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Black Crow

Akatsuki Tribute
von

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One Thing That Remains...

Wann hatte sie bemerkt, dass es sie wieder in ihr Heimatdorf zog?

War es ihr von Anfang an klar gewesen? Oder war sie tatsächlich verwundert gewesen, die wohlbekannten Häuserdächer vor sich zu sehen?

Haruka verzichtete darauf, durch das Dorf zu streifen, vielleicht auf der Suche nach bekannten Gesichtern… Ihr erster Halt war der kleine Dorffriedhof.

Für ihre Eltern hatte man Gräber hergerichtet. Sie unterschieden sich nicht von den übrigen Gräbern, einzig die eingeritzten Namen gaben Aufschluss darüber, wer dort lag.

Kaiya schnüffelte durch das Gras, während Haruka sich stumm vor den Gräbern hinsetzte.

Ob ihre Eltern ihr wohl verzeihen würden, dass sie sich so lange nicht hatte blicken lassen?

„Du wirst deiner Mutter immer ähnlicher.“

Erschrocken drehte sie sich um. Kaiya hatte ihr nicht zu verstehen gegeben, dass sie nicht länger alleine war, umso erstaunter war sie, den alten Dorfvorsteher vor sich zu sehen. Er stütze sich auf seinen Gehstock, sein Gesicht sah so viel gezeichneter aus, als sie es in Erinnerung hatte, während er sich langsam seinen Weg zu ihr bahnte.

„Du bist ganz schön groß geworden.“ Er lächelte freundlich, aber Haruka konnte dieses Lächeln nicht erwidern. „Schön, dich gesund zu sehen.“ Leise schnaufend kam er neben ihr zum stehen. Sein Mantel reichte bis auf den Boden und bedeckte seinen gesamten Körper. Nur seine Finger, die sich Halt suchend in den Gehstock krallten, konnte man sehen. Knochige Finger, man konnte jede Sehne sehen.

„…Warum bist du zurück gekommen, Haruka.“

„Ich wollte meine Eltern sehen.“ Kaiya rieb ihren Kopf an ihrer Hose. „…und wenn Sie erlauben, Oji-san, würde ich Chiaki gerne besuchen, bevor ich wieder gehe.“

Aus den Augenwinkeln sah sie, wie er den Kopf senkte. „Chiaki ist nicht mehr hier, Haruka. Seine Familie ist bereits weggezogen, bevor die ersten Ame-Nins auf der Suche nach ihren toten Kameraden hier auftauchten…“

„Verstehe.“ Ohne eine weitere Regung stand Haruka auf. Sie hätte viel fragen können, aber ihr Kopf war wie leer. „Dann störe ich nicht weiter.“

Sie war schon einige Schritte gegangen, als er sie noch einmal ansprach, seine Stimme diesmal noch dünner als zuvor. „Haruka… ich hoffe, du kannst uns irgendwann verzeihen…“

„Kein Kind der Welt könnte das, Oji-san“, antwortete sie ruhig, ohne sich umzudrehen. Aber sie war stehen geblieben, sah bitter auf das Dorf vor sich, welches sich ruhig wie immer in den Himmel erhob. „Aber… ich denke, ich verstehe…“

„Der Winter steht vor der Tür. Weißt du, wo du bleiben kannst?“

„Das hat mich auch die letzten Jahre nicht umgebracht.“ Der Hund winselte.

Die Schritte des alten Mannes raschelten leise im Gras, bis er wieder bei ihr war und ihr seinen Mantel über die Schultern legte. „Pass auf dich auf, Haruka-chan. Ich werde die Götter auch weiterhin um deine Gesundheit bitten.“

„Ich glaube nicht mehr an Götter, Oji-san“, erklärte Haruka.

Dann kehrte sie dem alten Mann zum letzten Mal den Rücken.
 

Der Frieden verankerte sich fester in den Dörfern. Nicht mehr um ihr Leben fürchten zu müssen gab den Bewohnern Mut, aber auch viel freie Zeit. Gerüchte waren wie ein Lauffeuer, die in kürzester Zeit ganz Ame no kuni kannte.

Obwohl die Armut jetzt offensiver bekämpft wurde, wurde Haruka nicht mehr in die Dörfer gelassen. Zu viel Angst hatte man jederorts vor dem ‚Ungeheuer’, von dem alle sprachen. Ausgerechnet zu Winterbeginn waren das Mädchen und der Hund ganz auf sich allein gestellt.

Haruka fing an sich zu fragen, ob es das ‚Morgen’, von dem Ren geredet hatte, überhaupt geben würde. Sie war gezwungen, Ame über die noch nicht so gut gesicherten Grenzen zu verlassen, um vor der Kälte zu flüchten, und streifte nun durch das Reich des Windes. Aber auch dort hatten sich die Gerüchte längst verbreitet.

Die trockene Luft der Wüsten griff besonders Kaiya an. Der Hund war lange nicht mehr der Jüngste, und obgleich sie sich anstrengte und zu Pausen häufig gezwungen werden musste, japste sie schon nach kurzen Strecken mehr als früher.

Ihr Zustand verbesserte sich auch im Frühling nicht. Haruka merkte, dass ihr Ende gekommen war, und verbrachte die letzten Stunden mit ihr auf einer der Dünen, streichelte sanft ihren Kopf und lauschte ihren Atemzügen. Sie fiepte und zitterte, als ob sie sich vor etwas zu fürchten hatte.

„Keine Angst, Kaiya, ich bin bei dir.“ Ihr wurde matt über die Hand geleckt. „Es ist in Ordnung… du hast mir sehr geholfen. Den Rest schaffe ich auch alleine.“ Der Hund schien sich zu beruhigen, ihr Winseln verstummte, aber Haruka hob die Hand keine Sekunde von ihrem Fell, bis sich ihre Augen langsam geschlossen hatten. „…Danke für alles…Kaiya…“

Kaiya wurde noch auf derselben Sanddüne begraben. Haruka wusste, dass sie sich diese Stelle nicht merken können würde, vermutlich würde sie ihr Grab nie wieder sehen.

Aber nicht einmal dieser Gedanke schaffte es, sie zum weinen zu bringen. Sie konnte nicht einmal ihrer einzigen Freundin eine Träne schenken, obgleich ihr Tod sie vollkommen aus der Bahn warf.

Sie wusste, dass es unmöglich für sie war, alleine zu überleben. Sie wusste, dass es keinen Ort gab, an den sie je zurück konnte, und niemanden, der ihr helfen würde.

Haruka lief noch in irgendeine Richtung, so weit sie ihre Füße trugen, und brach dort dann endgültig erschöpft zusammen.

An eine der trostlosen Felswände gelehnt hatte sie gewartet, dass der Sand ihr wertloses Leben mit sich nehmen würde.

Es war dieser Moment gewesen, als sie die Silhouetten am Horizont gesehen hatte, die ersten beiden Menschen, die keine Angst vor ihr hatten, trotz der Gerüchte, die sie vernommen hatten.

Ihre Erinnerung war getränkt in schwarzen Rabenfedern, begleitet von dem freundlichen Grinsen blauer Lippen.

„Das soll dieses Monster sein? Du solltest mehr essen, damit du groß und stark wirst, Monsterchen!“
 

Ein leichtes Lächeln schmückte das Gesicht des schwarzhaarigen Mädchens, als sie zu Ende erzählt hatte. Itachi sah ausdruckslos wie immer aus, Takas Gesicht war bemüht, Schmerz unter einem Mantel von Interesse verstecken und Kisames große Augen ließen Verwunderung vermuten.

„Haru-chan“, richtete er als erstes das Wort an sie. „Sollen wir dir einen neuen Hund kaufen?“

„Ich will doch gar keinen neuen Hund!“, lächelte sie.

„Ach Haru-chaaaa~n!“, grinste er und drückte sie an sich, bevor sie dazu kam, Luft zu schnappen. Mehr sagte er nicht. Aber mehr war auch nicht nötig, um Haruka zum Lachen zu bringen.
 

Kojimas Übernachtungsangebot hatten die drei Akatsukis dankend angenommen.

Haruka war Kojima in ihr Zimmer gefolgt, wo die alte Frau eine Schlafmatte für sie ausrollte.

„Vielen Dank, dass wir hier bleiben dürfen“, bedankte Haruka sich, bestimmt zum fünften Mal, bei der seltsamen Dame.

„Das ist doch kein Problem, Schätzchen“, winkte sie ab. „Taka-kuns Freunde sind immer willkommen. Hier, nimm das.“ Sie reichte ihr ein Nachthemd. „Da könntest du rein passen…“

„Danke, ich schlaf lieber so-“

„Ach, dich stört es hoffentlich nicht, dass es so warm ist? Ich heize nachts immer etwas mehr – mir wird immer schnell kalt, weißt du?“

Das kläffende Wollknäul umsprang ihre Füße und vergrub sich irgendwo im Wäscheschrank.

„Ich werde dir die dünnste Decke geben, in Ordnung? Und sag nur Bescheid, wenn du etwas brauchst, die Küche kennst du ja. Ach, weißt du überhaupt, wo wir etwas zu trinken haben? Ich werde-“

Haruka lächelte höflich. Ihr war jetzt schon viel zu warm, aber das würde sie der alten Frau vermutlich verschweigen. Sie hoffte nur, dass die Jungs auskämen…

Itachi und Kisame hatten sich in dem Zimmer der drei Brüder eingenistet. Kisame, der ausgestreckt auf seinem Schlafplatz lag, redete unentwegt von der Hitze, während ihm der Schweiß von der Stirn perlte. Dabei hatteten er und Itachi bereits ihre Hemden ausgezogen, Kisame sogar zusätzlich sein Netzhemd, aber die Hitze durchdrang trotzdem seinen gesamten Körper.

„Tut mir Leid, Kojima-san heizt sehr viel“, entschuldigte Taka sich. Ogawa schlief schon, als Taka den Jüngsten zudeckte. „Gute Nacht, Ko-chan.“

„Ich bin noch gar nicht müde!“, protestierte Kotori, doch ein Gähnen strafte ihn lügen. Nur wenige Augenblicke später war auch er friedlich eingeschlummert.

Itachi beobachtete das aus der Distanz. Er musste an Sasuke denken, mit dem er früher genau dieselben Konversationen gehabt hatte – Abend für Abend.

Der blauhaarige Junge lächelte ihn an, bevor er sich hinlegte. „Pass gut auf deine Geschwister auf. Die Familie ist das Kostbarste, das man im Leben hat.“

„…Ich weiß…“

Zufrieden legte Taka sich hin.

Trotz der Dunkelheit, die sich mit der Stille im Zimmer ausbreitete, versuchte Itachi nicht einmal zu schlafen. Er saß eine Zeit lang nur herum, bevor er schließlich ganz aufstand und den Raum verließ.

Erinnerungen flatterten vor seinem geistigen Auge auf und ab, Sasuke, der fröhlich auf ihn zulief. „Nii-san, lass uns spielen!“

Dann wurden die Erinnerungen abgelöst von Bildern, die Harukas Erzählungen hervorgerufen hatten. Düstere Bilder. Bilder des Krieges. Das Kyuubi, das sich fauchend über Konoha beugte. Leichen, alles voller Leichen…!

Itachi fasste sich an die Stirn. Er musste hier raus. Die Hitze tat nicht gut. Etwas trinken… ja, vielleicht half das…

Haruka war in der Küche. Er bemerkte sie bereits, bevor er die Tür öffnete. Sie saß auf dem Fensterbrett und starrte nach draußen, sah auf, als sie die Tür hörte.

„Wir brechen morgen früh auf.“ Stur ignorierte der Uchiha die Tatsache, dass sie vermutlich nur ein Nachthemd trug. „Du solltest schlafen.“

„…Sagst du das zu mir oder zu dir?“, fragte sie zurück. Itachi bemerkte, dass sie ein wenig rot geworden war. „Du bist nicht der Einzige, dem viele Dinge durch den Kopf gehen, weißt du?“

Ohne sich irritieren zu lassen, füllte Itachi eine Tasse mit Wasser.

„…Ich kann mir vorstellen, wie du dich fühlst, Itachi-san. Blut ist etwas Starkes… Taka-kun so zu sehen, mit seinen Geschwistern… Das beschäftigt dich doch, nicht wahr?“ Er erwiderte nichts, trank stumm aus, aber seine leere Hand hatte sich zur Faust geballt. „…Ich…versuche dich nur besser zu verstehen…“

„Halte dich aus Sachen raus, von denen du keine Ahnung hast!“

Die harschen Worte erschraken sie. Aber sie fasste sich. „Dann hör du auf mir zu signalisieren, dass ich es verstehen soll!“

„Zu signalisieren?“ Itachi atmete verächtlich aus und sah sie direkt an. „Du bist nichts weiter als ein naives Mädchen, in der Pain irgendetwas zu sehen scheint, was ich nicht entdecken kann. Du erzählst eine Geschichte aus deinem Leben und erwartest, dass wir dich mit Mitleid überhäufen. Aber wenn du denkst, ich würde dir alles hinterher tragen, nur weil du mich gerettet hast, liegst du falsch.“ Seine Augen wurden enger. „Deine Schwäche ist mir ein Klotz am Bein!“

Ruhig hatte sie ihm zugehört. Ihr war, als könnte sie ihn ein wenig besser verstehen. Seine Fassade war nicht mehr so dicht, wie sie zu Anfang war, aber seine Bemühungen, sie aufrecht zu erhalten, hatten sich verdoppelt.

…Warum…? Vertraute er ihr nicht…?

„Itachi…Es ist okay, manchmal traurig zu sein…“

Einen Wimpernschlag lang sah sie so etwas wie Erstaunen in seinem Gesicht, bevor es sich wieder verfinsterte. „…Was redest du da bloß?“ Damit verließ der den Raum.

Haruka sah ihm eine Weile nach, bevor sie ihren Blick wieder aus dem dunklen Fenster schweifen ließ.

Langsam, ganz langsam, schien sie ihn tatsächlich zu verstehen…
 

„Haru-chan… Deine Augen sind ganz düster.“

„Ich weiß.“ Das Mädchen lächelte Kisame zu, der sich mit ihr umdrehte, um den drei Brüdern und der alten Frau noch einmal zu winken, bevor sie außer Sichtweite waren. „Wenn es mir nicht so gut geht werden sie dunkler.“

Er blinzelte interessiert. Haruka hatte sich zu den drei Brüdern gedreht, die ebenfalls winkten. Kotori schien zu weinen, er hatte sich an Taka geklammert und wollte den Kopf nicht heben.

„Weißt du, Haru-chan… Du könntest bei ihnen bleiben, wenn du wolltest. Wir könnten uns eine Ausrede einfallen lassen oder so…!“

Itachi, wortlos und ein wenig auf Distanz, schien bei Kisames Worten den Kopf zu heben, aber vielleicht täuschte sie sich auch. „Das ist nett, Kisame, aber… ich gehöre jetzt hierher.“

Der Blauhäutige grinste zufrieden. „Genau hier hin!“ Bevor sie es sich versah hatte er sie wieder in den Schwitzkasten genommen und wuschelte durch ihr Haar. „Du bist jetzt unser Monster!“

Haruka lachte.

Das war richtig. Hier war jetzt der Ort, den sie sich lange erwünscht hatte. Der Ort, an den sie zurück kommen konnte. Hier waren die Menschen, die sie auch als Menschen sahen.

Sie hatte ihren Platz gefunden.

Und hätte das Mädchen Itachis Gesicht sehen können – sie hätte den Ansatz eines Lächelns erkennen können.



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