Heartbeat
Schwer atmend erreichte ich die Kantine und blieb an der Tür stehen, um mich nach Yori umschauen zu können. Zu meinem Erstaunen war der Raum schon fast vollkommen leer. Nur noch wenige Schüler saßen hier und dort verteilt, ob zu zweit, zu dritt oder zu viert und unterhielten sich.
Mein Blick fiel auf jemanden der still und alleine auf der anderen Seite des Raumes saß und in einem Buch rumblätterte. Natürlich war es Yori. „Yori-chan!“ Ich rief ihren Namen und sie blickte vom Buch auf und sah zu mir hinüber. Schnell lief ich zu ihr. „Tut mir leid, dass ich so spät bin.“ Ich sah sie entschuldigend an. „Ist schon okay.“ Sagte sie nur aber sah mich dabei wieder mit ihrem besorgten Blick an. Sie musste bemerkt haben, dass ich ziemlich aufgewühlt war „Ist was passiert?“ Ich zögerte kurz, schüttelte dann aber den Kopf. „Nein, nein alles okay.“ Ich lächelte sie an. Doch Yori merkt mein Zögern und hackte weiter nach: „Du weißt ich mische mich nie ein, denn ich vertraue dir und ich bin mir sicher, du weißt was du tust...“ Nun zögerte sie und schien zu überlegen. „…aber ich mache mir wirklich Sorgen um dich Yuki.“ Ich seufzte schwer.
Langsam ließ ich mich auf dem Platz neben Yori sinken. Mein Atem war noch immer ziemlich unregelmäßig vom laufen. Yori schob wortlos ihr Glas mit Mineralwasser zu mir rüber. Ich nahm es dankend an und wollte grad einen Schluck daraus trinken, da fiel mir wieder ein, warum ich überhaupt weg musste. Die Blutstabletten. Nachdem ich Zero getroffen hatte, hatte ich sie total vergessen. Als Vampir hat man es echt nicht leicht.
Ich schaute vom Glas auf und blickte wieder in Yori´s Gesicht. Sie sah mich fragend an und sagte dann: „Ich dachte du hast Hunger? Wenn du dich nicht beeilst, ist auch nichts mehr vom Mittag übrig und dann musste noch bis zum Abend warten.“ – „Ah, stimmt.“ Ich sprang wieder auf und holte mir schnell was zu Essen. Zum Glück können wir Vampire auch menschliche Nahrung essen, so fallen wir wenigstens auch nicht auf und außerdem war ich ja eh selber lange ein normaler Mensch.
Schnell futterte ich alles in mich hinein und langsam beruhigte ich mich wieder und entspannte mich. „Ich hab Zero getroffen.“ Platzte ich mit der Wahrheit raus. „Oh verstehe, deswegen kamst du so spät“, – „Genau“ ich nickte. „Du sahst ziemlich durcheinander aus, als du hier angekommen bist.“ Bemerkte Yori und nahm einen Schluck aus ihrem Glas. „Ja.. ja das Gespräch mit ihm verlief nicht gerade gut.“ Nun sah sie mich mitfühlend an. „Das tut mir leid.“ Ich starrte traurig und gedankenverloren den Tisch an, an dem wir saßen. Niemals wird er mir die vielen Dinge verzeihen, die passiert sind.. niemals. Ich hab ihn im Stich gelassen und zwar genau in dem Moment, in dem er mich am meisten brauchte. Was tat ich? Ich haute ab. Wieder musste ich seufzen. Ich erinnerte mich an den Tag, als ich davon ging…
Vor ca. 6 Monaten
„Yuki, bist du dir sicher, dass du gehen willst?“ Ich nickte bestimmt. „Klar bin ich mir sicher.“ Ich lächelte glücklich und schaute in das traurig dreinblickende Gesicht des Direktors. Heute war der Tag, an dem ich mit meinem Bruder fort gehen würde. „Meine Yuki! Jetzt ist sie schon so groß und verlässt mich!“ Ich kratze mir hilflos am Kopf. Er redete weiter „Es kommt mir vor wie gestern, als ich dich bei mir aufnahm.“ Er sah aus, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. „Ich danke ihnen für alles, was sie für mich getan haben.“ Äußerte ich mich und meinte es auch vollkommen ernst. Es war wirklich schön bei ihm aufzuwachsen. Er ist ein sehr fürsorglicher Mensch, der alles für mich und Zero getan hätte und auch getan hat.
„Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du mich Papa nennen sollst?“ Nun heulte er wirklich los.
„Ähm.. Papa ich werde dich wirklich sehr vermissen.“ Ich lächelte ihn aufrichtig an. „Meine Yuki!“ Weinend wollt er sich auf mich stürzen und umarmen. Ich wich geschickt aus. Der Direktor knallte mit dem Gesicht zuerst auf den harten Stein… das tat sicher weh. Bevor ich noch was erwidern konnte, spürte ich plötzlich, wie sich eine warme Hand sanft auf meine Schulter legte. Ich drehte ruckartig meinen Kopf soweit es ging nach hinten und sah in die dunklen Augen von Kaname-senpai. „Onii-san“, brachte ich nur raus und lief gleich etwas rot an, was mir peinlich war. So oft passiert mir das in seiner Gegenwart „Yuki wir müssen los.“ Ich nickte und strahlte ihn an. Ich weiß, dass es ihn glücklich macht, wenn ich lächle. Er will nicht, dass ich traurig bin und so lange er in meiner Nähe ist, werde ich es auch niemals sein. Doch da fiel mir plötzlich wieder jemand ein und ich blickte mich hektisch um, ohne groß nachzudenken. Kaname-senpai merkte es natürlich sofort. „Er ist nicht hier Yuki.“ Seine Stimme hatte einen gewissen Unterton. Stumm schaute ich wieder zu ihm und nickte.
Stimmt. Wäre Zero hier in der Nähe, würde ich auch seine Anwesenheit spüren. Ob er überhaupt Bescheid weiß, dass ich mit Kaname-senpai fort gehe? Ich sah mich auf den großen Platz um, auf dem wir standen. Nur Kaname-senpai, der Direktor und ich waren hier. Wir waren einige Meter von der Cross-Academy entfernt. Es war ein sehr schöner Tag. Die Sonne schien hell und man sah keine einzige Wolke am Himmel. Auch wenn ich ein Vampir war, ich kam gut mit dem Sonnenlicht zu Recht.
Plötzlich spürte ich wie sie die Hand auf meiner Schulter verkrampfte. Es fing schon an mir weh zu tun, doch ich wusste sofort was los war. „Zero...“ Flüsterte ich kaum merklich. Ich spürte seine Aura ganz in der Nähe, also war er doch gekommen. „Lass uns gehen.“ Nun nahm Kaname-senpai seine Hand von meiner Schulter und packte behutsam mein Armgelenk und zog mich vorsichtig mit sich. Ich wollte zuerst widersprechen, aber ließ es dann doch bleiben. Es ist sowieso besser so. Es war mein Wunsch bei meinen Bruder zu sein und nichts würde mich jetzt davon abhalten. Ich ging nun neben ihm her und lehnte mich leicht an ihn. „Yuki bist du sicher…“, – „Ja ich bin mir sicher“, unterbrach ich Kaname-senpai und lächelte. Ich weiß was er mir sagen wollte. Aber ich hatte mich nun entschieden zu gehen und nichts würde mich davon abhalten. Auch Zero nicht. Ohne noch mal zurück zu blicken, gingen Onii-san und ich den Weg entlang, den Weg in ein neues Leben…
Ca. 3 Monate später
„Es tut mir leid“ Ich sah ihn wehmütig an. Kaname-senpai saß vor mir und schaute mich mit einem Blick an, den ich nicht deuten konnte. Ich stand ihm direkt gegenüber und hatte einen gepackten Koffer in der Hand. Wir waren nun seit drei Monaten weg und wohnten im Moment in einem kleinen Haus in der Nähe einer Stadt, denn wir wollten so gut wies geht nicht auffallen. Wir zogen von Stadt zu Stadt, weil wir bis jetzt noch keinen Platz gefunden hatten, an dem wir bleiben wollten, doch es störte mich nicht im Geringsten. Ich war glücklich mit Kaname-senpai. Zumindest dachte ich das.
Es war wirklich schön zusammen mit ihm zu Leben. Es war einer meiner größten Wünsche, der erfüllt wurde. Doch etwas stimmte nicht. Je mehr wir uns von der Cross-Academy entfernten, desto mehr bekam ich das Gefühl oder besser gesagt den Drang ich müsste zurück. Ich wusste wirklich nicht, wo plötzlich dieser Drang herkommt. War es mein Schicksal zurück zur Academy zu gehen? Brauchte Jemand meine Hilfe? Oder ist vielleicht irgendetwas Schlimmes vorgefallen?
Sorgen und Ängste plagten mich und dazu kamen dann auch noch Schuldgefühle, denn ich habe viele Leute zurückgelassen, die mir so wichtig waren. Yori-chan, den Direktor.. und natürlich Zero. Zero.. wenn ich an ihn dachte, schmerzte es mir und ich versuchte sofort an etwas anderes zu denken.
Er hasste Vampire mehr als alles anderes und ich, die Person die immer versuchte ihm zu helfen und immer für ihn da zu sein wird selber wieder zu einem Vampir. Das musste schrecklich für ihn sein, denn immerhin trank er immer mein Blut. Er brauchte mein Blut. Doch als ob das nicht reichte.. nein ich machte es noch schlimmer und verließ ihn einfach und haute mit Kaname-senpai ab.
Ich musste was tun.
Nun stand ich hier mit gepacktem Koffer vor der Person, die ich so liebte und sagte, dass ich zurück gehe. Irgendwie doch verrückt.
Es vergingen ein paar Sekunden und noch immer sagte er nichts dazu.
Doch auf einmal erhob Kaname sich, aber ohne seinen Blick von mir abzuwenden.
Plötzlich, so schnell, dass ich nicht mal reagieren konnte, umarmte er mich.
Ich war so überrascht von der plötzlichen Umarmung, dass ich gar nicht wusste was ich machen sollte, also blieb ich einfach so stehen. Mein Kopf lag an seiner Brust und ich hörte seinen Herzschlag. Ich schloss die Augen um mich besser darauf konzentrieren zu können. Sein Herzschlag war ganz ruhig.
Als wir da so standen und keiner von uns auch nur ein Wort sagte, tauchte plötzlich Zero in meinen Gedanken auf und ich schreckte zurück. „Was ist los?“ Fragte Kaname-Senpai und sah mich wieder mit seinen undurchschaubaren Blick an. „Nichts.“ Antwortete ich schnell und schüttelte meinen Kopf. Ich spürte die Hitze, die sich auf meinem Gesicht ausbreitete. Ich musste ziemlich rot angelaufen sein.
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, machte ich kehrt und rannte davon.
Ich raste aus dem Haus, und lief immer weiter ohne stehen zu bleiben. Mein Instinkt zeigte mir den Weg zurück. Ich weiß ich verletzte Kaname-Senpai damit, aber ich wusste auch, dass er einverstanden war, dass ich zurück kehrte. Außerdem sagte mein Gefühl mir, dass ich ihn ganz sicher bald wieder sehen würde.
Ein paar Tage vergingen. Ich machte ein paar Pausen um mich auszuruhen und schlief in Hotels. Doch dann, erreichte ich die Cross-Academy.
Danke an meinen Instinkt, der mich wieder hier her führte. Es hatte doch viele Vorteile ein Vampir zu sein. Ich kicherte leise.
Ich betrachtete von weitem das Gebäude. Es war ein schönes Gefühl wieder hier zu sein. Es fühlte sich so an, als würde man von einer langen Reise zurück kommen und nun endlich wieder in das vertraute Heim zurück kehren. Ich musste schmunzeln.
Ich stand auf einer Anhöhe und der Wind wehte mir durch die Haare. Es war schon spät in der Nacht und alle schienen zu schlafen. Ich fragte mich, ob die Vampire, die hier noch lebten meine Anwesenheit schon spürten. Besonders fragte ich mich, ob Zero es schon spürte. Ich zumindest wusste, dass er noch hier an der Academy war, weil ich seine Anwesenheit schon bemerkte. Also war es sicher das er auch schon Bescheid wusste, dass ich hier bin.
Ich seufzte tief. „Da musste nun durch Yuki.“ Sagte ich mir selber und ging nun mit selbstbewussten Schritten Richtung Cross-Academy. Nun spürte ich auch die Anwesenheit von Ichijō-senpai, Aido-senpai und den anderen. Als wir gegangen sind, wollte Kaname-senpai dass die anderen hier bleiben.
Warum weiß ich auch nicht so wirklich. Aber sie hörten natürlich auf ihn und blieben bei der Academy.
Ich dachte weiter darüber nach, als ich plötzlich jemanden rufen hörte. „Meine Yuki-chan! Sie ist wieder da.“ Der Direktor kam mir entgegen gesprungen und ich war sichtlich glücklich darüber ihn zu sehen. Ein breites Lächeln machte sich auf meinem Gesicht breit. „Direktor!“ er bleib plötzlich ein paar wenige Meter vor mir stehen. „Aber.. aber Yuki-chan“, wie beim Abschied war, stand er kurz davor loszuweinen. „ah ich mein natürlich Papa“, ich grinste ihn noch heiterer an. „Ich bin so froh dich zu sehen.“ Nun umarmte er mich. Diesmal bin ich nicht zur Seite gesprungen, obwohl ich wusste, dass er das machen würde. „Zero hatte mir sofort bescheid gesagt, als er spürte das du in der Nähe warst.“ Ich erstarrte, aber ich versuchte weiterhin zu lächeln.
„Komm lass uns reingehen und über alles sprechen.“ Sagte Direktor Cross freundlich und führte mich rein ins Gebäude und hoch zu sein Büro.
So kam es dann, dass ich wieder Schüler an der Academy wurde. Ich bestand aber drauf, dass ich wieder in die Day Class kam. Allein schon wegen Yori und damit nicht noch mehr Fragen auf kommen.
Es werden mich sicher alle ausfragen wo ich die ganze Zeit war.
Nun sitze ich hier wieder mit Yori an einem Tisch und dachte über das vergangene nach.
Seit ungefähr 3 Monaten bin ich wieder hier. Und nichts hat es bis jetzt gebracht. Zero traf ich bis jetzt erst 2-mal… das eine mal davon ist ja vorhin erst gewesen. Daran wollte ich lieber schon gar nicht mehr denken. Von Kaname hab ich, seit ich ihn verlassen habe, nichts mehr gesehen oder gehört und das bereitete mir langsam auch Sorgen. „Yuki, schau…“ Yori holte mich aus meinen Gedanken.
„Hm?“ Ich sah von der Tischplatte auf und blickte in Yori´s erstauntes Gesicht. Ihr Blick war auf den Eingang der Kantine gerichtet. Ich folgte ihren Blick und sah…
Ende des 2. Kapis
und was glaubt ihr? was oder wen sieht Yuki? ^^
hoffe das Kapi hat euch gefallen :3
ach und für die die es nicht wissen: Onii-san ist japanisch und bedeutet großer Bruder ^^
