verschwunden. Wir begegneten ihnen wieder, als wir gerade die Große Halle betreten wollten. Weasley machte gerade Gestiken, die eindeutig danach aussahen, als würde er sich vor etwas tierisch erschrecken. Ich nahm an, dass es wohl mit meiner Reaktion auf meine Maus zu tun hatte. Sie verstummen, als ich näher trat.

„Na Weasley, du solltest dich lieber nicht über andere lustig machen, wenn du selbst fast deinen eigenen Freund mit deinem Tier zerstückelt hättest.“

Ich musterte Potter abschätzend.

„Obwohl, es wäre kein großer Verlust gewesen!“, fügte ich gehässig hinzu. Potter kniff die Augen zusammen und verschränkte die Arme.

„Malfoy, du bist und bleibst ein…“

„Na!“, schnitt ich ihm das Wort ab, „an deiner Stelle, wäre ich vorsichtig, mit dem was ich sage. Könnte ja sein, dass mir hier einige höchst interessante Details über dich herausrutschen. Das wollen wir doch nicht, oder?“

Potter schwieg. Zufrieden setzte ich meinen Weg in die Große Halle fort.

„Was meint er damit, Harry?“

„Nichts.“

Ich genoss das Gefühl, dass ich Potter drohen konnte. Endlich hatte ich die Fäden wieder in der Hand.

„Draco, was hast du gerade eben gemeint?“

Blaise musterte mich fragend. Ich schüttelte den Kopf.

„Nichts Wichtiges. Nur etwas zwischen mir und Potter.“

„Dann kannst du es mir doch erzählen. Komm schon, ich will auch wissen, was Potter so für brisante Geheimnisse hat, dass er sich sogar von dir erpressen lässt.“

Doch ich entschied, dass Blaise dieses Geheimnis noch nicht wissen musste. Schließlich war es auch peinlich für mich, dass Potter mich geküsst hatte.

Während des Essens zog es meinen Blick immer wieder zu Potter. Er schien sich unwohl in seiner Haut zu fühlen. Meine Drohung schien Wirkung zu zeigen. Er hatte tatsächlich Angst, dass ich etwas ausplaudern würde.

Als ich gerade fertig mit meinem Nachtisch war, stand Potter auf. Er schaute sich suchend in der Halle um, als sich unsere Blicke trafen, deutete er fast unmerklich auf die Tür und drehte sich um. Ich vergewisserte mich, dass niemand etwas bemerkt hatte und überlegte dann, ob ich seiner Aufforderung folgen sollte. Eigentlich widerstrebte es mir. Die anderen bedienten sich noch fleißig an der Roten Grütze. Ich entschied, dass es nicht schaden konnte, Potter noch ein bisschen nervös zu machen und sagte dann zu Blaise, dass ich schon mal vorgehen würde.

Potter wartete auf mich in einer der Nischen vor der Halle. Er spielte unsicher an dem Knopf seines Umhangs herum. Als er mich sah, hörte er auf und sein Ausdruck hatte eine Spur von Wut.

„Malfoy!“

Er trat einen Schritt nach vorn und sah mich ernst an.

„Das war doch vorhin nicht etwa dein Ernst?“

Ich zog eine Augenbraue hoch und legte den Kopf schief.

„Natürlich, Potter. Ich mache keine Scherze über so etwas. Außerdem kann es mir doch wirklich schnell passieren, dass mir etwas heraus rutscht. Vielleicht Pansy gegenüber oder noch besser Weasley oder deiner rothaarigen Freundin? Was hältst du davon? Das würde doch ein schönes Drama ergeben.“

Ich sah genüsslich mit an, wie er blass wurde.

„Tu das nicht, Malfoy.“

„Ach, und wieso nicht?“

„Du machst damit nur alles kaputt. Hasst du mich denn so sehr?“

Ich ließ die Frage unbeantwortet.

„Okay, was willst du von mir, Malfoy? Was soll ich tun, damit du niemandem davon erzählst?“

Ich zuckte mit den Schultern. Sein plötzlich verzweifelter Blick, verunsicherte mich.

„Ich überlege mir etwas.“

Dann drehte ich mich um und machte mich auf den Weg zum Gemeinschaftsraum. Ich würde mir etwas überlegen.
 

Den ganzen restlichen Abend und während des Frühstücks ging mir das Gespräch durch den Kopf. Sollte ich Potter wirklich so bloßstellen? Eigentlich hatte er mir ja nur helfen wollen.

Gerade als ich aufstehen wollte, um Potter zu sagen, dass er die Sache vergessen sollte, betrat Ginny Weasley die Große Halle. Sie lief lächelnd auf Potter zu und setzte sich auf seinen Schoß. Ich starrte den Beiden wütend auf den Rücken. Eigentlich hatte ICH gerade mit ihm reden wollen. Was bildete sich diese Weasley eigentlich ein? Und dann stieg ein Gedanke in mir hoch. Wieso war Potter eigentlich noch mit ihr zusammen, wenn er angeblich was von mir wollte? Nicht, dass ich wert auf seine Gefühle für mich legte, trotzdem fühlte ich mich seltsamerweise hintergangen.

Schnell stand ich auf und lief auf den Gyffindortisch zu. Mit zitternden Händen stand ich hinter den Beiden. Ich versuchte mich wieder in den Griff zu bekommen.

„Potter… wir müssen reden! Jetzt!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Xai
2010-02-19T09:53:24+00:00 19.02.2010 10:53
um mal auf deinen titel einzugehen.. nein, draco ist definitiv nicht böse. XD
aber ich mag ihn so ^^
ich hoffe es geht bald weiter, bin auf das gespräch gespannt


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