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Vergangenheit?

von

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Geschafft?

Soo, die Neubearbeitung von "Vergangenheit?!" ist (mit Genehmigung von lunalinn) da!

Ich habe versprochen, noch einen OS über einen gewissen Teil zu schreiben... der ist so gut wie fertig, kann also bei Bedarf hinten angehängt werden ;)

Viel Spaß beim Lesen^^
 

_________________________________________________________________________________
 

"..." gesprochen

//...// gedacht
 

Geschafft?
 

Er rannte um sein Leben.

Hinter ihm erklang das aufgeregte Gebell von Hunden, die wahrscheinlich die letzte

Woche nichts Essbares gesehen hatten und sich nun danach sehnten etwas zwischen

die Zähne zu bekommen.

Er legte noch einen Schritt zu und hoffte, dass er schnell genug war.

Er wollte nicht länger dort bleiben!

So etwas konnte man doch nicht aushalten, wenn man nicht irgendwann in der

Klapse landen wollte.

Er hatte kaum Zeit zu denken gehabt, seit er in einem günstigen Moment endlich

seinen Bewachern entwischt war.

Dass sein Großvater sie deshalb wahrscheinlich um einen Kopf kürzer machen würde,

war ihm momentan total egal.

Nicht das es ihm nicht egal gewesen wäre, wenn er sich nicht auf der Flucht

befunden hätte.

Auch dann würde er sich eher wenig um die Gefühle irgendwelcher

dahergelaufener Leute kümmern.

Nicht er!
 

Doch zum Nachdenken war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt.

Das konnte er machen wenn er in Sicherheit war!

Er beschloss, dass er sich nun vollkommen auf den Weg konzentrieren musste, da

dieser durch einen plötzlichen Wintereinbruch total zugefroren, und auch wenn

mal kein Schnee lag, nicht besonders für schnelle Rennen geeignet war.

Es war ja noch nicht einmal ein richtiger Weg, sondern eine breite Wiese, die an

einen kleinen Wald anschloss, der von Biovolt natürlich dort angebaut,

und durch besondere Zuchtmethoden innerhalb von einem Jahr zu einer

erstaunlichen Größe gewachsen war.

Er war, wie der Junge schon oft am eigenen Leib erfahren hatte zum Training,

aber in erster Linie zur Qual der Jungen gepflanzt worden.

Wenn einer von ihnen nicht gut genug gearbeitet hatte oder zu schwach gewesen war, kam er

in diesen Wald und musste dort die nächste Tage oder Wochen ausharren oder sich dem harten

"Training" von Boris und seinen Kumpanen stellen.

Und dieses Training war... Widerlich!

Der Junge erschauderte als er an das erste Mal dachte, als er dort gewesen war.

Doch bevor er zu der Stelle kam an der es besonders schmerzhaft wurde, schollt er

sich selbst in Gedanken für seine Dummheit.

Er war schon wieder abgeschweift und dich Hunde kamen bedrohlich näher, auch

wenn er mit einem flüchtigen Blick über die Schultern feststellen musste, dass

einige der armen Tiere schon auf der strecke geblieben waren.

Pech für sie, gut für sein überleben.

Plötzlich hörte er etwas, das sein Herz stocken ließ und als er aufsah,

bestätigte sich seine Befürchtung:

Mehrere Hubschrauber kamen näher geflogen und suchten mit ihren riesigen

Scheinwerfern die Umgebung ab.
 

//Naja, wenigstens kann ich jetzt sehen, wohin ich laufe!//, dachte er

sarkastisch und betete, dass er den Wald vor den Hubschraubern erreichen

würde.

Um seinen Hoffnungen noch einen weiteren ansporn zu geben, legte er jetzt seine

ganze Kraft in einen Sprint über 200 Meter.

Gerade als er dachte, sie hätten ihn, stolperte er vornüber einen Abhang

hinunter, der hinter mehreren Büschen und Bäumen gut versteckt war.

Keuchend blieb er liegen und versuchte erst einmal, seinen Atem zu beruhigen.

Doch dies war nach einem halbstündigem Lauf nicht so einfach wie es sich

anhörte.

Zwar hatte der Junge eine sehr gute Kondition durch seine allmorgendlichen

Läufe, aber so schnell war er bisher noch nie gewesen.

Bisher musste er ja auch noch nie um sein Leben fürchten, denn er wusste genau,

wenn sie ihn jetzt in die Finger bekamen war es aus.

Entweder würden sie ihn in eine enge Zelle sperren und ihm "Manieren"

beibringen oder sie würden ihn gleich töten.

Erstes hatte er schon mal über sich ergehen lassen müssen und da hatte er nun

wirklich keine Lust drauf.

Und das zweite?

Das klang in der tat ziemlich verlockend für ihn.

Er durfte keine Zeit verlieren und musste darüber nachdenken, wo er hin sollte,

immerhin gab es ja niemanden, der ihn aufnehmen würde, oder doch?
 

Seine Augen leuchteten und mit zitternden Fingern suchte er das Handy in seiner

Jackentasche.

Er konnte momentan sowieso den schützenden Wald nicht verlassen, wenn er nicht

entdeckt werden wollte.

Und die Zeit in der er abwartete, musste ja nicht ungenutzt verstreichen.

Endlich hatte er das Mobiltelefon gefunden und drückte die Wahlwiederholung.
 

Die einzige Person die er je mit dem Telefon angerufen hatte war diejenige

gewesen, die ihm das Ding auch geschenkt hatte.

Es piepte und er hoffte im stillen, dass diese Person sich in der Zwischenzeit

keine neue Nummer zugelegt hatte.

Er erinnerte sich noch an die Worte mit denen er das Geschenk angenommen hatte.

Sein Gegenüber hatte ihm versichert, dass es nur ein Abschiedsgeschenk sein

sollte, damit sie sich immer erreichen konnten Doch seine Stimme hatte vor

Verzweiflung gezittert als er sagte:

"Ich werde immer erreichbar sein. Nur für dich! Bitte, komm bald wieder!", und

leise, so dass er es fast gar nicht mitbekommen hatte, hatte die Person

geflüstert:

"Lass mich bitte nicht alleine, ich vermisse dich schon jetzt!"

Doch er hatte getan als ob er es nicht gehört hätte um den Kleinen nicht in

Verlegenheit zu stürzen.
 

"Raymond Kon?", meldete sich eine verschlafen wirkende Stimme am Apparat.

Erleichtert seufzte der Junge im Wald auf.

"Kai?? Kai bist du das?", wollte die Person die sich mit Raymond gemeldet hatte

wissen.

Dem anderen Jungen steckte ein Klos im Hals.

Wie sehr er diese Stimme schon vermisst hatte!

"Kai? Jetzt sag schon was! Du machst mir Angst, was ist passiert?", fragte die

Stimme in der jetzt eine leichte Panik mitschwang.

"J-ja, i-ich bin es!", brachte der zitternde Junge heraus.

"Oh mein Gott, Kai was ist los? Warum zittert deine Stimme so?

Ist was passiert? Sprich mit mir!"

Doch der Junge schien gar nicht zugehört zu haben.

Statt dessen sagte er nur:

"mich abholen, vom Flughafen, in Minsk.... weist wo das ist??", vor Aufregung verschluckte er einige Wörter.

"Ja, und jetzt beruhige dich was ist denn überhaupt passiert?", versuchte es

der andere noch mal.

"Erklär.. später!", sagte derjenige, der mit Kai angesprochen worden war.

"Du... mich abholen.

Muss Schluss machen.

...kommen!"

Dann hörte Ray nur noch ein piepen, was ihm bestätigte, dass der andere

Aufgelegt hatte.
 

Er rannte aus seinem Zimmer in das nebengelegene und erläuterte dessen

Einwohner kurz die Lage.

Dieser machte sich in Windeseile fertig und die beiden starteten,

natürlich ohne Flugtickets oder gründliche Vorbereitung, zum nächsten

Flughafen.
 

Während dessen rannte Kai weiter und kippte vor Erschöpfung immer wieder fast

um, konnte sich aber im letzten Moment fangen und strauchelte weiter.

So ging es mehr als einen Tag und endlich konnte er in der Ferne das große

Flughafengebäude ausmachen.

Er hatte bemerkt, dass ihm niemand gefolgt war und als er die Rettung die ihm

das Gebäude versprach direkt vor sich sah, kippte er kurz vor dem Eingang

einfach um und rührte sich nicht mehr.

Dies war von innerhalb des Gebäudes bemerkt worden und sofort waren mehrere

Menschen zur Stelle...

In Sicherheit?

//Oh mein Gott, was ist denn dort draußen passiert? Warum rennen plötzlich

alle auf die Straße?//, fragte sich ein junger Chinese mit langem schwarzem

Haar, der schon seit mehreren Stunden auf dem Flughafen wartete.

Zu seinem Begleiter gewandt sagte er:

"Sollen wir mal gucken was da geschehen ist? Ich meine, solange Kai noch nicht

hier ist wird er uns auch kaum weglaufen können und wenn wir dort draußen

stehen und mit den anderen den Eingang blockieren, können wir ihn wohl kaum

Übersehen, oder?"

Seine Begleitung sah den Jungen an und nickte.

Doch der Chinese empfand das nicht etwa als unhöflich, er freute sich sogar,

dass sein rothaariger Freund eine Regung zustande gebracht hatte.

Normalerweise war dies nämlich alles andere als normal.
 

Die beiden Jungen verließen also das Gebäude und versuchten zu erkennen, was

die Menschenmasse so in Unruhe versetzt hatte.

Hin und wieder wurden Schreie laut, wie:

"Ruft doch endlich einen Krankenwagen!", oder:"Warum hilft dem armen Kerl denn

niemand?", aber die meisten Menschen bewegten sich einfach nicht und begafften

die Person, die wohl Mittelpunkt des Pulkes sein musste.
 

Endlich konnte der große Rothaarige einen Blick auf die am Boden liegende

Person werfen, da er sich durch seine Kraft einen Weg durch die Menge gebahnt

hatte und nun einer der Vordersten war.

Doch als er die Gestalt erblickte, musste er unwillkürlich den Atem anhalten.
 

"Ray komm schnell! Das ist Kai!", rief er den kleinen Chinesen in seiner

Begleitung zu.

Dieser quetschte sich nun ebenfalls durch die Masse und als er den Menschen auf dem

Boden sah, fiel er vor ihm auf die Knie und nahm den Kopf des Ohnmächtigen

Jungen auf den Schoß.

Er strich ihm einige der blutverkrusteten Haarsträhnen aus dem Gesicht und

besah sich den Jungen.

Sein Freund versuchte während dessen die Gaffer aus dem Weg zu schicken, sodass

die beiden den Bewusstlosen schnellstmöglich zu dem flughafeneigenen Arzt

bringen konnten.

Kurze Zeit später hatte er dies dann auch schon geschafft, sodass seine schwarzhaarige Begleitung den Bewusstlosen aufheben und ihn in das Gebäude bringen konnte.
 

Es waren einige Tage vergangen, seit die beiden Jungen ihren Freund von der

Straße aufgelesen hatten und dieser war seitdem nicht wieder aufgewacht.

Die Jungen machten sich allmählich sorgen um den Gesundheitszustand des

Bewusstlosen und hatten ihn auch schon zu einem Arzt gebracht, doch dieser hatte

nur eine "Schock- und Strapazenbedingte Ausfallerscheinung" diagnostiziert, und

die Sache damit als geklärt befunden.

Nun hofften der Chinese und sein rothaariger Freund natürlich auf schnelle

Besserung des Gesundheitszustandes von Kai.
 

Der Junge öffnete blinzelnd die Augen und versuchte sich zu orientieren.

In der Abtei war er wohl nicht mehr, wo aber dann?

Er kannte den Raum nicht, obwohl es unheimlich bekannt und angenehm roch.

Der Duft löste Gefühle wie Sicherheit und Geborgenheit in ihm aus, Gefühle,

die er eigentlich nicht kannte.

Er sah sich den Raum an und einige Gegenstände verrieten ihm, dass der Besitzer

des Zimmers wohl großer Beyblade-Fan sein musste.

Doch wer sein Unbekannter Gastgeber war und warum er überhaupt hier war, wusste

er nicht.

Er fühlte sich wie gerädert, als er längere Zeit angestrengt versuchte sich

an die vergangenen Tage zu erinnern, doch sein Kopf schien, als wolle er

explodieren.
 

Leise und vorsichtig wurde die Tür geöffnet.

Der Junge, der auf dem Bett lag, bemerkte dies, stellte sich aber schlafend.

Wenn es Boris oder ein anderer aus der Abtei sein würde, wollte er ihnen nicht

jetzt schon zeigen, dass er aufgewacht war.

Aber als er hörte, wer den Raum betrat, seufzte er und lächelte leicht, soweit seine selbst auferlegte Maske es zuließ.

Es war die Person, die er von seinen ehemaligen Freunden am meisten vermisst

hatte -der schwarzhaarige Chinese, den man mit einer Katze vergleichen konnte,

Ray-, und als er ihn sah, wollte der Junge auf dem Bett sofort aufspringen um

seinen Freund zu umarmen, ließ es aber bleiben, als ihm kurz schwarz vor Augen

wurde.
 

"Wie ich sehe, bist du endlich aufgewacht, Kai! Wir haben uns schon so langsam

sorgen um dich gemacht!", stellte der Chinese glücklich fest und kam nun

seinerseits auf das Bett zu.

Lange stand er unschlüssig da, bis Kai ihn in die Arme schloss.

Der Schwarzhaarige war überrumpelt, da er so eine Reaktion von Kai am wenigsten

erwartet hätte.

"Ich habe dich vermisst!", gab dieser zu und drückte den Chinesen noch einmal

kurz, bevor er ihn endgültig losließ.
 

Plötzlich ging die Tür erneut auf und der rothaarige Junge sah vorsichtig

herein, doch als er bemerkte, dass der Bewohner des Zimmers wach war,

ging er auf diesen zu und Umarmte ihn vorsichtig.

Es war keine herzliche Berührung, eher etwas das sein musste, aber so war es

ihnen in der Abtei antrainiert worden.

Teamkameraden umarmen zur Begrüßung, da dies in Russland selbst von völlig

Fremden gemacht wurde.

Naja, Russland, Biovolt und ihre komischen Regeln.
 

"Erzähl mal, warum bist du hier?", verlangte der Rothaarige, doch Kais Gesicht

verschloss sich zusehend.

"Tala? Ich glaube, das ist nicht der richtige Zeitpunkt... Frag ihn lieber, ob er nach einer halben

Woche Bewusstlosigkeit nicht vielleicht etwas Hunger hat! Außerdem kommt er mir ziemlich unterernährt vor, da ich ihn ohne Probleme vom Flughafen zu unserem Haus tragen konnte!"

Der Rothaarige, der mit Tala angesprochen worden war, sah Kai fragend an und

dieser nickte.

Die beiden verstanden sich also immer noch ohne viele Worte, was früher so ein

perfektes und nahezu unbesiegbares Team aus ihnen gemacht hatte.

Doch allem Vertrauen zum trotz, Tala konnte der Junge nicht sagen, was ihm

wiederfahren war.
 

Der Rothaarige verließ schweigend den Raum und Kai sank zurück auf das

Bett.

Eigentlich wollte er jetzt seine Ruhe haben, doch irgendwie hatte er das

Bedürfnis sich dem Chinesen mitzuteilen.

Woran das lag, konnte er allerdings selbst nicht beantworten.
 

"Weist du, ich glaube ich habe einen Fehler gemacht, als ich damals zurück

wollte...", begann Kai.

"Ich hätte es nicht tun dürfen! Immerhin wusste ich doch, was auf mich

zukommen würde!"
 

Ray sah ihn abwartend an.

Es war schon verwunderlich, dass Kai sich selbst dazu entschlossen hatte ihm

etwas zu sagen, Tala aber nichts verraten wollte.

//Woran das wohl liegt?//, fragte er sich selbst im stillen, doch er sagte nichts und hörte ihm aufmerksam zu.

Was er hörte, verschlug ihm die Sprache und er war sich sicher dass dies noch

nicht alles gewesen sein sollte.

Doch Kai sollte von sich aus das erzählen was er meinte zu müssen und den Rest

würde er dann sagen wenn er dazu bereit war.
 

"Sie haben mich verletzt, so schlimm war es noch nie gewesen sie haben...",

begann er und einzelne Tränen liefen seine Wangen hinunter.

Obwohl diese Reaktion total untypisch für den kalten Russen war, konnte dieser sie nicht aufhalten.

Es war zu viel passiert, was selbst die stärksten Menschen brechen würde... und das weinen tat gut.

Ray hatte Kai noch nie weinen sehen und das machte die Sache noch schlimmer.

//So nah geht ihm das also, ich bin mal gespannt, was er so erzählen wird...//

Schatten der Vergangenheit

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Wiedersehen?

~Ray sah ihn aus aufgerissenen Augen an...~
 

Er konnte es nicht glauben.

Das war seinem Kai wirklich passiert?

Kein Wunder, wenn dieser jetzt anfing zu weinen...

Er selber hätte das bestimmt nicht so "gut" verkraftet, denn so wie Kai es

erzählt hatte, war so etwas schon öfters geschehen und erst jetzt hatte der

Russe es geschafft darüber zu reden.

Ray bewunderte ihn insgeheim für seine Stärke.

Er sah Kai an, doch als dieser keine Anstalten machte mit dem weinen

aufzuhören, nahm Ray ihn zögernd in den Arm.

Er hatte damit gerechnet jetzt weggeschubst zu werden, und war umso

überraschter, als der Russe sich an seine Schulter sinken ließ und den

Chinesen ganz nah an den Körper zog.

Die Tränen benetzten das Hemd des Schwarzhaarigen, aber dies störte ihn

nicht.

Ganz langsam hob er eine Hand und streichelte seinem Freund über den Kopf.

Er beschloss, ihn niemals gehen zu lassen, auch wenn dies vielleicht mal

schwierig werden könnte.

So etwas sollte dem Russen nie wieder passieren!

Und wenn er sich selbst dafür opfern müsste!

Aber nie wieder Kai.

Plötzlich versteifte sich dieser und horchte auf.

Innerhalb von Sekunden lag er äußerlich vollkommen gefasst auf dem Bett, hatte

die Arme hinter dem Kopf verschränkt und alle Anzeichen von Tränen waren von

seinem Gesicht verschwunden.

Wie man nur so schnell von Trauer und Hilflosigkeit auf eiskalt umschalten

konnte, wunderte den Chinesen, doch bei Kai war sowas nicht unmöglich.
 

Die Tür wurde vorsichtig ein Stückchen geöffnet und ein kleiner Blauschopf

schob sich durch den entstandenen Spalt.

//Ach nur Alexija!//, dachte Ray und sah das Mädchen gespannt an.

Als sie jedoch Kai erblickte, lief sie auf ihn zu und fiel ihm um den Hals.

"A-Alex?", fragte Kai verwirrt.

"Was machst du denn hier?"

"Freust du dich nicht mich zu sehen? Und ich dachte, dass acht Jahre genug sind!", meinte das Mädchen verwundert.

Beleidigt wandte sie sich von dem Russen ab, doch dieser hielt sie am Handgelenk

fest und drehte sie wieder zu sich herum.

"Was heißt nicht freuen? Ich bin nur verwundert, dich hier anzutreffen!", gab Kai zu.

"Ich wollte euch zwei Idioten ja nur mal wieder Besuchen! Und wie ich sehe waren die Sorgen, die ich mir die ganzen Jahre über gemacht habe nicht unberechtigt!"

"Du bist nicht meine Mutter, Alex!", meinte Kai ohne eine Regung.

"Nee, aber deine ältere Schwester!"

"Die zwei Minuten zählen nicht!"

"Es waren zweieinhalb!", bestand das Mädchen.

“Das ist ja wohl egal!”
 

Ray war ziemlich weiß im Gesicht geworden, als er das hörte.

Kai hatte eine Schwester?

Seit wann das denn?

//Ich dachte immer, dass seine gesamte Familie bei einem Unfall gestorben

ist!//, dachte Ray.

"Schlimm?", wollte Kai wissen.

Ray sah ihn verwundert an.

Sprach er mit ihm?

"Hey, Ray, ist es schlimm, dass ich eine Schwester habe, oder warum bist du so

blass?", wollte Kai wissen.

"Ähm... Nee, schlimm ist das nicht... Ich wusste nur nicht, dass du eine hast.", gab er offen zu.

"Und deswegen siehst du aus wie ein Gespenst?", hakte Alexija nach.

"Scheint so.", erklang es von der Tür.

Alexija, die mittlerweile auf dem Bett neben Kai sass, sah zur Tür und lächelte.

"Wo warst du so lange?", fragte sie.

"Essen holen, aber du hast ja gestern nichts gekauft!", sagte die Person leicht

vorwurfsvoll und Alexija schob die Unterlippe vor.

"He, Süße! Schmoll Doch nicht schon wieder!"

"Tala, lass meine Schwester in Ruhe, oder hat sie dir was getan?", schaltete

sich Kai ein.

"Ich darf mit meiner Freundin umgehen wie ich will.", meinte Tala daraufhin.

"D-deiner Freundin?!"

Ungläubig schüttelte der kleinere Russe den Kopf.

"Sag mir, dass das nicht wahr ist!", beschwor er seine Schwester.

"Es ist aber wahr!", erklärte diese daraufhin.

"Und...und seit wann?", hakte der Blauhaarige nach.

Die beiden sahen sich an und antworteten synchron:

"Seit ungefähr einem Jahr!"
 

Kai wusste nicht, wie er reagieren sollte.

Seine Zwillingsschwester war mit seinem besten Freund zusammen und er wusste

nichts davon?

Wo ging sowas denn?

Auf jeden Fall nicht bei ihm!

"Wehe, du tust ihr irgendwas!", beschwor er Tala.

"Hab ich nicht vor!", gab dieser zurück.

"Wo warst du überhaupt seid sie tot sind?", wandte er sich nun an Alexija.

"Boris...!", sagte sie und Kai ging fast an die Decke.

Wieder staunte Ray, wie schnell der Russe seine Gefühle ändern konnte.

Eben hatte er geheult, dann war er zum Eisblock geworden und nun schrie er vor

Sorge das halbe Haus zusammen.

Okay... das war vielleicht übertrieben, aber wütend war er sicherlich.

"Was hat dieses Schwein dir getan?", fragte Kai außer sich vor Wut.

"He, bleib mal ganz ruhig! Der hat es nicht gewagt mich anzufassen aber der hat

im Schlaf immer was von dir und Tala genuschelt... Das hat sich nicht gerade jugendfrei angehört. Was hat der mit DIR gemacht, Kai?", wollte das Mädchen jetzt wissen.

"Nichts.", meinte der Junge nicht ganz überzeugend.

"Kai!", knurrte Alexija.

Doch es schien den Russen nicht zu interessieren.

Er tat so, als würde er aus dem Fenster sehen, doch er war eher in Gedanken

versunken.
 

Er hatte Ray nicht alles erzählt.

Schlimmer war, als er bei Tala und Boris hatte zusehen müssen...

Aber da wollte er jetzt nicht dran denken und verscheuchte das Bild des

bewusstlosen Rothaarigen so gut es ging aus seinem Gedächtnis.

Doch ebendieser Rothaarige musste wohl gerade an genau das selbe gedacht haben,

denn er fuhr erschrocken zusammen.

//War das jetzt Gedankenübertragung?//, fragte sich Ray, dem aufgefallen war,

dass beide Jungen genau gleich reagiert hatten.
 

"Kai? Tala? Könntet ihr uns freundlicherweise mal einweihen? Immerhin können

wir keine Gedanken lesen!", meckerte Alexija.

"Nein!", sagten die beiden Russen gleichzeitig.

"Ist ja schon gut!"

//Was ist denn in die gefahren?//, fragte Ray sich.

Zum Glück war der Rest der Bladebreakers nicht in diesem Haus, da Ray nicht mit

dem "Kindergarten" wie Kai es immer genannt hatte, unter einem Dach hatte leben

wollen, und das zahlte sich jetzt aus, denn wenn Tyson plötzlich in das

Zimmer geplatzt wäre, wäre das Kai sicher nicht recht gewesen.

Ray wusste zwar nicht, was so plötzlich mir Kai vorgegangen war, beließ es

aber dabei und beschloss, diese Situation in eine andere Richtung zu lenken.
 

"Sag mal, Kai. Willst du vielleicht Duschen?

Ich meine, du liegst hier jetzt schon fünf Tage und als wir dich gefunden haben

warst du ziemlich dreckig. Wir haben dich zwar ein bisschen gewaschen, aber ich denke nicht, dass es dir reicht nach alldem."

Kai grummelte und schmiss seine Schwester vom Bett.

"Wo muss ich hin?"

//Ich wusste doch, dass das klappt...//

Nach alldem hätte er selber sich wahrscheinlich die Haut vom Körper kratzen

wollen, da ging es Kai sicher auch nicht viel besser.

Eine warme Dusche war da wohl nicht besonders verkehrt.

Der Abschied

Langsam drehte er das Wasser auf, bis es eine für ihn angenehme Temperatur

hatten.

Die anderen würden jetzt wahrscheinlich meinen, dass es kurz vorm gefrieren war,

aber Kai war nun mal kein Warmduscher.

Vor allem nicht nach den ganzen Jahren in der Abtei, wo es eh kein Wasser gegeben hatte, welches über 15°C hinaus gegangen war.

Er ließ sich an die Wand sinken und dachte nach.

//War es wirklich gut, das alles Ray zu erzählen? Immerhin weiß ich ja

gar nicht, ob er es den anderen jetzt gerade erzählt.

Vielleicht hab ich seine Geste bei unserem letzten Treffen falsch gedeutet und

er machte sich nur als Freund und nicht als Verliebter sorgen um mich...

Aber seit wann sind meine Menschenkenntnisse denn so schlecht?

Immerhin war es doch ziemlich offensichtlich!//

Er dachte daran zurück, wie er sich von seinen Teamkollegen verabschiedet

hatte.

Die Anderen hatten es einigermaßen gefasst aufgenommen, da sie ihn ja nach all

den Trainingsstunden nicht besonders mochten, doch Ray?

Der wäre fast in Tränen ausgebrochen und so hatte Kai ihm versprochen sich vor

seinem Abflug noch einmal mit dem Chinesen zu treffen...
 

*~~~*Flashback*~~~*
 

Der Chinese sah sein Gegenüber bittend an...

"Kai, du kannst doch nicht einfach so gehen!", rief er empört aus.

"Und warum nicht?", wollte der Angesprochene wissen.

"Naja, du... du kannst mich doch nicht mit diesen Idioten alleine lassen!",

antwortete der Schwarzhaarige.

Ein schlechtes Argument aber etwas besseres war ihm spontan nicht eingefallen.

"Ach und das ist alles?", fragte Kai skeptisch.

"Ja!", meinte Ray trotzig und sah weg, damit der andere nicht bemerkte, wie rot er

geworden war.

Er konnte ihm ja immerhin nicht den wahren Grund nennen...

Doch Kai hatte gemerkt, warum sich der Jüngere weggedreht hatte und musste

unwillkürlich lächeln.

//Der sieht ja richtig süß aus, wenn er so rot ist!//, dachte er und wandte

sich ab.

Er wollte, dass Ray ihn wieder ansah, wenn sie miteinander sprachen, und wenn

der andere ständig seine Blicke im Rücken spürte, würde es wohl nicht so

schnell besser werden.

Als Kai sich wieder zu dem anderen drehte, merkte er, dass er recht gehabt

hatte.

Ray war zwar noch ein bisschen rot um die Nase, er konnte ihm aber wieder in die

Augen sehen.

"Wenn du unbedingt gehen willst, dann nimm aber das hier mit!"

Bittend sah Ray den Russen an.

Dieser seufzte und streckte die Hand nach dem Päckchen aus, das ihm hingehalten

wurde.

"Aber erst öffnen, wenn du weg bist! Ich will dass du dich immer an uns

erinnerst, es behältst und weist, dass ich immer erreichbar bin."

Und flüsternd, so leise dass Kai es kaum hören konnte fügte er noch hinzu:

"Nur für dich!"

"Na gut, aber ich habe nichts was ich dir geben kann...", meinte Kai daraufhin

zögernd.

Doch dann lächelte er wieder und nahm seinen Schal ab.

Darunter kam eine silberne Kette zum Vorschein, an ihr hing ein kleiner Phönix

und schien mit den roten Augen zu zwinkern.

"Hier, ich möchte dass du sie aufbewahrst bis ich wieder komme.

Dort in der Abtei wird sie mir womöglich nicht gelassen und ich will sie nicht

verlieren. Ich hoffe, dass du dies auch nicht tust.

Sie ist alles was ich noch von meiner Mutter habe und ist mir deshalb sehr

wichtig... Pass gut darauf auf!", sagte Kai und legte sie dem perplexen Chinesen vorsichtig

um den Hals.

Ray wusste nicht wie ihm geschah.

Erstens hatte der Russe ihm gerade eine Schwachstelle offenbart und zweitens,

was viel wichtiger war, kam ihm der ehemalige Teamleader gerade so nah wie nie

zuvor.

Ray atmete tief ein um noch ein letztes mal den wunderbaren Geruch des anderen

in sich aufzunehmen, bevor dieser ging.

Er wollte wiederkommen, dass hatte er gerade mit seinem tun klargemacht!

Doch Ray hatte auch schon Angst vor dem was unweigerlich kommen musste- dem

Abschied!

Irgendwann stand Kai einfach auf.

"Ich glaube, es wird langsam Zeit... Ich muss gehen, um meinen Flug nicht zu verpassen...

Pass du mir nur gut auf den Kindergarten auf. Wenn ich euch wiedersehe, will ich ein Spitzenteam sehen, mit dem die Demolition Boys viele Probleme haben werden und kein drittklassiges Team!"

"Ja, ich passe auf sie auf. Du kannst dich immer auf mich verlassen.

Und vergiss nicht, ich werde immer erreichbar sein. Bitte, komm bald zu uns zurück!"

Und ganz leise, als Kai ihm schon den Rücken zugedreht hatte und Ray dachte,

dass er es nicht mehr hören würde, setzte er noch hinzu:

"Lass mich doch bitte nicht allein, ich vermisse dich schon jetzt!"

Kai hatte gelächelt, er hatte eigentlich nicht daran gedacht, so schnell wieder

zu kommen. Bei diesem Team war er einfach zu sehr verweichlicht, auch wenn er immer wieder

versuchte dies zu überspielen.

Er musste es schaffen wieder so zu werden wie früher!

Die Tränen in den Augen des kleinen Chinesen hatte er nur am Rande

wahrgenommen.
 

*~~~*Flashback ende*~~~*
 

//Ja, so war es damals gewesen. Doch wie steht Ray nun zu mir?

Er ist sofort zu mir gekommen, als er ich um Hilfe gerufen habe und hat mich

auch aufgenommen, doch ob er noch immer etwas für mich empfindet, oder nur

einem alten Freund helfen wollte?//

Kai wusste nicht, was er von dem Kleineren halten sollte.

Aber er hatte ihn in den Arm genommen, was zeigte, dass ihm der Russe nicht egal

war.

Es war zum verzweifeln!

"Ray, du gibst mir echt Rätsel auf!", stöhnte Kai vor sich hin.

Er drehte das Wasser ab.

Den Schmutz konnte man auch mit einer Rechnung die in die Millionen ging nicht

abwaschen, warum sollte er also Wasser verschwenden?
 

Er nahm sich ein Handtuch von dem Regal und trocknete sich ab.

Sein Blick blieb im Spiegel hängen.

Die blauen Flecken, die Boris und seine Lakaien ihm beigebracht hatten, waren

auch nach den Tagen, die er schon hier war nicht verschwunden und eine kleinen

Narben, die er auf seinem sonst so ebenmäßigen Körper erkennen konnte

erinnerte ihn noch mehr an die ertragenen Demütigungen.

Er wusste noch, wie Boris damals wütend zu ihm gekommen war und ihn

vergewaltigen wollte.

Doch dies war das erste Mal gewesen, dass Kai sich erfolgreich wehren konnte, da

Boris seine hirnlosen Kampfmaschinen wohl vergessen haben musste.

Und gegen einen alten Mann konnte er sich noch ohne weiteres wehren..

Boris hatte mit einem Brieföffner auf ihn eingeschlagen und dieser hatte sich

tief in seine Haut knapp unter den Rippen gebohrt.

Das war noch gar nicht allzu lange her.

//Äußerliche Wunden heilen eben schnell!//, dachte Kai und zog sich die

Klamotten an, die Ray für ihn besorgt hatte.

So wie sie aussahen wahrscheinlich aus Talas Schrank.
 

Er besah sich die etwas zu große schwarze Hose, die aber trotzdem noch einen

eleganten Eindruck vermittelte und das weiße Hemd, dass ihm ein unantastbares

Äußeres verlieh.

Ohne Schuhe ging er aus dem Raum, rannte aber noch einmal zurück, fasste in die

Tasche seiner alten Hose und holte etwas heraus.

//Dich kann mir keiner nehmen!//, beschloss er und ging nun zu den anderen in

den Raum, aus dem der meiste Lärm drang.

Kai sah sich um.

Der Raum war gemütlich eingerichtet.

Die Wände waren in einem hellen Orange gestrichen und die Sofas die darin

standen waren rot.

Ein kleines Beistelltischchen war aus Kirschholz angefertigt und die Schränke

die an zwei Wänden standen waren ebenfalls aus Kirschholz.

Durch eine gegenüber dem Eingang in dem Kai gerade stand liegende Tür konnte

Kai Töpfe klappern hören.

Neugierig ging er näher und sah, wie Ray mit den Kochutensilien

herumhantierte.
 

"Na, mal wieder in deinem Element?", wollte Kai wissen.

Ray schreckte hoch und hätte um ein Haar eine Schachtel mit Eiern fallen

gelassen.

Doch Kai reagierte schnell genug und fing sie mit einem Sprung, der einem

Torwart alle Ehre gemacht hätte, auf.

Ray lächelte.

"Hätte nicht gedacht, dass die überleben!”, gab er grinsend zum

"Und wenn Sie`s nicht hätten? Was gäbe es denn heute dann zu Essen?", fragte

Alexija, die Kai gefolgt war.

Da Kai seine Schwester schon bemerkt hatte drehte er sich nur langsam um und

meinte:

"So wie ich Ray kenne, hätte dann einer von uns losgemusst!"

"Stimmt!", gab Ray zu.

"Jetzt koch schon weiter!"

Kai war aufgefallen, dass er ziemlichen Hunger hatte und Tala ihm

vorhin nichts gebracht hatte.

"Ja, ja!",meinte Ray nur und scheuchte die Geschwister dann aus dem Raum.

Zuschauer konnte er jetzt nicht gebrauchen.

Der Brief

Das Essen, welches Ray gezaubert hatte, war mal wieder super gewesen und Alexija beneidete die beiden Russen für ihren Spitzenkoch.

Sie war ja der Meinung, Ray hatte viel mehr was in einem Nobel-Restaurant als in

der Küche der Bladebreakers etwas zu suchen, doch Ray zuckte nur mit den

Schultern und widmete sich wieder dem Tischabräumen.

Er beschloss früh schlafen zu gehen und bemerkte dadurch nicht, dass kurze Zeit

später ein Brief in den Briefkasten geworfen wurde, es an der Tür klingelte und

als jemand öffnete nur eine rote Feder vor dieser Tür lag.
 

Kai besah sich den Brief genau.

Durch die Feder hatte er schon so einen verdacht, von wem der Brief war, aber er

hoffte, dass er einmal kein recht behalten würde.

Früher in der Abtei hatte Boris ihm so immer seine Bedürfnisse mitgeteilt und

wenn auf den Zetteln, die in das Zimmer von ihm, Tala und noch fünf anderen

Jungs gelegt wurden so eine Feder lag, wusste jeder, dass er sie nicht

anzurühren hatte.

Einmal hatte es jemand gewagt und als er von Boris zurück gekommen war, war er

mehr tot als lebendig gewesen.

Das hatte sich natürlich schnell herumgesprochen und nun hatte Kai angst.

Konnte es sein, dass er wusste wo er sich befand?

Dass er sich sogar in der nähe aufhielt?

Oder war das alles nur ein Missverständnis?
 

"Kai, wer ist denn da?", wollte Alexija wissen, der es komisch vorgekommen war,

dass Kai noch immer an der Tür stand und sich mit niemandem zu unterhalten

schien.

Sie kam aus dem Wohnzimmer, in dem sie bis vor kurzem noch an Tala gekuschelt

gesessen hatte und sah ihren Bruder fragend an.

Doch dann fiel ihr Blick unwillkürlich auf den Umschlag in Kais Hand und auf

die rote Feder.

"Kai? Was hat das zu bedeuten?", wollte sie nun wissen.

"Das geht dich nichts an!", erwiderte Kai und ging auf sein Zimmer.

Alexija erstaunte das Verhalten ihres Bruders sehr und so weckte sie ihren

Freund und erzählte ihm was vorgefallen war.
 

"Was? Eine rote Feder?", rief Tala geschockt aus, als Alexija ihm alles

erklärt hatte.

Sofort war die Wut, die er gespürt hatte, als er aus seinen Träumen gerissen

wurde verraucht und er sah nur noch ungläubig und mit unglaublichem Hass im

Gesicht auf das Mädchen vor sich.

"Du weist ja gar nicht, was das zu bedeuten hat!", sagte er etwas ruhiger, als

seine Freundin zusammen gezuckt war und sich ein ängstlicher Ausdruck auf ihrem

Gesicht breit gemacht hatte.

"Tut mir leid, ich wollte dir keine Angst machen aber ich hoffe ich liege mit

meinen Vermutungen falsch. Weck schon mal Ray, ich glaub ich kann Kai grad

nicht wirklich gut helfen!", meinte er dann nur noch mit etwas Unruhe in der

Stimme, sprang auf, rannte die Treppe zu dem Zimmer, in dem Kai sich gerade

befand hoch und ging ohne zu klopfen hinein.

Er sah, wie Kai sich auf dem Bett zusammen gerollt hatte, seine Augen glasig

wirkten und er zitterte, als hätte er etwas wirklich schlimmes hinter sich.

Wahrscheinlich war das, was in dem Brief gestanden hatte, fast genau so schlimm

wie die Treffen mit Boris im Wald.

Tala wollte eigentlich gar nicht wissen, was auf dem Zettel stand, doch er musste

seinem Freund ja auch irgendwie helfen!

Also schlich er in das Zimmer, hob den fallen gelassenen Brief auf und begann zu

lesen.
 

Lieber Kai,

endlich hab ich dich gefunden.

Wenn du nicht morgen freiwillig zu mir kommst und mir ewige Treue schwörst,

dann kann es sein, dass du deinen geliebten Chinesen nie wieder sehen wirst.

Noch ist er bei dir, du kannst es ihm also ein letztes mal richtig zeigen, aber

dann ist Schluss, hast du mich verstanden?

Wenn du nicht pünktlich um 12 Uhr mittags auf dem Marktplatz stehst, dann ist

es um deinen Freund geschehen, verlass dich drauf.

Und glaub nicht, dass ich dann von dir ablassen würde!

Du gehörst mir und das wird auch immer so bleiben!

Boris.
 

Ja, Kais Reaktion war für jemanden, der wusste wie Boris drauf war, ziemlich

berechtigt.

Aber für einen Außenstehenden sah es bestimmt so aus, als würde er total

überreagierten.

Sie wussten ja nicht, wie ernst es Boris war.

Und er würde sich auch Ray nehmen, das stand fest!

Besagter Chinese kam gerade mit Alexija an Kais Zimmer an und stellte fest, dass

Kai am weinen war.

"Ich hab mich nicht an ihn ran getraut. Aber er scheint dir ja ein bisschen zu vertrauen.

Versuch du mal dein Glück!", meinte Tala und blickt Ray an.

Dann drückte er ihm den Brief in die Hand und ließ die beiden alleine.

Alexija zog er unter Protest einfach mit sich.
 

Ray schloss langsam die Tür und ging auf Kai zu.

Dieser hatte den Schwarzhaarigen schon bemerkt, wollte ihn aber nicht ansehen.

Er hatte das Gefühl, dass es dann noch schlimmer werden würde.

Ray setzte sich ans Bett und besah sich den Brief.

Er las es sich durch und war ziemlich geschockt, verstand Kais Reaktionen nicht

ganz, da er ja nicht wusste, wie sehr dieser ihn mochte, und schob alles darauf,

dass Kai wieder daran erinnert wurde, was Boris das letzte mal mit ihm gemacht

hatte.

//Er kann sich bestimmt ausmalen, was geschieht, wenn er sich jetzt nicht

ausliefert und was geschieht wenn er zu ihm geht.//, dachte Ray deshalb und

streichelte Kai vorsichtig über den Rücken.
 

Nun sah Kai auf und direkt in Rays goldene Katzenaugen.

Dieser sass einfach nur da und gab ihm das Gefühl nicht vollkommen alleine zu

sein.

Tala hätte jetzt wahrscheinlich wie ein Irrer auf ihn eingeredet und versucht

eine Lösung zu finden, seine Schwester würde ihn nicht verstehen, doch Ray war

einfach nur da und gab ihm Nähe.

Langsam richtete Kai sich etwas auf, nur um Ray an sich zu ziehen

und sich an seine Schulter zu lehnen.

"Ich werde nicht zulassen, dass er dich bekommt!", flüsterte Kai leise, doch

Rays Ohren waren sehr gut und so verstand er jedes Wort.

//Was soll das? Warum sagt er sowas? Er wird Doch nicht etwa...? Nein, nicht Kai Hiwatari!

Der liebt keine Männer!//

Dennoch ließ Ray sich mit Kai zurück fallen, sodass dieser nun mit dem Kopf

auf seiner Brust lag und Ray ihm über den Kopf streicheln konnte.
 

Kai genoss es, dass ihn mal jemand so zärtlich berührte, ohne dabei einen

Hintergedanken zu haben.

Da er wusste, wie sehr Ray ihn gemocht hatte und dies wahrscheinlich immer noch

tat, vertraute er ihm etwas.

Soweit brachten es bei ihm noch nicht einmal Alexija oder Tala.
 

Kai hörte den unruhigen Herzschlag Rays und spürte, wie sich sein muskulöser

Brustkorb bei jedem Atemzug hob und senkt.

Dies gab ihm ein unglaublich beruhigendes Gefühl und er war schon nach kurzer

Zeit wieder so ruhig, dass man sich mit ihm gut unterhalten konnte.
 

"Kannst du mir sagen, was ich machen soll?", hörte Ray plötzlich eine Stimme,

ganz leise, so dass er sich fragte, ob sie überhaupt da gewesen war.

Doch er hatte ja gespürt, wie Kai sich leicht bewegt hatte und nun sah er Ray

auch noch direkt in die Augen.

Ray spürte, wie er errötete, da er diesem Blick einfach nicht standhalten

konnte und drohte in ihm zu versinken.

"Das ist ziemlich schwer...", gab Ray zu und blickte an Kai vorbei, strich

diesem zwischendurch aber auch ein paar widerspenstige Haarstränen aus dem

Gesicht.

"Immerhin geht es ja um mich."

Kai nickte.

"Aber ich werde alles versuchen, dass er dir nie wieder zu nahe kommt!",

versprach der Schwarzhaarige dann.

"Und wenn ich mich dafür opfern muss!", flüsterte er dann noch.

"Ray?", fragte Kai verwirrt. "Was hast du vor?"

"Ich werde zu ihm gehen. Freiwillig! Und niemand kann mich davon abhalten."

"Nein, das lasse ich nicht zu. Das ist eine Sache zwischen Boris und mir und wenn einer geht, dann werde ich das sein! Ich habe schon schlimmeres hinter mir!

Ich verkrafte das im Gegensatz zu dir!", fuhr Kai auf.

"Willst du damit sagen, ich wäre schwach?", wollte Ray wissen.

"Nein, du bist es nur nicht gewohnt...", gab Kai etwas leiser zu.

"Ach und nur weil du es `gewohnt´ bist, heißt es, dass er das machen darf oder was?

Ich werde dich auf keinen Fall zu diesem perversen Schwein gehen lassen, damit

das ein für alle mal klar ist, und wen ich dich fesseln, knebeln und in einen

kleinen fensterlosen Raum einsperren muss, damit du hier bleibst!", stellte der

Chinese knurrend fest.

"He, ganz ruhig... Noch ist nichts entschieden! Vielleich fällt uns ja noch was ein."

Es klang zwar nicht sehr zuversichtlich, doch Kai hoffte es trotzdem.

Er wollte nicht zu diesem Schwein zurück, aber Ray durfte er erst recht nicht

bekommen!

Es gab im Endeffekt keine andere Möglichkeit.

Aber dann wollte er seinen letzten Abend mit Ray wenigstens ein bisschen genießen.

Nicht mit Sex.

Nein, einfach kuscheln.

Etwas anderes, dazu war er nicht in der Lage.

Das würde ihn, egal wie zärtlich es sein konnte, nur an ihn erinnern und daran

wollte er im Moment gar nicht denken.

Er würde es ab morgen ja sowieso immer.
 

"Bleibst du hier?", fragte Kai plötzlich.

"Wie bitte?", hakte Ray ungläubig nach.

Das musste er sich eingebildet haben!

"Kannst du heute Nacht hier bleiben? Ich will nicht alleine sein!", sagte Kai noch mal.

"Ähm.. ja, ja klar!", erwiderte Ray fast sofort.

Eine Nacht mit Kai!

Nur mit ihm und in seinen Armen!

Jetzt konnte Ray kaum noch warten, bis sie endgültig schlafen gehen konnten,

denn er sprach noch viel mit Kai über irgendwelche belanglosen Dinge, um diesem

die Angst vor den kommenden Tagen zu nehmen.



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