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Fragmente

One Shot Sammlung
von

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Unerwartet

Miles starrte auf den jungen Mann, der da auf seinem Sofa saß und ihn jetzt angrinste.

Der kam ihm bekannt vor, aber ...

Wer war das?

„Ehm... kennen wir uns?“, fragte er darum und zweifelte bereits wieder an sich. Aber so ausgeprägt war noch keine seiner Halluzinationen gewesen, das konnte es also nicht sein. Nebenbei knipste er das Licht an und bekam so die Person erst im Ganzen zu sehen.

Schwarze Haare, schmales Gesicht und ein, wie er fand, extrem dünner Körper, was selbst die Kleidung kaum zu verbergen vermochte.

„Du weißt es echt nicht mehr?“ Da strahlte sein Besucher doch glatt nicht mehr so breit.

„Ich bin's, Jascha. Wir kennen uns aus der Klinik... Du hattest mir einen Kuchen zu meinem Geburtstag gebacken, darum dachte ich mir, ich revanchier mich. Auch wenn der hier gekauft ist... Backen ist nicht so mein Ding.“

Miles überlegte und nickte schließlich, als er sich erinnerte.

„Aber das ist doch schon zwei Jahre her...“

Wie Jascha da jetzt auf den Gedanken gekommen war, wüsste er schon gerne. Aber er fühlte sich zu müde und hatte jetzt eigentlich nur das Verlangen ins Bett zu gehen. Dennoch wollte er ihn nicht rauswerfen. So etwas tat er allgemein nur ungerne und vor allem nicht, nach so einer Geste.

„Ich weiß, dass es schon eine ganze Weile her ist. Aber ich bin jetzt erst wieder nach Boston gekommen.“

„Wo warst du denn die ganze Zeit?“, wollte Miles wissen.

„Och, hier und da. Bin halt ein wenig herum gekommen.“

Jascha setzte sich auf und zeigte auf den Kuchen. „Willst du die nicht auspusten? Ich wusste nicht wie alt du wirst, darum nur eine Kerze.“

Miles nickte. Die Idee war gar nicht so schlecht. Darum kniete er sich vor seinen Wohnzimmertisch, blies die Kerze aus und kostete dann von dem Backwerk.

„Mhm, Kokos-Mango... lecker.“

Jascha schien zufrieden zu sein, als er hörte, dass es Miles schmeckte.

„Und du bist jetzt ehrlich nur hier, um mir den Kuchen zu schenken?“

Sein Besuch schaute dabei zu, wie Miles noch einige Male naschte, bis er irgendwann doch dazu ansetzte etwas zu sagen.

„Eigentlich schon, doch.“

Das konnte er irgendwie gar nicht glauben. Darum schwieg er auch und überlegte sich einen Teller zu holen. Wäre vielleicht gar nicht so verkehrt. Dazu eine warme Milch – oder Kakao, das würde sicher auch gut dazu passen.

„Möchtest du auch ein Stück? Oder was anderes? Was zu trinken?“

Jascha schüttelte den Kopf. „Nein, danke. Ich bin voll zufrieden. Eigentlich wollte ich auch nur kurz mal nach dir sehen. Aber wenn du magst, können wir uns ja ein anderes Mal treffen.“

Damit stand er auf und schien gehen zu wollen, was Miles wieder ein wenig verwirrte.

„Aber das dann, ohne das du einbrichst, ja? Ich finde so unangemeldeten Besuch doch eher...“

„Bedenklich?“

„Ja... das ist wohl das richtige Wort dafür.“

„Kein Problem, das nächste Mal klingel ich, ganz normal.“ Jascha zwinkerte und ging an Miles vorbei hinaus in den Flur. Eine Jacke zog er nicht an und die Schuhe trug er noch, was auch dabei Anziehen überflüssig machte.

„Danke für den Kuchen. Und... ich kann dir meine Nummer geben, dann können wir uns gerne mal verabreden.“

Jascha nickte und blieb doch noch einmal stehen, um sein Mobiltelefon zu zücken und Miles Nummer einzutragen, die dieser ihm diktierte.

„Gut, hab ich. Dann ruf ich dich die Tage mal an und wir können ein Treffen verabreden.“

Noch ein kurzes Winken und der große, dürre Kerl war aus der Tür verschwunden.

Erst im Nachhinein fragte Miles sich, woher Jascha wusste, wo er wohnte.
 

~
 

Jascha steckte die Hände in die Taschen, als er den kühlen Wind spürte. Er hatte noch eine weite Strecke vor sich, um nach Hause zu kommen, und ihm wurde schnell kalt. Dennoch lächelte er vor sich hin. Miles hatte sich an ihn erinnert und wenn es tatsächlich stimmte, was ihm gesagt worden war, könnte er bald schon seinem Ziel näher kommen. Es war ein Gerücht und es hatte sehr schnell die Runde gemacht, aber vielleicht war etwas Wahres dran.

Mehr als austesten konnte er es wohl nicht und da war es passend, dass ausgerechnet Miles, den er in der Klinik kennengelernt hatte, es war, der ihm dabei helfen sollte.

Dass sie Freunde sein könnten, war weit hergeholt, aber Miles war von Haus aus freundlich und zuvorkommend. Das hatte er bereits erfahren können, als sie zusammen auf einer Station gewohnt hatten. Warum sonst hätte er einen Kuchen von ihm bekommen sollen?

Gerade er...

Jascha spürte einige Regentropfen und schaute hinauf in den wolkenverhangenen Himmel. Er könnte sich ein Taxi ran winken, aber gehen gefiel ihm besser, selbst bei dem Wetter.

Darum schlenderte er weiter und überlegte, mit was für einem Vorwand er wohl möglichst viel aus Miles herausbekommen könnte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Puria
2012-01-16T20:38:12+00:00 16.01.2012 21:38
Hach, ich mag das Kapite, unabhängig davon, ob wir Jascha jemals nochmal zu Gesicht bekommen. ;D

Dennoch glaube ich, dass es hier eine gute Entscheidung war einen kleinen Plottwist einzubauen. :>
Auch wenn es mich schon gereitzt hätte, wen anderes in Miles Wohnzimmer sitzen zu haben!

Bin letztlich gespannt, wo das vielleicht später nochmal hinführen kann!!
Oh und danke, dass du Jascha eine Chance gegeben hast!!


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