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Das Spiel mit der Ewigkeit

Grenzenlos, zeitlos, einzigartig!
von

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Bei Tony´s

Bei Tony´s
 

Laut klackt der alte Deckenventilator, die einzige Erfrischungsquelle, des altmodisch eingerichteten Penthouse.

Das Thermometer zeigt 29C° an, was in diesem Sommer die wärmste Nacht überhaupt versprechen dürfte.

Wie Butter wabbert die schwül warme Luft durch die Räume, ohne durch den Ventilator ein wenig Erfrischung zu bringen.

Auch das geöffnete Fenster schafft es nicht die Wärme zu vertreiben.

Aber all das interessiert mich nicht sonderlich.

Ich bin ohne Ventilator und Klimaanlage aufgewachsen, ich schätze das hat mich resistent gemacht.

Und so schlafe ich seelenruhig ohne mich durch die Fliegen, die in meiner Wohnung Schutz suchen, gestört zu fühlen.

Die Stereoanlage springt wie jeden Abend um diese Zeit an und ich öffne gemächlich meine Augen.

Eine Sekunde später reiße ich sie ein Stück weiter auf und eine weitere Sekunde später stehe ich an der Anlage, um sie wieder aus zu stellen.

Ein schlimmerer Song hätte die Nacht nicht einleiten können.

Tief durchatmend stelle ich eine CD an, um von leichtem Rage zum Kühlschrank begleitet zu werden.

Ich könnte sterben vor Hunger!

Mein typischer Galgenhumor scheint sich von dem Musikschock erholt zu haben, denn sterben kann ich in diesem Leben nicht mehr.

Was heißt in diesem Leben?

Gelebt habe ich von 1650 bis 1670.

Ja, ja für einen alten Sack habe ich mich recht gut gehalten.

Aber zurück zu meinem Monsterhunger und damit zu meinem Kühlschrank.

Ich öffne gerade die Türe dieses Kühlapparates und sehe: Nichts!

Gähnende Leere.

Das ist schlecht, ganz schlecht, sofort sinkt meine Laune gen Gefrierpunkt.

Knurrend schnappe ich meinen Schlüssel vom Brett und begebe mich in die Dunkelheit der Nacht.

Bei der Hitze ist mir die Lust am Jagen vergangen, bevor ich überhaupt begonnen habe ein Opfer zu visieren.

Allerdings scheint nicht nur mir warm zu sein, denn auf dem Weg zur nächsten Bar begegne ich keiner Menschenseele.

Das ist seltsam, denn normalerweise ist hier immer etwas los.

Aber so habe ich wenigstens eine Ausrede um mich nicht selbst um mein Mahl zu kümmern.

Beim alten Tony angekommen stelle ich fest, dass auch hier nichts los ist.

Nicht mal die Pseudounhumanen sind da und die sind normalerweise immer da.

Pech für die Anderen, Glück für mich.

So habe ich wenigstens etwas Zeit um mein Gemüt wieder zu beruhigen.

Wie gewohnt setzte ich mich an die Theke und Tony bringt mir meine Bestellung, die er auswendig kennt.

Der Mensch ist nun mal ein Gewohnheitstier.

Und auch die die es mal waren scheinen an ihren Gewohnheiten festzuhalten.

Bevor Tony wieder gehen will nicke ich zu dem leeren Hocker neben mir.

Ein „Setz dich zu mir“ oder ein „Wie geht’s denn so?“ wird er von mir nie zu hören kriegen.

Und zu seinem Glück wartet er darauf seit 20 Jahren nicht mehr.

Auch auf ein „Was gibt es neues?“ wartet er nicht mehr.

Und so beginnt er zu erzählen ohne, dass ich ein einziges Wort gesagt habe.

Er erzählt mir von der Börse, der Politik und von dem Leben in dieser Stadt.

Nach 10 minütigem Gebrabbel wird es mir zu bunt und eine Augenbraue wandert gefährlich langsam zu meinem Haaransatz.

Sofort stoppt Tony seinen Redefluss, nickt wissend und beginnt ein anderes Thema.

Eines das mich zur Abwechslung etwas interessiert.

Was für ein Glück., dass Tony lernfähig ist.

Und so berichtet er mir von den anderen Clans und deren Aktivitäten.

Wobei man sich das `anderen` hätte sparen können.

Ich gehöre keinem Clan an, bin einer der letzten freien. ungebundenen Söldner unserer Art.

Und so interessiert es mich nur bedingt, dass sich zwei der mächtigsten Orden mal wieder bekriegen.

Die Nox (Nacht) und die Umbra (Schatten).

Im Grunde ist es gar nicht von Bedeutung warum sie sich dieses Mal abschlachten wollen.

Wenn ich so darüber nachdenke herrschte zwischen den beiden Stämmen nie länger als ein halbes Jahrhundert Frieden.

Anscheint ist ihre Zeit mal wieder gekommen.

Als mich auch dieses Thema zu langweilen beginnt und ich gerade meine Augenbraue heben will, erzählt Tony, dass die Nox einen Jäger freigelassen haben.

Jäger sind die wohl überflüssigsten „Lebewesen“ auf diesem Planeten.

Ihre Existenz ist an den Freilasser gebunden und sie unterliegen keinem freien Willen.

Ein jeder Jäger, so heißt es, war mal ein Untoter der seinen Herren hintergangen hat.

In den einzelnen Clans herrscht eine strikte Hierarchie, mit harten Strafen und Gesetzten.

So ist es beispielsweise einem Herren gestattet Sklaven zu halten und ihren Willen zu unterdrücken.

Ein Jäger ist also ein Vampir der sich nicht in sein Schicksal fügte und dafür bestraft wurde.

Ihre Aufgabe ist der Tot, sie kämpfen und morden ohne an sich zu denken.

Wenn der Herr es befiehlt würden sie auch in der Sonne kämpfen, was ihr sicherer Tot währe.

Für mich sind sie das was man eine Plage nennt, nichts weiter.

Auch wenn ich keinen Krieger kenne der mit einer derartigen Brutalität arbeitet.

Ursprünglich würden Jäger von Menschen, dem Orden der Helsing, einem lange ausgerotteten Clan, eingeführt.

Sie knechteten Vampire um sie auf ihresgleichen los zu lassen und den gesamten Artbestand zu vernichten.

Wie man an mir, dem „lebenden“ Beispiel, sieht ist ihr Plan nicht aufgegangen.

Stattdessen lieferten sie uns eine Waffe die es uns ermöglicht die Menschheit zu knechten.

Eine Option die wir aber nie in betracht gezogen haben.

Warum auch?

Es ist ja nicht so, dass wir wahllos töten oder Menschen wandeln.

Als hätten wir kein Ehrgefühl.

Nein, wir wählen jeden potentiellen Vampir sorgfältig aus.

Was mich schon oft zu der Frage führte, was an mir so besonders ist, dass mir diese Ehre zuteil wurde.

Ehre.

Vor 250 Jahren noch hätte ich jeden getötet, der es wagt zu behaupten untot zu sein währe eine Ehre.

Was das „der Mensch ist ein Gewohnheitstier und Untote auch“ offiziell widerlegt.

Meiner Meinung nach leben Menschen einfach viel zu kurz um ihre Gewohnheiten drastisch zu ändern.

Ich selbst wechsele sie alle 100 Jahre.

»Es ist nichts los hier.«

Unterbreche ich Tonys Wortschwall dem ich seit 20 Minuten nicht mehr folge.

Das ich nun logischerweise wissen will was hier los ist, darf sich der Alte selbst zusammen reimen.

»Weißt du Lex..«

Fängt er an.

Lex, an diesen Namen werde ich mich wohl nie gewöhnen können.

Mein Name ist Raphael Alexandré, daraus wurde die Abkürzung Alex, an die ich mich schon schwer gewöhnen konnte.

Und nun Lex.

Als ob es so schwer verständlich ist das Raphael mein Vorname ist.

Aber wenn man sich die Spitznamen für Raphael anhört.

Raphi.

Raffzahn, apropos Zahn.

Vorsichtig ziehe ich meine Lippe von meinen Reißzähnen nach oben und streiche mit der Zunge über die Eckzähne.

Müsste mal wieder zum Zahnarzt.

Ein Keuchen lässt mich meine Aufmerksamkeit auf Tony richten.

Dieser ist plötzlich noch weißer als sonst, seine Augen sind angsterfüllt aufgerissen und sein Herzschlag dröhnt in meinen Ohren.

Wenn er jetzt noch anfängt zu quieken bin ich mir sicher, dass er nicht mehr ganz dicht ist.

»Mhm?«

Doch Tony antwortet nicht.

Er blickt weiterhin starr auf mein Gesicht.

Habe ich etwa einen Pickel, oder was ist los?

Leicht aggressiv schließe ich meinen Mund und Tony atmet hörbar aus.

So ist das also.

Grinsend entblöße ich wieder meine weißen Beißerchen und der Alte hält wieder seinen Atem an.

Tony war auch mal mutiger.

Ich denke er sollte sich nach 25 Jahren, in denen ich sein Stammgast bin, daran gewöhnt haben das ich kein Mensch bin.

Brummig verschwindet mein Grinsen wieder und Tony entspannt sich.

Ich müsste sie aber echt mal wieder untersuchen lassen.

Dr. Loch müsste eigentlich noch auf haben, oder?

Ich beschließe einfach mal vorbei zu schauen.

Vor der Türe von Tony´s, wie er seine Bar einfallsreich genannt hat, fällt mir auf das mir eben jener

gar nicht geantwortet hat.

Und gezahlt habe ich auch nicht.

Was solls, dann mach ich das eben morgen Nacht.

Tony dürfte das ja schon gewohnt sein.

Und so laufe ich erneut durch die Straßen Berlins.
 


 

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So das war der erste Teil...ich hoffe er hat euch gefallen.

Rechtschreibfehler sind nicht gewollt und deren Anprangerung daher in Kommis liebend gern gesehen.
 

Das nächste Cap. folgt innerhalb der nächsten Woche...
 

lg

Midi



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: irish_shamrock
2009-08-28T14:47:02+00:00 28.08.2009 16:47
Moin Schnuggi,
also ehrlich:
ich find den Typen klasse XD... voll mein humor, und eine Frage habe ich: heißt der Zahnarzt wirklich "Loch" mit Namen? o__O... zu geil XD...
Von:  la_estrella
2009-05-22T20:56:02+00:00 22.05.2009 22:56
Hey du ;)

Bin soeben über deine FF gestolpert.
Die Ich-Perspektive und dazu auch noch in Präsenz geschrieben ist erstmal ungewohnt, aber du setzt das gut um. :)
Bezüglich des Humors muss ich mich Sara-Jay anschließen. Schön trocken ^^
Und die Hintergrundinformationen über die Vampire und deren Clans klingt auch interessant.

Du meintest, man dürfe dich auf eventuelle Rechtschreibfehler oder Flüchtigkeitsfehler hinweisen? Gut, ist keineswegs viel. Nein überhaupt nicht! Ach dumme Einleitung... Was mir hängen geblieben ist, dass du der "Tot" statt der "Tod" geschrieben hast, oder manchmal einen Relativsatz ohne Komma fortgesetzt hast, ABER HALLO! Pippibabyflüchtigkeitsfehler ;)

Sö viele Grüße,
*estrella
Von: abgemeldet
2009-05-02T15:03:18+00:00 02.05.2009 17:03
Also Humor ist immer gut. Die Szene mit den Zähnen gefiel mir am besten. Noch erkennt man nicht viel von Lex, aber als zwielichtiger Character scheint der gut zu sein ^^
Tony scheint sich ja schona n seine MAcken gewöhnt zu haben. Wie du so schön sagtest, der Mensch ist ein Gewohnheitstier ^^

=)LG Sara



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