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Ekelhaft

von

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Draco Malfoy war verliebt.

Er hatte keine Ahnung wann es angefangen hatte.

Irgendwann in all der Zeit, zwischen diesem ersten Mal, als er ihn gesehen hatte, bei Madame Malkin, und dem letzten Mal, gestern Abend,

als sie sich quer über die Tische in der großen Halle hinweg angebrüllt hatten.
 

Harry hatte ihn als ekelhaft bezeichnet.

Ekelhaft.

Irgendwie hatte er in diesem Moment wohl merkwürdig reagiert,

jedenfalls hatte Potter verwundert die Augenbrauen zusammengezogen

und gestutzt.

Draco hatte schnell irgendwelche Beleidigungen fabriziert,

um darüber hinwegzutäuschen wie verletzt er war.

Ekelhaft.

Was störte ihn gerade daran?

Harry Potter hatte ihn schon auf die unterschiedlichsten Weisen beleidigt, ihm alles Mögliche an den Kopf geworfen, wozu sich also jetzt auf einmal aufregen?

Vielleicht weil er ihm Recht gab?
 

Lord Voldemort war tot und die Familie Malfoy war mit ihm untergegangen.

Lucius Malfoy würde für lange Zeit in Askaban bleiben und

Narcissa Malfoy war zu entfernten Verwandten in den USA geflohen,

da sie es nicht aushielt, das auf sie herabgesehen wurde, von den gleichen Leuten, die vorher vor ihr und ihrer Familie gekatzbuckelt hatten.

Man hatte einen großen Teil ihres Vermögens und ihrer Besitztümer konfisziert,

es ging alles in dem Fonds für die Opfer und Hinterbliebenen des Krieges auf.

Sie waren nicht mehr reich, nicht mehr mächtig und noch nicht einmal mehr zusammen.

Nicht, das sie vorher sehr enge familiäre Bande gehabt hätten.
 

Draco konnte seine eigene Rolle in den Geschehnissen nur mit Ekel betrachten.

Ekelhaft.

Harry Potter hatte ihn retten müssen.

Dieser schmale Junge, der immer zu ihm aufschauen musste, da er ein Stückchen kleiner war, er hatte ihn und seine Familie gerettet.

Er hatte auch bei den auf den Krieg folgenden Verhandlungen für Draco gesprochen, für Narcissa und schließlich sogar für Lucius.

Sie waren nicht die Einzigen gewesen.

Harry schien keine Rachegefühle den verbleibenden Todessern gegenüber zu haben, er setzte sich vor allem für die Jungen ein, sorgte dafür,

das Viele mit geringeren Strafen davonkamen als sie befürchtet hatten.
 

Das brachte dem Gryffindor zuerst nicht gerade Ruhm ein,

aber der Dunkelhaarige reagierte erwachsen und gut durchdacht,

Granger schien ihm dabei immer unterstützend an der Seite zu stehen.

Potter verbrüderte sich mit der Presse, die ihn vorher immer so gestört hatte,

er gab bereitwillig Interviews, die er dann aber immer dazu nutzte,

seine Einstellung klarzumachen.

Er hielt flammende Reden, das man Kinder nicht für die Taten ihrer Eltern verantwortlich machen könne und das man sich nicht eine neue Generation von Todesser durch unfaires und brutales Vorgehen heran erziehen dürfe.
 

Nach und nach hatten sich berühmte und geachtete Mitglieder der Zauberergemeinde für seine Richtung entschieden und sich offen dazu bekannt,

allen voran die Lehrer von Hogwarts,

die Mitglieder des Ordens, aber auch allgemein respektierte Persönlichkeiten wie Nevilles Großmutter, Mrs. Longbottom.
 

Draco hatte ihn die ganze Zeit über beobachtet.

Harry Potter ging mit hocherhobenem Kopf und geradlinig seinen Weg,

er musste sich hinter keiner Maske verstecken,

keine boshaften Komplette im Dunkeln schmieden oder vor einem Mann im Staub kriechen, der sich selbst zu etwas Höherem emporgeschwungen hatte.

Ekelhaft.

Wenn Draco sich mit ihm verglich, dann kam ihm dieses Wort unausweichlich in den Kopf.

Seine eigene Rolle in diesem Krieg,

er hatte sich nicht für die richtige Seite entscheiden können,

er hatte vor Angst und Panik gar nicht richtig reagieren können.

Andere hatten über ihn bestimmt, so wie schon sein ganzes Leben lang.
 

Und dazu kamen die Gefühle, die Draco in sich verbarg.

Wieso musste ihn das passieren? Wieso konnte er sich nicht in eine nette reinblütige Frau verlieben, die seiner Mutter gefallen würde und ihm wieder die Stellung in der Gesellschaft sichern würde, die sich für einen Malfoy geziemte?

Nein, es musste natürlich ein Mann sein und dann auch noch Derjenige,

mit dem er sich schon seit Jahren stritt, der ihn verachtete, der ihm immer wieder vor Augen führte, wie inkompetent und jämmerlich er war.
 

Harry Potter hatte alles gewusst und Draco gar nichts.

Er hatte noch immer geglaubt, das Voldemort genau das gleiche täte wie er, nur auf einem höheren Niveau, Schwächere und Kleinere piesacken, den Boss spielen, so wie es sich für einen reinblütigen Zauberer aus guter Familie schickte,

das hatte er von seinem Vater doch schon immer so gehört.

Nicht mehr als ein paar harmlose Scherze, um die eigene Stellung zu behaupten.

Er war ein dummer, unwissender, kleiner Junge gewesen,

bis er dann selbst gesehen hatte was Voldemort wirklich tat.

Voldemort, sein Vater und Andere, die er schon sein Leben lang kannte.
 

Er hatte auf den kalten Fliesen des schönen großen Badezimmers von Malfoy Manor gekniet und sich die Seele aus dem Leib gekotzt.

Schweiß stand ihm eiskalt auf der Stirn und Schreie hallten in seinen Ohren.

Es waren Muggel gewesen.

Sie hatten nicht gewusst was überhaupt geschah, sie hatten nichts mit all dem zu tun gehabt, waren vollkommen unschuldig.
 

Draco hatte auf die Spritzer gestarrt, die auf dem hellen Teppich gelandet waren,

den seine Mutter so sehr liebte.

Das würde wohl nicht leicht zu entfernen sein, selbst für die Hauselfen, hatte Draco vollkommen zusammenhanglos gedacht.

Er hatte seinen Vater betrachtet.

Dieser Mann, der ihn gezeugt hatte, ihn aufgezogen, zu dem er aufgesehen hatte, dieser ernste, stoische Mann, der jetzt wie ein Irrer lachte und einen Spruch sagte, der wieder Spritzer auf den Teppich fliegen ließ.
 

Es war so surreal.

Von einer Sekunde zur anderen war Draco Malfoy erwachsen geworden.

Die Zeit des Spielens war vorbei.

Er hatte nur gedacht, dass er seine Mutter vor diesem Irren schützen musste

und hatte nicht gewusst, ob damit Voldemort oder auch sein Vater gemeint waren.

Aber in diesem Moment hatte er nichts anderes tun können, als sich zusammen zu reißen, bis niemand mehr auf ihn achtete,

dann war er hinausgestürzt und war gerannt und gerannt,

hatte es gerade noch rechtzeitig zur Toilette geschafft, ehe er sich heftig erbrach.
 

Im Endeffekt hatte er nichts erreicht und niemanden gerettet.

Er war unnütz und dumm gewesen.

Jetzt war er zurück an der Schule, wiederholte das letzte Jahr, so wie die meisten seines Jahrgangs.

Die meisten Überlebenden.

Im Haus Slytherin war es leer geworden.
 

Zwischen Harry Potter und ihm hatte sich nichts geändert.

Als sie sich am ersten Tag wieder sahen, hatte das Wiesel prompt irgendeinen Spruch gemacht, das Draco Harry jetzt wohl die Schuhe küssen müsse und Draco war ausgerastet. Eigentlich hatte er über seinen Schatten springen und sich bedanken wollen,

aber stattdessen war er in seinem Stolz verletzt gewesen und seine Gefühle von Scham und Wut waren eskaliert.

Im Endeffekt bedrohten sie sich wieder gegenseitig mit dem Zauberstab und schrieen sich Beleidigungen entgegen, als hätte sich in ihrer Welt nichts verändert.
 

Ekelhaft.

Wie konnte er sich nur in jemanden verlieben, der ihn hasste?

Und den auch er nie hatte leiden können?

Hatte er ihn nie leiden können?

Er hatte sein Freund sein wollen.

Nicht weil der Andere Harry Potter war, sondern weil er ihm gefallen hatte.

Von der ersten Minute an, als er ihn gesehen hatte, seine schönen grünen Augen, seine unordentlichen Haare, er hatte ihn an die Hand nehmen und ihn beschützen wollen.

Ekelhaft.

Nichts was ein Junge mit einem anderen Junge machen wollen sollte.

War er schon damals in ihn verliebt gewesen?

Nein, er hatte bloß sein Freund sein wollen.

Dieses Gefühl der Verliebtheit war erst später aufgekommen.

Plötzlich war es einfach da gewesen.
 

Draco rieb sich über die Augen und wandte dann den Blick vom Spiegel ab.

Wie lange hatte er jetzt hier gestanden und sich Gedanken gemacht?

So tief versunken, obwohl er sich eigentlich für den Unterricht fertig machen sollte.

Er schüttelte den Kopf über sich selbst und schlüpfte in seine Schuluniform.

Ein neuer Tag, ein neuer Streit?

Der Slytherin nahm sich fest vor, den Gryffindors in Zukunft einfach aus dem Weg zu gehen.

Dieses letzte Jahr würde auch irgendwann vorbei sein und dann würde er weit weg gehen und dies alles hinter sich lassen.

Voldemort, Hogwarts, England.

Harry.

Er würde einfach ein neues Leben beginnen, irgendwo, wo seine Schmach nicht bekannt war, ein neues Leben ohne Todesser, dunkle Lords und grüne Augen die ihn in seine Träume verfolgten.
 

Draco war bereits spät dran und ging deswegen direkt zum Unterricht anstatt in die Große Halle zum Frühstück.

Er wollte gerade um eine Ecke biegen, als Jemand in ihn hinein lief, woraufhin

sie beide zu Boden gingen.

Stöhnend rappelte sich Draco auf,

sein Unfallgegner war halb auf ihn gefallen und hatte ihm ein Knie in den Magen gerammt.

Draco sah auf und, natürlich, direkt in Harry Potters grüne Augen.

Er schloss kurz die Augen, murmelte leise: „Das war ja so klar.“
 

Harry reagierte sofort eingeschnappt und fauchte:

„Du hättest genauso gut aufpassen können, es ist nicht meine Schuld, Malfoy!“
 

„Das habe ich auch gar nicht gesagt, Potter! Hättest du jetzt die Güte von mir herunterzukommen?“
 

„Du bist ein solch arrogantes Arschloch, Malfoy!“
 

„Weil ich nicht möchte das dein spitzes Knie in meinen Magen drückt, Potter? Sehr arrogant von mir. Jetzt! Geh! Runter!“

Draco hatte Angst vor seiner eigenen Körperreaktion,

weil Harry so nah bei ihm war.

Er konnte ihn überall spüren, jeder Zentimeter seines eigenen Körpers schien zu kribbeln.

Schnell schubste er Harry daher von sich herunter und rappelte sich auf.

Potter war blitzschnell auf den Beinen und stieß Draco grob gegen die Schulter.
 

„Schubs mich gefälligst nicht, Malfoy!“
 

Draco verdrehte die Augen, konnte dann aber einfach nicht aus seiner Haut und stieß den anderen jungen Mann ebenfalls heftig gegen die Schulter.

„Du hättest einfach…“
 

Weiter kam er nicht.

Harry war nach hinten und seitlich gegen die Wand gestolpert als er ihn gestoßen hatte,

Draco hatte nicht bedacht, dass Harry etwas kleiner und wahrscheinlich auch leichter war als er selbst und hatte zu viel Kraft in den Stoss gelegt.

Jetzt stand Harry auf einmal so merkwürdig da,

nach vorn gekrümmt, die Haare fielen ihm übers Gesicht,

seine rechte Hand krallte sich ins Mauerwerk.
 

Draco machte unsicher einen Schritt auf Harry zu.

„Potter?“
 

Der Gryffindor stieß ein unartikuliertes Geräusch aus.

Unsicherheit machte sich in Draco breit.

„Potter, was ist denn? Was soll das?“

Er trat noch näher an den Anderen heran,

wartete auf die Pointe, den Gag, die Beleidigung.

Aber nichts davon geschah.

Stattdessen knickten Potter die Beine ein und er wäre

zur Seite gekippt, hätte Draco ihn nicht aufgefangen.
 

Und jetzt sah Draco es.

Aus der Wand ragte ein blutiges Stück Eisen.

Es war eine Halterung für einen Vorhang gewesen, aber anscheinend war die Verzierung an der Spitze abhanden gekommen, so dass jetzt ein Stück schmiedeeisernes Metall einfach nach vorn ragte.

Harry war direkt dagegen gestolpert.
 

Draco ließ Harry auf den Boden gleiten, riss den Umhang zur Seite

und den Pullover darunter nach oben.

Das weiße Hemd war an der einen Seite blutdurchtränkt.

Panik summte in Dracos Kopf, kreischte in seinen Ohren,

seine Finger zitterten als er einen Streifen von Harrys Umhang riss und daraus einen Verband formte, damit der Gryffindor nicht noch mehr Blut verlor.

Dann hob er den jungen Mann auf, der in tiefer Bewusstlosigkeit lag und rannte, so schnell er mit seiner Last konnte, in Richtung Krankenstation.

Er verfluchte die Tatsache dass man innerhalb der Mauern von Hogwarts nicht apparieren konnte.
 

Schweiß lief ihm in die Augen,

als er endlich in den Gang bog, in dem die Krankenstation lag.

Es war ihm vorgekommen, als hätte er Stunden gebraucht um herzukommen.

Ängstlich blickte er auf Harry, der sehr blass war und nur sehr flach zu atmen schien.
 

Draco stürzte in den Krankenraum und schrie gleichzeitig nach Madame Pomfrey,

die sofort aufgeschreckt herbeieilte.

Die Krankenschwester dirigierte Draco mit seiner Last zu einem der Betten,

ließ sofort Harrys Oberbekleidung verschwinden und keuchte dann erschrocken auf,

als sie die klaffende Wunde sah.

Hastig schwang sie ihren Zauberstab, murmelte Worte.

Draco schlich zum Kopfende des Bettes, um ihr nicht im Weg zu sein.

Seine Beine fühlten sich vor Anstrengung ganz zittrig an,

Schweiß rann ihm wie Tränen über das Gesicht.
 

Endlich verstummte die Krankenschwester, sie hatte die Wunde versorgt, nachdem sie zu ihrer Erleichterung festgestellt hatte,

das keine Organe verletzt worden waren, die Wunde war nicht so tief wie es auf den ersten Blick ausgesehen hatte.

Sie zauberte einen ordentlichen Verband und Harry dann in einen Schlafanzug, ehe sie ihn sanft zudeckte.

Dieser Junge hatte aber auch nur Pech!

Streng sah sie dann auf den jungen Malfoy.

War er etwa Schuld am Zustand des Jungen? Hatten die Beiden wieder gekämpft?

Allerdings sah er nun aus, als wäre er selbst kurz davor ohnmächtig zu werden.

Er war leichenblass und hatte geweint.

Also ließ sie ihn in Ruhe und ging, um einige Tränke für Harry zu holen.
 

Draco ließ sich auf einen Stuhl sinken, der nah am Bett stand.

Erleichtert hatte er die wenigen Worte der Krankenschwester vernommen,

die ihm erklärt hatte, das es nicht schlimm sei.

Harry würde die Krankenstation schon bald wieder verlassen können.

Schuldgefühle brachen mit Wucht über ihn herein.

Er war Schuld dass Harry nun hier lag.

Er hatte ihm das angetan.

Er und seine abartigen Gefühle.

Ekelhaft.

Draco strich zaghaft über die Bettdecke, berührte Harry aber nicht.

Es durfte einfach nicht so weiter gehen.

Seine Ekelhaftigkeit verletzte den Einzigen, der ihm etwas bedeutete.

Er hätte sterben können, wäre er nur etwas anders auf dieses Metallstück aufgekommen.
 

Draco erhob sich und beugte sich über Harry,

betrachtete eindringlich dessen blasses, jetzt ganz ruhiges Gesicht.

Harrys schön geschwungene Lippen waren leicht geöffnet.

Seine langen dunklen Wimpern warfen Schatten auf seine Wangen.

Draco prägte sich dieses friedliche Bild ein,

er wollte es für immer behalten, als Erinnerung.

„Ich werde dir nie wieder weh tun, Harry.“ sagte er leise. „Das verspreche ich dir! Ich komme dir niemals wieder zu nah.“

Er nahm all seinen Mut zusammen und fuhr mit den Fingerspitzen vorsichtig über Harrys Wange.

„Ich konnte dich nie beschützen, Harry. Jetzt beschütze ich dich wenigstens vor mir.“

Er flüsterte, nah an Harrys Ohr, als könne der ihn hören.
 

Dann wandte sich Draco um und verließ mit raschen Schritten die Krankenstation.
 

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Draco ging direkt in sein Zimmer in den Slytherinkerkern.

Sorgsam und zielstrebig begann er seine Sachen zu packen.

Er ließ seine Kleidung per Zauber in seinen großen Koffer schweben und räumte derweil Kleinigkeiten per Hand zusammen.

Im Kopf organisierte er bereits seine Reiseroute.

Er würde nach London fahren, sich in einem Hotel einquartieren und sich dann in Durmstrang bewerben.
 

Draco schloss seinen Koffer und warf einen Mantel über.

Er hatte sich umgezogen und trug jetzt Muggelkleidung,

da er nicht vorhatte, sich länger als nötig in der Winkelgasse aufzuhalten.

Die Blicke der Zauberergemeinschaft waren ihm zuwider.

Seinen Koffer hinter sich herziehend ging er in Richtung Tür,

nur um dann abrupt stehen zu bleiben.
 

Harry stand in der Tür.
 

Er war immer noch ziemlich blass, hielt sich die Seite und stand etwas schief, als würde er versuchen dem Schmerz zu entkommen,

aber er stand eindeutig da.

Mitten in der Tür von Dracos Zimmer.

Draco war zu verblüfft um irgendetwas zu sagen, er stand einfach mitten im Raum und starrte.
 

„Das entspricht zwar nicht den Höflichkeitsregeln der feinen Zauberergesellschaft, aber ich muss mich dringend setzen!“ stieß Harry schließlich hervor.
 

Draco nickte und half dem Anderen hastig sich auf das Bett zu setzen.

Dabei erwachte er aus seiner Starre und konnte endlich wieder schimpfen:

„Was bei Merlin tust du denn hier, Potter? Hast du jetzt dein letztes bisschen Verstand verloren, du solltest auf der Krankenstation sein!“
 

„Poppy hat sich gut um mich gekümmert, alles okay, Malfoy!“
 

„Alles okay? Willst du mich verarschen, du hast total viel Blut verloren, du kannst doch nicht einfach…“
 

„Wo willst du hin?“ unterbrach Harry seine Litanei.
 

Draco erstarrte. Was sollte er jetzt sagen? Er hatte vorgehabt Harry niemals wieder zu sehen.

Er hatte sich so angestrengt, eisern nur an seine Reise zu denken und nicht an diese Tatsache, damit er nicht weich wurde und hier blieb, nur um in seiner Nähe zu sein, lieber streitend als gar nicht.

„Ich werde nach Durmstrang gehen.“
 

„Warum?“
 

„Weil ich es hier nicht mehr aushalte, Potter, deshalb. Und weil viele ehemalige Slytherin dorthin gewechselt sind.“ Wenigstens war ihm noch ein einigermaßen plausibler Grund eingefallen.
 

„Und warum musst du mich vor dir beschützen? Was würdest du mir tun?“
 

Draco hatte das Gefühl einen heftigen Schlag in den Magen bekommen zu haben.

Harry hatte ihn gehört.

Er hatte gehört was er auf der Krankenstation zu ihm gesagt hatte.

Er schloss die Augen.

Was sollte er sagen, was sollte er bloß sagen.

Wie sollte er sich aus dieser Situation herausreden?

Dann straffte sich Draco plötzlich.

Warum herausreden. Sollte er es doch wissen. Sollte er es wissen und sich darüber lustig machen, wenigstens hatte Draco es dann einmal gesagt.
 

„Nun, Potter, ich könnte zum Beispiel versuchen dich zu küssen.“
 

„Mich zu küssen? Was für einen Grund solltest du haben das zu tun?“
 

„Was für einen Grund?“ Draco lachte humorlos auf. „Was denkst du denn aus welchem Grund man jemand anderen küssen möchte?“
 

„Nun ja, da gibt es viele Möglichkeiten. Es könnte ein Scherz sein, ein Streich. Du könntest jemanden eifersüchtig machen oder mich demütigen wollen. Es könnte auch sein das du Geld willst oder Ruhm.“ Harry sprach ganz ruhig, Draco hatte keine Möglichkeit herauszufinden was der Andere dachte.
 

„Es könnte aber auch den ganz einfachen Grund haben, dass ich es möchte. Das ich dich küssen möchte, weil ich in dich verliebt bin.“
 

„In mich verliebt? Du hasst mich!“ jetzt klang Harry doch ungläubig.
 

„Tja, genau das tue ich eben nicht, Potter.“
 

Harry schüttelte verwundert den Kopf. „Und warum willst du dann weg gehen, wenn du doch in mich verliebt bist?“
 

Draco biss die Zähne zusammen. Irgendwie verlief dieses Gespräch merkwürdig. Er hatte geglaubt, dass Harry verschwinden würde, sobald er ihm sein Geheimnis offenbaren würde oder dass er ihn dann verhöhnen würde. Stattdessen fragte ihm der Gryffindor vollkommen emotionslos ein Loch in den Bauch.

Was wollte Harry bloß? Warum war er überhaupt hier?

„Weil es ekelhaft ist. Weil ich ekelhaft bin! Ich bin in dich verliebt und tue dir weh. Ich schreie dich an, beleidige dich und jetzt hätte ich dich beinah getötet. Ich bin ein einziger Störfaktor in deinem Leben. Deswegen werde ich verschwinden.“

Draco hatte den Kopf gesenkt und stieß die Worte leise und heftig hervor.

Es war so peinlich. Harry all dies zu sagen war so peinlich.
 

„Was meinst du mit ekelhaft? Was ist ekelhaft?“
 

Draco stieß zischend die Luft aus. Harry zwang ihn die furchtbarsten Dinge auszusprechen, Wahrheiten die schmerzten.

„Ich. Ich bin ekelhaft. Wie ich mich benommen habe. Falsch und feige. Du musstest mich retten und ich konnte mich nicht einmal bedanken, nicht einmal das bekomme ich hin. Weasley hatte Recht, ich hätte dir eigentlich die Schuhe küssen müssen, weil du mich und meine Mutter gerettet hast, nicht nur während der Kämpfe, sondern auch bei den Verhandlungen. Stattdessen habe ich mich weiter mit dir gestritten, als hätte ich gar nichts dazugelernt.“
 

„Du hattest Angst um deine Familie und deine Freunde und hast versucht das Richtige zu tun, Draco, da ist nichts ekelhaft dran.“
 

„Ich habe es versucht, ja, ganz genau. Aber hinbekommen habe ich gar nichts. Ich konnte niemanden beschützen. Ich wäre vor Angst beinah durchgedreht, während du dich ihm immer wieder gestellt hast.“
 

„Denkst du ich hatte keine Angst? Ich bin nicht irgendeine Art von Superheld. Ich bin ein ganz normaler junger Zauberer, in vielen Fächern bist du besser als ich, das weißt du doch. Ich bin nur irgendwie zufällig in diese Rolle gerutscht.“
 

„Aber du hast es geschafft. Du hast die Zauberwelt gerettet.“
 

„Ich verrate dir ein Geheimnis. Die Zauberwelt ist mir scheißegal. Ich habe nicht an die Zauberwelt gedacht als ich es getan habe. Ich habe an meine Eltern gedacht, meine Freunde, an all die ich kenne und die ich beschützen wollte. Ich habe an dich gedacht, Draco.“
 

Draco erstarrte. Hatte er sich verhört?

Er traute sich den Kopf zu heben und Harry endlich anzusehen.

Dieser sah ihm direkt in die Augen.

„Ich denke ziemlich oft an dich. Ich denke an deine schönen Augen und daran, wie nett du zu deinen Freunden bist, während du mich immer nur angiftest.“

Harry war flammendrot, aber er sprach immer weiter,

während ihn Draco nur anstarren konnte.

Weil Harry immer leiser wurde, musste er einen Schritt auf das Bett zu machen, um ihn überhaupt noch zu verstehen.

„Ich weiß nicht wann es angefangen hat, aber irgendwann habe ich plötzlich während wir uns stritten überlegt, wie schön deine Haare aussehen und wie es wohl wäre, sie mal anzufassen. Ich weiß, es ist irgendwie merkwürdig, weil wir uns immerzu angeschrieen haben, aber es ist einfach so passiert.“
 

Draco machte noch einen Schritt auf das Bett zu.

„Du… Magst du mich irgendwie?“ fragte er unsicher.

Harrys Finger spielten nervös miteinander.

„Ich glaube, ich bin irgendwie in dich verliebt. Ich möchte nicht, das du nach Durmstrang gehst, Draco.“
 

„Gut, dann bleibe ich hier.“
 

Harry riss den Kopf hoch und fand sich plötzlich ganz dicht vor Dracos Gesicht wieder.

Dieser hatte sich zu dem Gryffindor hinuntergebeugt und betrachtete ihn jetzt versonnen.

Diese wunderschönen grünen Augen. So nah.

Harrys Augen flackerten unruhig zwischen Dracos Augen und seinen Lippen hin und her.

Würde Draco ihn tatsächlich küssen?

Als er die Worte des Slytherin auf der Krankenstation gehört hatte,

hatte sein Herz beinah einen Schlag ausgesetzt.

Er hatte sich eingeredet, dass er sich geirrt haben musste.

Das er zu viel in die wenigen Worte hineininterpretiert hatte.

Aber er hatte sich trotzdem aus dem Bett geschwungen

und hatte sich auf den Weg gemacht.

Einfach, weil Draco so endgültig geklungen hatte, was ihm irgendwie Angst gemacht hatte.

Er hatte wissen wollen, was der Andere vorhatte.
 

Draco streckte vorsichtig die Hand aus.

Er berührte mit den Fingerspitzen Harrys Wange,

so wie er es bereits im Krankenzimmer getan hatte.

Nur war er sich dessen bewusst, das Harry wach war. Er war wach und sah ihn aufmerksam an.

Draco bewegte sich langsam auf ihn zu.

Er wollte Harry Zeit geben, es sich noch anders zu überlegen.

Aber dann berührten sich ihre Lippen.

Sie küssten sich. Erst sanft und vorsichtig,

dann öffnete Harry zaghaft den Mund und ihr Kuss vertiefte sich.

Draco ging zwischen Harrys Beinen auf die Knie und umarmte den Anderen vorsichtig, während dieser seine Arme um den Nacken des Slytherin schlang.

Als sie sich voneinander trennten, ging ihr Atem schnell.

Harry lächelte Draco strahlend an und ließ seine Finger durch dessen lange Strähnen gleiten.

„Kein bisschen ekelhaft!“ sagte er.
 

Draco strahlte ebenfalls. „Nein.“ Bestätigte er. „Nicht im geringsten ekelhaft.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Fairy-of-the-Luna
2014-12-30T20:51:25+00:00 30.12.2014 21:51
ein schönes ende.

ich bin froh das die beiden sich zusammengerauft haben und auch miteinander ruhig und ehrlich geredet haben.

i Like!
Von:  seiyerbunny20
2013-11-15T00:00:26+00:00 15.11.2013 01:00
Oh Mann immer die beide mit den streiten und dann das auf dem Gang hast du super gemacht und dann den krankenflückel und Draco Zimmer mach wieder so und bin frohe es gelesen zu habe.
Von:  koennte-sein
2009-11-30T16:03:19+00:00 30.11.2009 17:03
also....die ist wirklich wirklich sweet....kann es sein das du ein ziemlicher harry potter fan bist?? all deine ffs ausser einer handeln ja um harry potter...*lach*


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