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Adelphoi

Bruderschaft
von

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Genri

«Ihr Lächeln, das so ist wie meines,

Ihr Äußeres dem meinen so ähnlich.

Der Mensch der mir am liebsten ist;

und doch ist die Erinnerung an Ihren Tod alles was mir bleibt. »
 


 

"Dieses ganze versiffte Pack. Drückt sich herum, säuft, raucht und tut was sonst noch alles.Kannst froh sein, das ich dich zu etwas anständigem erziehe, undankbarer Steppke."
 

Worte, die ich immer zu hören bekommen habe. Als Kind ging mir das alles noch unter die Haut. Inzwischen ist mir das egal. Klar, der Kerl ist auch gar nicht mehr da. Schlecht für mich, besser für ihn.
 

Keine Ahnung, aber das ist das einzige, woran ich mich erinnern kann. Klar, da sind noch andere Sachen, die sind aber viel schlimmer als solche einfachen Worte.
 

"Keine Sorge Genrischatz, Papa möchte doch nur das beste für dich! Er weiß schon was richtig ist", sagte sie immer. Aber damals wollte ich sie nicht vor den Kopf stoßen und sie ihrer Vorstellungen berauben. Solange sie glücklich war, war ich's auch. Die Leute haben ständig gesagt, das ich ihr wie aus dem Gesicht geschnitten ausseh'.
 

Bescheuerte Redensart.

Jetzt will ich ihr Gesicht auch nicht mehr. Wer will schon das Gesicht eines Toten?
 

Keine Ahnung warum, aber damals war ich trotz des Kerls wohl sehr glücklich. Sieht auf den wenigen Fotos die ich habe zumindest so aus. Jetzt hab ich nur noch Scheiß-Erinnerungen. Ihre Beerdigung, wie diese Typen mir meine Schwester weggenommen haben und mich bei dem Dreckskerl gelassen haben, wie er mich verprügelt hat.
 

Ha, ist aber vergelten worden.

Hat sich schließlich erhängt, dieser Mistkerl. Aber sie hat das echt nicht verdient.
 

Und es ist alles seine Schuld.
 

Ich komme aus einer ziemlich reichen Familie. Wo das Geld herkommt?

Als Kind hatte ich keine Ahnung. Dachte, der Typ wär ein hohes Tier in ner Firma.
 

Klar doch.
 

War nichts weiter als ein dämlicher korrupter Politiker. Jetzt weiß ichs auch. Naja, auf jedenfall war ich glücklich. Lenja war damals erst 3. Ich war 8.

Der Typ wollte immer, das ich der Beste in allem bin. Also hab ich mich angestrengt. Hab Bücher gelesen. Viel gelernt. Mit 7 Jahren eine Klasse übersprungen.

Alle waren stolz, er unzufrieden. Ich sollte natürlich noch besser sein. Aber nachdem er mich angeschrien hat, hab ich immer einen Kakao von Mutter bekommen, das hat alles wieder wett gemacht. Etwa eine Woche vor Lenjas 4tem Geburtstag durfte ich mit Mutter das Geschenk aussuchen gehen.

Klar hab ich mich gefreut, schließlich mochte ich meine kleine Schwester sehr gerne. Am besagten Tag gingen wir in die Innenstadt Oulous.
 

Oulou ist 'ne Stadt in Finnland. Da komm ich her.
 

Im Laden angekommen bin ich losgestürmt. Keine Ahnung wohin, völlig orientierungslos losgerannt und nach einem Geschenk gesucht. Gesucht, gefunden, mit besagter Puppe zurückgerannt, Mutter nicht gefunden.

Dafür 'ne Horde Schaulustiger, die nen Kreis um etwas gebildet haben.
 

Mutter in der Mitte entdeckt.
 

Danach wurde mir schwarz vor Augen. Ich weiß nur noch, das ich wohl ziemlich laut geschrien hab. Eine Nachbarin von uns, 'ne ältere Dame, hat mich in den Arm genommen und meinte bloss immer, das ich nicht hinsehn soll. Klar, sag einem kleinen Jungen, er soll seine Mutter nicht anschauen. Problem nur, das ich die Blutlache auch entdeckt habe.
 

Und wieder weg. Alles schwarz.
 

Danach weiß ich ncihts mehr. Ihre Beerdigung ist das nächste in meiner Erinnerung. Und ein Haufen Verwandte, die meinten, sie sei selbst Schuld. Klar, seine Verwandten haben sie nie gemocht, die meinten ständig, er hätt was besres verdient. Ha, als hätt der was besseres bekommen. Ich frag mich heut noch, wieso die beiden geheiratet haben. Aber er scheint sie wohl doch geliebt zu haben, dass muss ich ihm dennoch zugestehn. Schließlich hat er mich oft genug verprügelt nach ihrem Tod, einzig und allein aus dem Grund, weil ich ausseh, wie sie. Später hat er auch fantasiert. Dachte wohl, ich sei sie.
 

Bekloppter Mann.
 

Lenja wurde schon längst in eine Pflegefamilie abgegeben. Danach hat sich in mir was verändert. Früher wollte ich einfach nur Mutter lächeln sehn. Nach ihrem Tod wollte ich wissen, warum es so kommen musste. Hab recherchiert.

Mit 9, keine schlechte Leistung. Hab rausgefunden wer der Typ wirklich war.

Von Beruf ein Arschloch. Politiker, der sich aufspielt und wichtig macht. Einer seiner Feinde wollte sich wohl wichtig machen und hat meine Mutter mitten im Laden niedergestochen. Sie starb wohl noch im Laden, ich weiß es nicht. Naja, aufjedenfall hat er den Verstand verloren. Hat seinen Job verloren, Geld verpielt, letzte Ersparnisse versoffen. Und sich dann in seiner Bibliothek erhängt. Haha, ratet, wer ihn gefunden hat.
 

Richtig. Ich.
 

Danach gings mir richtig scheiße. Waisenkind war schließlich ne neue Erfahrung. Von Pflegefamilie zu Pflegefamilie angeschoben, keiner kam mit mir klar. War wohl doch einer von der komplizierten Sorte. Keine Ahnung.
 

Danach hatte ich keine Lust mehr. Bin aus dem Waisenhaus ausgebüchst und hab mich in irgendeiner Gosse verdrückt. Vermisst hätte mich eh keiner, wer schon? Hab ja alle verloren. Da sag mal einer, gutes Aussehen macht was aus.

Hat mir auch nicht viel geholfen. Ich saß wohl sehr lange in der Gosse, es wurde dunkel und schon wieder hell. An eine Sache erinner ich mich noch ganz genau. Ein Auto fuhr vorbei und die Frau drinnen hörte einen Song.

Sehr laut, ich konnte mithören. Seltsammerweise erinner ich mich noch genau an den Refrain.
 

"I need your love." Ja, ich auch.
 

Ich weiß noch, wie ich losgelacht habe und mich plötzlich dieser seltsame Typ in 'ner seltsamen Sprache angequatscht hat.
 

Mann, hab ich da Schiss bekommen.
 

Der hat mich tatsächlich an die Hand genommen und wollte mich heim bringen. Als wir dann vor dem Waisenhaus standen hat er toll geschaut. War sichtlich schockiert. Und die Betreuerin war stocksauer.
 

Als ich dann aus der Dusche kam, saß der Samariter plötzlich auf meinem Bett und die Betreuerin strahlend auf einem Stuhl daneben. "Genri!" sagte sie, "Ich habe eine tolle Neuigkeit!" Haha, die Neuigkeit war, das der sogenannte Samariter aus Portugal kam, auf Geschäftsreise war und eine gute Tat vollbringen wollte, indem er mich adoptierte.

Gut, machte mir auch nichts aus. Weglaufen konnte ich schließlich auch in Portugal.
 

...
 

Und dann war da Antonio.
 


 

Genri Rae



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Vize
2009-10-11T15:45:48+00:00 11.10.2009 17:45
Uh, das ist so traurig! D':
Sehr toll geschrieben!
Ich muss gleich mal lesen wie's weiter geht!
Von:  lovelika
2009-10-05T18:30:13+00:00 05.10.2009 20:30
Hachi!
Ich bin so geplättet von Genri!
Wie cool und distanziert er doch seine Geschichte erzählt!
Mein Lieblingspart ist der in dem er sagt "ratet wer ihn gefunden hat?!"
und das mit dem "i need your love" ~ da dachte ich mir aber "ich gibt dir meine!!"

Hast dir dein Bild reglich verdient ♥


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