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Insanity

Sasu/Naru
von

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Abwesend

Insanity
 

Kapitel 1
 

Abwesend
 

Hätte man mich gefragt, warum ich dies tue, hätte ich wahrscheinlich nur milde gelächelt.

Sicher, es klingt für einen normalen Menschen absurd, hier arbeiten zu wollen, oder besser gesagt, ein Praktika für 6 Monate zu machen.

Sicher, es kann gefährlich sein.

Sicher, es ist außergewöhnlich.

Aber es ist meine Entscheidung gewesen.

Schon seit ich klein bin, wollte ich mal diese Mauern von Innen sehen, ohne Teilnehmer zu sein, ich wollte die Menschen hinter jenen Mauern sehen.

Ich bin Waise.

Kannte meine Eltern nie.

Ich wuchs im Waisenhaus auf, viele Jahre lang.

Die andern Kinder waren nicht sehr nett, machten sich über mein Aussehen lustig.

Sie alle waren schwarzhaarig, mit kleinen Knopfaugen.

Ich war blond, mit großen, blauen Augen und dann waren da noch jeweils 3 Narben auf meinen Wangen.

Wie Katzenhaare.

Ich habe sie seit meiner Geburt.

Ich habe mich an sie gewöhnt, aber die anderen Kinder nicht.

Keiner wollte mich adoptieren.

Zu außergewöhnlich.

Zu schwach.

Ich war alleine.

Bis ich meinen heutigen Adoptivvater traf: Iruka.

Er ist Lehrer an meiner Schule gewesen und nun ist er mein Vater.

Er hat mich gerettet, sonst wüsste ich nicht, wo ich heute stehen würde.

Seufzend betrete ich das Gebäude, bereite mich auf den ersten Tag in der Psychologischen Anstalt vor.

In der Irrenanstalt.

Ich will die Menschen hinter diesen Mauern kennen lernen.

Will wissen, ob sie gestört sind, verrückt, oder ob sie wirklich normale Menschen sind mit Problemen, wie ich sie hatte.

Ich will sehen, ob ich nicht helfen kann.

„Du musst Naruto-kun sein, nicht wahr? Ich bin Maria, nenn mich ruhig so, ich werde deine Leiterin in den nächsten Monaten sein, schön dich kennen zu lernen!“, begrüßt mich eine fröhliche, junge Frau, führt mich ein bisschen herum und plaudert mit mir.

Ich werde in die Papierarbeit eingeweiht, bekomme den Aufenthaltsort fürs Personal gezeigt und eine Mensakarte zugesteckt.

Kurz vorm nach dem Mittagsessen-, ich hab meine belegten Brötchen von zu Hause gegessen, ich wollte Iruka nicht traurig machen-, habe ich schon eine Frage an meine liebe Maria.

„Kann ich mal in den Aufenthaltsort für die Patienten gehen? Ich muss mir doch noch einen aussuchen, den ich die nächsten Monate betreue? Ich bin neugierig, wie die hier so sind!“

Es soll nicht überheblich klingen.

Ich bin lediglich neugierig.

Erst werden Bedenken geäußert.

Es wird sanft auf mich eingeredet, doch ich bleibe stur.

So betrete ich leise den Aufenthaltsort.

Schnell werfe ich einen Blick auf die hier Anwesenden, schiebe sie eher unbewusst in Schubladen.

Einer, der anscheinend Phobien hat.

Einer, der mit sich selber redet.

Einer, der hypernervös zu sein scheint, vielleicht Verfolgungswahn hat.

Einer, der gestört hin und her wippt auf seinem Stühlchen.

Und schließlich ein Pfleger, der am Fenster steht und hinaus schaut.

Er steht ruhig da.

Unbeweglich.

Sollte er nicht auf die Leute hier aufpassen?

Fragend hebe ich meine Augenbrauen, setzte mich in Bewegung.

Neben ihm angekommen, muss ich mich revidieren.

Kein Pfleger steht vor mir, er ist Patient, sagt zumindestens die kleine Plakette an seinem Hemd.

Überrascht mustere ich ihn.

Er sieht so normal aus.

Rabenschwarzes Haar, das hinten etwas kürzer ist als vorne.

Blasse Haut.

Muskulöser Körperbau, soweit ich beurteilen kann.

Etwa 17, mein Alter.

Was macht er hier?

Warum bewegt er sich kaum?

Warum scheint er sehnsüchtig und gleichzeitig teilnahmslos hinaus zu schauen?

Aus dem vergitterten Fenster, hinaus auf den Horizont?

Kopfschüttelnd stupse ich ihn an.

„Hallo, ich heiße Naruto, und wie heißt du?“, frage ich ihn freundlich, lächle breit.

Ich bekomme keine Antwort.

Er reagiert nicht einmal.

Blinzelt nicht mal.

So was hab ich auch noch nie gesehen.

Es scheint so, als würde er gar nicht registrieren, dass ich neben ihm stehe.

Als wäre er in einer anderen Welt.

Ich lege meinen Kopf schief, warte einfach, denn irgendwann muss er mich beachten.

Was wohl passieren würde, wenn ich ihn plötzlich berühren würde?

Oder kitzeln?

Pieksen, kneifen, beißen, streicheln?

Seufzend lehne ich mich neben ihn an die Wand, mustere noch mal die Insassen, dieses ‚Gefängnisses’.

Ziemlich seltsame Typen hier.

Scheint so, als wären die alle nicht wirklich an Genesung interessiert.

Sie wollen nur ihre Pillen und Tropfen, ihre Beruhigungsspritzen und Therapien, Ihre Sitzungen und ein warmes Bett für die Nacht.

Hilfloser Haufen alter Männer.

Hier sind nur Männer.

Zuviel Gefahr mit einer Frau im Stall.

Mein Augenmerk richtet sich wieder auf den Jungen neben mir.

Er erscheint mir normal.

Furchtbar normal, als würde er hier nicht hingehören.

Er wäre der perfekte Schulschwarm.

Ein Weiberheld sondergleichen.

Und dennoch ist er in jungen Jahren in einer Klapse?

Kein guter Lebenslauf.

Seufzend betrachte ich ihn weiter.

Kaum zu glauben, dass er hier gelandet ist.

Er beachtet mich nicht.

Weder auf meine Nähe, noch auf meine Berührungen oder Worte.

Was er wohl dort draußen sieht?

Wieso starrt er aus dem Fenster?

Ein Klingeln ertönt und ich höre Stühle scharren, die Patienten stehen ächzend aus ihren Positionen auf, setzten sich in Bewegung.

Anscheinend ist die Pause vorbei.

Auch die Gestalt neben mir setzt sich in Bewegung, fast lautlos.

Ich hätte ihn übersehen, hätte sein schwarzes Haar, das vorne wirklich länger ist, nicht ganz leicht meine Wange gestreift.

Ganz normal geht er, nicht mit hängenden Schultern, wie der Rest.

Nicht mit gesenktem Kopf.

Aufrecht und gerade, sicher und dennoch irgendwie elegant.

Er sieht niemanden direkt an.

Er sieht durch alle hindurch.

Ist einer von ihnen, aber nicht unter ihnen.

Er kann einem Leid tun.

Ich habe Mitleid mit ihm.

Ich möchte wissen, was genau ihn zu diesem Leben hier drin gebracht hat.

Wieso er hier ist.

Wieso er sehnsüchtig hinaus aus dem Fenster in die Welt schaut, anstatt einen Schritt vor die Tür zu tun.

Was mag in seinem Leben schief gelaufen sein?

Maria kommt in den nun leeren Raum.

„Na, Naruto? Alles klar? Was sagst du zu unseren ‚Sorgenkindern’?“, fragt sie freundlich und dennoch leise.

Man will ja niemanden beleidigen, nicht wahr?

Lächelnd setzte ich mich mit ihr hin.

„Es scheinen viele einfach fertig mit den Nerven zu sein. Aber alle scheinen relativ freundlich zu sein. Oder besser gesagt harmlos. Aber was ist mit dem Jungen?“

Neugierig betrachte ich ihr Gesicht.

Es sah kurz so aus, als wäre sie erschrocken gewesen.

„Welchen Jungen meinst du, Naruto? Der, der meint, die Aliens kommen und überfallen ihn?“, sie lacht, will aber eigentlich nur ablenken.

Ich stütze meinen Kopf gelangweilt ab, schaue ihr direkt in die Augen.

„Ich rede von dem Schwarzhaarigen, der die ganze Zeit da am Fenster gestanden hat.

Ich hab versucht mich mit ihm zu unterhalten, aber er hat überhaupt nicht reagiert. Wer ist das und warum ist er hier?“

Seufzend betrachtet sie die Tischplatte.

„Naruto, du solltest lieber nach jemand anderen fragen. Weißt du, ich betreue den Jungen seit mehr als 10 Jahren und es ist eigentlich nur schlimmer mit ihm geworden. Es tut weh, deswegen möchte ich nicht, dass du dich nur auf ihn konzentrierst, okay?“, sie tätschelt meine Hand.

Über 10 Jahre hier in dieser Klapse??

Das hieße dann ja, dass jener Schwarzhaarige hier schon mit 7 Jahren herumgehangen hat!

Was ist das denn für eine Kindheit?

Kein Wunder, dass sich sein Zustand nicht bessert!

„Wie heißt er? Warum ist er hier?“, frage ich etwas strenger, als gewollt.

Die arme Frau vor mir ist den Tränen nahe.

Sie ist eigentlich eine sehr liebe Frau.

So die typische Mutter.

Besorgt, beherzt, führsorglich, man fühlt sich bei ihr geborgen.

Gequält schließt sie die Augen, atmet tief durch.

„Herrgott noch mal, Naruto! Warum ist er hier, ja warum wohl! Du hast ihn doch gesehen! Sag mir nicht, dass du es nicht bemerkt hast! Sasuke lebt doch schon kaum mehr in unserer Welt! Er spricht nicht, er berührt keinen, er beachtet niemanden, seine ganze Entwicklung ist stehen geblieben, weil er sich total von dieser Welt abgekapselt hat!“

Sie versucht ihre Fassung wieder zu bekommen.

Ich versuche sie zu verstehen, dennoch bin ich nicht gesättigt.

„Wieso hat er sich abgekapselt?“

Sie schnieft leise, kramt aus den Weiten ihrer Tasche ein Taschentuch heraus und putzt sich die Nase.

„Naruto, wirklich, frag mich nach jemand anderem!“, fleht sie.

„Ich hab dich aber etwas zu Sasuke gefragt!“, murre ich, ziehe eine Schnute.

Wieder seufzt sie, sieht mich mit feuchten Augen an.

„Du lässt wohl nicht locker, bevor ich es dir sage, oder? Na gut… Aber behalt das ja für dich. Vor etwas mehr als 10 Jahren hat es in Sasukes Familienhaus gebrannt. Sasuke ist vor dem Feuer wohl in den Keller geflüchtet und sich da versteckt.

Irgendwann hat er wohl durch die Lücken in der Decke sehen müssen, wie seine Eltern verbrannten… Sein großer Bruder hat ihn dann, bevor das ganze Haus zusammengebrochen ist, gefunden und gerettet, aber…. Seit jenem Tag… Er hat kurze Zeit bei seinem Bruder gelebt, aber sein Bruder sagte, Sasuke wäre nicht zu ertragen. Er würde weglaufen, sich verstecken, oder schreien. Aber dann auch wieder kein Wort reden und zittern, sobald man ihn anfassen wollte. Deshalb ist Sasuke hier. Sein Bruder hat ihn hierher abgeschoben. Sich kaum mehr gemeldet, aber das liegt auch an Sasuke, er will keinen Kontakt zu seinem Bruder. Er will niemanden sehen.

Wir können ihn noch hier behalten, bis er 18 Jahre alt ist, dann holt ihn sein Bruder hier raus, hat er gedroht.

Ich glaube, sollte dies der Fall sein, wird schlimmes passieren, richtig schlimmes, meine ich… Aber sag niemanden, dass ich das gesagt habe, verstanden? Itachi zahlt uns hier eine ganze Menge, deswegen sind die Chefs auch ziemlich auf seiner Seite…“

Nachdenklich nicke ich, bin aber immer noch nicht satt.

„Und was ist, wenn sein Bruder Schuld an Sasukes Trauma ist? Vielleicht hat er ja noch mehr gemacht, als bloß zugeschaut!“, spekuliere ich wild, vertiefe mich die nächste Stunde mit Maria in die fiesesten Spekulationen, angefangen von den Illuminaties, zu den Freimaurern und immer und immer wieder zurück auf den großen Bruder von dem Schwarzhaarigen.

Am nächsten Morgen betrete ich das Gebäude mit gemischten Gefühlen.

Ich bin aufgeregt.

Ich will den Schwarzhaarigen wiedersehen.

Ich will mich um ihn kümmern, die nächste Zeit.

Will mit ihm reden und sehen, ob er nicht doch auf die Außenwelt reagiert.

Ob er auf mich reagiert.

Es regnet.

Der Himmel ist ganz düster.

Es ist kalt.

Maria sitzt im Aufenthaltsort, kümmert sich um ihren Papierkram.

Ich helfe ihr den weiteren Vormittag, bin etwas stiller als sonst, aber das auch nur wegen der vielen Arbeit.

Als es zum Mittagessen klingelt, stehe ich auf, gehe in die Mensa, dort, wo Patienten essen.

Ich halte Ausschau nach einem gewissen schwarzhaarigen Schopf, entdecke ihn bald.

Gemütlich betritt er den Raum, starrt apathisch vor sich her, so wie immer.

Nur dieses Mal wird ihm der Weg versperrt von einem grauhaarigen Zausel.

„Was schaust du so, heh? Geh mit deinen Geistern weg, sonst setzt es was! Mir machst du nichts vor, Kleiner, ich kann sie sehen!“, sprach’s und schubste den armen Sasuke.

Vorsichtig betrete ich das Szenario, will-, nur zur Sicherheit-, bereit sein einzuschreiten.

Doch Sasuke beachtet ihn nicht einmal, eigentlich so wie immer.

Er geht an dem alten Mann vorbei, wortlos.

Der Zausel bemerkt nun mich, schreitet auf mich zu.

„Junge, du bist neu hier!“, begrüßt er mich, schlingt einen Arm um mich und zieht mich in eine stille Ecke.

Mist, ich konnte nicht entkommen.

„Ich muss dir was erzählen! Es geht um diesen Seelensauger!“, flüstert er mir zu und bespukt mich versehentlich mit seiner Spucke.

Ich will hier weg.

Ich will nicht mit ihm reden.

„Weißt du, der tut nur so harmlos! Er ist echt gefährlich! Er kann dir mit seinem Blick die Seele aus dem Leib saugen und seine beiden letzten Opfer helfen ihn dabei!“, flüstert er, will mir Angst machen.

„Opfer? Welche Opfer?“, frage ich halb interessiert nach.

Es gefällt mir nicht, wie er über Sasuke redet.

Man kann einem Menschen gar nicht die Seele aus dem Leib saugen.

Egal, was aus Sasuke geworden ist, er konnte und wird niemanden die Seele rauben.

Wo seine eigene Seele doch verschwunden ist.

„Na die Geister! Die sind immer über seiner Schulter! Ein Mann und eine Frau! Siehst du sie nicht? Ich kann sie dir genau beschreiben! Hab ich auch schon bei der Verwaltung gemacht, ich hab sogar eine Skizze angefertigt und ihnen gegeben, aber sie haben nur meine Pillendosis erhöht. Die glauben mir nicht, aber ich weiß, dass ich Recht habe! Dieser Kerl ist der Teufel!“, mit ausgestreckten Finger zeigt er auf den Schwarzhaarigen, der gelangweilt in seinem Salat stochert.

Ein anderer schreit hysterisch bei dem Wort Teufel auf, reißt sich die Kleider vom Leib und kreischt, dass die Aliens wieder kommen würden um ihn zu holen.

Bizarr.

Die Atmosphäre wirkt todernst und dann ist da dieser Verrückte.

Ich löse mich von dem Mann, lasse ihn und seine Wahnvorstellung von Geistern und Seelensaugern an mir abprallen.

Ich muss nachdenken.

Das kann ich hier nicht.

Nicht, wenn dieser alte Mann hier ist.

Nicht, wenn der Flitzer hin und her rennt und immer wieder ‚Aliens!’ schreit.

Nicht, wenn ich mit ansehen muss, wie einsam Sasuke dahinten aussieht.

Niemand sitzt bei ihm.

Niemand redet mit ihm.

Niemand beachtet ihn.

So wie wir für ihn Niemande sind, ist er für uns einer.

Wir verstehen seine Welt nicht.

Sprechen seine Sprache nicht.

Sehen seine Farben nicht.

Seufzend suche ich Maria, will mir etwas zu tun geben, damit diese Gedanken nicht länger meinen Verstand vernebeln.

„Siehst du, er reagiert nicht…“, murmelt sie, als ich ins Büro eintrete.

Grummelnd setze ich mich, nehme danken den Kakao an, den man mir reicht.

„Ich konnte nicht mal mit ihm reden, weil so ein alter Zausel mir seine Schwachsinnsideen präsentieren musste… Wieso hassen ihn eigentlich so viele hier?“, seufzend stütze ich meinen Kopf ab, mustere die eigentlich noch junge Frau.

„Früher war er noch nicht so schlimm, da hat er reagiert auf Dinge… Er hat auch manchmal einfach angefangen zu weinen, aber als er in die Pubertät kam, tat er dies tagsüber nicht mehr… Er zog sich einfach zurück. Die Patienten, die den Sasuke von damals noch kannten, mieden ihn, oder sind entlassen worden, gesund natürlich. Den Neuen ist Sasuke unheimlich.

Er erinnert sie zu sehr an das junge Leben, dass sie hatten. Sie sehen seine Probleme nicht, sie sind nur darauf konzentriert, ihre Wut auf ihn zu laden, damit es ihnen besser geht…“

Man merkt, dass sie schon Jahre hier ist.

Sie weiß, wie der Hase läuft.

„Weint er immer noch manchmal? Bei der Therapiestunde?“, frage ich neugierig.

Kopfschüttelnd werde ich angesehen.

„Deine Neugierde ist schrecklich, Naruto…. Er weint nicht mehr. In den Therapiestunden schweigt er, starrt auf die Tischfläche, rührt sich nicht. Nur nachts ist er irgendwie anders… Im Schlaf, meine ich….“, sie lässt den letzten Satz im Raum unbeendet stehen.

Von einem Fieber gepackt rutsche ich näher zu ihr, will mehr erfahren.

„Was passiert denn, wenn er schläft?!“

Maria legt die Blätter zur Seite, sieht mich ein paar Sekunden schweigend an.

Ja, ich bin neugierig und nervig.

„Er schläft tief und fest. Ist ruhig, wälzt sich nicht umher. Bewegt sich kaum. Nur kommen die ganze Nacht Tränen aus seinen geschlossenen Augenlidern. Er weint und weiß nichts davon, denke ich…“, ihre Stimme ist leise, ruhig, bedauernd.

Betäubt

Kapitel 2
 

Betäubt
 

Noch lange habe ich über die Worte nachgedacht.

‚Er weint mit geschlossenen Augen, tief im Schlaf versunken.’

So kann er doch nicht all zu weit dem Leben entkommen sein.

Sind nicht Tränen ein Zeugnis von Schmerz und Leid? Von einer inneren Wunde, die einen plagen?

Im Schlaf sind wir frei.

Wir sind entspannt.

Müssen uns keine Gedanken um unser Tun und Handeln machen.

Nicht Etitüde beachten.

Fühlen uns nur im Schlaf unbeobachtet.

Verständlich, warum er nur dann Gefühle zeigen kann.

Er betäubt sich und seinen Körper am Tage.

Er schließt jegliches Gefühl aus.

Vegetiert dahin in einer fremden Welt.

Nur des Nachts kann er nicht beides lähmen.

Seinen Geist und seinen Körper.

Er liegt zwar ruhig, kontrolliert somit seinen Körper, aber sein Geist schreit nach Hilfe, nach Erlösung von dem Schmerz, tief in seinem Bewusstsein vergraben.

Er ist nicht fort.

Er ist nicht fremd.

Er versteckt sich nur.

Sasuke mag sich abgeschottet haben von der Welt, aber es gibt noch Hoffnung.

Er will gerettet werden, denke ich.

Er will Hilfe bekommen, doch nicht für den Preis, den ein normaler Mensch erhalten möchte.

Normalität.

Einer unter vielen sein.

Geheilt sein.

Will er das?

Möchte er nicht viel eher die Welt sehen? Frei sein von seiner Furcht?

Möchte er nicht wieder ein Individuum sein?

Sein Leben wird nie normal werden.

Er wird immer der einsame sein.

So schnell ändert sich nichts.

Aufgrund seiner Vergangenheit werden ihm viele Wege versperrt werden.

Werden ihm viele Fragen gestellt werden.

Er ist niemals normal.

Er wird immer etwas besonderes sein.

Für mich ist er es schon.

Seufzend betrete ich nun an meinem 4. Tag die Psychiatrie.

Heute möchte ich mich mit dem Schwarzhaarigen unterhalten.

Heute möchte ich Zeit mit ihm verbringen.

Maria wartet wie jeden Morgen auf mich, da ich ihr helfe den Papierkram zu sortieren.

Wir verstehen uns gut.

Es quält sie noch immer, über Sasuke zu erzählen. Der Fall geht ihr nahe.

Als es zum Mittagessen klingelt, verabschiede ich mich von ihr, bewege mich Richtung Cafeteria, warte auf das ausdruckslose Gesicht.

Viele erschöpfte Gesichter gehen an mir vorbei, mustern mich verstohlen, gehen dann weiter, als wäre ich nicht vorhanden.

Fast als Letzter biegt Sasuke um die Ecke, mit den Händen in der Hosentasche, dem Blick gesenkt, schlürft er den Gang entlang.

Ich stelle mich ihm in den Weg, will nur sehen, ob er in mich hineinlaufen würde.

Kurz zögert er, dann weicht er mir aus, geht weiter.

Nicht aus der Welt.

Er sieht.

Er denkt.

Er ist mir ausgewichen.

Man kann vor etwas nur ausweichen, wenn man es beachtet oder bemerkt und dann dementsprechend handelt.

Was hätte er gemacht, wenn ich mich noch mal in den Weg gestellt hätte?

Hätte er dann den Blick gehoben?

Hätte er sich dann einfach umgedreht und wäre gegangen?

Mit einem Lächeln setzte ich mich neben ihn.

Stelle mein Tablett neben seines.

Ich habe Nudeln.

Er hat Salat.

Er zuckt nicht mal mit der Wimper.

Ignoriert mich.

Ich wünsche guten Appetit und esse.

Er sagt nichts.

Er kann gut mit Besteck umgehen, nicht so wie der typische Japaner, der am besten mit Stäbchen essen kann.

Er hat gute Tischmanieren, schneidet sich die Salatblätter kleiner, damit er sie besser kauen kann.

Alles in mundgerechte Stückchen.

Ich beende mein Essen vor ihm, habe extra alles so schnell ich konnte hinunter geschlungen.

So schiebe ich mein Tablett zur Seite, sehe ihn fragend an.

„Hallo, ich hoffe, du erinnerst dich an mich! Ich heiße Naruto!“, lächelnd sehe ich ihn an, kriege keine Antwort.

„Wie geht es dir heute?“, fahre ich fort, lasse mich nicht unterkriegen.

Er isst sein letztes Stückchen Tomate, wischt sich den Mund sauber, das Besteck, legt es dann zur Seite.

Er steht nicht auf. Bleibt sitzen mit der Hand auf dem Tisch.

„Wie war dein Salat? Ist der hier gut? Ich kenne nur grauenhaften Salat, so welchen, der schon richtig lange steht und richtig eingeschrumpelt ist…. Deswegen esse ich auswärts eigentlich nie welchen… Weißt du, mein Ziehvater macht immer noch den besten Salat auf der Welt… Der tut da Radieschen rein, Gurken, Tomaten, Mais und kleine Hähnchenbruststreifen, super lecker, sag ich dir!“, plappere ich munter drauf los, höre ihn tatsächlich leise seufzen.

„Wenn du magst, kann ich dir vielleicht mal eine kleine Dose davon mitnehmen… aber dann ist es schon nicht mehr so lecker… Der muss ganz frisch zubereitet werden…“, wahrscheinlich nerve ich ihn, aber man kann jemanden nur nerven, wenn man in dieser Welt anwesend ist.

Munter plappere ich weiter drauf los, achte gar nicht mehr auf die anderen in der Anstalt, will mich mit ihm unterhalten so lange es eben geht.

Auch wenn er nicht unbedingt interessiert aussieht, er bleibt sitzen.

Also muss er mir doch irgendwie zuhören.

Und es auch wollen.

Sonst würde er ja einfach aufstehen und gehen, oder?

Glücklich über diese Erkenntnis, fahre ich fort.

Erst ein lautes Tock lässt mich aus meiner Starre erwachen.

Verwundert sehe ich den alten Mann von letztens an, wie er schadenfroh grinst.

Mein Blick fällt auf Sasukes Hand und sofort danach muss ich einen Schrei unterdrücken.

Der verrückte Alte hat eine Gabel durch die Hand des Schwarzhaarigen gestochen.

In Sasukes Hand steckt seine Salatgabel.

Nicht ein Ton kommt aus seinem Munde.

Nicht einmal mit der Wimper hat er gezuckt.

Mit einer flüssigen Bewegung zieht er die Gabel aus seiner Hand, putzt sie sauber, legt sie auf sein Tablett.

Er spürt den Schmerz nicht.

Beachtet das Blut nicht, die Wunde in seinem Fleisch.

„Sag deinen Geistern doch, sie sollen das heilen!“, sagt der Alte zynisch, wird sofort danach von zwei Pflegern weggeschafft.

Nur Sasuke bleibt sitzen.

Seine Hand liegt mittlerweile in seinem Schoß, blutet da alles voll.

Besorgt nehme ich seine Hand, spüre kurz, wie er versucht, sich aus meinem Griff zu befreien, es dann aber doch nicht tut.

Schnell verbinde ich die Wunde mit einem Taschentuch, zerre Sasuke auf die Beine, lasse ihn nicht mehr los ehe wir nicht bei der Krankenstation sind und die Krankenschwester sich seine Hand anschaut und verbindet.

Noch immer ist sein Gesicht eine eiskalte, starre Maske.

Nicht ein Ton kommt über seine Lippen, nicht mal als das Desinfektionsmittel auf die Wunde gesprüht wird.

Sein Körper ist wirklich wie gelähmt, auch wenn ich weiß, dass der Schmerz da ist.

Auch wenn ich weiß, dass er den Schmerz spürt.

Auch wenn ich weiß, dass er des Nachts wieder Tränen vergießt um seinem Schmerz Ausdruck zu verleihen.

Tränen sind für den Kummer da und Blut ist für das Opfer da.

Nachdem er verbunden ist, ist er wieder seinem Schicksal überlassen.

Wie mehr scheint, steht er ein paar Sekunden unschlüssig da, weiß nicht, was er nun tun soll.

„Geht es dir jetzt besser?“, frage ich ihn vorsichtig und berühre ihn an der Schulter.

Ich bekomme keine Antwort.

Kopfschüttelnd nehme ich ihn an der gesunden Hand, führe ihn zurück in den Aufenthaltsort, zu den anderen, setze mich mit ihm hin.

„Spielen wir ein Brettspiel?“, frage ich ihn leise.

Als keine Antwort kommt, fühle ich mich erstmal ziemlich erschöpft.

Es ist anstrengend auf jede seiner Bewegungen zu achten, auf jedes Detail zu starren.

Es war mir zwar klar, dass es nicht von gleich auf heute gehen würde, aber um Sasuke aus seiner Welt zu zerren, ist wohl noch sehr sehr sehr viel Geduld nötig.

Zum ersten Mal frage ich mich, ob ich diese Herausforderung überhaupt bestehen kann.

Ich frage mich, ob ich mir nicht zu viel zugemutet habe.

Zweifelnd sehe ich wieder zu ihm auf, bin einen Moment völlig verblüfft, da er mich direkt angesehen hat.

Seine schwarzen Augen haben ganze 3 Sekunden Blickkontakt zu meinen blauen Augen gehabt.

Ich spüre, wie sich mein Puls beschleunigt.

Wie mir warm ums Herz wird.

Wie mir die Röte in die Wangen schießt.

Er hat schöne Augen.

Sie wirken schwarz und glanzlos, aber in Wirklichkeit sind sie braun, bis Rot sogar, nur eben sehr dunkel, etwas matt.

Er starrt mich ausdruckslos an, trotzdem habe ich das Gefühl, dass er das erste Mal mich genau mustert, dass ich nicht Luft für ihn bin, dass ich seine Aufmerksamkeit habe.

Mein Kopf ist wie leer gefegt unter diesem Blick.

„Ich mag Ramen…“, ist das erste, das mir in den Sinn kommt.

Das ich halbwegs stotterfrei heraus bekomme.

Im gleichen Moment könnte ich mir mit dem Hammer den Schädel einschlagen.

Wie blöd kann man eigentlich sein?!

Augenblicklich laufe ich hochrot an, vom Hals bis zu den Haarspitzen.

Momentan würde ich mir sogar wünschen, dass er das nicht gehört hat, aber ich meine an seinem Mundwinkel ein leichtes Zucken zu sehen, ehe er den Kopf zur Seite dreht und aus dem Fenster schaut.

„Uchiha, deine Stunde fängt gleich an!“, ruft ein Pfleger.

Seufzend sehe ich ihm nach, wie er sich erhebt, die Hände in den Taschen vergräbt und sich mit nichts sagender Miene wieder auf den Weg macht.

Es erscheint mir so surreal, dass wir eben nebeneinander gesessen haben und ich geredet habe.

Ich habe wirklich das Gefühl gehabt, dass er mir zuhört.

Dass es ihn amüsiert, dass ich mich blamiere.

Ich glaube sogar, dass ich ihn ein Stückchen aus seiner Welt gerissen habe.

Von Euphorie gepackt stehe ich auf, betrete breit grinsend den Personalraum.

„Na holla, da ist aber einer glücklich!“, schmunzelt Maria und bietet mir sofort eine Tasse Kakao an.

„Darf ich das nicht? Es ist heute ja auch schon einiges passiert! Und einiges davon war eindeutig ein Glücksfall, wenn nicht sogar eine Freude!“, sage ich breit lächelnd, kann kaum still sitzen.

Neugierig rutscht sie näher zu mir, fängt ein angeregtes Gespräch mit mir an.

So plaudern wir fast den ganzen Nachmittag.

Ich erzähle ihr von meinen neuen Erkenntnissen über Sasuke.

Sie unterstützt mich und freut sich.

Auch wenn sie mich bittet, vorsichtig zu sein.

Auch wenn es seltsam klingt, ich fühle mich hier in der Klapse schon richtig wohl.

„Sag mal, Maria? Darf ich auch mal Sasukes Zimmer sehen?“, frage ich ganz lieb und versuche mal wieder eine Bestechung.

„Ach Naruto… Du und deine Wünsche… Was ist schon so toll an dem Zimmer eines Patienten hier? Du glaubst doch nicht wirklich, dass die hier irgendwie luxuriös sind? Die sind weiß und kahl und sehr rustikal geschmückt. Langweilig!“

Wieder kritzelt sie auf ihrer Unterlage herum.

Irgendwelche Einfälle oder so!

Ich brauche einen Grund!

Sei kreativ, Naruto!!!

„Na ja… Aber… Ich hab doch noch nie so ein Zimmer gesehen und gehört das nicht auch zu meinem Praktikum ein solches Zimmer zu sehen?“, mit großen Augen sehe ich sie an, will sie erweichen, will meinen Triumph.

„Nein, nicht dieser Blick!“, ächzt die Krankenschwester, versucht weg zu sehen, doch rechnet nicht mit meiner Sturheit.

Fragend lege ich den Kopf schief, versuche meine Augen noch ein bisschen größer zu machen.

„Aber Maria, was meinst du denn mit dem Blick? Darf ich denn nun mal zu Sasuke, oder nicht?“, noch eine kleine Schmolllippe und der Blick ist perfekt.

Jahrelang erprobt an Iruka.

Kellertief seufzt sie, haut mich mit der eingerollten Zeitung.

„Wir gehen zusammen nachher zu ihm. Ich muss ihm Blut abnehmen…“, murmelt sie.

„Aber hör auf mit diesem Blick, das hält ja niemand aus!“, sagt sie streng, bringt mich leise zum Lachen.

„Vielleicht sollte ich den Blick dann mal bei Sasuke probieren?“, kichere ich, stelle mir vor, wie er mich perplex ansieht oder sogar den Blick erwidert.

Oder ihn gar imitiert.

Ich meine…

Gott, ich würde schwach werden und ihm alles geben…

Sofort laufe ich rot an.

Wir haben uns nur einmal kurz in die Augen gesehen, trotzdem bekomme ich eine Gänsehaut, wenn ich daran zurückdenke.

Ich möchte wissen, an was er gedacht hat.

Oder er über das nachgedacht hat, was ich vorher geredet habe?

Oder hat er sich über meinen sau dämlichen Kommentar amüsiert?

Was mag er gedacht haben?

Wollte er mir vielleicht antworten?

Oder hat er stumm eine Bitte äußern wollen, als er hinaus gestarrt hat aus dem Fenster?

Ich versteh es einfach nicht.

Ich möchte mit ihm reden und damit meine ich richtig reden.

Ich möchte wissen, was er denkt.

Ich mag ihn…

„Na, na, na! Warum werden wir denn rot, Herr Praktikant?“, ärgert mich Maria, kneift mir in die Wange.

Erschrocken rutsche ich vom Stuhl, versuche meine Gesichtsfarbe wieder auf Normalzustand zu bringen.

„Ich bin doch gar nicht rot geworden!“, versuche ich mich hoffnungslos zu retten.

Maria bricht in schallendes Gelächter aus.

Und ich versuche mich zu verkrümeln.

Nennt man das Rache?

Oder, wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein?

Seufzend setzte ich mich wieder hin.

Ich kann es nicht verstecken.

Ich bin verlegen.

Habe zu sehr an Sasuke Augen gedacht, bin zu sehr in meiner Fantasie versunken.

„Na komm, Naruto, jetzt machen wir noch etwas Papierkram, dann gehen wir beide zu Sasuke. Er dürfte in dreißig Minuten von seiner Sitzung entlassen werden!“, sagt sie aufmunternd, baut mir eine Brücke.

„Ich dachte, dass Sasuke nicht mehr zu den Sitzungen geht? Er redet doch überhaupt nicht mehr in der Therapiesitzung!“, frage ich irritiert nach.

„Natürlich redet er nicht. Er sitzt einfach nur da und starrt weg. Manchmal nach draußen, manchmal auf den Tisch. Er schweigt, bewegt sich nicht, manchmal sagt der Arzt, dass er bezweifelt, dass Sasuke überhaupt atmet.“

Seufzend kratze ich mich am Hinterkopf.

„Warum zwingt man ihn dann noch zu den Sitzungen zu gehen, wenn er eh nicht mit sich reden will?“

Maria beginnt ein paar Briefe zu schreiben.

„Ganz einfach: Man erhofft sich Erfolge… Man hat ihn schon mal versucht zu hypnotisieren oder ihn anderweitig in Tiefschlaf zu versetzten, aber alles ohne Erfolg.“

Sie reicht mir eine Briefmarke, ich besetzte sie mit Speichel und klebe die Marke auf den Briefumschlag.

„Aber ist das nicht gegen das Gesetzt, wenn man ihn einfach hypnotisiert?“

Wir fahren mit unserer Prozedur fort.

Sie schreibt Briefe, füllt die Briefumschläge aus und ich klebe am Ende die Marke auf den Brief und klebe die Lasche zu.

„Sein Bruder hat es erlaubt. Sein Bruder erlaubt alles, weil er will, dass Sasuke wieder normal wird und dann wieder in ihr Haus einzieht…“, seufzt Maria.

„Aber das wirkt ja fast liebevoll… Mag er Sasuke so sehr?“, ehrlich irritiert sehe ich sie an.

„Vielleicht ist Sasuke das einzige, dass Itachi noch liebt. Aber es ist keine Bruderliebe… Eher eine Besitzergreifende. Er bringt Sasuke so um. Ich weiß nicht was Itachi Sasuke angetan hat, aber es war schlimm genug, dass der Kleine sich bis heute vor der Welt, in der auch sein Bruder lebt, verschließt.

Sein Bruder kommt nicht damit zurecht, dass er ihn ablehnt. Deswegen schmeißt er der Klinik Unsummen an Geld in den Rachen, damit wir auch wirklich alles versuchen, um ihn wieder hin zu bekommen…“

Ich halte kurz inne.

„Was hat er Sasuke nur angetan?“, frage ich leise, schüttele den Kopf.

Maria und ich seufzen kellertief.

„Wenn du diese Frage beantwortet haben willst, wären wir wieder bei unserer Diskussion über den Tod von Sasukes Eltern. Wir wissen nichts Konkretes. Es gibt zwei Zeugen. Der eine ist Itachi, der andere Sasuke. Itachi kann viel erzählen, solange Sasuke ausgeschaltet ist. Sollte Itachi der Mörder sein und Sasuke erzählt dies, glaube ich nicht, dass wir den Kleinen noch sehen würden. Itachi würde ihn einsperren, oder töten.

Vielleicht ist es besser, dass Sasuke nicht wieder zu sich kommt. Aber die Zeit rennt ihm davon…“, schnieft Maria leise, fängt wieder an ihre Briefe zu schreiben.

„Was meinst du?“, von einem unguten Gefühl geplagt, sehe ich sie an.

„Sobald Sasuke 18 Jahre alt wird, nimmt ihn sein Bruder aus der Klinik. Völlig egal, welcher Zustand. Er wird Sasuke mitnehmen und wir können rein gar nichts tun.“, gefasst schreibt sie weiter, doch ich kann sehen, wie sehr der Stift in ihrer Hand zittert.

„Wann wird Sasuke 18?“

„In fünf Monaten…“, murmelt sie, muss sich dann doch die Nase putzen.

„Lass uns jetzt weiter arbeiten, Naruto, ich will nicht verheult bei ihm auftauchen, ja?“, mit einem wehleidigen Lächeln sieht sie mich an, macht mich selber ganz traurig.

Chaotisch

Kapitel 3
 

Chaotisch
 

Ich kann es kaum erwarten.

Viel zu langsam geht Maria neben mir her.

Endlose Flure.

Tür, Wand, Tür, Wand.

Nichts Weiteres.

Langweilig.

Jedes Namensschild starre ich an, möchte endlich jenen Namen lesen.

Was er wohl macht?

Starrt er aus dem Fenster?

Hat er überhaupt eines in seinem Zimmer?

Oder starrt er an die Wand?

Zum hundertsten Mal seufzte ich.

„Welches ist denn nun sein Zimmer?“, frage ich quengelnd.

„Geduld, Geduld, wir sind gleich da!“, murmelt Maria, wirft unterwegs ein paar Blicke in de Krankenakten der Patienten.

Lässt sie sich extra Zeit, um mich zu ärgern?

Als wir endlich vor seinem Zimmer stehen, staune ich, da die Tür offen ist.

Fragend bleibe ich stehen und werfe einen Blick in das Zimmer.

Der Schwarzhaarige sitzt auf dem Boden, hat Zeitungen um sich herum verteilt und scheint sie zu lesen.

„Was macht er da?“, flüstere ich leise zu Maria, die gerade seine Krankenakte an der Tür durchliest.

„Mhm? Ach, er ließt Zeitung, hättest du nicht gedacht, was?“, lächelt sie, zieht mich mit in Sasukes Raum.

Er sieht nicht mal auf.

Hat den Kopf weiterhin gesenkt, ließt im Schneidersitz die Zeitung, die ausgebreitet auf dem Boden liegt.

Erstaunt sehe ich ihn an, versuche möglichst nicht auf seiner Lektüre zu stehen.

„Komm, Sasuke, wir wollen dir mal Blut abnehmen!“, sagt die Krankenschwester freundlich und umfasst das Handgelenk meines Schwarzhaarigen.

Er reagiert nicht mal.

Ließt weiterhin seine Lektüre, sein Arm wird bewegt wie bei einer Puppe.

Es ist ihm egal.

Im Gegensatz zu seiner Hautfarbe, sieht sein Blut lebendig aus.

Ein kräftiges, sattes Rot.

Er verzieht nicht mal das Gesicht.

Lediglich seine Augen wandern hin und her, verschlingen Zeile um Zeile.

Ich komme mir fehl am Platz vor.

Seufzend sehe ich mich um, muss feststellen, dass an seiner Zelle wirklich nichts Schönes ist.

Nicht mal ein Regal.

Es ist karg, kalt und leer.

Nicht mal ein Bild an der Wand.

Kein Wunder, dass Sasuke sich hier drin verschließt.

Wenn sogar die Zeitung lebendiger ist, als die ganze Dekoration hier in dem Zimmer.

Ich sollte ihm Sachen mitbringen.

„So, schon fertig, Sasuke, war doch gar nicht schlimm!“, sagt Maria, lächelt, streicht dem Schwarzhaarigen durch die Haare.

Sie geht mütterlich mit ihm um.

„Naruto, was hältst du davon, wenn du noch ein paar Minuten hier bleibst, ich gehe dann schnell das hier wegbringen und nach den anderen schauen…. In circa einer halben Stunde hole ich dich dann wieder hier ab, ok?“, ihr Lächeln ist zuckersüß und steckt mich an.

Ich nicke, nehme meine nächste Chance war.

Er hat mich angesehen.

Ich hole tief Luft, lasse mich dann ihm gegenüber fallen.

Ich brauche ein Thema.

„Kann ich den Feuilleton haben?“, frage ich nach, versuche so indirekt bei ihm zu sein.

Vielleicht sagt er ‚Nein’.

Oder er reagiert nicht.

Ich warte ein paar Sekunden, will nochmals nachfragen, doch plötzlich hält er mir gewünschten Teil hin.

Er sieht nicht mal auf.

Er hört nicht mal auf zu lesen.

Aber sein Arm hat den gewünschten Feuilleton.

Er hält ihn mir hin, geduldig.

Ich muss schlucken.

Oh mein Gott.

Er reagiert.

Und wie er reagiert.

Mit zittrigen Händen nehme ich ihm die Zeitung aus der Hand, schlage sie auf, nur um so zu tun, als würde ich sie lesen.

Ich versuche ihn zu beobachten über den Rand meiner Zeitung.

Er sitzt da.

Wie vorher, nur irgendwie nicht mehr alleine.

Ich sage nichts mehr.

Beginne die Zeitung etwas zu lesen, freue mich über meine neuste Errungenschaft.

Er hat reagiert.

Schon zum zweiten Mal.

Ich bin glücklich.

Maria verspätet sich.

Die halbe Stunde ist vorbei, meine Zeitung habe ich längst ausgelesen und langweile mich.

Sasuke liest immer noch, blättert gelegentlich mal um, aber das war es dann auch schon.

So wie er da sitzt, kommt es mir so vor, als würde es nichts Friedlicheres geben.

Schmunzelnd betrachte ich ihn, wie er eifrig liest, sich scheinbar jeden noch so uninteressanten Artikel durchliest.

Warum tut er das?

Warum kapselt er sich von der Welt ab, verschlingt dann aber die neusten Nachrichten?

Was interessiert ihn an Volksfesten, Verbrechen, Interviews, Bekanntgaben, Hochzeits- und Todesanzeigen?

Es passt irgendwie nicht.

Warum will er wissen, wer Präsident geworden ist?

Warum liest er Nachrichten, in denen von Schauspielern und deren Affären geschrieben wird?

Ist er vielleicht doch nicht so desinteressiert, wie er immer tut?

Seufzend betrachte ich ihn.

Starre ihn vielmehr an.

Er reagiert wie immer nicht.

Neugierig geworden beuge ich mich zu ihm herüber.

Sollte ich es wagen?

Schneller als mir bewusst ist, ziehe ich ihm die Zeitung weg, knülle sie hinter meinem Rücken zusammen.

Sekundenlang starrt er auf den nackten Fußboden, atmet geräuschvoll ein.

Gespannt warte ich auf seine Reaktion, wollte mit der ganzen Situation eigentlich nur eine Bewegung erreichen.

Ich schlucke, als er langsam seinen Kopf zu mir dreht, mich fast schon neutral ansieht.

Sein Gesicht ist eine emotionslose Maske.

Kein Muskel bewegt sich.

Nur seine Augen.

Die sehen mich so anklagend an, dass mir ganz schwindelig wird.

Ich bereue es.

Aber dann auch wieder nicht, da er mich angesehen hat.

Ich lege den Kopf schief, will es wohl noch auf die Spitze treiben.

„Stimmt was nicht, Sasuke?!“, frage ich zuckersüß, halte die Zeitung weiterhin versteckt hinter meinen Rücken.

Meine Hände zittern ein wenig vor lauter Aufregung.

Was ist, wenn er so sauer auf mich wird, dass er nie wieder mit mir zu tun haben will?

In seinem Gesicht sehe ich ein winziges Grinsen, als er sich zu mir beugt und einfach den Teil der Zeitung nimmt, den ich gerade noch gelesen habe.

Das Feuilleton.

Ich hatte es ganz vergessen.

Grinsend nimmt er die Zeitung in die Hand, fängt an zu lesen und lässt sich auch nicht mehr aus der Ruhe bringen.

Nur ich habe das Gefühl, gleich zu zerbersten.

Mein Herz schlägt wie verrückt.

Ein breites Grinsen stiehlt sich mir ins Gesicht.

Er hat gelächelt und reagiert!

Gerade will ich ihn was fragen, da taucht Maria auf, etwas außer Atem.

„Naruto, ich brauche ganz dringend deine Hilfe!“, keucht sie.

Gemeinsam verlassen wir kurz Sasukes Zimmer, wollen ihn nicht weiter stören.

„Heute Abend sollte ein anderer Praktikant mit mir hier bleiben und Aufpassen, aber der Praktikant hat sich abgemeldet und nun fehlt mir eine Hilfe für heute Abend!“, beginnt sie, ordnet sich ihr durcheinander geratenes Haar.

„Und da wolltest du fragen, ob ich hier bleiben würde, richtig?“, beende ich für sie und lächle.

Ich sehe, wie sie verlegen lächelt und kurz zu Sasuke schielt.

„Ich muss zwar zu Hause Bescheid sagen, aber ich denke das geht… aber dafür fährt mich bitte jemand nach Hause, den Zug will ich nicht nehmen um die Uhrzeit….“, gähne ich und strecke meine taub gewordenen Glieder.

Also Nachtschicht.

Wir sitzen im Überwachungsraum, starren auf Monitore und füllen die Tablettendöschen für die Patienten auf.

Sasuke habe ich diesen Abend leider nicht wieder gesehen.

Zum Abendessen war er nicht da, weil er eine Therapiesitzung hatte und danach musste ich wieder arbeiten.

Ich habe Maria noch nichts von Sasukes und meinem kleinen Zeitungsvorfall erzählt.

Zu sehr hat es mich irritiert, dass er richtig reagiert hat, dass er mich gesehen hat und dass er mich angelächelt hat.

Er hat ein schönes Lächeln.

Ich frage mich, was er diese Nacht tun wird.

Ob er wieder weinend schläft, ob er vielleicht gar nicht schläft.

Maria ist wieder gelassen, plaudert ein bisschen von zu Hause, ich versuche zu zuhören, aber es fällt mir schwer.

Auf den Monitoren sehe ich menschenleere Flure, oder ab und an mal einen Wachmann, der patrouilliert.

Es kribbelt in meinen Fingerspitzen.

Ich weiß nicht wieso, aber irgendwas liegt in der Luft.

Es wird zwei Uhr morgens.

Ich lese Zeitung, natürlich gelangweilt, während Maria die Monitore noch mal checkt.

Sie steht in ständiger Funkverbindung mit den Wachposten, die nachsehen, ob ihre Schäfchen auch in den Betten liegen.

Es ist längst stockdunkel draußen.

Kein Mucks.

Es ödet mich an.

Seufzend drehe ich mich auf dem Stuhl, lasse meinen Blick über die Monitore schweifen.

Ich muss stutzen, als ich sehe, wie eine Tür gerade zu fällt.

„Sag mal Maria? Ist da ein Wachmann im Keller? Da ist gerade die Tür zugemacht worden!“, ich deute auf den entsprechenden Monitor, warte ab, bis sie ihre Männer gefragt hat.

Es dauert ganze 30 Sekunden, da springt sie auf und zieht sich einen Kittel über.

„Komm, da stimmt was nicht, der alte Geistermann ist nicht auf seinem Zimmer! Wir schauen mal nach!“ Ihre Stimme ist ganz sanft.

Froh endlich etwas in Bewegung zu kommen, begleite ich sie, muss aber unwillkürlich schlucken, als ich die gespensterleeren Flure sehe.

Ein kalter Windhauch.

Es ist wie im Horrorfilm.

Trotzdem schleiche ich der Krankenschwester mutig hinterher, immer bedacht in jede Ecke zu schauen, ob sich dort der verrückte Alte nicht doch versteckt.

Die Kellertür ist klein und unscheinbar, jeder normale Mensch wäre an ihr vorbei gelaufen und hätte kaum von ihr Notiz genommen.

„Da unten ist eine alte Küche und unser Lager, niemand dürfte da unten sein…“, murmelt Maria und versucht das Licht anzumachen.

„Oh, da muss die Sicherung rausgedreht worden sein… ach ja, der Elektriker wollte das ja noch reparieren….“, flüstert sie verlegen und selbst im Dunkeln merke ich, wie sie errötet.

Super, Punkt zwei eines Horrorfilms: Dunkelheit.

Leise schließen wir die Tür, gehen die Treppen runter und lauschen.

Ich kann Töpfe aneinander schlagen hören, ganz leise, als würde dort jemand kochen.

Wir biegen zweimal ab, kommen den Geräuschen näher.

Zu unserer rechten sind zum Glück Halbfenster, die ein kleines bisschen Mondlicht in den Gang werfen, sodass wie nicht völlig blind hier rum laufen.

Am Ende des Flures sehe ich, wie sich etwas bewegt, eine kleine zusammengekauerte Gestalt.

Maria fasst in ihre Tasche, dort, wo sie ihr Pfefferspray hat.

Wir nähern uns dem schwarzen Etwas langsam und leise, dennoch scheint es uns zu bemerken.

Als wir vor ihm stehen, sehe ich, wie seine im Dunklen roten Augen uns von unten her mustern, er sich dennoch nicht bewegt.

„Was tust du denn hier? Du weißt doch, dass du nicht hier sein darfst…“, sagt Maria sanft und hockt sich hin.

Mütterlich streicht sie ihm durch die Haare und lächelt unentwegt.

„Hast du dich da verbrannt, Sasuke?“, fragt sie ihn plötzlich und streicht über seine Schulter.

Tatsächlich hat der Schwarzhaarige ein leicht versengtes Shirt an, mit kleinen, doch sichtbaren, Brandlöchern.

Ich spitze meine Ohren und höre nicht weit entfernt immer noch das Geschirr und die Töpfe klappern.

„Da ist noch jemand, Maria!“, flüstere ich, hocke mich neben Sasuke, um ihn aufzuhelfen.

Kaum steht er, sind wir wieder Luft für ihn.

Maria schüttelt den Kopf.

„Bringen wir ihn erstmal zurück, dann schicken wir einen Wachmann hier runter… Ich werde zu alt für so was…“, sie zieht Sasuke an der Hand mit sich, ein paar Schritte läuft er noch mit, dann aber bleibt er stehen.

Im nächsten Moment dreht er sich um, sieht genau zu mir und scheint mir durch einen Blick etwas sagen zu wollen, doch ich verstehe nichts, bin versteinert.

„Du bist ja immer noch hier! Und du hast dir menschliche Verstärkung geholt, du feiges Früchtchen! Hat dir das von eben etwa nicht gereicht? Verschwinde von hier und nimm die da mit! Ich will mein Essen, ohne Drogen! Hier unten muss sich doch was finden lassen!“, knurrt der verrückte alte Opa plötzlich keine Zehn Schritte neben mir.

Keiner bewegt sich.

Sasuke scheint mir immer noch durch einen Blick mitteilen zu wollen, was ich jetzt tun soll, doch irgendwie bin ich zu blöd dazu.

„George, ganz ruhig. Wir tun dir nichts. Wir nehmen jetzt Sasuke mit uns und lassen dich in Ruhe, okay?“, versucht Maria es ganz ruhig und zieht mich mit einer Schnelligkeit auf ihre Seite, dass ich gar nicht mehr weiß, wie lange ich erstarrt war.

Drittes Klischee eines Horrorfilms: Ein Verrückter taucht mit einem Messer vor dir auf.

Der gute alte George schaut uns an, hält das Messer uns entgegen und scheint nicht auf Gespräche aus zu sein.

„Ihr geht nirgendwohin! Dann ruft ihr nur die Wache und die gibt mir wieder Drogen!“, poltert er und schwingt sein Küchenmesser.

Wo bin ich hier nur reingeraten?

Etwas ängstlich klammere ich mich an das Nächstbeste, was ich zu fassen bekomme, Sasukes Arm.

Was soll ich sagen, ich war noch nie der Mutigste und sterben wollte ich auch noch nicht.

Sasuke neben mir höre ich ruhig ein- und ausatmen, es scheint ihn nicht zu kümmern.

Maria versucht es weiter mit reden.

„Wir geben dir keine Drogen, George… Leg das Messer bitte weg!“, bittet sie ihn eindringlich und macht einen kleinen Schritt vorwärts zu ihm.

Viertes Klischee eines Horrorfilms: Man versucht den Verrückten zu beruhigen und die Waffe an sich zu bringen.

Meistens stirbt hier schon die erste Person und die anderen Opfer laufen in Panik weg, um nachher, einer nach den anderen, abgeschlachtet zu werden.

„HAU AB!“, kreischt George, holt gut Schwung und hätte fast Maria erwischt.

Ängstlich weichen wir zurück, soll heißen, Maria und ich weichen zurück, nur Sasuke bleibt stehen und starrt den Verrückten an.

„Komm schon, Sasuke, bewegt dich!“, murmele ich panisch und zerre an seinem Arm.

Irgendwie schafft der Schwarzhaarige es sich aus meinem Griff zu befreien, läuft unbeteiligt auf den Messerschwinger zu und macht diesen wiederum tierische Panik.

„Bleib mit deinen Geistern weg, Seelensauger!“, kreischt George, holt aus, wird aber von Sasuke erstklassig gestoppt.

Fest hält er den Arm des alten Mannes fest, dass Messer nur 10 Zentimeter von seinem Gesicht entfernt.

Beide Insassen liefern sich ein Wettstarren, bis George einmal ausholt und Sasuke einen Schlag in die Magengrube verpasst.

Keuchend sinkt der Schwarzhaarige in die Knie, lässt aber nicht die Hand mit dem Messer los, im Gegenteil, er beißt fast im selben Moment einmal kräftig in das Handgelenk.

Jaulend lässt Georg das Messer fallen, flüchtet sich wieder in einen Raum und wir sind erstmal in Sicherheit.

Wir eilen zu unserem Retter und helfen ihm auf.

„Tut es sehr weh, Sasuke?“, fragt Maria und hebt das Messer aus, um es in ihre Kitteltasche verschwinden zu lassen.

Während ich ihn stütze, kehren wir langsam zur Kellertüre zurück.

Sollen sich doch die Wachen um diesen bescheuerten Kerl kümmern.

Gerade als wir die kleine Treppe hinauflaufen wollen, kommt George uns noch mal besuchen, in der Hand dieses Mal kein Messer, aber dafür ein kleiner Camping- Bunsenbrenner.

Woher nehmen diese Killer nur immer ihre Tatwerkzeuge??

„Mit dir Seelenfresser bin ich noch nicht fertig! Komm her, ich erteile dir eine Lektion!“, George fuchtelt wieder einmal herum und alle normalen Menschen, plus Sasuke, weichen ehrfürchtig zurück.

Maria stellt sich ein wenig vor uns, will uns wohl beschützen.

„Naruto, pack dir Sasukes Arm und dann lauf!“, sagt sie eindringlich und ich fühle mich plötzlich absolut unmännlich.

Nebenbei würde Sasuke niemals einfach so mit mir weglaufen, eben hat er uns doch auch beschützt!

Verwundert blicke ich neben mich, wo der Schwarzhaarige urplötzlich anfängt zu zittern.

Hat er jetzt auch Angst bekommen?

Sein Gesicht ist keine Maske mehr.

Seine Augen huschen hektisch hin und her, während er angespannt in die Flamme schaut.

Hat er Angst vor Feuer?

Er zittert und erbleicht, weicht zurück, sieht so aus, als wollte er am liebsten davon laufen.

„Naruto! Setz dich endlich in Bewegung!“, flüstert Maria, weicht der Flamme aus, als Georg mit den Armen rumfuchtelt.

Ich packe Sasuke am Arm, versuche ihn wegzuzerren, aber er ist wie erstarrt.

Ich könnte heulen.

Wieso funktioniert denn hier nichts?

Ich höre Maria schreien, dann fällt sie auf ihr Hinterteil.

Na toll, wir sind geliefert.

Ich will nicht so jung sterben!

Ich spüre, wie Sasuke neben mir zurückweicht.

Was soll ich tun?

Was kann ich machen?

Ich will hier nicht draufgehen!

Verzweifelt suche ich in meinen Taschen nach etwas.

Ich will nicht aufgeben.

Sasuke hat uns eben beschützt, Maria hat es versucht, nun bin ich an der Reihe.

Mutig werfe ich meinen Müsliriegel dem verrückten George an den Kopf.

Peinlich, aber wirksam.

George strauchelt, verbrennt sich selber an seinem bescheuerten Bunsenbrenner und lässt ihn fallen.

Anscheinend waren Kakashis super Müsli Riegel eher Beschwerdesteine….

Von neuem Adrenalin beflügelt, stürze ich auf den verrückten, alten Mann, verpasse ihm einen saftigen Kinnhacken und knocke ihn tatsächlich aus.

Freudig schreie ich auf, führe einen kleinen Freudentanz auf.

Ich bin ein Held!

Schwungvoll drehe ich mich zu Maria, bin gleich schon wieder besorgt.

Zusammengesunken sitzt der Schwarzhaarige da, neben ihm seine Krankenschwester, versucht ihn zu beruhigen.

Neben ihm hockend halte ich seine Hand.

„Tief einatmen!“, empfiehlt Maria, tätschelt seinen Rücken.

„So ist es gut, es ist alles vorbei…“

Wie eine Mutter beruhigt sie ihn, macht mich verlegen.

Eben noch freue ich mich wie bekloppt und dann…

„Ist da jemand?“, hallt es von der Treppe.

Endlich, die Wachen.

Ich kann gar nicht sagen, wie erleichtert ich bin.

Endlich ist dieser Alptraum vorbei.

Ich bin frei.

Dann passiert alles ganz schnell.

Wir sind gerettet, George ist am Zetern, wird überwältigt und alles ist vorbei.

Man bringt uns hoch.

Maria hält Sasuke die ganze Zeit dicht bei sich.

Bringt ihn sogar ins nun leere Krankenschwesternzimmer mit, lässt ihn sich setzen.

„Naruto, geh und hol mal einen Müsliriegel aus dem Automaten…“, bittet sie mich leise und widmet sich dem Schwarzhaarigen.

Er sieht anders aus.

Hält den Blick gesenkt und seine Haare verbergen sein Gesicht.

Muss ich mir Sorgen machen?

Seufzend hole ich einen Schokoriegel.

Was anderes hatten sie nicht.

Eigentlich war mir das zu viel Aktion, mitten in der Nacht.

Auch wenn ich ganz froh bin, dass ich auch George mal ausgeknockt habe.

Ich war wenigstens kein Versager.

Kellertief erneut seufzend lehne ich mich an die Wand.

Ich wollte etwas zu tun haben.

Ich wollte Sasuke sehen.

Ich wollte mit ihm reden.

Gut, ich habe ihn gesehen.

Doch es reicht mir nicht.

Mein Herz will mehr.

Ich möchte ihn ärgern. Solange, bis er mich ansieht, bis er mich direkt anschaut, wieder auf mich reagiert.

Ich glaube, ich will ihn als Freund.

Ich will wissen, was er denkt, was er durchgemacht hat, was er mag, was er nicht mag, was ihn interessiert, was er machen will, was ihm Angst macht, was ihn zum Lachen bringt, warum er im Schlaf weint, warum er sich abgeschottet hat, warum er so viele Dinge tut, die ich nicht verstehe, ich will wissen, was er über mich denkt.

Ich möchte für ihn da sein.

Als Freund, als Vertrauensperson.

Bin ich egoistisch?

Vielleicht ein bisschen.

Vielleicht mute ich mir zu viel zu.

Doch ich bin bereit es auf einen Versuch ankommen zu lassen.

Probieren geht über studieren, oder?

Ich nicke mir selber zu, ehe ich mich von der Wand abstoße und mich auf den Weg mache.

Ich bin unsicher, aber ich lasse es auf einen Versuch ankommen.

Sasuke sitzt auf der Liege, hält sich so fest er kann, die Ohren zu.

„Was ist denn los?“, frage ich Maria, als ich ihr den Schokoriegel reiche.

„Sasuke hat Angst vor Feuer…“, beginnt sie, legt eine Decke um seine Schultern.

Noch immer ist sein Blick gesenkt und er wirkt wirklich verängstigt auf mich.

Leise setzte ich mich neben ihn, schweige erstmal.

Er drückt sich so fest er kann die Hände auf die Ohren.

Was will er nicht hören?

Was glaubt er, was er hören würde?

„Damals hat Sasuke im Keller gehockt, als sein Haus abbrannte und seine Eltern in dem Feuer starben. Seitdem meidet er Feuer, wo er nur kann… Als ich hier angefangen habe vor etwa 4 Jahren hat es einen kleinen Brand in der Küche gegeben.

Alle Patienten wurden in den Garten gebracht. Ich hatte Sasuke auf dem Arm.

Er hat geweint und immer wieder ‚Nein’ gerufen. Dabei hat er sich auch die Ohren zu gehalten. Er war noch klein.

Ich glaube, damals hat er gesehen, wie seine Eltern verbrannt sind…. Oder er hat ihre Schreie gehört oder aber….“, kurz schluckt sie, ehe sie leise weiter spricht, „Er hat die Ermordung seiner Eltern mit angehört…“.

Ihr Blick liegt traurig auf den Schwarzhaarigen.

Kopfschüttelnd sehe ich ihn an.

Ich versuche bestimmt seinen Arm von seinen Ohren zu ziehen.

„Es ist in Ordnung, Sasuke. Das Feuer ist weg. Alles okay. Du brauchst keine Angst mehr zu haben…“, ich bin ganz sanft.

Ich rede noch etliche Male auf ihn ein, ehe er wirklich auf mich hört.

Stumm sitzt er da, starrt auf den Fußboden.

Maria seufzt hörbar.

„Ich glaube, ich werde zu alt für diesen Job…“, kopfschüttelnd dreht sie sich um, richtet sich ihre Haare im Spiegel.

Plötzlich spüre ich eine Bewegung an meiner Hand.

Ich laufe hochrot an, als ich seine kühle, noch leicht zitternde Hand auf meiner spüre,

Sie liegt einfach nur auf meiner und dennoch habe ich das Gefühl, dass er sich an mir festhalten will.

Ich höre ihn neben mir tief ein- und ausatmen.

Wir schweigen.

Ich sage Maria nichts.

Genieße.

Versuche ihm Geborgenheit und Sicherheit zu geben, durch stummen Zuspruch und es scheint zu wirken.

Es scheint zu wirken.

Irgendwann sinkt er an meine Schulter, schläft.

„Das war ein langer Tag, was Sasuke?“, flüstere ich und lehne meinen Kopf an seinen.

Ich lausche, höre doch nichts, achte auf nichts.

Langsam versinke ich in einen Schlaf, der erholsamer ist, als alle Träume oder Nickerchen die ich jemals hatte.

Ich bin glücklich.

Delirium

Kapitel 4
 

Delirium
 

Am nächsten Tag habe ich frei.

Fast bedaure ich diesen Zustand, zugleich bin ich aber auch so erschöpft, dass ich dringend Schlaf brauche.

Wie ich nach Hause gekommen bin, weiß ich nur wage.

Iruka hat mich geweckt und abgeholt.

Hätte ich gewusst, dass ein langes Wochenende zwischen mir und dem Wiedersehen von Sasuke liegt, hätte ich ihn geweckt und mich richtig verabschiedet.

So habe ich ihn schlafen lassen.

Seufzend vegetiere ich das Wochenende zu Hause rum.

Versuche zu helfen, mache aber nur Fehler.

Mir schwirrt zuviel im Kopf herum.

Vor allem ein gewisser Schwarzhaariger.

„Naruto, was ist denn mit dir los? Seit gestern Abend ziehst du nun schon so ein Gesicht…“, Iruka ist wie immer besorgt.

„Das ist der Liebeskummer!“, antwortet Kakashi grinsend und stopft sich den Hamburger in den Mund.

Sofort steht Iruka auf, ist im Handumdrehen bei mir und legt mir väterlich die Hand auf die Schulter.

„Ist das wahr, Naruto? Bist du verliebt? Unglücklich vielleicht? Du kannst es mir ruhig erzählen, ich höre dir doch immer zu!“.

Ich mag ihn.

Nur manchmal ist er zu fürsorglich.

„Ich bin nicht verliebt…. Ich denke nur an Sasuke!“, antworte ich leise und werde rot.

Warum werde ich rot?

„An Sasuke? Ein Männername, interessant!!“, grinst Kakashi und stopft sich den Mund mit dem Nachtisch voll.

Ich werde noch röter.

„Arbeitet er in der Klinik?“, fragt Iruka sanft und ignoriert seinen Lebensgefährten.

„Nein, nicht direkt… er … lebt da…“, bringe ich nun hochrot heraus.

Kakashi fällt der Schokoladenkuchen aus dem Mund.

„Er lebt da? Er ist auch verrückt? Wie alt ist er?“

Meine Verlegenheit ändert sich in Wut.

„Er ist doch nicht verrückt! Er ist normal, nur eben… anders! Er ist auch kein alter, verrückter Kerl, er ist gerade mal ein Jahr älter als ich und er hat ein echt schweres Leben, also redet nicht so über ihn!“

Ich werde sonst nie so leicht wütend.

Bedeutsame, schweigende Blicke werden mir zugeworfen.

Dann Schweigen.

Vielleicht hätte ich nicht so aufbrausend sein sollen, aber ich bin bedient. Fast schon fluchtartig verlasse ich den gemeinsamen Tisch, schließe mich stundenlang in meinem Zimmer ein.

Ich finde es gemein, wie sie über ihn reden.

Sie verurteilen ihn.

Sie kennen ihn nicht.

Sie schieben ihn in eine Schublade.

Sie stempeln ihn als verrückt ab.

Es macht mich verrückt.

Es beschämt mich.

Hätten sie Mitleid, wäre es in Ordnung gewesen.

Ich ignoriere sie stundenlang.

Auf Klopfen, Hämmern, Drohung reagiere ich gar nicht erst.

Ich will meine Ruhe.

Will nachdenken.

Ich will dem Schwarzhaarigen helfen. Aber ich weiß nicht wie.

Was könnte ihn positiver stimmen?

Ich kann nicht vierundzwanzig Stunden bei ihm sein und ihn aufheitern, also braucht er etwas, dass ihn ermuntert, wenn ich schon zu Hause bin.

Ich kann aber auch nicht wahllos etwas mitbringen, weil Sasuke nicht mit seinen neuen Sachen durch die Anstalt laufen kann.

Nachher nehmen ihm die anderen es ab.

Vielleicht sollte ich mir mal was ausdenken für sein Zimmer?

Er hat ja nicht mal ein Fenster.

Dabei starrt er immerzu auf die nackte Wand.

Seufzend laufe ich im Kreis.

Er hat nicht mal Bücher, aber auch kein Regal für so etwas.

Ich sollte praktisch denken.

Er sitzt lange in seinem Zimmer, auf seinem Bett und kann nur die Wände anstarren.

Es muss ihn doch verrückt machen, immer und immer wieder diesen rauen Putz anzustarren.

Nachdenklich kratze ich mich am Kopf.

Ein schönes Bild oder ein Poster, das wäre doch was…

Und da Sasuke gerne aus dem Fenster schaut, wäre ein Landschaftsbild doch schön…

Von neuem Elan ergriffen, durchforste ich mein Zimmer.

Voll beschäftigt suche ich und suche ich.

Ich glaube, ich bin auf dem richtigen Weg.

Ich kann Sasuke nicht helfen, dass er wieder von heute auf morgen normal wird, aber ich kann ihn unterstützen.

Ihm zeigen, dass ich mich um ihn schere.

Vielleicht sehe ich ihn ja einmal lächeln.

Und wenn es nur ein ganz kleines ist.

Ich liebe es, wenn sein emotionsloses Gesicht plötzlich einen Ruck bekommt. Wenn er hauchfein die Mundwinkel anhebt, oder wenn seine Augen etwas leuchten.

Seufzend betrachte ich den tristen Himmel.

Endlich ist Montag, heute sehe ich ihn wieder.

Ich klinge wie ein kleines Schulmädchen, aber in Anbetracht der Tatsache, dass ich das ganze Wochenende an ihn gedacht habe, denke ich, dass das in Ordnung geht.

Ich freue mich auf die Anstalt.

Etwas schneller als gewöhnlich, betrete ich die Eingangshalle, lasse meinen großen Rucksack vom Wächter kontrollieren und gehe zu Maria um mich für meine Schicht anzumelden.

Im Aufenthaltsraum des Personals ist sie nur leider nicht.

Wahrscheinlich macht sie eine Runde.

Seufzend stehe ich unschlüssig im Raum und denke nach.

Warum sollte ich hier warten?

Wer weiß schon, wie lange ich hier warten soll?

Mein geliebtes Grinsen schleicht sich auf meine Gesichtszüge, als ich mir meinen Rucksack schnappe und mich auf den Weg zu den Krankenzimmern mache.

Dann sage ich halt Sasuke ‚Guten Morgen!’!!

Freudig tänzele ich den Gang entlang.

„Einen wunderschönen guten Morgen, Sasu…ke?“, stocke ich, als ich ein leeres Zimmer vorfinde.

Gemachtes Bett. Verlassen.

Keine Zeitung.

Nichts.

Was ist hier los?

Ich suche nach Hinweisen, doch finde nichts, nicht mal einen Hinweis darauf, dass er vor kurzem hier gelebt hat.

Oder diese Luft geatmet hat.

Es ist gruselig, so unpersönlich, lieblos, fast schon steril ist dieser Raum.

Es fällt mir erst jetzt auf, wo mein Schwarzhaariger nicht anwesend ist in dem kleinen Raum, der mir plötzlich immer kleiner vorkommt.

Kommen die Wände näher?

Wieso ist es hier so kalt?

Fröstelnd schlinge ich mir die Arme um den Körper, versuche diese Kälte zu vertreiben, die sich schleichend meinen Körper hinauf kriecht.

„Er ist nicht da!“, höre ich eine weibliche Stimme.

„M- Maria!“, wie vom Donner gerührt fahre ich herum, greife mir unbewusst ans Herz.

„Er ist nicht mehr hier, Kleiner…“, flüstert sie noch mal und lehnt sich mit verschlossenen Armen an den Türrahmen.

Ihr Blick schweift einmal betrübt durch den kleinen Raum, ehe er an mir hängen bleibt.

Ich muss schlucken.

„Wo ist er?“

Was ist passiert?

Was ist hier vorgefallen?

Am Donnerstagabend waren wir noch zusammen.

In der Nacht haben wir den Irren irgendwie besiegt und alles war doch gut.

Er ist an meiner Schulter eingeschlafen, hat meine Hand gehalten und ich bin eingeschlafen und habe seine Hand gehalten.

Alles war in Ordnung!

Oder…

Hat er gar nicht geschlafen?

Augenblicklich weicht mir jegliche Farbe aus dem Gesicht.

„Wo ist ER!?“, frage ich noch mal forscher nach, bin mit nur einem Schritt bei ihr, schüttele sie leicht.

Hör auf so zu schauen, Maria!

Ich will kein Mitleid.

Ich will eine Antwort.

„Ich sagte doch, er ist nicht hier…“, weicht sie mir aus und streicht mir über meine Haare.

„Toll, aber wo ist er?“, frage ich patzig nach, beruhige mich vielleicht ein Zehntausendstel.

Ich kann ihr nicht in die Augen sehen.

Ich habe Angst eine falsche Wahrheit zu erfahren.

Nämlich die, dass Sasuke nicht mehr am Leben ist.

Meine Eingeweide drehen sich, verkrampfen sich.

Gott, ist mir schlecht.

„Er ist nicht Tod, Kleiner…“, beruhigt sie mich, wuschelt mir noch mal durch die dichte blonde Mähne.

Sofort fällt mir ein Stein vom Herzen und ich darf wieder hoffen.

„Wo ist er?“, frage ich wieder, wie ein bockiges Kind.

Hier stimmt etwas nicht.

„Such dir einen anderen Patienten, den du betreust, Naruto, vergiss Sasuke, glaub mir. Du solltest dich nicht zu sehr mit ihm anfreunden, immerhin ist dein Praktikum auf einen Zeitraum begrenzt und na ja, Sasuke sucht keine Freunde.

Er möchte allein sein.“

Ich kann nicht glauben, was sie da von sich gibt.

Knurrend knabbere ich an meiner Unterlippe. „Was ich mache ist meine Sache und ich will jetzt wissen, was mit Sasuke los ist, oder ich gehe zur Verwaltung und frage da nach!“

Ich kann es nicht fassen, ich drohe ihr.

Er möchte nicht alleine sein. Niemand will das.

Er möchte nicht eingesperrt in diesem Zimmer sein, deswegen starrt er ja tagtäglich die Wand an, weil er versucht durch sie hindurch zu blicken.

Er starrt in die Ferne, weil das der einzige Ausblick ist, den er genießen kann.

Die Ferne ist frei, ist von der Sonne beschienen und vor allem nicht hier.

In der Ferne sind keine meterhohen Mauern.

Dort gibt es kein grau.

„Er ist auf der Krankenstation, Naruto, du kannst jetzt nicht zu ihm.“, ihre Stimme klingt sanft, doch ihr Blick ist mitleidig.

Ich hasse das.

„Was hat er?!“, frage ich, wie aus der Pistole geschossen.

Vielleicht wegen seiner Verbrennung.

„Naruto, das… Ach, es hat keinen Sinn, komm mit…“, sie nimmt meine Hand sanft in ihre und führt mich zur Krankenstation.

Ich will Fragen stellen, aber sie kommt mir zuvor.

„Am Freitagmorgen hat er sich geweigert etwas zu essen. Das ging so bis Sonntagabend. Als die Schwester ihm dann am Sonntag mit Gewalt das Essen in den Mund stecken wollte, hat er Blut gespuckt. Sofort haben wir ihn auf die Station gebracht, weil es nicht aufhörte. Er hustete immer wieder Blut. Die Ärzte haben ihn untersucht. Seine Mandeln haben sich stark entzündet und hätte er kein Blut gespuckt, wäre er wohl gestorben. Er liegt jetzt im Bett und muss sich schonen. Die Mandeln wurden rausoperiert und er schläft. Du kannst nichts machen.“

Ihre Stimme klingt kalt, so wie die Wände.

Mich fröstelt es bei der Vorstellung, wie Sasuke das Essen verweigert und dann Blut spuckt. Wie viel?

Wie lange?

Hat er Schmerzen? Wie lange hatte er Schmerzen?

Wieso hat niemand etwas bemerkt?

Je weiter wir uns der Krankenstation nähern, desto steriler wird es.

Unheimlich.

So will ich nicht aufwachen.

So will ich nicht, dass Sasuke leben muss.

Sein Raum ist nicht weiß, nicht so, wie man sie aus dem Krankenhaus kennt.

Grau.

Graue Bettdecke, graue Gardinen und Grauer Teppichboden.

Trist.

Der Horror.

Er liegt in seinem Bett, die Haare wirr, das Gesicht bleich und ein dicker Verband um seinen Hals.

Seine Augen sind geschlossen.

Er hat Augenringe.

Seine Lippen sind spröde.

Er sieht so krank aus.

„Deswegen wollte ich nicht, dass du ihn siehst…“, wispert Maria hinter mir und sieht sich das Krankenblatt an.

„Ich wollte nicht, dass du ihn so siehst…. Nach Donnerstagnacht, da war er noch unser Held, da hat er uns noch gerettet vor George und dann… Dann stirbt er fast, wegen so etwas lächerlichem wie entzündeten Mandeln.

Er hat kein Wort gesagt, nur Blut gespuckt.

Er hätte mir nur einen Wink geben müssen, aber er hat nichts gesagt, obwohl die Schmerzen enorm gewesen sein müssen.

Er muss tagelang mit den entzündeten Mandeln durch die Gegend gelaufen sein, doch er hat nichts gemacht. Keinen Arzt aufgesucht, sich nicht mal den Hals gehalten.

Naruto, verstehst du, was das bedeutet? Alles, was du glaubst erreicht zu haben bei Sasuke, es war völlig umsonst! Er kommt nicht zu uns zurück.

Er ist glücklich, da wo er ist. Er will unsere Hilfe nicht.“

Sie muss sich die Tränen aus dem Gesicht wischen.

Sie muss hilflos sein.

Ich gehe langsam auf sie zu, lege ihr meinen Arm um die Schulter.

„Maria, das glaube ich nicht. Er ist nicht glücklich. Er will Hilfe, er will nur nicht nach ihr fragen, wir sollen es bemerken und er gibt uns Hinweise! Er war am Donnerstag im Keller! Wieso war er das? Zuerst dachte ich, er wäre dort hinunter gegangen, weil er gesehen hat, wie der Verrückte dort hinunter gegangen ist. Wenn zwei Insassen fehlen, fällt das eher auf, als wenn es nur einer ist! Und er hat die Kellertüre aufgelassen, so dass jeder sehen musste, dass da etwas nicht stimmte.

Weißt du, was sonst noch im Keller ist?

Eis! Er wollte etwas Eis holen, um seinen Hals zu kühlen, verstehst du? Er war in der Küche und hat es gesucht, da überraschte ihn George und hat ihn bedroht!

Er hat nichts mehr gegessen. Obwohl er das immer tut! Er wollte, dass wir nachsehen, warum er nichts isst.

Vielleicht hat er nicht bemerkt, wie ernst seine Lage ist, wegen bloßen Halsschmerzen wollte er bestimmt nicht in den Hungerstreik. Er tat es, weil er es nicht mehr ausgehalten hat, er wollte, dass ihr nachseht.

Er versucht es.

Er versucht es wirklich, aber er hat auch Angst, kann ich mir vorstellen.

Maria, er will nicht einsam sein. Ich habe nachgedacht, Maria.

Warum starrt Sasuke die Wände an? Weil er durch sie hindurch sehen will! Weil er die Welt sehen will!!“, von einer Euphorie gepackt sehe ich sie an.

Rede ich wirr?

Mache ich mir zu viel Hoffnung?

Lange ruht ihr Blick auf mir.

Unbewegt und starr, als würde sie nachdenken, versunken sein.

Mein Herz schlägt unaufhörlich schnell.

Ich schlucke trocken.

„Verliere nicht deine Hoffnung! Er ist in dieser Welt! Er realisiert es! Er fühlt sich nur fremd in ihr!“, es erscheint mir ganz natürlich.

Stell dir vor, du erwachst eines Tages in einer ganz anderen Welt. Sie ist dir fremd, dennoch musst du dich in ihr zu recht finden. Was tust du?

Beobachtest du nicht und verhältst dich unauffällig?

Bist du dann nicht passiv am Geschehen beteiligt?

Sasuke lebt in einer anderen Welt. Er hat sich jahrelang vor den anderen Menschen verschlossen, vor Gefühlen, vor Kontakt.

Selbst wenn er wollte, er kann sich nicht in diese Welt sofort eingliedern.

Er ließt Zeitung. Er will Informationen aus dieser anderen Welt sammeln.

Er reagiert auf seine Außenwelt.

Er kann nur noch nicht kommunizieren, vielleicht hat er Angst davor, oder aber er braucht einen Anstoß, oder einen Freund.

Maria wischt sich die Tränen aus dem Gesicht, putzt sich geräuschvoll die Nase.

Lächelnd blicke ich zu dem Patienten, erstarre sogleich, als mich müde, erschöpfte, tief schwarze Augen ansehen

Er ist wach.

Schneller als ich sehen kann, stehen Maria und ich neben ihm, versuchen auf ihm einzureden, doch er starrt nur vor sich hin.

Ist er überhaupt wach?

Einbruch

Kapitel 5
 

Einbruch
 

Sasuke war erschöpft.

War erschöpft von seinem langen Kampf mit sich selbst.

Ich weiß nicht genau, was in ihm vorgegangen ist, doch die drei Tage, in denen er an sein Bett gefesselt war, war er noch unzugänglicher als sonst.

Er reagierte nicht auf Worte.

Selbst ein Blinzeln schien ihm zu anstrengend.

Manchmal glaube ich, dass er mit wachen Augen geträumt hat.

Dass er geschlafen hat und dann wach war, als wir alle fort waren.

Nachts allein in seinem Krankenzimmer.

Ohne Fenster.

Ich glaube nicht, dass er geweint hat.

Er hat einfach keine Tränen mehr vergossen.

Ich kann nur vermuten warum.

Vielleicht hat er sich noch fremder der Realität gefühlt.

Vielleicht brauchte er eine Auszeit.

Oder aber, er war wieder gefangen.

In dieser Welt, die niemand anderer betreten kann.

Als ich ihn am 4. Tag besuchte, sah er fertig aus. Nicht körperlich, sondern seelisch.

Ich wollte ihn nicht vor Maria und den Ärzten deswegen ansprechen, doch ich nahm es mir ganz fest vor.

Hatte sein Schmerz vielleicht mit seinen Träumen zu tun?

Während ich die vergangenen Tage an seinem Krankenbett gesessen hatte, hatte ich mir viele Gedanken gemacht.

Warum kamen keine Tränen mehr, wenn er schlief?

Warum wirkten seine Augen so tot?

Hatte er schlecht geträumt oder hatte er einen Dämon gesehen?

Manchmal glaubte ich wirklich, dass den Schwarzhaarigen ein großer, unheimlicher Dämon verfolgen würde. Solcher, der dir das Leben zur Hölle machen will. Der dich quälen will und daran seine Freude hat. Der dich nicht eher in Ruhe lässt, ehe du den Pakt mit dem Teufel eingehst und deine Seele verkaufst, dich umbringst oder von ihm umgebracht wirst.

Es ist ein endloser Zirkel.

Verfolgt dich ein Dämon, wirst du ihn nicht mehr los.

Erst wenn du ihn besiegen kannst, wenn du ein Mittel findest, ihn selber das Fürchten zu lehren, bist du befreit.

Doch ich fürchte, dass Sasukes Dämon wesentlich schlimmer ist, als jeder andere.

Seiner verfolgt ihn nicht nur, er hält seine Seele gefangen und ergötzt sich an den Qualen, die er dem armen Schwarzhaarigen bereitet.

Wahrscheinlich weiß Sasuke gar nicht mehr, wie es ist ohne diesen Dämon zu leben.

Denn ich denke, der Dämon, der ihn verfolgt, heißt Vergangenheit.

Seufzend schüttele ich den Kopf.

Wasche mir ein letztes Mal das Gesicht, ehe ich mein Spiegelbild schwach anlächle.

Heute ist er draußen, heute wird gelächelt.

Heute ist Sasuke wieder in seinem Zimmer, halbwegs gesund.

Heute ist ein normaler Tag.

Breit lächelnd hole ich ihn von der Krankenstation ab, ganz alleine.

Er sieht auch schon fast wieder normal aus.

Sein Verband am Hals ist der einzige Nachweis auf seine Krankheit.

„Guten Morgen, Sasuke! Na, wie geht es dir?“

Lächelnd halte ich im meine Zeitung hin.

Ich habe dran gedacht.

Wenn er sie nimmt, dann ist alles in Ordnung.

Wenn er sie nicht nimmt, dann hat sein Dämon endgültig gesiegt.

Der Schwarzhaarige setzt sich auf, langsam, dann, unendlich langsam, nimmt er endlich die Zeitung aus meinen schwitzenden Händen.

Er ist zurück!

Das Lächeln auf meinen Lippen wird ehrlicher.

Schwungvoll drehe ich mich um, nehme seine Hand und bringe ihn endlich wieder zurück in sein Zimmer.

„Die Zeitung liest du aber erst, wenn wir in deinem Zimmer sind!“

In seinem Zimmer habe ich noch eine Überraschung für ihn.

Ich war die letzten Tage fleißig.

Ich lasse ihn vorgehen, möchte sehen, wie er auf sein neues Zimmer reagiert.

Erst tut er gar nichts.

Er steht einfach in der Mitte vom Raum.

Doch dann, wandert sein Kopf langsam zu den beiden freien Wänden.

Andächtig schreitet er zu den großen Postern, die ich für ihn gekauft und aufgehängt habe.

Das eine Bild zeigt einen Bambuswald mit einem kleinen, roten Tempel und das andere zeigt das Meer. Eine karibische Insel, mit weißen Strand, einem azurblauen Meer.

Sasuke lässt die Zeitung fallen, als er das letztere Bild sieht.

Interessiert streicht er über die Farben, starrt den Strand an, als wolle er ihn unter seinen Fingern spüren.

Er reagiert.

Anscheinend freut er sich richtig über die Bilder.

Über eine halbe Stunde steht er vor dem Meerbild.

Berührt es überall und kann sich nicht satt sehen.

„Ich habe dir noch mehr mitgebracht!“, sage ich leise und stelle mich neben ihm.

Seltsamerweise dreht er sich fast sofort zu mir, sieht mich mit großen, verwunderten Augen an.

Etwas verwirrt zeige ich ihm seine neuen Sachen. Bücher, Geschichten und Postkarten.

Vom Meer, von den Bergen, von einer Landschaft, egal, Hauptsache es waren schöne Orte.

Weitaus verlegender reiche ich ihm einen kleinen Teddybär, den ich ihn auch gekauft habe. Es klingt lächerlich, aber ich habe mir gedacht, wenn er sich nachts einsam fühlt, könnte er diesen Teddy doch als Freund betrachten und ihn mit in sein Bett nehmen.

Sicher, das machen eher Kinder, aber wer sagt denn, dass man manchmal nicht gerne wieder ein Kind wäre?

Wieder mustert er seine neuen Sachen intensiv.

Es ist seltsam.

Vorher war er desinteressiert, jetzt kann er sich fast nicht mehr satt sehen.

Ich freue mich und dennoch hätte ich das nicht erwartet.

Ein merkwürdiger Tag.

Es klingelt zum Mittagessen, also machen sich der Schwarzhaarige und ich auf den Weg in die Kantine. Er läuft wie immer vor und ich gehe neben oder, wenn es nicht anders geht, hinter ihm.

Beide holen wir uns unser Essen.

Wobei seines wirklich eklig aussieht.

Grießbrei und als Nachtisch Eis.

Ich habe Schnitzel mit Bratkartoffeln.

Gerne würde ich Sasuke etwas von meinem Essen geben, aber da sein Hals noch so entzündet ist, darf er noch nichts Normales essen.

Brei.

Igitt.

Das denkt er sich wohl auch, nachdem er probiert hat.

Schnell schiebt er mit einem winzigen Schnauben das Zeug von sich und widmet sich leise seinem Eis, was ihm allerdings auch nicht zu schmecken scheint.

Fast schon muss ich lachen.

Irgendwie wirkt er nicht mehr so fremd.

Ich weiß nicht, was mit ihm los ist, aber es hat sich einiges geändert.

Nur, warum so schnell?

Ich versuche nicht darüber nachzudenken, als wir uns auf den Weg zurück machen.

Kaum steht er in seinen vier Wänden, fällt sein Blick erneut auf das Meerposter.

„Du magst das Meer wohl, oder? Da wo ich wohne…. Warte, ich erzähl dir ein bisschen was von mir…“, glücklich lasse ich mich auf sein Bett fallen und fange an zu reden.

„Ich bin ein Waisenkind und wurde als ich 13 Jahre alt war, von einem lieben Mann adoptiert. Er heißt Iruka. Iruka war Kindergärtner, bis sie ihn rausgeschmissen haben.

Wir mussten umziehen, da wir Probleme hatten.

Da haben wir Kakashi kennen gelernt, er war unser Nachbar, ein komischer Kauz, aber er war der perfekte Mann für Iruka.

Es klingt seltsam, aber meine Eltern sind schwul.

Na ja, nachdem man Kakashi auch entlassen hatte, er kam dauernd zu spät, haben wir gemeinsam überlegt, was man da machen sollte.

Schließlich beschlossen wir erneut umzuziehen und ein Hotel am Strand aufzumachen.

Na gut, dass ist jetzt ein Jahr her.

Wir haben eine wirklich schöne Pension gefunden, müssen sie aber herrichten.

Momentan sind die Arbeiten auf Hochtouren, ich wollte eigentlich helfen, aber Iruka meinte, ich solle ruhig mein eigenes Ding durchziehen. Ich wollte Praktika Erfahrung sammeln.

Wenn das Praktikum hier endet, werde ich mit meinen Eltern zusammen in der Pension arbeiten. Ich freu mich schon, da wir direkt am Meer leben und ich mir das echt toll vorstelle….“, ich gerate ins Schwärmen, bemerke erst später, dass er mich mit seinen Blick förmlich durchleuchtet.

Ich laufe rot an.

Er hat mir tatsächlich zugehört.

Mein Herz setzt aus, nur um danach im dreifachen Tempo weiter zu schlagen.

Ich fühle mich seltsam.

Ich wollte sein Interesse, ich wollte, dass er reagiert.

Jetzt weiß ich nicht, wie ich reagieren soll.

Oder warum er plötzlich so auf mich eingeht.

Freut er sich so sehr über meine Sachen?

Verlegen kratze ich mir an der Wange.

Weiß gar nicht mehr, was ich sagen soll.

Ich höre, wie er leise Schritte unternimmt.

Wie er sich seine Zeitung schnappt, die immer noch auf den Boden liegt, meinen-, jetzt natürlich seinen-, Teddybär nimmt und ihn aufs Bett setzt.

Der Schwarzhaarige sinkt selber zu Boden und breitet seine heiß geliebte Zeitung aus.

Fast erleichtert, nicht mehr im Mittelpunkt seines Interesses zu sein, atme ich auf.

Langsam schließe ich meine Augen.

Ich freue mich.

Habe dieses warme Glücksgefühl im Bauch.

Ich höre ihn, wie er leise mit der Zeitung raschelt.

Jetzt ist wieder alles wie früher.

Ich entspanne mich, räkele mich auf seinem Bett.

Ich halte ein kleines Nickerchen.

Er ist keine Gefahr und sowieso stundenlang mit seiner Zeitung beschäftigt, warum also nicht ein paar Minuten ausruhen?

Als ich die Augen wieder aufmache, wird es langsam dunkel.

Nicht, dass ich lange geschlafen hätte.

Der Schwarzhaarige liest immer noch seine Zeitungen, jedoch mit dem Unterschied, dass er anscheinend für mich den Feuilletonteil aus jeder Zeitung rausgesucht und hingelegt hat.

Das er sich an so was erinnert…

Lächelnd setzte ich mich auf, strecke mich, dass die Glieder knacken und schnappe mir letztendlich doch die Zeitungsteile.

Heute war doch schon ein erfolgreicher Tag.

Ich habe viel erreicht.

Sasuke ist mir dankbar.

Duldet meine Nähe.

Meine mitgebrachten Sachen findet er anscheinend doch nicht schlimm, ich habe schon das Schlimmste befürchtet.

Vor allem wegen dem Teddy.

Ich dachte, er findet ihn kitschig, kindisch oder lächerlich.

Ich dachte, er lässt ihn unauffällig verschwinden, sobald ich die Augen schließe.

Ich dachte, er würde ihn doof finden.

Nie hätte ich gedacht, dass dieser kleine, braune Teddy den Ehrenplatz bekommen würde. Neben Sasukes Kopfkissen in seinem Bett.

In diesem karg eingerichteten Zimmer wirkt der Teddy schon so surreal, dass es jedem Erwachsenen ein Kopfschütteln abverlangt.

Trotzdem ist er hier.

Lächelnd rücke ich den Stoffbären zurecht.

Ich werde ihm noch eine Schleife umbinden.

Als Maria am Abend zu uns kommt, um mich abzuholen, nimmt sie Sasuke wieder Blut ab.

Es ist nicht so, als würde er dieses Mal anders reagieren, doch trotzdem scheint er nicht mehr eine Puppe zu sein.

Ich kann es nicht definieren.

Es ist einfach irgendetwas in der Luft.

Oder es liegt an seinem Blick.

Seine Augen sehen wacher aus.

Als würde er plötzlich interessiert sein.

Ein Funke, ja so könnte man es erklären.

Tief seufzend erhebe ich mich, klopfe mir unsichtbaren Staub von der Hose.

Ich will nicht gehen.

Der Schwarzhaarige legt die Zeitung zusammen.

Beachtet mich kaum.

Maria winkt mir zu gehen, also folge ich ihr leicht widerwillig.

„Mach es gut, Sasuke, schlaf gut, bis Morgen!“, verabschiede ich mich und winke.

Ich drehe mich um und bin im Begriff zu gehen, als ich etwas Seltsames höre.

„Bis Morgen, Naruto…“, höre ich ein leises Murmeln.

Wie erstarrt bleibe ich stehen.

Drehe mich mechanisch um.

Dort sitzt er.

Auf dem Bett, dort, wo ich vorher gelegen hatte.

Er hält den Bär in der Hand, positioniert ihn auf die andere Seite seines Kopfkissens.

Mir klappt der Unterkiefer herunter.

Er hat gesprochen!

Glaube ich zumindestens.

Ich drehe mich um, will Maria anstrahlen, doch da ist niemand.

Niemand ist mein Zeuge, doch ich habe ihn sprechen gehört.

Ich muss mich zwingen, weiter zu gehen.

Ich verlasse die Anstalt.

Gehe gegen meinen inneren Drang an.

Ich verstehe ihn.

Er wollte sich bedanken.

Ein einfaches ‚Danke’.

Ein merkwürdiger Tag.

Flegmatisch

Kapitel 6
 

Flegmatisch
 

Der Regen fällt schwer an diesem Morgen.

Dicke Wolken verdunkeln meine Umgebung und machen sie trist und grau.

Der Bus hatte heute dreißig Minuten Verspätung.

Ich stand also dreißig nasse Minuten im Regen und versuchte an etwas Positives zu denken.

Sicher, mir fiel so einiges ein.

Immer dann, wenn ich an einen gewissen Schwarzhaarigen dachte.

Als der Bus dann vorfuhr, fuhr er natürlich direkt durch eine Pfütze Regenwasser.

Ratet, wer der arme Trottel war, der das ganze abbekommen hat.

Triefend saß ich dann im Bus, gemieden von allen Trockenen.

Als wir kurz vor der Anstalt waren, lichteten sich die Wolken ein wenig.

Ich machte mir Hoffnungen.

Als Maria mich sah, gab sie mir gleich neue Sachen in die Hand, natürlich waren es dieselben, die alle Insassen trugen.

Es war mir relativ egal, solange sie trocken waren.

Auf dem Weg zurück zur Station bin ich dann George begegnet.

Ohne Ketten, ohne ‚Ich- knuddel- mich- selbst- Jacken’ oder etwas dergleichen.

Dreckig Grinsend.

Er zog mich wieder auf die Seite.

Dachte wohl, ich wäre neuer Insasse, wegen den Klamotten…

Er fing wieder an mit diesen blöden Geistergeschichten, von Sasuke, dem Seelensauger, dem Ungetüm, dem Mörder.

Ich habe die Augen verdreht, nichts gesagt, nichts gemacht.

Ich wollte mich nicht noch mal mit ihm anlegen.

In Gedanken habe ich ihn mehrere Male brutal zum Schweigen gebracht.

Mit der Bratpfanne auf ihn eindreschen war noch die harmlose Variante.

Dieser alte Zausel gehört wirklich in die Klapse.

Als er endlich von mir ablässt, ist meine Stimmung im Keller.

Mürrisch trabe ich in das Zimmer der Aufseher, zu Maria und hoffe, dass sie mir etwas sagen kann, dass meine Laune wieder bessert.

Oder sie lässt mich zu Sasuke.

Maria summt leise vor sich hin, während sie ihre Unterlagen ordnet.

„Morgen…“, murmele ich und setze mich hin.

Schwungvoll dreht sie sich um, wuschelt mir durch die Haare.

„Heute ist ein schöner Tag, Naruto! Heute ist ein sehr schöner Tag!“, flötet sie.

Mürrisch richte ich meine zerzauste Frisur.

„Und warum ist heute so ein schöner Tag?“

Schelmisch grinsend beugt sie sich zu mir.

„Weil ein gewisser Schwarzhaariger heute gefragt hat, ob du kommst!“, lacht sie und stürzt sich erneut wie ein Geier auf meine Haare.

Nur dieses Mal lasse ich sie sich austoben.

Starr stehe ich da.

Lasse die Information von eben immer und immer wieder in meinem Kopf wirken.

„Sasuke hat dich gefragt, ob ich komme?“, frage ich noch mal ungläubig und kann nicht glauben, dass er gesprochen haben soll.

Oder nach mir gefragt haben soll.

Ich meine, gut, er hat gestern mich verabschiedet, aber so was?

Das geht zu schnell.

Schmunzelnd kneift Maria mir in die Wange.

„Na ja, er hat es auf einen Zettel geschrieben und mir hingehalten, aber trotzdem, er hat nach dir gefragt, ich hab den Zettel noch, wenn du mir nicht glaubst!“, lächelnd hält sie mir den Zettel hin, welchen ich ihr auch gleich aus der Hand reiße.

Wie zuvor lese ich immer und immer wieder den einen Satz der da steht.

‚Kommt er heute wieder?’

Mein Herz beginnt schneller zu schlagen.

Hastig schlucke ich den Knoten im Hals herunter.

„Kann ich zu ihm?“

Mit schwitzigen Händen stehe ich nun also vor seiner Tür.

Traue mich nicht so recht zu ihm.

Halte es aber auch keine Sekunde länger ohne ihn aus.

Ich will ihn sehen.

Und seine Stimme hören.

Mutiger geworden öffne ich die Türe.

Wie immer sitzt der Schwarzhaarige auf dem Boden und liest seine Zeitung.

Fast schon beruhigt lehne ich mich an den Türbalken, sehe ihm zu.

Es hat sich wohl nichts geändert.

Ohne hochzublicken, hält er mir wieder den Feuilletonteil hin, als wäre es schon eine Tradition bei uns geworden.

Lächelnd setzte ich mich neben ihn und beginne nun meinen Teil zu lesen.

Es ist lustig.

Es ist normal.

„Hätte nie gedacht, dass ich mal regelmäßig Zeitung lese…“, lache ich und sehe ihn von der Seite an.

Erschrocken laufe ich rot an und gebe einen mausähnlichen Laut von mir.

Seine schwarzen Augen sehen mich wieder so intensiv an, dass ich eine Gänsehaut bekomme.

Wann hat er aufgehört die Zeitung zu lesen?

Bin ich ihm so nahe gekommen, oder ist er näher gerutscht?

Warum sind unsere Gesichter plötzlich so nah?

Schluckend versuche ich mich zu beruhigen, schaffe es aber nur minimal.

Es ist mir noch furchtbar peinlich, wenn ich seine ungeteilte Aufmerksamkeit habe.

Ich weiß dann nicht, was ich machen soll.

Ich wollte seine Aufmerksamkeit.

Nun habe ich sie.

Meine Augen werden immer größer, als seine Mundwinkel sich zu einem Lächeln verziehen.

Erst fein, dann breiter.

Mein Herz gibt Gas und ich stehe unter Feuer.

Erschrocken ziehe ich die Luft zu sehr ein und verschlucke mich.

Hustend versuche ich Luft in meine Lungen zu pressen, schaffe es aber nur mit Mühe.

Erst nach einigen Minuten beruhige ich mich.

Ich sehe neben mich, doch Sasuke sitzt nicht mehr neben mir.

Wieder steht er vor dem Plakat mit dem Sandstrand und dem Meer.

Das Lächeln ist immer noch auf seinen Lippen, als er sanft mir dem Finger über das Bild streicht.

„Du magst das Meer wohl wirklich, oder?“, frage ich ihn.

Er hält inne, legt leicht seinen Kopf schief.

Stirnrunzelnd betrachtet er das Bild von neuem.

Natürlich rechne ich mit keiner Antwort.

Es genügt mir zu sehen, wie er auf das Bild reagiert.

„Wasser löscht Feuer.“, sagt er leise und haut mich fast um.

Erschrocken sehe ich ihn an.

Er hat Recht.

Aber es macht mich traurig.

Er hat Angst vor Feuer, wahrscheinlich, weil er in dem Haus gewesen ist, worin seine Familie verbrannt ist.

Wie muss es sich angefühlt haben?

Das Feuer um einen herum.

Heiß und Furcht einflößend.

Wie muss es sich angehört haben?

Das Knistern der alles verzehrenden Flammen.

Die Schreie seiner Eltern.

Das Knacken des Holzes, als das Feuer alles Leben aus ihm heraus fraß.

Wie muss es geschmeckt haben?

Verbrannt?

Nach Holz?

Nach geräuchertem?

Oder nach Fleisch. Menschenfleisch. Dem Fleisch seiner nun toten Eltern.

Wie muss es ausgesehen haben?

Waren die Flammen rot, oder verzehrten sie alles in blau?

Waren sie hoch oder heimtückisch klein?

Wie hat er überlebt?

Wo hat er sich versteckt?

Wahrscheinlich im Keller.

Hatte er Angst?

Wer hätte das nicht.

Wer würde nicht am liebsten sterben.

Ich wette, er hat geweint.

Er hat bestimmt gerufen.

Er hat gefleht.

Er hat nach Hilfe gefleht.

Da bin ich mir sicher.

„Ja, Wasser löscht Feuer…“, wiederhole ich und muss mir eine kleine Träne aus dem Augenwinkel wischen.

Er sieht mich an.

Mit leeren Augen.

Nur an, als wäre ich eine Wand.

Aber es ist schon in Ordnung.

Ich verstehe ihn.

Langsam geht er auf mich zu.

Vor mir bleibt er stehen, sieht auf mich herab.

„Du bist wie Wasser…“, sagt er schließlich und setzt sich auf sein Bett.

Er nimmt den Bären in die Hand und sieht ihn nachdenklich an.

Und ich bin wieder wie erstarrt.

„Wieso Wasser?“, frage ich verdattert und habe eine furchtbar hohe Stimme.

Er lässt den Bären los, legt ihn wieder an seinen Platz zurück.

„Weil Wasser Feuer löscht…“, antwortet er und sieht diese Unterhaltung als beendet.

Und ich stehe noch verwirrter da.

War das jetzt ein Kompliment?

Wollte er mir vielleicht etwas Tiefsinniges sagen und ich komme nicht hinter diesen dubiosen Sinn?

Ich will es wissen.

Ich will ihn fragen.

Doch dann klingelt es zum Mittagessen.

Langsam erhebt sich der Schwarzhaarige und sammelt seine Zeitung auf.

Auch ich erhebe mich, klopfe mir den Staub von der Hose ab.

„Sasuke, ich…“, beginne ich, doch er hat schon den Raum verlassen.

Betrübt sehe ich ihm nach, doch sage nichts weiter dazu.

Er ist eben doch nicht normal.

Und irgendwie finde ich das beruhigend.

Seine Aussagen verwirren mich.

Wieso bin ich wie Wasser?

Was lösche ich?

Meiner Meinung nach, habe ich bisher noch nicht viel erreicht.

Ich habe nichts für ihn getan, dass ich als große Geste, oder eine Wohltat betiteln würde.

Was ist dieses Feuer?

Gedankenverloren stochere ich in meinem Essen herum.

Er sitzt neben mir und isst seine Suppe.

Seinen Hals scheint es besser zu gehen.

Trotzdem sieht er nicht begeistert aus.

Eher wie immer.

George ist auch wieder da.

Nur dieses Mal sorgen die Wachen dafür, dass er sich dem Schwarzhaarigen nicht nähert.

Dafür bewirft er ihn mit strafend, bösen Blicken und streckt ihm die Zunge heraus.

Vielleicht ist George ja das Feuer.

Aber wie habe ich den dann gelöscht?

Ich hab mir fast in die Hose gemacht, als der alte Knacker mit gezücktem Messer vor uns stand.

Sasuke ist der Held, nicht ich.

Seufzend und ein wenig deprimiert beende ich meine Mahlzeit.

Der Schwarzhaarige hat jetzt seine Therapiestunde, also gehe ich zu Maria.

Gesprochen hat er nicht mehr mit mir, was mich auch ein wenig deprimiert.

Maria sieht mich erwartend an.

„Und, was hat er gesagt?“

Müde lasse ich mich neben sie fallen, blicke abermals seufzend zu ihr auf.

„Er sagte, dass Wasser Feuer löscht…“

Anscheinend wartet sie, dass da noch mehr kommt.

Sie rutscht näher.

Beugt sich weiter zu mir.

Will mehr wissen.

„Und er sagte, dass ich wie Wasser sei, ich würde auch Feuer löschen.“, fasse ich unser kurzes Gespräch zusammen.

War es ein Gespräch?

Ich weiß es gar nicht mehr.

Traurig sehe ich zu Boden.

„Maria, sag mal, glaubst du, dass Sasuke irgendwann mal normal wird?“

Ich versuche normal zu klingen.

Doch meine Stimme ist nachdenklich.

Ich will nicht, dass der Schwarzhaarige normal ist.

Dann wäre alles weg.

Unsere Freundschaft, wenn es denn eine ist.

Er würde sich nicht mehr für mich interessieren.

Dann wäre er umringt von Menschen, die nur noch mehr um seine Aufmerksamkeit buhlen und wäre er normal, würde er sie ihnen geben.

Und er würde Menschen wie mich dabei übersehen.

Sasukes Aussehen ist ein Fluch.

Er sieht viel zu gut aus.

Die Leute werden ihn lieben.

Er könnte jede haben.

Er könnte jeden seinen Freund nennen.

Ich will nicht, dass er normal wird.

Aber ich will ihn auch nicht in dieser Passivität lassen.

Ich will ihm helfen, aber er soll nur mich als Freund wollen.

Es ist selbstsüchtig.

Maria nimmt mich in den Arm.

„Naruto, hab keine Angst. Selbst wenn er normal werden würde, er würde uns nicht vergessen. Wahrscheinlich würden ihn die andern Normalen da draußen nur nerven! Er vergisst dich schon nicht. Er fragt doch nach dir…“

Seufzend nicke ich.

Vielleicht hat sie Recht.

Vielleicht irrt sie sich.

Ich weiß es nicht.

Will es auch nicht wissen.

Wenn ich mich irre, wäre es schmerzhaft.

Wenn ich versage, würde ich mir Vorwürfe machen.

Wenn ich aufgebe, würde ich es mir nie verzeihen.

So kann ich nur auf Sasuke vertrauen.

Kann beten, dass er mein Freund sein will.

Dass er mich nicht vergisst.

Dass er mich nicht mit jemand anderem ersetzt.

Dass er mich nicht irgendwann langweilig findet.

Ich mag ihn.

Ich bin vernarrt in ihn.

Ich will sein Freund sein.

Ich will ihm helfen, doch auch nicht zu sehr.

Ich bin egoistisch.

Vielleicht bin ich deshalb wie Wasser.

Grau

Kapitel 7
 

Grau
 

Der nächste Tag ist grau.

Das Wetter ist beschissen.

Es stürmt und weht.

Trotzdem sitze ich wieder neben dem Schwarzhaarigen und lese Zeitung.

Es ist ein Ritual geworden.

Wenn ich morgens komme, wartet er scheinbar auf mich und legt mir die Zeitung hin.

Ich freue mich.

Aber ich mag immer weniger die Zeitung lesen.

Wir sitzen schließlich nur da, lesen Zeitung.

Wir reden nicht.

Nur das Rascheln der Zeitung ist zu hören.

Gesprochen hat er auch nicht mehr.

Vielleicht habe ich die falschen Fragen gestellt.

Er beachtet mich auch nicht immer.

Ich kriege nicht die Aufmerksamkeit, die ich unbedingt haben will.

Und das frustriert mich.

„Sasuke, warum liest du eigentlich immer Zeitung?“, frage ich ihn irgendwann.

Er reagiert nicht, liest in Ruhe die Börsennachrichten weiter.

Grummelnd werfe ich mich auf sein Bett und seufze laut.

Er soll mich bemerken.

Er soll mit mir reden.

„Regnet es draußen?“, fragt er irgendwann, liest aber weiter.

Irritiert sehe ich ihn an.

Wieso will er das wissen?

„Steht das nicht in deiner tollen Zeitung?“, frage ich leicht eingeschnappt und umarme sein Kissen.

Ich höre es rascheln.

Langsam dreht er sich zu mir und sieht mich strafend an.

Nicht, dass sein Gesicht sich groß verzogen hatte, aber seine Augen sind voller Tadel.

Und ich muss schlucken.

Atemlos klammere ich mich an sein Kissen, ziehe unwillkürlich seinen Duft ein.

Es ist mir unangenehm.

Sein Blick haftet an mir wie ein altes Kaugummi.

Kann er nicht wieder die Zeitung anstarren?

Er sieht mich weiterhin an.

Hört einfach nicht auf.

Ich setze mich auf.

Will dem hier entgehen.

„Wieso machst du das?“, fragt er und steht auf.

Irgendetwas in seiner Stimme hat sich geändert.

Sie klingt nicht mehr neutral.

Sie klingt… emotional.

„Wieso tust du das?“, fragt er noch mal leiser und setzt sich in die Ecke seines Zimmers, mit dem Rücken zu mir.

Irritiert starre ich auf seinen Rücken.

Was ist denn plötzlich los?

„Komm nicht mehr hier her!“, sagt er schließlich mit fester Stimme und es klingt kalt.

Sehr kalt.

Es fröstelt mich.

Ich weiche nicht zurück, bin wie erstarrt.

Was geschieht hier?

Was ist los mit ihm?

Ich will zu ihm gehen.

Ich versuche es, doch…

„Komm nicht näher! Geh!“, seine Stimme ist schneidend und lässt mich erschauern.

So soll er nicht mit mir sprechen.

„Sasuke…“, versuche ich einzulenken, aber ich beiße auf Granit.

„Verschwinde…“, seine Stimme ist müde.

Mache ich ihm zu schaffen?

Ermüde ich ihn?

Ich bekomme Magenschmerzen.

„Ich kann nicht, Sasuke…“, flüstere ich und lasse mich auf sein Bett fallen.

Er reagiert.

Er reagiert sogar heftiger als sonst.

Er weißt mich deutlich ab.

Und ich ertrage es nicht.

Ich will das nicht.

„Ich kann nicht gehen! Und ich will es nicht!“, fester wird meine Stimme, als ich zur Decke schaue.

Er ist still.

Was geschieht hier?

„Warum kannst du nicht wie alles andere verschwinden? Warum bist du hier? Warum machst du das?“

Ich will ihn sehen.

Ich will sein Gesicht sehen.

Will sehen, was er fühlt.

Doch ich kann nicht.

„Ich will nicht wie alle anderen verschwinden. Ich will dir helfen!“

Ich wage es, mich nach ihm umzudrehen.

Sein Rücken.

Wieso soll ich verschwinden?

Was tue ich ihm denn an?

Ich will ihn verstehen.

Ich will ihm helfen.

Aber ohne seine Hilfe schaffe ich es nicht.

Er soll sich in kein Loch verkriechen.

„Wozu brauche ich Hilfe… Lass mich in Frieden…“, seine Stimme ist erschöpft.

Von einer bösen Vorahnung getrieben, stehe ich auf, gehe auf ihn zu, lege ihm schließlich meine Hand auf die Schulter.

Er zuckt nicht mal zusammen.

Aber mir ist kalt.

Und diese Kälte kommt von ihm.

„Was ist los mit dir?“

Ich versuche ihm Wärme zu spenden.

Aber ich habe das Gefühl, er will mich von sich stoßen.

„…“

Er regt sich nicht, wird wieder eine Statue.

Eine Puppe.

Und es zerbricht mir das Herz.

Er ist eine Hülle.

Er ist wieder in seiner eigenen Dimension.

Und ich ertrage es nicht.

Ich falle auf die Knie.

Neben ihm.

Ich umarme ihn, auch wenn es nur sein Rücken ist.

Kalt.

Selbst sein Herzschlag klingt künstlich.

Es macht mir Angst.

„Bitte Sasuke, tu uns das nicht an!“, flehe ich und spüre heiße Tränen auf meinen Wangen.

Ich schüttele ihn ein wenig.

Ich rüttele an ihm.

„Komm schon, Sasuke! Du warst doch schon so weit!“

Ich drücke ihn noch näher an mich.

Schmiege mich an ihn.

Gib doch nicht auf, Sasuke!

Du musst nicht aufgeben!

Die Welt ist nicht grau!

Sie ist bunt!

So wie das Poster vom Meer in deinem Zimmer!

„Wer hat eigentlich gesagt, dass ich zurück will…?“, flüstert er mit heiserer und leerer Stimme.

Ich erschrecke.

Sehe ihn geschockt an.

Das ist nicht sein Ernst.

Sein Kopf ist in den Nacken gelegt.

Seine Augen starren dunkel die Decke an.

Er ist fast fort.

Und ich umarme seine leere Hülle.

Sein Kopf dreht sich minimal zu mir.

Maximal aus den Augenwinkeln sieht er mich an, nur ein wenig.

„Ich gehöre da hin, wo ich bin. Und was du machst, quält mich nur noch mehr…“

Ich fühle mich furchtbar.

Wie erstochen.

Wie gelähmt.

Wie abgewiesen.

Ich kriege keine Luft mehr.

Ich will das nicht.

Ich kann das nicht.

Ich lasse das nicht zu.

Ich lasse das NICHT ZU!

Wütend packe ich ihn am Kragen, zerre ihn herum, sehe ihm ins Gesicht.

Unsere Gesichter sind einander so nah.

„Du gehörst da NICHT HIN! Du quälst dich nur alleine! Du willst zurück! Ich weiß es!“, schreie ich ihn an, sehe aber nur seine emotionslose Maske.

Sie macht mich wütend.

Ich weiß, dass da Gefühl ist.

Ich weiß, dass er unglücklich ist.

Ich weiß, dass er eigentlich meine Hand nehmen will.

Aber er weist mich ab.

Seine Augen sehen müde aus.

Er zuckt niemals zusammen.

Er wehrt sich nicht gegen meinen festen Griff.

Es ist ihm egal.

Ich bin ihm egal.

„Doch. Genau dort gehöre ich hin… Dort bin ich zu Hause. Schon immer…“, seine Stimme ist ein gruseliges Flüstern.

So als würde er sich just in diesen Moment in einen Schatten auflösen und für immer verschwinden.

So als würde er tatsächlich für immer verschwinden.

Ehe ich weiter darüber nachdenken kann, balle ich meine Hand zu einer Faust und schlage voll zu.

Mein Schlag trifft ihn genau am Kinn und schleudert ihn einen halben Meter zurück.

Fast sofort nach dem Schlag bereue ich es.

Er bleibt liegen und starrt zur Decke.

Seine Lippe ist aufgeplatzt.

Er liegt nur da.

Einfach nur da.

Wie eine Puppe.

„Oh Gott, Sasuke! Es tut mir Leid, tut es sehr weh?“, bestürzt kauere ich mich neben ihn und helfe ihm auf.

Ich wische das Blut weg, bemerke zu spät den dünnen Strich, den sein Mund darstellen soll.

Ehe ich es verhindern kann, schnellt sein Kopf nach vorne und er schlägt seine Stirn heftig gegen meine.

So heftig, dass ich Glöckchen in der Ferne klingeln höre.

Ich bin benommen.

„Wieso verschwindest du nicht? Was muss ich noch tun? Ich will nicht zurück! Ich kann nicht zurück!“, er steht vor mir und brüllt mich an.

Seine Stirn ist rot.

Seine Stirn hat eine Beule.

Er ist wütend.

Er steht in Flammen.

Er lebt.

Er kocht.

Er wütet.

Er brennt.

Er ist verzweifelt.

Aber vor allem: Er weint.

„Wieso?“, frage ich verzweifelt und kauere mich in seinem Schatten zusammen.

Die Tränen kommen unausweichlich.

Seine Verzweiflung holt mich ein.

Seine Emotionen gehen in mich.

Er ist keine Hülle.

Er ist ein Gefäß, dass bis zum Bersten gefüllt ist mit Emotionen, die er nicht hinaus lässt.

Deswegen spiegelten seine Augen immer so viele Emotionen wider.

Weil nur so sie ein wenig hinaus konnten.

Doch niemand konnte es deuten.

Niemand verstand es.

Er sinkt auf die Knie.

Erschöpft sinkt er zusammen.

Seine Lippen bewegen sich, doch der Laut, der durch sie hindurch kommt, ist so dünn und ängstlich, dass es genauso die Stimme eines verängstigten kleinen Jungen sein könnte.

„Itachi…“

Als wäre ein Fluch über uns hereingebrochen, erstarre ich.

Es ist so simpel.

Wenn er zurückkommt, muss er zurück zu ihm.

Dann muss er vielleicht das alles noch einmal erleben.

Dann wäre er dieser Hölle noch einmal ausgeliefert.

Ich krabbele auf ihn zu, nehme ihn in den Arm.

Ich drücke ihn an mich, auch wenn er in keiner Weise reagiert.

Er muss erschöpft sein.

Er muss Angst haben.

Er muss fertig sein.

Ich weiß gar nicht, wie er sich fühlen muss.

Ich weiß gar nichts über ihn.

Ich halte ihn im Arm.

Ich kann ihn nicht trösten.

Ich kann ihm nicht helfen.

Denn, was immer ich auch tue, es würde ihn nachher bei diesem Kerl lassen.

Ich kann ihm nicht halb helfen.

Ich kann ihn nicht aus der Dunkelheit zerren und ihn dennoch darin lassen, nur damit er nicht zu seinem Bruder zurück muss.

Ich kann ihn nicht wieder zurückholen, ohne dass andere es merken würden.

Ich kann Maria nicht anlügen.

Ich kann mich nicht anlügen.

Ich bin so naiv.

Ich bin so dämlich.

Mein Praktikum wird bald enden.

Dann muss ich gehen.

Dann lasse ich Sasuke alleine.

Dann bin ich wieder in meiner Welt und er hier eingeschlossen.

Dann ist er allein.

Das meinte er also.

Ich werde verschwinden.

So wie alle es getan haben.

Und er ist gefangen hier.

Oder noch schlimmer, er muss zurück zu diesem Kerl, zu diesem seltsamen Typen.

Dann kann er nicht mehr fliehen.

Dann ist er so gut wie tot.

Ich streiche ihm durch seine dichten, schwarzen Haare.

Er reagiert nicht.

Es hätte mich auch gewundert.

Es muss ihm Kraft gekostet haben, alleine seinen Namen auszusprechen.

Oder zu kämpfen.

Wütend zu werden.

„Du musst nicht zurück zu denen… Du musst nicht zurück zu Itachi… Uns fällt schon etwas ein…“, ich will ihn trösten.

Ich will ihn nicht alleine lassen, auch wenn ich muss.

Ich will, dass er frei ist.

Und doch bin ich ein nichts.

Ich bin eine winzige Fliege in seinem Universum und gerade mal nervig genug, dass er nach mir schlägt.

Er sagt nichts.

Er reagiert nicht.

Seine Augen sind leer.

„Hast du es vergessen? Du hast es doch selber gesagt! Ich bin wie Wasser! Ich hole dich schon heraus aus dem Loch… Ich tue dir nicht weh. Ich würde dir niemals wehtun wollen… Glaub mir das, Sasuke. Ich will nur nicht, dass du dein Leben hier verbringen musst, wenn du eigentlich raus möchtest, wenn du die Ferne sehen willst. Wenn du das Meer sehen willst. Du willst es doch sehen, oder?“

Hoffnungsvoll sehe ich auf das Bündel Elend in meinen Armen.

Hoffe, dass ich einen Funken Hoffnung in seinen Augen aufglimmen sehen kann.

„Ich würde dir so gerne das Meer zeigen, Sasuke… Ich würde dich so gerne frei sehen…“, liebevoll streichle ich ihm durch seine Haare.

Ich komme mir vor, wie der Puppenspieler.

Er ist keine Puppe.

Er ist keine Hülle.

„Ich werde auch nicht verschwinden. Ich werde da sein, wenn du mich brauchst. Und ich werde immer auf deiner Seite sein. Das verspreche ich dir, Sasuke…“

Ich wärme ihn.

Ich fülle ihn.

„Er wird kommen und dann ist die Hölle nicht mehr heiß genug…“, flüstert er und schüttelt den Kopf.

Der Himmel draußen ist grau.

Regenwolken versperren die Sonne.

Die Welt ist düsterer geworden.

So wie es seine Seele geworden ist.

Und nur, weil ich nun die Sonne bin.

Weil er sich an mich klammert um nicht in der Dunkelheit zu verschwinden.

Nun ist auch meine Welt grau.

Grau wie der Regen.

Hölle

Kapitel 8
 

Hölle
 

Früh habe ich begonnen mich zu wundern.

So fragte ich: Woher kommen meine schwarzen Haare?

Von Papa und Mama, so hieß es.

Itachi hatte ja auch welche.

Warum waren meine dann besonders schwarz?

Und wieso waren meine Augen auch am Tage so dunkel, nachts fast rot?

Wieso war meine Haut viel heller, als die der anderen Kinder?

Warum war ich nicht wie die anderen Kinder?

Ich versuchte es, aber ich scheiterte.

Und so endete ich allein.

Ich hatte keine Freunde und es wurde mir egal.

Ich bewunderte meinen Bruder, da er keine Freunde brauchte.

Er sagte auch immer, ich solle stolz auf meine Haare sein.

Doch am liebsten waren mir Mutter und Vater.

Einfach, weil sie mir Liebe schenkten.

Es war nicht immer einfach, aber ich liebte sie.

Je mehr ich sie liebte, desto mehr Angst bekam ich vor meinem großen Bruder.

Er wurde seltsam.

Er stritt sich mit Vater.

Er klammerte sich an einen 5 Jährigen.

Er verfolgte mich.

Er umkreiste mich.

Er wurde mein Schatten.

Er liebte mich, sagte er.

Er würde mich beschützen.

Und ich bekam Angst vor ihm.

Mutter merkte, dass ich nicht mehr in seiner Nähe sein wollte.

Sie bat Itachi öfters einkaufen zu gehen.

Nur damit ich ein paar Stunden frei war.

Doch das änderte sich schnell.

Ich war im Wohnzimmer, als ich ein Scheppern hörte.

Ich wusste, was dies bedeuten würde.

Ich lief in seine Falle.

Er schlug Mutter.

Und ich bettelte darum, dass er aufhören solle.

Ich war 5 Jahre alt und mein großer Bruder war 12 Jahre alt.

Ich wollte nur, dass er aufhört, also fragte ich ihn, ob wir am nächsten Tag nach der Schule etwas spielen könnten.

Ich hatte Angst vor dem nächsten Tag.

Nachts saß ich ängstlich in meinem Bett und umklammerte die kleine, silberne Schere.

Ich wollte sie mir abschneiden, diese hässlichen, schwarzen Haare.

Sie machten mich zu ihm und umgekehrt.

Nur deswegen fand er mich.

Weil wir gleich waren.

Ich brachte seine schwarze Seite zum Vorschein.

Denn er liebte mich.

Mutter fand mich, ehe ich mir die Haare abschnitt.

Ich weinte mich die ganze Nacht bei ihr aus, erzählte ihr alles, dass ich Angst hätte, dass ich nicht mehr zu Nii-san wollte.

Es war nicht mehr der Bruder, den ich brauchte.

Den ich einmal liebte.

Er war mein Schatten.

Er verschlang meine Seele.

Mutter versprach mir etwas zu unternehmen.

Ich klammerte mich bis zum Morgen an sie.

Durfte dann mit ihr im Bett meiner Eltern schlafen.

Vater wurde wütend, als er hörte, was Itachi machte.

Wütend hatte er mich angesehen und mir durch die Haare gestrichen.

Ich verstand ihn nicht.

Ich war betäubt.

Ich war eingenebelt von dem vertrauten Geruch meiner Eltern, ihrem weichen Bett und fühlte mich geborgen.

Ich versuchte nicht mehr zu weinen.

Dann sah ich immer noch schlimmer aus, als ich es sowieso schon in der Nacht tat.

Mutter blieb den ganzen Tag bei mir.

Sie las mir Geschichten vor.

Ich schlief ein.

Es war wieder Nacht, als ich aufstand und dringend ein Glas Wasser brauchte.

Da war kein Mond.

Es war finster.

Ich lief in die Küche.

Ich wollte es, doch auf halbem Wege lief ich doch davon.

Ich hörte sie streiten.

Ich hörte seine Worte und sie waren nicht schön.

Sie machten mir nur noch mehr Angst.

Angst vor seiner Liebe, die mich immer unsicherer machte.

Ich lief in den Keller, weil ich wusste, dass er den Keller hasste.

Weil es dort Spinnen gab.

Weil dort kein Licht hin schien.

Weil ich mich nie dort unten aufhielt.

Doch heute Nacht kauerte ich mich im Keller zusammen.

Direkt über mir war das Wohnzimmer.

Ich sah sie durch die etwas zu breiten Ritzen der Bretter.

Ich wusste, was geschah.

Ich hörte sie.

Sie brüllten sich an.

Und er brüllte immer und immer wieder, dass er mich liebte.

Ich biss mir so fest ich konnte in die Hand, um nicht zu weinen.

Sie stritten lauter.

Sie stritten heftiger.

Dann sah ich etwas in Itachis Hand aufblitzen.

Es gab ein komisches Geräusch und als nächstes landete Mutters Kopf schräg über mir.

Ihr Gesicht lag auch noch so, dass ich es sehr gut sehen konnte.

Ihre Augen waren offen.

Geschockt.

Ihre Haare lagen zerzaust in ihrem Gesicht.

Ihr Rumpf knallte zu Boden.

So laut, dass der ganze Boden anfing zu vibrieren.

Ich starrte entsetzt in ihr Gesicht.

Ihr Blut quoll hervor.

Es kroch durch die Ritzen und tränkte den Boden.

Es tränkte mich.

Es fraß sich in meine Kleidung.

Es klebte.

Es war warm.

Es suchte sich seinen Weg zu mir.

Mein Vater verlor auch bald sein Leben.

Nur Itachi quälte ihn länger.

Er verletzte ihn mit dem Messer.

Stach immer und immer wieder zu.

Schrie immer und immer wieder, dass ich ihm gehöre.

Dass ich sein Eigentum wäre.

Vaters Blut klatschte mir ins Gesicht.

Nun war ich die blutige Sünde.

Ich war verdammt und verloren.

Nun gehörte ich ihm.

Niemand würde mich mehr beschützen.

Der Tod klebte auf mir.

Ich blickte meiner Mutter, dem Tod, ins Gesicht.

Ihr Blut befleckte meine Existenz.

Nahm mir das Leben.

Und ich war einverstanden damit.

So leben wollte ich nicht.

Zum ersten Mal waren meine Haare nicht schwarz. Sie waren rot.

Und ich wollte sie schwarz.

Während ich so in das Gesicht meiner Mutter starrte, brannte Itachi das Wohnzimmer ab.

Richtig mitbekommen hatte ich es nicht.

Ich wollte es auch nicht.

Das Holz begann zu flüstern.

Es flüsterte meinen Namen, immer wieder, als wolle es mich beruhigen.

Ich roch keinen Rauch.

Es war auch nicht unbedingt warm.

Ich hörte Itachi über mir lachen, irre, wie ein Wahnsinniger.

Er trat auf Vater ein, sagte er habe gewonnen, er würde mich mitnehmen und lieben.

Ich starrte Mutter an.

Wollte Antworten aus ihrem Munde hören.

Ich hoffte so sehr, dass sie mir sagen könnte, was ich tun sollte.

Mir war klar, dass ich mit einer Toten sprach.

Ich wollte nicht mit ihm gehen.

Ich wollte nicht wieder in seine Fänge geraten.

Ich wollte nicht noch mehr Sünde auf mich laden.

Ich wollte nicht verbrennen mit den kümmerlichen Resten meiner Familie.

Ich wusste nicht was ich wollte.

Ich wusste nicht, wen ich frage sollte.

Ich wusste nicht, wem ich vertrauen konnte.

Ich wusste nur, dass ich entweder sterben, oder wahnsinnig werden würde.

Ich biss mir weiterhin in die Hand.

Sie blutete.

Ich spürte es nicht.

Ich sah es nicht.

Ich fühlte es nicht.

Nii-san fing an nach mir zu suchen.

Er rief meinen Namen.

Laut und ungeduldig, als würde er mich zum Spielen rufen.

Das Feuer brannte schwarz auf den Körpern meiner Eltern.

Ich sah nicht viel, aber eines sah ich.

Es fraß sich in meine Augäpfel.

Mutters Gesicht fing an zu brennen.

Langsam fraß sich die Flamme über ihr sonst so liebevolles Gesicht.

Ihre Haare brannten zuerst, wie Stroh, ihre Augenbrauen, fein und elegant, waren im Nu verschwunden.

Ihre Haut quoll an.

Immer mehr Fleisch verbrannte.

Es war ein ekelhafter Anblick.

Und ich konnte mich nicht abwenden.

Ich weinte, weinte und weinte.

Gab aber keinen Laut von mir.

War erstarrt.

Wie konnte Nii-san das nur tun?

Wieso lachte er?

Wieso rief er nach mir?

Wieso suchte er mich?

Ich wollte ihm egal sein.

Ich wollte frei sein.

Das Feuer kroch sich durch den Fußboden.

Das Holz färbte sich schwarz.

Es knackte, zischte und schrie.

Das leise Flüstern war zu einem Urschrei geworden, der mich taub machte.

Ich nahm nichts mehr wahr.

Meine Augen sahen nichts mehr, nun da ich den blanken Schädel meiner Mutter sah.

Ich war blind und taub und es war mir nur recht.

Jegliches Gefühl wich aus mir.

Ich war eine Puppe.

Und ich verkroch mich im Keller, auch wenn seine Rufe und Schritte näher kamen.

Ich betete, dass die Decke zuerst auf mich runterstürzen würde, sodass er mich nicht mehr finden konnte.

Aber ich hatte, wie so oft im Leben, Pech.

Gerade als es brenzlig wurde, fand er mich.

Er nahm mich hoch, umarmte mich, dennoch hatte ich das Gefühl der Tod persönlich griff nach mir.

Ich weinte, aber ansonsten war ich tot.

Ich erwiderte seine Umarmung nicht.

Sah ihn nicht an.

Sprach nicht mit ihm.

Reagierte nicht auf ihn.

Die Helfer vor unserem Haus machten ihm einen Strich durch die Rechnung.

Er wollte sich klamm und heimlich mit mir aus dem Staub machen.

Aber dadurch, dass er mich so lange suchen musste, hatten die Nachbarn das Feuer bemerkt und die Feuerwehr gerufen.

Nun musste er sich als Held feiern lassen.

Der große Bruder, der seinen kleinen, nun völlig verstörten und unter Schock stehenden Bruder aus dem brennenden Haus gerettet hatte.

Es war eine Lüge.

Und er brüstete sich seitdem mit ihr.

Ich schwieg.

Ich hätte eh nichts ausrichten können.

Ich verfiel in meine Schwärze.

Von nun an war alles einfach schwarz.

Wie meine Seele, wie mein Haar.

Man versprach Itachi, dass ich wieder normal werden würde.

Ein fröhlicher, kleiner Junge.

Es war eine Lüge und ich gab mir Mühe, dass sie eine blieb.

Kaum war ich aus dem Krankenhaus raus, nahm er mich mit in sein neues Haus.

Er hatte es gekauft mit unserem Erbe.

Es war schön.

Es war die Hölle.

Nicht mal einen halben Tag lang ließ er mich in Ruhe.

Ständig war er bei mir, um mich, nahm mich in die Arme oder fasste mich sonst wie an.

Nicht unschicklich, aber vertraut.

Ich sprach nicht.

Ich sah ihn nicht an.

Ich bewegte mich kaum selbstständig.

Ich war eine Puppe.

Und es machte ihn wahnsinnig.

Ich wollte frei sein.

Ich wollte ihn nie wieder sehen.

Und doch war ich gefangen in seinem Labyrinth, wo nur er den Ausweg kannte.

Ich war ständig unter Aufsicht.

Ständig hörte ich die Angestellten flüstern.

Wie sie über mich flüsterten.

Wie sie Itachi zu flüsterten, was ich den Tag über gemacht hatte.

Ich war eine Puppe.

Ich tat nichts.

Ich war nur anwesend.

Mehr nicht und mehr sollte man auch nicht von mir erwarten.

Nach Wochen wurde es schlimmer.

Itachi verlor öfters die Geduld.

Er redete erst noch liebevoll mit mir, dann fasste er mich grob an den Armen und schüttelte mich so heftig durch, dass mir schlecht wurde.

Ich nahm ab.

Ich wurde krank.

Die Ärzte machten sich Sorgen.

Die Ärzte drängten Itachi, mich ins Krankenhaus zu bringen.

Er schlug mich in der Nacht und warf mir vor, dass ich unsere Familie zerstören würde.

Eine halbe Stunde später sammelte er mich vom Boden auf und entschuldigte sich bei mir unter Tränen.

Er flehte mich an, dass ich normal werden sollte.

Er weinte heftig und klammerte sich wie ein Ertrinkender an mich.

Ich bekam keine Luft.

Wurde bald darauf ohnmächtig.

Nun musste ich ins Krankenhaus.

Die Ärzte diagnostizierten bei mir eine schwere physische Krankheit.

Ich wäre suizidgefährdet oder so.

Mit so jungen Jahren so einen Verfall zu erleiden, wäre eine schwere Bürde.

So musste Itachi mich in die Irrenanstalt gehen lassen.

Ich war nicht frei.

Er besuchte mich oft, viel zu oft.

Er streichelte meinen Arm.

Er strich über meine Wange.

Doch ich sah ihn nur mit toten Augen an.

Ich wollte nicht zurück.

Deswegen verzog ich mich immer mehr in die Schwärze.

Mal war Nii-san freundlich zu mir, brachte mir Süßes, einander Mal machte er mir Vorwürfe und erzählte mir, wie allein er doch ohne mich wäre.

Er bat mich, mir meine Haare länger wachsen zu lassen.

Ich klaute mir am Abend ein Messer vom Abendessen und schnitt mir die Haare kurz.

Er schrie daraufhin.

Ich weinte.

Ich weinte jede Nacht.

Er durfte mich bald nicht mehr besuchen.

Ich würde dadurch zu sehr aufgewühlt werden, hatte Maria gesagt.

Itachi schrie, zeterte und drohte, dass er mich schon noch mitnehmen würde.

Ja, spätestens, wenn dieser Körper 18 Jahre alt ist.

Mein einziger Trost ist, dass er nicht das bekommt, dass er haben will.

Ich werde nicht normal werden.

Ich werde ihn nicht Nii-san nennen.

Ich werde nicht auf ihn warten und ihn lieben.

Ich bin seine Puppe, sein geliebtes Sammlerstück, das nur ihm allein gehört.

Das nenne ich Pech im Leben.

Wie gewohnt wache ich aus dem Albtraum Vergangenheit auf.

Es sind die alltäglichen Bilder.

Sie treiben mir die Tränen in die Augen, ansonsten berühren sie mich kaum mehr.

Es ist Morgen.

Ein neuer Tag in meiner Zelle.

Mein Blick wandert zum Strand und zum Meer.

Wie gerne wäre ich nun dort.

Itachi hasst das Meer.

Mit einer fahrigen Bewegung wische ich mir die Tränen fort, beginne mit dem täglichen Ritual Leben.

Aufstehen, waschen, essen, Therapie.

Nach der Therapie warte ich in meinem Zimmer.

Was wollen sie bei mir heilen?

Seelenlosigkeit?

Ich warte insgeheim darauf, dass goldene Haare in diesen Raum kommen, doch ich verbiete mir diese Ungeduld.

Ich sollte ihn nicht sehen.

Es ist nicht gut.

Es passt nicht.

Ich will allein sein.

Es klopft an meiner Türe.

Ein fremder Geruch.

Fremde Schuhe, die sich in mein Sichtfeld schieben.

„Hallo, Sasuke-kun, ich bin Professor Doktor …“, ich blende ihn aus.

Ich will ihn nicht sehen.

Will ihm nicht zuhören.

Doch er geht nicht.

„Ihr Bruder macht sich Sorgen um Sie. Deswegen bin ich hier!“

Also doch Nii-san.

Er schickt wieder jemanden, der mich für ihn bereit machen soll.

Der mich wieder normal machen soll.

Damit er mich lieben kann.

Damit ich bei ihm bleiben kann.

Ich will nicht.

Er setzt sich auf den Boden, sieht mich lange an.

Ich starre emotionslos zurück.

Schwarz, alles schwarz.

„Nun ich habe gehört, seitdem dieser neue Praktikant hier ist, hättest du einige Fortschritte gemacht….“, sagt er und holt ein Foto heraus.

Es ist der Blonde.

„Ich dachte mir, dass du vielleicht mit mir weitere Fortschritte machen willst.“

Wieso soll ich das tun?

Der Doktor holt einen Kugelschreiber aus seiner Tasche.

„Ich möchte, dass du dich entscheidest: Zwischen mir und dem Jungen hier. Ich möchte, dass du dir genau überlegst, welchen von uns beiden du wieder sehen willst. Überlege gut. Denke daran, dass du bestimmte Erwartungen erfüllen musst.“

Sein Blick ist streng.

Seine Aussage klar.

Ich MUSS normal werden.

Und ich MUSS ihn dafür wählen.

Itachis Warnung.

Es wird alles schwarz.

Wie erstarrt schaue ich auf Narutos Foto.

Ich will nicht zurück zu ihm.

Ich will nicht wieder in der Hölle landen.

Ich kann es nicht mehr.

Ich schaffe das nicht mehr.

Langsam strecke ich meine Hand aus, will mir Narutos Foto nehmen.

Noch bevor ich es erreichen kann, rammt mir der Arzt den Kuli durch die Hand.

Es ist nicht das erste Mal, dass meine Hand durchbohrt wird.

Dennoch habe ich das Gefühl, dass es dieses Mal sogar Schmerz hinterlässt.

„Ich sagte doch, du sollst gut nachdenken!“, knirscht der Doktor mit den Zähnen und dreht den Kuli in seiner Faust.

Maria kommt um die Ecke.

Entsetzt lässt sie die Zeitung fallen und greift sofort nach der Trillerpfeife um ihren Hals.

Es vergehen wenige Sekunden in denen zwei Wachmänner hinein gestürmt kommen und den Doktor von mir wegzerren.

Maria setzt sich zu mir, versucht vorsichtig das Schreibwerkzeug aus meiner Hand zu bekommen.

Mit meinem Blut vermischt sich Tinte vom Kuli.

Mein Leben ist eine Sünde.

Nicht mal mein Blut kann mehr rot sein.

Itachi

Tut mir den Gefallen und schaut mal in meinem Zirkel, da ist etwas interessantes zu finden^^
 

Kapitel 9
 

Itachi
 

Sasuke kam wieder auf die Krankenstation.

Ich habe es erst später erfahren.

Es war langes Wochenende und ich hatte frei.

Ich hatte in der Herberge Iruka und Kakashi geholfen.

Ich hatte es nicht gewusst.

Montags war ich erschrocken.

Er war nicht da.

Und Maria war auch nicht da.

Ich durfte nicht zu ihm.

Ich weiß noch, dass es regnete.

Es war ein Dienstag.

Ich machte mir Sorgen um ihn.

Gesehen hatte ich ihn immer noch nicht.

Maria sagte mir, dass etwas furchtbares passieren würde.

Sie wüsste nicht genau was, aber es würde schrecklich sein.

Und ich ahnte, dass sie Recht hatte.

Es wurde Mittag.

Gerade aß ich lustlos mein Mittagessen.

Ich wollte Sasuke danach versuchen zu besuchen.

Ich wollte ihn nur sehen.

Wollte sicher gehen, dass es ihm gut ging.

Dass er durchhielt.

Maria stürmte zu mir, zerrte mich hoch und lief mit mir zur Krankenstation.

Ich verstand nicht, was los war.

Bis wir dort waren.

Durch die halb verglaste Türe sah ich ihn.

Sasuke auf seinem Bett.

Und vor ihm ein schwarzhaariger Mann mit langen Haaren.

Als er sich halb drehte, erkannte ich ihn.

Itachi.
 

Endlich sehe ich ihn.

Endlich bin ich bei ihm.

Er ist groß geworden.

Wie sehr habe ich ihn vermisst.

Langsam gehe ich auf ihn zu und nehme ihn in die Arme.

Sein Geruch ist vertraut und dennoch neu.

Es wäre so schön, wenn er meine Umarmung erwidern würde.

Wenn er meinen Namen nennen würde.

Wenn er mich ansehen würde.

Er ist mein kleiner Schatz.

Nur ihn behüte ich, wie meinen Augapfel.

Nur er bedeutet mir etwas.

Und doch ist er so weit weg von mir.

Warum?

Was habe ich ihm getan?

Was hat ihn so werden lassen?

Ich war immer gut zu ihm!

Ich habe ihn immer schon geliebt.

Viel mehr als Mutter oder Vater.

Sie waren dumm und egoistisch.

Sie wollten ihn für sich.

Und ich konnte das nicht ertragen.

Ich wollte immer nur bei ihm sein.

Ich wollte in meiner und seiner Welt leben.

Außer ihm und mir gibt es nichts Lebenswertes in diesem Universum.

Viel zu lange war ich von ihm getrennt.

Ich will bei ihm sein.

Mir egal, ob er noch so ist.

Mir egal, ob er auf mich reagiert.

Ich will ihn wieder haben!

Ich werde ihm helfen.

Ich hole ihn zurück.

Ich allein habe Sasukes Seele.

Ich hole ihn zurück.

Niemand hält mich auf.

Niemand wagt es.

Ich nehme ihn mit.

Mit in unser Haus, in sein altes Leben.

Meine Umarmung wird fester.

Ich brauche ihn.

Ich will ihn.

Ich lasse mich nicht länger hinhalten.

Wozu auf seinen Geburtstag warten?

Ich will ihn jetzt.

Und ich bekomme, was ich will.

Sein Haar glänzt so schön.

Es riecht gut.

Seine Haut fühlt sich weich und zart unter meine Haut an.

Seine Augen sind so schön wie immer.

So schön schwarz.

Sie stehen so schön im Kontrast zu seinem hellen Teint.

Wunderschön, wie eine Puppe.

Und er gehört mir.

Niemals wieder lasse ich ihn fort.

Wer sollte ihn auch mehr lieben können?

Wer würde ihn so viel Leben schenken können, wie ich?

Wer wäre ihm so vertraut?

Wer würde ihm all seine Fehler so bedingungslos verzeihen?

Sasuke braucht nur mich.

Er liebt nur mich.

Ich weiß es.

Ich wusste es schon immer.

Von allen anderen wurde er verblendet.

Er wurde belogen und betrogen.

Nur deshalb ist er so.

Nur deshalb sieht er mich nicht mehr.

Nur deshalb spricht er nicht mehr mit mir.

Nur wegen diesen falschen Lügen will er nicht mehr bei mir sein.

Wer will schon die wahre Wahrheit wissen?

Ich gebe Sasuke Halt und Wahrheit.

Ich bin alles, was er braucht.

Ich bin sein Bruder.

Und mehr braucht er nicht.

Ich nehme seine Hand, will ihn zur Tür führen, doch er versucht sich loszureißen.

Ich verstehe ihn nicht, greife fester zu.

Werde wütend, als ich sehe, wie aus seiner Hand Blut quillt.

Ich lasse ihn los, wische mir das Blut ab.

Ekelhaft, doch es ist Sasukes Blut.

Nur seines glänzt so verführerisch.

Nur seines ist vollkommen.

Es ist in Ordnung.

Ich bin ihm nicht böse.

Er sitzt wie das buchstäbliche Häufchen Elend auf dem Bett.

„Ich bin dir nicht böse, Sasuke. Komm, lass uns nach Hause gehen!“, versuche ich es, halte ihm die Hand hin.

Er reagiert nicht.

Er lässt mich alleine.

Mein Atem geht schneller.

Ich muss mir nehmen, was mir gehört.

Er ist meins, verdammt!

Ich gehe nicht mit leeren Händen.

Zähneknirschend packe ich ihn am Oberarm und zerre ihn hinter mir her.

Er versucht sich sogar noch am Türrahmen festzuhalten, doch ich gebe nicht auf.

Er soll mitkommen.

Er muss mitkommen.

Ich halte es nicht mehr ohne ihn aus.

Ich brauche ihn.

Ich habe so lange auf ihn gewartet.

Ich habe ihn so sehr vermisst.

Ich will ihn.

Vorbei an den dämlichen Fratzen der Pflegerin, die sich anmaßt mich zu Recht zu weisen, an den dämlichen Jungen, der meinem Eigentum besorgte Blicke zu wirft.

Er gehört mir.

Niemand soll ihn haben, außer mir.

Auch wenn er sich dagegen sträubt: Er wird mich lieben.

Ich bringe es ihm wieder bei.

Ich heile ihn.

Denn ich bin sein Bruder.

Wir gehören zusammen.

Seit unserer Kindheit.

Seit seiner Geburt weiß ich es.

Uns beide verbindet etwas.

Und es ist nicht wegzudenken.

Niemand hält mich auf.

Niemand trennt uns mehr.

Er kann sich noch so sträuben.

Er zerrt an seinen Arm, versucht sich festzuhalten, doch ich nehme ihn mit.

Ich halte es keinen Tag länger ohne ihn aus.

Ich schubse ihn ins Auto und setze mich ans Steuer.

„Es geht nach Hause, Sasuke!“, drehe ich mich lächelnd zu ihm um.

Er versucht schon die Tür aufzumachen, aber ich habe sie abgesperrt.

Ich fahre mit quietschenden Reifen los.

Nur fort von diesem Ort.

Viel zu lange warst du hier, kleiner Bruder.

Viel zu lange waren wir getrennt.

Doch habe keine Angst, diese Zeit ist vorbei.

Von nun an bist du bei mir.

Wir werden frei sein.

Wenn du erst zu Hause bist, bist du wieder frei, mein Vögelchen.

Er randaliert.

Versucht die getönten Scheiben zu zerstören, aber er schmiert nur Blut an die Scheibe.

Ich lege eine Vollbremsung hin, er stößt sich unsanft den Kopf an dem Sitz an.

„Schnall dich an, du dummes Stück!“, rufe ich, gebe ihm einen Klaps auf den Kopf und fahre wieder los.

Er ist nicht sicher hier.

Er braucht mich.

Ich passe auf ihn auf.

Er verhält sich den Rest der Fahrt ruhig.

Seine Stirn blutet.

Er wischt das Blut nicht ab.

Er sitzt nur da.

So ist es brav.

Bei der nächsten roten Ampel halte ich, wische ihm das Blut weg, streiche ihn über den Kopf.

„Siehst du, Sasuke? Ich kümmere mich von nun an wieder um dich! Niemand kann das besser als dein Nii-san, oder? Oder Sasuke? Überleg doch mal!“

Er antwortet nicht.

Er sieht mich nicht an.

Er reagiert nicht.

Ich fahre weiter.

Hauptsache er ist bei mir.

Mehr will ich nicht.

Fröhlich summend fahre ich Heim.

Wir werden wieder eine glückliche Familie sein.

Wir werden wieder eins sein.

Niemand wird ihn so lieben können, wie ich es kann.

Niemand darf ihm so wichtig werden, wie ich es ihm bin.

Ich bin nur für ihn da.

Und andersherum verhält es sich genauso.

Er braucht keine Freunde, die nur neidisch auf ihn sind.

Er braucht keine Freundin, die ihn nur ausnutzt.

Er braucht keine Eltern, die auf ihn herabsehen.

Er ist meins und er ist vollkommen so.

Ich liebe ihn auch so, wie er ist.

Mit seinen Schwächen, mit seinem störrischen Verhalten.

Ich werde ihn bei mir behalten.

Ich werde ihn nicht in diese grausame und kalte Welt gehen lassen.

Bei mir ist er sicher, beschützt und geliebt.

Bei mir kann er leben.

Solange er bei mir bleibt.

Er will es auch, ich weiß es, ich spüre es.

Wir beide haben eine besondere Verbindung.

Wir gehören zusammen.

Nichts und niemand kann uns trennen.

Kaum parke ich das Auto vor unserem neuen Haus, kann ich es nicht erwarten ihm sein Zimmer zu zeigen.

Ich will die Tür öffnen, er will an mir vorbei stürmen.

Ich stelle ihm das Bein, er fällt zu Boden.

Besorgt knie ich mich neben ihn, packe ihn an den Handgelenken und helfe ihm auf.

„Aber Sasuke! Pass doch auf! Du bist doch kein kleines Kind mehr und verletzt bist du auch genug!“, mit Ekel betrachte ich das Blut an seiner Hand, den blutigen Verband.

Es ist in Ordnung.

Es ist sein Blut.

Nicht ohne Widerstand bringe ich ihn in unser gemeinsames zu Hause.

Wieso wehrt er sich?

Liebt er mich denn nicht?

Bin ich ihm kein guter Bruder?

Ich tue doch alles für ihn!

Wütend zerre ich ihn in sein Zimmer.

Er ist stärker geworden.

Früher musste ich weniger grob werden.

Früher war er nicht so kratzbürstig.

Was haben die in der Anstalt mit meinem kleinen Vögelchen gemacht?

Ich schließe die Zimmertüre hinter uns beiden ab, befördere ihn mit einem leichten Tritt in sein Zimmer.

Hole Luft.

„Willkommen zu Hause, Sasuke!“, rufe ich feierlich, nehme ihn in die Arme.

Er ist zu Hause und nur das zählt.

Er ist wieder bei mir.

Er ist da, wo er hingehört.

Auch wenn er sich noch wehrt, er wird zu mir gehören.

Er wird sich schon wieder erinnern.

Er wird sich daran erinnern.

Erinnern, wer ihm wirklich wichtig ist.

Wer für ihn da ist.

Wer ihn beschützt.

Wer ihn liebt.

Und wer ihn und seine Art akzeptiert.

Er liegt steif in meinen Armen und atmet kaum.

Er wird sich an mich gewöhnen, sage ich mir, verlasse das Zimmer.

Dem Personal gebe ich Anweisungen sich um die Verletzungen meines Vögelchens zu kümmern.

Persönlich gehe ich erstmal den Schmutz von mir abwaschen.

Auch wenn es sein Blut ist, es ist eklig.

Es ist schmutzig.

Es ist zu viel auf mir.

Ich verbrenne das Hemd mit den Blutflecken am Ärmel.

Kann es nicht ertragen die rote Farbe zu sehen auf meiner weißen Weste.

Auch wenn es sein Blut ist, es beschmutzt mich.

Zwei Tage sperre ich ihn in sein Zimmer.

Ich hatte gehofft, dass er sich beruhigen würde.

Dass er sich beruhigen würde.

Doch er ist immer noch widerspenstig.

Am dritten Tag fessele ich ihn an einen Stuhl.

Ich zeige ihm den ganzen Tag alte Videos von uns, oder Aufnahmen von mir, die ich vor Jahren für ihn gemacht habe.

Eine Art Tagebuch.

Er versucht sich zu befreien.

Er versucht nicht hinzusehen.

Gewaltsam drehe ich seinen Kopf wieder nach vorne.

Er soll es sich ansehen.

Er soll jede Sekunde mitverfolgen.

Ich kralle mich in sein Haar, in seinen Nacken, seine Schultern.

Wenn er die Augen schließt, ohrfeige ich ihn.

Er soll es sich ansehen!

Ich will meinen Sasuke wieder zurück.

Ich brauche ihn.

Nur er macht mich vollständig.

Ich habe keine Geduld mehr.

Ich zwinge ihn zwei Tage lang die Filme zu schauen.

Er weint.

Er sitzt da und weint.

Regt keinen Muskel.

Spricht nicht.

Sieht mich nicht an.

Ich habe das Gefühl, er entfernt sich immer mehr von mir.

Ich ertrage es nicht mehr neben ihm zu sitzen.

Ich sperre ihn alleine in sein Zimmer, sorge dafür, dass das Personal dafür sorgt, dass er meine Videobotschaften sieht.

Unruhig tigere ich durch das Haus.

Will nicht länger warten.

Will nicht länger hoffen.

Es klingelt an der Haustür.

Ich höre Sasuke oben wieder poltern, wahrscheinlich wehrt er sich wieder.

Aber ich habe den Männern oben genaue Anweisungen gegeben.

Ich öffne die Tür, sehe diesen furchtbaren, kleinen Jungen.

„H-Hallo! Ich bin Naruto und ich habe ihren Bruder in der Klinik kennengelernt! Ich wollte ihn gerne mal besuchen kommen! Ach ja und das sind meine Eltern Iruka und Kakashi!“, lächelt der Blonde und sieht mich abwartend an.

Ich knalle ihm die Tür vor der Nase zu.

Er darf ihn nicht sehen.

Er soll ihn nicht sehen!

Wütend gehe ich zu meinem Vögelchen.

Wie erwartet randaliert es, wirft sogar mit dem Stuhl nach dem Personal.

Es klingelt wieder an der Haustür.

Wie penetrant.

„Behaltet ihn hier oben und seid verdammt noch mal ruhig. Falls jemand in sein Zimmer will, erschießt denjenigen!“

Niemand nimmt ihn mir weg.

Man hat es einmal getan.

Niemals wieder.

Prüfend tastet meine Hand nach der Pistole unter meiner Jacke.

Ich werde ihn behalten.

Koste es, was es wolle.

Grummelnd öffne ich die Tür, die nicht aufhörte zu klingeln.

Dieser Blonde ist ein Hindernis.

Er war auch in der Klapse.

Er war da, als ich Sasuke abholte.

Er will ihn mir wegnehmen.

Er ist wie alle anderen.

„WAS?!“, herrsche ich ihn an, will ihn ein für alle mal loswerden.

Niemand darf Sasuke sehen.

Er ist mein Vogel.

„Ich wollte doch zu Sasuke!“, sagt der Blonde und verschränkt die Arme vor der Brust.

„Bitte, er will ihren Bruder doch nur kurz sehen, dann sind wir schon weg…“, sagt einer seiner Eltern.

Was mischen die sich ein?

Was erlauben die sich?

„Sasuke will keinen von euch sehen!“, sage ich kalt und will die Tür wieder schließen, doch der Weishaarige stellt seinen Fuß zwischen den Türspalt.

Aufdringlich.

Widerlich.

„Das würden wir gerne persönlich von Sasuke hören…“, sagt der Mann und öffnet die Türe.

Sie sollen gehen!

Sie sollen verschwinden!

Sasuke braucht sie nicht!

Er braucht nur mich!

Wütend versuche ich die Tür zu schließen.

Ein Knall und ein Poltern schrecken mich auf.

Ich folge dem Geräusch, bis zum Treppenansatz.

Was hat mein Vögelchen jetzt wieder angestellt?

„War das ein Schuss?“, fragt einer der unerwünschten Besucher und wagt es tatsächlich in mein Haus.

Ich will ihm antworten, da rollt etwas die Treppe hinunter.

Erstarrt sehe ich auf mein Vogelchen, das angeschossen vor meinen Füßen liegt.

Wut keimt in mir auf.

„Wer von euch Idioten war das?“, schreie ich hoch, zu dem unfähigen Personal, das es wagte meinem Bruder ein Haar zu krümmen.

Der unerwünschte Besuch beugt sich über mein Vögelchen, redet wild durcheinander.

„Weg von ihm!“, sage ich bedrohlich und hole meine Pistole aus dem Halfter.

Niemand fasst ihn an.

Niemand nimmt ihn weg von mir.

Er gehört mir!

Mir allein!

Erstarrt schauen sie mich an, auf die Pistole in meiner Hand.

Der Weißhaarige hat sogar noch mein Vögelchen auf dem Arm.

Blut.

Wieder dieses grässliche Blut!

Mir wird übel.

Sie sind schuld!

Sie sind schuld, dass er verletzt wurde!

Gäbe es sie nicht, wäre Sasuke wieder meins!

Würden sie nicht existieren, dann wäre alles gut!

Gäbe es diese Verräter nicht, wäre Sasuke niemals traumatisiert gewesen, dann hätte er mich nicht vergessen, dann wären wir beide davon gelaufen, wären glücklich gewesen und vor allem zusammen!

All diese Verräter, die sich uns in den Weg stellen!

Die uns trennen wollen!

Sasuke braucht mich!

Nur mich!

Niemand kann ihn so sehr lieben wie ich!

Niemand kann ihm das geben, was er will!

Er ist mein Vögelchen!

Er gehört mir, mir allein!

Der Braunhaarige mit dem Zopf hebt die Hände, vermutlich versöhnlich, doch es beruhigt mich nicht.

Dreckige Finger, die meinen Bruder berühren.

„Ruhig, ganz ruhig… Der Kleine ist verletzt, er muss sofort ins Krankenhaus!“

„NEIN! Niemand nimmt ihn mir mehr weg!“, schreie ich und entsichere die Pistole.

Ich habe gewartet und gewartet.

Ich habe jahrelang gehofft, dass er zu mir zurückkommen würde.

Doch nichts geschah.

Ich lasse ihn nicht noch einmal gehen.

Hass. Hass.

Nur noch Hass.

Mutter, Vater, Verwandte.

Freunde, Ärzte, Lehrer.

Alle wollten sie ihn mir wegnehmen.

Alle wollten ihn nur für sich selber beanspruchen.

Sasuke ist mein Vogel.

Er ist so schön zu betrachten.

Viel zu schön, um ihn mit jemanden zu teilen.

Erstarrt sehe ich zu meinem Vögelchen, das sich langsam aufrichtet, zu mir kommt.

Er kommt zu mir!

Er erkennt mich!

Er weiß, dass er nur zu mir kann!

Ich bin so glücklich!

Doch Sasuke schmeißt meine Welt in Scherben.

Vor mir lässt er sich auf die Knie fallen, hält sich den Lauf der Pistole an die Stirn.

Warum?

Warum tut er das?

Tränen sammeln sich in meinen Augen.

Wieso kann er nicht bei mir sein?

Wieso weigert er sich, bei mir zu bleiben?

Habe ich ihm nicht einen wunderschönen, goldenen Käfig gebaut?

Wieso liebt er mich nicht so, wie ich ihn?

Wieso kann ich ihn nicht vergessen?

Wieso liebe ich ihn so sehr?

Ich sinke neben ihn zusammen, nehme ihn in den Arm, kriege nur am Rande mit, wie er die Pistole fort wirft.

Er reagiert nicht.

Ich weine.

Weine um mein Vögelchen.

Sirenen ertönen.

Blut auf meinen Sachen.

Eklig, widerlich, beschmutzend.

Es ist Sasukes Blut.

Es ist sein Blut, das mich immer beflecken wird.

Ich wollte doch immer nur ihn.

Mehr wollte ich nicht.

Wieso kann ich ihn nicht besitzen?

Wieso?

Polizisten kommen und zerren mich weg von ihm.

Er fällt bewusstlos zu Boden.

Es ist so traurig.

Wieso fliegen Vögel nur davon?

Wieso bleiben sie nicht bei ihrem Besitzer?

Der ungebetene Gast hockt sich zu ihm, ruft seinen Namen.

Ich hasse ihn.

Wieso bekommt er das, was ich haben will?

Was für ein Verbrechen habe ich schon begangen?

Wer will mich richten?

Ich bin es, der alles verloren hat.

Ich bin hier das Opfer.

Man hat mich um mein Vögelchen betrogen.

Und nun bin ich alleine.

„SASUKE!“, schreie ich aus voller Kehle, ehe ich ins Polizeiauto gesperrt werde.

Doch er antwortet nicht.

Nur sein Blut klebt an mir.

Ich bin verflucht.

Weil ich ihn so sehr liebe.

Jammerschade

Kapitel 10
 

Jammerschade
 

An einem lauen Tag mit kaltem Wind und vielen Wolken am Himmel sehnt man sich nach wärmenden Sonnenstrahlen.

Es kommt einem so vor, als hätte man die Sonne schon tage-, wenn nicht sogar jahrelang nicht gesehen.

Es fällt dir auf, wie dunkel alles wirkt.

Wie farblos die Welt plötzlich ist.

Wie der Geschmack vom Essen nachlässt.

Wie deine Haut immer heller wird.

Ja, die Sonne spendet uns Licht und Wärme.

Nur sie vermag triste Gedanken in fröhliche umzuwandeln.

Wieso fürchten die Menschen die Dunkelheit?

Was genau setzt sie in Erstarren?

Ist es das Ungewisse, was hinter diesem dunklen Vorhang auf sie lauern könnte?

Oder ist es einfach, dass die wärmenden Sonnenstrahlen fehlen, dass unser Lachen auf dem Gesicht immer mehr dahin schwindet?

Warum sollten wir auch in der Dunkelheit lachen?

Schon als Kind bekommt man gesagt, man soll sich beeilen nach Hause zu kommen, sobald es dunkel wird.

Warum verirren sich Menschen in der Dunkelheit?

Warum hören sie Dinge, wenn es Nacht wird?

Warum spüren sie einen kalten Hauch im Nacken?

Ist es nur weil es jetzt nicht Tag ist?

Sehnt man sich so sehr nach dem brennenden Feuerball am Himmel?

Was ist mit dem Mond?

Was ist mit der Ruhe in der Nacht?

Schlafen.

Wir tun es jeden Tag.

Finden es erholsam.

Obwohl alles schwarz um uns ist.

Obwohl wir nicht die Kontrolle über uns oder unsere Umgebung haben.

Würde ein wahnsinniger Bruder in dein Zimmer stürzen und auf dich einprügeln während du schläfst, du würdest auch nicht dem Schlaf die Schuld geben.

Schlaf wird überschätzt.

Er ist unterbewusst.

Er ist nicht kontrollierbar.

Man träumt.

Man fantasiert.

Man erinnert sich.

Und man kann nicht einfach wieder aufwachen, wenn einem der Traum nicht gefällt.

Man ist gefangen.

In seinem erholsamen Schlaf.

Oh nein, es ist kein Alptraum.

Pro Nacht hat jeder Mensch circa 1000 Träume, die auch gerne nur ein paar Sekunden gehen.

So etwas nennt man träumen.

Absurd.

Aber ein schlechter Traum ist ein Alptraum.

Lächerlich.

Ich schlafe, habe aber das Gefühl tausende von Alpträumen zu haben.

Wie nennt man das?

Wie würde man Träume bezeichnen, die einfach nicht verschwinden wollen?

Wozu hat man sie?

Wozu muss ich träumen?

Wozu muss ich Dinge in meinem Kopf verarbeiten?

Ich kann noch so viel Grausames aus der Zeitung lesen, ich träume nicht davon.

Nur von mir.

Nur von meinen Erinnerungen.

Es ist lächerlich.

Als wäre mein Leben das Schlimmste, dass es gibt.

Es gibt viele da draußen, denen geht es schlechter.

Sie sind im Krieg oder sie sind gefangen.

Verschleppt, misshandelt oder gefoltert.

In Wahrheit liebe ich die Dunkelheit, weil ich in ihr Unsichtbar bin.

Niemand achtet auf diesen komischen, kleinen, Kerl.

Niemand besucht einen.

Niemand redet mit einem, weil man ja schlafen soll.

In meinem dunklen Zimmer fühle ich mich wohl.

Ich brauche kein Licht.

Ich brauche keine Sonne.

Ich habe das Licht gesehen und ich entschied mich für die Dunkelheit.

Völlig egal, was geschehen würde, ich würde niemals so hell und fröhlich sein wie er.

Er.

Wie bin ich nur an ihn geraten?

Was fasziniert ihn so sehr an mir?

Was bin ich in seinen Augen?

Ein Versuchsobjekt?

Ich glaube nicht.

Aber es sollte ihm klar sein, dass ich ihm nichts, aber auch gar nichts bieten kann.

Keine Freundschaft, keine Liebe.

Wir sind wie Nacht und Tag.

Zusammen existieren sie nicht.

Das eine löst das andere ab.

Es kann nicht gleichzeitig die Sonne scheinen und die Dunkelheit herrschen.

Es ist unmöglich.

Warum gibt er nicht auf?

Wieso kämpft er und wofür?

Er kommt sogar mit seinen Eltern.

Ich verstehe ihn nicht.

Ich will es nicht.

Ich kann es nicht.

Wieso habe ich mich nur auf ihn eingelassen?

Ich spüre, wie ich kämpfen muss.

Ich will nicht zögern.

Ich will nicht denken müssen.

Ich will nicht von meinem Weg abkommen.

Ich will ihn nicht mit hineinziehen.

Mein Leben ist die Hölle.

Wenn ich sterbe, erwartet mich nichts Schlimmes.

Es kann nur noch das Paradies oder das Nichts geben und mir ist beides recht.

Worauf soll ich hoffen?

Dass mein Bruder mich irgendwann nicht mehr liebt?

Was bringt mir das?

Werden meine Eltern so wieder lebendig?

Bekomme ich so meine Kindheit wieder?

Werde ich wieder Lachen können?

Nein, es wird sich nichts ändern, außer, dass ich völlig alleine sein werde.

Dann habe ich niemanden, so wie ich es gewollt habe.

Wahrscheinlich werde ich dann sterben.

Einsam und frierend unter der Sonne.

Wo soll ich Hoffnung finden?

Was ist Hoffnung?

Ich hatte nie welche.

Wie erhofft man sich etwas?

Wie bittet man um etwas?

Wie lacht man?

Wie fühlt man sich als Mensch?

Ich habe es vergessen.

Alles.

Denn Hoffnung ist ein Gut, dass ich mir nicht leisten kann.

Hoffnung ist für diejenigen, die eine Seele haben.

Meine Seele ist verbrannt.

Lichterloh.

Sie ist in Flammen aufgegangen, so wie die Sonne alles in Flammen setzt.

Wärme…
 

„Er ist wach!“, ruft Maria entzückt und schüttelt Iruka leicht an der Schulter.

Müde reibe ich mir den Schlaf aus den Augen und hebe den Kopf.

Seit drei Tagen sind wir nun hier im Krankenhaus und haben die ganze Zeit gewartet, dass der Schwarzhaarige aus dem Koma erwacht.

Müde, schwarz-braune Augen sehen durch uns hindurch.

Ich kann es ihm nicht verübeln.

Er ist benommen.

Hatte eine Gehirnerschütterung, eine Schusswunde durch sein Schlüsselbein und einige blaue Flecke.

Er kann von Glück reden, dass er lebt.

Zumindest hoffe ich, dass er innerlich noch lebt.

Die Polizei war hier.

Sie haben die Angestellten verhört, die sehr redselig waren.

Man kann es kaum glauben, was dieser fürchterliche Itachi seinem Bruder angetan hat.

Dieser Mensch ist der Widerspruch in sich.

Er bezeichnet Sasuke als sein Vögelchen.

Er will ihn einsperren in seinen goldenen Käfig.

Er will ihn beschützen, schlägt ihn aber bei jeder Gelegenheit, die sich ergibt.

Er sagt, er sorgt sich um Sasuke.

Es gibt Bilder oder Aufnahmen, wo man deutlich sieht, wie Itachi Sasuke ein Bein stellt, oder ihn gegen irgendetwas schubst, nur um Sasuke nachher schusselig zu nennen und ihn dann zu versorgen.

Ja, er kümmert sich um seinen Bruder.

Man sieht es ja.

Er sagt, Sasuke braucht ihn.

Das ist gelogen.

Immer schon war es anders herum.

Deswegen kam er ja nicht mit Sasukes Abfuhr zurecht.

Nicht nur den Wahnsinnigen hat es fertig gemacht, den Schwarzhaarigen mit der Pistole an der Stirn zu sehen.

Sasuke hat förmlich gebettelt.

‚Erschieße mich!’

‚Mach es ein Ende!’

‚Befreie mich endlich aus deiner Knechtschaft!’

‚Lass mich frei!’

‚Töte mich!’

Auch wenn er nichts gesagt hat, er hat so vieles gesagt.

So viel Verzweiflung.

So wenig Hoffnung.

Es hat mir das Herz zerrissen.

Nie hätte ich gedacht, dass Sasuke sich den Tod wünschen würde. Dass es ihm nichts ausmachen würde zu sterben.

Vielleicht deute ich die Situation falsch.

Vielleicht hat er ja etwas ganz anderes gedacht.

Ich weiß es nicht.

Und ich werde es wohl auch nie erfahren.

Maria quasselt auf meinen Schwarzhaarigen ein.

Er reagiert kaum, was aber an den Schmerzmitteln liegen kann.

Er starrt in meine Richtung, dennoch an mir vorbei.

Will er mich vielleicht ansehen?

Müde setze ich mich wieder auf meinen Stuhl.

Seit dem Vorfall sind meine Familie und ich eigentlich nur noch hier im Krankenhaus.

Haben Aussagen gemacht.

Es ist nichts Besonderes passiert.

Ich habe mir dennoch Sorgen gemacht, wie verrückt.

Den ganzen Nachmittag sitzen wir bei Sasuke und reden und reden.

Nur ich habe einen Kloß im Hals.

Dafür redet Iruka für mich und Kakashi ist komisch wie immer.

Ich freue mich, dass sie hier sind.

Dass sie mir beistehen und auch dem Schwarzhaarigen.

Ich habe Glück mit meinen Eltern.

Am Abend verlässt uns Maria, wir wollen sie zur Tür begleiten, aber irgendwas hält mich zurück.

Ich bin so unendlich müde.

Sasuke ist auch schon wieder eingeschlafen.

Milde lächelnd decke ich ihn noch einmal richtig zu und sehe seufzend aus dem Fenster.

Schon dunkel.

Ich bin ganz vertieft in die Dunkelheit, dass ich mich richtig erschrecke, als neben mir ein Keuchen zu hören ist.

Alarmiert drehe ich mich um, sehe, wie mein Schwarzhaariger versucht aufzustehen, aber noch zu schwach ist.

Besorgt drücke ich ihn zurück ins Bett, will ihn beruhigen, aber er versucht auch weiterhin aufzustehen.

„Sasuke, du brauchst Ruhe, versteh das doch endlich!“, sage ich tadelnd und muss ihn wieder ins Bett drücken.

„Ich muss aber mal!“, meckert er zurück.

Stillstand.

Noch mal nachdenken.

Ich sehe ihn an.

Er sieht mich an.

Er schaut wie immer.

Und doch ist alles anders.

„Du musst mal auf die Toilette?“, frage ich vorsichtig nach und ernte ein Nicken.

Seine Augenbrauen schieben sich etwas zusammen, als würde er sich ärgern oder nachdenken.

„Groß oder klein?“, frage ich leise und bekomme einen ärgerlichen Blick zugeworfen.

Er will wieder aufstehen.

Er muss wohl dringend.

Ich helfe ihm, werde aber knallrot im Gesicht.

Vor der Badezimmertüre warte ich und lausche dem Geräusch der Spülung.

Kaum eine Minute später steht er neben mir.

Erst jetzt fällt mir auf, dass er größer ist als ich.

Dass ich tatsächlich zu ihm hoch schauen muss.

Er macht sich wieder auf den Weg.

Ich muss ihm helfen, was mir aber nichts ausmacht.

Wir schweigen.

Er sitzt im Bett und massiert sich den Handrücken.

Ich starre auf seine Bettdecke.

Was soll ich sagen?

Was soll ich überhaupt denken?

Ich bin plötzlich so leer.

Eben noch schwirrten mir tausende von Gedanken im Kopf herum, nun ist er leer, wie das schwarze Loch.

Ich sollte ihn aufmuntern.

Ich sollte ihn anlächeln.

Doch ich kann es nicht.

Ich fühle mich hilflos.

„Deswegen wollte ich nicht, dass du noch mehr Interesse an mir hast….“, sagt er leise und sieht mich mit seinen nachtschwarzen Augen an.

Ich werde rot.

Bin gefesselt von seinem seltsam weichen und gleichzeitig verletzlichen Blick.

Ich verstehe ihn nicht.

Ich komme mir so dumm vor.

„Es kann nichts gutes dabei heraus kommen…“, redet der Schwarzhaarige weiter und blickt woanders hin.

Wieso redet er wie ein normaler Mensch?

Er sieht wieder zu mir.

Und sein Blick ist seltsam.

„Weil ich ein normaler Mensch bin. War ich schon immer… Nur an mir haftet etwas, dass nicht normal ist…“

Mein Herz setzt aus.

Habe ich das eben etwa laut gesagt?

Habe ich ihm wirklich gesagt, er wäre kein normaler Mensch?

Entsetzt versuche ich Entschuldigungen zu entwerfen.

Ich fange an herum zu zappeln.

Schwitze unnatürlich viel.

Weiß nicht wohin mit meinen Händen.

„Hör auf nachzudenken. Es bringt nichts.“, sagt er und wischt sich über die Augen.

„Du redest, also bringt es etwas….“, flüstere ich und schaffe es, dass ich wenigstens halbwegs lebend klinge.

„Was bringt es dir?“, er redet und redet.

Normal, versteht ihr?

So, als gäbe es die Zeit in der Klapse nicht.

Als gäbe es keinen Itachi.

Keine Waffe.

Keine Verletzungen.

„Ich möchte dich verstehen!“, meine Lippen fühlen sich so trocken an.

Ich bekomme Angst, dass meine Eltern genau in diesen Moment ins Zimmer platzen und alles kaputt machen.

Sie können nichts dafür.

Dennoch will ich ungestört bleiben.

Ich will Sasukes Stimme hören.

Ihn fühlen.

„Du willst immer gleich alles… Merkst du nicht, dass es dir nicht gut tut? Was hat dir denn die Zeit mit mir bisher gebracht? Bist du glücklich? Nein, im Gegenteil.“, sein Blick ist klar.

Weg ist diese Distanz zwischen uns.

Hat er sie aufgebaut, damit ich nicht weiter nachforsche?

„Warst du es denn? Warst du glücklich, wenn ich gekommen bin?“, stelle ich die Gegenfrage und setze mich zu ihm aufs Bett.

Er zögert, bricht den Blickkontakt nun gänzlich ab.

„Ja…“, antwortet er schlicht und spielt mit dem Ende seines Pyjamaoberteils.

Mein Herz beginnt wieder zu schlagen.

Kräftig und ermutigt.

So wie es immer war, nur wärmer, viel wärmer.

Wie von selbst legt sich ein Lächeln auf meine Lippen.

Ich bin glücklich.

Ich rutsche noch näher zu ihm.

Zeige ihm mein Lächeln, glaube sogar, dass er sich etwas schämt.

„Ich bin glücklich, aber auch unzufrieden. Aber im Moment bin ich glücklich, weil du endlich den Mund aufmachst. Weil du mit mir redest und mich an deinen Gedanken teilhaben lässt!“

Er sieht mich erst nach einer ganzen Weile an.

Wie in Zeitlupe hebt sich sein Kopf nach oben und sein Blick trifft meinen.

Es ist faszinierend, wie nichts sagend und gleichzeitig aussagekräftig sein Blick ist.

Noch bei keinem Menschen ist es mir bisher so ergangen, wie mit ihm.

„Ich will das Meer sehen…“, murmelt er irgendwann leise und schaut schnell wieder in die Ecke des Zimmers.

Eine Sekunde später kann ich mich nicht mehr beherrschen und fange lauthals an zu lachen. Es tut gut, es tut unglaublich gut.

Er lacht nicht, sieht mich verwirrt an.

Wieso lache ich?

Weil ich so glücklich bin?

Weil es in meinem Bauch so sehr kribbelt?

Weil ich das Gefühl habe, dass ich die ganze Welt umarmen könnte?

Sasuke neben mir sieht mich verwirrt an.

Hoffentlich denkt er nicht, dass ich ihn auslache.

Ich versuche mich zu beruhigen, aber es fällt mir schwer.

Ich bin sogar richtig außer Atem.

Entschuldigend schaue ich ihn an.

Er versucht seine Armbinde abzumachen.

Wegen der Schusswunde wurde sein Arm mit einer Binde festgebunden.

Damit er sich nicht zu viel bewegt.

Ich klopfe ihm sanft auf die Finger, bete, dass er es mir nicht übel nimmt.

„Lass sie dran, die soll deine Schulter entlasten!“, lächelnd mache ich den Knoten an der Binde wieder fest.

„Meine Schulter juckt aber…“, sagt er leise und versucht sich zu kratzen.

Wieder muss ich einschreiten und halte seine Hand fest.

„Ich kann mir vorstellen, dass es schwer ist, aber bitte fass deine Schulter nicht an. Die wurde übel zugerichtet und muss sich erholen. Wenn du da an der Wunde kratzt, machst du es nur noch schlimmer…“

Er scheint es begriffen zu haben.

Seufzend starrt er auf die Decke.

„Du benimmst dich heute echt seltsam, Sasuke… Du redest und wirkst so… entschuldige, normal….“, verlegen kratze ich mir an der Wange, halte seine Hand weiterhin fest.

Er sieht mich an und verzaubert mich wieder einmal mit seinem ernsten Blick.

Habe ich schon mal gesagt, dass er wunderschöne Augen hat?

„Das liegt nur daran, dass du dich nicht mehr seltsam benimmst… Da muss ich was machen…“, er nuschelt nur, dennoch schlägt mein Herz immer schneller.

Er meint es nicht böse.

Er ist ehrlich.

„Ich… Ich…“, stottere ich und laufe rot an.

Grinsend dreht sich der Schwarzhaarige zu mir, macht mich mit seinem frechen Grinsen fast wahnsinnig.

„Ich weiß: Du magst Ramen!“, sagt er und schockt mich bis aufs Mark.

Ein seltsamer Quietschlaut entfleucht meiner Kehle und ich kann nicht glauben, dass er sich daran ausgerechnet erinnern muss.

Sprachlos starre ich ihn an, wie seine Lippen weiterhin sich zu einem Lächeln verziehen.

„Wieso machst du das?!“, frage ich ihn nach einiger Zeit, in der ich mich wieder beruhigt habe.

Er schüttelt den Kopf, legt den Kopf danach schief.

„Weil ich seltsam bin.“

Ich will ihm antworten, da geht die Türe auf und wir sind nicht länger allein.

Verdutzt starrt uns Iruka an.

Kakashi grinst sich einen Ast ab.

„Ehm… Sollen wir noch mal raus gehen?“, fragt mich Iruka und stammelt irgendwelche Sätze weiter.

Irritiert schaue ich auf Sasuke.

Wieso sind die beiden denn so komisch?

Der Schwarzhaarige wirft einen unauffälligen Blick auf unsere Hände.

Und ich habe das Gefühl, dass ich gerade so rot anlaufe, wie eine Ampel. Sprachlos starre ich ihn an, starre auf unsere Hände und gleichzeitig fange ich an wie wild herum zu zappeln.

Kakashi kichert.

„Ich denke mal, deinem Freund geht es wieder gut….“

Der Silberhaarige schaut meinem Schwarzhaarigen genau in die Augen, normalerweise muss man diesem intensiven Blick ausweichen, aber Sasuke hält ihn ohne Probleme stand.

Seufzend beendet Kakashi den Blickkontakt.

„Tut mir Leid, Naruto, aber wir müssen leider gehen für heute. Die Ärzte wollen Sasuke noch einmal untersuchen und die Besuchszeit ist schon lange rum.“

Bedauernd sehen drei Leute meinen Schwarzhaarigen an.

Ich würde lieber bei ihm bleiben.

Und ich denke, er weiß es.

Zum Abschied umarme ich ihn noch einmal sanft, flüstere ihm ins Ohr, dass ich ihn bald wieder besuchen würde und ihm etwas mitbringen würde.

Er nickt nur vorsichtig, dann sind wir auch schon verschwunden.

Als wir im Auto sitzen, fühle ich mich so unendlich alleine.

„Naruto, zieh nicht so ein Gesicht! Er ist wach und du konntest dich mit ihm unterhalten, oder? Anstatt Trübsal zu blassen, solltest du die Zeit die du noch mit ihm hast zu genießen!“, tadelt mich Iruka.

„Wieso Zeit?“, frage ich verwundert nach.

An der Ampel halten wir an.

Kakashi dreht sich zu mir um.

Sein Blick ist seltsam.

„Dein Praktikum endet nächsten Monat…“

Kummer

Kapitel 11
 

Kummer
 

Ich fühle mich schwer.

Seit ich weiß, dass mein Praktikum enden wird, habe ich das Gefühl, dass mein Leben verwirkt ist.

Ich wohne fast eine Stunde von der Klapse entfernt.

Ich kann ihn nicht mehr täglich sehen.

Ich werde in unserem Hotel arbeiten und mithelfen müssen.

Ich will es ja auch, aber das bedeutet, dass ich ihn noch weniger besuchen kann.

Wann soll ich ihn sehen?

Wie lange?

Er liegt noch im Krankenhaus.

Und ich weine seit Stunden mein Kissen nass.

Ich bin zu Hause, doch fühle mich hier fremd und fehl am Platz.

Ich möchte zu ihm, Händchenhalten und mit ihm reden.

Ich möchte seine Stimme hören und in seine Augen sehen.

Ich fühle mich im näher. So viel näher als zuvor.

Ich will ihn sehen und berühren.

Bald werde ich ihn nicht mehr sehen können.

Oder nur noch selten.

Das reicht mir nicht.

Das will ich nicht.

Es klopft an meiner Türe, Iruka schaut nach mir.

Ich weiß, er meint es nur gut, aber momentan möchte ich nur allein sein.

Auch wenn es nicht gut für mich ist, ich möchte nachdenken und mich darauf vorbereiten, dass ich nur noch einen Monat meinen Sasuke sehen kann.

Ich will mir gut überlegen, was ich ihm sagen werde.

Worüber wir reden sollten.

Was ich ihm mitbringen sollte.

Stumm setzt sich mein Ziehvater neben mich.

„Denkst du immer noch nach?“, fragt er sanft und berührt meine Schulter.

Ich weiß er meint es gut, aber eigentlich will ich nur allein sein.

„Ich habe es vergessen….“, nuschele ich in mein Kissen.

Ich höre den Braunhaarigen neben mir seufzen.

„Es ist viel passiert, da vergisst man schnell die Zeit. Mach dir keine Vorwürfe, du wirst Sasuke bestimmt noch öfters treffen… Vielleicht wird er ja auch bald entlassen und dann könnt ihr euch öfters treffen…“

Ich muss lachen.

„Sasuke soll bald wieder normal werden? Da ist es wahrscheinlicher, dass ich mich mit seinem Bruder anfreunde…“, ich lache weiter.

Trocken.

Mein Hals ist so trocken.

Mein Humor bleibt mir im Halse stecken.

Mir ist nicht nach Lachen.

Und dennoch tu ich es, nur um die Tränen zu verstecken.

„Naruto, lass dich nicht so runter ziehen. So hilfst du niemanden. Versuche die Zeit einfach nur mit ihm zu genießen, sag ihm das, was du noch sagen willst und höre ihm zu. Am meisten hilfst du deinem Freund, wenn du weiterhin für ihn da bist und wie immer bist…“

Er hat ja Recht.

Weitere Tränen kullern meine Wangen hinunter, tränken mein sowieso schon völlig nasses Kissen mit weiteren Tränen.

„Du magst ihn wirklich, oder?“, fragt mich mein Ziehvater und lässt mich aufsehen.

Was soll denn diese Frage?

„Ja, wieso?“

Was will er mir damit sagen?

Iruka lächelt, nimmt mich in den Arm, streichelt mir durch die Haare.

Ich verstehe nicht.

„Naruto, es wird alles gut gehen, glaube mir… Du und Sasuke werden schon zusammenkommen… Er kann uns doch besuchen kommen, in den Ferien, oder wann immer er will. Er könnte hier in der Herberge leben und mit dir an den Strand gehen. Du musst nicht denken, dass alles aus ist.“

Seufzend lehne ich mich an den Braunhaarigen.

„Vielleicht will er ja gar nicht kommen…“

Vielleicht will er mich nie wieder sehen.

Vielleicht wird er mich vergessen.

Ich will nicht.

Iruka lacht leise.

„Ich glaube schon, dass Sasuke kommen will. Schließlich bist du hier… und du sagtest, er mag das Meer und beides kann er hier haben, oder etwa nicht?“
 

Der nächste Tag.

Ich bin aufgeregt.

Habe schwitzige Hände.

Nervös starre ich auf den Eingang.

Kann ich da wirklich rein und so tun, als wäre nichts?

Ich bin mir so unsicher.

Ich will ihn sehen.

So sehr.

Ich habe die letzten Tage nur an ihn gedacht.

Wie es ihm geht.

Ob er mit wem anderes gesprochen hat.

Ob er Schmerzen hat.

Ob er mich vermisst hat.

Ob er überhaupt an mich denken musste.

Von neuem Mut beflügelt betrete ich die Anstalt.

Im Büro wartet Maria schon auf mich, lächelnd, wie eh und je.

„Na du? Ich habe tolle Nachrichten für dich!“, sie wuschelt mir durch meine Haare.

Überrumpelt sehe ich sie an, werde gleich noch neugieriger.

„Was für Nachrichten? Haben sie mit Sasuke zu tun?“

Vielleicht wird er ja entlassen.

Sie lacht.

Sieht zu glücklich aus.

Ich will auch wieder lachen und glücklich aussehen.

„Sasuke hat mich heute etwas gefragt! Höchstpersönlich!“, erzählt sie gut gelaunt und klimpert mit ihren langen Wimpern.

„Er hat dich was gefragt?“

Sie seufzt.

Setzt sich.

„Ich habe ihm Blut abgenommen. Da fragte er plötzlich, ob er in der Küche arbeiten dürfte. Er wolle besseres Essen kochen. Ich hab den Chef gefragt, er war verwundert, aber er will es Sasuke versuchen lassen!“

Ich stutze.

„Er hat was?“, frage ich noch einmal nach, traue meinen Ohren nicht.

„Sasuke möchte in der Küche arbeiten! Allerdings an einem Elektroherd!“, lacht Maria glockenhell und drückt sich ein Klemmbrett an die Brust.

Ich starre sie an.

Die Informationen rattern in meinem Kopf so schnell, wie ein NASA- Rechner und bescheren mir langsam Kopfschmerzen.

„Ich denke, es wäre am Besten, wenn du jetzt zu Sasuke gehst…“, sagt sie und lächelt schief.

Ja, zu Sasuke.

Wie ein Roboter stehe ich auf und laufe das kurze Stückchen zu seinem Zimmer.

Kurz davor versuche ich mein wild schlagendes Herz zu beruhigen.

Ich will ihn sehen.

Vorsichtig luge ich durch den Türspalt.

Der Schwarzhaarige sitzt am Boden und liest Zeitung.

Wie immer.

Nichts hat sich verändert.

Schließlich ist das Sasuke.

Die Tür quietscht, als ich sie öffne.

Er sieht nicht einmal auf.

Ich lehne mich gegen die Tür, betrachte ihn nachdenklich.

Schon bald werde ich ihn nicht mehr sehen.

Schon bald sitzt er wieder hier alleine und kann seine Zeitung lesen.

Ob er sich freuen wird?

„Was stehst du da so dumm rum?“, fragt er leise, sieht nicht mal auf, schiebt mir einfach nur meinen Teil der Zeitung zu.

Mir ist zum Heulen zu mute.

Ich will nicht gehen.

Trotzdem setze ich mich neben ihn.

Lese.

Bin ruhig.

Versuche an etwas anderes zu denken.

Es geht nicht.

„Du arbeitest ab jetzt in der Küche?“, frage ich und lege meinen Teil zur Seite.

Er blättert um.

„Mhm…“, stimmt er leise hinzu, beachtet mich kaum.

Ich seufze.

Er soll mich doch beachten!

„Wie kommt der plötzliche Sinneswandel? Und warum Koch?“

Mitten im Artikel hört er auf zu lesen.

Sieht mich an.

Mit seinen schwarzen Seen an.

Mein Herz schlägt schneller.

„Weil ich kochen kann und weil…“, er schweigt.

Wie immer klebe ich an seinen Lippen.

Jetzt nicht bildlich gesehen.

Wenn er redet, und sei es ganz leise, da höre ich zu, als ginge es um mein Leben.

Vielleicht ist das nur bei ihm so.

„Weil?“, frage ich leise nach und rutsche unauffällig ein kleines Stück näher.

Am liebsten würde ich ihn berühren.

Die Strähnen hinter das Ohr streichen.

Oder seine Haare ganz für sich streicheln.

Seine Iriden sind so unendlich tief.

Sie wirken so dunkel, nehmen meine Seele gefangen.

Manchmal stelle ich mir vor, wie ein kleiner Naruto vergnügt in diesen dunklen Seen planscht und dabei den Spaß seines Lebens hat.

Eine höchst merkwürdige Vorstellung.

„Ich dachte, das würde dich freuen…“, antwortet er schließlich und wendet sich wieder der Zeitung zu, als wäre alles normal, so wie immer, ein gewöhnlicher Tag mit keinerlei merkwürdigen Ereignissen.

Ich laufe rot an.

Spüre, wie das Blut durch meine Wangen pocht, einen kleinen Spaziergang zu meinen Ohren macht, nur um wieder in meine Wangen zu schießen.

Ich rutsche noch näher zu ihm.

Will ihm heute näher sein.

„Du wolltest doch, dass ich etwas Normales tue. Ich koche!“, erwidert er und jetzt, da ich ihm so nah bin, kann ich eine feine Rotspur auf seinen blassen Wangen erkennen.

Ein Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen.

Das erste seit langer Zeit.

„Ich freu mich!“, ich lehne mich an seine Schulter, schließe entspannt die Augen, sauge seinen Geruch ein.

„Ich freue mich sehr!“, nuschele ich und lächle selig vor mich hin.

Es tut gut ihm so nah zu sein.

Es beruhigt und beflügelt mich zugleich.

„Naruto?“, fragt er nach einer ganzen Zeit, in der ich vor mich hin gedöst habe und er die Zeitung gelesen hat.

Träge öffne ich meine Augen.

„Was denn?“

Innerlich freue ich mich, weil er meinen Namen gesagt hat.

Weil er mit mir spricht.

„Meine Schulter tut weh, könntest du…?“

Ich laufe rot an, von neuem.

Setze mich aufrecht hin und sehe ihn verlegen an.

Ich will den Mund aufmachen.

„Lass es. Ich will keine Entschuldigung hören.“, sagt er knapp und sucht seine Zeitungen zusammen.

Mit zusammengezogenen Augenbrauen sehe ich ihm nach.

Er verlässt sein Zimmer.

Bleibt nur kurz im Türrahmen stehen.

Doch er geht weiter.

Und ich fühle mich plötzlich so verlassen.

Erinnere mich wieder an das Ende meines Praktikums.

Ich will nicht.

Ich will einfach nicht.

Ich will ihn sehen.

Will mit ihm reden.

Mit ihm Zeitung lesen.

Mit ihm lachen.

Mit ihm weinen.

Ich will seine Haare berühren.

Will sie zerwühlen und wieder ordnen.

Will seine Wange streicheln.

Will seine Lippen mit den meinigen berühren.

Ich will ihn nicht verlassen.

Will weder ihn noch mich alleine sehen.

Wütend balle ich die Hand zur Faust und schlucke bittere Tränen hinunter.

Ich bleibe wo ich bin.

Hoffe, dass er zurückkommt.

Ich bin so feige.

Ich bin auch nicht besser als der Rest.

Mein Praktikum endet schon bald.

Und ich werde ihn verlassen.

An einem Ort, an dem man nicht verlassener sein kann.

Obwohl ich ihm versprochen habe, immer bei ihm zu bleiben, breche ich mein Wort.

Ich bin mies.

Ein Lügner.

Ein Scharlatan.

Ich bin auch nicht besser als der Rest, sondern genauso schlimm.
 

Die nächsten Tage wird es auch nicht besser.

Irgendwie habe ich manchmal das Gefühl, als wüsste der Schwarzhaarige genau über mich Bescheid.

Nicht, dass er mich vertreiben oder darauf ansprechen würde.

Nur manche seiner Aussagen finde ich… zweideutig.

Er arbeitet wirklich in der Küche.

Ziemlich gut sogar.

Er wird viel gelobt, das Essen schmeckt aber auch viel besser.

Mit anderen redet er immer noch so gut wie gar nicht.

Sein Therapeut ist nach wie vor der Verzweiflung nahe, wenn mein Schwarzhaariger Therapie hat und nicht ein Wort sagt.

Er scheint immer noch der Alte zu sein, nur mit kleineren Veränderungen.

Ich weiß nicht, ob sie mir gefallen.

Dafür habe ich ein zu schlechtes Gewissen.

Je schneller der Tag verstreicht, desto öfters erwische ich mich, wie ich ihm versuche noch näher zu kommen, ihn zu berühren oder ihn zum Sprechen zu bringen.

Kaum verschwinde ich aus der Anstalt, plagt mich das schlechte Gewissen.

Am nächsten Tag zittere ich fast vor Aufregung und Vorfreude ihn wieder zu sehen.

Ich bin ein Junky.

Süchtig nach ihm.

Geplagt von einer unbequemen Wahrheit.

Mir fließt die Zeit davon.

Ich versuche alles, um sie fest zu halten, doch sie schlüpft mir durch die Finger, lacht mich aus, tickt unaufhörlich weiter.

Wie gelähmt starre ich das Datum auf dem Kalender an.

Letzter Tag.

Der Letzte.

Nicht der Vorletzte, oder der Erste.

Nein, der aller letzte Tag, an dem ich Sasuke sehen kann.

Einfach so.

Ohne Vorwarnung.

Mir ist schlecht.

Ich fühle mich krank

Trotzdem muss ich ihn sehen.

Ich will mich verabschieden.

Auch wenn ich weiß, dass er mich hassen wird.

Schließlich lasse ich ihn wie alle anderen alleine.

Ich bin ein Schwindler.

Was wird er wohl sagen, wenn ich morgen nicht mehr komme?

Wird er zur Tür starren und auf mich warten?

Wird er mich vermissen?

Ich beschließe heute Nacht zu weinen.

Die ganze Nacht.

Und jede Träne soll für ihn vergossen werden.

Mit schweren Schritten gehe ich den Flur entlang.

Es kommt mir so vor, als würde ich zu meinem Henker gehen.

Seine Tür ist nur einen Spalt offen.

Wahrscheinlich liest er Zeitung.

Für ihn ist es ja ein Tag wie jeder andere.

Ich atme tief ein.

Setze das falsche Lächeln auf, das schon den ganzen Monat auf meinen Lippen klebt.

Ich öffne die Tür, will fröhlich ‚Hallo!’ rufen, doch es bleibt mir im Halse stecken.

Er nimmt die Poster von der Wand.

Generell sind alle Sachen, die ich ihm mitgebracht habe, in einer Schachtel auf seinem Schreibtisch.

„Ich dachte, du willst deine Sachen wieder haben!“, antwortet er und sieht mich an.

Wo sind die Vorwürfe?

Wo ist die Enttäuschung in seinem Blick?

Warum sieht er mich so wie immer an?

Gerade faltet er das Bild vom Meer zusammen.

„Es ist alles hier in dieser Kiste.“, sagt er, setzt sich auf sein Bett und macht gar nichts.

Die Wände, weiß.

Der Schreibtisch bis auf meinen Karton, leer.

Es wirkt so steril.

Es wirkt so unpersönlich.

Mir bleiben alle Worte im Halse stecken.

Er weiß es.

Er weiß, was für ein Tag heute ist.

Ich fühle mich so erbärmlich.

Unwürdig hier zu sein, diese Luft zu atmen.

Ein Nichts.

Eine Null.

Die Tränen kullern meine Wange hinunter.

Endlich platzt der Knoten in meiner Brust.

Ich weine.

Kauere mich wie ein kleines Kind zusammen.

Ich schäme mich.

Es dauert nicht lange, da spüre ich, wie er meinen Kopf tätschelt.

Versucht er mich zu trösten?

Schniefend sehe ich zu ihm hoch, sehe vor lauter Tränen erst einmal gar nichts.

Sein Kopf ist leicht geneigt, sein Gesicht wie immer, etwas emotionslos, aber auch etwas traurig.

„Dachtest du, ich bemerke es nicht?“, fragt er leise und streicht weiter über meinen Kopf.

Es tut gut, auch wenn ich mir wie ein kleines Kind vorkomme.

Ich schüttele traurig den Kopf, verstecke schnell noch mein Gesicht, ehe neue Tränen kommen.

„Hör auf zu weinen! So schlimm ist das doch nicht!“

Ich könnte lachen.

Nicht schlimm?

NICHT SCHLIMM???

Junge, wenn du wüsstest, was seit 2 Monaten mit mir los ist!

Ich bin völlig fertig.

Denke nur noch an den Schwarzhaarigen.

Tue alles für ihn.

Und dennoch werden wir getrennt.

Vorbei die erste Liebe.

Leb wohl Sasuke.

„Du lebst ein gutes Leben. Mach es dir mit mir nicht kaputt…“, flüstert er leise.

Mein Herz schmerzt.

Es schmerzt so sehr, dass ich keine Luft mehr kriege.

Ich will das nicht!

Ich will das nicht hören!

Ich schmeiße mich gegen ihn, verstecke schnell mein Gesicht in seinem Shirt, drücke mich an ihn.

„Das stimmt nicht! Du machst gar nichts kaputt! Im Gegenteil, ich bin doch so bescheuert und sage dir nicht, dass das heute unser letzter gemeinsamer Tag ist! Ich lüge dich doch an, wenn ich sage, ich bin immer bei dir! Ich will es ja, aber ich kann nicht!“, schluchze ich.

Ich weine und weine.

Ich komme mir so lächerlich vor, kann es aber nicht ändern.

Ich bin erbärmlich.

„Regnet es draußen?“, fragt er leise und reißt mich wieder völlig aus dem Zusammenhang.

„Was?“, krächze ich und sehe ihn an.

„Ob es draußen regnet!“, mit Blick an die Decke liegt er da.

Macht mich fertig.

„Was soll diese blöde Frage?! Hast du mir nicht zugehört? Ist es dir so egal, dass ich gehen werde?“, schreie ich, reiße mich von ihm los.

Der Schock sitzt tief.

Er bleibt liegen.

„Wenn es regnet, bedeutet das, dass jemand um jemanden weint…“

Ich starre ihn an.

„Jemand weint?“, frage ich perplex nach und versuche den Satz zu verstehen.

Was will er mir sagen?

Was versucht er mir mitzuteilen?

„Ich kann keine Tränen mehr vergießen, das tut nun der Regen. Und die Nacht.“

Wieder starre ich ihn an.

Blinzele.

Langsam verstehe ich, was er sagen will.

Aber es klingt seltsam.

Nacht für Nacht weint er im Schlaf.

Doch am Tag kann er nicht weinen, denn nur die Dunkelheit oder der Regen draußen, sind seiner Meinung nach seine Tränen.

Also ist er auch traurig.

Vielleicht würde er ja mit mir weinen.

Ein schiefes Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen.

„Bist du mir sehr böse?“, noch einmal schniefe ich, wische mir die Tränen aus dem Gesicht.

Ich will tapfer sein.

„Ich glaube nicht…“, er bleibt liegen, streckt alle Viere von sich.

„Was meinst du damit?“

Er neigt den Kopf, sieht mich schief von unten an.

„Ich war noch nie auf jemanden böse, also…“

Ich seufze.

Geschafft lehne ich mich an sein Bett, schließe meine brennenden Augen.

„Die Bilder und Bücher und das ganze andere Zeug, das ich dir mitgebracht habe, das sollst du behalten! Es ist jetzt deins!“

Ich bin müde.

Müde von meiner Lüge.

Von meiner Scham.

Von meinem Kummer.

Ich will wieder Frieden.

Ich will nicht, dass sich etwas ändert.

Aber das Leben ist kein Wunschkonzert.

„Danke. Nimm den Karton trotzdem mit.“

Er steht auf.

Packt seine Sachen wieder aus dem Karton, stellt mir schließlich den verschlossenen Karton hin.

Er ist befüllt mit etwas.

„Was ist da drin?“, frage ich ihn, während er durch sein Zimmer wuselt und alle Sachen auf seinen Platz zurückstellt.

„Mach es zu Hause auf. Und gib dem Silberhaarigen und dem mit der Narbe auf der Nase auch etwas ab!“, gerade hängt er sein Poster auf, streicht mit dem Finger über das Bild.

„Ich werde das Wasser vermissen…“, murmelt er plötzlich und bringt mich zum Lächeln.

„… denn Wasser löscht Feuer…“, beende ich.

Lethargie

Kapitel 12
 

Lethargie
 

Er hat mir einen Kuchen gebacken.

Meinen Lieblingskuchen.

Eingepackt in Frischhaltefolie mit einem kleinen Zettel.

‚Danke’.

Es gibt nichts Schlimmeres als das.

Ich sehe ihn nicht mehr.

Ich kann ihn nicht noch einmal in den Arm nehmen.

Ich kann mich nicht mehr an seiner Brust ausweinen.

Ich kann seine Stimme nicht mehr hören.

Meine Tränen sind versiegt.

Ich habe versucht zu weinen, ehrlich, aber es kamen keine weiteren Tränen.

Ich vermisse ihn.

Und dabei bin ich erst seit einem Tag auf Entzug.

Ich versuche mich mit Arbeit abzulenken, dennoch muss ich immer wieder daran denken, dass er nun alleine in seinem Zimmer sitzen, die Zeitung lesen und nicht mehr für mich den Feuilleton-Teil heraus legen wird.

Ich versuche mir vorzustellen, wie er in der Küche arbeitet.

Wie er einsam sein Mittagessen zu sich nimmt.

Wie er schweigt.

Wie er mein Plakat anstarrt und dennoch nie das Meer sehen wird.

Ich will das nicht.

Ich sehe mich hier arbeiten.

Tag für Tag.

Sehe, wie ich ihn immer mehr vergesse.

Sehe, wie ich erst traurig bin, dann wieder lachen kann.

Ich will das nicht.

Es tut weh.

Der Gedanke ihn zu vergessen.

Es klopft an meiner Türe.

Träge öffne ich meine Augen, sehe wie ein Zombie zur Türe.

„Du hast Post…“, grinst Kakashi wie üblich.

Ich sinke zurück ins Kissen.

„Interessiert mich nicht!“, knurre ich, vergrabe mich im Kissen.

„Er kommt aber von jemand, der eine feine Handschrift hat, der zwei ‚S’ im Namen hat und der verdächtig weißes Briefpapier benutzt…“

Ich höre ihm gar nicht zu.

Ich spüre ein weiteres Gewicht auf meiner Matratze.

Er soll gehen.

Doch er wedelt mit dem Brief vor meiner Nase herum.

Lass mich in Ruhe.

Genervt rolle ich mich auf den Bauch.

„Geh weg!“, meckere ich gedämpft in mein Kissen.

„Na fein, dann stört es dich ja nicht, wenn ich den Brief aufmache und lese…“

Und tatsächlich, ich höre ihn den Brief öffnen.

Ich will ihn ignorieren.

Will meinen trüben Gedanken nachhängen.

Schließlich werde ich ihn nie wieder sehen.

Und das ist es nicht mal, was mich fertig macht.

„Du hast so traurig ausgesehen, dennoch hast du geschwiegen.

Ich habe es dir nachgemacht.

Wir sehen uns wahrscheinlich nie wieder.

Deine Sachen werde ich dir wiedergeben, es sind schließlich deine.

Trotzdem wollte ich dir noch mal danken.

Ich weiß nicht, wie weit wir über diese Sache reden, denn ich schreibe diesen Brief an dem ersten Abend, an dem ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde.

Ich bin in meinem Zimmer, am Schreibtisch.

Eben noch habe ich das Meerbild angesehen und musste an dich denken und an das, was ich dir im Krankenhaus gesagt habe.

Ich habe nachgedacht.

Du gehst wahrscheinlich davon aus, ich wüsste nicht, dass dein Praktikum hier sehr bald endet.

Ich werde es nicht erwähnen, doch sollst du wissen, dass eine Irrenanstalt wie eine abartig gut funktionierende Stille Post ist.

Gerüchte, Wahrheiten, Fantasien und der neuste Tratsch werden an jeder Ecke diskutiert, so war es nicht gerade ein Problem über dein Praktikum Informationen zu bekommen.

Ich musste mich nicht mal anstrengen.

Wer würde von mir auch denken, ich würde sie belauschen, wenn ich neben ihnen stehe und aus dem Fenster starre?

Vielleicht wunderst du dich, dass ich jetzt einen Brief schreibe.

Vielleicht schicke ich diesen Brief auch niemals ab.

Ich weiß gar nicht so genau, warum ich anfangen wollte, dir einen Brief zu schreiben.

Es bringt dir schließlich nichts.

Wie auch immer, ich wollte dir etwas sagen:

Hör auf dir Gedanken über mich zu machen.

Ich habe meinen Entschluss gefasst.

Und zwar in dem Moment, da ich mir die Waffe meines Bruders an den Kopf hielt.

Vielleicht hast auch du gedacht, dass ich verrückt geworden bin.

Oder, dass ich mich umbringen will.

Nichts desgleichen ist geschehen.

Ich habe nur etwas beschlossen.

Ich bin allein.

Ich war allein.

Ich war hilflos, weil ich klein und schwach war.

Aber ich hab genug davon.“

Ich entreiße meinem Ziehvater den Brief.

Mein Herz schlägt schnell.

Mit zittrigen Händen lese ich den Brief.

Kakashi lächelt neben mir.

„Liest du weiter? Darf ich?“, er will bei mir bleiben.

Und mein Herz macht Purzelbäume.

Ich lecke mir kurz über die Lippen.

„Ich werde aus der Anstalt gehen. Ich versuche mir mein eigenes Geld zu verdienen und werde, sobald ich 18 geworden bin, die Anstalt verlassen und verschwinden.

Ich werde nicht normal sein.

Reden werde ich nie wieder mit normalen Menschen.

Nicht mit den Therapeuten.

Vielleicht mit Maria.

Mehr aber auch nicht.

Ich werde weiter schwer verhaltensgestört bleiben.

Aber mir ist es egal.

Ich wollte es dir nur sagen, damit du nicht denkst, dass ich mein Leben lang hier in der Irrenanstalt bleiben werde.

Ich habe mir vorgenommen jeden Abend ein paar Sätze an dich zu schreiben.

Solange, bis du gehst.

Dann lasse ich dich in Ruhe.

Ein Brief ist genug, um mich zu vergessen.

Du sollst ein gutes Leben haben.

Wenn du aber weiterhin Mitleid mit mir hast, kannst du mich nicht vergessen.

Ich will dein Mitleid nicht.

Dennoch muss ich dir danken.

Sieh den Brief als Dank, ja genau.

Darum wollte ich dir den Brief, glaube ich, schreiben.

Wenn du nicht gewesen wärst, hätte ich mir nicht die Waffe an den Kopf halten können.

Dann hätte ich ihn zum Schießen gebracht.

Ich hätte ihn überzeugen können, es zu tun.

Hätte ich ihm auch nur einen Funken so viel Aufmerksamkeit geschenkt, wie dir.

Er schreibt mir Briefe.

Anfangs sind sie täglich hier eingeflattert.

Er entschuldigt sich.

Er malt mir Bilder.

Er schreibt mir Gedichte.

Er gibt mir die Schuld an meiner Vergangenheit.

Er gibt mir die Schuld, dass er so geworden ist.

Und dann sagt er, dass er alles ist, was mir bleibt.

Dass ich ihn brauche.

Er jammert mich voll, dass ich zu ihm zurück soll.

Er beschuldigt mich, dass ich ihn verraten würde.

Ich würde ihn betrügen mit dir.

Er beschimpft dich wüst.

Und deine Familie.

Er will dich erledigen, sagt er, wenn er rauskommt.

Nun, er kommt nie mehr raus.

Ich habe der Polizei auch einen Brief geschrieben.

Mit einem Bild, dass ich vor etlichen Jahren gemalt und versteckt habe bis dahin.

Ich habe das verbrannte Gesicht meiner Mutter ziemlich gut getroffen.

Itachi kann nicht mehr leugnen.

Und er kann nicht mehr an mich heran kommen und selbst wenn, es ist mir egal.

Trotzdem schreibt er.

Ich habe Maria gebeten die Briefe gleich zu entsorgen.

Itachi will mich.

Ich weiß nicht wieso.

Aber es ist mir nicht mehr egal.

Ich hasse ihn nicht.

Ich habe Mitleid.

Mitleid ist das Schlimmste, was du jemanden geben kannst.

Also untersteh dich Mitleid mit mir zu haben, ansonsten hasse ich dich.

Ich werde nie wieder ein Wort mit Itachi reden.

Nicht, dass ich es vorher irgendwann getan hätte.

Aber er soll einsam bleiben.

Die Stille soll sich in sein Hirn bohren und Schmerzen hinterlassen.

Er soll am ausgestreckten Arm verhungern.“, lese ich vor.

Ich schlucke.

Kakashi nimmt mich auf den Arm.

Ich klettere auf seinen Schoß, lehne mich an ihn.

Ich brauche meinen Vater.

Die Freude über den Brief ist groß, aber…

„Ich werde deine Sachen vermissen.

Ich habe mich so daran gewöhnt die Bilder anzuschauen, dass ich die kahlen Wände wohl nur noch mehr verabscheuen werde.

Ich frage mich immer noch, warum du mir all diese Dinge mitgebracht hast.

Die Bilder kann ich noch irgendwie verstehen, aber die Bücher? Die Postkarten? Der Bär? Und was soll diese komische Tasse? Was soll der Spruch auf ihr?

Soll der aufheiternd sein?

‚Wenn du glaubst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her!’

Ich verstehe vieles nicht bei dir.

Warum du das alles für mich tust.

Oder warum du dir überhaupt Gedanken um mich machst.

Warum ich?

Was macht mich in deinen Augen so interessant?

Oder hast du wirklich nur Mitleid mit mir…?“

Ich sehe Kakashi an.

Ich bin froh, dass er mit mir hier sitzt.

Dass ich nicht alleine bin.

Er wuschelt mir durch die Haare.

Iruka hätte wahrscheinlich zu heulen angefangen.

Genau wie ich.

Ich hätte niemals mit ihm bis zum Ende des Briefes lesen können.

Eher wären wir uns schluchzend in die Arme gefallen.

Kakashi ist da eher abgebrüht.

„Wahrscheinlich wirst du kaum Zeit haben meinen Brief zu lesen.

Vielleicht sollte ich die älteren Seiten vernichten.

Aber irgendwie möchte ich das nicht.

Zwischen all meinem Geschwafel sind doch hin und wieder ein paar Worte, die ich dir sagen wollte.

Aus dem Zusammenhang gerissen klingen sie einfach nicht mehr so gut.

Ich bin überzeugt davon, dass mein Brief ein ziemlich schlechter Versuch ist, dir zu danken, aber momentan sehe ich keine bessere Möglichkeit für mich.

Ein bisschen denke ich auch, dass du meine wirren Gedanken hier auf dem Papier verdient hast.

Schließlich hast du sie mir eingepflanzt.

Erst seit kurzem muss ich so ein komisches Zeug denken.

Ich vergrabe mich nicht mehr in meiner Welt.

Wenn ich sage, du bist daran Schuld, wirst du dich höchstwahrscheinlich auch noch darüber freuen.

Am liebsten würde ich sagen: Mach ein Foto davon und schicke es mir!

Aber dann denke ich mir auch wieder, warum ich das will.

Als ob du mir auf diesen Brief antworten würdest.

Schließlich schreibe ich ihn nur, um dir zu danken.

Und warum will ich ein Foto von dir haben?

Wahrscheinlich, dass ich es mir an die weiße Wand hängen kann.

Irgendwie klinge ich bescheuert.

Apropos bescheuert: Nächste Woche, wenn du schon weg bist, kommt eine neue Insassin zu uns.

Maria hat mir von ihr erzählt, so richtig zugehört habe ich aber nicht.

Sie interessiert mich nicht.

Sie muss aber so verrückt sein wie George.

Oder ich.

Ich hab es nicht ganz verstanden, aber ich werde sie meiden wo ich nur kann.

Sie hat pinke Haare.

Das ist mir unheimlich.

Ich mag dein Blond.

Aber das sehe ich jetzt eine ganze Weile nicht mehr.

Vergiss die Sache mit dem Foto.“

Ich schniefe leise.

Wische mir über die Augen.

„Wir machen ein Foto von dir, wenn du nicht mehr ganz so verheult aussiehst, okay?“, fragt mein Ziehvater und reicht mir ein Taschentuch, in das ich einmal kräftig schnäuze.

Ich umarme ihn.

Ich bin so froh ihn zu haben.

Ich kann keine eignen Worte mehr verfassen.

Ich kann nur seine Worte vorlesen und schmelze zeitgleich dahin.

So viele Seiten.

So viele geheime Gedanken.

Und er hat sie für mich aufgeschrieben.

„Morgen wirst du also gehen.

Du hast noch kein Wort darüber verloren.

Eigentlich müsste ich wütend auf dich sein.

Schließlich brichst du dein Versprechen.

Aber irgendwie bin ich es nicht.

Ich denke, ich muss fair bleiben.

Schließlich sage ich dir so oft ich kann, dass du lieber dein Leben leben und deine wertvolle Zeit nicht mit mir vergeuden sollst.

Ich weiß auch, dass du es nicht böse meinst.

Vielleicht hast du es damals ernst gemeint.

Dass du bei mir bleiben willst, meine ich.

Aber manchmal gehen gewisse Dinge eben nicht.

Und ich rechne mich zu diesen Dingen eben hinzu.

Deine Familie braucht dich.

Es ist eine gute Familie.

Ich wünsche euch viel Glück.

Und keinen gestörten Bruder.

Kleiner Scherz.

Es ist verrückt.

All die Jahre war es mir egal, welcher Tag morgen ist.

Doch heute Nacht ist es das nicht.

Am liebsten würde ich die Uhr zurückdrehen.

Oder die Vergangenheit verändern.

Es ist seltsam.

Ich habe mich zu sehr an dich gewöhnt.

Ich kann die Zeitung nicht mehr in Ruhe lesen, wenn ich deinen Teil nicht vorher zu Recht gelegt habe.

Übermorgen schon liest du keine Zeitung mehr mit mir.

Dann besuchst du mich nicht mehr.

Es ist ein etwas befremdlicher Gedanke.

Wahrscheinlich komme ich mir zum ersten Mal in meinem jungen Leben einsam vor.

Und du bist Schuld!

Keine Sorge, ich mache dir keinen wirklichen Vorwurf, aber ich dachte, der Satz freut dich ein wenig.

Wenn du diesen Brief überhaupt liest.

Du könntest genau so gut ihn zerreißen, weil ein kleiner Irrer aus der Irrenanstalt einfach nicht die Klappe hält und dich hier Seitenweise voll schwafelt, obwohl er das niemals getan hätte, hättest du ihn in Person vorgefunden.

Was soll ich sagen, das leere Blatt erinnert mich an deinen Mund.

Er steht nie still und das ist nicht mal so schlimm.

Vielleicht will ich deshalb das Blatt voll schreiben.

Und das nächste.

Ich muss verrückt sein.

Ich denke zu viel an dich.

Ich habe mich zu viel an dich gewöhnt.

Ich hätte vielleicht doch mal mit dir reden sollen.

Über Dinge zwischen uns.

Über diese merkwürdigen Gedanken, die ich habe.

Ich werde es dir nicht sagen.

Und ich werde die Worte hier nicht aufschreiben.

Aber ich denke, du ahnst, was ich vermute, dass ich habe.

Ich werde mich hüten es zu sagen, aber du sollst wissen, dass ich dieses Gefühl wohl kenne und von Freundschaft unterscheiden kann.

Ich rede wieder wirres Zeug.

Du solltest diesen Brief wohl wirklich nicht lesen.

Aber ich habe mir dieses Mal so viel Mühe gegeben.

Wahrscheinlich werde ich ihn also abschicken.

Bestimmt gelingt es mir so, dich von mir fernzuhalten, denn was ist besser, als so ein bescheuerter Brief, um festzustellen, dass ich verrückt bin.

Ich bin verrückt.

Und wieder bist du Schuld.

Ich lege mich nun schlafen.

Maria wird den Brief abschicken.

Ich werde ihr ihn gleich geben und dann gibt es eh kein zurück mehr.

Du sollst ihn übermorgen bekommen.

An deinem ersten Tag in Freiheit.

Ich werde hier sitzen und aus dem Fenster starren.

Wahrscheinlich werde ich an dich denken.

Es wird still ohne dich werden.

Bleib wie du bist und kümmere dich um deine Familie.

Verschwende nicht all zu viele Gedanken an mich.

Sasuke.“

Ich drücke die vielen Seiten an mich.

So fest an mein Herz, wie es mir im Moment möglich ist.

Dicke, runde Tränen kullern mir von den Wangen.

Der Silberhaarige nimmt mich in den Arm.

Ganz fest drückt er mich an sich.

Ich schmiege mich an ihn.

Ich bin glücklich.

„Er hat gesagt, er liebt mich!“, flüstere ich und klinge heißer.

Kakashi kichert leise.

„Ja, aber er wollte es nicht schreiben. Der ist fast so gut, wie ich. Ich mag ihn!“, wieder wuschelt er mir durch das Haar.

Das ist wahr.

Bis heute noch, sagt nur Iruka ‚Ich liebe dich!’.

Von Kakashi hört man immer nur ein ‚Ich dich auch!’.

Noch nie hat er die drei Worte benutzt, genauso wie es Sasuke nicht tun wollte.

Und genauso glücklich, wie Iruka ist, bin ich es auch.

Denn ich brauche diese drei Worte nicht.

Ich weiß, wie er fühlt.

Ich kann hoffen.

Meine Liebe wird erwidert.

Es ist nicht umsonst.

„Da steht doch noch etwas! Da auf der Rückseite!“, aufgeregt sehe ich auf die andere Seite.

Es stimmt, in aller Eile scheint mein Schwarzhaarige noch ein paar Zeilen geschrieben zu haben.

Die Schrift ist recht krakelig.

Hektisch geschrieben.

„Jetzt habe ich vergessen das zu schreiben, weswegen ich diesen blöden Brief angefangen habe! DANKE für alles!“

Ich bin auf Wolke sieben.

Weine, lache.

Schaukele mit den Beinen, wische mir gleichzeitig die Tränen hinfort.

Ich muss einen ziemlich dämlichen Anblick ergeben.

„Brauchst du noch etwas, Naruto?“, fragt mich mein Ziehvater, während er mich versucht zu beruhigen.

Ich lache.

Ich könnte platzen vor Glück.

„Ich brauche einen Block, einen dicken Briefumschlag und eine Kamera!“, schon springe ich auf, suche an meinem Schreibtisch einen besonders schön schreibenden Füller, lüfte, lasse die Sonne in mein Zimmer.

Kakashi grinst, erhebt sich langsam.

„Und du brauchst Briefmarken…“, er schüttelt den Kopf.

„Iruka werde ich nur sagen, dass Sasuke-kun dir einen Brief geschrieben hat, aber der Inhalt, also was genau du ihm erzählst, ist deine Sache, ok?“

Ich bin wirklich froh, dass er hier war.

Dass er den Brief überbracht hat.

„Wieso hattest du eigentlich den Brief?“, frage ich immer noch grinsend nach, habe plötzlich so gute Laune, dass es mir selber ein bisschen unheimlich ist.

Dennoch laufen mir Tränen die Wangen hinunter.

„Na, ich habe den Postboten abgefangen!“, lacht Kakashi.

Ich sehe ihn fragend an, lege den Kopf schief.

„An Sasuke-kuns Stelle hätte ich dir auch einen Brief geschrieben…“, antwortet er mir auf meine ungestellte Frage und verlässt den Raum.

Ich bin glücklich.

Und mir kommen so viele Gedanken.

Was ich ihm schreiben soll.

Was ich ihm sagen soll.

Was ich ihm schicken soll.

Fotos von mir, von meinen Eltern, von unserer Herberge, vom Strand, von meinem Zimmer!

Vielleicht auch eine Muschel.

Oder so eine Kette mit Anhänger, viele Surfer tragen sie hier.

Sie sieht aus wie eine Münze, wurde aber im Wasser gefunden und verbindet dich somit mit dem weiten Meer.

Sasuke würde es garantiert gefallen.

Ich werde eine Muschel suchen. Und Münzen.

Und dann schicke ich ihm den ganzen Brief zu.

So schnell wie möglich.

Und ich werde ihn anbetteln, dass er mir weiter Briefe schreibt.

Dass er mich nicht ignoriert.

Und ich werde ihm sagen, dass ich ihn auch liebe.

Und dass ich immer für ihn da sein werde.

Und ich werde ihm danken.

Danken, dass er lebt.

Missgunst

Kapitel 13
 

Missgunst
 

Sofort habe ich mich hingesetzt und ihm geantwortet.

Ich schreibe und schreibe.

Zwischendurch rase ich herunter zum Strand, suche im Wasser nach einer Muschel und einer Münze und schieße viele Fotos.

Zum Schluss von mir, wie ich breit lächle.

Gegen Abend stopfe ich dann alles in einen Briefumschlag und beklebe ihn mit reichlich Briefmarken.

Meine Weltuntergangsstimmung ist verflogen.

Ich schwebe den ganzen Tag schon auf Wolke Sieben.

Nur ab und an treibt mich die Sehnsucht und ich seufze, als ginge es um mein Leben.

Es ist schön verliebt zu sein.

Und schön geliebt zu werden.

Doch wenn man so weit von einander entfernt lebt, ist man ein wenig einsam.

Gerne hätte ich mich in Sasukes Arme geworfen.

Ihm durch die Haare gestreichelt oder ihm beim Zeitung lesen zu geguckt.

Meinen Brief wird er frühestens Übermorgen bekommen.

Das tut mir Leid.

Jetzt sitzt er womöglich in seinem Zimmer und denkt, dass ich mich nie wieder bei ihm melden werde.

Ob er sich über meinen Brief freuen wird?

Die Nacht kann ich kaum schlafen.

Ich wälze mich umher.

Ich grübele nach.

Ich umarme das Kissen.

Dementsprechend sehe ich am nächsten Tag aus.

Ich muss arbeiten.
 

Den zweiten Tag sitze ich in meinem Zimmer und genieße die einstündige Ruhe.

Die Zeitung liegt ausgebreitet vor mir.

Nur den Feuilleton-Teil kann ich nicht lesen.

Obwohl er doch erst 2 Tage weg ist, kommt es mir wie eine Ewigkeit vor.

Die Nachrichten sind langweilig.

Lustlos überfliege ich die Zeilen.

Es klopft an meiner Tür.

„Hier ist ein Brief für dich angekommen…“, lächelnd reicht mir Maria einen dicken Brief.

Schon an der Handschrift erkenne ich, wer mir schreibt.
 

„Er ist da! Er ist da!“, brülle ich aus voller Kehle und renne durch den Flur.

Iruka muss lachen.

„Wer ist denn da?“, fragt er neugierig, weiß aber, warum ich so aus dem Häuschen bin.

Hechelnd bremse ich kurz vor ihm ab.

„Sasukes Brief ist angekommen!“

Freudestrahlend halte ich den unscheinbaren Brief empor.

Er muss sich beeilt haben.

Erst vorgestern muss mein Brief angekommen sein.

Ich freue mich.

Schneller als ein Blitz flitze ich in mein Zimmer und werfe mich sogleich aufs Bett.

Hektisch reiße ich den Umschlag auf, bin jetzt schon gespannt auf seine Antwort.

„Ich habe ein Problem und das ist rosa und dumm.

Es verfolgt mich.

Lässt mich niemals in Ruhe.

Quasselt mich voll, obwohl ich sie noch mehr ignoriere als alle anderen.

Ich sehe sie nicht mal an.

Du erinnerst dich an unsere Neue?

Sie ist Itachis Vorbotin der Hölle.

Gleich am ersten Tag fing es an.

Sie hat mich gerade mal flüchtig im Flur gesehen.

Dann in der Pausenhalle.

Und sie klebte an mir, wie alter Kaugummi.

Sie stellte mir schätzungsweise 2500 Fragen.

Ich beantwortete keine.

Ich sah sie ja nicht mal an.

Am nächsten Tag kam sie mit Plänen über unsere gemeinsame Zukunft an.

Ständig klammert sie sich an mich.

Sülzt mir die Ohren voll.

Ich kann machen was ich will, sie geht nicht von mir weg!

Manchmal springt sie mir auf den Rücken und will getragen werden.

Ich lasse sie fallen und sie versteht es nicht.

Ständig will sie in mein Zimmer einfallen und Fotos von sich hier aufhängen, aber ich schmeiße sie jedes Mal raus.

Oder Maria macht es.

Dieses pinke Etwas heißt Sakura.

Sie ist hier wegen extremer Art von Stalking.

Überraschung.

Was die von mir will, kann ich dir nicht sagen.
 

Vielleicht ist das ein ganz schlechter Anfang für einen Brief.

Deiner war besser.

Danke für die Fotos.

Und die Muschel und das andere Zeugs.

Es hat mich überrascht, dass du so schnell geantwortet hast.

Ich wollte dir schnell zurück schreiben.

In der Küche läuft es ganz gut.

Die Rezepte kenne ich alle schon.

Maria bringt mir ihre Kochbücher von zu Hause mit.

Zum Lernen sagt sie.

Der Koch beschwert sich zumindest nicht, er lässt mich in Ruhe.

Dafür scheint mehr Essen wegzugehen als früher.

Mein Therapeut hat sich jetzt die Haare blond gefärbt.

Ich glaube, er versucht du zu sein.

Anscheinend bin ich für sein Selbstbewusstsein so nötig, dass er alles tun würde, nur um mich zum Sprechen zu bringen.

Nächste Woche hat er bestimmt Kontaktlinsen drin und sich 3 Streifen auf die Wange gemalt.

Oder er versucht mich mit Lollis zu bestechen.

Diesen Gedanken finde ich sogar amüsant.

Sollte es soweit kommen, schicke ich dir den Lolli und schweige weiter, okay?

Ansonsten hat sich hier nichts getan.

Ich langweile mich ein bisschen.

Mit dir hier war es lustiger.

Auch wenn du das manchmal gar nicht wahrgenommen hast.

Ich muss Schluss machen.

Ich höre eine gewisse pinke Person vor meiner Türe.

Ich werde abschließen und dann schlafen gehen.

Bis bald, Sasuke.“

Ein wenig tut er mir Leid.

Dieses Mädchen muss echt die Hölle für ihn sein.

Wie gerne würde ich ihn jetzt in den Arm nehmen.

Die Seiten werden an mich gedrückt.

Wenigstens denkt er an mich.
 

Es ist der 5.Tag ohne mein Wasser.

Es ist Abend.

Wie mittlerweile üblich, schreibe ich ihm ein paar Zeilen, gehe danach mich duschen und Zähne putzen und dann ins Bett.

Ich hatte es zumindest so vor.

Auf dem Rückweg vom Klo sehe ich, dass meine Tür offen ist.

Ich hatte sie doch zugeschlossen.

Da bin ich mir ganz sicher.

Ich höre Geräusche.

Stoße die Tür auf und sehe etwas Pinkes.

An meinen Sachen.

Sie fasst meine Sachen an.

Mit ihren Fingern fasst sie alle meine Sachen an.

„Sasuke-kuuuuuuuuun! Da bist du ja!“, wie sehr ich dieses Wort und diese Stimme mittlerweile hasse.

Was will sie von mir?

Findet sie keinen anderen Gestörten?

Warum ich?

Womit habe ich das verdient?

Sie hängt sich an meinen Hals, doch ich schüttele sie ab.

„Ich war noch nie in deinem Zimmer, Sasuke-kun!“, lacht sie, sieht sich noch mal um.

Ja, du Schlauberger!

Warum warst du wohl niemals hier drin?

Warum solltest du schnellstens das Weite suchen?

Ich schnaube abfällig.

„Aber sag mal, Sasuke-kun? Wer ist der Junge auf dem Foto? Und wer hat dir diesen spießigen, kleinen Teddybären geschenkt?“, ihr Blick ist streng, lässt mich aber kalt.

Ich hab viel eher etwas dagegen, dass sie mir solche Fragen stellt und in meinem Zimmer ist.

Verärgert lässt sie mich los.

Sie nimmt sich den Bären.

„Von wem ist der?“, fragt sie und zerquetscht ihn fast.

Ich glaube, zum ersten Mal in meinem Leben sehe ich sie wütend an.

Ich will mir den Teddy wieder zurück schnappen, aber sie ist schneller und reißt ihm kurzerhand den Kopf ab.

„Das hat der Typ jetzt davon! So ein scheußlicher Bär!“, keift sie und tickt völlig aus.

Große Wut macht sich in mir breit.

Ich knurre gefährlich.

Das war der Bär von Naruto.

Nun ist er tot.

„Ich hab ihm nicht erlaubt, dir einen Bären zu schenken! Grundsätzlich sollst du so einen scheiß Bären nicht annehmen, wenn er nicht von mir ist!“, faucht sie und zupft immer mehr Watte aus dem Hals.

„Guck dich hier mal um! Das ganze Zeug ist von ihm! Dem Typen auf dem Foto knöpf ich mir noch vor, aber zuerst muss sein dreckiges Zeug dran glauben!“, dunkel lacht sie.

Ich sehe Itachi.

Und werde wütend.

Doch sie fasst in Ihre Hosentasche und holt ein Feuerzeug heraus.

Warum immer Feuer?

Instinktiv weiche ich zurück.

Zucke sogar zusammen, als ich die Flamme sehe.

Sie verbrennt meinen Bären und ich weiche nur noch mehr zurück.

Bis ich an die Wand stoße.

Es riecht nach Rauch.

Meine Kehle wird zugeschnürt.

Ich spüre, wie mein Blut erstarrt und meine Beine weich werden.

Ich will von der Flamme wegsehen, kann es aber nicht.

Wie früher.

Ich blinzle.

Habe kurz das Gefühl, dass der enthauptete Bär meine Mutter wäre.

Sie enden gleich.

Beide Kopflos und beide angezündet von einem Wahnsinnigen, der der festen Überzeugung ist, dass ich ihn liebe.

Ist das mein Schicksal?

Mir ist schlecht.

Immer öfters bekomme ich Flashbacks.

Sehe Bilder oder meine Stimmen zu hören.

Ich will hier raus, aber das Feuer ist mir im Weg.

„Und nun zu ihm! Er soll dir ja nie wieder Fotos schicken! Oder andere Sachen!“, kreischt sie, lässt den Bär fallen, stürmt zu meinem Schreibtisch, reißt alles hinunter, zerreißt Narutos Fotos, zertrümmert die Muschel und widmet sich dann hysterisch lachend den Plakaten.

Ich wünschte, ich könnte mich wehren.

Aber mir ist so elend zu mute, dass ich den Würgereiz krampfhaft versuche zu vergessen.

Ihr Blick fällt auf mich.

Mittlerweile haben meine Beine nachgegeben und ich sitze am Boden.

„Sasuke-kun, keine Sorge! Ich bin vielleicht gerade etwas aufgebracht, aber ich verzeihe dir!“, wieder zerreißt sie meine Bilder.

Ich hab es so satt.

Blind taste ich nach etwas.

Finde ein Buch.

Soll es brennen!

So kräftig ich kann, werfe ich es ihr an den Schädel.

Sie stolpert zurück.

Noch mehr!

Herr der Ringe, der 2. Band.

Auch den hat Naruto mir mitgebracht.

Ich nehme beide Arme und schleudere auch dieses Buch dem Fremdkörper in meinem Zimmer entgegen.

Sie schreit, weicht zurück.

Immer mehr Sachen werfe ich nach ihr.

Alles, was ich finden kann.

Dennoch bin ich wie gelähmt.

Der Bär brennt immer noch.

Es stinkt.

Es qualmt.

Ich will nicht.

Ich will mich nicht erinnern.

Sie flieht kreischend.

Erschöpft lehne ich meinen Kopf zurück.

Ich kann nicht aufstehen.

Ich kann nicht um Hilfe rufen.

Mein angefangener Brief fängt an zu brennen.

Er lag neben dem Kopf des Bären.

Mir ist schlecht.

Meine Augen Tränen.

Immer mehr Bilder von meiner Mutter kommen in mir hoch.

Ich kneife die Augen fest zusammen, versuche das Zittern zu kontrollieren, aber es gelingt mir nicht.

Mir fehlt Naruto.

Dann wird alles schwarz.
 

Mitten in der Nacht klingelt das Telefon.

Nicht, dass ich geschlafen hätte, aber ich habe einen Brief geschrieben und fühle mich gestört durch das Klingeln.

Genervt nehme ich den Hörer ab.

„Herberge Sonnenstrand, Guten Abend, sie wünschen?“, so hat man es mir beigebracht.

„Naruto?“, höre ich Marias leicht aufgebrachte Stimme.

„Naruto, bitte hole einen deiner Eltern und stelle mich auf Lautsprecher, es ist etwas passiert…“, sie versucht beruhigend zu klingen, aber im Moment ist nichts beruhigend für mich.

Wie ein Blitz sprinte ich die Treppe hoch, reiße die Tür von Irukas und Kakashis Zimmer auf, schreie, dass sie aufstehen sollen und renne nur schon wieder runter zum Telefon.

Ungeduldig warte ich.

Endlich kommen sie.

„Was ist denn los?“, gähnt der Weißhaarige und kratzt sich am Hinterkopf.

„Maria ist dran und jetzt sei leise!“

Alle sind still.

Dann höre ich aus dem Lautsprecher des Telefons jemanden seufzen.

„Heute Abend hat die neue Insassin Sasuke angegriffen, oder eher, seine Zimmerdeko. Sie hat alles zerrissen oder in Brand gesteckt. Sasuke war ohnmächtig in seinem Zimmer, hat sie vorher wohl aber mit diversen Sachen beschmissen, sodass das Mädchen flüchtete…“

Ich will den Mund aufmachen, panisch nachfragen, was genau passiert ist, aber Maria setzt fort.

„Sasuke geht es gut soweit. Er hat einen kleinen Schock und braucht jetzt mehr Ruhe, aber sein Zimmer ist im Moment nicht bewohnbar. Es sieht aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen und durch den Rauch ist der Deckenspränkler angegangen und hat das halbe Zimmer unter Wasser gesetzt. Die Idee meiner Vorgesetzten war es, Sasuke zu einem Kurort zu schicken, aber ich hatte eine andere Idee, die ihm vielleicht mehr helfen würde…“

Ihre Stimme ist wieder ganz sanft.

„Und was hatten Sie für eine Idee?“, fragt Iruka nach, nimmt mich in den Arm und versucht mich zu beruhigen.

Ich weiß gar nicht, wo mir der Kopf steht.

Ich hoffe nur, dass es Sasuke wirklich gut geht.

„Nun, wenn es Ihnen keine all zu großen Umstände bereitet, würde ich vorschlagen, dass Sasuke die Woche bei Ihnen in der Herberge verbringt. Er braucht Ruhe und soll sich mental von dem Schrecken erholen. Bei Ihnen ist das Meer direkt vor der Haustür und Sie kennt er, deswegen dachte ich, dass er eine Woche vielleicht bei Ihnen verbringen dürfte. Bezahlen würde für alles die Anstalt, schließlich sind wir Schuld an dem entstandenen Schaden!“

Mein Herz schlägt wie wild.

„Sasuke darf hier her?“, frage ich ganz aufgeregt und bekomme nasse Hände.

„Na ja, wenn du ihn betreust… Du musst halt auf ihn aufpassen und dich mit ihm beschäftigen. Es bringt ihm nichts, wenn er den ganzen Tag alleine im Zimmer sitzt….“, antwortet Maria wohl lächelnd.

Ich beginne aufgeregt zu hüpfen.

Bettelnd sehe ich meine Eltern an.

„Oh bitte, bitte! Ich kümmere mich um Sasuke! Tag und Nacht!“, bettele ich und versuche so niedlich wie irgend möglich zu schauen.

Ich kann ihn wieder sehen!

Ich kann ihm das Meer zeigen und die Stadt!

Das ist wunderbar!

Iruka lacht.

„Beruhige dich Naruto! Von uns aus, darf er kommen! Naruto würde sich eh um alles kümmern, von daher ist das kein Problem!“

Über glücklich werfe ich mich meinen Eltern in die Arme, bin so froh, dass sie mich verstehen.

Maria lacht am anderen Ende der Leitung.

Sie klingt erleichtert.

„Gut, ginge es denn auch schon gleich Morgen? Ich würde mit ihm per Zug kommen und am Bahnhof warten, oder ist das zu plötzlich?“

Schon morgen könnte Sasuke hier sein.

„Geht es Sasuke-kun denn so weit gut, dass er morgen schon kommen kann?“, fragt Iruka höflich, will mich wohl ein bisschen beruhigen und auf den Teppich bringen.

Sofort mache ich mir Sorgen.

Und umklammere die Hand von Kakashi.

„Wie gesagt, er hat einen Schock. Er wirkt manchmal etwas… verwirrt und unkonzentriert. Er ist heute gegen die Tür gelaufen, nicht, dass ihm etwas dabei passiert ist, aber normalerweise achtet er auf seine Umgebung. Ich glaube, wenn er sich einen Tag von seinem Trauma abgelenkt hat, wird alles wieder gut.

Schließlich sieht er das Meer und Naruto!“

Bei dem letzten Satz lachen alle Erwachsenen.

Ich werde nur rot.

„Wann soll ich euch denn morgen abholen kommen, weißt du das schon?“

Ich muss mich vorbereiten.

Ich muss ihm ein Zimmer vorbereiten.

Ich muss mir so viel einfallen lassen.

„Wir kommen um 16 Uhr am Bahnhof an. Such einfach nach etwas Schwarz-blau-grauem!“, kichert sie und möchte die Einzelheiten noch einmal mit meinen Eltern absprechen.

Ich flitze nur in mein Zimmer und fange an aufzuräumen.

Schlafen werde ich heute eh nicht mehr können.

Ich freu mich so.

Ich sehe ihn wieder.

Er kommt zu mir

Eine ganze Woche verbringen wir zusammen.

Ohne die Klinik.

Ohne Insassen.

Ohne pinkes Monster.

Ich räume auf, bereite die ganze Nacht vor.

Selbst Iruka kann mich nicht zum Schlafen gehen kriegen.

Nicht mal mit seinem besorgtem Blick.

Je mehr die Zeit verstreicht, - und sie verstreicht langsam-, desto nervöser werde ich.

Sein Zimmer ist fertig.

Meines auch.

Zu Essen habe ich auch organisiert und nebenbei noch im Hotel aufgeräumt und Gefahrenquellen beseitigt.

Iruka und Kakashi habe ich über Sasuke Marotten noch mal genau informiert.

Dass er Zeitung liest, dass er nicht redet, dass er Feuer vermeidet.

Meine Arbeitsschicht hat auch ein anderer übernommen, so dass ich wirklich Zeit für Sasuke habe.

Meine Badeshorts liegt auch schon bereit.

Und mein Geld reicht auch.

Ich will mit ihm neue Sachen kaufen.

Da seine alte Zimmereinrichtung ja zerstört wurde.

Wenigstens neue Plakate.

Kaum, ist es halb 4, stürme ich zum Bahnhof.

Er ist nur 10 Minuten zu Fuß von hier entfernt, aber ich konnte es nicht länger aushalten!

Ungeduldig starre ich auf Zehenspitzen den Bahnsteig auf und ab.

Bald ist er da.

Bald kommt sein Zug.

Denke ich.

Der Zug hat Verspätung.

Und ich wäre dem Zug am liebsten entgegen gelaufen.

Endlich, um halb 5 kommt er an.

Scharenweise strömen Menschen aus den Waggons.

Und ich kriege Panik, dass ich ihn nicht finde.

‚Nach etwas Schwarz-blau-grauem suchen!’, denke ich immer wieder, bereue es, nicht drei Meter größer zu sein, denn dann würde ich ihn leichter finden.

„Naruto!!!“, ruft mich eine Frauenstimme.

Ich drehe mich panisch um, erblicke Maria wenige Meter vor mir stehen.

An ihrer Hand hängt Sasuke.

Sein Shirt ist dunkelblau.

Und er trägt eine graue Hose.

Er sieht so verdammt cool aus.

Sein Blick hebt sich gerade ein bisschen, da werfe ich mich ihm schon um den Hals.

Wie ich ihn vermisst habe!

„Dieser blöde Zug musste ja Verspätung haben. Tut mir Leid, wartest du schon lange?“, lächelnd schiebt sie uns zwei zu einer abgelegeneren Stelle, damit wir reden können.

„Ist doch egal, endlich seid ihr hier!“, lache ich, bin immer noch aufgeregt.

Sasuke scheint neben sich zu stehen.

So, als würde er nur am Rande mitkriegen, dass ich da bin.

Oder er will es mir nicht zeigen.

Vielleicht ist das auch dieser Schock.

„Ja, und wenn du noch 5 Minuten wartest, bin ich auch schon weg!“, lacht Maria und zeigt auf ihren Koffer.

„Wieso? Fährst du nicht wieder zurück?“, frage ich verdutzt und sehe den Schwarzhaarigen verwirrt an, welcher gerade in seinem Rucksack etwas zu suchen scheint.

„Nein! Meinen Vorgesetzten habe ich erzählt, dass ich mit Sasuke zur Kur ans Meer fahre, aber das ist die offizielle Version. In Wahrheit holt mich meine Nichte gleich ab und wir verbringen die Woche zusammen. Also, wenn einer fragt, Sasuke war bei mir!“, lacht sie verstohlen und sieht sich um.

Zuletzt Erwähnter hält mir einen Brief unter die Nase.

Verwundert nehme ich ihn an, sehe ihn fragend an, doch sein Gesicht bleibt emotionslos.

Da Maria abgelenkt ist, öffne ich den Brief und lese ihn schnell durch.

„Wegen Sakura sind all deine Sachen kaputt gegangen. Tut mir Leid, ich hätte besser aufpassen sollen.

Sie muss wohl, als ich aus meinem Zimmer gebracht worden bin, noch mal zurück gegangen sein und hat auch den Rest angezündet.

Ich werde sie dir ersetzen.“

Schmunzelt betrachte ich ihn.

„Geht es dir denn besser?“, frage ich ihn so leise, dass nur er es verstehen kann.

Nur am Rande bemerke ich, dass er blass aussieht.

Und nur ein wenig nickt er.

Erst jetzt fällt mir auf, dass sein Gesicht zwar emotionslos ist, seine Augen aber, wie immer eigentlich, nicht.

Ich sehe Unbehagen.

Vermutlich, weil so viele Menschen um uns herum stehen.

Oder, weil er denkt, ich reiße ihm den Kopf ab.

Ich lächle.

„Dann warten wir noch bis Maria abgeholt wird und dann gehen wir. Es ist nicht weit. Essen gibt es auch bald!“, kaum drehe ich mich um, steht neben mir ein Mädchen, dass, wie sie mir sagt, ihr Tantchen abholen will.

Es vergehen keine 10 Minuten, dann stehen wir beide nur noch am Gleis herum.

Noch einmal hole ich Luft.

„Soll ich deine Tasche ne-, na nu? Wo ist deine Tasche denn? Hast du keinen Koffer oder so dabei?“, frage ich verwirrt und glaube schon daran, dass man ihn beklaut hat.

Er deutet auf seinen Rucksack.

„Mehr hast du nicht?“, frage ich verwundert nach und hoffe, dass ich nicht zu laut schreie.

Etwas beklommen schüttelt er den Kopf.

Wie kann man mit einem Gesicht wie Stein nur so traurig aussehen?

Ich nehme ihn in den Arm.

„Na gut, jetzt haben wir hier aber genug Zeit verplempert. Komm, du hast bestimmt Hunger und ich muss dir noch ganz viel zeigen!“, ich lächle und denke, dass es wirkt.

Wir machen uns auf den Weg.

Ich gehe extra einige Umwege und zeige dem Schwarzhaarigen alles.

Er hört auch geduldig zu und schlendert mir hinterher.

Es ist schön ihn hier zu haben.

In meiner vertrauten Umgebung ist nun auch er und er passt perfekt hinein.

Erst gegen 20 Uhr kommen wir in der Herberge an und ich darf mir ein Donnerwetter von Iruka anhören, während Kakashi den neuen Gast begrüßt und schon mal ein bisschen herumführt.

„Du sagtest, du willst ihn abholen. Wenn ihr einen kleinen Spaziergang macht, ist das auch okay, aber doch nicht über zwei Stunden! Dem Armen muss doch der Magen knurren bis zum geht nicht mehr! Er soll sich doch ausruhen und keinen Marathonlauf machen! Also weißt du!“

Von dem Speisesaal aus höre ich den Weißhaarigen rufen.

„Iruka, dann lass den Kleinen doch auch etwas essen und schimpfe nicht so viel mit ihm! Wir warten schon!“

Hab dank, Kakashi-san!

Hab dank!

Schneller, als Iruka den Mund aufmachen kann, stürme ich zu den beiden und setzte mich neben meinen heißgeliebten Schwarzhaarigen.

„Es gibt alles, was du dir wünschst! Salat haben wir, Reispfanne, Nudelpfanne, Auflauf, warme Speisen, kalte Speisen, Nachtisch, Vorspeise, das ist ja der Vorteil an einem Büffet am Abend!“, lache ich und begleite ihn schon zu den Tischen voll Essen.

Wir essen in Ruhe.

Kakashi und Iruka erzählen ein bisschen von der Herberge, wie sie sich kennengelernt haben und wie sie zu mir gekommen sind.

Ich bin ganz froh darüber, dass jemand anderes redet, denn ich habe so einen Hunger, dass ich kaum zum Luftholen komme.

Nebenbei kann ich meinen Schwarzhaarigen so ein bisschen beobachten.

Er entspannt sich Zusehend.

Ich freu mich schon auf später.

Das Beste hab ich mir bis zum Schluss aufgehoben.

„Wenn du fertig bist, habe ich noch eine Überraschung für dich!“

Verwundert sieht er mich an, doch alle Anwesenden grinsen nur.

Ich halte ihm die Augen zu, während wir ihn zum Strand führen.

Es ist zum Glück noch nicht dunkel, gerade erst geht die Sonne unter.

„Das wollte ich dir unbedingt zeigen!“, flüstere ich und trete neben ihn.

Wie in Zeitlupe öffnet er die Augen.

Sein Blick ist ehrfürchtig.

Mit richtig weit aufgerissen Augen steht er da, wenn es nicht so dämlich aussehen würde, wäre ihm wahrscheinlich noch der Mund aufgeklappt.

Zögerlich bückt er sich, nimmt etwas Sand in die Hand.

Wieder starrt er zum Wasser.

„Komm, wir strecken mal unsere Füße hinein!“, lache ich, ziehe ihn an der Hand hinter mir her.

An einer Liege ziehen wir uns die Schuhe aus.

Dieses Mal lässt selbst der Schwarzhaarige sie unordentlich stehen und buddelt erstmal seine Zehen in den Sand.

Endlich scheint die Maske gebrochen zu sein, denn auf Sasukes Gesicht kleben Emotionen.

Aufregung.

Freude.

Leichte Verwirrung.

Und immer wieder eine Spur von einem Lächeln.

Mir wird warm ums Herz.

Ich nehme seine Hand, merke, dass sie ganz sandig ist.

Ich ziehe ihn leicht hinter mir her, bis wir kurz vorm Wasser sind.

„Hier wolltest du immer hin, oder?“, frage ich leise und lasse meinen Blick den Horizont streifen.

Er nickt eifrig und drückt meine Hand.

„Nichts zu danken, Sasuke…“, lächle ich und strecke meine Nase in den Wind.

Nostalgie

Bitte nehmt doch an meinen Wettbewerben Teil^^
 

Kapitel 14
 

Nostalgie
 

Es war schwer, den Schwarzhaarigen schließlich doch vom Meer weg zu kriegen.

Erst nach Mitternacht ließ er sich vom Strand wegführen.

Nicht, dass er schwimmen gegangen wäre.

Ab und an trafen Wellen seine Füße, aber das war auch schon alles.

Meine kleine Überraschung hat ihm voll gefallen.

Und ich bin stolz wie ein Königspudel.

Gut gelaunt jongliere ich sein Frühstückstablett durch den Flur.

Die Zeitung von heute habe ich mir unter den Arm geklemmt.

Ich dachte mir, dass so ein privates Frühstück besser wäre, als mit den ganzen Gästen unten.

Nicht dass es all zu viele sind, aber Sasuke braucht Ruhe.

Vielleicht schläft er noch.

Nach dem bisschen Schlaf heute Morgen bin ich auch noch müde.

Lächelnd öffne ich die Tür.

Niemand da.

Das Bett wurde gemacht.

Die Balkontüre ist offen.

Der Wind weht die Gardine ins Zimmer.

Ich stelle das Tablett ab, gehe auf die Suche nach meinem Schwarzhaarigen.

Er lehnt am Geländer des Balkons.

Ich räuspere mich kurz und trete neben ihn.

Wieder starrt er glücklich das Meer an, während der Wind ihm die Haare zerzaust.

„Irgendetwas stimmt mit mir nicht…“, murmelt er leise und überrascht mich.

Nicht nur, dass er von sich aus beginnt zu sprechen, nachdem er gestern nur geschwiegen hat.

Wieso sollte etwas mit ihm nicht stimmen?

Besorgt sehe ich ihn an.

Seufzend stößt er sich ein wenig vom Geländer ab, sieht mich fragend an.

„Als ich heute Morgen aufgewacht bin, war mein Gesicht trocken und das Kissen auch.“

Ein bisschen verdutzt schaue ich ihn an.

Sabbert diese Sakura ihn etwa jede Nacht das Gesicht voll?

Er muss schmunzeln.

„Heute Nacht kamen sie nicht… die Tränen.“, hilft er mir auf die Sprünge und legt den Kopf schief.

Sprachlos starre ich ihn an.

Er wischt sich mit dem Daumen unter dem Auge herum.

„Fühlst du dich denn schlechter?“, frage ich ängstlich nach und will gleich mal Fieber messen.

Ich muss mich zwingen die Ruhe zu bewahren.

Er wirft einen Blick zum Meer, der Wind zerzaust seine sonst so ordentliche Frisur.

„Nicht wirklich…“, murmelt er schließlich und betrachtet ein kleines Segelboot.

Mir fällt ein Stein von Herzen.

Gemeinsam schauen wir aufs Meer.

Wir schweigen.

Die Möwen ziehen ihre Kreise.

Ein paar Fischerboote sieht man in der Ferne ihrer Arbeit nachgehen.

Die Sonne steht schon ein Stückchen über uns.

Es riecht nach Salz.

Und Frühstück.

Mein Magen knurrt.

Ich erröte.

„Hast du keinen Hunger?“, frage ich verlegen und kratze mich an der Wange.

Anstatt zu antworten, nimmt er mich an der Hand in sein Zimmer.

Sein Blick fällt auf das Tablett.

„Ich dachte, den ersten Tag frühstücken wir gemeinsam hier oben! Wenn du willst, gehen wir morgen in den Frühstücksraum zum Essen!“

Er nickt, stellt das Tablett auf den Boden.

Wahrscheinlich damit ich auch noch Platz habe und mitessen kann.

„Ich wusste nicht, was du morgens trinkst, Kaffee, Tee oder Wasser, also habe ich von allem etwas mitgebracht!“

Im Schneidersitz setze ich mich gegenüber.

„Ich trinke Wasser oder Tee, je nachdem welchen wir da haben.“, antwortet er und klaut sich etwas Obst.

„Dann trinke ich den Kaffee…“, gerade will ich nach der Kanne greifen, da nimmt er sie an sich.

„Um Gottes Willen! Du trinkst keinen! Sonst wirst du hyperaktiv! Da trink ich den lieber!“, schneller als ich gucken kann, gießt er sich die schwarze Flüssigkeit in die Tasse.

Empört sehe ich ihn an.

So etwas hat er ja noch nie gesagt!

Beleidigt schnappe ich mir das Wasser und trinke einen großen Schluck.

Strafe ihn mit schweigen.

Er isst sein Essen wie immer.

Auch wenn er mehr als sonst isst.

Er trinkt seinen blöden Kaffee.

Ich bin immer noch sauer.

Selbst als das Frühstück verputzt ist, werfe ich ihm böse Blicke zu.

Es ist 11 Uhr.

Eigentlich will ich mit ihm jetzt an den Strand gehen.

Er trinkt seinen letzten Schluck Kaffee aus.

Warum hat er das gesagt, es hat die Stimmung verdorben.

„Dir ist es wohl egal, dass ich das eben gar nicht komisch fand!“, mosere ich und verschränke die Arme vor der Brust.

Er sieht zu mir auf und ich unterdrücke den Impuls rot zu werden.

Was hat der Kerl auch so schöne Augen?

Er schüttelt den Kopf.

Es ist ihm also nicht egal, toll.

Ich grummele vor mich hin.

„Du siehst müde aus. Deshalb.“, murmelt er schließlich.

Doof wie ich bin, schaue ich auf und treffe auf seinen reumütigen Blick.

Ich versuche hart zu bleiben.

„Deshalb was?“, versuche ich Gegenwehr zu zeigen, aber meine Fassade bröckelt.

Ich kann ihm einfach nicht böse sein!

„Wenn du Kaffee trinkst, wird dich das total unter Strom setzen und nach circa zwei Stunden hast du dann den absoluten Tiefpunkt. Deshalb keinen Kaffee für dich. Leg dich schlafen!“, er sammelt unser Geschirr ein und stellt das Tablett auf seinen Tisch.

Ich sehe ihm verdutzt nach.

„Und was machst du in der Zeit?“

Irgendwie rührt es mich ja.

Dass er sich um mich sorgt.

„Balkon…“

Seine kurzen Antworten verwirren mich immer noch.

Will er jetzt den ganzen Tag auf dem Balkon verbringen oder was?

Ich stehe auf, setze mich auf sein Bett.

„Was machst du denn auf dem Balkon?“

Er dreht sich um, streicht sich die Haare wieder glatt.

Lange sieht er mich an, ehe er die Schultern zuckt.

Nur ganz leicht, sodass man es kaum sieht.

Ich muss lächeln.

„Du willst das Meer anstarren, sowie das Poster in deinem Zimmer, oder? Was hältst du davon, wenn wir es nicht nur angucken, sondern auch erleben?“

Ich sehe zig Fragezeichen über seinen Kopf, auch wenn er mich nur anstarrt.

Es ist irgendwie ein witziger Anblick.

Wie man so neutral und doch so fragend schauen kann.

„Lass uns heute an den Strand gehen, uns unter einen Schirm legen, die Sonne genießen und im Meer schwimmen!“, grinse ich.

Wenn er schon gestern so glücklich war die Füße im Wasser zu haben, was passiert wohl, wenn er ganz darin schwimmt?

Er kratzt sich am Kopf, sieht zur Seite.

„Ich kann nicht…“, murmelt er.

Ich stehe auf, stelle mich vor ihm.

Sanft fasse ich ihn am Kinn und kann ihn so wieder in die Augen sehen.

„Kannst du nicht schwimmen?“

Er sieht neutral zurück.

Als hätte er keine Mimik.

„Ich kann schwimmen!“, sagt er lediglich und klingt ein klein wenig eingeschnappt.

Vielleicht war ich zu vorschnell mit meiner Idee.

Was könnte ihn noch mehr stören?

Oder was stört ihn überhaupt?

Seufzend schüttele ich den Kopf.

„Sind es die anderen Menschen? Die Sonne? Verträgst du keine Sonnencreme?“, manchmal wünsche ich mir doch, ihn besser verstehen zu können.

Mehr als nur einmal am Tag komme ich mir dumm neben ihm vor.

Als würde er das Offensichtliche meinen und ich würde das Dümmste verstehen.

Sein Mundwinkel zuckt etwas nach oben.

Er legt den Kopf leicht schief.

„Ich habe keine Badehose!“, grinst er ein wenig und bringt mich zum Erröten.

Wie dämlich!

Wortlos klappt mir der Mund auf.

Auf so was Banales muss man erstmal kommen!

Sein Grinsen wird breiter bei meinem Gesicht.

Anscheinend amüsiert er sich köstlich.

Ich räuspere mich verlegen.

„Na gut… Dann kaufen wir dir eben eine! Du kannst doch keinen Urlaub machen am Strand und dann keine Badehose dabei haben!“, tadele ich ihn gespielt um meine Verlegenheit zu überspielen.

„Ich hatte noch nie eine Badehose. Ich war ja auch noch nie am Meer!“, bemerkt er und verschränkt die Arme vor der Brust.

All zu lange sollten wir nicht mehr diskutieren, denke ich mir, da er langsam genervt wirkt.

Ich will nicht streiten.

Ich will Spaß.

Ich nehme das Tablett an mich, grinse über die Schulter zu ihm.

„Dann gehen wir zuerst in die Stadt und beseitigen diesen Fehler! Du brauchst eine Badehose!“

Wie immer folgt er mir.

Kurz gehe ich in die Küche, begrüße noch mal den jungen Koch, stelle das Tablett ab und melde mich bei Iruka auch gleich ab.

Der muss grinsen, als ich ihm sage, wir gehen in die Stadt.

In der Stadt ist es schon relativ voll. Die meisten strömen Richtung Strand, oder in ein Restaurant.

Sasuke geht neben mir.

Die Hände in den Hosentaschen.

Er geht wie immer, als gäbe es die Welt um ihn herum gar nicht.

Er guckt sich auch nicht großartig um.

Ich zeige ihm ein paar Orte, Geschäfte, erkläre ihm Dinge, er hört mir zu und lächelt sogar ab und an.

Egal wo wir hin gehen, zieht er die Blicke auf sich.

Besonders die der Mädchen.

Sie verfolgen uns giggelnd und laufen halbnackt vor uns her.

Sie stören mich ein bisschen.

„Die sind mir zu laut und kompliziert!“, murmelt mir der Schwarzhaarige mit einem Seitenblick zu und bringt mich zum Erröten.

Woher wusste er das?

Woher wusste er, was mich stört oder was ich denke?

„Es stand dir wie auf dem Gesicht geschrieben…“, murmelt er weiter und muss sich vor einer Möwe ducken, die prompt ein Mädchen bescheißt.

Ich sehe ihn fragend an.

Er bleibt stehen, sieht mir direkt in die Augen.

„Die sind nicht wie Wasser!“, sagt er und berührt kurz meine Wange.

Ich glühe.

Hochrot starre ich ihn an und kann mich kaum vom Fleck bewegen.

Er geht schon langsam weiter.

Er wirft einen Blick über die Schulter, der gerade zu schreit ‚Kommst du?’.

Hastig stolpere ich ihm nach und versuche mein wild pochendes Herz zu beruhigen.

Für jeden anderen wäre das ein blöder Spruch gewesen, aber aus Sasukes Mund war das doch ein riesiges Kompliment.

So als würde er sagen: Nur du bist etwas Besonderes für mich!

Das geht runter wie Öl.

Da können diese dummen Weiber von mir aus nackt vor uns tanzen, aber meinen Schwarzhaarigen würde es nicht interessieren.

Wir kaufen ihm eine Badehose in blau.

Sie passte einfach.

Schließlich outet sich Sasuke als Einkaufmuffel.

Viel anprobieren will er schon gar nicht.

So kaufen wir das Nötigste: Seine Badeshorts, etwas zu lesen und einige Postkarten.

Auf meine Frage hin, was er noch haben möchte sagte er: Sand und Wasser.

Meint er mich mit Wasser oder das Meer?

Wir kehren zurück zur Herberge.

Mittlerweile herrscht hier Hochbetrieb.

Es ist Mittagszeit.

Eltern mit ihren Kindern laufen umher, suchen sich einen Tisch, beladen sich im Speisesaal mit Mittagessen.

Sasuke und ich holen uns nur ein paar Sandwichs.

Wir haben keine Lust auf den Lärm.

Ich möchte mit ihm allein sein.

Auf dem Balkon in seinem Zimmer essen wir, starren aufs Meer.

Die Sonne scheint hell.

Lässt sein Haar bläulich-schwarz glänzen.

„Wieso durfte ich dir eigentlich nichts kaufen in der Stadt?“, frage ich leise nach und nage an meinem Sandwich herum, habe eigentlich gar keinen Hunger.

Schief sieht er zu mir herüber.

Wie immer werde ich von seinen Augen gefangen genommen.

„Ich hab selber Geld.“, mit einem Seufzer sieht er wieder auf den Horizont.

Es vergehen einige Minuten.

„Du hast mir schon genug gekauft. Ich konnte mich nicht mal revanchieren…“, brummt er leise und zerzaust seine Frisur am Hinterkopf.

Überrascht sehe ich ihn an.

Werde zu 99 % auch noch rot dabei.

„Dachtest du, ich schenke dir die Sachen, weil ich auch was dafür haben will?“

Er zuckt ganz leicht mit den Schultern, sieht wehmütig auf das sich bewegende Meer.

Manchmal frage ich mich wirklich, was da in seinem Kopf vorgeht.

Wahrscheinlich ein in sich geschlossenes Universum mit eigenen Gesetzen und Regeln.

„Es kommt mir falsch vor, wenn du mir nur Sachen schenkst und ich dir nichts geben kann.“, sagt er leise und blinzelt in die Sonne.

Um was er sich alles Sorgen macht?!

Leise kichere ich.

„Du brauchst mir nichts kaufen oder machen. Ich freue mich, wenn du dich freust und ich bin umso glücklicher, wenn du bei mir bist, so wie jetzt zum Beispiel!“

Lange sieht er mich schweigsam von der Seite an.

Schwarze Seen, die mich einfach nur anstarren.

An was er denkt?

„Wünsch dir was!“, befiehlt er leise und sieht mich abwartend an.

Perplex blinzele ich.

Damit habe ich jetzt nicht gerechnet.

Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet!

Langsam realisiere ich, dass ich den Mund offen habe, klappe ihn lieber schnell wieder zu.

Ich schlucke.

Denke fieberhaft nach.

Was will er von mir?

Mein Herz schlägt schneller.

Ich spüre das Blut in meinen Wangen kochen.

Mein Hals fühlt sich trocken an.

„I-ich…“, stottere ich und versuche seinem Blick zu entkommen.

Alle Gedanken sind wie weggefegt.

Was wünsche ich mir verdammt noch mal??

Nervös lecke ich mir über die Lippen, denke nach.

Ich will, dass er bei mir bleibt.

Dass er glücklich und unbeschwert leben kann.

Dass er aus dieser Klapse rauskommt, die ihm eh nicht helfen wird.

Dass er lächeln kann.

Dass er mehr mit mir reden kann.

Dass wir ganz viel Zeit miteinander verbringen.

Dass er sagt, dass er mich mag.

Oder dass er die magischen Worte ausspricht.

Nicht so wie im Brief.

Wort für Wort.

Seufzend starre ich zu Boden.

Aber das kann ich nicht verlangen.

Es wäre vielleicht gar nicht ehrlich, viel mehr gezwungen und somit eine Lüge.

Ich weiß nicht, was ich mir wünsche.

Ich weiß es einfach nicht.

Betrübt starre ich über das Geländer zum Strand hinunter.

Warum fällt mir nur nichts ein?

Ich beobachte die vielen Pärchen am Strand.

Wie sie Händchenhalten und lachen.

Wie sie sich gegenseitig etwas ins Ohr flüstern.

Wie sie sich füttern, gegenseitig.

Sie sind vergnügt und ausgelassen, wahrscheinlich im Liebesurlaub.

Nur ich komme mir so dämlich vor.

Sehnsüchtig sehe ich zu ihnen herunter, wünschte auch wieder so unbeschwert zu sein.

Sehe, wie sie sich umarmen, streicheln und küssen.

Wieder seufze ich.

Neben mir steht er.

Ist das denn so schwer?

„Wünscht du dir das auch?“, fragt er verwundert und starrt tatsächlich auf das gleiche Pärchen wie ich.

Beklommen nicke ich, meine damit eigentlich nur, dass ich gerne unbeschwert wieder neben ihm stehen würde und diese Verliebtheit genießen möchte, anstatt mir einen Wunsch auszudenken.

Doch er versteht etwas anders.

Aus dem Augenwinkel bemerke ich, wie er mir näher kommt.

Ziemlich nah.

Ich spüre seinen Atem auf meiner Wange.

Verwirrt drehe ich mein Gesicht zu ihm, will ihn fragen, was er denn plötzlich hat, doch dann…

…spüre ich seine Lippen auf den Meinigen.

Mein Herz setzt einen Takt aus.

Mit weit aufgerissenen Augen starre ich ihn an.

Er hat seine Augen geschlossen.

Und ich bin ein bisschen froh darüber.

Schon längst ist mein Gesicht eine rote Ampel.

Mein Kopf ist erneut wie leergefegt.

Und ein verheißungsvolles Kribbeln breitet sich in meinem Körper aus.

Zögerlich erwidere ich den Kuss, kann ihn gar nicht so richtig beschreiben.

Alle tristen Gedanken sind verflogen.

Ich schwebe.

Lande auf einer rosanen Wolke und lächle wie bescheuert vor mich hin.

Ich bin glückstrunken.

Und das nur durch einen Kuss.

Ich entfliehe der Realität.

Lebe in meiner kleinen, heilen Welt, die nur für den Schwarzhaarigen und mich gebaut wurde.

Ich bin im Himmel.

Obwohl es nur ein Kuss ist.

Ein simpler Kuss.

Nicht so leidenschaftlich wie die Paare da unten, die sich die Zunge in den Hals stecken und versuchen den anderen aufzufressen.

Meine Augen sind nun auch geschlossen.

Ich habe das Gefühl neben mir zu stehen.

Als würde ich mir selber zu schauen, wie ich den verschlossenen Sasuke küsse.

Halt, wie ich von ihm geküsst werde.

Viel zu früh löst er sich von mir, schaut ein bisschen wütend auf den Balkon neben sich, wo zwei Mädchen kichernd zu uns rüber geschaut haben.

Sie haben uns wohl beobachtet.

Sie müssen gesehen haben, wie wir uns geküsst haben.

Ich habe weiche Knie.

Muss mich am Geländer abstützen um nicht zu stürzen.

Mir ist schwindelig.

Ich versuche mich zu beruhigen.

Wer hätte gedacht, dass ein simpler Kuss so eine Wirkung auf mich hat?

Es war mein Erster.

Und hoffentlich nicht mein Letzter.

Besorgt kniet der Herzensbrecher schlechthin vor mir und sieht mich mit schief gelegtem Kopf an.

Das sieht niedlich aus.

Ich lächle nur wie bescheuert und versuche einen Luftsprung zu verhindern.

„War das nicht richtig?“, fragt er leise und mustert mich noch einmal von oben nach unten.

Ich grinse wie ein Honigkuchenpferdchen.

„Wie kommt’s du darauf?“

Oh ja, ich habe wieder gute Laune.

Er zieht die Augenbraue hoch.

Sieht noch besser aus.

„Die beiden unten am Strand haben das andauernd gemacht…“

Wie naiv ich war.

Da ist ein Pärchen unten am Strand, küsst und turtelt herum, als würden sie sich nie wieder sehen.

Ich starre sie an, höre irgendwann Sasukes Frage, ob ich mir das auch wünsche und erwarte nicht, dass er mich küsst?!

Ich kann froh sein, dass dieses Pärchen noch anständig war.

Wer weiß, wie weit der Schwarzhaarige sonst noch gegangen wäre.

„Hilf mir mal auf!“, lächle ich und strecke meine Arme nach ihm aus.

Augenblicklich hilft er mir, zieht mich sanft zu ihm hoch, hält mich ein bisschen fest.

Und ich nutze die Gelegenheit und küsse ihn erneut.

Option

Kapitel 15
 

Option
 

„Willst du wirklich nicht ins Wasser?“, frage ich ihn schon zum 60. Mal heute und starre ungeduldig aufs Wasser.

Seit zwei Stunden liegen wir hier am Strand und schauen aufs Wasser.

Die Sonne scheint.

Keine Wolke am Himmel.

Wenige Kinder am Strand.

Wir haben frei.

Sasuke ist verrückt nach dem Meer.

Und dennoch bekomme ich ihn einfach nicht dazu in dieses blöde Wasser zu gehen!

Seufzend drehe ich mich um.

„Ich will ins Wasser, warum willst du nicht?“, quengele ich und zupfe an seinem Arm.

Mit großen Augen sehe ich ihn an, versuche ihn zu erweichen, aber er starrt mich durch seine Sonnenbrille nur an.

Ich quengele.

Er seufzt, schüttelt den Kopf.

Frustriert gebe ich auf.

„Du kannst bestimmt doch nicht schwimmen….“

Unverständlich für mich.

Wieso stellt er sich so stur an?

Das ist Wasser, kein Monster.

Ich schließe meine Augen, versuche nicht wieder böse zu werden.

Er meint es nicht so.

An irgendwas stört er sich.

Irgendwas hält ihn auf.

Tief durchatmen.

Alles ist ok.

Ich spüre einen Schatten über mir.

Erst öffne ich ein Auge, dann das andere.

Er steht über mir, sieht mich abwartend an.

Habe ich schon einmal erwähnt, dass er unverschämt gut aussieht ohne Shirt?

Ich meine, er trägt nur eine Shorts.

Und bis eben die Sonnenbrille.

Seine dunklen Augen sehen mich intensiv an.

Ich werde rot.

Mit einer winzigen Kopfbewegung, die man normalerweise nicht mal wahrnehmen würde, nickt er zum Meer.

Irritiert lasse ich mir auf helfen, gehe mit ihm zum Wasser hinunter.

Stumm starre ich ihn an.

Habe ich ihn überreden können?

Sprachlos sehe ich zu, wie er langsam, sehr langsam, ins Wasser watet.

Er ist bis zum Bauchnabel bereits drin, da dreht er sich noch einmal zu mir um.

Wieder dieser auffordernde Blick.

Hastig gehe ich auch ins Wasser, erschrecke mich kurz, da das Wasser noch recht kalt ist.

„Willst du schwimmen?“, frage ich ihn perplex.

Zur Antwort drückt er meinen Kopf kurz unter Wasser.

Prustend tauche ich wieder auf.

„Was soll das!? Das war gemein!“, ich beginne zu zetern, spritze ihn mit so viel Wasser wie möglich nass.

Er spritzt zurück.

Und wir liefern uns eine Wasserschlacht.

Erst als wir müde werden, beide genug Salzwasser geschluckt haben, hören wir auf.

Zufrieden treiben wir rücklings auf dem Meer, schauen uns die paar Wolken an.

„Bist du glücklich, Sasuke?“, frage ich ihn und paddele ein bisschen näher zu ihm herüber.

Meine Haut brennt.

Ich habe bestimmt einen Sonnenbrand.

„Ich weiß nicht… Ich will hier nicht weg! Zählt das als glücklich sein?“, fragt er leise und schaut mich an.

Ich kichere.

Diese Antwort war mal wieder so typisch.

„Du hast Sonnenbrand…“, mit einem vielsagendem Blick zieht er mich ans Ufer.

Müde lege ich mich wieder auf das Handtuch, mache mir nicht die Mühe mich abzutrocknen oder noch mal einzucremen.

Nicht so Sasuke.

„Steh auf…“, murmelt er ganz leise und packt unsere Sachen zusammen.

„Nein, was machst du?“, ich will nicht gehen.

Er ist glücklich und ich bin es auch!

Statt mir zu antworten, hebt er mich hoch, trägt mich schließlich bis kurz vor die Herberge.

Ich will ihn fragen, was das soll, aber ich genieße lieber seine Aufmerksamkeit.

„Wir gehen später wieder hier her. Dein Sonnenbrand tut sonst weh.“, erklärt er kurz und setzt mich ab um unsere Sachen zu holen.

Kaum ist er fort, spüre ich meine Haut brennen.

Vielleicht ist es doch vernünftiger jetzt eine kleine Pause zu machen.

Gemeinsam betreten wir die Herberge, klopfen uns erst einmal am Eingang den Sand von den Beinen.

„Ich glaube, ich gehe Iruka besser fragen, was ich wegen meinem Sonnenbrand machen soll… Wartest du kurz?“, er nickt, setzt sich in Bewegung und steuert eine Bank im Empfangsbereich an.

Unsere Tasche mit den Handtüchern stellt er neben sich.

Nicht, dass er sich setzen würde.

Seine Badehose ist noch immer nass.

Er trocknet sich etwas mit dem Handtuch ab, um nicht die halbe Halle voll zu tropfen.

Aber dann, bewegt er sich nicht mehr.

Steht einfach an der Wand und scheint zu warten.

Es sieht etwas seltsam aus.

Unnatürlich.

Kopfschüttelnd suche ich meinen Ziehvater.

Wie immer an der Rezeption am Telefonieren.

Noch einmal sehe ich mich meinem Schwarzhaarigen um.

„Hast du mich erschreckt, Naruto!“, seufzt Iruka und zieht mich ein wenig zur Seite.
 

„Wo ist denn Naruto?“

Ein viel sagender Blick Richtung Rezeption, mehr kann ich nicht erübrigen.

Er lacht leise.

„Sonnenbrand?“, lacht er und grinst ein wenig.

Er stellt sich neben mich.

Muss komisch aussehen.

Mit einem Lächeln auf den Lippen sieht er zu seiner Familie und ich stehe nur doof daneben und starre Löcher in die Luft.

Ich antworte ihm nicht.

Ich reagiere ja eh kaum.

Doch ihn scheint es nicht zu stören.

Das wundert mich.

Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich fast sagen, dass der Blonde diese unbekümmerte Art von ihm hat, doch andererseits glaube ich kaum, dass Naruto so unbekümmert sein könnte.

„Ich hab ihm gesagt, er soll sich regelmäßig eincremen…“, seufzt er und zuckt kurz mit den Schultern.

Er will reden.

Dann ist er hier aber an der falschen Stelle.

Unbeirrt starre ich vor mich hin, als gäbe es ihn nicht.

„Er war wahrscheinlich ganz schön aufgeregt und hat es vergessen. Na ja, demnächst wird er vorsichtiger sein!“, lacht er und kratzt sich an der Wange.

„Oder du erinnerst ihn dran!“, erwidert er und gibt mir einen kleinen Klaps auf die Schulter.

Nicht fest.

Aber es reicht um mich einen Schritt nach vorne machen zu lassen.

Grummelnd stelle ich mich wieder zurück, sehe aus dem Augenwinkel, wie er amüsiert die Augenbrauen hebt.

„Ich wollte sowieso noch mit dir reden, Sasuke-kun. Eigentlich wollten Iruka und ich mit dir reden, aber ich denke so geht es auch…“

Ich sehe ihn ausnahmsweise an.

Nicht interessiert, eher… ich weiß es nicht.

Was will er mit mir bereden?

Will er mir den Kontakt mit Naruto ausreden, weil er erkannt hat, dass ich irre bin?

Dass ich verhaltensgestört bin?

Dass ich nicht normal bin?

Lange sieht er mich an.

Ich glaube, er versucht in meinen Augen etwas zu lesen.

Aber ich schweige.

Er ist ja ganz nett und auch ein Elternteil von dem Blonden, aber…

Ich kann nicht normal sein.

Betonung liegt auf ‚können’!

Seufzend schüttelt er den Kopf.

„Reden wir später weiter, Sasuke-kun, wie es scheint, brauchst du noch etwas Ruhe. Du hast übrigens etwas Bräune abbekommen! Um die Nase!“, grinsend deutet er auf meine Nase, oder zumindest auf das Teil zwischen meinen Augen.

Ich atme einmal lautstark aus, drehe dann meinen Kopf wieder in eine andere Richtung.

Meine Haare tropfen.

Sie hängen jetzt einfach herunter.

Nicht, dass ich eitel wäre, aber ich sehe wie ein begossener Pudel aus.

„Das ist ja interessant…“, murmelt der Silberhaarige neben mir und bestaunt aufmerksam eine meiner langen Haarsträhnen zwischen seinen Fingern.

Wann zum Teufel hat er mich angepackt?

„Durch das Meerwasser sind deine Haare strohig und werden leicht grau-blau! Siehst du? Wie eine Staubschicht!“, lacht er und wuschelt in meinen Haaren herum, als wäre ich ein Kleinkind.

Innerlich kurz vorm Durchdrehen greife ich bestimmt nach seiner Hand, werfe ihm einen bösen Blick zu und halte ihn so von meinen Haaren fern.

Im selben Moment wird mir etwas bewusst:

Ich habe gerade vor einer anderen Person als Naruto völlig normal für einen Teenager reagiert!

Ich habe reagiert!

Und finde es entsetzlich peinlich!

Ich laufe rot an, lasse den Mann los und schnappe mir nur unsere Badesachen um zu flüchten.

Weg von ihm.

Das wollte ich nicht!

Ich wollte nicht normal sein!

Argh!

Wütend schmeiße ich unsere Tasche neben den Schreibtisch, stehe unschlüssig in meinem Zimmer herum.

Wieso konnte ich ihn nicht ignorieren?

Das kann ich sonst bei jedem!

Und da wuschelt mir dieser komische, silberhaarige, einäugige Typ mal kurz durch die Haare und ich benehme mich plötzlich wie ein absoluter Volltrottel, indem ich ihn aufhalte und ihn dann auch noch böse anstarre!

Zur Krönung bin ich dann auch noch rot geworden und geflüchtet.

Kurz um: Ich habe absolut untypisch reagiert.

Frustriert gehe ich auf den Balkon, starre auf das Meer.

Ich würde gerne hier bleiben, schießt es mir durch den Kopf.

Nur eine winzige Sekunde.

Und doch bleibt dieser Gedanke.

Ich wäre gerne immer hier.

Beim Meer.

Bei ihm.

Bei diesen komischen Menschen, die mich zur Verzweiflung bringen, die mich Dinge tun lassen, die ich sonst niemals tun würde.

Ich muss einen Sonnenstich haben.

Ich schließe meine Augen, lausche den Geräuschen vom Strand.

Dem Meer.

Stimmen.

Die Straße vor der Herberge mit ihren Autogeräuschen.

Die Möwen über mir.

Irgendwo läuft ein Radio.

Ein friedliches Szenario.

Ein seltsames Szenario.

In all dieser Idylle stehe ich kaputter Mensch.

Keiner, der mich dumm anstarrt, der mich für verrückt hält, was ich bin.

Niemand, der mich beobachtet, der sich Notizen von meinem Verhalten macht.

Keine Regeln.

Keine Mauern, weiße, sterile, oder vergitterten Fenster.

Keine trüben, schmutzigen Fenstergläser.

Wind.

Frischer Wind, der mir um die Nase weht.

Sonne, die direkt auf meine Haut scheint und sie erwärmt.

Farben, so viele Farben und doch strahlen sie alle dasselbe aus.

Wärme.

Und ich stehe hier.

In diesem Bild.

Inmitten der Farben.

Inmitten des Lärms.

Ich bin Teil der Wärme, weil ich sie in jedem Winkel meines Körpers spüre.

Ich schließe meine Augen.

Sehe die Farben trotzdem vor mir, als hätten sie sich in meine Augäpfel gebrannt.

Aber es ist angenehm.

Es ist warm.

Eine Katze sitzt plötzlich neben mir an der Brüstung des Balkons und leckt sich die Pfote.

Sie ist schwarz mit kleinen, weißen Tatzen.

Als ich sie anstarre, legt sie den Kopf schief und miaut.

Ist das auch normal?

Sieht diese Katze etwa nicht, was ich bin?

Sie springt auf meinen Balkon, schnuppert erst an mir, ehe sie sich an meine Beine schmiegt und wohl gestreichelt werden will.

Von mir?

Ich hocke mich vor sie, betrachte sie skeptisch.

So langsam tut mir fast das Gesicht weh, so viel Mimik zeige ich in letzter Zeit.

Sie legt den Kopf ebenfalls schief und miaut wieder.

Ich strecke meine Hand aus, lasse sie noch mal an ihr schnuppern.

Wieder schmiegt sie ihr kleines Köpfchen an meine Hand.

Und ich folge, streiche ihr über das schwarze Köpfchen, die Ohren und den Nacken.

Sie mag es, schließt die Augen und neigt sich mehr gegen meine Hand.

Ihr Fell ist warm.

Es ist auch schwarz, wie meine Haare, die jetzt angeblich graustaubig sind.

Warum ist die Katze schwarz?

Warum will sie ausgerechnet von mir gestreichelt werden?

Ich kraule sie, höre sie schnurren.

Wieso mag sie mich?

Sie klettert auf meinen Schoß, zwingt mich dazu, mich auf den Hosenboden zu setzten.

Sie rollt sich zusammen, schmiegt sich an die Hand, die sie hinter dem Ohr krault.

Wieso kümmere ich mich um sie?

Warum streichle ich sie?

Warum habe ich mich hingesetzt?

Das tue ich doch sonst nie.

Normalerweise mag ich doch gar keine Katzen.

Liegt es an diesem Ort?

Verändere ich mich?
 

„Sasuke, bist du hier?“, frage ich leicht verzweifelt und schiele in sein Zimmer.

Überall habe ich ihn gesucht, doch er war spurlos verschwunden.

Gerade will ich meinen Kopf wieder aus dem Türspalt ziehen, da bemerke ich, dass die Balkontüre offen ist und die Gardine ins Zimmer weht.

Erleichtert atme ich aus.

Er ist auf den Balkon.

Alles in Ordnung.

Schnell schlüpfe ich in sein Zimmer, schließe die Türe hinter mir und schleiche zum Balkon.

Verwundert bemerke ich, dass eine Katze auf ihm herum klettert.

Eine kleine Schwarze, die ihm gerade auf die Schulter gekrabbelt ist und ihr Köpfchen an die Wange meines Schwarzhaarigen reibt.

Das sieht süß aus.

Sein Gesicht wirkt ganz entspannt, er lächelt sogar leicht.

Er zeigt so viel Gesichtsmimik.

Und das ganz freiwillig.

Lächelnd komme ich hinaus, will nicht stören.

Fast sofort sieht er zu mir auf, lächelt ein klein wenig.

„Ich hab dich schon gesucht!“

Er nickt zaghaft, streichelt dem Kätzchen dem Kopf, welches sich immer noch an seinen Hals und Gesicht schmiegt.

Ich hocke mich neben ihn, sehe den beiden zu.

„Sie scheint dich sehr zu mögen!“, erwidere ich lächelnd und muss mir ein Lachen verkneifen, als das verspielte, schwarze Kätzchen mit einer abstehenden Haarsträhne meines Schwarzhaarigen spielt.

„Gehört sie euch?“, fragt er leise und nimmt sie sich wieder auf den Schoss, um sie zu kraulen.

Immer noch lächelnd schüttele ich den Kopf.

„Sie könnte aus der Nachbarschaft sein. Wenn du möchtest, frage ich beim Essen mal, ob Iruka sie kennt!“

Plötzlich hält er mir die kleine Katze direkt vors Gesicht.

Ihre großen, braunen Augen sehen mich erwartend an.

„Sie sieht aus wie du!“, grinst Sasuke und gibt sie an mich weiter.

Verdutzt betrachte ich noch einmal die kleine Katze, dann ihn.

„Du spinnst… Die sieht aus wie du, nicht wie ich! Da guck!“, sie maunzt zustimmend und wird gleich einmal ausführlich auch von mir gestreichelt und gekrault.

Mit einem Lächeln auf den Lippen betrachtet er uns.

Ich werde wieder rot.

„Sie ist wie du: Sie muntert mich auf und erinnert mich ans Meer… Behalte du sie!“

Manchmal wünsche ich mir doch ein kleines Wörterbuch für Sasuke.

Ich verstehe ihn einfach nicht.

„Wieso warst du traurig?“, frage ich schließlich, nach einiger Zeit des Schweigens, seiner Aussage noch nachsinnierend.

Er hebt den Kopf, als wäre er kurz eingenickt.

Er schweigt.

Wahrscheinlich fällt ihm jetzt erst auf, dass er sich vorhin etwas verplappert hat.

Vielleicht hat er auch gedacht, ich gehe nicht darauf ein.

„Sag schon, vorher gebe ich ja doch keine Ruhe! Was ist los?“, ich rutsche näher zu ihm, lege einen bettelnden Blick auf und weiß, dass es funktioniert.

Er seufzt.

Kratzt sich am Kopf.

Schon witzig ihn plötzlich so völlig normal neben mir sitzen zu sehen.

Wann hat er sich schon mal am Kopf gekratzt in der Klinik?

Er scheint ein völlig neuer Mensch geworden zu sein.

Oder eben wieder der alte, der echte Sasuke.

„Nichts. Mir geht es gut.“, redet er sich heraus und vermeidet es tunlichst mir in die Augen zu sehen.

Ich ziehe eine Schmolllippe.

„Jetzt sag, sonst werd ich böse!“, drohe ich wie ein kleines Kind und gucke noch eindringlicher in seine Richtung.

„Ich habe nur nachgedacht, mehr nicht…“, sagt er schließlich und mustert seine Hand.

„Hab ich da Sonnenbrand?“, fragt er irgendwann verwundert und deutet auf seinen gesamten rechten Arm, der wirklich ziemlich rot ist.

Ich muss lachen.

„Ja, das ist Sonnenbrand! Komm, ich creme dich ein, damit es nicht so brennt!“, ich ziehe ihn in sein Zimmer, die kleine Katze läuft schon freiwillig mit und macht es sich auf Sasukes Bett bequem.

Vorsichtig creme ich ihn den Arm, die Schultern und den Rücken ein, den Rest übernimmt er.

Es freut mich, dass er etwas brauner geworden ist.

„Was machen wir morgen?“, fragt er leise und dreht sich zu mir um.

Bei diesem Anblick schmelze ich mal wieder dahin.

Ich halte es nicht länger aus und umarme ihn stürmisch.

Endlich wird er unternehmenslustig!

Ich fühle mich gleich viel besser, da ich weiß, dass er nicht nur in diesem Zimmer hocken will.

Weil er meine Welt sehen will.

Weil er Zeit mit mir verbringen will.
 

Die nächsten Tage verbringen wir praktisch rund um die Uhr gemeinsam.

Wir essen gemeinsam.

Wir liegen am Strand.

Wir laufen durch die Stadt.

Wir spazieren über den Sand.

Wir albern herum.

Und ab und an küsse ich ihn auch.

Er tut es auch ab und an, meistens in Momenten, in denen ich mit den Gedanken ganz wo anders bin.

Noch zwei Tage.

Dann muss er wieder gehen.

Und ich habe Angst.

Klammere mich nur noch mehr an ihn.

Ich will ihn nicht zurückschicken.

Will ihm nicht ‚Bis irgendwann’ sagen.

Ich will bei ihm bleiben, für immer.

Seufzend sehe ich ihm nach.

Er kauft uns etwas zu trinken.

Eigentlich habe ich heute keine Lust auf Sonne und Strand.

Er scheint es auch zu merken.

Kaum steht er neben mir, da wuschelt er mir durch die Haare.

„Sollen wir reingehen?“, fragt er und zieht sich schon seit Shirt wieder über.

Er ist braun geworden.

Kein Wunder, er ist viel am Strand in der Sonne.

Etwas niedergeschlagen nicke ich.

Jetzt habe ich ihm den Tag verdorben.

„Ich hab eh Hunger…“, murmelt er und sammelt noch seine Muscheln ein.

Überrascht sehe ich ihn an, kann nicht anders als zu denken, dass er das wegen mir gesagt hat.

Damit ich wieder lache.

Damit ich wieder bessere Laune habe.

Ich nehme ihn an der Hand, gehe zurück zur Herberge, finde da ein kleines Chaos vor.

Gäste stehen Schlange.

Leere Teller, lautes Gemurmel, Iruka, der sich bei den Gästen andauernd entschuldigt.

„Was ist hier los?“, frage ich Kakashi und weiche einer beleibten Frau aus, die mich fast mit ihrem Messer erwischt hätte.

„Der Koch hatte einen kleinen Unfall und nun kann niemand diese hungrigen Mäuler stopfen!“, erwidert der Weißhaarige im Stress und drängelt sich schon weiter.

Seufzend kratze ich mich am Hinterkopf.

So ein Mist.

So etwas ist geschäftsschädigend.

Blöd, dass wir nicht kochen können.

Kopfschüttelnd drehe ich mich um, „Sieht so aus, als müssten wir uns in der Stadt was holen… Sasuke?“, frage ich verblüfft, denn ich rede gerade mit einer Pflanze.

Einer kleinen Palme im Kübel.

Wo zum Henker ist Sasuke?

Hektisch drehe ich mich um, bange Naiverweise schon, dass einer dieser hungrigen Leute meinen Schwarzhaarigen auf den Tisch gezerrt hat und sich nun eine Scheibe von meinem Freund abschneiden will.

Gerade so noch sehe ich einen Schwarzhaarigen durch die Küchentüre gehen.

Was zum?

Ich drängle mich durch zur Küche.

Und tatsächlich: Sasuke höchstpersönlich steht am Herd.

Mit einer Schürze, die Haare zusammengebunden mit einem Küchentuch.

Sprachlos stehe ich da und sehe ihm zu, wie er die Bestellzettel kurz liest, schnell und professionell kocht, das himmlisch duftende Essen auf einen Teller packt und dann die kleine Serviceklingel betätigt, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt.

Iruka betritt die Küche.

Ich fange seine Kinnlade auf.

Sasuke kocht weiter, lässt sich durch uns gar nicht stören.

Kocht teilweise 3 bis 4 Gerichte gleichzeitig.

Und das in einer Gelassenheit, dass ich sprachlos bleibe.

Und es sieht köstlich aus.

Und es riecht abgöttisch.

Iruka erwacht, lachend schnappt er sich die Teller, balanciert sie hinaus in den Raum und serviert endlich.

Immer mehr Kellner kommen herein, nehmen Teller, bringen Teller und neue Bestellungen.

Ich erwache auch.

Beschließe, dass Geschirr zu waschen, für Ordnung zu sorgen.

Es läuft.

Sasuke kocht, wie der Chefkoch persönlich, schnell, punktgenau und vor allem in aller Ruhe und ich helfe ihm hier und da, wo ich eben kann, folge seinen kurzen Anweisungen.

‚Schneid dies.’

‚Rühr mal um.’

‚Probier mal.’

‚Flambier das mal.’

‚Noch einen Bissen und du kriegst gar nichts mehr!’

Ich kann mir nicht helfen, aber es macht unheimlichen Spaß.

Langsam werden wir der Bestellungen auch Herr, die Gäste sind zufrieden, beruhigen sich und auch der Speisesaal wird deutlich leerer.

Mein liebster Schwarzhaariger hat uns heute das Leben gerettet.

Gerade platziert eben Gedachter das letzte Gericht auf dem Teller, da kommt Iruka wieder herein.

Mit weit aufgerissenen Armen kommt er zu uns, drückt erst mich fast tot, dann geht er allen Ernstes zu meinem Sasuke und drückt diesen auch ganz fest an sich.

Ich möchte das Gesicht von Sasuke dabei sehen.

„Ihr habt uns gerettet! Danke, danke, tausend Dank!“, jauchzt mein Ziehvater und sieht sich in der Küche um.

„Wahnsinn, wie ihr das alles geschafft habt! Nicht ein Gast hatte etwas zu meckern gehabt! Im Gegenteil, alle haben das Essen gelobt und wollen wiederkommen! Wie habt ihr das nur geschafft!??“, er hilft beim Aufräumen.

Der Schwarzhaarige wischt den Herd ab.

Da er nur den Elektroherd benutzt hat, brauchte ich mir keine Sorgen zu machen.

„Eigentlich hat Sasuke ja das alles gemacht. Ich hab nur zwischendurch aufgeräumt. Aber Sasuke hat alles gekocht und so! Das war so cool!“, lache ich und nehme unserem Chefkoch das Tuch vom Kopf.

Ich bin stolz auf ihn.

Und er hat mich überrascht.

Ich hätte nie gedacht, dass er das tun würde. Dass er das überhaupt schaffen würde.

Jeder andere hätte sich unter der Spüle versteckt, wäre in Hektik und Panik ausgebrochen.

Doch dieser Irre hier blieb die Ruhe selber.

„Sasuke-kun, ich kann dir gar nicht genug danken für heute! Du hast uns echt gerettet und dein Essen war einfach sagenhaft!“, lobt ihn auch Iruka und klopft ihn auf die Schulter.

Der Schwarzhaarige nickt nur ganz, ganz leicht.

Jeder andere würde sagen, es ist ihm egal, aber ich kann sehen, dass er ein wenig verlegen ist.

„Aber sag mal, Iruka, wieso hast du Sasukes Gericht nicht erstmal probiert, ehe du es rausbringst?“, frage ich vorsichtig und stelle mich neben meinen Freund um verstohlen Händchen halten zu können.

Der Braunhaarige kratzt sich am Kinn.

„Ich hab mir gedacht, da er auch in der Klinik kocht, weiß er schon, was er da tut! Außerdem sah es wirklich ziemlich gut aus und gerochen hat es himmlisch. Die Gäste haben schon angefangen zu sabbern, ehe die ersten Teller rausgingen!“, lacht er und sieht sich verstohlen um.

„Haben wir vielleicht noch was da?!“, fragt er und errötet ungemein.

Kurz danach knurrt mein Magen lautstark.

Tomaten zu verkaufen!

Zwei Tomaten und ein Schwarzhaariger, der es nicht verhindern kann, dass sein einer Mundwinkel sich nach oben verzieht.
 

Am nächsten Morgen wache ich auf und mache mich schnell fertig.

Schließlich ist dies mein letzter Tag mit ihm.

Ein wenig macht mich dieser Gedanke traurig, aber ich will ihm einen schönen Tag machen.

Er soll sich heute freuen.

Er soll heute viele schöne Erinnerungen mitnehmen.

Er soll mich lächelnd in Gedächtnis behalten.

Seufzend richte ich mir die Haare.

Ich will gut aussehen.

Auf dem Flur kommt mir Iruka entgehen.

„Naruto, ich möchte dich bitten, heute diese Sachen hier einzukaufen!“, sagt er leise und drückt mir eine Einkaufsliste in die Hand.

Leicht verwirrt kratze ich mich an der Wange.

„Na gut, dann geh ich Sasuke holen und dann gehen wir zusammen los…“

Sein Blick spricht Bände.

„Nein, eigentlich wollte ich, dass du allein einkaufen gehst!“, lächelnd sieht er mich an und ich verstehe nur Bahnhof.

„Aber…“, ich will protestieren, werde aber von meinem Ziehvater gleich unterbrochen.

„Wir würden gerne mal mit deinem Sasuke alleine reden, also tu mir den Gefallen und sei nicht zu neugierig und gehe. Je schneller du dich beeilst mit den Einkäufen, desto schneller bist du wieder hier!“, ein Klaps auf die Schulter und schon werde ich Richtung Flur geschubst.

Und ich fühle mich irgendwie veräppelt.

Wieso darf ich nicht dabei sein?

Wieso wollen sie plötzlich mit Sasuke allein reden?

Warum störe ich?

Was habe ich denn getan?

Ich bin wütend.

Ich mache mir Sorgen.

Das ist bestimmt kein schöner Morgen.

Ich beeile mich besser.
 

Er ist spät und das mag ich nicht.

Ich warte und warte, genieße wie immer eigentlich die leichte Morgenbrise auf meinem Balkon.

Wieso kommt er heute so spät?

Hat er verschlafen?

Es klopft an meiner Tür.

Er klopft nie an.

Ich werfe einen Blick über die Schulter.

Schon wieder dieser Silberhaarige.

Seufzend lehnt er sich neben mich an die Balkonbrüstung.

„Schönen guten Morgen, Sonnenschein!“, lächelt er und sieht mich schief an.

Ich seufze.

Nicht schon am frühen Morgen!

„Falls du dich wunderst, wo unser Sonnenschein ist, der ist gerade zum Einkaufen geschickt worden! Ach und warum? Warum erfährst du schon noch, komm erst mal mit hinein!“, immer noch lächelnd schiebt er mich förmlich in mein Zimmer.

Meine Sachen habe ich schon gepackt und die Tasche unter meinem Bett versteckt.

Insgesamt schweigen wir uns 10 Minuten lang an, dann kommt Narutos anderer Elternteil und anscheinend sind wir somit komplett.

Ich sitze auf meinem Bett.

Falte meine Hände vor meinem Gesicht zusammen und sehe die beiden abwartend an.

„Ehm, na gut, fangen wir einfach an, okay? Wir wollten einmal mit dir alleine sprechen, da wir wissen, dass Naruto sich einfach zuviel in die Sache hineinsteigern würde und da wir wollen, dass du dich entscheidest und nur du, haben wir ihn erstmal weggeschickt.“

Beide lehnen sich an meinem Schreibtisch.

Schön, dass die Fronten geklärt sind.

Abwartend sehe ich sie an.

Denke ja nicht daran, etwas zu erwidern.

„Also, fangen wir an!“, lacht Iruka peinlich berührt, weil ihn wohl die Stille, die von mir ausgeht irritiert.

„Weißt du, am Anfang haben wir uns schon ein bisschen Sorgen gemacht, als du her gekommen bist. Wir haben dich bisher immer nur kurz erlebt und das war meistens zu einer Zeit, in der du etwas… verstört warst. Wir konnten uns zwar vorstellen, dass du bei unserm Naruto dich anders verhältst, aber wir wussten eben nicht, ob du normal bist. Sprich, ob es so gut wäre, dich hier in unserem kleinen Betrieb zu haben. Verstehe das bitte nicht falsch!“, immer mehr reitet sich der Brünette in die Misere.

„Was Iruka eigentlich sagen will, ist, dass er überrascht war, wie normal du doch eigentlich bist!“, hilft der Silberhaarige ihm aus der Klemme.

Und ich muss tatsächlich die Augenbraue heben.

Ich kriege sie auch erst nach dem sechsten Versuch wieder in eine normale Position.

Verblüfft werde ich angestarrt.

Oh ja, ich habe mich bewegt.

Oder wie mein Meer sagen würde, ich habe Emotionen gezeigt.

„Na ja, bis auf die Tatsache, dass du ein bisschen eigenbrötlerisch bist und eben kein Wort zu uns sagst, warst du doch völlig normal. Du hast gegessen, gelacht, wenn du meintest keiner sieht dich, du hast mit unserem Sohn im Wasser geplanscht und auch sonst hätte keiner dir angesehen, dass du innerlich ein wenig anders bist. Also nicht anders, eben…-“, wieder redet sich der Brünette um Kopf und Kragen und sein Freund, Mann (?!), muss ihn retten.

„Was Iruka meint ist, dass du keinerlei Schwierigkeiten gemacht hast und dass du uns an dem einem Abend wirklich aus der Patsche geholfen hast!“

„Genau!“, lacht der Brünette und wird rot.

Wenn sie mich loben wollten, warum darf Naruto dann nicht hier sein?

Langsam verliere ich die Geduld.

Auf leerem Magen und extremen Naruto-Entzug an meinem letzten Tag hier, bin ich nicht all zu gut gelaunt, solche ‚Gespräche’ führen zu müssen.

„Weißt du, Iruka und ich haben ein wenig nachgedacht. Bald wirst du 18. Nicht wahr? Was willst du dann machen? Bleibst du in der Anstalt?“, es nervt mich sogar langsam, dass sie immer abwechselnd sprechen.

So Mustereltern, die die Sätze des anderen beenden.

Mir dreht sich der Magen um.

Was wollen die überhaupt von mir?

Was geht es die an, was ich wann machen will?

Ist doch mein Leben!

„Bei uns wird in einem Monat eine Stelle in der Küche frei. Obwohl, weniger frei, wir haben einfach eine Person zu wenig! Momentan ist unsere Pension noch nicht richtig eröffnet. Wir haben ein paar Gäste hier, aber weil wir noch einen Teil renovieren müssen, ist die Eröffnung erst nächsten Monat. Und ein Koch wird benötigt, du hast es ja gesehen, eine Kleinigkeit passiert und wir stehen den Abend ohne Koch da. Das geht so nicht.

Deswegen wollten wir nicht nur einen Koch einstellen, sondern einen haben, der hier in der Pension wohnt und somit auch im Notfall sofort zur Stelle wäre.“, dieser Iruka redet mir zu schnell, wenn er aufgeregt ist.

Ich brauche eine Weile um mit seinem Tempo und den Worten aufzuholen.

Bloß nichts anmerken lassen.

„Und da du anscheinend vom Kochen etwas verstehst und du auch sonst hier hervorragend zu Recht kommst, dachten wir uns, wir fragen dich mal, ob du Interesse an dem Job hättest!“, beendet der Weißhaarige und grinst.

„Du würdest natürlich einen Arbeitsvertrag bekommen, Gehalt, Urlaub, Überstunden ausbezahlt und Kosten für Verpflegung und Wohnen werden dir auch nicht extra berechnet!“, quasselt Iruka hastig weiter und holt wahrscheinlich nicht mal Luft dabei.

Und mir wird schwindelig.

Das geht mir irgendwie zu schnell.

Kopfschüttelnd stößt sich Kakashi vom Tisch ab, kommt zu mir um seine Hand auf meine Schulter zu legen.

„Weißt du, ich glaube nicht, dass du verrückt bist. Ich glaube auch nicht, dass du normal bist, aber ich glaube, dass du genau in diese kleine Pension passen würdest! Auch wenn du immer versuchst böse oder gelangweilt zu gucken, mich legst du nicht rein!“, er verwuschelt mir wieder die Haare.

Gott, wie ich das hasse!

Knurrend greife ich nach seiner Hand, zerre sie aus meinen Haaren und sehe ihn böse an.

Und er lacht nur.

„Siehst du, mich legst du nicht rein! Ich erkenne viel zu viel von mir in dir, als ich in deinem Alter war!“, lacht er und setzt sich neben mich.

Ich richte mir meine Haare, knurre jedes Mal, wenn er seine Hand hebt und sie auch nur in die Nähe meines Gesichtes kommt.

Iruka fängt an zu lachen.

Dieses Lachen erinnert mich an Naruto.

Er lacht genauso.

„Also, was hältst du davon, wenn wir dir einen halben Monat Bedenkzeit geben? Wir geben dir den Arbeitsvertrag einfach mit, und wenn du hier anfangen willst, schickst du ihn uns einfach unterschrieben zurück und um den Rest kümmern wir uns!“, redet Kakashi munter weiter und wedelt mit einem Stapel Papiere vor meinen Augen herum.

Passé

Kapitel 16
 

Passé
 

„Und du wirst mir auch wirklich, wirklich, wirklich weiter schreiben?“, frage ich ihn am Bahnhof und sehe ihn mit einem Schmollmund an.

Ich hasse es, mich verabschieden zu müssen.

Ich hasse es, ihn gehen lassen zu müssen.

Am liebsten würde ich ihn nicht mehr gehen lassen.

Erst recht nicht zu diesem Mädchen.

Ich klammere mich an seinen Arm.

Er seufzt.

„Was hab ich eben gesagt?“, fragt er leicht genervt, da ich ihm diese Frage schon das 6. Mal gestellt habe.

„Du hast gesagt, dass du dich an meinen Brief setzten wirst, sobald du wieder in deinem Zimmer bist und ich mir keine Sorgen machen muss…“, leiere ich wenig überzeugt hinunter und zupfe ihn am Ärmel.

„Aber was ist, wenn du es vergisst!“

Er holt noch einmal tief Luft.

Sieht mich dann genau an, mit seinen schokoladenbraunen Augen und raubt mir wieder einmal den Atem.

Sicher, er sieht tierisch genervt aus, aber er sieht auch unbeschreiblich gut aus!

Durch den Kurzurlaub hat er richtig Farbe gewonnen.

Und er sieht wesentlich entspannter aus!

„Ich werde dich nicht vergessen. Noch bevor ich auspacke, schreibe ich dir! Verstanden?“, seine Stimme ist wie immer leise, aber heute meine ich, dass sie besonders leise ist.

Wahrscheinlich, weil er traurig ist, gehen zu müssen.

„Ich will nicht, dass du gehst!“, quengele ich und drücke seine Hand ganz fest.

Er streicht mir über den Kopf, will mich wohl beruhigen.

„Mach es mir doch nicht noch schwerer…“, fleht er leise und legt seinen Kopf auf meinen.

Ich unterdrücke die Tränen.

Ich musste ihm versprechen nicht zu weinen.

Aber ich will wirklich nicht, dass er geht.

Am liebsten würde ich ihn entführen.

Aber das geht nicht.

„Willst du mich immer noch verschleppen?“, fragt er leise amüsiert.

Ich nicke hastig, schniefe noch einmal unüberhörbar.

„Ich schreibe dir doch! Hab ich doch versprochen!“

Wenn meine Nase nur nicht so laufen würde!

„Aber das reicht mir nicht! Ich will dich und nicht nur deinen blöden Brief!“, meckere ich und kann gar nicht aufhören.

Von ihm bekomme ich nur einen mitleidigen Blick.

Und es tut weh.

Ich weiß, dass es für ihn auch schwer ist einfach zu gehen.

Ich weiß es, weil er es mir erzählt hat.

Heute am Strand, ganz plötzlich.

Dennoch geht er.

Wartet nur auf Maria um dann in seinen bescheuerten Zug zu steigen und dann zu dieser nutzlosen Anstalt zu fahren. Zurück zu dieser völlig gestörten Person und diesen hoffnungsvoll unfähigen Psychiatern.

Ich werde wütend.

Das werde ich schon den ganzen Tag.

Erst traurig, dann verzweifelt, dann wütend.

Und leider kriegt ausgerechnet mein Schwarzhaariger diese Stimmungsschwankungen voll ab.

Es wundert mich, dass er mich noch nicht gepackt und einmal durchgeschüttelt hat.

Aber er hört mir ruhig zu, ist bestenfalls genervt.

„Naruto!“, flüstert er, kaum dass ich aufsehe, schon küsst er mich.

Nur einen Moment, aber es war schön.

Und genug um mich etwas versöhnlicher zu stimmen.

Im nächsten Moment taucht Maria neben uns auf.

Auch sie ist gebräunt und bestens gelaunt.

Mustert ihre beiden Goldjungen und scheint überglücklich.

Und ich muss mir auf die Lippe beißen, um nicht zu heulen.

Der Abschied kommt viel zu schnell.

Es kommt mir vor, als hätte jemand die Vorspultaste gedrückt.

Ich umarme ihn zum Abschied.

Er flüstert mir etwas ins Ohr.

Er steigt in den Zug ein.

Winkt.

Macht das Abteilfenster auf.

Sucht mich in der Menge.

Winkt noch mal traurig zum Abschied.

Der Zug fährt los.

Maria winkt mir auch zu.

Ich winke.

Beiße mir auf die Lippe.

Und dann ist er weg.
 

Seit ich hier bin, bin ich rastlos.

Wie ein Tier, eingesperrt in einem Käfig.

Die Zimmer kommen mir noch kleiner vor.

Die Wände noch grauer oder weißer.

Die Luft ist dick, abgestanden.

Die Gesichter sind alle dieselben.

Sie sehen mich so an wie immer.

Als wäre ich derselbe Verrückte, wie vor meiner Reise.

Bin ich das?

Bin ich Patient?

Oder nur ein Verrückter?

Jedenfalls fühle ich mich hier nicht wohl.

Es ist alles so grau, langweilig unheimisch.

Seltsam, dass ausgerechnet ich das Wort Heim benutze.

Die Zeit steht still.

Alle Geräusche werden wie durch Watte an mich weitergegeben.

Eintönig.

Geschmacklos.

Genervt sinkt mein Kopf gegen die Wand.

Sie riecht nach Farbe.

Grauer Farbe.

Das Zimmer ist neu eingerichtet.

Dennoch sieht es aus wie immer.

Narutos Dinge habe ich noch nicht aufgestellt.

Ich habe Angst, dass auch sie grau werden, sobald ich sie in diese öde Atmosphäre setze.

Dieser Ort macht krank.

Nicht gesund.

Nicht normal.

Ich will krank sein.

Und zurück müssen.

An die Sonne, an den Strand, zu ihm.

Tick, tack.

Seit neustem habe ich eine Uhr.

Als ob ich wissen müsste, wie viel Uhr es ist.

Als ob die Zeit dann schneller vergehen würde.

Dieses monotone Ticken macht mich wahnsinnig.

Also, noch wahnsinniger als sonst.

Noch dazu ist die Farbe der Uhr-, ihr werdet es erraten haben-, grau.

Ich schließe meine Augen.

Versuche mir Sand, Wasser und die Sonne vorzustellen.

Meine Füße im warmen Sand.

Der Geruch von Meersalz in der Luft.

Ein kräftiger Wind, der mir die Haare zerzaust.

Doch je mehr ich mich versuche an die Farbenpracht zu erinnern, desto mehr schleicht sich in mir die Angst, dass auch bald diese Erinnerungen verblassen, ergrauen, verstauben.

Sein fröhliches Lachen stiehlt sich mir ins Gedächtnis.

Werde ich auch ihn vergessen?

Sollte ich durch diesen Wahnsinn hier auch diese wunderbare Person vergessen?

Ich sinke kraftlos die Wand hinunter.

Ich verliere mich.

Erschöpft fasse ich mir ins Gesicht.

Beruhige dich.

Ich streiche mir durch die Haare.

Ich muss mich beruhigen.

Die Nächte sind nicht besser.

Im Gegenteil.

Wilde Träume, Alpträume, lassen mich nie länger als 20 Minuten schlafen.

Manchmal ist es so schlimm, dass ich mich gar nicht mehr traue einzuschlafen oder die Augen zu schließen.

Mir geht es mies.

Ich bin müde.

Und dieser Ort kotzt mich einfach an.

Mein Therapeut kotzt mich an.

Mein Zimmer kotzt mich an.

Einfach alles ist mir zu wider.

Seit drei Tagen fällt mir nichts Besseres ein als: Ich will weg von hier!

Hier finde ich keine Ruhe.

Hier finde ich mich nicht wieder in der Realität.

Zu oft versinke ich in meiner schaurigen Kindheit.

Zu oft sehe ich mein Haus brennen.

Itachis Lachen.

Mutters rote Tränen und ihr im Dämmerlicht brennendes Haar.

Es wird immer mehr zur Realität und das Hier und Jetzt wird immer mehr ein Traum.

Ein Nebenleben.

Ein Wunsch, der sich sowieso nie erfüllen wird.

Was soll ich tun?

Was rettet mich?

Tick, tack.

Unaufhörlich.

Tag für Tag.

Sekunde auf Sekunde.

Niemals schweigt sie.

Niemals lässt sie mich auch nur eine Sekunde nachdenken.

Tick, tack.

Was muss ich tun?

Was kann ich tun?

Wie kann ich mich erlösen?

Ich will nicht mehr träumen.

Will aufwachen und sein Grinsen vor mir sehen.

Würde mich sogar mit seinem komischen Vater unterhalten.

Diesen Kakashi, der meint, ich würde ihn an sich erinnern.

Ob er auch hier war?

An diesen trostlosen Ort?

Vielleicht hat Iruka ihn damals gerettet.

Rettet Naruto mich?

Ich stehe auf, schwanke leicht.

Taumele zu meinem Schreibtisch.

Heute ist ein dicker Brief angekommen.

Einer von Naruto und einer von seinen Eltern.

Bisher konnte ich sie nicht lesen.

Einfach weil ich zu erschöpft war.

Schließlich habe ich bisher vier Nächte nicht geschlafen.

Und wenn man die ganze Zeit wach in der Irrenanstalt ist, dann wird man wirklich irre.

Mit diesem lästigen Ticken der Uhr.

Die Patienten.

Die Therapeuten.

Das Essen.

Die Irrenanstalt macht mich irre, nicht mein Leben.

Seufzend öffne ich meine Post.

Sie haben mir also tatsächlich den Arbeitsvertrag zu geschickt.

Ob Naruto etwas davon inzwischen weiß?

Tick, tack.

Plötzlich habe ich das Gefühl, dass etwas zerbrochen ist.

Ich reiße die Augen auf und atme zum ersten Mal die letzten Tage tief durch.

Ich sehe.

Und meine Hände zittern etwas.

Mein Fahrschein zurück ins Leben.

Meine letzte Chance.

Und dieses Mal greife ich zu, auch wenn ich jemand Fremdes mir geholfen hat.

Wenn mein Wasser mich schon retten kann, wieso sollte dann sein Ursprung mir nicht auch helfen können dieser Hölle zu entfliehen?
 

„Danke für das Angebot. Ich nehme es dann an, falls Sie es immer noch anbieten. Allerdings hätte ich eine Bitte: Holen Sie mich bitte so schnell es geht ab. Ich werde mich dann anderweitig nützlich machen um Ihnen nicht zur Last zu fallen. Sasuke Uchiha.“

Fragend sah Iruka seinen Freund an.

„Denkst du, es geht ihm nicht gut? Denkst du, sie quälen ihn da wieder?“, besorgt ließt sich der Brünette den Brief noch einmal durch.

Kaum zu glauben, dass der kleine, verschlossene Schwarzhaarige so schnell eingewilligt hat.

„Ich denke er hat Heimweh…“, grinst der Weißhaarige und geht zum Telefon.

„Was machst du?“

Immer noch grinsend wählt Kakashi die Nummer.

Nicht irgendeine Nummer.

DIE Nummer.

„Ich sage bescheid, dass wir jetzt losfahren und ihn abholen kommen!“
 

„Ja, ja, erst fahrt ihr plötzlich mitten in der Nacht irgendwohin und sagt es mir nicht mal und dann soll ich jetzt auch noch Dienstmädchen für den neuen Koch spielen. Das habt ihr euch ja fein ausgedacht!“, wutschnaubend schüttele ich den Kopf.

Ich bin wütend.

Haben die sich einfach nen Koch hergeschafft ohne mich auch nur einmal zu fragen.

Ich weiß nicht mal seinen Namen.

Oder wie er aussieht.

Seit heute früh ist er hier und ich wusste es nicht mal.

Noch viel schlimmer: Er hat Sasukes altes Zimmer bekommen.

Immer noch sehne ich mich nach ihm und denen fällt nichts Besseres ein, als sein Zimmer einfach an irgendjemanden zu vermieten.

Ich bin sauer.

Und allein.

„Bitte Naruto! Du sollst ihn nur zum Essen runterholen, mehr nicht!“, fleht Iruka und setzt seinen blöden Dackelblick ein.

Zähneknirschend stehe ich vor ihm.

„Glaub ja nicht, dass ich den Neuen mögen werde!“, keife ich, ehe ich mich auf den Weg mache.

Das ist doch unverschämt.

Wütend schmeiße ich die Tür zu, höre zart noch „ Ich glaube schon, dass du es tun wirst…“.

Ist doch zum Mäuse melken.

Ich will nicht, dass jemand in seinem Zimmer ist.

Wo soll ich denn hin, wenn ich seinen Geruch vermisse?

Ich vermisse ihn.

Und das mehr als es gut für mich ist.

Seufzend klopfe ich an meiner bisherigen Lieblingstür.

Keine Antwort.

Bestimmt ist der Neue so ein eingebildeter Fatzke, den ich von Anfang an hassen werde.

Ich klopfe noch einmal lauter.

Er schweigt immer noch.

Na schön, Mister!

Bestimmt öffne ich die Tür.

„Hallo? Ich soll sie zum Essen rufen!“, murmele ich leise und schiebe meinen Kopf durch den Türspalt.

Ich sehe mich suchend um und finde nur jemanden auf dem Bett.

Toll!

Der PENNT!!

Wütend sehe ich ihn mir genauer an.

Bei näherer Betrachtung sieht er ein bisschen aus wie Sasuke.

Sein Gesicht sehe ich nicht, da ich immer noch in der Tür stehe.

Sollte ich mich wagen?

Ich schlucke einmal heftig.

Betrete den Raum, der mir bisher am Wichtigsten war.

Ich spüre mein Herz so laut schlagen.

Sollte es etwa wahr sein?

Wie vom Donner gerührt stehe ich vor seinem Bett.

Es ist….

Ich sinke auf die Knie, starre den Schlafenden an.

Sie haben mich reingelegt.

Ich fange an zu lachen.

Wische mir die Tränen fort.

Ich weine und er schläft.

Und dennoch kann ich im Moment gar nicht glücklicher sein.

Ich lege mich neben ihn.

Mustere ihn und rutsche unwillkürlich näher.

Er ist schön warm.

Er ist hier.

Bei mir.

Und schläft tief und fest.

Ich lege meinen Kopf auf seine Schulter.

Das ist bequem.

Sanft streiche ich über seinen Arm, genieße seine Nähe nach einer gefühlten Ewigkeit wieder.

Er murmelt irgendetwas in seinen nicht vorhandenen Bart und rollt sich auf die Seite.

Nimmt mich in den Arm und schmiegt sein Gesicht an meinen Kopf.

Er schläft weiter, als wäre nichts gewesen und ich streiche ihn bloß durch sein Haar.

Aber es reicht aus, um mich glücklich zu machen.

Ich bleibe neben ihm liegen.

Wenn es sein muss, sogar die ganze Nacht.

Ich will ihn weiter ansehen.

Will sehen, wie er aufwacht.

Will mit ihm reden und ihm sagen, dass er wieder geschlafen hat, ohne Tränen.

Es klopft wieder.

Iruka schiebt seinen Kopf durch die Tür.

„Oh, du hast unseren neuen Koch also gefunden! Warum kommt ihr nicht runter?“, lachend betritt er den Raum, freut sich, dass er mich reingelegt hat.

„Weil unser Koch so tief und fest schläft, dass ich ihn nicht wach kriege. Und aufstehen konnte ich auch nicht, da er sich an mir fest klammert!“, flüstere ich leise und kraule Sasukes Nacken.

Das mag er.

Das lässt ihn tiefer schlafen.

Immer noch grinsend beugt sich mein Ziehvater über uns.

„Na dann wird es ihm ja bald besser gehen, meinst du nicht auch?“

Bevor ich fragen kann, was er meint, redet Iruka schon weiter, setzt sich an unsere Bettkante.

„Maria erzählte mir, dass er kaum geschlafen hat die letzten Tage oder Nächte. Er hatte Alpträume und wirklich wohl gefühlt hat er sich auch nicht. Kakashi und ich haben schon als er noch im Urlaub hier war gefragt, ob er nicht hier als Koch arbeiten will.

Gestern hat er den unterschriebenen Vertrag zurückgeschickt, mit der Bitte, dass wir sofort kommen und ihn abholen.

Heute früh haben wir ihn dann hergebracht und wahrscheinlich ist er gleich ins Bett gefallen und schläft seitdem!“, grinst er und zieht dem Schwarzhaarigen seinen Pantoffel aus, den er noch am rechten Fuß hatte.

Er ist wohl wirklich sofort eingeschlafen.

Schlaf dich aus, Sasuke.

„Willkommen Daheim!“, flüstere ich ihm zu und kraule ihn hinter seinem Ohr.

Qual??!

Kapitel 17
 

Qual??!
 

„Die Katze, die du so gerne hattest, die ist leider überfahren worden. Aber sie musste nicht leiden, das war vielleicht ganz gut so…“, murmele ich neben ihm.

Verschlafen sieht er mich an, zieht mich immer wieder näher zu sich ran.

Seit etwa einer Stunde ist er wach.

Es ist nächster Morgen.

Nachdem er geschlafen hat wie Dornröschen, wachte er heute früh ganz plötzlich auf und nachdem er sich zweimal in die Wange gekniffen hatte, glaubte er auch, dass er nach Hause gekommen ist.

Nach Hause.

Ich muss kichern.

„Was ist los?“, fragt er leise und legt den Kopf schief.

Ich schmunzele.

Bisher habe nur ich geredet.

Was sich alles verändert hat in der einen Woche.

Wie sehr ich ihn vermisst habe.

Wie mich Iruka und Kakashi reingelegt haben.

„Ich habe nur gerade nachgedacht, weißt du? Du bist nach Hause gekommen, oder?“, murmele ich und werde rot an den Wangen.

Ich klinge wie ein verliebter Teenager.

Er sieht mich fragend an.

Seine Haare sind ganz zerzaust.

Er sieht noch immer müde aus.

Aber seine braunen Augen leuchten mich so an, wie sie es selten getan haben.

Und mein kleines Herzchen kriegt sich vor lauter Aufregung gar nicht mehr ein.

Ab sofort ist Sasuke mein Mitbewohner.

Mein Kollege.

Mein Freund.

„Du hättest mir ruhig eher was sagen können, du Gemeiner du!“, nörgele ich und knuffe ihn in die Seite.

Er grinst.

„Du hast mich ja nicht gefragt! Du hast nur gemeckert, dass du Briefe von mir haben willst!“

Ob er damals schon wusste, dass er hier arbeiten wird?

Kaum vorzustellen, dass er jetzt immer hier sein wird.

Dass er morgens mit mir frühstücken wird.

Dass wir uns treffen können, wann immer wir wollen.

Wir können soviel machen.

So viel mehr.

„Gibt es denn noch etwas, dass du mir verschwiegen hast?“

Er schließt die Augen.

„Ich verschweige dir nichts…“

Nachdenklich betrachte ich ihn.

Streiche durch seine von mir zerzausten Haare und versuche sie zu richten.

„Du siehst furchtbar aus!“, gebe ich lachend von mir.

Gestern noch war der Tag grau und finster.

Heute ist er rosarot und herrlich sonnig.

„Du verstehst es wirklich Komplimente zu machen…“, seufzt er und kuschelt sich tiefer in die Decke.

„Bist du denn noch so müde? Du hast doch schon einen ganzen Tag verschlafen! Wie viel brauchst du denn noch, damit du endlich wieder fit bist!?“

Neben meinem Ohr murmelt er „Ich bin müde, aber auch zu Hause. Hier kann ich wenigstens schlafen, ohne das Sakura mich nervt oder der Therapeut mich sehen will…“

Ich streiche über seine Wange.

„Und kaum zu Hause willst du ewig schlafen?“, frage ich amüsiert und muss kichern.

Sein Atem kitzelt.

„Nicht ewig. Nur ein bisschen. Und du bleibst hier!“

Er schlingt seine Beine über meine.

Ich muss lächeln.

„Du wirst mich aber einmal kurz befreien müssen. Die Natur ruft…“, murmele ich ein wenig verlegen und zugegebenermaßen habe ich Hunger.

Von unten sieht er mich lange an.

Mit starrem Blick.

Ich sehe nur zurück, denn mir fallen immer mehr Kleinigkeiten an seinen Augen auf.

Die langen, schwarzen Wimpern.

Die großen, kreisrunden fast schwarzen Augen, die bei dem kleinsten Lichtschein wieder weichbraun werden, manchmal sogar leicht rot.

Seine Pupillen kann ich kaum erkennen, so groß wirkt seine Iris und verschlingt mich nach und nach.

Der Schlafsand in und an seinen Wimpern verschwindet.

Was geht nur in seinem Kopf vor?

Keine Regung in seinen Augen.

Emotionslos.

Keine Bewegung in seinem Gesicht.

Woran denkt er?

„Nein.“, sagt er schlicht und starrt mich weiter an.

Seine Stimme klingt kalt.

Sogar etwas zu bestimmt für meinen Geschmack.

„Was meinst du mit ‚Nein’?“, frage ich ihn leise.

Ich mag es nicht, wenn er so ist.

Das macht mir Angst.

„Wenn ich dich gehen lasse, wache ich auf. Dann bin ich wieder woanders. Alleine. Also bleib gefälligst hier!“, brummt er schlechtgelaunt und sieht mich böse an.

Und ich muss fast wieder lachen.

Er erinnert mich an ein kleines Kind, das am Weihnachtabend nicht einschlafen will, weil es Angst hat, den Weihnachtsmann zu verpassen.

Und ich finde es niedlich.

„Ich gehe nicht weg und du wohnst jetzt hier, Sasuke. Du träumst nicht…“, ich streiche ihm durch die Haare und kann mir ein Lächeln nicht verkneifen.

Er sieht nicht überzeugt aus.

„Hat dir Iruka nicht einen Schlüssel gegeben? Das hier ist dein Zimmer, mein lieber Kollege, also glaub endlich daran, dass das hier die Realität ist…“

Er seufzt.

Lässt mich schließlich doch noch frei.

Schließt seine Augen.

Und ich küsse seine Nase und verschwinde so schnell ich kann auf die Toilette.

In Rekordzeit komme ich zurück, finde ihn sitzend auf dem Bett und sich den Schlafsand aus den Augen reibend.

„Doch aufstehen?“, frage ich amüsiert und schließe die Türe.

Müde sieht er zu mir auf.

„Ich muss noch auspacken…“, als er aufsteht, knacken seine Knochen.

Er streckt sich.

„Soll ich dir helfen?“

Er zieht seinen Koffer unter dem Tisch hervor, schließt ihn auf.

Es wundert mich schon, dass er einen Koffer hat.

Vor kurzem kam er mit einem Rucksack hierher.

Nun hat er einen ganzen Koffer.

Und ich bin so froh darüber.

In seinem Koffer sind lauter Dinge.

Nur ganz unten ist ein bisschen Wäsche, das meiste ist sogar aus unserer einen Woche hier. Der Rest besteht aus Büchern, Heften, Dingen, Postern und schließlich sogar ein paar Hygieneartikeln.

Ich reiche ihm seine Sachen, er räumt sie weg.

Das geht etwa eine halbe Stunde so.

Kaum sind wir fertig, taucht Kakashi auf.

Grinsend informiert er uns, dass es Essen gibt.

Und mein Magen knurrt.

Und dann Sasukes.

Kein Wunder, er hat seit Ewigkeiten nichts mehr gegessen.

Nur geschlafen.

Obwohl ich zugeben muss, dass er immer noch müde aussieht.

Ich muss ihn wohl die nächsten Tage etwas aufpäppeln.

Gemeinsam gehen wir zum Essenssaal.

Ich grinse die ganze Zeit, Sasuke sieht sich bestenfalls mal neugierig zur Seite um.

Und Kakashi grinst mich an.

Und ich zurück.

Dieses Grinsen kann man mir nur noch operativ entfernen.

Oder indem man mir meinen Schwarzhaarigen wieder wegnimmt, aber das werde ich dieses Mal nicht mehr zulassen.

„Na, habt ihr beiden euch also endlich wieder!“, lacht Iruka und schiebt uns einen freien Tisch zu Recht. Und schneller als ich gucken kann, steht da schon Essen vor uns auf dem Tisch.

„Und wie war deine erste Nacht hier, Sasuke-kun?“

Fröhlich plappert Iruka eine Weile vor sich hin.

Nur leider plappert mein Schwarm höchstens mit mir und somit nickt er nur leicht.

Und wieder Stille am Tisch.

Bis der Weißhaarige unter uns lachen muss.

„Wie wäre es denn, Sasuke-kun, wenn wir dir gleich mal den anderen Koch vorstellen? In einer halben Stunde ist hier mehr Ruhe und du solltest doch deinen Arbeitskollegen kennen lernen! Er bedient übrigens den Gasherd, du den Elektroherd. Und bei Grillfesten macht er den Grillmaster und eine Aufgabe finden wir für dich auch schon noch, oder?“, mit diesen Worten klopft er herzlich meinem Freund auf den Rücken, dass dieser fast seine Gabel verschluckt.

So passiert es also, dass wir 30 Minuten später in der Küche stehen.

Yoshiro, ein braungebrannter, schmaler Hawaiianer, räumt gerade auf.

Yoshiros Haare sind Schulterlang.

Meistens bindet er sie sich in einem hohen Zopf zusammen.

Eigentlich habe ich nie wirklich mit ihm gesprochen.

Das liegt daran, dass er einen lustigen Akzent hat.

Wenn ich ihn sprechen höre, muss ich lachen.

Ich will ihn nicht beleidigen, deswegen.

Mein Ziehvater räuspert sich.

„Hi, Yoshiro! Stören wir gerade?“, lächelnd schieben wir uns alle ein wenig zur Seite.

Na gut, zwei von uns lächeln, einer schmunzelt und Sasuke starrt vor sich hin.

„Nope, Chef! Bin gerade fertig, ne!“, lacht er und wischt sich die Hände an der Schürze trocken.

Freundlich hält er meinem Schwarzhaarigen die Hand hin, will ihn wohl begrüßen, doch Sasuke starrt ihn nur an.

„Das ist wohl der Neue, ne? Du arbeitest da am Elektroherd, ne? Hab schon gehört, dass du kommen sollst, aber da war noch die Rede davon, dass du erst nächsten Monat kommst, ne! Ich hoffe, es stört dich nicht, wenn ich dich duzte, aber das finde ich viel einfacher in einer Küche, ne!“, er zwinkert meinem Freund noch zu, ehe er seine nicht berührte Hand zurücknimmt.

Und das seltsame ist, dass er nicht mal überrascht aussieht, dass Sasuke gar nicht auf ihn reagiert.

„Ja, also Yoshiro, aus bestimmten Gründen ist Sasuke-kun jetzt schon hier, er kann ja ab und an aushelfen. Ach ja, was wir dir noch sagen müssen….“, druckst mein Ziehvater vor sich hin, kratzt sich an der Wange.

„Sasuke spricht nicht und ist den Umgang mit anderen Menschen nicht so gewöhnt…“, erkläre ich schließlich und hoffe, dass ich mich richtig ausgedrückt habe.

Unser Koch steht unbeeindruckt vor uns, ehe er sich erneut die Hand an der Schürze abwischt.

„Das hab ich schon mitgekriegt, Sonnenscheinchen, ne! Sieht man ihm schließlich an, ne! Na gut, das mit dem Reden jetzt nicht unbedingt, ne, aber so das er nicht so gerne so eng mit andern Menschen ist, das meine ich! Ne, also für mich ist das kein Problem.

Solange er seine Arbeit anständig macht, können wir die besten Freunde sein.

Und da jeder einfach seinen Bestellbon abkochen wird, kommen wir uns auch nicht in die Quere, ne?“, grinst der Hawaiianer und zieht sich die Schürze aus.

Noch immer erschlagen von den ganzen ‚Ne’s nicke ich, will es bei dem belassen.

Deswegen rede ich ungern mit ihm.

Sonst sage ich den ganzen Tag ‚ne’.

Wir plaudern noch ein bisschen.

Sasuke sieht sich ein bisschen um.

Ich sehe Sasuke an.

Ob er es wirklich hier schaffen wird?

Ich bin froh, dass er hier ist.

Dass er mich nicht verlässt.

Dass er leben will.

Aber was ist, wenn er das alles hier nicht bewältigen kann?

Wenn er zurück will?

Ich starre ihn an.

Was ist, wenn er irgendwann aufhören wird mich zu lieben?

Wenn wir auseinander gehen müssen.

Wenn wir uns nicht mehr lieben.

Plötzlich verschwimmt meine Sicht.

Ich sehe ihn nicht mehr.

Sehe nur diese Einsamkeit.

Wer garantiert mir, dass wir immer so zusammen sein werden, so wie heute Morgen im Bett?

Ich zucke zusammen, als mich etwas an den Ohren berührt.

Erschrocken sehe ich meinen Geliebten an, wie er mir gerade eine Kochmütze versucht aufzusetzen, sie mir aber sofort von der Stirn auf die Nase rutscht.

Er zieht sie mir wieder hoch und ich sehe seinen Mund lächeln.

Und plötzlich ist sie wieder da.

Die Sonne, die Wärme, das sichere Gefühl.

Ich lächle zurück.

Halte kurz seine Hand.

„Ist das deine Kochmütze? Musst du die tragen?“, dieses Mal setzte ich ihm seine Mütze auf und stelle erstaunt fest, dass sie an Ort und Stelle bleibt und nicht wie bei mir herunter rutscht.

Bei genauerer Betrachtung finde ich heraus, dass seine wild abstehenden Haare im Nackenbereich die ganze Konstruktion aufrechterhalten.

Leise muss ich kichern.

Ich sehe mich um.

Wir sind allein.

Wann sind die anderen gegangen?

Er nimmt meine Hand, setzt sich die Mütze ab.

Zusammen gehen wir durch das halbe Hotel, hinaus zur Terrasse, zum Strand hin.

Mittlerweile geht die Sonne unter.

Stumm betrachten wir das Farbenspiel.

Händchen haltend.

Beide lächelnd.

„Kommst du mich auch mal in der Küche besuchen?“, fragt er irgendwann leise.

Verwundert sehe ich ihn an.

Damit hätte ich nicht gerechnet.

Ich dachte, er schweigt sich wieder den Abend aus.

„Kann ich machen, aber wieso?“

Mein Herz klopft.

Ich werde bestimmt rot.

Er dreht sich zu mir um, der Wind zerzaust seine sonst ordentlichen Haare heute noch mehr, die letzten Strahlen der Sonne spiegeln sich in seinen großen, schwarz-braunen Augen wieder.

„Weil ich dich sehen will. Und weil ich will, dass du bei mir bist. Und weil du mein Essen essen sollst und nicht seins!“

Ich blinzele.

Und fange dann an zu lachen.

Grinsend schlinge ich meine Arme um ihn und ziehe ihn so dicht wie möglich an mich heran.

„Ich würde liebend gerne dein Essen essen, ne? Aber dann musst du mich auch mal besuchen kommen, Mister Casanova!“, ich will ihn küssen, höre ihn noch nuscheln, dass ich ja mit diesen ‚ne’ nicht anfangen soll, dann versinke ich schon in einem Sonnenuntergang-am-Strand-Kuss, der mich dazu zwingt meine Gedanken aus der Küche völlig zufrieden zu vergessen.

Ich ersäufe diese Zweifel.

Und gebe mich dem Kuss hin, wie es jedes Mädchen in einem kitschigen Liebesfilm tun würde.

Es fehlt nur noch die Musik, das Piano, im Hintergrund, die Beleuchtung und – Perfekt.

Es fängt an zu regnen.

Erst wenig, dann immer mehr.

Wir sehen ein wenig erschüttert hoch.

Sehen uns dann an.

Und lächeln beide, küssen uns erneut.

„Lass uns rein gehen. Sonst wirst du mir noch krank!“, lache ich und sehe mir meinen kleinen, begossenen Pudel an, wie er sich versucht die Haare aus dem Gesicht zu wischen.

Er nickt, nimmt meine Hand wie automatisch.

Ehe wir auf unsere beiden Zimmer verschwinden um uns kurz zu duschen, flüstere ich ihm noch zu, dass ich mit ihm eine Videonacht machen möchte.

Ich hab Lust auf einen Liebesfilm.

Routine

Kapitel 18
 

Routine
 

Ein halber Monat ist vergangen.

Zwei Wochen, in denen eigentlich nichts Großartiges passiert ist.

Natürlich waren mein Schwarzhaariger und ich die meiste Zeit zusammen, aber ab und an mussten wir uns auch trennen, da jeder von uns seiner Arbeit nachgehen musste.

Sasuke hat sein erstes offizielles Probekochen in der Küche schon mit Bravour bestanden und ist jeden Tag mit Yoshiro zusammen für das Abendessen zuständig, da immer mehr Gäste sich entschieden haben unser nun köstliches Essen auch am Abend hier einzunehmen, seitdem ein gewisser Schwarzhaariger Koch bei uns erschienen ist.

Seitdem hört man immer häufiger die Frage der Gäste bei der Bestellung, ob dieser Junge da wäre. Der mit dem stoischen Blick.

Oder der, der so cool aussieht, sollte es sich bei den Gästen um die paar wenigen jungen Mädchen handeln.

Mich stört das immer weniger.

Klar, wollen sich viele noch an meinem Sasuke ranmachen, aber er hat diese wunderbare Angewohnheit, dass er immer total desinteressiert aussieht.

Und wenn ihn wieder ein hübsches Mädchen eine Liebeserklärung gemacht hat in der Stadt und sie buchstäblich an seiner unleserlichen, gelangweilten Mimik verzweifelt, mein Schwarzhaariger wortlos an ihr vorbei geht, da springt das kleine Teufelchen auf meiner Schulter schon jauchzend auf und ab und selbst das Engelchen zeigt dem Mädchen den Mittelfinger hinter versteckter Hand.

Tja, Sasuke ist meiner!

Glücklich betrete ich die Küche, grüße kurz Yoshiro und sehe, wie mittlerweile jeden Abend, mal nach meinem Sasuke.

Wie jeden Abend hat mir mein Freund mein Abendessen vorbereitet und hingestellt.

Irgendwann hat er einfach damit angefangen und, - was mich am meisten verwundert -, er weiß ganz genau, was ich an diesem Abend essen will.

So esse ich grinsend sein liebevoll zusammen gekochtes Mahl und beobachte ihn, wie er die Pfannen schwingt und Yoshiro scheinbar mit sich selber redet.

Seit Sasuke hier ist, bin ich nicht mehr derselbe.

Ich bin glücklicher und nicht mehr so schwer zur Ruhe zu bringen.

Wenn ich jetzt wieder etwas zu hektisch werde, schickt man mich immer für ein paar Minuten in die Küche, wo ich mir meine tägliche, stündliche Portion Sasuke abholen soll und alles ist wieder gut.

Sasuke geht es auch gut.

Er beschwert sich zumindest nicht.

Er scheint auch gelöster zu sein.

Ich sehe ihn öfters lächeln und manchmal, da wandert sein linker Mundwinkel auch bei anderen Leuten ein Stück nach oben.

Als ob er lächeln wollte.

Es ist komisch die verblüfften Gesichter des Gesprächspartners dann zu sehen.

So eine Mischung von Überraschung und Entsetzten.

Freie Zeit verbringen wir am liebsten gemeinsam.

Morgens in aller Frühe muss Sasuke mit Kakashi Einkäufe für die Küche erledigen, aber das macht ihm nichts, da mein Herzallerliebster Frühaufsteher ist und mich jedes Mal nach dem Einkauf weckt und mit mir zusammen zum Frühstück geht.

Nach dem Frühstück machen wir unterschiedliche Sachen.

Meistens zwar auch gemeinsam, aber manchmal muss ich leider auch arbeiten und er muss sich dann mit Zeitungslesen oder etwas anderem beschäftigen.

Ab Mittag arbeiten wir beide bis abends.

Er arbeitet länger als ich, aber das bringt eben das Essen mit sich, da sich dank unseres neuen Koches, wesentlich mehr Gäste zu unserer Herberge wagen.

Da ja der Blick aufs Meer einmalig ist und das Essen eine Köstlichkeit!

So stand es letzten Mittwoch in der Zeitung.

Sasuke hat den Artikel ausgeschnitten und Iruka gebracht.

Mein Ziehvater hat geheult und Sasuke geknuddelt.

Er kann es manchmal nicht lassen.

Aber er meint es nicht böse.

Und Kakashi unterhält sich scheinbar mit meinem Freund morgens recht gut.

Also er redet, scheint dabei Sasukes Antworten zu erraten oder, ach keine Ahnung.

Jedenfalls verstehen sie sich echt gut.

Und ich bin froh.

Manchmal unternehmen wir auch etwas zu viert.

Dann gehen wir in die Stadt, oder wie letzten Sonntag, fahren einen Tag in die Berge.

Ein bisschen frische Luft, ein paar Wiesen und Berge und dazu noch mein Schwarzhaariger nur für mich.

Man könnte fast sagen, bei uns ist Friede, Freude, Eierkuchen.

Maria schreibt regelmäßig.

Sie will natürlich wissen, wie es ihrem Kleinen geht, aber sie freut sich umso mehr, dass es Sasuke hier so gut geht.

Er schickt ihr Fotos.

Und sie ist ganz begeistert, dass er brauner geworden ist.

Ich weiß, dass er jetzt so gut wie niemals zuvor aussieht.

Ich sabbere ihm schließlich nicht umsonst nach, wenn er mir den Rücken zu dreht.

Aus dem Puppengesicht ist nämlich ein ziemlich gut aussehender Kerl geworden, der nur bei mir Emotionen zeigt und einen voll auf Playboy macht.

Da auf seiner Stirn steht quasi mein Name geschrieben.

„Gehen wir nachher laufen?“, fragt er mich per Zettel, da er die nächsten Bestellungen machen muss.

Das ist irgendwie auch etwas Neues.

Seit einer Woche laufen wir gemeinsam abends am Strand.

Neben den Wellen.

Das hat schon was Romantisches.

Ich glaube zwar, er macht es, weil er fit bleiben will, aber ich genieße es.

Er sieht nämlich auch verschwitzt gut aus.

Besonders dann, wenn er sich nach dem Laufen das Shirt auszieht und dann in die Wellen springt.

Dieses Bild kriege ich niemals wieder aus meinem Kopf.

Und das ist auch gut so!

Ich beende meine Speise und drehe mich breit lächelnd zu meinem Freund um.

„Klar, aber dann musst du mich abholen kommen, ich muss noch mal kurz zum Bahnhof Gäste abholen gehen, okay?“

Er nickt mir wieder minimal zu, aber es reicht mir.

So sieht unser Tag aus.

Abends laufen wir, gehen danach in dem wärmeren Meer etwas schwimmen, ehe wir zurück in die Herberge gehen und entweder gleich schlafen gehen, oder noch zusammen einen Film schauen, oder sonst etwas machen.

Er weint nachts nicht mehr im Schlaf.

Steht immer noch übertrieben lange auf dem Balkon und starrt das Meer an.

Manchmal macht er das den halben Samstag lang und nur in Boxershorts bekleidet.

Dann muss ich aufpassen, dass keiner auf den Balkonen rechts oder links ist, sonst muss ich ihm ein T-Shirt und eine Hose bringen, die er sich anziehen soll.

Ich darf hier als einziger sabbern.

Er hat sein Zimmer dekoriert.

Jetzt nichts großartiges, aber ich finde es trotzdem schön und bleibe gerne mal etwas länger um mir die Bilder an der Wand anzuschauen.

Auf dem Nachtisch ist ein Bild von uns.

Iruka hat es ihm geschenkt nach seiner ersten Woche hier.

Als Willkommensgeschenk.

Ein Foto von uns Vieren.

Nur dass ich und Sasuke vor meinen Eltern stehen und Kakashi und Iruka heimlich über unseren Köpfen ein kleines Herzchen mit ihren Händen gemacht haben.

Es ist kitschig, aber es ist ein Foto von uns.

Sein Kleiderschrank ist auch wesentlich voller.

Es ist erstaunlich.

Mir fällt es richtig schwer mir sein Zimmer vorzustellen in der Klinik.

Ohne meine Poster.

Ohne mein Zeug.

Wie sah sein Zimmer aus?

Ich stelle mir eigentlich immer nur einen weißen Raum ohne alles vor.

Aber so war er doch nicht.

„Na, Naruto! Musst du nicht los, ne? Hattest du nicht was von Gästen oder so was gebrabbelt? Ne? Die musst du doch abholen! Nee, also wenn die auf dich warten, ne, dann musst du die auch abholen, ne, sonst ist das ganz mies für unser Image und Iruka zieht uns die Ohren lang, ne!“, reißt mich Yoshiro aus den Gedanken.

Gott, sein Dialekt.

Ehe ich ein Lachen unterdrücken muss, schiebt mich mein Freund aus der Küche und scheucht mich mit einer Handbewegung weg.

Ich nehme es ihm nicht übel und mache mich an meine Arbeit.

Die Gäste am Bahnhof sind die typischen Touristen.

Schrille Kleidung.

Schwere Koffer.

Sonnenbrillen auf der Nase.

Ich bin sie gewohnt und leiere meinen Text herunter, natürlich mit einem Lächeln, schließlich wollen diese Leute einen schönen Urlaub am Meer haben.

Und sie bezahlen mir nebenbei mein Gehalt.

Ich hoffe nur, dass Sasuke bald auftaucht.

Vor der Herberge wartet er auch schon auf uns.

Mit den Händen in der Hosentasche sitzt er auf der Bank und starrt auf das Meer hinaus.

Er liebt auch diesen Anblick.

Und ich mag seinen verträumten Blick dabei.

Für jeden anderen sieht es eher so aus, als würde sich dieser Junge schrecklich langweilen.

Ich grinse ihm kurz zu und gebe ihm zu verstehen, dass ich gleich komme, da muss ich schon meine kleine Reisegruppe zur Rezeption bringen.

„Wer war denn das?“, fragt die Mutter hinter mir und wirft verstohlene Blicke hinter sich.

„Das war unser Koch!“, erwidere ich freundlich und hoffe sie bald loszuwerden.

„Der sah aber komisch aus…“, murmelt sie noch, ehe sie sich besorgt an ihren Mann wendet.

Kakashi taucht aus dem Nirgendwo auf.

Anscheinend hat er gehört, was hier gemunkelt wird und ehe ich meine berühmten Anfälle kriege, mischt er sich lieber ein.

„Oh, glauben Sie mir, der Junge da draußen kann kochen, dass selbst die Nobelrestaurants hier neidisch werden! Seien Sie unbesorgt und genießen Sie Ihren Urlaub!“, unauffällig schiebt er mich dabei hinaus, entlässt mich in meinen Feierabend.

Und ich entschwebe zu meinem Freund.

„Ich dachte, du wolltest mich abholen!“, seufzend lasse ich mich neben ihn auf die Bank plumpsen.

„Konnte nicht.“, antwortet er schlicht und streckt die Füße aus.

„Und wieso nicht?“, natürlich bin ich ihm nicht böse.

„Als ich rauskam, sah ich dich schon kommen mit denen und habe mich hingesetzt. Deshalb.“

Er zuckt mit den Schultern und sieht mich an.

Und ich könnte lachen.

Aber ich lasse es.

„Ich muss mich noch umziehen, wartest du oder kommst du mit?“, frage ich und lege meinen Kopf schief.

„Du lädst mich gerade dazu ein, dir beim Anziehen zuzugucken!? Machst du ne Piep-Show?“, fragt er scheinbar amüsiert und hebt die eine Augenbraue hoch, so wie er es immer tut, wenn er loslachen könnte, es aber nicht tut.

Und ja, ich lache innerlich auch auf, wenn ich mir vorstelle, wie ich für meinen Schwarzhaarigen strippe.

Wahrscheinlich würde ich mich spätestens bei der Hose verheddern und höchst elegant und sexy auf den Hintern fallen.

Ich laufe rot an.

Und verschwinde grummelnd.

Das war nicht nett.

Zehn Minuten später stehe ich wieder vor ihm, in Trainingsklamotten und mit einer Schnute.

„Wollen wir?“, frage ich etwas beleidigt und will es nur vergessen.

Er steht seufzend auf, schüttelt kaum merklich den Kopf.

Plötzlich kommt er mir ganz, ganz nah und ich kriege Herzrasen.

Seine Augen sehen mich neutral an, und doch versinke ich mal wieder.

Ich habe ihn schon tausend Mal in die Augen gesehen und jedes Mal geht es mir gleich.

Ich träume und bin gefangen.

Oder hoffnungslos verliebt, aber das sucht sich bitte jeder selber aus.

Gerade will ich fragen, was los ist, da legt er den Kopf schief.

Gott, küssen wir uns jetzt?

Verwirrt wie immer stehe ich da und warte nur auf das, was da auch immer noch kommen mag.

Und so schlecht ist es jetzt auch nicht.

Ehe ich mich versehe, streicht mir Sasuke über die Wange und beißt mir fast schon zärtlich in das Ohrläppchen.

Meine Nackenhaare stellen sich auf und ich muss ein Keuchen unterdrücken, aber ich bin nicht umsonst nervös.

Das hat er nämlich noch nie gemacht.

„Danke für das Angebot, aber erst mal will ich dich verschwitzt sehen!“, flüstert er noch, ehe er sich mit einem wahrhaftigen Grinsen abwendet und ein Stückchen vorjoggt.

Warum?

Weil ich gerade einer Tomate Konkurrenz mache und ihm nun eine halbe Stunde hinterher jagen werde, weil er wieder den absoluten Playboyspruch gebracht hat.

Verdammte Fantasie!

Und dann auch noch ins Ohr pusten!

Argh!

Hormone sind eine schreckliche Sache.

So hetze ich ihm eine ganze Stunde hinterher, ehe wir ins Wasser abtauchen um unseren Schweiß abzuwaschen.

Hier nutze ich die Gelegenheit und tauche seinen kleinen, perversen Kopf ins klärende Wasser und ringe auch hier im lauwarmen Wasser ein wenig mit ihm, bis ich gar nicht mehr sauer bin und nur die Zeit mit ihm genieße.

Müde und erschöpft legen wir uns in den Sand und betrachten den Himmel.

Ich will Sterne sehen.

„Noch sauer?“, fragt mein Lieblingsschwarzhaariger irgendwann leise und piekst mich in die Seite.

Ich muss lächeln.

„Wann war ich dir je lange sauer?“, ich drehe mich zu ihm um und grinse nur noch breiter.

„Ich hab das gemocht!“, sagt er.

Ich könnte lachen.

„Was hast du gemocht?“

Er wühlt im Sand herum.

„Dass du mich gefragt hast, ob ich mit zu dir komme.“

Ich lache.

Rolle mich zu ihm herüber.

„Ach, wolltest du also doch nur einen Strip von mir sehen?“

Er lässt den blöden Sand in Ruhe.

Kratzt sich an der Wange.

Wischt mir schließlich den Sand vom Oberkörper und dem Oberarm.

„Weiß nicht. Wahrscheinlich hätte ich es dann gelassen…“

Manchmal verzweifle ich an seinen Aussagen, hatte ich das erwähnt?

„Was meinst du…?“

Er seufzt.

Sieht zur Seite.

„Dann hätte ich dir nicht mehr ins Ohr gebissen.“

Seht ihr, was ich meine?

„Hattest du das eingeplant?“, ich rutsche näher zu ihm, hebe seinen Kopf ein wenig an.

Hey, wenn er schon schöne Augen hat, will ich auch, dass er mich damit anguckt!

„Ich wollte dich küssen.“

„Und was hat dich daran gehindert?“, nun befreie auch ich ihn von den Sand auf seinem Oberkörper.

„Das war mir nicht mehr genug.“

Verwundert sehe ich ihn an und halte einen Moment inne.

„Was meinst du?“

Ich komme mir so doof vor.

„Ich wollte dich nicht nur kurz küssen. Auch nicht lang. Ich wollte mehr!“, seine Augen sehen mich prüfend an.

Wahrscheinlich denkt er, dass ich wie die Jungfrau Maria jetzt schreiend wegrenne.

Doch ich muss nur lächeln, bin plötzlich ganz ruhig.

„Wolltest du wissen, wie ich schmecke?“, er nickt langsam und ich rutsche näher.

„Wolltest du wissen, wie ich hier schmecke?“ und dabei küsse ich ihn hinter dem Ohr.

„Ja…“, murmelt er und wird eine Spur röter.

„Wolltest du wissen, wie das hier ist?“, dabei küsse ich seine Schulter.

Sie schmeckt nach Salz und Sand.

Er brummt zustimmend.

Wird unruhiger im Liegen.

„Wolltest du mich hier anfassen?“, ich weiß zwar nicht woher, aber plötzlich mutig geworden lege ich meine Hand auf seinen Hintern und zwicke ihn kurz.

Schön.

Knackig.

Hüstel.

Er zuckt kurz zusammen.

Reagiert unsicher.

Herrlich nervös.

Als hätten wir die Rollen getauscht - er ist der kleine Junge und ich der Playboy.

Um ihn zu erlösen, küsse ich ihn leidenschaftlich und lasse das Thema auf sich beruhen.

Mir reicht es zu wissen, dass er scheinbar auch Hormone hat, die mit ihm durchgehen.

Auch wenn er sie nicht so gut ausdrücken kann, schätze ich.

In seinem Schädel geht einfach noch zu viel um.

Zu viel, was er für sich behält.

Aber wir haben Zeit.

Wir leben zusammen.

Wir sind zusammen.

Das Glück ist auf unserer Seite.

Sonnenuntergang und Strandfest

Kapitel 19
 

Sonnenuntergang und Strandfest
 

Heute ist endlich der große Tag.

Unsere Herberge wird nun offiziell und endlich vollständig eröffnet.

Natürlich ist gerade heute wieder so ein Tag, an dem es so viel zu tun gibt, dass man sich dreiteilen könnte.

Ich renne schon seit 5 Uhr in der Früh nur hin und her.

Versuche noch schnell dieses und jenes zu erledigen und meinen Eltern zu helfen.

Iruka ist schon völlig erledigt, dabei ist gerade erst Mittag.

Das Telefon klingelt Non-Stop, er muss die neuen Zimmermädchen einweisen und deren Räume kontrollieren.

Kakashi muss die letzten Handwerker zur schnelleren Arbeit anheizen und noch letzte Besorgungen machen.

Es gibt viel zu tun.

Und somit kommen wir zu den letzten beiden Arbeitern, die noch wesentlich früher aufgestanden sind als ich und heute wahrscheinlich auch nicht viel eher schlafen werden als ich.

Yoshiro und Sasuke bereiten seit zwei Tagen alles für heute Abend vor.

Zur Eröffnung wurde ein großes Strandfest organisiert.

Mit Grillfleisch, Musik, Buffet, Sternen, dem Meer und so viel zu Essen, dass es locker für 500 Personen reichen muss, denn wir und alle anderen Hotels in unserer Nähe sind ausgebucht.

Die Tische und Bänke müssen aufgestellt werden.

Das ganze Essen muss klein geschnitten, gewaschen, geschält, gewürfelt, in Streifen geschnitten, püriert, gewürzt und, -was weiß ich nicht alles-, zubereitet werden.

Es gibt so unglaublich viel zu tun.

Und wir alle bemühen uns, dass der Abend ein voller Erfolg wird.

Yoshiro muss heute Abend den Grill alleine schmeißen, dafür musste Sasuke heute Früh alles vorbereiten.

Wenigstens kann ich ihn heute Abend sehen.

Ich vermisse ihn ziemlich.

Auch wenn es nur ein Tag ist.

„Naruto, du kannst jetzt Feierabend machen, zieh dich um und dann ab mit dir!“, erlöst mich mein Vater und ich kann nicht anders als einen kleinen Luftsprung zu machen.

Ich flitze in die Küche, doch finde nur den Hawaianer und verdünnisiere mich schnell.

Bevor Yoshiro anfängt mit mir zu reden.

Denn nur weil Sasuke ihm nicht antwortet, heißt das nicht, dass er schweigen würde.

Eher das Gegenteil.

Und wenn es Stress gibt, redet der liebe Yoshi nur noch mehr.

Wo könnte Sasuke nur sein?

Ich schleiche in mein Zimmer, ziehe mich schnell um.

Er ist bestimmt müde.

Oder er steht gelangweilt auf dem Balkon und wartet schon die ganze Zeit auf mich.

Genervt, weil er den ganzen Tag eine Quasselstrippe neben sich am Arbeiten hatte und aufpassen musste, dass er keinen Finger dabei verliert.

Ich richte meine Haare, will gut aussehen.

Schließlich genieße ich meinen freien Abend mit meinem Freund bei einer Strandeinweihungsparty.

Ich stelle mir einen romantischen Abend am Strand vor.

So richtig schön spießig.

Ich klopfe an seine Türe.

Es hängt sogar ein Schild dran.

‚Sasuke U. Bitte Klopfen’.

Ich klopfe einmal und öffne die Türe.

Ich höre die Dusche und auf seinem Bett liegen seine dreckigen Klamotten.

Er muss gerade Feierabend gemacht haben.

Grinsend werfe ich die dreckige Wäsche in die nächste Ecke und breite mich auf dem Bett aus.

Es ist schön weich und riecht nach ihm.

Ich schließe meine Augen und lausche dem Rauschen des Wassers.

Nur eine Wand trennt uns.

Vielleicht höre ich ihn sogar unter der Dusche singen?

Aber das glaube ich irgendwie nicht.

Wäre auch ein bisschen seltsam.

Ich seufzte leise.

Verschränke die Arme hinter meinem Kopf.

Döse ein bisschen vor mich hin.

Das Wasser wird abgestellt.

Ich seufzte erleichtert, als ich einen Schatten über mir spüre und mir bald schon Wassertropfen ins Gesicht tropfen.

Es riecht nach seinem Shampoo.

„Vielleicht bist du ja zu müde um mit mir aufs Strandfest zu gehen…?“, murmele ich leise und lasse meine Augen geschlossen.

Mir landet etwas Weiches und dennoch feuchtes im Gesicht.

Während ich es mir vom Kopf ziehe, fällt mir eigentlich nur auf, dass dieses Etwas nass ist und weich.

Es ist Sasukes Handtuch.

Knallrot betrachte ich es und versuche krampfhaft nicht hochzugucken, denn mit dem Rücken zu mir, da steht ein nackter Sasuke, der sich gerade Sachen zum Anziehen heraussucht.

Er ist nackt!

Und ich halte in meinen Händen das, was er bis eben noch an hatte um seine Scham zu verdecken.

Ich muss ein hysterisches Kichern unterdrücken.

Ich sollte mich meiner Hormone schämen, aber das klappt noch nicht so ganz.

„Wie lange willst du das Handtuch eigentlich noch anstarren?“, fragt er mich irgendwann leise.

Zu meiner Erleichterung ist er nun angezogen.

Und zu meiner absoluten Entzückung sieht er fantastisch aus.

Das Haar noch ein wenig nass.

Die Freizeit Sachen stehen ihm immer noch am Besten.

Und meine Kette, die er sich umgehangen hat.

Ich hab sie ihm hier gelassen.

Eine kleine, silberne Kette mit einem schwarzen Panther.

Ihm steht sie tausend Mal besser als mir.

Ich starre ihn an.

Und er nimmt es grinsend zur Kenntnis.

„Ich kämme mir eben noch die Haare…“, schon verschwindet er und ich lasse endlich das Handtuch los.

Es wäre peinlich, wenn ich an diesem riechen würde, oder nicht?

„Ich hoffe du hast auch Hunger!“, lache ich und warte ungeduldig.

Nickend kommt er auf mich zu, versucht seine Haare am Hinterkopf zu glätten.

Ich schnappe mir seine Hand und stürme los.

Die Sonne ist noch am Himmel, aber das Fest geht los.

Ich höre die Musik.

Rieche das leckere Essen.

Die Luft draußen riecht nach Salz und guter Laune.

So wie ein Strandfest klingen sollte.

So wie ich es mir vorgestellt habe.

Noch sind nicht zu viele am Strand.

Wir schauen uns um.

Begrüßen die, die wir kennen.

Ich grüße Yoshi gründlich, nur Sasuke bleibt von ihm fern.

Schließlich arbeitet sein Kollege gerade am offenen Feuergrill.

Und Feuer ist ihm nicht geheuer.

Aber niemand nimmt es ihm krumm.

So bringe ich ihm sein Grillfleisch und er hat uns ein schönes Plätzchen reserviert.

Wir essen und lauschen der Musik.

Ob ich ihn zum Tanzen kriege?

Nachdenklich sehe ich ihn an.

„Was ist? Du siehst so abwesend aus…?“

Seinen Blick kann ich irgendwie nicht zuordnen.

Um uns herum sind die Leute ausgelassen, fröhlich, manche tanzen.

Unser Essen ist erst zur Hälfte verschlungen.

Die Sonne senkt sich langsam.

Plötzlich steht er auf.

Und geht ein paar Schritte.

Schnell laufe ich ihm nach, finde ihn am Wasser mit nachdenklichem Blick hinaus auf den Horizont.

Energisch packe ich ihn an der Schulter.

„Was ist los??“, frage ich nur noch aufgebracht und versuche ihn zu verstehen.

Mein Schwarzhaariger senkt seinen Blick.

Schrumpft vor meinen Augen zusammen.

Ich nehme ihn in den Arm.

Wärme ihn.

„Was hast du denn?“, frage ich noch mal sanft und kraule etwas seinen Nacken.

Ich muss ihn eine ganze Weile lang kraulen.

Nur zaghaft höre ich seine Stimme.

„Ich habe nicht das Gefühl hierhin zu gehören…“, flüstert er.

Ich kraule ihn weiter und spende ihm soviel Nähe, wie ich kann.

„Wieso hast du das Gefühl? Habe ich irgendetwas gemacht?“

Er schüttelt leicht den Kopf.

„Diese Menschen sind… normal. Und ich bin es nicht. Sie sind anders und beobachten mich…“

Seine Stimme ist so leise, dass ich ihn fast nicht hören kann.

Ich rücke ein bisschen von ihm ab, sehe ihm tief in die Augen.

„Sasuke… Sie beobachten dich nicht. Sie finden genau wie ich, dass du heute Abend besonders gut aussiehst. Und du bist nicht anders als sie. Du kommst dir nur komisch vor, weil du mit so vielen Menschen auf einmal etwas zusammen machst. Du bist normal, Sasuke. Du musst dir nur selber vertrauen und dich auf dieses Leben einlassen.

Du musst nicht wie jeder X-beliebige sein.

Du kannst du selber sein.

Das ist normal! Glaub mir doch, du bist normal!“, ich nehme ihn in den Arm, drücke ihn so dicht an mich, wie ich kann.

Ich höre ihn laut ausatmen.

Dann lehnt er seine Stirn an meinen Hals.

Genießt die Umarmung.

Ich muss lächeln.

„Du hast jetzt ein eigenes Leben, Sasuke… Genieße es doch…“

Er nimmt die Arme hoch und hält auch mich in den Arm.

„Mache ich doch gerade…“, murmelt er in meine Schulter und kuschelt sich an mich.

Solche Momente liebe ich.

Es ist, als gehöre uns ganz allein dieser Strand.

Niemand sonst ist hier.

Niemand kann uns sehen, hören.

Er nimmt meine Hand.

„Ich bin übrigens sehr froh, dass du hier bist… Und dass du du bist.“

Ich kraule seinen Nacken, genieße seine weichen Haare.

Er gibt irgendeinen brummenden Laut von sich.

„Na komm schon, lass uns zurückgehen und ein bisschen was Essen. Nachher kommt doch auch diese lustige Band! Ich will tanzen!“, ich versuche ihn aufzumuntern.

Er brummt wieder.

„Ich tanze aber nicht…“

Leise kichere ich, reibe meine Wange an seiner und freue mich, dass er wieder etwas beruhigt ist.

„Och komm, versuch es!“, mit meinem besten Dackelblick versuche ich ihn weich zu kochen.

Schweigend betrachtet er mich ein paar Sekunden, ohne wirklich eine Regung zu zeigen.

„Ich kann nicht tanzen!“, sagt er leise und wendet sich ab.

Anstatt weiter mit mir zu reden, geht er wieder.

Natürlich stolpere ich ihm nach.

Bestimmt packe ich ihn am Handgelenk.

„Renn doch nicht immer weg!“, wütend reiße ich ihn zu Boden, schlage vor Wut glatt in den Sand direkt neben seinem Kopf.

Meine Faust schmerzt.

Und sein Gesicht verwundert selbst mich.

So erschrocken habe ich ihn auch noch nie gesehen.

Als hätte ich ihn gerade wirklich eine hereingehauen.

Als hätte ihn irgendwer, Itachi oder sonst wer, wieder geschlagen.

Ich bin frustriert.

Weil ich ihn doch noch nicht genug verstehe.

Ich möchte es.

Ich möchte es so sehr, aber in seinem Schädel herrscht immer noch ein Wirrwarr, dass ich nicht begreife.

Mir ist zum Heulen.

„Warum rennst du immer weg? Warum erklärst du mir nicht die Dinge? Ich will dich doch begreifen…“

Mir laufen die Tränen.

Binnen von Sekunden ist meine Sicht verschwommen und meine salzigen Tränen tropfen meinem Geliebten ins Gesicht.

Wenigstens schaut er nicht mehr erschrocken.

Trotzdem bleibt er wie versteinert liegen.

„Jetzt sag doch endlich mal was, verdammt noch mal!“, fluche ich und haue ihm gegen den Arm.

Er zuckt kurz zusammen, schließt seine Augen und seufzt.

„Ich bin mit dem Kopf gegen einen Stein geknallt…“, murmelt er irgendwann und erschrickt mich fast zu Tode.

Schnell mustere ich sein Gesicht genauer, helfe ihm sich aufzurichten.

Tatsächlich, da wo sein Kopf war, lag ein kleiner Stein.

Er fast sich ächzend an den Hinterkopf.

Nervös kauere ich neben ihm, habe ganz vergessen, dass ich wütend war, frustriert.

Als er seine Hand betrachtet, ist da tatsächlich ein bisschen Blut.

Mir wird schlecht.

„Es geht schon wieder…“, murmelt er und nimmt mich in den Arm.

Ich weine wieder leise, flüstere immer wieder, dass es mir Leid tut.

„Naruto, nicht weinen… Es geht doch schon wieder…“

Selbst er schafft es kaum, mich zu beruhigen.

Er streicht mir über den Rücken, krault meinen Nacken, gibt sich Mühe, mich zu beruhigen.

Eben noch will ich auf ihn einprügeln, nun liege ich weinend in seinen Armen.

Kein Wunder, dass er nicht mit mir reden will.

„Wenn du aufhörst zu weinen, erklär ich es dir auch… aber vorher brauche ich was zum Kühlen für meinen Kopf…“, fleht er irgendwann leise und ich sitze sofort stramm auf seinen Schoß.

„Wirklich?“, frage ich verheult und wische mir mit dem Ärmel über die Augen.

Er nickt, sieht leicht verzweifelt aus.

Er kann mit meinen Tränen nicht viel anfangen, weil er nicht genau weiß, wie er mich trösten kann.

Zum Trösten braucht er Worte, die er meistens nicht sogleich findet.

Und mich weinen zu sehen, hasst er wie die Pest.

Er nimmt meine Hand, steht langsam auf.

Er schwankt ein bisschen.

Sofort stütze ich ihn und gehe langsam mit ihm zurück.

„Nur etwas schwindelig…“, murmelt er leise zu mir und versucht mich zu beruhigen.

„Nur, weil ich mich nicht unter Kontrolle hatte…“, flüstere ich verärgert und kämpfe mit dem schlechten Gewissen.

„Das kann passieren, Naruto… Ich hab auch zu wenig gegessen…“

In Gedanken notiere ich mir, dass er nachher einen großen Teller von mir bekommen wird, mit seinem liebsten Essen und ich werde ihn höchstpersönlich füttern.

Im Zimmer angekommen, suche ich erstmal die Wunde am Hinterkopf, reinige sie und versuche sie so gut es geht zu verarzten. Schließlich hat er eine kleine Platzwunde mitten in seiner herrlichen Haarmähne.

Sie ist nicht groß, aber ich mache mir schließlich doch Vorwürfe.

„Naruto, setzt dich…“, meint er irgendwann unwirsch.

Ich will ihm brav folgen und mich neben ihn setzten, aber er zieht mich auf seinen Schoß.

Er sieht mich ein paar Sekunden lang an, scheint zu überlegen, wie er anfangen soll.

„Erstmal: Ich kann nicht tanzen und ich mag es nicht. Ich habe keinen Rhythmus und vor allem mag ich es nicht, weil Itachi immer mit mir tanzen wollte… Musik und Ich ist wie die graue Wand und du. Das geht mal gar nicht.“

Ein wenig muss ich schmunzeln.

Ich weiß nicht wohin mit meinen Händen.

Er scheint es zu bemerken.

Nimmt meine Arme und legt sie sich um den Hals.

„Machst du meine Haare wieder ein bisschen ordentlicher?“, fragt er und weiß, dass ich es mir eigentlich wünsche ihm wieder ein wenig näher zu sein.

Ich gebe mir Mühe und beginne mit meinen Händen seine Haare durchzukämmen.

Es beruhigt mich tatsächlich.

Ganz erstaunt von dem plötzlichen Gefühlswechsel, höre ich ihm weiter zu.

„Du sagst immer, ich sei normal, aber das glaube ich nicht. Kein normaler Mensch würde sich zwei ganze Tage darüber den Kopf zerbrechen, wie er dich nach Einbruch der Dunkelheit vom Strand und Fest wegkriegt, nur weil da ein paar unbedingt ein großes Lagerfeuer machen wollen! Du würdest nicht die ganze Nacht wachliegen bleiben und dir den Kopf darüber zerbrechen, wie du den Abend genießen sollst, wenn du von all diesen Menschen umgeben bist, wenn du weißt, dass da gegrillt wird und es zum Scheiterhaufen später auch noch kommt. Ich weiß, dass du dich auf das Fest gefreut hast. Und dass du dir was erhofft hast, aber ich hab für so was gerade einfach nicht die Nerven….“, er sieht zum Fenster.

Langsam geht die Sonne unter.

Ich lege meine Stirn an seine.

Schließe meine Augen und atme hörbar aus.

Ich spüre, dass er unruhiger wird.

„Ich mach dir dein Fest kaputt…“, sagt er irgendwann bestimmt.

Ich sehe zu ihm auf, komme ihm ganz nah.

„Du dir deines doch auch….“, es klingt traurig.

Ich küsse ihn.

Wenigstens war er ehrlich zu mir.

„Lass uns einfach hier bleiben…“, resignierend lege ich meinen Kopf an seine Schulter.

Also kein romantischer Spaziergang am Strand.

Kein gegenseitiges Füttern.

Kein verliebtes Turteln mitten unter all den anderen Menschen.

Ich bin ein wenig enttäuscht.

Sicher, jetzt verstehe ich ihn, aber ich hätte niemals gedacht, dass seine Angst vor Feuer sich verschlimmert hätte.

„Vorletzte Nacht hatte ich einen Alptraum… Und ich habe wieder nachts geweint….“, flüstert er und jagt mir einen gewaltigen Schrecken ein.

Sein Blick liegt immer noch trübe auf der untergehenden Sonne.

„Was hast du denn geträumt?“

„Hattest du schon mal das Gefühl, dass du Dinge tust, die du nicht tun willst, aber du musst deinem Ich zusehen, wie es diese Dinge tut?“

Sanft nehme ich sein Gesicht in die Hände.

Zwinge ihn so, mich anzusehen.

Seine Augen wirken bedrückt.

Als hätten wir wieder einmal die Seiten getauscht und er würde jede Sekunde losheulen.

„Ich habe die Herberge abgebrannt…. Und mich wie… Itachi… aufgeführt.“

Mir jagt ein kalter Schauer den Rücken hinunter.

Gleichzeitig muss ich lächeln.

Ich nehme sein Gesicht, drücke es ganz, ganz fest an meine Brust und schmuse mit ihm.

„Baka! So etwas würdest du nie tun…“

Ich gewähre ihm Luft.

Aber halte ihn immer noch ganz fest.

„Erstens: Nur weil du mit diesen Psychopathen verwandt bist, heißt das nicht, dass du genauso brutal bist wie er.

Zweitens: Du kannst ja nicht mal am Kamin im Wohnzimmer vorbei gehen, wie willst du dann unsere Herberge in Brand stecken?

Drittens: Es war ein Alptraum, die sind dazu da, uns so zu erschrecken, dass uns unsere Verletzlichkeit wieder in den Sinn kommt. Weißt du warum du so schlecht geträumt hast?

Weil du jetzt eine ganz lange Zeit einfach nur zufrieden und glücklich warst. Du warst unter normalen Menschen, die dich akzeptiert haben, so wie du bist.

Das hat dir einfach Angst gemacht.

Deswegen hattest du den Alptraum, dass ist völlig normal.

Wichtig ist nur, dass du solche Sorgen nicht in dich hinein frisst. Dass du sie jemanden erzählst.

Und solltest du meinen, dass du sie mir nicht erzählen kannst, aus welchen Gründen auch immer, dann schreib wenigstens Kakashi einen Brief und erkläre es ihm. Der wird dir schon wieder den Kopf gerade rücken…“

Er nickt kaum merklich, umarmt mich einfach nur noch.

„Dass mit deiner Angst vor Feuer können wir vielleicht nach für nach verbessern. Wie wäre es, wenn wir nur kurz runter gehen, uns etwas zu Essen holen und uns dann einfach runter an die Wellen setzen, da wo keine anderen Menschen sind und wir uns die Sterne anschauen können…“

Dann werde ich eben heute Abend für Romantik sorgen.

„Du wolltest tanzen…“, murmelt er leise und sieht geknickt zu Boden.

„Tanzen kann ich immer noch, aber jetzt sehe ich zu verheult, du siehst zu zerknittert aus, außerdem finde ich, wird es Zeit, dass du mal vernünftig isst und wir nach dieser harten Arbeit heute entspannen können, du nicht?“

Er nickt kaum merklich, lehnt sich gegen mich.

„Deinem Kopf geht es doch wieder besser, oder?“

Besorgt wuschele ich ihm durch die Haare.

Kein Blut mehr.

Ich atme auf.

„Solange ich keine plötzlichen Bewegungen mache, ja…“

Zufrieden mit dieser Antwort schnappe ich mir seine Hand, führe ihn aus dem Zimmer hinaus.

Am Strand ist wesentlich mehr los.

Und Sasuke hatte recht: Es gibt ein großes Lagerfeuer.

Kaum, dass er es sieht, drückt mein Schwarzhaariger meine Hand fester.

Ich ziehe ihn zum Strandbuffet.

„Wehe, du isst nicht vernünftig!“, mit diesen Worten schaufele ich auf seinen und meinen Teller Kroketten, Gemüse, Fisch und Fleisch.

Letztendlich war der Abend doch noch sehr schön.

Wir haben gemeinsam gegessen.

Ich habe leise gesungen.

Er hat mich sogar ein paar Mal gefüttert. So wie ich es mir gewünscht habe.

Wir sind am Strand eingeschlafen.

Die Sterne funkelten an diesem Abend nur für uns.

So schlimm war mein erstes gemeinsames Strandfest dann doch nicht.

Auf seine eigene Art und Weise, war es sogar richtig schön.

Tigern, taumeln, Alltagstrott

Kapitel 20
 

Tigern, taumeln, Alltagstrott
 

Schlimm war das Erwachen am nächsten Morgen.

Es war kalt, unbequem und ich wurde krank.

So krank, dass ich ganze vier Tage im Bett lag und mich zu Tode langweilen musste.

Ich bekam Medikamente, sogar Wadenwickel und durfte nichts als schlafen.

Sicher, mich besuchten meine Eltern und Sasuke brachte mir täglich meine Suppe persönlich hoch, aber lange blieb er nie, da es viel zu tun gab und er sich nicht bei mir anstecken durfte.

Kurz um: Ich hasste es.

Ich war einsam.

Krank.

Und ich war tierisch angepisst.

Endlich gab es mal ein paar Fortschritte zwischen Sasuke und mir und dann so etwas.

Ich war gar nicht damit einverstanden.
 

Am dritten Tag hat er mir dann Briefe mit zu meiner Suppe gebracht.

Das hat geholfen.

Er muss sie am Vorabend geschrieben haben.

Ich finde es sehr lieb von ihm.

Ich würde ihn glatt küssen, wenn ich es so einfach dürfte.

Ich kann es kaum erwarten, wieder gesund zu sein.

Ich sehne mich nach unserer gemeinsamen Zeit.

Ich habe schon ganz vergessen, wie seine Stimme klingt.

Am nächsten Morgen darf ich schon wieder normal arbeiten.

Trotzdem kriege ich von Iruka nur die einfachen Aufgaben und darf sogar viel früher Feierabend machen, damit ich mich ausruhen kann.

Nur leider habe ich Sasuke nicht gesehen.

Er war heute nicht in der Küche.

Meinen inneren Wunsch folgend, klopfe ich abends an seine Zimmertüre.

Ich höre keinen Laut.

Trotzdem betrete ich mit wummernden Herzen das Zimmer meines Liebsten.

Es ist dunkel und etwas stickig.

Seit wann macht er denn die Vorhänge zu?

Ich warte, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, dann suche ich den Raum nach meinem Schwarzhaarigen ab.

Ich will ihn sehen, Herr Gott noch mal!

Meine Suche endet an seinem Bett.

Mit einem feuchten Tuch auf der Stirn liegt er im Bett und schläft.

Besorgt setze ich mich neben ihn.

Ist er auch krank geworden?

Hat er sich bei mir angesteckt?

Warum hat mir denn niemand gesagt, dass er krank im Bett liegt?

Er scheint tief und fest zu schlafen, denn er rührt sich keinen Millimeter, als ich mich näher neben ihn setze.

Besorgt streiche ich ihm über die Wange.

Sie ist immerhin nicht heiß, also hat er wohl kein Fieber.

Mir fällt ein Stein vom Herzen.

Vielleicht ist er ja doch nicht krank.

Nur erschöpft.

Ich nehme das Tuch von seiner Stirn.

Es ist nicht mal mehr nass.

Dafür sehe ich etwas anderes: Sasuke hat ein Pflaster auf der Stirn.

Verwirrt betrachte ich ihn.

Sollte ich gehen?

Was ist los mit ihm?

Ich mache mir Sorgen.

Weil ich nicht weiß, was los ist.

Nein, ich werde hier warten, bis er aufwacht.

Ich will von ihm hören, was passiert ist.

Und ich will es genießen ihm so nahe zu sein.

Ich bin auch ganz leise.

Irgendwann, ich weiß nicht wann, fängt er an zu blinzeln.

Ich habe seine Wange die ganze Zeit gestreichelt.

Verwundert sieht er mich eine Sekunde lang an, dann wischt er sich verschlafen den Sand aus den Augen und richtet sich auf.

„Naruto? Was machst du denn hier?“, nuschelt er undeutlich.

Ich lächle.

Einfach weil es gut tut seine Stimme wieder zu hören.

Oder meinen Namen aus seinem Mund zu hören.

„Ich wollte dich besuchen kommen… Aber du hast geschlafen…“

Den Rest verschweige ich noch.

Sicher weiß er, wie neugierig ich bin.

„Es gab einen kleinen Unfall in der Küche…“, gesteht er leise und taucht das Tuch aus meinem Schoß wieder in die Schale mit Wasser auf seinem Nachtisch.

Brummend drückt er sich das kühle Tuch auf die Stirn.

Ich lasse ihm Zeit, schließlich weiß ich, dass er es mir erzählen wird, diesen ‚Unfall’.

Ich muss ihm wahrscheinlich nur Zeit lassen.

Nach dem Aufstehen ist er nicht so schnell zum Reden zu bekommen.

Manche nennen so was Morgenmuffel, aber bei Sasuke ist es etwas spezieller.

Er redet eben ungern direkt nach dem Aufstehen.

„Ich war mit Yoshi in der Küche, er stand wieder am Gasherd und redete und redete und…“, seufzt er genervt und zieht die Augenbrauen zusammen.

„Ich versteh schon: Yoshi war abgelenkt vom Reden.“, helfe ich ihm aus, um ihn die viele Rederei zu ersparen.

Er nickt dankbar und zaubert mir ein Lächeln auf die Lippen.

„Ich brauchte was aus dem Schrank neben dem Herd und bin leichtfertig…“

„Du warst in der unmittelbaren Nähe vom Gasherd?“, frage ich erstaunt nach und bewundere ihn.

Normalerweise würde er keine fünf Schritte entfernt von dem Ding auch nur stehen, jetzt geht er sogar direkt zum Herd und holt etwas.

Es macht mich ein bisschen stolz.

„Ich brauchte die Marmelade… Die isst du doch so gerne…“, murmelt er verlegen und verdeckt sein ganzes Gesicht mit den Lappen.

Er wird sogar rot.

Ich quietsche vergnügt auf, werfe mich ihm um den Hals.

Knuddele ihn durch.

Er ist extra für mich diesem Gasherd zu nahe gekommen!

Es macht mich glücklich.

Dass er an mich denkt.

„Und was ist dann mit deiner Stirn passiert?“, frage ich ihn schließlich leise und schmiege mich an seine Wange.

„Yoshi kam aus Versehen mit der heißen Pfanne an meine Stirn. Jetzt sind ein paar Haare angesenkt und eine Brandwunde…“

Seine Stimme ist ganz nah an meinem Ohr.

Normalerweise würde ich jetzt besorgt sein, aber irgendwie bin ich es nicht.

Sicher, es tut mir Leid, dass er verletzt wurde, aber ich weiß, dass er es schaffen wird.

Es ist ja auch nichts Ernstes.

Er wird wieder.

Viel wichtiger ist, dass er jetzt hier bei mir ist.

Dass er mit mir redet.

Mich in den Arm nimmt.

Es ist egoistisch.

„Schon okay…. Ich hab dich auch vermisst…“, flüstert er mir in mein Ohr und streicht mir über den Kopf.

Als hätte er meine Gedanken gelesen.

Ich lächle ihn an.

„Wie lange musst du denn dieses Pflaster noch tragen?“

Er verzieht den einen Mundwinkel nach oben.

„Keine Ahnung. Iruka hat mich nach dem Vorfall erstmal aufs Zimmer geschickt, weiß nicht, ob ich morgen wieder Arbeiten soll…“

Ich atme tief seinen Geruch ein.

„Was hältst du von ein bisschen frischer Luft?“

Er schmunzelt, nickt nur ganz leicht und krabbelt aus seiner Decke heraus.

Ich husche schnell zum großen Vorhang, ziehe ihn kräftig beiseite, merke, wie mein Lieblingsschwarzhaariger zusammenzuckt.

Es weht ein kräftiger Wind.

Aber dafür riecht die Luft frisch und tut gut.

„Geht es dir gut?“, fragt er, während er sich neben mich stellt und mich mit schief gelegtem Kopf ansieht.

„Besser.“, lächle ich ihn an.

„Viel besser!“, korrigiere ich mich und strahle mit der Sonne um die Wette.
 

Ich sollte Recht behalten: Mit jedem Tag ging es mir wieder besser.

Ich fühlte mich besser, kräftiger.

Je öfter ich bei meinem Schwarzhaarigen war, desto besser ging es mir.

Er konnte am nächsten Tag schon wieder arbeiten.

Er kam dem Gasherd aber nie mehr wirklich nahe.

Nun hielt er sechs Schritte Mindestabstand.

Und Yoshi entschuldigte sich tausendmal.

Es war eigentlich ganz lustig.

Irgendwann hatte Sasuke seinem Kollegen einen Zettel auf den Tisch geknallt, dass er dem Hawaiianer alles verzeihen würde, wenn die Lebensmittel demnächst nicht mehr neben dem Gasherd verstaut werden, sondern irgendwohin, wo er auch drauf zugreifen kann.

Und so wurde die Küche schließlich umgeräumt.

Tatsächlich hat mein Schwarzhaariger seinem Kollegen sogar verboten sich noch einmal so viel zu entschuldigen.

Weil Sasuke nicht wusste, was er machen sollte, um den anderen zu beruhigen.

Oder was er tun musste, bis der andere glaubte, dass ihm verziehen worden war.

Abends habe ich Sasukes Stirn gekühlt.

Und seine Haare versucht zu retten.

Ich liebe diese Haare nun mal, da musste ich alles tun, um die filzigen Haare wieder zu glätten.

Wir waren oft am Meer.

Haben unsere Füße ins Wasser gesteckt und ein bisschen geredet.

Ich habe jede Sekunde genossen.

Ich denke, er auch.

Er hat sogar gelächelt.

Als ich weggeguckt habe, hat er gelächelt, ich habe es aus dem Augenwinkel heraus gesehen.

Es war gemein.

Aber ich lasse es ihm dieses Mal durchgehen.

Weil er gesagt hat „Ich liebe dich!“.

Unruhe

An dieser Stelle würde ich mich gerne noch einmal bei meinem Beta-Leser bedanken und allen für ihre Kommentare danken!

Ich hoffe ihr bleibt mir auch bei den letzten Kapiteln treu!
 

Kapitel 21
 

Unruhe
 

Seit 24 Stunden schwebe ich auf Wolke sieben.

Ich grinse wie ein Honigkuchenpferd.

Stehe da mit verträumtem Gesichtsausdruck.

Werde jedes Mal rot, wenn ich meinen Freund sehe.

Und höre ich, wie ein Mädchen dem Schwarzhaarigen hinterher schmachtet, kriege ich leicht hysterische Kicheranfälle, da mir dieser Kerl gestern erst eine Liebeserklärung gemacht hat.

Mir.

Am Strand.

Als die Sonne schon längst untergegangen war.

Als das Wasser kalt geworden war.

Als ich mich gerade umgedreht hatte, um zurück zur Herberge zu gehen.

Da sagt dieser Kerl so einfach „Ich liebe dich!“.

Hysterisches Gekicher.

Die Frau neben mir sieht mich schon komisch an.

Ich träume weiter von gestern Nacht.

Mein Herz fängt automatisch an zu pumpen.

Mir wird warm.

Kleine und sehr, sehr viele große Schmetterlinge kämpfen in meinem Bauch.

Sprachlos habe ich ihn gestern angestarrt und bekam den Mund nicht mehr zu.

Und er hat gelacht.

So richtig gelacht, aus voller Kehle.

Befreit.

Ich habe mir sein lachendes Gesicht eingeprägt.

Wie er sich schon fast krümmte vor lachen.

Nicht weil er mich ausgelacht hat.

Nicht weil er gerade einen dummen Witz hörte.

Sondern, weil er befreit war.

Er hat mir seine Liebe gestanden.

Nicht im Brief.

Nicht mit Gesten oder Berührungen.

Mit Worten.

Wie jeder normale Mensch, dem etwas an dem anderem liegt.

Er hat einen weiteren, wertvollen Schritt gemacht.

Zum Erwachsenwerden und für unsere Liebe.

Er hat mir Sicherheit gegeben.

Er hat mir Glück gegeben.

Und mir mehr geschenkt, als jeder andere auf dieser Welt.

Ich werde von diesem gutaussehenden Playboy alleine geliebt.

Niemand anderes kann es mit dieser Liebe aufnehmen.

Niemand könnte so sehr von ihm geliebt werden, wie ich es tue.

Ich bin ihm so dankbar.

Ich weiß, dass es schwer für ihn war, diese Worte auszusprechen.

Doch nun bin ich stolz auf ihn.

Benehme mich in seiner Gegenwart allerdings wie ein kleines Schulmädchen, da ich unkontrolliert erröte, kichere und ständig nervös wirke.

Ein bisschen Angst habe ich, dass ich ihn so verschrecke.

Aber ich weiß nicht, wie ich mich ihm nun gegenüber verhalten soll.

Natürlich weiß er, dass ich ihn auch über alles liebe.

Und er weiß, dass ich nach seiner Aufmerksamkeit lechze und am liebsten gar nicht mehr von ihm fort möchte.

Aber wie soll ich das ausdrücken?

Wie kann ich sein ‚Ich liebe dich!’ -, kurzer erneuter hysterischer Kicheranfall-, toppen?

Irgendwie muss ich ihm meine Dankbarkeit zeigen, aber wie?

Wenn ich an meinen Schwarzhaarigen denke, kann ich gar nicht mehr klar denken.

Ich bin kindisch.

Total schräg.

Dabei will ich ihn am liebsten anspringen und niederknutschen.

Oder ganz andere versaute Dinge tun.

Ich habe mittlerweile Angst, dass ich per Nase verblute, wenn er sein Shirt auszieht.

Allein bei der Vorstellung seines nackten Oberkörpers sabbere ich mein Shirt voll.

Seufzend lasse ich mich in mein Bett fallen.

Es ist spät.

Ich habe noch an der Rezeption ausgeholfen.

Da war Not am Mann.

Unterbesetzt und so.

So hab ich Sasuke heute verpasst.

Er kam zwar kurz vorbei und hat mir aufmunternd durch die Haare gewuschelt, aber gesprochen haben wir nicht.

Ich musste ständig ans Telefon gehen und war beschäftigt genug.

Ich finde es schade, aber morgen ist auch noch ein Tag.

Was hätte ich ihm auch sagen sollen?

‚Du, von deiner Liebeserklärung bin ich so von den Socken, dass ich mich die nächste Zeit in deiner Gegenwart lieber noch wie ein Trottel verhalten werde!’

Nachher rede ich mich noch um Kopf und Kragen.

Oder ich renne schreiend weg.

Oder aber, und das erscheint mir momentan viel problematischer, ich reiße ihm an Ort und Stelle die Klamotten vom Leib und treibe es mit ihm wo auch immer wir sind.

Wobei ich mir nicht mal genau vorstellen kann, wie das ablaufen soll.

Ich meine, so zwischen Kerlen…. Wie genau läuft das?

Wir haben dieselben Dinge, zumindest theoretisch.

Aber wie soll der Sex dann aussehen?

Man kennt die Geschichten vom Schulhof, von wegen, Schwulen und Hintern.

Ob ich mal mit Sasuke darüber reden sollte?

Ich erröte.

Lieber nicht.

Das wäre das peinlichste Gespräch meines Lebens.

Aber wen könnte ich fragen?

Es klopft an meiner Zimmertüre.

„Hey, Naruto, ist alles okay mit dir, oder warum warst du heute so durch den Wind?“, mein Ziehvater schaut nach mir.

Ich werfe mich ihm förmlich in die Arme.

„Iruka, du kannst Gedanken lesen!“, schniefe ich und lasse mich zu meinem Bett führen.

Stundenlang sitzen wir nebeneinander und ich erzähle.

Erstmal davon, wie happy ich bin, dass Sasuke gestern den großen Schritt gemacht hat.

Wie sehr ich mich geehrt fühle.

Leider kann ich es dann nicht mehr verheimlichen, dass ich mir Sorgen mache, wie mein Schwarzhaariger und ich zukünftig gewisse Akte zu zweit machen sollen.

Schlicht gesagt: Ich lasse mich ernsthaft von meinem schwulen Ziehvater über Sex mit einem Mann aufklären.

Zu meinem Leidwesen erfahre ich dabei für meinen Geschmack zu viel über den Sex meiner Eltern, beziehungsweise, wie sehr Kakashi doch der dominantere im Bett ist.

Mir war noch nie ein Gespräch so schnell peinlich.

Das witzige dabei ist: Iruka scheint das ganze auch ziemlich peinlich zu sein.

So sitzen wir nach drei Stunden nebeneinander und schweigen uns an.

Beide sind wir rot angelaufen wie Tomaten.

Beide starren wir auf meinen Teppichboden.

Ich weiß nicht, ob ich verstört sein soll.

Ich wollte etwas über Sex wissen, nicht über den genauen Sex meiner Eltern, also welche Stellungen sie machen, wie lange so was dauert, was man noch alles machen kann und vor allem, wie sich das ganze anfühlt.

Viel zu viele Bilder schießen mir in den Kopf und bei jedem wird mir ganz anders.

„A-Also Naruto… Ich weiß, dass das ziemlich viele Infos waren und so… A- aber es war wichtig für euch, oder?“, fängt der Brünette zaghaft an und versucht aufmunternd zu lächeln.

„F- für uns? Wie meinst du das?“, frage ich irritiert nach und versuche krampfhaft die Bilder vor meinen Augen verschwinden zu lassen.

Überrascht sieht Iruka mich an, ehe er nervös anfängt zu grinsen.

„Ich meine, du informierst dich zumindest über diese Sachen, das ist natürlich. Und dir fällt es leichter nach solchen Sachen zu fragen als Sasuke, oder?“

Ich will ihm antworten, aber dann denke ich eine Sekunde länger nach.

„S- stimmt, ich denke nicht, dass Sasuke über so was Bescheid weiß… Und fragen wird er sicher auch niemanden…“, gebe ich schließlich zu bedenken.

Sag bloß ich habe mal das Richtige getan?

Mein Herz pukert ganz schön.

Am liebsten würde ich schreiend aus diesem Zimmer rennen, so lange, bis ich vergesse, dass mein Dad mir eben gerade erzählt hat wie sie, also meine Eltern, Sex haben.

Aber andererseits: Ich bin ihm ziemlich dankbar.

Wo hätte ich sonst meine Informationen herbekommen sollen?

Jetzt hab ich wenigstens Informationen aus erster Hand und anscheinend gefällt es den beiden.

Mit einem komischen Geschmack im Mund bedanke ich mich und wünsche meinem Vater eine gute Nacht.

Nun liege ich wieder allein im Bett.

Nur dieses mal mit dem Unterschied, dass ich dieses mal krampfhaft versuche nicht an Sex zu denken.

Tatsächlich habe ich es geschafft diese Nacht ein wenig zu schlafen.

Ich habe mir ganz fest vorgenommen heute mit meinem Freund zu reden.

Mal wieder ganz ungezwungen zu sein.

Nach dem Schock gestern bin ich für ein Gespräch mit meinem Liebsten gewappnet.

Was kann schlimmer sein, als sich die eigenen Eltern beim Sex vorzustellen?

Am nächsten Morgen regnet es.

Ich hab mich nicht wirklich getraut mit Sasuke zu reden.

Aber er hatte auch Frühschicht und erst in einer Stunde hat er Feierabend.

Ich hab mir ganz fest vorgenommen mit ihm zu sprechen.

Auch wenn ich wahrscheinlich vor Scham im Boden versinken werde, was ist schon dabei.

Schließlich kennt mich der Schwarzhaarige schon eine ganze Weile.

Vielleicht sagt er dann auch wieder, dass ich süß bin.

Ich muss nur die Ruhe bewahren.

Was ist schon dabei?

Ja, Sasuke hat mir seine Liebe gestanden.

Schon wieder ein hysterischer Kicheranfall, der allerdings in ein glückliches Lachen abebbt.

Ob er wirklich weiß, was er da mit mir angestellt hat?

Bestimmt weiß er es und er amüsiert sich köstlich darüber.

Aber so ist er eben und eigentlich liebe ich ihn dafür auch.

Er ist eben so wie er ist.

„Hey, hör auf zu träumen, Naruto! Du sollst mir doch zuhören!“, wettert Iruka und verschränkt beleidigt die Arme vor der Brust.

Verlegen kratze ich mich am Kopf.

„Tut mir Leid, Iruka, okay? Was hast du bitte gesagt?“, frage ich ganz lieb nach und versuche mich an meinem Dackelblick.

„Na schön, ich habe dich gebeten die Mülleimer im Wohnzimmer zu leeren, während ich neues Holz für den Kamin hole!“, seufzt er und muss lächeln.

Ich tue brav, was mir befohlen wurde und erlebe gleich ein kleines Drama im Wohnzimmer.

In die Ecke von unserem Kamin gedrängt steht Sasuke, eine Urlauberin steht mit wütend in die Seiten gestemmten Fäusten vor ihm und scheint ihn mit Fragen zu löchern, die einen deutlich zu aggressiven Ton innehaben.

Sasukes Gesicht sieht nicht besonders ängstlich aus, allerdings erkenne ich sein Unbehagen, da er immer weiter zum Kamin gedrängt wird.

„Entschuldigen Sie, kann ich Ihnen helfen?“, frage ich höflich nach, als ich mich zwischen sie und meinen Geliebten dränge.

Ich sehe Sasukes erleichterten Blick, aber auch die Zornesfalte auf der Stirn der Frau.

„Ich will sofort den Manager dieser Herberge sprechen, auf der Stelle!“, poltert sie, damit es auch jeder auf der Welt mitkriegt.

„Sicher, wenn Sie möchten, rufe ich ihn, aber sagen Sie mir doch bitte erst, worum es überhaupt geht!“, kratze ich meine Manieren zusammen und versuche uns von diesem verdammten Kamin wegzuführen, aber leider funktioniert das nicht.

„Es geht um ihn!“, schreit sie und zeigt mit ihren manikürten Fingernägeln auf meinen Schwarzhaarigen.

Das es hier nicht um den Weihnachtsmann geht, ist mir auch klar, Gnädigste.

Ich atme tief durch.

Immer schön ruhig bleiben, sage ich zu mir.

Jetzt kann ich Sasuke mal verteidigen.

„Ich muss den Chef über diese Person aufklären! Das so etwas hier arbeiten darf, ist ein Skandal!“, wettert sie und reduziert auf keinen Fall die Lautstärke.

Ich werde wütend.

„Entschuldigen Sie, würden Sie bitte die Lautstärke etwas herunterschrauben? Sie stören die anderen Gäste und ich würde Sie bitten nicht unser Personal anzubrüllen?“, zum Glück taucht Kakashi gerade auf.

Erleichtert atme ich auf.

Und Sasuke fischt unauffällig nach meiner Hand.

Das Feuer macht ihm Angst.

Er braucht es mir nicht zu sagen.

Ich weiß es, man sieht es in seinen Augen.

„Ich will mich beschweren!“, wettert die Frau weiter und ich würde sie am liebsten mit einem Löffel umbringen.

„Das können Sie, dann lassen Sie uns alle in mein Büro gehen!“, grinst Kakashi falsch und führt diese Frau endlich aus dem Wohnzimmer.

Ein paar Sekunden bleiben wir beide alleine zurück.

Ich höre Sasuke aufatmen.

„Geht es wieder?“, frage ich leise nach, sodass nur er das verstehen kann.

Er nickt leicht, drückt meine Hand noch einmal kurz.

„Gern geschehen. Lass uns mal hören, was der Drachen gegen dich hat.“, ich versuche zu lächeln, aber es ist halb geschauspielert.

Sasuke denkt sich wahrscheinlich, dass ihm alles recht ist, solange er nur weg vom Kamin kommt.

Seit seinem kleinen Unfall in der Küche hat er wieder mehr Angst vor offenem Feuer.

Er läuft im Wohnzimmer sogar einen riesigen Bogen um den Kamin. Zehn Meter Abstand ist das Mindestmaß.

Mit einem schlechten Gefühl betreten wir das Büro.

Ich bin mir sicher, dass Sasuke ihr nichts getan hat.

Aber was ist das für eine Verrückte?

Sie sitzt bequem im Sessel, lässt sich Tee bringen und poltert und wettert nur so vor sich hin. Wie oft sie schon mit ihren falschen Fingernägeln auf den Tisch geklopft hat, kann ich nicht sagen.

Wir müssen stehen.

Ich habe mich dicht neben ihn gestellt, so können wir heimlich Händchen halten, ohne dass es gleich jeder sieht.

Sasukes Gesichtsausdruck ist zweideutig.

Einerseits sieht er verärgert aus.

Andererseits besorgt.

Ich verstehe nicht genau warum, aber es ist mir auch eigentlich egal.

Jetzt mal ehrlich, was soll er denn schon gemacht haben?

Er spricht niemanden an.

Er ist höflich zu den Gästen, wenn die eine Frage haben, zeigt er ihnen entweder kurz den Weg oder er winkt einen anderen Angestellten heran, dass der sich um die Gäste kümmern soll, wenn er gar nicht mehr klar kommt.

Schlagen tut er sowieso niemanden.

Also was soll er schon dieser Urlauberin getan haben?

„Wissen Sie eigentlich, was für einen Irren Sie sich ins Haus geholt haben? Er war in einer Nervenheilanstalt und das schon seit Jahren! Er ist irre! Wieso stellen Sie so jemanden ein? Und dann auch noch als Koch, sind sie noch bei Trost? Er könnte unser Essen vergiften!“, fantasiert sie und redet sich mehr und mehr in Rage.

Überrascht sieht sie Kakashi an, wartet eigentlich nur darauf, dass er auch mal zu Wort kommen kann.

„Wir wissen, dass Sasuke-kun dort war, aber er ist geheilt und ich versichere es Ihnen, er ist keinerlei Gefahr für andere.“, versucht mein zweiter Ziehvater die Frau zu beschwichtigen, aber sie hört gar nicht zu.

„Und wer hat Ihnen das bestätigt? Meine Tante war auch dort, da habe ich ihn gesehen! Er ist hochgradig gestört, das versichere ich Ihnen! Sehen Sie sich doch diese Augen an! Die Augen eines Geistesgestörten! Ich wette er brütet schon irgendwelche kranken Fantasien aus, um sich an mir zu rächen!“

„Jetzt ist aber Schluss! Sasuke würde so etwas niemals tun!“, mische ich mich ein und werde richtig sauer.

Mein Schwarzhaariger bewegt sich nicht.

Er starrt die Frau einfach nur an, als würde er durch sie hindurch sehen.

Ich habe keine Ahnung, was er gerade denkt.

Oder fühlt.

Sein Gesichtsausdruck gefällt mir nicht, weil er wieder so emotionslos ist, wie er es in der Klinik war.

„Wer weiß schon, was in den Köpfen von solchen Irren vor sich geht!“, antwortet die Urlauberin schnippisch und zeigt uns die kalte Schulter.

Ich würde sie am liebsten umbringen.

Möglichst schmerzhaft.

„Meine gute Frau, glauben Sie mir, wir haben es uns wohl überlegt, wen wir einstellen und wen nicht! Und dass wir Sasuke eingestellt haben bedeutet, dass Sie sich keinerlei Sorgen machen müssen.

Es mag sein, dass er sich in derselben Nervenheilanstalt wie Ihre Tante befand, aber man hätte ihn dort nicht so ohne weiteres gehen lassen, wäre er eine Gefahr für die Menschen seiner Umwelt gewesen! Nebenbei war Sasuke niemals eine Gefahr für seine Umwelt und ich schätze es nicht, wenn Sie solch persönliche Angelegenheiten in einem durchaus vollen Wohnzimmer lautstark diskutieren wollen!

Sie fänden es auch nicht toll, wenn ich Sie auf offener Straße über Ihre kranke Tante befragt hätte, also verbitte ich mir das auch in meiner Herberge.

Sollten Sie Probleme haben, können Sie sich gerne an mich wenden, aber über diese wilden Behauptungen brauche ich mich mit Ihnen nicht länger zu unterhalten, da sie lächerlich sind.“

In meinem Kopf feuere ich meinen Ziehvater so richtig an.

Nur fluche ich mehr.

Und stelle äußerst brutale Sachen mit dieser Frau an in meiner Fantasie.

„Sie wollen also sagen, Sie werden überhaupt nichts in dieser Angelegenheit unternehmen?“

Am liebsten würde ich sie von hinten anspringen.

Wie kann sie so was behaupten?

Wie kann sie so reden?

„Ich brauche in dieser Angelegenheit nichts zu unternehmen. Sollten Sie noch irgendwelche Fragen haben…. Ansonsten muss ich Sie bitten zu gehen, ich habe noch zu tun!“, Kakashi lächelt falsch.

Normalerweise würde sich Iruka um solche Dinge kümmern.

Er ist besser in solchen Dingen.

Kakashi ist da eher der Sasuke-Typ.

Lass Taten sprechen statt Worte.

Noch bevor sie antworten kann, verlasse ich mit meinem Freund das Zimmer.

Ich zerre ihn regelrecht hinter mir her.

Will nicht, dass er auch nur ein Wort mehr davon hören muss.

Er nimmt sich diesen Mist sicher zu Herzen.

Zurück im Wohnzimmer will ich Iruka, welcher gerade Holz nachlegt im Kamin, von diesem tollen Gespräch erzählen.

Noch ehe ich meine Wut zum Ausdruck bringen kann, versetzt mir mein Geliebter einen kleinen Stich tief im Herzen.

Hier vor den ganzen Leuten, so dicht am Kamin, verneigt sich mein Sasuke tief und ehrfürchtig vor meinem Ziehvater und bittet inständig um Verzeihung, obwohl es nichts zu verzeihen gibt.

Die Leute starren schon.

Bestimmt verneigt der Schwarzhaarige sich schon zwei Minuten lang und zittert dabei so stark, dass ich ihn bestimmt vom Kamin wegzerren muss.

„Bring ihn am besten auf sein Zimmer, ich komme sofort nach, ja?“, fragt Iruka freundlich und streicht uns beiden einmal durch die Haare.

Um Sasuke in sein Zimmer zu bekommen, brauche ich schon wirklich jede Überredungskunst, die ich habe.

Anscheinend hat ihn das, was die Frau gesagt hat, wieder verunsichert, wenn nicht sogar erschüttert.

Es tut mir in der Seele weh ihn so zu sehen.

Er hat nichts falsch gemacht.

Dennoch hat er ein schlechtes Gewissen.

Das ist doch unfair.

Verbrechen

Kapitel 22
 

Verbrechen
 

Hin und Her tigert mein Ziehvater Iruka, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Kakashi hat sich auf den Stuhl neben dem Bett gesetzt.

Mein Schwarzhaariger und ich besetzten das Bett.

Eigentlich wollte ich meinen Vater nur über die Situation da unten aufklären, aber irgendwie ist daraus so eine Art Familienrat geworden und es ist mir verdammt unangenehm.

Nicht, dass Sasuke Ärger bekommen hätte, aber ich würde die Atmosphäre in diesem Zimmer doch als dunkel und gedrückt bezeichnen.

Apropos Sasuke, der sitzt neben mir und hat sich kaum bewegt, seit wir uns hier hingesetzt haben.

In solchen Momenten wüsste ich gerne, an was er denkt.

Aber er macht ja nicht den Mund auf.

„Also fassen wir das noch einmal zusammen, okay?“, fragt der einzige Brünette in der Runde und macht eine erneute Runde durch das Zimmer.

Bald müsste er eigentlich einen kleinen Graben gelaufen haben.

„Da war eine Frau, deren Tante auch in der Anstalt war. Diese Frau weiß somit, dass Sasuke-kun nicht nur in der Anstalt, sondern auch Patient war. Das habe ich bisher begriffen….“, er bleibt stehen.

Erwartungsvoll sehen Kakashi und ich ihn an.

„Aber wieso macht diese Frau dann so ein riesen Theater? Wieso schreit sie Sasuke-kun in der Halle vor allen Leuten an?“

Fast möchte ich lachen.

Kaum werfe ich einen Blick neben mir, bleibt mir das Lachen im Halse stecken.

Ich kann nicht sagen worüber Sasuke gerade so angestrengt nachdenkt, aber es gefällt mir gar nicht, denn langsam sehe ich fast bildlich, wie die Räder in seinem Kopf rattern und wie ihm der Dampf aus den Ohren kommt.

Er denkt definitiv zu viel nach.

Und das ist nicht gut für ihn.

„Was ich auch nicht verstehe ist, wie kommt sie darauf, dass Sasuke sie vergiften wolle oder irgendwen? Ich meine, ich habe nachgesehen, sie ist schon seit über einer Woche hier Gast und hat auch immer schön brav und reichhaltig von deinem Essen gegessen! Und es ist nicht gerade so, als würden wir dich in der Küche verstecken. Alle wissen, dass-, ich zitiere-, „ein gut aussehender Schwarzhaariger mit stoischen Blick“-, kocht. Und dass dein Essen fabelhaft schmeckt, dass müssen wir hier nun wirklich nicht noch einmal zum Ausdruck bringen.“

Lächelnd sieht mein Ziehvater das Häufchen Elend neben mir an, ihm vergeht jedoch auch schnell das Lachen.

Es ist zum Mäusemelken.

Mittlerweile glaube ich sogar, dass Sasuke uns alle ignoriert um seinen tristen Gedanken nachzuhängen.

Ich hasse das.

Seine Augenbrauen ziehen sich angestrengt zusammen, ein Zeichen dafür, dass er Kopfschmerzen bekommt.

Wenn das so weiter geht, weiß ich nicht, was ich mache.

Ich weise vorab schon mal jegliche Verantwortung für mein zukünftiges Tun von mir.

„W- Was ich an der ganzen Sache nicht verstehe ist: Warum fängt sie jetzt mit dem Affenzirkus an?“, hoffnungslos blickt Iruka in die Runde.

Schweigen.

Ehrlich gesagt konzentriere ich mich momentan auch viel mehr auf meinem Geliebten.

„Ich denke mal, dass diese Zimtziege das gemacht hat, um ein bisschen Aufruhr zu veranstalten. Vielleicht erhoffte sie sich, dass die Hotelrechnung billiger wird oder wir uns ihr Schweigen erkaufen würden…

Es kann auch einfach sein, dass sie nun, da sie sich bestätigt sieht, dass es der Junge aus der Anstalt war, wirklich Angst hat. Man kann nicht sagen, was für einen Eindruck sie gerade von unserem Sasuke-kun erhalten hat.

Vielleicht ist ihre Tochter auch bei Sasuke abgeblitzt, keine Ahnung, aber ich denke, sie wird Ärger machen.“, Kakashi beruhigt keinen von uns.

„Ärger machen? Wie?“, fragt des Grauhaarigen Liebhabers irritiert nach.

Ich muss die Luft anhalten.

„Sie wird den Leuten vermutlich erzählen, was sie von ihm weiß und wer weiß noch was dazu erfinden… So etwas halt…“

Es ist nicht Kakashis Schuld, aber für diese Antwort würde ich ihm am Liebsten eine reinhauen.

Das ist sicher das Letzte, was mein Schwarzhaariger hören möchte.

„Und weil unser Freund hier nicht dumm ist, hat er schnell kapiert, wie diese Frau drauf ist und sich schon mal für alles bei dir entschuldigt, habe ich recht, Sasuke-kun?“, liebevoll lächelnd dreht sich der Grauhaarige zu seinem kleinen Freund um.

Doch auch er stockt schnell.

Verliert die Fassung in seinem Gesicht eine Sekunde.

„S- Sasuke-kun?“, fragt er vorsichtig nach, doch auch er bekommt keine Antwort.

Ehe ich noch eine weitere Sekunde diesen Anblick ertragen kann, handelt mein Körper.

Wütend werfe ich mich meinem Freund an den Hals, presse dem völlig Perplexen meine Lippen auf seine und versuche eigentlich ihn nur zurück ins Leben zu holen.

Doch anscheinend sehe ich eher mordlustig aus, denn kaum, dass ich beginne den Kuss zu genießen, werde ich von meinen beiden Zieheltern von meinem Schwarzhaarigen runtergezerrt und zu gebührenden Abstand gezwungen.

Während Iruka versucht mich stillzuhalten, kümmert sich der Grauhaarige um Sasuke, der sich anscheinend schon wieder erholt hat.

„Was ist denn in dich gefahren, Naruto? Du kannst Sasuke-kun doch nicht schlagartig so überfallen!“, tadelt man mich.

Aber das lässt mich nicht wieder runterkommen.

Im Gegenteil.

Ich tobe, schreie, bin wütend.

Nicht auf Sasuke.

Nicht auf meine Eltern.

Sondern auf diesen Teufel von Frau, welche uns den ganzen Mist uns hier eingebrockt hat.

„Ihr könnt vielleicht dasitzen und zugucken, wie Sasuke sich insgeheim an allem die Schuld gibt, obwohl er nichts falsch gemacht hat! Ihr habt es doch gesehen, wie sehr er sich das Hirn zermartert hat, seitdem wir hier sind! Ich konnte das nicht mehr ansehen!“

Tatsächlich lässt mich mein Vater los.

Alle sehen mich erschrocken an, als hätte ich eben etwas gesagt, was einer neuen Offenbarung gleicht.

Und mir ist zum Heulen.

„Sasuke hat nichts falsch gemacht!“, wiederhole ich noch einmal und sehe ihm fest in die Augen.

Ich denke, er begreift es.

Aber das löst unser Problem nicht.

Ich nutze meine neugewonnene Freiheit und gehe zu meinem Freund, nehme ihn in den Arm und versuche die Tränen zurückzuhalten.

„Du hast Recht, Naruto… Aber was sollen wir machen?“, verzweifelt überlegen wir.

Ich schniefe einmal laut.

Sasuke pattet meinen Kopf, streicht mir leicht durch die Haare.

Seine Schultern hängen immer noch etwas hinunter.

Aber ich kann sein Herz ganz aufgeregt schlagen hören.

Wenigstens denkt er jetzt auch ein bisschen an mich.

Das ist egoistisch, aber das ist mir lieber, als wenn er alles in sich hineinfrisst.

Bald darauf spüre ich ein zusätzliches Gewicht, das sich an meinen Sasuke drückt und mich beiläufig auch umarmt.

Dann noch ein paar Arme.

Eine Gruppenumarmung.

Ich wüsste zu gerne, was für ein Gesicht mein Schwarzhaariger gerade macht.

Wahrscheinlich ist er nicht sonderlich davon begeistert.

„Es tut uns Leid, Sasuke-kun… Egal was auch passieren wird, wir werden zusammenhalten, so wie eine Familie, nicht wahr?“, flüstert Iruka neben meinem Ohr leise und drückt uns alle noch mal ganz fest an sich.

„Wir überstehen alles!“, bekräftigt Kakashi noch einmal seinen Mann und ich kann auch nur nicken.

Ich habe tolle Eltern.

Im selben Moment spüre ich, wie Sasuke seinen unglaublich heißen Schädel auf meine Schulter fallen lässt.

Verwundert versuche ich ihm ins Gesicht zu sehen, muss mich aber erst mal gegen die Umarmung zwei erwachsener Männer wehren.

Tatsächlich, mein Geliebter ist im Gesicht ganz rot und seine Stirn ist wärmer als normal.

Ich wusste es.

Das Denken tat ihm nicht gut.

„Du hast Fieber, Sasuke…“, stelle ich traurig fest und streiche ihm über die Wange.

Kaum, dass ich es gesagt habe, landen zwei weitere Hände auf Sasukes Stirn.

„Tatsächlich!“

Seufzend schaffe ich ihm etwas Luft zum Atmen.

„Das kommt vom schlechten Denken…“, antworte ich leise und lasse mal etwas frische Luft ins Zimmer.

„Mhm, ich werde ihm mal eine Suppe machen lassen und Kakashi bringt sie ihm dann hoch. Am besten ist es, wenn du dich etwas hinlegst Sasuke-kun.“

Meine Eltern verschwinden.

Ich sitze immer noch auf dem Schoss meines Freundes.

Er lehnt seinen Schädel immer noch an meine Schulter.

Wahrscheinlich hat er Kopfschmerzen.

„Vielleicht sollte ich aufhören….“, murmelt er irgendwann schwach.

Irritiert sehe ich auf seine schwarzen Haare.

„Was redest du da?“, frage ich ihn und drücke ihn noch stärker an mich.

Ich ahne schreckliches.

„Vielleicht sollte ich aufhören zu kochen… Dann würde ich einfach nur hier wohnen… Dann hättet ihr hier keinen Ärger wegen mir…“, flüstert er und klingt müde.

Ich setze mich auf sein Bett, lehne seinen Oberkörper an meine Brust und knuddele mit seinem Kopf.

„Und was willst du den ganzen Tag dann machen? Auf deinem Zimmer sitzen und ja nicht raus kommen? Vergiss es, das wirst du nicht tun. Du wirst weiterhin dein supertolles Essen kochen und unser Hotel damit berühmt machen!“

Ich versuche ihn zu beruhigen.

Ihm Mut zu geben.

„Du kannst jetzt nicht kneifen…“, gebe ich ihm noch einmal zu verstehen.

Er nickt langsam.

„Du kochst einfach weiter…“

„Ich wollte euch keinen Ärger machen…“, murmelt er und schließt die Augen.

Ich muss leise lachen.

Manchmal vergesse ich, dass ich der eigentlich normale von uns beiden bin.

„Du machst niemanden Ärger. Du würdest uns Ärger machen, wenn du jetzt einfach aufgeben würdest, also kneif die Arschbacken zusammen und beiß dich durch!“, feuere ich ihn an und drücke ihn fast brutal kräftig an mich.

Ich höre ihn knurren.

Er dreht sich in meinen Armen um, versucht zu Luft zu kommen.

„Willst du mich umbringen oder was machst du?“, fragt er japsend und sieht mich mit zerzausten Haaren an.

Es sieht süß aus.

Ich grinse nur dümmlich.

„Wenn du nicht aufhörst dir solche Gedanken zu machen…. Vielleicht?“

Ehe ich mich wehren kann, startet Sasuke seinen Konterangriff: Eine Kitzelattacke mit darauf folgendem Gerangel auf dem Fußboden.

Aus dem Gerangel wird ein wildes Geknutsche, sobald uns langweilig ist.

Es zählt nur noch, wer wie lange den anderen Küssen kann, ohne dass er sich zu Boden drücken lässt.

Oder wie lange der auf dem Boden liegende sich nicht wehrt und nicht auch einmal den anderen dominieren will.

Seine Haut fühlt sich immer noch wärmer an, als normalerweise.

Aber ich bin erleichtert, dass er sich ein wenig gehen lässt.

Dass ich ihn auf andere Gedanken bringen kann.

Es fühlt sich auch toll an ihm so nahe zu sein.

Seine Lippen so intensiv zu schmecken.

„Ehm, soll ich noch einmal wiederkommen?“, fragt Kakashi plötzlich und zerstört jede Intimität.

Schnell entwirren wir unsere verknoteten Gliedmaßen und setzen uns hin.

Wir richten unsere Klamotten, unsere Haare und versuchen ganz normal zu tun.

Der Grauhaarige kichert.

„Also, ich wäre dafür, dass unser Sasuke-kun diese Suppe hier isst und danach würde ich ihm raten sich hinzulegen und du, liebster Naruto, du wirst schön brav mit mir kommen und uns unten helfen, denn es ist wieder jemand ausgefallen… Du kommst doch ein paar Stunden allein zurecht, oder?“, fragend wird mein Freund angesehen.

Natürlich nickt mein Schwarzhaariger.

Und ich muss arbeiten, obwohl mir gar nicht danach zumute ist.

Bevor ich den Raum aber verlasse, höre ich noch sein zartes Stimmchen.

„Komm nachher noch einmal vorbei… okay?“, flüstert er und nimmt sich seinen Suppenteller.

Und ich rätsele den ganzen Tag während meiner Arbeit, was genau Sasuke mit mir vorhat.

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass er etwas tun möchte.

Ungestört.

Wiederholt er vielleicht diese Worte?

Diese drei Worte, die mich halb wahnsinnig gemacht haben?

Plötzlich wird mir unglaublich heiß.

Je länger ich versuche nicht über diese Worte nachzudenken, den Klang, die Betonung, die Situation, Herrgott noch mal, diese Lippen, die diese Worte ausgesprochen haben, desto hibbeliger werde ich.

Desto mehr Adrenalin schießt durch meine Adern.

Desto röter werde ich.

Ganz ehrlich gesagt, desto mehr wollen sich meine bösen Hormone einmischen.

Gewisse Fantasien brüten schließlich schon eine Weile in meinem Köpfchen.

Und gewisse ‚Übungen’ möchte ich auch mal mit Sasuke ausprobieren.

Nachdem ich schon dieses mega peinliche Gespräch mit meinem Vater über Sex hatte.

Ich bin mir zwar immer noch nicht sicher, welche Rolle ich spielen werde bei unseren Übungen, aber ich werde es hoffentlich bald erleben.

Vielleicht sogar heute Nacht.

Ich werde rot.

Mein Mund ist furchtbar trocken.

Ich sollte an etwas anderes denken.

Damit ich arbeiten kann.

Damit ich klar denken kann.

Kaum bin ich von der Arbeit befreit, ist der Gedanke wieder da.

Nur dieses Mal intensiver.

Jetzt stelle ich mir unsere Übungen nicht nur vor, sondern will sie wirklich machen.

Als hätte ich gerade jemanden gesehen, der ein Eis isst und spontan denke, ach, jetzt hätte ich auch gerne eins.

Und plötzlich kauft man sich das Eis, obwohl es mitten im Winter und keine Saison ist.

Mit völlig verschwitzen Händen stehe ich vor Sasukes Tür.

Ob es ihm besser geht?

Tief atme ich durch, schicke meine Hormone zuerst zurück.

Ohne anzuklopfen betrete ich das Zimmer meines Opfers.

Mein Schwarzhaariger ist auf den Balkon.

Nervös trete ich zu ihm.

Es ist dunkel draußen, besser gesagt, die Sonne ist soeben untergegangen.

Mein Geliebter hat wohl dem Sonnenuntergang zugeschaut.

„Warum bist du so nervös?“, fragt er plötzlich unverhofft, dreht sich nicht mal zu mir um, als würde er Selbstgespräche führen.

Ich stelle mich unsicher neben ihn.

„I-ich bin doch gar nicht nervös!“, antworte ich und meine Stimme ist viel zu hoch.

Ich könnte mich selbst verfluchen.

„An was denkst du?“, ich muss schlucken, als er mich ansieht.

Sein Fieber ist weg, das ist sicher.

Genauso wie seine Kopfschmerzen.

„An Übungen…“, platzt es aus mir heraus und macht mich nur noch verrückter.

Sein linker Mundwinkel zieht sich minimal nach oben.

„Geh duschen!“, sagt er schlicht und ich weiß genau, dass er weiß, an welche Übungen ich gedacht habe.

Wieso durchschaut er mich immer so schnell?

„Weil es dir ins Gesicht geschrieben steht…“, antwortet er mir noch, dann schiebt er mich ins Bad.

Vielleicht war es gar keine schlechte Idee kalt zu duschen.

Vielleicht beruhigt es mich.

Vielleicht kann ich dann wieder normal denken.

Ich ziehe mich aus, werfe einen flüchtigen Blick in den Spiegel.

Ich sehe aus wie eine Tomate.

Ich bin so was von uncool.

Frustriert steige ich unter die Dusche, stelle sie gleich auf eiskalt und friere.

Weg mit diesen Gedanken!

Ich haue mir kräftig einmal gegen die Wangen.

Strecke mein Gesicht dem eiskalten Strahl entgegen.

Das wird schon.

Ich werde schon normal bleiben.

Plötzlich ist hinter mir etwas, dass mich fast umbringt.

Da war kein Geräusch.

Meine Augen haben nichts gesehen.

Und jetzt steht ein gewisser jemand hinter mir und hat genau so viel an, wie ich es habe, nämlich gar nichts.

Woran ich ihn bemerkt habe?

Er hat das Wasser so eben wieder auf warm gestellt, so einfach.

Ich glaube ich sterbe.

Hektisch atmend drehe ich mich zu ihm um.

Er grinst nicht.

Er macht auch keine komischen Fratzen.

Er sieht mir einfach tief in die Augen.

Ich starre zurück, spüre endlich warmes Wasser auf meiner Haut und spüre zeitgleich die Wärme, die von ihm ausgeht.

Ich könnte hinunter schauen, dann sehe ich ihn zum ersten Mal auch ganz nackt.

Aber momentan bin ich einfach zu sehr gefesselt von seinen Augen.

Ohne die Augen zu schließen beugt er sich weiter zu mir hinunter, gibt mir einen zärtlichen Kuss.

Die Unruhe verschwindet ein wenig.

Ich weiß nur nicht, was ich tun soll.

Er scheint es zu bemerken.

Während er an meiner Unterlippe sanft nagt, nimmt er meine Hände in seine, drückt sie einmal kurz und führt sie dann zu seinen Hüften, wo ich sie auch gleich ablege um Halt zu finden.

Seine Hände werden nun auch tätig.

Seine rechte Hand bleibt locker auf meiner Hüfte liegen, während die andere über meine Wange streichelt und mich weiterhin beruhigt.

Als hätte er magische Worte oder Formeln benutzt.

Meine Gedanken sind weit weg.

Diese Übungen, die blöde Frau, alles weg.

Es ist mir egal, wer wie wo was macht.

Es ist mir egal, ob einer meiner Eltern hier gleich rein kommt.

Ich genieße seine sanften Berührungen, die mir Halt geben und die mich beruhigen, wie ein Wiegenlied.

Seine Küsse sind sanft und feurig.

Seine Berührungen auf meiner nackten Haut sind prickelnd und irgendwie normal.

Noch berührt er mich ja an keiner empfindlichen Stelle.

Ich laufe rot an bei so einer seltsamen Vorstellung.

Mein Schwarzhaariger unterbricht den Kuss für einen Moment.

„Sh, hör auf nachzudenken…“, murmelt er und verwickelt mich in einen weiteren Zungenkuss.

Ich versuche ihm zu gehorchen.

Tatsächlich klappt es.

Sobald ich mich nur auf ihn konzentriere, ist alles ganz einfach.

Meine Hände wandern wie von selbst seine Seiten hinauf, merken sich jeden Muskel und jede Rippe, streichen seinen Rücken auf und ab, genießen das Gefühl der kleinen Haare, die sich aufstellen bei meinen Berührungen.

Seine rechte Hand bleibt noch wo sie ist, die Linke nur, sie wandert meinen Hals hinunter, krault meinen Nacken.

Mittlerweile spüre ich gar nicht mehr das Wasser.

Ich spüre nur meine und seine wundgeküssten Lippen, unsere Berührungen und mein wild schlagendes Herz.

Ich werde mutiger.

Wandere mit meinen Händen zu seinem Bauch, seiner Brust.

Merke mir die Eigenarten.

Sein Herz schlägt genauso schnell wie meines.

Seine Atmung geht auch schneller.

Schließlich knutschen wir hier seit einer Ewigkeit herum und trotzdem kommt es mir vor wie nur ein kurzer Augenblick.

Ich genieße.

Brauche Luft.

Mit gläsernen Augen sehe ich in die Seinigen.

Plötzlich wird alles ganz einfach.

Ich küsse seinen Hals entlang, seine Schulter, benetzte seine Brust mit sanften Küssen.

Seine Hände wandern auch über meinen Körper, allerdings traut er sich mehr als ich.

Mit kräftigen Händen massiert er meinen Hintern ein wenig, übt mehr Druck auf meine Haut aus, massiert mir fast den gesamten Körper.

Ein Stöhnen entfleucht meinen Lippen.

Sicher werde ich rot.

Doch es ist mir egal.

Ich höre das Blut in meinen Ohren rauschen, spüre wie Blut nach Süden wandert und ich immer mehr in einen süßen Rausch gerate.

Ob es ihm auch so geht?

Er knabbert an meinem Ohrläppchen, raunt mir süße Laute hinein, die mich gleich noch mehr anturnen.

Ob ich mein erstes Mal wirklich in dieser Dusche haben werde?

Plötzlich ist alle Ruhe wieder fort.

Meine Bewegungen werden grober und eher mechanisch.

Meine Atmung stockt leise.

Ich spüre, wie es in meiner Mitte bereits schmerzvoll angeschwollen ist.

Ich weiß nicht was ich will.

Mit einem Mal hebt mich Sasuke hoch, drückt meinen Rücken gegen die kalten Fliesen, und hält mich fest.

Er küsst mich.

„Hier ist nicht der richtige Ort für das erste Mal… Aber für ein paar Erfahrungen…“, flüstert er mir ins Ohr und küsst mich erneut.

Seine Hände kneten meinen Allerwertesten erneut und er lehnt sich mit seinem Körper so an meinen, dass ich mich zwischen ihm und die Wand abstützen kann, ohne dass er mich dauernd festhalten muss.

Zur Freude meines kleinen Freundes spüre ich auch Sasukes Freund nur all zu deutlich, da sich bei gewissen Bewegungen unsere beiden Freunde aneinander reiben.

Wir stöhnen.

In den Kuss, beim küssen, egal wo.

Die Unsicherheit ist weg.

Ich vertraue ihm.

So sehr, wie ich keinem anderen Menschen vertraue.

Wir kommen uns noch näher.

Ich schlinge meine Arme um seinen Hals.

„Was soll ich tun? Was sollen meine Hände tun? Ich weiß es nicht…“, gestehe ich ihm leise und gewähre ihm wieder die Führung.

Ich denke ich hab meine zukünftige Rolle gewählt.

„Meine Haare oder mein Rücken…nicht denken…“, erklärt er mir.

Ich nicke, schließe meine Augen wieder und versuche alles zu vergessen.

Als ich meine Augen wieder aufmache, sehe ich ihn lächeln.

Warm und liebevoll.

Ich nehme meinen Mut zusammen.

Schlucke einmal.

„K-kann ich ihn einmal anfassen?“

Sein Lächeln wird breiter.

„Wenn ich deinen einmal anfassen darf?“, stellt er mir die Gegenfrage und bringt mich allen ernstes in so einer Situation zum Lachen.

Noch ein wenig unsicher bewegen wir unsere Hände.

Es kommt mir so vor, als wolle er mich ein bisschen ärgern, aber ich kann es ihm nicht verübeln.

Als ich spüre, wie er mein bestes Stück umfasst und ich seines, kann ich mich nicht mehr zurückhalten.

Ich stöhne laut auf und werfe meinen Kopf in den Nacken, stoße mir leicht den Kopf.

Das Gefühl ist sagenhaft.

Ich habe das Gefühl zu zerbersten unter seinen sanften Berührungen und kann es gar nicht fassen, dass er genauso hart ist wie ich.

Turne ich ihn auch so an?

Ich muss immer wieder die Augen schließen.

Muss mich diesem Gefühl hingeben, das mich halb ohnmächtig macht.

Ich hätte nicht gedacht, dass es sich so gut anfühlen würde.

Unsere Bewegungen werden fließender, es ist ganz anders, als wenn ich mir selber einen runterhole.

Es ist nicht mal mehr peinlich.

Ich lasse mich gehen.

Höre seine Stimme.

Spüre ihn.

Das Wasser wird immer kälter.

Ich spüre, wie ich langsam den Höhepunkt erreiche.

Drücke mich ihm unbewusst näher.

Ich sehe jetzt schon Sterne.

Trotzdem muss ich noch etwas loswerden, ehe ich komme.

„Sasuke… Ich liebe dich!“, schreie ich und küsse ihn so stürmisch, dass er ausrutscht und wir beide auf den Hintern fallen.

Wir kommen fast gleichzeitig, sobald der Schmerz einsetzt.

Außer Atem sehen wir uns an.

Erst jetzt höre ich wieder die Außenwelt, die Dusche, die unser Sperma abwäscht, die Kinder am Strand, seinen hektischen Atem.

Ich grinse dümmlich.

Auch wenn mir mein Rücken wehtut und das Bein.

Sasukes Blick ist auch einfach zu verstehen.

„Ich dich auch… Und deswegen nehmen wir das nächste Mal das Bett!“, antwortet er und steht ächzend auf.

Wir sind halb aus der Dusche gefallen.

Haben blaue Flecken an Beinen und Hintern.

Mein Rücken hat ein paar Schrammen.

Aber mein Glücksgefühl ist unbezahlbar.

Wunsch

Kapitel 23
 

Wunsch
 

Auch am nächsten Tag noch grinse ich wie ein Vollidiot.

Mein Rücken ist ziemlich zerkratzt und ich habe einen riesigen blauen Fleck auf dem Steißbein.

Ich fühle mich gut, wahnsinnig gut.

Besser geht es fast gar nicht mehr!

Ich habe das Gefühl, dass ich alles schaffe, tatsächlich arbeite ich heute besonders hart und es macht mir rein gar nichts aus.

Auch die nächsten Tage sprühe ich vor Freude und Leben.

Seltsamerweise läuft alles glatt.

Die Arbeit geht mir leicht von der Hand, Sasuke und ich verstehen uns blendend, ohne Worte und wann immer ich an diesen einen Moment in der Dusche denke, stößt mir meine Libido böse auf.

Wie kann man diesen Tag unter der Dusche toppen?

Oh das ist ganz einfach: Heute Abend bin ich zum Beispiel bei meinem Romeo eingeladen!

Erst gemeinsames Abendessen, dann einen Film schauen und dann…?

Tja, das bleibt wohl unser kleines Geheimnis.

„Naruto! Was zur Hölle machst du da mit dem Wischmopp!?“, fragt mich mein Ziehvater panisch und ich lasse vor Schreck den Mopp fallen, mit dem ich eben noch das Knutschen geübt habe.

„Ehm, Nichts?“, versuche ich mich zu retten, doch ein strenger Blick des Brünetten reicht.

Hochrot und leider zurück in der Realität wische ich den Boden weiter.

So ein Mist aber auch.

Ich war gerade so schön in Fahrt.

Mein Schwarzhaariger ist momentan auf dem Großmarkt einkaufen mit Kakashi.

Das bedeutet leider auch, dass ich ihn frühestens heute Abend sehen werde.

Ach diese Sehnsucht…

Ich habe mir den ganzen Tag schon überlegt, was ich ihm heute sagen werde.

Zuerst werde ich mich mit ihm unterhalten über den schönen, doch langweiligen Alltag.

Dann werde ich so ganz nebenbei im Satz einfließen lassen, dass mein Rücken verheilt ist und der blaue Fleck an meinem Steißbein auch wieder so gut wie verschwunden ist.

Beim DVD gucken werde ich mich an ihn schmiegen und immer mal wieder wie per Zufall über seinen Arm oder die Brust streichen.

Ist das geschafft, bleibt mir nicht mehr viel zu tun.

Ich reiße mir und ihm die Kleider vom Leib, stürze mich wild knutschend auf ihn und warte auf das, was da kommen mag.

Ich denke ich lasse Sasuke die Planung des letzteren Teils.

Ich würde es eh nur versauen.

Warum?

Weil ich zu viel nachdenke und es dadurch kaputt mache.

Mein Geliebter scheint da eher eine Ahnung zu haben.

Oder er versteckt seine Nervosität einfach besser als ich.

War er überhaupt schon einmal nervös?

Neulich unter der Dusche war er das Selbstbewusstsein in Person.

Er ist und bleibt eben ein Geheimnis für mich.

Aber irgendwie liebe ich das auch so sehr an ihm.

Oh, vielleicht sollte ich ihm das sagen heute Abend.

Vielleicht versteht er es aber auch falsch?

Lieber nichts riskieren!

Irgendwas wird mir schon einfallen.

Ansonsten wäre es nicht das erste Mal, dass ich ihn einfach nur anstarre und anfange zu sabbern.

Leider bin ich nämlich so gar nicht cool.

Was findet Sasuke bloß an mir?

Ich bin so etwas von unmännlich.

Ich knutsche mit einem Mopp auf dem Flur herum um zu üben.

Hätte Sasuke mich gesehen….

Oh Mann, ich will auch so cool sein wie er.

Plötzlich klopft mir einer von hinten auf den Rücken.

Es ist natürlich-, wie konnte es auch anders sein-, mein Schwarzhaariger.

Ich sterbe dann mal.

„Was machst du da?“

„Nichts?“

Er zieht die Augenbraue hoch.

„Das sieht nicht nach Nichts aus!“, amüsiert verschränkt er die Arme vor der Brust und lehnt sich cool an die Wand.

Ah der Playboy ist zurück.

Ein paar Mädchen auf dem Gang fangen an zu lachen.

Ja, Herr Gott nochmal!

Mein Sasuke sieht verdammt scharf aus!

Aber das ist meiner!

„Immer noch eifersüchtig, was?“, erklingt seine Stimme leise und ich versuche krampfhaft nicht noch röter zu werden.

Gerade will ich mir mit voller Wucht den Kopf an die Wand knallen um wieder normal zu werden, da stoße ich mit dem Stiel des Mopps zu fest ins Auge.

Es tut weh und tränt.

Wieder macht mich meine eigene Schusseligkeit fertig.

Ich will im Boden versinken.

Die Mädchen kommen auch noch näher.

Und Sasuke steht immer noch vor mir.

Ich bin echt so ein Vollidiot!

Mir ist zum Heulen zumute.

Ich wünsche mir ein tiefes Loch in das ich mich verkriechen kann.

Ich schniefe einmal laut, klammere mich krampfhaft an den blöden Stiel.

Mit einem Mal werde ich rumgerissen und finde mich in den viel schöneren Armen meines Freundes wieder.

Leicht verärgert sieht er mich an und streicht mir die Tränen von der Wange.

„Klammer dich gefälligst nicht an den Stiel!“, ist sein leiser Kommentar und drückt mich näher an sich.

„Zeig her!“, murmelt er und zerrt mein verheultes Gesicht in die Höhe um es betrachten zu können im Licht.

Sanft streicht er über die Haut unter meinem Auge.

Die Mädchen kommen näher, sind fast auf unserer Höhe.

Aber dann, dann küsst Sasuke mich.

Die Mädchen japsen nach Luft.

Ich höre sie noch, dann sind sie weg.

Also ich meine, es kann sein, dass sie noch da sind, aber ich kriege es nicht mehr mit.

Der Schmerz verschwindet.

Auch der Klos im Hals verschwindet.

Plötzlich fühle ich mich ganz leicht.

Ich drücke mich an Sasuke und genieße.

Ja, dann bin ich eben uncool und schusselig, heule schnell und bin voll peinlich, ist doch egal!

Solange mich dieser obercoole Playboy küsst ist doch alles gut.

Irgendetwas wird er schon an mir finden.

„Geht es wieder?“, fragt er mich irgendwann leise und sieht mich besorgt an.

Ich reiße mich zusammen nicht zusammenhaltloses zu Stammeln.

„Ja, danke… Was machen wir denn jetzt?“

Der Mundwinkel meines Geliebten zieht sich wieder ganz leicht nach oben.

„Ich würde sagen, du kühlst dein Auge und ich wische den Gang weiter auf…“

Grummelnd gehorche ich ihm.

Überreiche ihm huldvoll meinen blöden Mopp und schleiche geknickt den Gang hinunter.

So hatte ich mir das nicht vorgestellt.

„Naruto… Soll ich nachher zu dir kommen oder du zu mir?“

Blitzschnell drehe ich mich um.

Ich werde nicht mal rot.

Mein Kopf arbeitet auf Hochtouren.

Eindeutiger Satz.

Es riecht nach Sex.

„Zu mir!“, quietsche ich hochvergnügt. Ein wenig zu hoch, aber egal.

Gut gelaunt hopse ich den Weg zu Iruka, der dafür sorgen soll, dass mein blaues Auge nicht noch schlimmer wird.

X-beliebig

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Yen

So meine Lieben,

das vorletzte Kapitel!

Ich habe noch eine Bitte an alle, die treue Fans bleiben wollen:

Wenn ihr eine dauernde ENS Benachrichtigung haben wollt, für alle zukünftigen FFs und Kapitel, dann sagt es mir bitte noch einmal ausdrücklich, dann nehme ich euch in meine Liste auf.

Alle, die mir nicht noch einmal extra bescheid sagen, werde ich notgedrungen von der bisherigen Liste streichen, da ich von diesen Personen fast ausschließlich nichts mehr höre...
 

Viel Spaß mit Insanity!!!
 

Kapitel 25
 

Yen
 

Am nächsten Morgen werde ich unsanft geweckt.

Nicht nur, dass meine Wärmequelle sich plötzlich ruckartig aufsetzt, nein, er fällt beim Versuch über mich drüber zu steigen auch noch der Länge nach hin und landet mit viel Krach auf dem Boden.

Verschlafen richte ich mich auf, verstehe seine Hektik gar nicht.

Bemerke nur, dass er immer noch nackt ist.

Nach einem Blick an mir herunter fällt mir auf, dass ich ebenfalls nackt bin.

Mein müdes Hirn denkt nach.

Stimmt ja, ich hatte Sex mit meinem Freund und wenn ich meine Schmerzen in meiner Hüfte richtig deute, dann hatten wir mehrfachen, wilden Sex.

„Wage es jetzt ja nicht hysterisch zu kichern, sondern zieh dich verdammt nochmal an! Wir haben verschlafen!“, informiert mich mein Geliebter und zieht sich gerade mühevoll die Hose wieder an.

Das breite Grinsen bleibt auf meinem Gesicht, ich rühre mich nicht weiter.

„Wenn wir verschlafen haben, kannst du dich ja wieder zu mir legen, denn jetzt ist es eh egal!“

Als Antwort bekomme ich meine Hose von gestern ins Gesicht geworfen.

Grummelnd schaue ich meine Hose an, während ich meinen Schwarzhaarigen zuhöre, wie er mit sich selbst redet.

„Ausgerechnet heute sollte ich mit Kakashi doch auf den Markt den Fisch holen! Und ich wollte noch den Herd sauber machen und…“

Es klopft an der Türe.

„Naruto? Hast du Sasuke-kun gesehen? Er ist nicht in seinem Zimmer!“, ruft mein Ziehvater und mir wird gerade bewusst, dass, wenn Kakashi jetzt genau die Tür aufmacht, er sehen wird, wie ich nackt und mit einem total bescheuerten Grinsen im Bett sitze, Sasuke sich gerade versucht die Haare zurichten, wobei er sein Shirt falsch herum trägt, aber das spielt keine Rolle mehr, da ich ihm das Shirt gestern ja vom Leib gerissen habe und es nun an etlichen Ecken kaputt ist.

Mit anderen Worten: „Wir sind gearscht!“, erkennt mein Schwarzhaariger folgerichtig.

Frustriert lässt er sich auf den Boden fallen und seufzt kellertief.

Ich will ihn gerade aufmuntern, da geht die Tür auf und der neugierige graue Haarschopf schiebt sich durch die Tür.

„Oh, hier bist du Sasuke-kun! OH!“, brüllt er am Ende und huscht schnell in mein Zimmer und schließt die Tür hinter sich.

Mit aufgerissenen Augen zeigt er auf mich und ich könnte schwören, seine Beine zittern.

„Sagt mir, dass ihr nicht das getan habt, was ich getan hätte!“, fleht er und sieht besonders brüskiert auf Sasuke.

Habe ich ihn etwa so zerzaust?

Mein Freund wird wenigstens nicht rot.

Ich dagegen versuche nur meine Scham zu verdecken.

„Ehm… G- Guten Morgen…“, versuche ich und bringe ein klägliches Lächeln zustande.

„Scheiß auf den Morgen, Naruto. Junge, sag mir, habt ihr es heute Nacht hier gemacht oder nicht? Bitte, ich muss mich nachher Iruka gegenüber verantworten und ich muss wissen, ob ich schon einmal packen soll oder nicht!“

Die Panik ist ihm ins Gesicht geschrieben.

Ich schmolle.

„Was geht es Iruka an was ich mache…?“, brummele ich.

Kakashi lässt sich ebenfalls auf den Hintern fallen.

„Naruto! Was glaubst du denn? Du bist Irukas Sohn und er ist eben wie er ist! Weißt du wie lange ich mit ihm zusammen war, ehe wir es gemacht haben?“, fragt er nach und gestikuliert mit den Armen ziemlich wild.

Schön, dass sich mein Freund völlig aus dem Gespräch raushält.

„Ich bin nun mal nicht Iruka und wenn du es genau wissen willst, haben wir es beide gewollt!“

Meinem Ziehvater klappt die Kinnlade runter.

„Naruto, so kenn ich dich ja gar nicht!“

Ich muss irgendwie schief lächeln.

Mein Blick wandert zu meinem Freund, der immer noch auf dem Boden sitzt.

Er hat seinen Kopf abgestützt und sieht aus dem Fenster.

Er ignoriert uns wirklich vollkommen.

Ob ich das gutheißen soll?

„Ich bin alt genug das selber entscheiden zu können und wenn Iruka ein Problem damit hat, soll er zu mir kommen und nun würde ich mich gerne anziehen!“, gebe ich leicht genervt von mir.

„Na schön Naruto. Das ist deine Entscheidung, aber wir beide haben noch zu arbeiten!“, mit diesen Worten zerrt der Grauhaarige meinen Liebsten aus dem Zimmer und lässt mich allein zurück.

Man, bin ich sauer!

Erst gegen Abend sehe ich meinen Freund wieder.

In einem neuen Shirt, geduscht und total müde und geschafft.

Iruka scheint Bescheid zu wissen, denn gerade als ich zu meinem Liebsten gehen und ihn ansprechen will, mischt sich mein Vater ein.

„Naruto, du müsstest noch eben einen Lieferanten den Liefereingang zeigen!“, mit einem gekonnten Lächeln sieht er mich an.

Oh man, er weiß es.

Und er will mich von Sasuke fernhalten.

Wie unreif.

„Ich will aber zu Sasuke!“, stelle ich gleich klar und starre stur zu meinem Schwarzhaarigen, der gerade zum Kisten tragen verdonnert wurde.

Der Arme ist noch völlig geschafft von gestern.

Wegen mir musste er heute bestimmt doppelt oder sogar dreifach arbeiten.

Das ist unfair.

„Den kannst du auch später sehen!“

„Nein, ich will jetzt zu ihm gehen, der braucht dringend eine Pause!“, ich lasse nicht locker.

„Naruto!“

„Iruka! Ich habe keine Lust auf dieses Spielchen! Ich bin alt genug diese Entscheidung selber zu fällen und Sasuke und ich wollten es und nun hör auf damit ihn zu bestrafen!“, maßregele ich ihn und schaue so streng ich kann.

„Aber Naruto, du bist noch so jung und…“

„Ich sage es dir zum letzten Mal: Das war meine Entscheidung und ich bereue sie nicht!“

Wir leisten uns ein Wettstarren.

Irgendwann gewinne ich sogar.

„Sasuke, ich werde dir helfen!“, rufe ich laut und eile gleich zu ihm, nehme eine Kiste hoch und helfe ihm.

Wenigstens habe ich gegen meinen Dad gewonnen.

Ist doch seltsam oder?

Neulich noch hat er mich über den Sex aufgeklärt.

Sogar über SEINEN Sex.

Wenn ich dann Sex habe, dann ist er plötzlich dagegen.

Wie kindisch.

Seufzend räume ich mit Sasuke noch auf.

Er ist wirklich erledigt.

Er redet ja schon kaum mit mir.

„Tut mir Leid, Sasuke. Wegen mir dreht Iruka durch… und du musst leiden…“, schuldbewusst starre ich den super sauberen Fußboden an.

Sanft hebt er mein Kinn hoch, kommt meinen Lippen so nahe und küsst mich trotzdem nicht.

„Schon okay, ich wusste, dass du das klären musst mit deinem Dad. Ach ja, nebenbei: Kakashi fordert dich auf mich nicht mehr so am Rücken zu zerkratzen, das könnte sich entzünden oder Narben hinterlassen!“, flüstert er mir zu und küsst mich endlich.

Ach wie ich das Gefühl vermisst habe.

Ich genieße.

Jetzt ist alles wieder gut.

„Kommst du heute Nacht wieder zu mir?“, frage ich irgendwann nach einem endlosen, süßen Kuss.

„Sorry, aber ich brauche etwas Schlaf und morgen muss ich früh raus…“, enttäuscht er mich und streicht mir über die Wange.

„Naruto, in einer Woche, tust du mir da einen Gefallen?“, fragt er irgendwann ganz leise und nimmt mich fest in den Arm.

Verwundert schmiege ich mich an ihn und nicke.

„Nächste Woche werde ich 18. Machen wir es dann am Strand in den Wellen?“, fragt er leise und ich könnte vor lauter Begeisterung gleich loslegen.

Warum verrät er mir eigentlich erst jetzt, dass er nächste Woche Geburtstag hat?

„Ich brauch kein Geschenk! Ich bin hier und ich habe dich! Das ist das Supergeschenk, dass alle vorherigen 18 Geburtstage wettmacht!“, murmelt er irgendwann und löst in mir nur noch mehr Schmetterlinge aus.

Ich bringe ihn in sein Zimmer, küsse ihn lang und liebevoll, wünsche ihm eine gute Nacht und wende mich dann schweren Herzens wieder ab.

Er hat ja Recht, ein bisschen Ruhe tut uns beiden gut.

Müde werfe ich mich in mein Bett.

Ich habe es noch nicht neu bezogen, also riecht es noch nach uns beiden.

Glücklich starre ich auf sein Kissen.

Bestimmt schläft er schon.

Total erledigt liegt er auf seinem Bett und träumt hoffentlich auch etwas Gutes.

Ich muss unbedingt meinen Eltern erzählen, dass Sasuke so bald schon Geburtstag hat.

Wir müssen ein Fest veranstalten.
 

Ich werde wach durch ein sehr vertrautes Geräusch.

Ein Geräusch, das mir so schmerzlich jeden Muskel verkrampft, dass ich aus dem Tiefschlaf aufschrecke und gegen die Panik ankämpfen muss.

Ich kenne dieses Geräusch.

Ich erkenne das seltsame Knacken und Knistern.

Ich rieche den Geruch von Holz, Ruß und Rauch.

Mir wird kalt.

Zittrig klettere ich aus dem Bett.

Ich bin Zuhause.

Warum?

Ich öffne die Tür einen Spalt.

Noch ist es nicht hier, es muss unter mir sein.

Der Fußboden wird heiß.

Ich will das nicht!

Ich will diesen Alptraum nicht noch einmal erleben!

Ich renne zum Balkon, suche den Brandherd.

Das Stockwerk unter mir… es brennt.

Wieso muss das ausgerechnet mir geschehen?

Ich versuche mich zu beruhigen, doch es funktioniert nicht.

Ständig schießen mir Bilder aus meiner Kindheit von dem Feuer in den Kopf und rauben mir die Luft zum Atmen.

Ich muss hier raus!

Ich will nicht sterben!

Mir kommt Narutos Gesicht in den Sinn.

Ich will nicht sterben!

Ich reiße meine Zimmertüre auf, renne, so wie ich bin, den Gang hinunter, zur Treppe.

Rauch, überall ist schon der verdammte Rauch!

Ich weiß, dass es einen Feueralarm auf Narutos Etage gibt.

Hastig klettere ich die Stufen hinauf, huste, bin immer noch gelähmt von quälenden Erinnerungen.

Alarm anschalten, Naruto holen, abhauen!

Das ist mein Plan.

Auf Narutos Etage brennt es sogar schon, die Flammen müssen schneller als ich gewesen sein.

Zum Schalter geht es nach links, zu meinem Blonden geht es nach rechts.

Ich stolpere barfuß nach rechts

Es ist heiß, rauchig und meine Augen tränen.

Mein Hals kratzt, ganz so wie früher im Keller.

Ich habe Angst.

So große, dass ich zittere und kaum einen klaren Gedanken fassen kann.

Ich will zu ihm.

Ich will zu meinem Wasser.

An seiner Tür endlich angekommen, mache ich mir nicht die Mühe zu klopfen.

Er liegt natürlich in seinem Bett und schläft oder ist sogar schon bewusstlos.

Ich kriege ihn jedenfalls nicht wach.

Fast kriege ich einen Nervenzusammenbruch.

Dann eine Panikattacke.

Kurz überlege ich, ob ich aus dem Fenster springen sollte.

„Ich hasse Feuer!“, kreische ich und haue meinen wirren Schädel so kräftig ich kann gegen die Wand.

Ich muss klar denken.

Muss die Ruhe bewahren.

Wenn ich denjenigen finde, der hier das Feuer entfacht hat, mache ich Sushi aus ihm!

Ich zerre Naruto aus dem Zimmer, muss ihn ja schließlich nach unten bringen.

Das Feuer ist näher gekommen.

An den Alarm komme ich gar nicht mehr heran.

Hoffentlich entkommen Iruka und Kakashi…

Gebückt und kraftlos schleife ich meinen Blonden zur Treppe.

Das Atmen fällt mir schwer.

Ich will verdammt nochmal hier raus!

Ich schaffe es tatsächlich irgendwie ein Stockwerk hinunter. Juhu, jetzt fehlen nur noch zwei!

Trotzdem kann ich mich nicht freuen.

Irgendwie bin ich am Ende meiner Kräfte angekommen.

Soll das hier mein beschissenes Ende sein?

Doch noch in einem Feuer zu sterben?

Das ist doch wohl ein Witz oder?

Frustriert schreie ich kurz auf, werfe mir, so gut ich noch kann, Naruto auf den Rücken und taumele die Treppe herunter, kraftlos und wissend, dass ich wohl kaum weiter komme.

Der Rauch wird immer schlimmer.

Ich sehe schon nicht mehr, was unter mir ist.

Mitten beim vorvorletzten Treppenaufsatz sacken meine Beine weg.

Ich falle mit Naruto knapp zwei Meter die Stufen hinab, bleibe keuchend liegen.

Mist, keine Kraft mehr.

Meine Sinne vernebeln.

Alles wird schwummrig.

Ich robbe mich zu meinem Wasser.

Wenn ich schon hier sterbe…

„Sasuke-kun? Naruto? Wo seid ihr?“, höre ich Iruka unverkennbar rufen.

Kann ich so viel Glück haben?

Ich will aufstehen, doch mein Knöchel schmerzt höllisch.

Das darf nicht wahr sein!

Ich rüttele an Naruto, aber der ist noch bewusstlos.

Wieder höre ich seine Eltern rufen, sie sind unter mir, suchen uns.

Ich kratze meine Stimme zusammen.

Das wird nie klappen.

Wie sollen sie mich hier hören?

Trotzdem schreie ich.

„TREPPE!!!“, brülle ich aus voller Kehle, bekomme gleich eine Hustenattacke und kriege dennoch keine Luft.

„Wir sind auf der TREPPE!“, schreie ich heiser und kann nicht mehr aufrecht sitzen.

Ich hätte doch bei Naruto übernachten sollen.

Schwach atmend starre ich die Decke an.

Habe ich damals ja auch schon getan.

Es ist dasselbe Bild, nur fehlen hier die Hauptpersonen, die ich durch die Schlitze im Holz sehen kann.

Ich werde niemand beim Verbrennen zusehen müssen.

Dieses Mal, werde ich verbrennen.

Das Feuer holt mich wohl doch.

Ich huste, spüre meinen Hals brennen.

„Wir sind hier auf der Treppe…“, flüstere ich und kann nicht verhindern, dass mir eine Träne aus dem Auge rinnt.

Ich wäre gerne 18 geworden.

Ich wollte diesen Tag mit allen ‚feiern‘.

Ich wollte noch weiterleben…

„Sasuke-kun!“, ruft Iruka und ist plötzlich über mir.

Dann taucht auch noch Kakashi auf.

„Kannst du laufen?“, fragt er mich, worauf ich nur schwach den Kopf schütteln kann.

Bald darauf werden mein Blonder und ich hochgenommen und in Sicherheit gebracht.

Ich weiß nicht wie, aber ich lebe noch.

Der Rettungsarzt untersucht uns.

Naruto ist auch wieder zu sich gekommen.

Er ist etwas verwirrt und hat eine Rauchvergiftung, so wie ich.

Mein Fuß ist verstaucht und ich habe wohl einen Kreuzbandriss.

Aber ich lebe und das verwundert mich am meisten.

Kakashi und Iruka weichen uns nicht mehr von der Seite.

Sie sind besorgt um uns.

Aber, genau wie wir, starren sie unfähig etwas zu tun auf unser Zuhause, das da lichterloh brennt.

Das Feuer hat zum Glück nur den Nebenbau, wo wir und einige Gäste geschlafen haben, völlig zerstört.

Das Haupthaus hat keine schwerwiegenden Schäden, aber die Reparatur wird ziemlich teuer.

Trotzdem habe ich das Gefühl, dass ich wieder kein Zuhause mehr habe.

Ich hasse Feuer…

„Sasuke-kun, hier trink ein wenig Wasser!“, Kakashi gesellt sich neben mich und hält mir etwas Orangensaft hin.

Ich will ihm antworten, dass das kein Wasser ist, aber ich kriege einen starken Hustenanfall und muss es auf sich beruhen lassen.

„Schon gut, zwing dich nicht…“, er lächelt und streicht mir über den Kopf.

Mir ist schlecht.

Ich spüre, wie mein gesamter Körper zittert vor Angst, trotzdem kann ich nicht aufhören wie gebannt auf das brennende Etwas zu schauen.

„Sasuke-kun… Mach dir keine Sorgen… Das Haus kann neu aufgebaut werden.“, versucht mich Kakashi zu beruhigen.

Wovon denn?

Die Herberge wurde doch gerade erst gebaut.

Ich glaube kaum, dass wir bereits so viel eingenommen haben, dass wir wieder von neuem mit den Renovierungen anfangen können.

Nebenbei müssen wir das neue Hotel für die übrigen Gäste bezahlen. Feuerwehreinsatz, Rettungswagen und dann noch warten, was die Versicherung sagt.

Ich lehne meinen schweren Kopf gegen die Tür vom Krankenwagen.

Die sind ruiniert.

Wir sind obdachlos.

Arbeitslos.

Ich hasse Feuer!

Ich versuche nachzudenken.

„Naruto, langsam!“, als ich meine Augen wieder öffne, umarmt mich mein Blonder und drückt sich so fest an mich, dass mir die Luft wegbleibt.

„Naruto, lass ihm Luft zum Atmen!“, tadelt ihn sein Ziehvater sanft und klopft mir auf die Schulter.

Zögerlich lässt mein Wasser mich los, sieht mich mit Tränen in den Augen an.
 

Ich fühle mich so hilflos.

Mein Zuhause brennt ab.

Mein Freund ist verletzt.

Meine Eltern verlieren ihre Existenz.

Nichts, nichts ist mehr so wie es vorher war.

Alle sind traurig, doch keiner spricht ein Wort darüber.

Was sollen wir denn nun machen?

Ich glaube nicht, dass alles wieder gut wird.

Für die Herberge brauchen wir Geld.

Woher sollen wir das nehmen?

Wir haben alles verloren.

„Es tut mir Leid!“, schniefe ich, versuche tapfer zu sein, doch ich kann nicht mehr.

„Wäre ich früher aufgewacht und hätte den Alarm aktiviert…“, weine ich und drücke mich an Sasuke.

Ehe ich weiter machen kann mit Selbstvorwürfen, werde ich strafend angeguckt.

„Noch ein Wort mehr und ich hau dich!“, wird mir zugekrächzt von ihm.

„Noch so ein Spruch und ich leg dich übers Knie, Naruto!“, erklärt Iruka und gibt mir eine Kopfnuss.

„Wenn du weiterhin so negativ denkst, dann werde ich Sasuke die Nachtschicht geben!“, droht Kakashi und wischt mir die Tränen weg.

Ich muss schmunzeln.

„Versuch doch mal dem Ganzen etwas Gutes anzusehen: Wir vier leben noch! Außerdem haben Kakashi und ich endlich auch mal Sasuke-kuns Stimme gehört!“

Ich muss wirklich kurz nachdenken, aber sie haben Recht.

Mein Schwarzhaariger hat gesprochen.

Vor ihnen.

Mit ihnen.

„Aber was machen wir jetzt?“, frage ich leise in die Nacht hinein.

Ich bin so müde.

„Ich denke, wir sollten zunächst einmal auch in ein Hotel und schlafen. Morgen schauen wir uns hier nochmal genau um… Vielleicht ist ja was zu retten…“, antwortet der Grauhaarige traurig und starrt mit leerem Blick auf unser rauchendes Haus.

Jemand von der Nachbarschaft ist so nett und organisiert uns ein Hotel.

Müde lassen wir uns zu viert in ein Zimmer einquartieren, mehr war nun mal nicht frei.

Mein Geliebter und ich schlafen auf dem Sofa, meine Eltern bekommen das Bett.

Sasuke konnte den ganzen Weg hierher nicht laufen.

Entweder wurde er getragen oder er brauchte eine Stütze.

Gesprochen hat er auch nicht mehr.

Das Feuer muss ihn mitgenommen haben.

Ruhe hat er wohl am Nötigsten von uns allen.

Der nächste Morgen beginnt grau.

Keiner hat Lust zu frühstücken.

Wie Zombies kehren wir an den Ort zurück, den wir glücklich unser Zuhause genannt haben.

Die Polizei hat uns erlaubt in den Trümmern nach unseren privaten Gegenständen mit zu suchen.

Die Trümmer werden bereits fort geschafft.

Jeder sucht in seinem eigenen Bereich.

Von meinen Sachen ist nicht mehr so viel übrig, aber ein paar Dinge konnte ich noch finden.

Meine Fotos sind zum Glück nicht verbrannt, ich hatte sie in einer Metallbox unter meinem Bett.

Dort waren auch Sasukes Briefe drin.

Ich habe nicht mehr viel, aber es reicht mir.

Mit einem traurigen Lächeln gehe ich zu Sasuke, der auf allen Vieren den Boden durchsucht.

Stehen oder Gehen geht eben nicht.

Auch er hat Kleinigkeiten gefunden, sogar noch ein paar Anziehsachen, die keinen Schaden davongetragen haben.

„Soll ich dir helfen?“, frage ich ihn und hocke mich vor ihn.

Sein Gesichtsausdruck beruhigt mich etwas.

Sein Blick wandert zu meiner Box und verharrt.

„Mehr hab ich nicht finden können…“, ich streiche mit meinen Fingern über das verdreckte Metall.

Sasukes Kopf wirbelt herum.

Er versucht aufzustehen, geht aber gleich wieder in die Knie.

Ich will ihn fragen, was los ist, da zieht er mich schon heran.

„Bring mich zum Strand!“, keucht er und kneift die Augen zusammen.

Wortlos nicke ich und bringe ihn zum Strand.

Kaum berühren seine Füße den Sand, fängt er wie bescheuert an zu graben.

Wie ein Hund wühlt er in dem Sand, verharrt, gräbt gleich daneben noch ein Loch.

„Was machst du?“, frage ich ihn und hocke mich neben ihn.

Schon von dem bisschen buddeln bricht er in Schweiß aus.

Ihm geht es wirklich noch nicht gut.

„Hilf mir, ich hab hier auch eine Metallbox vergraben!“, spricht er hektisch und gräbt ein weiteres Loch.

„Was soll die Eile dann, die läuft dir doch nicht weg!“, versuche ich ihn zu beruhigen und fange auch an zu graben.

„Das verstehst du nicht! Ich hab in die Box alles getan, was mit meiner Familie zu tun hat! Ich wollte es begraben, aber nun brauche ich den verdammten Inhalt!“

Fragend lege ich den Kopf schief, fange lieber auch an zu graben.

Wir graben eine halbe Stunde, sind beide schon ganz verdreckt, trotzdem geben wir nicht auf.

„Warte, ich glaube hier ist was!“, murmele ich plötzlich ganz in Euphorie und halte bald wirklich eine Metallbox in meinen Händen.

Sie ist unscheinbar und nicht besonders groß, aber sie ist schwer.

Mein Geliebter krabbelt auf mich zu, nimmt den Deckel ab, ehe er sanft lächelt.

„Damit kann ich was anfangen…“, sagt er leise und strahlt.

Zehn Minuten später stehen wir beiden Dreckspatzen mit je einer Kiste unter dem Arm vor meinen verblüfften Eltern.

„Sasuke will ich euch was sagen!“, plappere ich aufgeregt und muss die ganze Zeit lachen.

„Wie seht ihr überhaupt aus? Habt ihr euch im Dreck gewälzt oder was?“, fragt der Brünette mich skeptisch und fängt an mein Gesicht zu säubern.

„Iruka, hör doch wenigstens mal zu!“, ermahne ich ihn und grinse einfach weiter.

Gebannt starren meine Eltern auf Sasuke, wie er in seiner kleinen Box nach etwas sucht.

„Für euch!“, sagt er schlicht und hält meinen Eltern das kleine Sparbuch hin.

Schweigen.

Dann ein Hüsteln und ein Räuspern.

„Sasuke-kun, es ist ja nobel von dir, dass du dein Erspartes uns geben willst, aber es wird-“

„Das ist nicht mein Erspartes, sondern mein Erbe!“, murmelt er leise und verzieht keinen Gesichtsmuskel.

Meinen Eltern entgleist dafür das Gesicht.

Damit hätten sie nicht gerechnet.

„Da Sasuke aus einer betuchten Familie kommt, haben seine Eltern ihm natürlich seinen Teil vermacht und da sein Bruder im Knast ist, ist unser Sasuke der Haupterbe! Wenn Sasuke nun 18 Jahre alt ist, kann er frei über sein Erbe entscheiden!“, erkläre ich, da ich den besseren Atem habe und nebenbei noch eine Stimme.

Mit großen Augen sehen meine Eltern auf das kleine Buch.

Mit seinem leicht dreckigen Äußeren sieht es harmlos aus, doch…

„Von wie viel reden wir hier?“, wagt es Kakashi skeptisch zu fragen.

„Von fünfundfünfzig Millionen Yen….“, murmelt der Schwarzhaarige und grinst leicht. „.Und ratet mal, wer nächste Woche Geburtstag hat?“

Zusammen

Kapitel 26
 

Zusammen
 

„Vorsicht mit der Leiter! Wir arbeiten hier!“, ruft Iruka und streicht weiter die Wand an.

Die Arbeiter grummeln in ihren Bart etwas hinein, machen weiter mit ihrer Arbeit.

Kakashi und Sasuke versuchen sich gerade dabei einen Fensterrahmen zu bauen.

Und ich?

Ich klebe eifrig Steckdosen, Tür- und Fensterrahmen ab und poliere unsere neuen Lampen, damit sie glänzen.

Richtig, wir bauen ein neues Haus.

Da unser schönes Nebenhaus abgebrannt ist, mussten wir alles neu erbauen.

Mit Sasukes Erbschaft ist das Finanzielle gut abgedeckt.

Wir sparen natürlich trotzdem so viel wir können, indem wir viele Arbeiten selbst verrichten.

Aber Elektriker und Spezialisten für Wasser und deren Rohrverlegungen sollten doch lieber professionelle Arbeiter machen.

Wir vier wohnen momentan in einem unserer Hotelzimmer.

Viele Besucher sind nicht mehr hier.

Zum einen wollten nicht mehr viele hier wohnen nach dem Brand, zum anderen endet hier gerade die Saison, beziehungsweise sind die Ferien vorbei.

Zum einem ein Glück für uns, aber auch Pech, wenn man es von der anderen Seite aus betrachtet.

Wir müssen wieder für bessere Publicity sorgen.

Das wird nur noch mehr Arbeit bedeuten.

„Ey, Naruto! Ne, also echt, du sollst arbeiten, ne!“, brüllt unser zweiter Koch und fängt an die Treppe zu wischen.

Meinen Schwarzhaarigen höre ich leise schnauben.

Seinem Fuß geht es übrigens langsam wieder besser.

Er soll ihn noch nicht belasten, aber Arbeiten im Sitzen kann er problemlos erledigen.

Ich bestehe auf meine Funktion der Gehstütze, deswegen bin ich selten mehr als nur zehn Meter entfernt von ihm.

Ach ja, das Beste hab ich ja noch gar nicht erwähnt: Warum hat es bei uns gebrannt?

Nun, erinnern wir uns bitte an die furchtbare Frau, die im Wohnzimmer so ein Theater gemacht hat, Die, die meinte, dass mein Sasuke ein Irrer ist.

Die, die unbedingt Sonderprivilegien wollte.

Ja, nun, diese wundervolle Person ist eingeschlafen.

Nichts Schlimmes an sich.

Aber sie schlief ein: Mit der einen Hand eine Flasche Whiskey haltend, schon leicht verschüttet, dank Ihres Geiferns, und in der anderen Hand war- obwohl ein Nichtraucherzimmer-, eine angezündete Zigarette.

Wer Eins und Eins zusammenzählt weiß, wie der Brand entstanden ist.

Leider kann man diese Frau nicht verklagen.

Sie hat es ja schließlich nicht absichtlich gemacht.

Von wegen Versicherung zahlt den Schaden, aber die Untersuchungen laufen noch und bis wir wirklich Geld zu sehen bekommen, dauert das.

Versicherungen.

Man schließt sie ab, wartet, dass nichts passiert, passiert etwas, dann prüfen sie erst einmal.

Sie prüfen lange.

Sehr genau.

Wenn man dann Glück hat, bekommt man tatsächlich Geld.

Ich bin froh, dass Sasuke uns sein Geld angeboten hat.

Apropos, morgen hat er Geburtstag.

Unsere Geschenke fallen dieses Mal aus.

Er will auch keine haben hat er uns sehr eindringlich mitgeteilt.

Also Essen wir gemütlich, stoßen mit irgendwas an und vergraben dann alle zusammen feierlich eine neue Metallbox mit den Überresten seiner Eltern hinten in unserem neuen Garten am Strand.

Dort werden wir ein kleines Grab errichten.

Da kann mein Geliebter dann wenigstens für seine Familie beten, oder mit ihnen reden oder was weiß ich.

In unseren Garten darf sowieso niemand.

Da wollen wir Kräuter und Gewürze anpflanzen.

Hühner halten.

War Yoshiros Idee, wir haben sie einstimmig angenommen.

Noch ist eine ganze Menge zu tun, aber ich denke, wir werden es schaffen.

Der Neubau wird Wochen dauern, aber meckern hilft doch nicht.

Wir versuchen das Beste aus der Situation zu machen.

Zum Beispiel wollen wir unsere Küche bekannter machen.

Wir verteilen Flyer und werben so oft es geht für unsere Spitzenküche.

Dadurch kriegen wir auch etwas mehr Geld hinein.

Momentan reicht das Geld, was wir durch die Küche einnehmen, für die Wandfarbe und ein bisschen Holz.

Einen Tag müssen wir noch warten, an Sasukes Geburtstag bekommen wir erst das Geld, bisher haben wir mit dem Ersparten gewirtschaftet, aber bald kann es richtig losgehen.

Die Nachbarn waren auch hilfreich.

Sie kamen mit Essen und zu trinken, manche halfen sogar bei leichten Arbeiten.

Es kamen auch ein paar Mädchen, die sich bei Sasuke einschleimen wollten.

Ich habe ihnen die Schweißtreibende Arbeit aufgehalst und mein Schwarzhaariger hat einfach nur unschuldig weitergearbeitet.

Mit anderen Worten, es war ein Bild für die Götter.

„Das reicht für heute. Ich denke wir sollten aufräumen und Essen machen!“, beendet mein Vater endlich meine Qual.

So langsam habe ich keine Lust mehr schwer zu schuften.

Dabei mache ich ja noch nicht mal die schwierigen Aufgaben. Ich bin das elende Helferlein.

Aber so bin ich wenigstens in Sasukes Nähe.

Gedachter winkt mich still zu sich, damit wir endlich gefüttert werden.

Ich eile zu meinem Geliebten und helfe ihm beim Gehen.

Müde lehnt er sich an mich und humpelt den Weg in unser gemeinsames Zimmer.

Damals habe ich gewonnen bei der Diskussion.

Wie immer hatte sich Iruka Sorgen gemacht.

Kakashi hatte sich zurückgehalten, weil er weiß, wie Sasuke ist und wie ich bin, aber er weiß auch, warum sich sein Freund Sorgen macht.

Sasuke und ich in einem Zimmer: Contra: Es wird schwer keinen Sex zu haben. Pro: Ich kann Sasuke jederzeit helfen, wo er jetzt verletzt ist. Wir brauchen nur ein Zimmer, somit könnten wir ein weiteres vermieten. Wir beide wären super gut gelaunt und würden uns mehr anstrengen. Man müsste uns nicht immer suchen.

Wie man sieht, ich hatte den Sieg nach Punkten.

Heimlich habe ich später noch auf die Liste gesetzt, dass ich nachts neben dem Schwarzhaarigen liegen muss.

Er hat wieder diese Feueralpträume und wacht manchmal schreiend nachts auf.

Oder er driftet ganz mit seinen Gedanken ab und starrt ins Leere, so wie früher in der Anstalt.

Ohne mich wäre er schon wieder verloren, hat er einmal zu mir gesagt.

„Möchtest du nachher noch einmal runter zum Strand, Sasuke?“, frage ich lächelnd und betrete unser Zimmer.

„Nein, ich will nicht schon wieder Sand in und um meinen Verband haben… Ich würde lieber baden gehen…“, murmelt er und lässt sich auf einen Stuhl fallen.

„Dann muss dein Bein aber aus dem Wasser hängen!“, lache ich leise und gönne mir ein Getränk aus der Minibar.

„Aber irgendwas besonderes müssen wir noch machen bis Mitternacht…“, überlege ich laut.

„Schlafen!“, ist seine schlichte Antwort.

„Spielverderber… Aber machen wir uns lieber andere Gedanken.

„Also: Ich würde vorschlagen, dass ich dich jetzt ins Bad bringe, dich in die Wanne stopfe und dich wasche. Sobald du sauber bist, gibt’s dann Abendessen und dann können wir ja noch ein bisschen reden mit Iruka und Kakashi.“

Seine Antwort ist ein schlichtes Nicken.

Ich bleibe brav im Bad und wasche ihn wirklich nur.

Nach dem Essen wendet mein Geliebter als Erster das Wort an uns.

„Morgen müssen wir als erstes zur Bank…“, murmelt er leise und lehnt sich zurück.

Unbehagen bereitet sich in uns aus.

„Sasuke-kun… Wir wollen nicht undankbar erscheinen oder hochmütig, aber willst du uns wirklich dein ganzes Erbe leihen?“, löst Iruka den Knoten in seiner Brust.

Wir reden hier schließlich von viel Geld.

Geld, das für das gesamte Leben des geliebten jüngsten Sohnes reichen sollte.

Der, der seine Familie verloren hat.

Wenn er uns sein Geld gibt, wirkt es so, als würde er uns bezahlen.

Das gefällt mir nicht.

Wir sind eine Familie und wir würden ihn auch dann noch lieben, wenn er uns sein Geld nicht gibt.

Es würde nichts einfacher werden, aber man könnte zusammen eine Lösung finden.

„Nein….“, antwortet mein Schwarzhaariger nach einer kurzen Weile.

Wir halten die Luft unmerklich an.

Die Welt steht still.

Sasukes Blick wandert hinauf, fest blickt er jedem von uns in die Augen.

Sie glühen rot auf.

„Ich leihe euch nicht mein Geld. Ich schenke es euch. Das ist meine Entscheidung.“, er wartet eine kurzen Augenblick, in dem man eine Stecknadel zu Boden hätte fallen hören, dann fährt er unbeirrt fort und in seiner Stimme klingt tatsächlich ein bisschen Ärgernis.

„Mit meinem Erbe kann ich machen was ich will. Da haben mir weder Itachi noch ihr das Recht hinein zu reden! Es ist viel Geld.

So viel Geld, das ich nicht einfach sinnlos ausgeben will und werde.

Ich will euch das Geld schenken.

Weil wir doch angeblich eine Familie sind.

Weil das hier mein Heim sein soll.

Weil das hier meine Zukunft werden soll.

Hört endlich auf mich zu fragen, ob ich das Geld nicht lieber behalten will! Ich will es nicht! Das ist nur Geld! Davon kann ich mir auch keine bessere Vergangenheit mehr kaufen!“, endet er wütend und steht auf.

Mühsam humpelt er zur Türe.

„Wozu soll ich Geld, was in der Not gebraucht wird, bunkern? Ich wollte es eigentlich nie benutzen, aber nun will ich es doch. Für ein Zuhause!“.

Die Tür lässt er offen.

Wir hören ihn die Treppen hinauf humpeln.

Schweigend bleiben wir zurück.

„Hilf ihm doch die Treppe hinauf, Naruto…“, flüstert Kakashi irgendwann leise, doch ich kann nur den Kopf schütteln.

„Ich an seiner Stelle würde jetzt gerne etwas allein sein. Ich würde mir wünschen, dass ihr miteinander reden würdet…“

„Ist er uns… böse?“, fragt der Brünette unsicher und wirft einen traurigen Blick auf den Kamin.

„Ich glaube nicht, dass er wirklich wütend ist. Er wollte sich nur mal abreagieren, schließlich haben wir tatsächlich oft gefragt, ob er es sich wirklich gut überlegt hat.“, antwortet ihm sein grauhaariger Geliebter und runzelt die Stirn.

„Was tun wir jetzt?“, frage ich nach und kann nicht anders, als kellertief zu seufzen.

„Gleich morgen, gehen wir mit Sasuke zur Bank und bedanken uns im Anschluss für das Geld und dann reden wir nie wieder über diese Sache.“, antwortet Iruka plötzlich mit fester Überzeugung und steht auf.

„Geld sollte nicht in der Familie ein Thema sein. Wenn er in Geldnöten irgendwann mal stecken sollte, helfen wir ihm ja auch daraus, wieso nicht auch umgekehrt?!“

Mit dieser Lösung sind wir zufrieden.

Streng sieht mein Ziehvater mich noch einmal an.

„So und nun zu den Überraschungsvorbereitungen!“, lacht er plötzlich und das Thema zuvor ist damit gegessen.

Es ist 11:58 Uhr, als wir vier-, Yoshi wollte unbedingt dabei sein-, uns leise in mein Zimmer schleichen.

Wie ich vermutet hatte, schläft mein Schwarzhaariger.

Er liegt mit dem Rücken zu uns im Bett und atmet gleichmäßig.

Die Uhr an Yoshis Handgelenk piepst. Es ist endlich soweit.

Sanft rüttele ich an meinem Freund, habe ihn nach nur ein paar Sekunden wach gekriegt.

Verschlafen sieht er uns dunkle Gestalten an und will gerade fragen, was los ist-, Gott, ich liebe seine verschlafene Art!-, da stimmen wir schon ‚Happy Birthday‘ an und überreichen ihm einen Kuchen mit einer kleinen Kerze drauf.

Mit der Kerze war ich mir unsicher, aber wir fanden keine elektrische…

Seine Augen weiten sich kurz und etwas unbehaglich schaut er auf das flammende Etwas.

Ehe ich groß nachgedenken kann, puste ich sie schon wieder aus.

Verdutzt landen wir fünf in der Dunkelheit und der Geruch von der ausgebrannten Kerze verbreitet sich.

Es war still, bis Yoshi plötzlich zu lachen anfängt und uns alle damit ansteckt.

Ohne weitere Worte zu verlieren, machen wir das Licht an, setzen uns alle an den Tisch in der Mitte des Zimmers und schneiden den Kuchen in gerechte Teile.

„Was hast du dir gewünscht?“, flüstere ich irgendwann leise und füttere ihn mit einem Stück Kuchen.

„Das mein Wasser immer da ist, um die Flamme zu löschen…“, flüstert er ganz, ganz leise zurück, sodass nur ich es hören kann.
 

~*~*~*~*~~*~*~*~*~~*~*~*~*~~*~*~*~*~~*~*~*~*~~*~*~*~*~~*~*~*~*~~*~*~*~*~~*~*~*~*~
 

So hiermit ist Insanity nun also abgeschlossen.

Ich danke euch allen vielmals, dass ihr mir bis zum Schluss so treu geblieben seit.
 

Ich habe jeden Kommentar von euch gerne gelesen und mir zu Herzen genommen.
 

Tatsächlich denke ich, dass eure Kommentare mir über die ein oder andere Krise hinweg geholfen haben und mich immer wieder ermuntern nicht aufzuhören.
 

Ich werde einen weiteren Ff schreiben und vielleicht auch noch ein paar One-Shots, welches Pairing, das warten wir mal ab.
 

An dieser Stelle möchte ich mich bei meiner Beta-Leserin bedanken und alle, die in meiner ENS-For-Life-Liste stehen (also bisher Asuka, Haine_Togu, MafiaVamp, Onlyknow3 und natürlich Nayami-chan).
 

Ich hoffe, es kommen noch mehr auf meine Liste und ihr bleibt mir treu!!
 

Vielen Dank an euch alle,
 

mfg woaini



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Von:  Maren-san
2018-01-27T19:31:15+00:00 27.01.2018 20:31
die geschichte ist echt süß geschrieben hast du toll gemacht auch wenn mir naruto etwas zu weinerlich war aber ansich trotzdel alles supi *-*
Von:  DarkAngel_91
2012-09-11T13:21:44+00:00 11.09.2012 15:21
Wie süüß :) Wirklich ein wunderschönes Ende...

Dass es gebrannt hat, wollte ich zuerst gar nicht wahrhaben, ich dachte glaub ein ganzes Kapitel lang, dass das wieder nur ein Albtraum von Sasuke ist... Bzw. habe es gehofft, dass es so ist ^^

Ich bin nur zufällig gestern auf dich gestoßen, ich habe in der Favoriten-Liste von einer anderen Autorin gestöbert und nach abgeschlossenen FF's gesucht, erst mal alle angeschaut und mir Titel und Autoren-Name angeschaut... Als ich deinen Namen gelesen habe, wusste ich sofort, dass ich ihn kenne... Ich habe die Augen aufgerissen und krampfhaft überlegt, woher ich deinen Namen kenne... Und dass ich mir deinen Namen so sehr eingeprägt habe, heißt, dass ich von dir begeistert war, damals. Ich hab dann mit dann auch direkt angeschaut, was du sonst noch so geschrieben hast und es ist mir sofort ins Auge gesprungen: "Wahrheit, Freiheit, Liebe" liegt bei mir in ausgedruckter Variante in meinem Zimmer rum, ich habe es vermutlich schon 2mal ganz durchgelesen und es wird bald mal wieder Zeit, da ich mich an den Inhalt nicht mehr erinnere ^.~

Also, was ich damit eigentlich sagen wollte: Ich find deinen Schreibstil und deine Geschichten echt supertoll und fände es lieb von dir, wenn du mich auf deine... wie nanntest du es, Lebens-Lange-ENS-Liste (oder so?) setzen würdest ;)

Lg, Angel <3
Von:  DarkAngel_91
2012-09-10T21:51:43+00:00 10.09.2012 23:51
Ich wollte eigentlich nur mal eben kurz das erste Kapitel lesen, um einen ersten Eindruck zu gewinnen und dann schlafen gehen :D Aber ich habe schließlich die Zeit vergessen und nun ist es 2 Stunden später und ich hab Kapitel 10 zu ende gelesen ^^ (und ich bin hundemüde)

Deine Geschichte ist so spannend, aber so ungern ich jetzt unterbreche, ich muss den Rest wohl auf morgen verschieben :(

Ich mag deinen Schreibstil, vor allem, wenn du in kurzen, grammatikalisch unvollständigen Sätzen schreibst und nach jedem Satz eine neue Zeile beginnst. Wie du die Satzanfänge immer wieder wiederholst... Ich kann es nicht beschreiben, aber das ist irgendwie... die Sätze prägen sich ein... Es drückt eine gewisse Unruhe aus, einen kurzen, unvollständigen Satz zu lesen, eine Unruhe, unbedingt wissen zu wollen, wie es weitergeht... Die die Spannung erhöht und die Gedanken der Person so übermittelt, als würde man sie selbst denken...

Es ist mir ja fast schon peinlich zuzugeben, aber irgendwie tut mir Itachi auch leid... Er ist krank, er ist krankhaft besessen von Sasuke, er ist ein armes Schwein... Dennoch bin ich sehr froh, dass er nun weggesperrt ist und hoffentlich Sasuke nie wieder sehen darf, er macht ihn nur kaputt.

Eine Anmerkung hätte ich da noch: "physisch" bedeutet "körperlich". Was du meintest, ist wohl eher "psychisch"... irgendwo in einem früheren Kapitel, weiß nicht mehr genau welches... du schriebst "physisch krank" und schriebst danach etwas, das eindeutig auf eine psychische Erkrankung schließen lässt, worum ja die ganze Geschichte geht, von daher gehe ich mal davon aus, dass es ein Schreib- oder Denkfehler gewesen sein muss, einer, über den ich ziemlich gestolpert bin und mein Lesefluss dahin war, zumindest für eine kurze Zeit lang ^^

Sonst sind ein paar kleinere Rechtschreibfehler drin, wie zum Beispiel "dass" und "das" verwechselt oder noch irgendwas, was ich bereits vergessen habe, also nix Dramatisches ;)

Ich freu mich schon auf die folgenden Kapitel :>

Lg, Angel <3
Von:  Haine_Togu
2012-06-05T17:52:27+00:00 05.06.2012 19:52
Hey,
das Ende war ja sowas von sweet! Hat mir sehr gefallen, genauso wie die ganze FF! Ich hoffe du weißt das! :-)
Ich finde es schön, wie Sasu seinen Standpunkt klar gemacht hat und ich finde das, was er gesagt hat, passt sehr gut zu dem Charakter den du ihm gegeben hast!
Ich bin mir sicher, dass die alle eine glückliche, kleine Family werden ;-)
Und Sasu´s Wunsch, einfach sowas von kawaii! Ein perfektes Ende würde ich sagen!!! <3

*knuddel*
Haine-chan
Von:  Guren-no-Kimi
2012-05-13T12:41:11+00:00 13.05.2012 14:41

das ende war schon ein wenig traurig Q___Q
vielleichts gibts ja irgendwann ne fortsetzung *__*
würde mich drüber sehr freuen :3

im großen und ganzen war das ff echt großartig *____*


Von:  HellsTreasure
2012-05-10T15:42:45+00:00 10.05.2012 17:42
;----;
schönes Ende!
(ich will auch in die ENS-Liste. pretty pretty please?)
Von:  Asukasu
2012-05-08T17:46:35+00:00 08.05.2012 19:46
Das ist soooo SÜß!! KAWAI!
Aber schade das es vorbei ist T_T... *traurig*
schreibst du vieleicht ne Fortsetzung? =D *jetzt voll aufgeregt*
das wärd doch mal voll coll. ich meine die wohnen da so zumbeistiel in zwei verschidenen häusern eins für kaka und iru und eins für sasu und naru (dann müssen die vier sich auch keine sorgen mehr machen das sie jamanden nachts stören) *hust* *röchel* *reusper*. XD
ich würde mich freuen ^^
GGLG Asuke
(p.s. danke das du mich unter der ff aufgelistet hast =^^=)
Von:  MafiaVamp
2012-05-07T20:39:01+00:00 07.05.2012 22:39
*seufz* So ist es also nun doch zu Ende, dieses 'wahnsinnige' Abenteuer.
Ich bedanke mich recht herzlich für diese, auf deine ureigene Art und Weise in Worte gepackte, Reise in eine Welt wie sie es heutezutage sehr gut geben könnte. Ich lese derzeit kaum noch FFs, aber diese hier war immer etwas, auf das ich mich freuen konnte. Gerade der letzte Satz von Sasuke... Ich komme nicht umhin zu bemerken, dass meine Augen etwas feucht wurden ;) Das war ein sehr gelungener Abschluss.
Ich freue mich auf dein nächstes Projekt! (Musste übrigens bei der Wortschöpfung 'ENS-For-Life-Liste' schmunzeln) ;D

Liebe Grüße!
Von:  GeezKatsu
2012-05-07T17:13:45+00:00 07.05.2012 19:13
Ich mag die FF, auch wenn das Thema Sasuke Itachi so abgedroschen ist, weil es bei jedem um das gleiche Thema handelt. Aber mitn der Psychiatrie hast du gut umgesetzt. Nur waren einige Wörter zu oft verwendet worden und echt unangebracht. Wie zB "mein Liebster" oder "Geliebter" schon nach dem ersten Mal konnte ich es nicht lesen. Das ist so schmalzog und abgedroschen.. das wirst du in keinen der Bücher lesen, die nach 2000 erschienen sind.
Wenn du was neues anfängst, sag mir bescheid =)
Von:  Shizukami
2012-05-07T11:57:26+00:00 07.05.2012 13:57
einglück das sie alles zusamen machen um alles aufzubauen. und dank sasuke könen sie es ja tun.ja diese lböde böse frau gerade sie muss alles schlimer machen. erst sasuke runter machen udn jetzt aus dummheit sowas, ich mag sie nicht ich hasse sie.
sasuke vertsichtet auf gebrustags geschenke vertsändlcih das wichtigste ist aj menchen bei sich zu ahben die man liebt^^
und ein kleines grab bauen voll cool wenigstens etwas kleines für sasuke zum gebrutsag^^
omg mann manhce eltern stelen sich echt an wen zwei in einen zimemr schlafen^^
sasuke indie wanne stopfen okay das stell ich mir jetzt lustig vorXD^^
wirklich nur waschen ein wunder narutoXD
dar geb ich sasuke reecht gelt ist nicht das wichtigste im leben das seh ich auch so.
och der wunch von sasuke ist voll süß udn auch verständlich

die liebe diese ff und ich will sie wieterlesen bis zum schluss. bitte mach immer weiter^^
diese ff ist eine der besten also meine nummer 1 wen ich erlich bin^^.
ich liebe diese geschichte und auch ich bin immer froh wen mir mal auch welche komentare zu meiner ff geben . alsoi nur mut du bist meine nummer 1 bei den ff die ich bis jetzt gelesen ahbe udn du wirst meine nummer 1 bleiben^^^^




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