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Heilige Cassilda

Eine Darkover-Geschichte
von

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Prolog

Bewahrer, Götter, Regenten – niemand kann etwas hier tun, alle sind hilflos bei dieser Geschichte. Wirklich jeder?
 

"Liebste, gehst du jetzt zu unserem Sorgenkind?“, fragte Mikhail mit seinen seit Mittsommer ständig funkelnden Augen besorgt.

„Ja, klar. Was dachtest du denn, Mik? Ich bringe aber jetzt erst Dominic ins Bett.“ Marguerida war aufgewühlt – es passierte einfach zu viel in letzter Zeit. Nach der Geburt ihres Sohnes Dominic zu Mittsommer tauchte drei Monate später urplötzlich ein junges Mädchen aus dem Nichts auf. Von Anfang an war sie bewusstlos. Seitdem waren vier mal zehn Tage vergangen und die Kleine schlief immer noch. Marguerida machte sich Sorgen, ebenso ihre Bewahrerin Istvana Ridenow, die von ihrem Turm in Neskaya hierher nach Thendara kam, um die junge Mutter und deren Mann Mikhail Hastur den Gebrauch der Schattenmatrices zu lehren. Nicht, dass diese Frau viel mehr Erfahrungen im Umgang mit diesen ungewöhnlichen Matrices hatte, aber sie hatte als Bewahrerin den Ruf einer Erneuerin aufgrund ihrer unorthodoxen Methoden.

Dieses Mädchen, nach Schätzung ungefähr 17 Jahre alt, lag im Turm der Comyn-Burg zur besseren Beobachtung. Marguerida ging dorthin, nachdem sie ihren Sohn zu Bett gebracht hatte, denn sie war dran mit der Überwachung des Kindes. Obwohl „Kind“ die falsche Bezeichnung für sie ist, dachte die 27-Jährige nüchtern.

Die junge Frau löste eine Überwacherin ab, die sie erst kürzlich kannte. Alisa, so hieß die rothaarige Überwacherin, lächelte, als ihre Ablöse kam. Alisa stand auf und ging, nachdem sie der Frau über ihren Zustand berichtete. Marguerida setzte sich neben das Bett auf den Sessel, auf dem die andere gesessen hatte. Mit Geschick überprüfte sie Atmung und Puls und seufzte.

Alles in Ordnung, aber trotzdem mache ich mir Sorgen. Ist das wieder die Aldaran-Gabe? Dabei schaute sie das Mädchen an: Langes, goldblondes Haar flutete über die Kissen. Ein paar goldene Sommersprossen sprenkelten das Gesicht, das so sanft aussah in ihrem Schlaf. Die schlanke Gestalt lag gerade und unbeweglich unter den Decken. Ihr Körper hatte etwas an sich, das Marguerida nicht benennen konnte, irgendetwas anderes. Vielleicht war es ihre Anmut oder ihre Sanftheit, die besonders auffiel, aber daran zweifelte sie. Blitzartig hatte sie eine Vision von Danilo Syrtis-Ardais, dem Friedensmann Regis Hasturs, und diesem sanften Mädchen empfangen, die sie zutiefst beunruhigte.

Istvana Ridenow öffnete die Tür und betrat das Zimmer und beugte sich interessiert über Marguerida ´s Schulter. „Hat sich ihr Zustand verändert?“, fragte sie leise die jüngere Frau.

Die Angesprochene schüttelte betrübt den Kopf. „Nein, Istvana. Dieses Mädchen wacht nicht auf. Woran könnte es liegen?“ Die Idee, ihrer Bewahrerin von der Vision zu erzählen, kam kurz auf, wurde aber schnell wieder verworfen.

„Ich weiß es leider nicht, chiya. Aber ich habe bemerkt, dass sich bei ihr neue Kanäle bilden und das beunruhigt mich sehr.“

„Wieso? Auf welche Art werden die Kanäle neu gebildet?“ Marguerida liefen allerdings einkalte Schauder über den Rücken. Doch nicht etwa...?

„Ich habe so etwas noch nie gesehen. Ich habe nur davon gehört und Jeff hat meine Befürchtungen bestätigt... Sie bildet aus mir unerklärlichen Gründen die Kanäle einer Bewahrerin.“

„Nein!“, entfuhr es Marguerida. Sie selbst hatte bis vor noch einem Jahr freiwillig solche Kanäle, denn ihre Urahnin Ashara Alton hatte sie 20 Jahre lang überschattet und ihr eingeredet, andere Menschen zu meiden und für sich zu bleiben. Sie wollte nicht, dass es diesem, ihr unbekannten, Mädchen widerfuhr.

Istvana schaute sich voll Mitgefühl an. „Nein, chiya. So wird es nicht sein. Ihr Körper tut es von selbst, so wie eine Art Reflex. Ich kann es mir wirklich nicht erklären...“

„Ein Reflex? Das macht mir Sorgen...“ Marguerida dachte nach und erinnerte sich an die Vision, die sie eben erst hatte. War das der Grund für die Tragik? Es wäre erklärbar, aber trotzdem grausam.

Istvana warf ihr einen fragenden Blick zu, aber Mikhail `s Gemahlin fühlte sich nicht dazu verpflichtet, ihre Vision zu erklären oder auch nur zu erzählen. Die Ältere verstand und ging hinaus, nachdem sie ihrem Schützling kurz zulächelte.

Marguerida dachte scharf nach und schaute ihr Sorgenkind an. Dabei lächelte sie flüchtig. Ihr Kind, wenn auch nur Sorgenkind. Und Mik sieht sich als Vater, so, wie ich mich als Mutter des Kindes sehe. Aber woran könnte es liegen, dass ihr Körper so etwas machte, und dann noch freiwillig? Die junge Frau seufzte wieder und streckte sich.

Dabei blickte sie erneut nieder und sah in zwei strahlend blaue Augen, die die Farbe des Meeres von Thetis hatten. Die Heilerin schreckte auf und das Kind sah sie verschlafen und kraftlos an.

Leise fragte sie das Kind: „Wie geht es dir? Wie fühlst du dich?“ Und näherte sich ihr gleichzeitig langsam.

Doch die Kleine schaute sie nur verwirrt und fragend an. Offensichtlich sprach sie kein casta. Marguerida versuchte es in anderen Sprachen, aber immer war die Reaktion gleich. Das Mädchen verstand keine der darkovanischen Verständigungsmöglichkeiten. Also probierte sie es mit Sprachen anderer Planeten, jedoch auch da gab es nur Verwirrung.

Telepathisch rief die 27-Jährige Istvana zurück. Währenddessen überwachte sie das Kind und half ihr sorgfältig, sich aufzusetzen. Lautlos schritt sie ein und erkannte ebenfalls das große Problem. Die Bewahrerin machte mit der Hand eine nähernde Bewegung, doch das Mädchen zuckte zusammen und schnellte zurück. Augenscheinlich hatte sie Angst vor der Älteren. Wieso nur?

„Aber, aber, Kind“, flüsterte sie ihr leicht erschreckt zu. Was hatte dieses Kind denn nur? Sacht stellte die Ridenow - Frau einen Kontakt zwischen sich und die kleinen Blonden her. Das Haar war zerzaust und fiel ihr in Strähnen über die Schultern; die blauen Augen starrten die Empathin groß und verängstigt an. Anscheinend bemerkte die Kleine den Rapport und ließ ihn schnell und fast schon brutal, aber gekonnt, fallen.

Istvana keuchte und war sehr blass im Gesicht. Beinahe so blass wie das Kind. „Große Göttin! Die Kleine hat nicht nur die Kanäle einer Bewahrerin, sie ist schon Bewahrerin! Aber ihre Barrieren... Ich habe noch nie so starke Barrieren erlebt!“

Marguerida betrachtete die beiden unterschiedlichen Frauen und half Istvana, ihren Zustand der Ruhe wieder zu gewinnen. Denn sie war völlig erschöpft. Das Mädchen hingegen war zusammengebrochen und lag bewusstlos im Bett. Wer war sie? Woher hatte sie diese Macht? Die Macht einer Bewahrerin...

Diese Gedanken aufnehmend, antwortete die Ältere sich aufrichtend und das Kind wieder zudeckend, „Ich weiß es nicht. Sie versteht keine unserer Sprachen und weiß sich auch sonst nicht zu helfen. Ihre Reaktion auf meinen Versuch hin war... instinktiv. Ihr Körper tat das, um sich zu schützen. Deshalb meinte ich, sie sei bereits Bewahrerin. Und zwar auf eine ganz alte Art. Keine Sorge, chiya...“, beendete sie auf Marguerida ´s bestürzten Blick hin. „Sie schien mir auch keine Ahnung zu haben, was sie tat. – Aber Zandru, was für Augen!“

Das war auch Marguerida `s Gedanke gewesen. Diese Augen waren so – anders. Sie strahlten irgendeine Art Würde aus, trotz der Müdigkeit, der Verwirrtheit und der Angst darin. Sie hatte so etwas schon einmal gesehen, zumindest etwas so ähnliches. Aber das... nein, das konnte nicht sein. Aber, dachte die junge Frau plötzlich nüchtern, Zandru deswegen anzurufen war falsch. Diese Augen waren nicht höllisch oder eisigkalt, sondern eher göttlich und sanft. Wer ist sie nur?
 

Sowohl Marguerida, als auch Istvana saßen in dem großen Wohnraum von der Burg Comyn. Mikhail saß neben seiner Frau und hielt seinen Sohn in seinen Armen. Auch Jeff, eigentlich Damon Aillard, war anwesend. Sie berieten sich gerade wegen der unbekannten Schönheit.

„Onkel Jeff, was denkst du darüber?“, fragte Marguerida den Cousin ihres Vaters Lew Alton. Denn er schwieg bisher über diese Sache, hatte sie sich aber interessiert angehört und saß nun stirnrunzelnd auf dem Sessel.

Langsam beugte er sich vor und räusperte sich. „Ich habe, ehrlich gesagt, auch nur einige Vermutungen. Eine unsinniger als die andere.“ Er schüttelte betrübt den Kopf. „Was das Sprachproblem angeht... Man könnte ihr das Muster unserer Sprache übertragen. Doch das geht nicht einfach so; es muss direkt ins Hirn übertragen werden. Dazu benötigt man die Alton-Gabe.“ Jeff lächelte schwach bei der Erinnerung, als sein Onkel Kennard ihm damals das Muster zur Visualisierung der Atomstruktur seines Trinkkelches übertrug – Er hatte danach ziemliche Kopfschmerzen. Der alte Mann schaute Marguerida an und meinte dann: „Ich könnte es selbst tun. Es ist nicht wirklich schwierig.“ Damon stand auf und lächelte die junge Mutter zuversichtlich an, weil er genau wusste, dass diese den Gebrauch der Alton-Gabe zutiefst hasste. „Also: Könnt ihr mich zur kleinen Schönheit bringen?“
 

Das kleine Mädchen schlief wieder. Sie schien sehr ermüdet zu sein nach der starken Abwehrreaktion.

Damon schaute auf sie hinab und erinnerte sich unter anderem an sich selbst, als er damals nach Darkover zurückkehrte. Da war er ein Mann, der nicht wusste, wer oder was er war, beziehungsweise, wohin er gehörte. Seine Barrieren waren auch so stark gewesen, dass ihm der mentale Kontakt hinterher große Kopfschmerzen einbrachte.

Er setze sich auf den Sessel und wartete darauf, dass sie aufwachte, während er sie beobachtete. Ihr goldblondes Haar war zu Zöpfen geflochten, die sanft über ihre Schultern fielen und das dreieckige Gesicht umrahmten. Sie hatte lange dunkle Wimpern und einen Mund, der andere Männer garantiert schwach werden ließ. Die zarte, schlanke Gestalt würde einige Burschen dazu bewegen, den Beschützerinstinkt auszufahren. Ob sie das überhaupt wollte, war eine völlig andere Frage.

Jeff überwachte sie kurz. Ihre Brust hob und senkte sich schwach und ihren Atem hörte man kaum. Alles schien in Ordnung zu sein. Doch ihm kam es so vor, als wäre das nur ein Schein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  SamanthaGallin
2009-04-30T08:30:12+00:00 30.04.2009 10:30
Mir gefällt die Story ich hab zwar Vermutungen wer das Mädchen sein könnte
Aber schau dir noch mal die den Anfang an da wren ein paar ungereimtheiten
aber ich freu mich schon darauf wie es weiter geht
lg Sam
Von:  Himi_und_Nami
2009-04-30T08:29:48+00:00 30.04.2009 10:29
Hallo, Jenny - maus!
Bin grad über deine Story gestolpert. *freu*

Also ich mag deinen Schreibstil - er klingt nach dir!
Verträumt und malerisch. Gute Beschreibungen, fließende Übergänge in den Handlunngen - gefällt mir!! *freu*

Was mich ein wenig erschlug waren die vielen Namen und Phantasiebezeichningen. ^^° Das macht das Lesen ein wenig anstrengend und sie sind schwierig zu lernen. Vielleicht solltest du mehr erzählen, über die Welt in der die Geschichte spielt. Man hat eine geschichtliche Anmutung, auf Grund der Sprache, aber keine Vorstellung vom Aussehen von Landschaft und Orten. Mit mehr Beschreibungen würdest du dem Leser deine Welt vertrauter machen und sie hätten wesentlich mehr Zeit die Charaktere zu verinnerlichen und richtig kennen zu lernen.

Das ist keine Kritik, es ist nur eine Empfelung.^^
Vielleicht ist es gar nicht deine Schuld und ich seh einfach nur nicht richtig durch, weil ich Dakover nicht kenne.. ^^° Naja.
Wohl eher meine Schuld... *hihi*

Du hast ein Händchen für Fantasy-Stories, das merkt man in jedem Wort.
Mach weiter so!

LG Catty~ ^.^~


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