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Emerald

Akuroku, RikuSora
von

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Never forget about the past

„Axel-chan?“ Ein ungutes Gefühl stieg in mir hoch als ich auf meinen besten Freund blickte, der mit rot geweinten Augen in dem großen Torbogen stand, die Ärmel seines viel zu langen Hemdes nach oben geschoben und die langsam länger werdenden Haare zu seinem Zopf gebunden. Einen Moment starrte er mich wütend und irritiert an, ehe er zu bemerken schien, dass ich doch Roxas war, der vor ihm stand, und seine Gesichtszüge sich veränderten. Peinlich berührt fummelte ich an dem Saum meines ungewaschenen Shirts herum und druckste vor mich hin. Wie sollte ich ihn fragen, ob ich bei ihm übernachten dürfte, wenn er grade ganz andere Probleme mit sich herumzuschleppen schien? Der Rothaarige wischte sich über die nassen Wangen, zog die Nase hoch und versuchte sich ordentlich vor mir aufzubauen. Irgendwie mochte er es nicht, wenn ich ihn Tränen vergießen sah, dabei war für mich das Weinen ein Ausdruck von Menschlichkeit. Deshalb benutzte ich auch nie solche Wörter wie ‚Heulen’ oder ‚Flennen’. „Du sollst mich nicht immer ‚Axel-chan’ nennen, ich bin schließlich zwei Jahre älter als du, Rox…“ murmelte mein Gegenüber und zog sich mit nach drinnen ins Haus. „Wenn’s hier gleich ordentlich kracht, dann tut’s mir Leid.“ Seine Stimme war immer noch gebrochen von der Trauer die seine Augen zum überlaufen gebracht hatte. Während er mich die langen Gänge ihres riesigen Anwesens lang schleifte, drückte ich seine Hand, sagte aber nichts um ja nicht seinen Stolz zu verletzten. Als wir in die Nähe der Küche kamen, gingen wir auf Zehenspitzen weiter, um nicht auch nur das kleinste Geräusch von uns zu geben, doch ich stolperte und landete mit einem lauten ‚Bumms’ auf dem weichen Teppich. Axels Augen blitzten ängstlich auf und er zog mich aus dem Lichtkegel, welcher sich durch den Türbogen der Küche seinen Weg in den Flur bahnte.

„Axel, wer war da an der Tür?“, eine dunkle, näselnde Stimme grollte aus dem Zimmer an meine Ohren. Der Grünäugige schob mich hinter seinen Rücken und antwortete seinem Vater in einem ruhigen, respektvollen Ton, der alles andere als aufrichtig war und seine stockende Stimme nicht allzu gut verdeckte: „Das war nur der Postbote mit einem Päckchen.“ Leise lehnte ich meinen Kopf gegen die Schulterblätter meines Freundes und hörte den aufgeregten Herzschlag seines jungen Herzens. Obwohl er erst Vierzehn war, war er schon erstaunlich in die Höhe geschossen, selbst wenn er noch nicht in die Hemden seines Vater passte; seine Schultern waren breit, seine Beine lang und sein Kopf konnte Dinge errechnen von denen ich nicht mal Träumen wollte. Er war viel erwachsener als ich… „Würdest du es bitte hereinbringen…?“ Die Stimme tönte ungeduldig aus dem erleuchteten Zimmer, der Rotschopf wurde nervös. Er hatte gar kein Parket zum überliefern. „Äh… Ich hol es dir später, Vater. Erstmal wollte ich noch die Kalkulationen und Abrechnungen durchgehen…“ Ja. Axel war viel erwachsener als ich, aber auch nur, weil er es unbedingt sein musste. Vor kurzem hatte der Hausarzt seinem Vater eine tödliche Krankheit diagnostiziert, an welcher der alte Millionär bald zugrunde gehen würde. Die Mutter des Grünäugigen hatte sich von ihrem ehemaligen Ehemann scheiden lassen und vergnügte sich nun mit den Unterhalszahlungen in verschiedenen Casinos auf etlichen Kreuzfahrtschiffen, während Axel gezwungen wurde, den Betrieb seines Vaters zu übernehmen. Frustriert klammerte ich mich an das Hemd meines Freundes und drückte mein Gesicht in den weichen Stoff. Es war so unfair. Der Größere zuckte plötzlich zusammen, als das Knartschen eines alten Holzstuhles ertönte, und kurz darauf Schritte zu vernehmen waren. Schnell brachte er uns in eine Pose, in der man mich hinter ihm nur schwer im Halbdunkel des Flures erkennen konnte. Dann erschien das abgeschlaffte Gesicht seines Vaters im Türrahmen und musterte ihn von oben bis unten. „Ich hab gesagt du sollst mich nicht anlügen!“, blaffte er. Bei jedem Wort flogen kleine Speicheltröpfchen durch die Luft und die Haut des alten Mannes verfärbte sich in seinem Zorn bordeauxrot. „Ebengrade hast du noch gewütet und getobt, dass du auf keinen Fall meinen ‚stinkenden, langweiligen und abgelutschten Scheißbetrieb’ übernehmen würdest und jetzt, genau jetzt, ein paar Minuten danach, sagst du, dass du die Abrechnungen durchgehen willst!?“ Vor Schreck entfleuchte mir ein Jappsen und ich presste mein Gesicht kräftiger in Axels Rücken. Scheiße… Warum war ich nur als Tollpatsch geboren worden? Der Erwachsene beugte sich langsam zu seinem Sohn herunter und bohrte seine tobsüchtigen Blicke durch die grünen Iriden seines Kindes, direkt in dessen Seele und hinterließ damit Narben, die der Rothaarige wohl nie vergessen würde. Um uns herum entwickelte sich eine Dunstwolke, deren Geruch sich aus Alkohol, Zigaretten und schlecht gepflegten Zähnen zusammensetzte. Mir wurde schlecht als der Alte ausatmete und sich sein feuriger Blick in ein unheilerregendes Grinsen verwandelte. „I-Ich hab Schluckauf…“ antwortete mein Freund kühl und versuchte dem Blick seines Vater stand zu halten, dieser jedoch packte seinen Sprössling, riss ihn zur Seite und beförderte ihn brutal zu Boden, wo er liegen bleib. Ungeschützt stand ich nun vor dem Teufel. „Wusst’ ich’s doch!“ Das Gebrüll schallte durch den Raum und schien die Fundamente der Villa zum Wanken zu bringen. „Du elender Bastard, was fällt dir ein deinen Vater zu belügen?! Du bist nicht besser als deine Mutter! Lügen, Betrügen, Verbote und Vertrauen brechen! Das ist das einzige wozu ihr im Stande seid! Habe ich dir nicht gesagt, du sollst dich von den Straßenkötern fernhalten?! Habe ich dir verdammten Nichtsnutz von Sohn nicht eingeprügelt, dass dein Platz hier ist?!“ Mit einer Hand wie eine Autopresse, grabschte er meinen Arm und drückte so fest zu, dass ich dachte es knacken zu hören. Entsetzt starrte ich zu dem Alkoholiker hinauf. Wenn ich gewusst hätte, dass Axel uns nicht mehr sehen durfte, wäre ich nie im Leben auf die Idee gekommen hier aufzutauchen. Aber der Rothaarige hatte nichts gesagt! Ein beißender Schmerz durchzuckte meinen Körper, als mich der wutentbrannte Millionär gegen die nächste Wand schleuderte und auf seinen Sohn zuging. Mein bester Freund kauerte vor seinem Vater und bohrte seine Fingernägel in seine Oberarme, solange bis sein Erzeuger vor ihm zum stehen gekommen war. „Ich mach eh, was ich will… und ich werde niemals in deine Fußstapfen treten, auch nicht… wenn du mich und meine Freunde so behandelst…“
 

Ein ungewohntes Geräusch störte das Szenario des tobenden Vaters, der seinen Sohn gefügig Prügeln wollte. Es war ein leises Schaben und Knistern, ein Knacken und Flüstern, so als wenn jemand eine Tür öffnete und sie über den weichen Flaum des Teppichs streifte. Plötzlich verpuffte das Bild vor meinen Augen und ich fühlte wieder die weiche Matratze unter mir, die mich zu verschlucken drohte. Eine kleine Flamme züngelte mitten in der Dunkelheit, die die weißen Wände des Zimmers schwarz gefärbt hatte, und umriss die Silhouette eines Mannes. War das Axel? Ich presste die Augen zusammen in der Angst, ihm den Tod durch unser Versprechen bringen zu können. Noch immer klebten die Fetzen des Traumes an meiner Haut und riefen die vergangenen Erinnerungen hervor, die der Rothaarige so sehr versuchte auszulöschen. War er gekommen um mich genauso zu zerbrechen, wie Riku Sora zerbrochen hatte? Sollte ich dann nicht doch lieber tapfer in die grünen Iriden meines ehemaligen besten Freundes schauen und dem ganzen ein Ende bereiten? Meine Gedanken rasten, vor Anstrengung krallte ich mich in das weiche Bettlaken und hielt den Atem an, um den vorsichtigen Schritte des Neuankömmlings zu lauschen. Nein. Auch wenn ihm mein Verstand noch so gerne einen Schnitt durch die Halsschlagader verpasst hätte, mein Herz hätte eine solche Tat umgebracht. Es wäre in der Trauer um einen alten Freund verkümmert und letztendlich zu Staub zerbröckelt. Deshalb blieb ich starr liegen, bis sich die Matratze unter dem neuen Gewicht leicht bäumte. „Axel…?“ hauchte ich atemlos.

„Nein, Hayner.“, flüsterte eine vertraute, kratzige Stimme und ich riss die Augen auf. Wie war das möglich?! Seit drei Tagen saß ich auf diesem Zimmer fest, hatte mindestens zwanzig Mal mit dem Gedanken gespielt auszubrechen und wurde ständig von einer Art Bodyguard zum Klo geführt, wenn es dringend wurde. Ich war keinen Augenblick allein, Kameras bewachten die Tür zu meinem Zimmer und das riesige Fenster neben meinem Bett. Wie war Hayner also ungestört hierauf gelangt? Erleichtert warf ich die Bettdecke beiseite und… verpasste dem Blonden einen Kinnhaken. „Sag mal, was fällt dir ein?! Weist du eigentlich was für ein Risiko du eingehst, wenn du mich hier aufsuchst?!“ Die kleine Kerze fiel zu Boden, ging dabei aus und rollte, das weiße Wachs verteilend, über den Teppichboden. Nun konnte ich den Gesichtsausdruck meines Gegenübers nicht mehr erkennen. „Ja, ich freu mich auch dich wieder zu sehen Roxas…“ ertönte die sarkastische Stimme aus der Finsternis und nach einer kurzen Verzögerung küsste ich Hayners Faust. Grummelnd wischte ich mir das Blut von den aufgeplatzten Lippen und tastete nach dem Gesicht des Drogenabhängigen. Als ich es gefunden hatte, knurrte dieser kurz, doch ich ließ meine Fingerkuppen ungestört über seine Wangen gleiten, um zu erkennen, ob sie immer noch eingefallen waren. Sie waren es nicht mehr. Anscheinend haben sie ihn gut versorgt… „Lass das, für Fummeleien haben wir später noch Zeit.“ Innerlich grinsend zog ich seine Wangen lang. Endlich war er nicht mehr das aufgeschreckte Hühnchen, er hatte seine messerscharfe Zunge wiedererlangt. Ein genervtes Grummeln ertönte und er presste einen Fuß gegen meinen Oberkörper um mich von ihm fern zu halten, danach redete er schnell und leise weiter. „Roxas, wir haben jetzt echt keine Zeit für so einen Mist, seit wann bist du so sentimental? Hör zu… Sora ist im Raum nebenan. Wir müssen so schnell wie möglich hier raus, ich habe gehört was sie vorhaben….“
 

Der feine Rauch des Räucherstäbchens bildete Schlangenlinien während er immer weiter dem Himmel entgegenstrebte, um seinen Geruch an meinen verstorbenen Vater weiterzugeben. Alles war still. Ich kniete vor dem kleinen, langsam verblassenden Foto, und schaute dem Tyrann in die Augen. Draußen wehte ein kräftiger Wind, doch das Toben reichte nicht in den Raum hinein, es war geradezu so, als würde das Zimmer durch den Sturm nur noch mehr isoliert werden. Einzelne kleine Tropfen fielen von meinen frisch gewaschenen Haaren hinab auf meine Knie. Ich wusste selbst, dass man nicht in Boxershorts an einen verstorbenen Menschen gedenken sollte, doch seitdem Sora, Roxas und Hayner hier ‚wohnten’ hatte ich noch keine Zeit gefunden, meinem Alten die Ehre zu erweisen. Mit dem immer weiter empor quellenden Rauch, stiegen auch die Erinnerungen in mir hoch. Es war wie Sodbrennen, ein immer wieder hochkommender, beißender Schmerz, und vermischte die Tropfen des Wassers mit meinen Tränen.

Ich hielt in fest. Die Arme um ihn geschlungen, sein Herz an meins gepresst. Sie Klopften gegeneinander, es war das einzige was wir hörten. Um uns herum war es kalt, wir standen in einer der Lagerhallen, am äußersten Rande der Stadt, dort wo wir uns getroffen hatten, als wir klein waren. Dort, wo die Obdachlosen lebten. Roxas aber war warm. Seine Fingernägel kratzten mich leicht durch den Stoff meines Shirts, als er sein Gesicht an meine Schulter presste und sich zaghaft an mich klammerte. Er war genauso nervös wie ich. Beruhigend legte ich meine Hand auf seinen Hinterkopf, zog ihn mehr in die Umarmung hinein und wollte ihn am liebsten ganz umhüllen. Sein Griff verstärkte sich, doch seine Finger zitterten heftiger. Ich atmete ein und aus, flüsterte seinen Namen, die Kondenswolken hüllten und nur noch mehr in unsere eigene Welt. Nach endlos langen Sekunden schob ich ihn vorsichtig zurück, sodass ich auf ihn hinab sehen konnte, in seine wundervollen blauen Augen, die nunmehr eine ungeheure Trauer ausstrahlten. Roxas schaute unsicher zu mir hoch, den Mund leicht geöffnet, als würde er mich etwas fragen wollen, seine Augenbrauen zusammengezogen und den herzzerreißenden Blick unterstützend. Schnell hob und sank sich sein Brustkorb, in dem sein Herz einen rasenden Takt schlug. Sanft legte ich meine Hände auf seine Wangen, er schloss die Augen während ich ihn näher zog und schmiegte sein Gesicht an meine rauen Handflächen, als ich meinen Kopf zur Seite lehnte und ihm behutsam einen Kuss auf das Augenlid hauchte. Seine Haut war so weich, dass ich meine Lippen gar nicht von ihr trennen wollte. Sacht streifte ich mit ihnen an Roxas Nasenrücken hinab, bis unsere Augen auf einer Höhe waren und ich meine Stirn an seine lehnte. Diesmal war es der Blonde, der sich unsicher nach vorn neigte um mir einen zärtlichen Kuss aufzuhauchen. Bedächtig löste ich eine Hand von seinem Gesicht und legte sie auf sein klopfendes Herz, schob ihn sanft nach hinten und folgte ihm, ohne den Kuss zu lösen. Als seine Füße den Rand einer Matratze berührten, ließ er sich fallen, genauso wie ich, er stieß sich den Kopf an der Wand und ich plumpste lächelnd auf seinen Schoß. „Tollpatsch“, hauchte ich und befühlte seinen Hinterkopf. Seine blauen Iriden blitzen schmerzerfüllt zu mir auf und er antwortete mir mit einem trotzigen Nuscheln, schloss die Finger seiner Rechten um den Kragen meines Hemdes. „Ich bin kein Tollpatsch… Du bist einfach nur rabiat…“ Stille trat ein und für eine paar Momente saßen wir da, er die Beine ausgestreckt und den Oberkörper an den kalten Beton der Mauer gelehnt, ich auf seinen Knien, leicht nach vorn gebeugt und die Hände auf die Matratze gestützt, und sahen uns unschlüssig an. Wir wussten beide nicht, woher dieses seltsame Gefühl, durch eine tröstende Umarmung hervorgerufen, gekommen war. Ob es schon vorher in uns geschlafen hatte, oder ob es nur als Produkt des ganzen Wirrwarrs um uns herum entstanden war. Sora hatte mir doch eigentlich nur gesagt, dass es dem Blonden nicht gut ging, also war ich gekommen um ihn zu trösten. Ich hatte ihn mit rot geweinten Augen vorgefunden, und nun saßen wir hier. Fragen bildeten sich in meinem Kopf, sie schrieen, dass man seinen besten Freund nicht küssen dürfte, dass man ihn nicht so behutsam behandelte, wie ich es grade tat. Anscheinend schienen dieselben Gedanken auch Roxas Kopf befallen zu haben, denn er brach die Stille und ein zögerliches Flüstern kam über seine Lippen. „Wir sind doch Freunde…oder?“ Seufzend nickte ich und schaute ihm ehrlich in die Augen. Er wisperte weiter. „Ist das dann nicht… falsch, wenn wir…?“ Bedacht wandte ich meinen Blick von ihm ab, schaute zur Seite, dachte nach, ehe ich meine Antwort beklommen aussprach und ihn dabei wieder ansah. „Richtig und Falsch muss man selber bestimmen. Ich… Ich will nur dass es dir gut geht, ich will dich trösten. Für mich bist du…“ Während meiner Worte hatte ich mich zu ihm vorgebeugt, war seinen Lippen mit meinen entgegen gekommen. Mit halbgeschlossenen Augen erwartete er mich, unschlüssig, ängstlich, doch er wartete. Er stieß mich nicht fort, obwohl er wusste, was nach diesem Kuss folgen würde. „Für mich bist du…“, flüsterte ich, kurz bevor wir uns berührten, spürte, wie sein warmer Atem meine Haut liebkoste.

Ein lautes Klingeln durchbohrte die Zweisamkeit die uns umgeben hatte und riss uns aus den Gedanken an den jeweils anderen. Es brummte, piepte, rappelte, läutete und vibrierte in meiner Hosentasche. Wütend richtete ich mich auf, lehnte mich etwas zurück, aber blieb auf Roxas Knien sitzen. „Ich hab doch gesagt, dass ich heute nicht erreichbar bin, wer ruft mich dann noch an?!“ Der Blauäugige beobachtete mich, wie ich entnervt mein Handy aus der Tasche wühlte und schmunzelte um seinen enttäuschten Gesichtsausdruck zu verbergen. „Vielleicht ist es ja wichtig, wenn jemand dich anruft, obwohl er weis, dass du heute nicht gestört werden wolltest?“ Grummelnd zog ich den Störenfried endlich hervor und betrachtete das Display auf dem in großen Buchstaben ‚Vater’ stand. „Was fällt dem alten ein?! Erst mischt er sich in meinen Werdegang ein und nun auch noch in mein Privatleben?!“ Zornig ließ ich das Handy über den Boden zur nächsten Wand schlittern, drehte mich wieder meinem gegenüber zu und strich mir mit der Hand durch die Haare. „Tut mir leid, Roxas… Der hat irgendwie einen siebten Sinn für solche Sachen… Ich…“ Der Blonde legte einen Finger auf seine Lippen und lächelte. „Du solltest trotzdem rangehen.“ In einen Augen schwang ein Satz mit den er nicht aussprach: ‚Jetzt ist es eh dahin…’ Erst sah ich ihn fragend an, als er jedoch nichts mehr hinzufügte und der Klingelton in unserem Rücken Amok lief, schwang ich mich mit einem grummeln auf und schlappte genervt zu dem Mobiltelefon hinüber.

„Ja was ist?“, fauchte ich ins Telefon und war überrascht, als mein Vater in einem ganz ruhigen Ton antwortete.

„Axel, komm bitte nach Hause, ich muss mit dir reden.“

„Also wenn es wieder um die Firma geht, dann kannst du es vergessen! Ich hab mit meinen siebzehn Jahren bessere Dinge zu tun, als mir an ’nem Schreibtisch den Rücken krumm zu sitzen!“

„Nein. Es geht nicht um die Firma. Komm einfach nach Hause.“ Entgeistert starrte ich auf das Telefon, nachdem mein Vater einfach aufgelegt hatte und ein leises Tuten an meine Ohren gedrungen war. Unentschlossen blickte ich zu Roxas, der sich eine zerrissene Tagesdecke über die Beine gelegt hatte. „Er will dass ich zu ihm komme…“ Der Blonde legte den Kopf schief und musterte mich mit fragenden Augen. Dann zog er die Augenbrauen leicht zusammen und neigte den Kopf. „Dann solltest du besser gehen.“ Verwirrt nickte ich und betrachtete wieder das Display, auf welchem immer noch die Dauer des Anrufes gezählt wurde. „Ich warte hier. Versprochen.“ Der Jüngere schmunzelte sacht und seine leuchtenden Iriden untermauerten sein Versprechen mit einem treuen Funkeln. Er streckte seine Hand aus und spreizte den kleinen Finger. Es brachte mich zum lachen und die Sorgen, ihn verletzt zu haben, wichen von mir. Als wir unsere Finger miteinander verhakten flüsterte ich: „Und ich komme so schnell wie möglich zurück. Versprochen.“
 

Der Stau war abends das schrecklichste was einem passieren konnte. Ungeduldig klopfte ich auf das Lenkrad meines Autos und stützte mein Gesicht auf den Handballen. Verdammt! Rushhour! Genervt hupte ich die Leute vor mir an, die auch nichts für den stockenden Verkehr konnten und trieb sie dazu, auszusteigen und mit mir ein Streitgespräch anzufangen. Ablenkung war das beste, wenn man es eilig hatte und nicht vorankam. Nach einer endlosen Dreiviertelstunde durchbrach ich das Ende des Staus und raste im wie eine gesenkte Sau nach hause. Die zwei Blitzer, die mich dabei fotografierten, waren mir scheiß egal. Ich fuhr die ganze Auffahrt hinauf und sprang direkt vor der Haustür aus dem Auto. Dem Butler sagte ich, dass er den Motor laufen lassen solle, und erklomm die gebogene Treppe. Oben klopfte ich an das Arbeitszimmer meines Vaters. Es regte sich nichts. Komisches Gefühl. Wieder klopfte ich, doch als ebenfalls keine Antwort kam, drückte ich die Klinke hinunter und trat ein. Der süße Geruch von Alkohol stieg mir in die Nase und ich überbrückte einen Haufen von Kurzen mit einem großen Schritt. Auf einem schwarzen Bürostuhl aus Leder saß mein Vater, er hatte die Augen geöffnet und blickte geradewegs durch mich hindurch. Vor ihm, auf dem wunderbar braunen Schreibtisch stand ein kleines Glasfläschchen in dem sonst Insektengift aufbewahrt wurde. Neben dem kleinen Gefäß stand eine leere Wodkaflasche. Die Hand meines Vaters war um den Hörer des Telefons gekrallt, es sah aus als hätte er sehnlich darauf gewartet, kontaktiert zu werden. Ich schluckte. „Vater…?“ Er rührte sich nicht. Seine glasigen Augen musterten etwas, das weit hinter mir und der Hauswand zu liegen schien, mit der Ausdruckslosigkeit eines Toten. Ich war nur ein paar Minuten zu spät gekommen. Er war noch warm…
 

Plötzlich flog die Tür auf und zertrennte das Band, welches meine Erinnerungen um mich gesponnen hatten. Ich fand in das Hier und Jetzt zurück, schaute erschrocken zu dem Neuankömmling und meine Mine verfinsterte sich. „Hab ich nicht gesagt, dass ich hier nicht gestört werden will?!“ Fluchend ballte ich die Hände und starrte auf Cifer. „Hayner und die anderen sind verschwunden.“ Wie ein Vulkan explodierte die Wut in mir und ließ mich nach oben schießen. Mit schnellen festen Schritten ging ich auf den Mützenträger zu, packte ihn an Kragen und brüllte ihm mitten ins Gesicht. „Wolltest du ihm nicht heute die letzte Dosis geben?!?!“ Cifer musterte meine wutverzerrte Grimasse und antwortete, wie immer, kühl und sachlich. „Ich konnte nicht.“
 

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Hallo Leute :3

danke für die lieben kommis, danke, dass ich kein kappi ohne min. ein kommi habe x3 unsere kleine orga hat sich jetzt von dreizehn auf neunzehn leute ausgeweitet: willkommen dazu xD

wer die kappis shcnell lesen will, der sollte jedes wochenende bei fanfiktion.de vorbeischauen, da werden sie als erstes hochgeladen ^^

hoffe ihr hattet viel spaß beim lesen :3

eure aka



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2010-09-14T15:55:48+00:00 14.09.2010 17:55
So eine göttliche Fanfiktion.
Wahrlich Emotional, und endlich mal eine gut gelungene Rückblende.
Ehrlich gesagt ... am tollsten ist dieser Kuss mit Blut, der im Krankenhaus. xD

Von: abgemeldet
2009-11-09T16:26:22+00:00 09.11.2009 17:26
Also da stimme ich Shiyuri zu, ich werd jetzt immer schön fleißig bei fanfiktion vorlesen. ^^
Die Rückblende erklärt einiges... und die Szene zwischen Roxas und Axel war echt niedlich -vor allem der Anfang. Das war richtig schön bildlich. Bin mal gespannt, was bei den anderen dahinter steckt.
Freu mich schon.
Liebe Grüßis, dark-lily
Von:  Noiz
2009-11-09T08:59:39+00:00 09.11.2009 09:59
yay noch mehr spannung *-*
die rückblenden sind echt toll ^^
und ab jetzt schau ich erst auf fanfikton nach hrhr


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