Suprise suprise
Der Sommer hätte nicht schöner sein können. Alle Sonnenanbeter und die, die einfach nur relaxen wollten hatte dieser laue, warme Sommerwind nach draußen gezogen. In jedem Garten sah man Liegen und diese Monstersonnenschirme. Jeder noch so kleine, aufblasbare Pool wurde nach draußen gezerrt und mit Wasser befüllt. Das Geschäft des Eisverkäufers florierte prächtig, denn ganze Scharen von Kindern rannten aus ihren Häusern wenn die Glocke des Eiswagens erklang.
Diese Straße wäre ein Ort der Ruhe und Behaglichkeit, voller Bäume und Pflanzen, die zwischen den Häusern in die Höhe wucherten, hätte sich eine kleine rosahaarige Diva nicht dazu entschlossen ihren Mitmenschen jeden Tag, selbst an einem so herrlichen, eine Szene zu machen und wenn möglich jeden, der sich für etwas Besseres hielt, ans Bein zu pinkeln. Die kleine Prinzessin hatte genaue Vorstellungen wie das Leben zu laufen hatte. Alles tanzte nach ihrer Pfeife. Und wenn nicht? Dann konnte aus der Kuschelkatze ganz schnell eine kleine Furie werden.
„Ostsee?“ es kostete eine Menge Kraft den nahenden Wutanfall zu unterdrücken. Mein Vater hatte anscheinend den vor Entrüstung zitternden Unterton in meiner Stimme bemerkt, denn seine Augen blitzten beunruhigt über den Rand seiner Zeitung. „Du hast es gewusst!“ brüskierte ich mich und machte einen Schritt auf ihn zu. Was hatten sich diese beiden Menschen eigentlich dabei gedacht? Hatten sie sich etwa tatsächlich so ein Erziehungsbuch á la ´Wie zeige ich meinem Kind wer hier der Boss ist´ unter den Nagel gerissen? Und so was schimpft sich Eltern. „Ich wusste, wir hätten es ihr gleich sagen sollen.“ Dad sah resigniert zu meiner Mutter, die gerade mit dem Abwasch fertig geworden war. „Papp á la papp“ grunzte sie und warf mir einen Blick zu. „Ich weiß gar nicht was du hast. Italien oder Deutschland, wo liegt da der Unterschied?“
„Wo der Unterschied liegt?“ ungläubig starrte ich sie an. Meinte sie das etwa ernst? Immerhin sah Italien aus wie ein Stiefel. Schuhe waren wohl das absolut Großartigste was es gab. Und was sollte Deutschland darstellen? Ino hatte einmal gesagt, man könnte es mit diesen komischen Gartenschuhen vergleichen – die mit den Löchern drin, die sie aussehen ließen wie Schweizer Käse. Und wer trug schon die, wenn man auch Peep-Toe-Stiefeletten von Vivienne Westwood haben konnte. Ich wartete einen Moment, sodass sie sich ihre Frage selbst beantworten konnte.
Sie jedoch deutete mein Zögern falsch und ein siegessicheres Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Ich wollte heiße, italienische Boys und keine pickligen, nach Backfisch stinkenden Fischerjungen!“ sagte ich trotzig. „Damals, als du noch klein warst, hast du es geliebt mit den `pickligen, nach Backfisch stinkenden Fischerjungen´ zu spielen.“ Mom liebte es all meine Erinnerungen aufzufrischen und sie genoss es, mir aus meinen eigenen Worten einen Strick zu drehen. „Als kleines Mädchen war ich unwissend“ meine Empörung verwandelte sich allmählich in Wut.
„Du bist heute noch unwissend!“ mischte sich Dad ein. Halt die Klappe und guck in deine Zeitung, dachte ich wütend.
„Und außerdem wir werden doch nicht in den Urlaub fahren, nur dass du dich mit irgendwelchen Typen triffst und dann noch deine Jungfräulichkeit verlierst. Das kannst du vergessen!“ „Ryota!“ mahnend wedelte Mom mit ihren Zeigefinger. Diese Szene erinnerte mich immer wieder an die Sendungen, in denen Frauchen oder Herrchen ihre armen Köter ausschimpften. Was nicht unbedingt bedeuten sollte, dass Dad aussah wie eine ungehorsame Bulldogge, die grade auf den Wohnzimmerteppich gepinkelt hatte.
Meine Wangen färbten sich rosa. Er hatte eine unglaublich lose Zunge, wenn es um die Themen Sex und Liebe ging. Jetzt reichte es – fiese Fragen erforderten genauso fiese Antworten. „Vielleicht bin ich ja gar keine Jungfrau mehr.“ erwiderte ich und fuhr mit der Hand über mein volles, rosanes Haar. Im ersten Moment glaubte ich, meinem Vater eine überzeugende Lüge aufgetischt zu haben. Er guckte so bestürzt aus der Wäsche, dass ich um ein Haar in lautes Gelächter ausgebrochen wäre, aber das hätte mich sofort verraten. „Du bist vier…vierzehn!“ stotterte er.
„Vier…vierzehn 1/2 „ äffte ich ihn nach.
Dann aber sah er mir forschend ins Gesicht. Auf was wartete er? Dass ich rot anlief…ha da konnte aber lange warten, immerhin wurde ich nicht puderrot, wenn ich log – natürlich waren das bisher immer nur Notlügen gewesen. Zu meiner Enttäuschung jedoch, gluckste er auf. Verdammt. Im Nachhinein war mir klar geworden, dass Dad eigentlich immer wusste, wann ich die Wahrheit sagte und wann nicht. Ich musste unbedingt meine Schauspielkünste verbessern.
„Wenn es wirklich so wäre, dann hätte es mir deine Mutter sicherlich erzählt.“ während er sie einen Moment beobachtete, wie sie mit dem Putzlappen über den Tresen wischte, gab er mir Zeit über seine Worte nachzudenken, die ich aber anderweitig nutzte, immerhin drohte gerade einer meiner Kunstnägel den Löffel abzugeben. „Du hast mit 13 ½ das erste Mal deine Tage bekommen und das ganze Laken eingesaut. Was denkst du wohl woher ich das weiß? Sie hat es in allen Einzelheiten vor mir ausgebreitet.“ erläuterte er und verzog angewidert das Gesicht. Mir stockte der Atem. Dann musste der Nagel eben warten, auch wenn’s in der Seele weh tat.
Zuerst hielt ich es für einen bösen Scherz, denn welcher Vater interessierte sich schon ernsthaft für die Periode seiner Teeny-Tochter. Als ich jedoch Moms heimliches Grinsen sah, klappte mir der Mund auf. „Mom!“ rief ich pikiert und wütend zugleich. „Mhh?“ die Tatsache, dass sie tat, als hätte sie mit der ganzen Sache nichts zu tun machte mich nur noch wütender und zu allem Überfluss, fand ich keine Worte um meinen Ärger auszudrücken „Das ist unglaublich!“ schnaufte ich also und ließ mich auf einen der Sessel plumpsen.
„Mach mal nicht so ein Heck meck“ sagte meine Mutter gelassen und verdrehte die Augen. Sie hatte scheinbar keine Lust sich mein Genörgel weiter anzuhören. Augenblicklich richtete ich mich im Sessel auf und beugte mich leicht nach vorn, als ob ich jeden Moment auf sie zuspringen und ihr Gesicht zerkratzen wollte. „Das ist ungerecht!“ polterte ich, wie ich es immer tat, wenn ich mich ungerecht behandelt fühlte. Dann sagte ich etwas, für das ich mir heute noch in den Arsch beißen könnte, wenn ich so gelenkig wäre.
„Wir fahren doch nur nach Deutschland, damit du irgendwelche scheiß Enten füttern kannst. Was wollen wir denn da? Huh? Immer geht es nur nach dir!“ im gleichen Augenblick wünschte ich, ich hätte meine große Klappe gehalten. So wütend hatte ich Dad noch nie gesehen. Die Zeitung lag auf seinem Schoß, seine Hände waren zu Fäusten geballt und sein Kiefer zuckte. Jetzt sah er allerdings doch aus wie eine Bulldogge. Wie eine sehr, sehr wütende Bulldogge. Auweia, das war wohl zu viel des Guten.
Am meisten aber verstörte mich der Ausdruck meiner Mutter. Ihre Hand war mitten in der Bewegung erstarrt und schwebte regungslos über der Tischplatte. Doch statt mir wie gewohnt eine ordentliche Standpauke aufzudrücken, legte sie wortlos den Putzlappen auf den blitzenden Tisch und verschwand mit schnellen Schritten im Schlafzimmer. Die Tür flog mit so einem gewaltigen Rums zu, den ich bisher nur von meinen Wutausbrüchen kannte. Das schlechte Gewissen nagte schon an mir, nach dem mir die unfairen Worte einfach so herausgerutscht waren. Ich glaubte sogar Tränen in Moms Augen gesehen zu haben. Verdammt, so hatte ich das doch gar nicht gemeint.
Ich lugte angespannt zwischen meinen dichten Wimpern zu Dad und hoffte auf tröstende Worte von ihm. Mein Vater hatte immer ein kleinwenig Verständnis für sein Prinzesschen übrig. Er verstand es hervorragend aus allen Streitereien immer als der „Verständnisvolle“ herauszukommen. Nach all den Jahren hatte ich seine Taktik immer noch nicht ganz raus, wie er es schaffte immer, wirklich immer der Unschuldige zu sein. Doch dieses Mal hatte ich mich wohl ziemlich daneben benommen. „Sakura ich glaube wir müssen mal ein Wort miteinander reden!“ Auweia, ein Wort nicht mal ein Wörtchen. Wenn er schon mit Sakura anfing, dann…
„Das waren schon zehn Worte. Damit wäre das Gespräch wohl beendet.“ antwortete ich muffelig, setzte mich aber unter Dads wütenden Blicken neben ihn auf die Couch. „Du warst gerade ziemlich unfair zu deiner Mutter, weißt du das?“ Natürlich wusste ich das, aber das hieß noch lange nicht, dass er genau das zu hören bekam.
„Ich hab doch gar nichts gesagt! Was kann ich dafür, wenn sie immer alles so ernst nehmen muss!“
„Deine Mutter hat damals Deutschland verlassen, um…“
Ich stöhnte genervt auf.
„Nicht schon wieder. Verschon mich mit dieser Geschichte. Diese alten Kamellen krieg ich schon seit Jahren zu hören.“ unterbrach ich ihn. Er zog die Augenbrauen vor Missbilligung zusammen und schnaubte wütend auf.
„Sakura! Klappe zu!“ seine Stimme klang hart wie ein Betonklotz.
Er verbot mir den Mund? Er beraubte mich meiner Meinungsfreiheit? Sollte das ein Witz sein?
Dad ließ sich von meinen zu Schlitzen verengten Augen jedoch nicht beeindrucken. „Es geht nicht immer nur um deinen Willen, mein Fräulein. Ich verlange von dir, dass du dich zusammenreißt und dich bei deiner Mutter entschuldigst!“
Verlangen? Waren wir hier beim Militär? Und überhaupt seit wann war ich Diejenige, die sich entschuldigen musste?
„Vergiss es!“ antwortete ich, sprang von der Couch und rauschte beleidigt in Richtung Treppe.
„Geh sofort in dein Zimmer!“ tönte es von unten. Völlig überflüssig natürlich. Ich hatte die Tür doch schon mit einem extrem lauten Rums hinter mir zugeknallt. Mein Ego konnte ja nicht verantworten, dass meine Mutter ihre Emotionen durch lauteres Türenknallen ausdrückte als ich. Das war immer noch mein Part. Wie ein wütender Stier, dem man ein rotes Tuch vor die Nase gehalten hatte, stiefelte ich durch mein Zimmer. Mein persönliches rotes Tuch saß bestimmt gerade auf ihrem Bett und rotzte traurig in ein Tempo. Selbst schuld, was muss sie auch unbedingt rot sein. Rosa war doch viel schöner.
Das war ungerecht, warum stand Daddy auf einmal auf Moms Seite? Ich war doch Diejenige, die belogen und betrogen wurde. Gut, vielleicht war das ein klitzekleines bisschen übertrieben. Genervt ließ ich mich aufs Bett fallen und dachte eine Weile über den verkorksten Urlaub nach, der mir noch bevor stand.
„Das ist furchtbar! Das können die doch nicht einfach machen!“ heulte ich wenig später ins Telefon und somit ins Ohr meiner Lieblingsblondine. Ich hatte nun schon seit einer Viertelstunde jegliche Verwünschungen und Beleidigungen gegen meine Erzeuger hervorgekramt, die ich kannte – erst als mir keine einzige Bosheit mehr einfallen wollte, beruhigte ich mich langsam wieder. Geduldig ließ Ino den Wortschwall über sich ergehen und fügte ab und zu nur ein „Da hast du völlig recht“ oder „Lass dir das bloß nicht gefallen“ hinzu, was mich weiter bestärkte, total unschuldig an der momentanen Situation zu sein. „Und weißt du was das Schlimmste ist?!“ klagte ich schließlich.
„Dass zu dieser Zeit gerade Ebbe ist und du das Meer gar nicht zu sehen bekommst?“
„Nein. Ebbe und Flut gehören zur Nordsee.“ Da hatte sie wohl wieder in Erdkunde nicht aufgepasst.
„ Ehrlich…ist mir neu?! Hm…du hast deine Tage oder hast du keine passenden Schuhe?“ letzteres schien für sie viel alarmierender zu sein.
„Nein, wobei mir gerade einfällt, dass ich unbedingt noch Flip Flops brauche. Mein Nagel ist gerade abgebrochen!“ beendete ich das Ratespielchen. Für einen Moment war nichts zu hören, außer gespenstischer Ruhe. Dann hörte ich etwas Rascheln, dann ein Fluchen – es musste etwas auf den Boden gefallen sein. „Ino was machst du da?“ fragte ich ein wenig ängstlich.
„Ich komme sofort rüber! Du kannst doch nicht mit deinen Naturnägeln in den Urlaub fahren, so abgeknabbert und schäbig wie die aussehen!“
Also suchte sie grad ihre Manikür-Utensilien zusammen. Auf Inolein konnte man sich eben immer verlassen.
Moment mal.
Abgeknabbert? Schäbig? SO schlimm sahen sie nun wirklich nicht aus.
„Herzlichen Dank, Ino. Was täte ich nur ohne deine gnadenlose Ehrlichkeit.“ sagte ich bissig, während ich meine Nägel kritisch betrachtete.
„Hab dich nicht so. In 20 Minuten bin ich da! Bis gleich“ ertönte es durch die Leitung.
„Ino!“ setzte ich an, doch da drang schon das „Aufgelegt-Tuten“ an meine Ohren. „Aufgelegt-Tuten“ war eines von 1000 anderen völlig nutzlosen Worten, die Ino, ich und Temari uns ausgedacht hatten. Frau musste halt kreativ sein, wenn sie etwas beschreiben wollte, dessen Wort ihr aber nicht gleich einfiel. Ein Stockwerk unter mir hörte ich Dad wütend auf den Tisch hauen. „Das war Abseits! Hast du keine Augen im Kopf?!“ sicher würde sich der Schiri durch Dads lärmendes Gebrüll in seiner Meinung noch umstimmen lassen, säße er nicht in diesem Gerät, namens Fernseher fest. Da kam mir etwas anderes in den Sinn.
Hoffentlich hatte mein Vater nicht Blut gerochen und ließ jetzt immer den Erziehungsberechtigten raushängen. Dann würde Ino wohl nicht dazu kommen, meine abgeknabberten und schäbig aussehenden Nägel zu retten. Aber ich ließ es einfach mal drauf ankommen. Bis jetzt war es selten passiert, dass ich nicht das bekam, was ich wollte.
„Daddy“ flötete ich und packte dabei die süßeste Stimme aus, die ich besaß. Die würde sogar Eis zum Schmelzen bringen, dessen war ich mir sicher. Daher kam ich fünfzehn Minuten nach unserer kleinen Diskussion mit beschwingten Schritten die Treppe runter – mit dem Ziel wieder einmal mein wunderschönes Köpfchen durchzusetzen. Ich konnte ja schließlich nicht verantworten, dass Ino, vollgepackt mit Kosmetik, dort draußen einen Hitzeschlag bekam. Oder schlimmer noch – rötliche Sonnenbrandflecken. Das musste verhindert werden, denn das könnte die Ärmste nicht verkraften. Ihre makellose Haut war für sie das, was große Brüste für Pamela Anderson waren. Mit festem Glauben, etwas für die berüchtigte Nächstenliebe zu tun, durchquerte ich mit wiegender Hüfte das Wohnzimmer und lehnte mich voller Grazie über die Couchlehne. Da mein erster Versuch nicht die Wirkung erzielte, die ich mir erhofft hatte, (Dad hatte nur unwirsch mit dem Kopf geschüttelt) startete ich den nächsten.
„Daddy!“
„Was denn?“ brummte er, ohne den Blick vom Fernseher zu nehmen. „Ino kommt gleich vorbei und macht mir die Nägel! Schau dir das an. Mein armes Baby. Er war doch noch so jung.“ zu meinem Verdruss beeindruckte meine dramatische Einlage, Dad herzlich wenig. Es schien ihn auch nicht zu interessieren, dass meine Schönheit einen Knacks hatte erleiden müssen. Nur die Ansage, dass dieses, seiner Meinung nach, blonde Querulanten-Kind mit den lilafarbenen Fingernägeln gleich sein Haus betrat, weckte in ihm ein Haufen von Emotionen. Es wechselten Ärger, Wut, und Furcht in schneller Reihenfolge. Am Ende haftete nur noch die pure Missbilligung auf seinem Gesicht. Als er es tatsächlich schaffte den Blick von der Mattscheibe zu nehmen und sich sogar zu mir umzudrehen, ahnte ich, dass es dieses Mal nicht leicht werden würde ihn zu überzeugen. Ich sah ihn eine Weile an und schrieb etwas auf meinen imaginären Merkzettel in meinem Hirn: Dad unbedingt die Augenbrauen zupfen!!! Es besteht Urwaldgefahr!
„Vergiss es!“ kurz und bündig, aber nicht annehmbar.
„Dad schau sie doch mal an! So kann ich doch nicht nach Italien fahren.“ Ich hielt ihm meine Finger so dicht vors Gesicht, dass ich damit fast das Innenleben seiner Nase inspizieren konnte.
„So musst du ja auch nicht nach Italien fahren, da unser Reiseziel ja Deutschland ist. Keine Sorge, dort werden die Leute sicherlich nicht mit ihren Fingern auf dich zeigen und über deine Nägel lachen. Sie haben ja genug mit deinen Haaren zu tun“ er stellte mich doch tatsächlich da, als wäre ich behindert. So eine Unverschämtheit. Und witzig war das erst recht nicht.
„Das ist nicht lustig. DU bist nicht witzig!“ sagte ich bockig, als er über seinen eigenen trockenen Scherz lachte.
„Ino wird nicht kommen!“ sagte er dann und sein Gesicht war wieder hart.
„Das ist inakzeptabel!“ Danke Temari für deinen überdimensionalen Sprachschatz. Dad sah mich einen Moment an, als hätte ich endgültig den Verstand verloren.
„Was hast du grade gesagt?“
Hatte er etwas an den Ohren? „In-ak-zep-ta-bel!“ ich zog das Wort so lang, als würde ich es einem Kleinkind beibringen wollen. Sowas wie Mama. Onkel Nakishi hatte mir, im Beisein von Moms Geburtstagsgästen, immer erzählt, wie Mom versucht hatte mir das Sprechen beizubringen. „Als du das Wort Mama lernen solltest, hat deine Mutter im mittleren Teil des Wortes immer ausgesehen wie ein Gorillaweibchen.“ dann hatte er sie nachgemacht und bei dem zweiten m die Lippen fest aufeinander gepresst. Jeder hatte damals gelacht, selbst Mom. Eines musste ich ihr lassen, Spaß verstand sie.
„Wo hast du das Wort denn her?“ holte er mich aus meinen Erinnerungen.
„Temari“ als ich das sagte nickte Dad, als hätte er die Antwort schon gewusst. „Daddy bitte!“ mit großen Hundeaugen starrte ich ihn an und bemerkte erfreut, dass seine harte Fassade langsam bröckelte. Nun witterte ich einen leichten Sieg.
„Ich weiß nicht.“ nachdenklich kräuselte er die Stirn.
„Bitte!“ mein Blick wurde immer größer und flehender. „Na gut“ resigniert gab er sich geschlagen. „Aber! Du wirst nachher mit deiner Mutter reden.“ schränkte er ein.
„Jaja“ antwortete ich während ich zur Tür hastete. Keinen einzigen Gedanken an meine heulende Mutter verschwendend riss ich die Tür auf. Da stand sie, den Finger auf die Klingel gelegt, und starrte mich geschockt an. „Das ging aber schnell.“ sagte Ino immer noch etwas irritiert. Ihre blonden Haare waren zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden, dessen Ende ihr trotzdem fast bis zur Taille reichte. Während sie sich von ihrem kurzen Schock erholte, nahm ich mir die Zeit, um ihr Outfit genauer unter die Lupe zu nehmen. Über ihr braunes Tanktop hatte sie ein mir noch nicht bekanntes weißes, kurzes Oberteil gezogen. Ich musste zugeben ihr Jeansmini war die Wucht. Was ich aber dann bemerkte, ließ mich irritiert auf sehen. „Ino das ist doch nicht dein Ernst oder? Ich meine, Ich liebe auch Schuhe, aber das ist nun wirklich übertrieben.“ Mit hochgezogenen Augenbrauen starrte ich auf die braunen Fransenstiefel, die eigentlich ziemlich geil aussahen, jedoch bei 34 Grad im Schatten wohl nicht das richtige Schuhwerk waren.
Ino verzog das Gesicht. „Irgendwann muss ich die doch mal einlaufen. Kann ich die jetzt bitte ausziehen Ich schwitze fürchterlich.“
„Geb dir keine Mühe, auch ich bin an dieser Monsterwand aus fester Überzeugung und übertriebener Schuhliebe gescheitert.“ erst jetzt bemerkte ich, dass jemand hinter ihr stand. Meine zweite Lieblingsblondine schaute mich, über Inos Schulter hinweg, grinsend an.
"Temari!" jubelte ich auf.
„Ich hab sie mal mitgebracht.“ lächelte Ino, als sie das Glitzern in meinen Augen bemerkte. Als wir mit unserem Ritual, zu dem viele Begrüßungsbussis, Umarmungen und Komplimente über die Outfits des jeweils anderen gehörten, fertig waren, ließ ich sie eintreten und kassierte prompt ein genervtes Brummen von der Couch. Meine Mädchen warfen mir einen Ach-der-hat-auch-noch-was-zu-melden-Blick zu, ehe sie gemütlich zur Treppe wanderten. „War nicht von Ino vorhin die Rede?“ murmelte Dad. Rede mit deinem Fernseher. Der hört dir gerne zu.
„Überraschungsgast Mr. Haruno Sie haben doch sicherlich nichts dagegen oder?“ antwortete Temari locker und mit einem zauberhaften Grinsen auf den Lippen.
Dads Gemurmel ging unter, als wir, ohne ihn weiter zu beachten, direkt in mein Zimmer gingen.
„So Schätzchen, zeig her deine Fingerchen.“ sagte Ino mütterlich und ließ sich auf meinem Teppichboden nieder. Während ich mich neben sie setzte, machte es sich Temari auf meinem Bett gemütlich. Ich streckte ihr meine Hand entgegen, die sie sofort ergriff und genauestens ansah.
„Das ist ja ein Desaster!“ quiekte sie erschrocken und machte sich gleich daran das ‚Desaster‘ wieder in Ordnung zu bringen.
„Ich hab gehört du fährst jetzt doch nicht nach Italien?“ Ino hatte anscheinend wieder geplaudert. Aber was solls, Temari war schließlich auch meine beste Freundin.
„Wir fahren nach Deutschland.“ sagte ich bissig. Beim bloßen Gedanken daran, hätte ich schon wieder ausrasten können.
„Naja.“ setzte Tema beschwichtigend an. Ihr Ton gefiel mir gar nicht und ich ahnte, dass sie gleich etwas von sich geben würde, was mich wieder rot sehen ließ.
Und ich sollte recht behalten.
„Weißt du Deutschland ist bestimmt auch nicht so schlimm. Deiner Mutter ist es bestimmt sehr wichtig, dass sie mit dir und deinem Dad in ihr Heimatland fahren kann.“
„Sie werden nicht fahren, sondern fliegen“ unter anderen Umständen hätte mich Inos extrem kluger Satz zum schmunzeln gebracht, aber ich war gerade anderweitig beschäftigt.
Temaris neutrales grünes Tuch änderte plötzlich seine Farbe und schillerte mir nun im blitzenden Orange entgegen.
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Wichtig: der letzte Satz bezieht sich auf die Sache mit dem Stier und mit den Tüchern xD wenn ihr es trotzdem nicht versteht einfach nachfragen x3
Ursprünglich sollte das Kapitel noch weiter gehen aber das wäre für den Anfang zu viel geworden. Ein herzliches Dankeschön an meine Betali snow_princess, die mich unteranderem ermutigt hat dieses Kapi schnellstmöglich hoch zuladen. Und an meine tolle Testleserin Sarilein <3 dieses Kapitel geht an dich mein kleines Geburtstagkind. Hab dich sehr lieb <3 Mein tollstes Team x3 *Fähnchen schwenf* Lob und Kritik sind natürlich gern gesehen xP
Bussichen eure white-cherry <3