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Wie sieht dein Himmel aus?

von

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Wieder in Forks

Nach dem Duschen ging ich hinunter in die Küche, dann in die Waschecke. Ich beschloss aufzuräumen und versuchte damit die irrsinnigen Gedanken zu vertreiben. Ich wusste nicht wie spät es war als ich endlich ins Bett sank und mir die Augen zu fielen. Aber ganz früh morgens hörte ich den Wagen meines Vaters. Doch ich war noch zu müde um mich aufzuraffen. Auch seine schweren Schritte hatten sich nicht verändert, ich lächelte und mir wurde erneut warm ums Herz. Ich fühlte mich in der Zeit zurück versetzt und genoss diesen Moment. Er stoppte im Flur, dann war es einige Zeit still. Und kurz darauf hörte ich seine Schritte nur noch ganz leise. Da wusste ich es – er hatte den Zettel gefunden. Mit einem wohligen seufzen schloss ich die Augen und drehte mich auf die andere Seite. Langsam und bemüht leise zu sein kam er die Treppe hinauf. Mit einem ganz leisen knarren öffnete sich meine Tür, auch eine Angewohnheit, die er wohl nie ablegen würde. Schon immer hatte er bei mir ins Zimmer gesehen, bevor er selbst ins Bett ging. Und er ging immer noch davon aus, dass das alles heimlich geschehen war. Aber ich wusste es schon lange, doch gestört hatte es mich nie. Mein Vater war nicht besonders gut darin seine Gefühle zu zeigen und so wusste ich doch, dass er immer um mich besorgt war und sich vergewisserte, dass er mir gut ging. Ein Lichtstrahl drang in das sonst dunkle Zimmer. Sein leises Atmen drang an mein Ohr und ich wusste, dass er in diesem Moment ebenso glücklich war wie ich. Es war genau wie damals.

Am nächsten Morgen wurde ich von einem trommelnden Geräusch aus dem Schlaf gerissen. Erschrocken schrak ich hoch und blickte verwirrt umher. Zuerst hatte ich Schwierigkeiten festzustellen wo ich überhaupt war, doch dann fiel es mir ziemlich schnell wieder ein. Ich war in Forks. Gestern Abend war ich angekommen und hatte die erste Nacht in meinem Jugendzimmer verbracht. Mit zusammengekniffenen Augen suchte ich danach was mich geweckt hatte. Ah ja, natürlich… es regnete… und das in Strömen. Na toll, hier hatte sich also nicht verändert. Aber vielleicht tat gerade dieser Umstand mir im Moment besonders gut. Hier war alles so beständig. Keine ungeahnten Änderungen. Das Wetter war so schlecht wie immer, der Himmel trist und grau. Ich schlug die Bettdecke zurück und hüpfte aus dem Bett. Ich fühlte mich unglaublich stark in diesem Moment, als hätte es die ganze Verwirrung der letzten Tage gar nicht gegeben. Leise suchte ich meine Sachen zusammen und tapste ins Bad. Nach dem ich wieder vorzeigbar war führte mein Magen mich in die Küche, doch ein Blick in den Kühlschrank ernüchterte mich. Mein Vater war komplett lebensunfähig, so ganz allein. Im ersten Moment überfiel mich das schlechte Gewissen mit einer Macht, die mich kurz schwanken ließ. Die Tür vom Kühlschrank fiel leise wieder zu. Als bereits der Gedanke, das Studium abzubrechen und wieder hier herzukommen durch mein Gehirn rauschte, riss ich an der Notbremse. STOP. Charlie war schließlich die letzten Jahre auch prima zu recht gekommen. Schluss damit. Wenn ich da war, konnte ich meinen alten Herrn ruhig etwas verwöhnen, aber zurück kommen stand absolut nicht zur Debatte.
 

Also musste mein knurrender Magen noch etwas warten. Ich griff meinen Schlüssel und eine Einkaufstüte und machte mich auf den Weg, wenn mein Dad heute Mittag aufstand, würde er ein leckeres Selbstgekochtes Essen vorfinden. Erstaunte Blicke trafen mich als die Leute aus Forks mich erkannten. Immer wieder hörte ich denselben Satz. „Bella? Bist du das wirklich?“ Und immer wieder antwortete ich höflich und gut gelaunt dieselbe Antwort. „Ja, ich bin es wirklich. Hey, gewöhnt euch daran, die nächsten zwei Wochen werde ich hier sein.“ Die Leute waren ganz aus dem Häuschen, besonders Tammy aus dem Dinner. Ich traf sie im Supermarkt, natürlich hatte sie mich sofort zum Essen eingeladen. Sie war wirklich eine nette Frau, ich mochte sie als Kind schon immer sehr gern. Ich musste ihr Versprechen heute noch vorbei zu kommen. Also suchte ich die wichtigsten Lebensmittel zusammen und natürlich die Zutaten für das Lieblingsessen meines Vaters. Nach dem Einkauf hatte ich noch genügend Zeit um bei Tammy vorbei zu schauen. Mit einem kleinen Klingeln öffnete sich die Tür. „Bella, Liebes da bist du ja schon“, rief sie strahlend und kam um die Theke herum gelaufen. „Komm setz dich, kann ich dir irgendwas bringen?“ Ich überlegte kurz „Ein Milchkaffee wäre toll“, sagte ich lächelnd und nahm am Fenster Platz. Es dauerte keine fünf Minuten, da war sie schon wieder an meiner Seite und stellte die Tasse vor mir auf den Tisch. „Wie geht es dir denn so in Arizona?“, fragte sie mich während sie sich mir gegenüber hinsetzte. Ich betrachte sie einen Moment bevor ich antwortete. Sie sah fast noch genauso aus wie damals. Immer noch diese leuchtend grün-braunen Augen und die sich kringelnden dunklen Locken. Nur ein paar Fältchen mehr um die Augen, vom Lachen hatte sie bekommen. Ihre Figur war immer noch tadellos und ich überlegte wie alt sie jetzt wohl war? Mitte, Ende Dreißig oder schon Anfang vierzig? Ich war mir nicht sicher. „Sehr gut, danke. Es ist toll dort, die Uni macht Spaß und ich habe eine schöne kleine Wohnung. Tja und das Beste… es ist immer angenehm warm“, erzählte ich und zwinkerte ihr zu.

„Ja, das kann ich mir vorstellen. Vor zwei Wochen ist eine Familie von hier dort hin gezogen. Aber es wäre doch wirklich Zufall wenn du sie kennen würdest. Arizona ist schließlich um einiges Größer als Forks.“ Ich wusste sofort, dass sie von den Cullens sprach. Vielleicht konnte sie mir etwas über Emilia erzählen. Sie war objektiv und neutral. Nicht so involviert wie ich. „Wirklich? Warum sind sie denn hier weg?“ Ihr Gesicht verlor von dem unbeschwerten Lächeln.
 

„Die jüngste Tochter, Emilia verunglückte bei einem Autounfall. Sie konnten das hier nicht überwinden. Deshalb beschlossen sie wegzuziehen. Eine so nette Familie.“ Während sie sprach lief eine Gänsehaut über meinen Körper. „Das ist schrecklich“, sagte ich Gedankenverloren. „Ja, sie war noch furchtbar jung. Sie hatte ihr ganzes Leben noch vor sich. Viele aus der Stadt geben dem Fahrer die Schuld.“ Sie schwieg kurz und verzog das Gesicht, bevor sie mit Bedacht weiter sprach „Bella, Jacob hat den Wagen gefahren“, erzählte sie und griff nach meiner Hand. Ich erwiderte nichts und sah sie einfach nur an. Auch hier glaubten alle daran, dass Jacob Schuld an ihrem Tod trug. Ich fragte mich wie er das alles aushielt. „Sie war so ein liebes Mädchen“, fügte Tammy gedankenverloren hinzu, ihr Blick glitt aus dem Fenster und wurde abwesend. „Wie sah sie denn aus?“, fragte ich leise. Wieder zuckten Tammys Mundwinkel und verzogen sich zu einem Lächeln. „Sie war eine zierliche Person, mit wunderschönen Augen und bronzefarbenen Haar. In der Sonne funkelten ihre Augen golden. Ihre Haut war immer etwas blasser als die ihrer Geschwister, dennoch war sie wunderschön.“ Aus ihrer Erzählung konnte ich Emilia vor meinem inneren Auge sehen, wie sie sich in einem enganliegenden Kleid in der Sonne drehte und lachte. Doch sofort zerbrach das Bild, als meine Gedanken zu dem Unfall glitten. Ich zuckte zusammen und blickte auf, als es im selben Moment laut knallte. Vor dem Dinner hatte ein schwarzer Jeep geparkt. Und der Fahrer war niemand anderes als Jacob Black. Ich realisierte das der laute Knall die Fahrertür gewesen sein musste. Er war also wirklich wieder nach Hause gefahren. Panisch blickte ich zu Tammy, die ebenso verwirrt aus dem Fenster sah wie ich. „Um Himmels Willen. Was ist denn mit Jacob passiert?“, fragte sie erschrocken. Ich wusste was sie meinte, aber ich sank immer weiter auf der Bank zusammen, er durfte mich nicht sehen.
 

Jacob würde daraus garantiert die falschen Schlüsse ziehen. „Er darf nicht wissen, dass ich hier bin, Tammy.“ Ich flüsterte bereits obwohl er noch nicht einmal drin war. Verwundert blickte sie zu mir. „Was? Warum denn nicht? Ihr kennt euch doch schon so lange.“ Sie musterte mich und legte den Kopf schief. Meine Lippen formten tonlos ein „Bitte“, während ich sie flehend ansah. „Ihr wart so ein niedliches Paar“, Schwelgte sie und lächelte lieblich. Innerlich verdrehte ich die Augen und hoffte darauf, dass sie meinen Wunsch respektieren würde. „Wirst du es mir erklären?“, fragte sie und Neugierde sprühte aus ihren Augen. Ich nickte eifrig, auch wenn ich mir da gar nicht so sicher war. Ich wollte ihr nicht davon erzählen… und schon gar nicht warum ich mich vor Jacob versteckte. Sie erhob sich und strich ihre Schürze glatt, dann ging sie langsam auf die Theke zu und räumte die gespülten Teller in die Regale. Wie auch gerade bei mir schon signalisierte das kleine Glöckchen einen Kunden. „Jacob!“, rief sie freudig als hätte sie nicht erwartet ihn heute zu sehen und ging um die Theke herum. Warum konnte ich so etwas nicht… Schauspielern… mir gelang es nie. Meine errötenden Wangen und die unruhigen Augen verrieten mich jedes Mal wenn ich jemandem versuchte etwas vor zu machen. „Hi Tammy!“, grüßte Jacob „Mein Dad schickt mich, ich soll für morgen einen Tisch für sechs Personen vorbestellen.“
 

„Kein Problem, um wie viel Uhr denn?“ „Gegen neunzehn Uhr“, sagte Jacob zögernd. „Ja, das ist noch genug frei. In Ordnung. Black, Tisch für sechs um neunzehn Uhr“, bestätigte sie und schwieg dann wieder. Ich konnte mir gut vorstellen wie sie ihn mit ihren großen Augen fragend ansah. Ich hielt die ganze Zeit die Luft an, obwohl es vollkommener Blödsinn war. Er würde mich wohl kaum atmen hören. Als ich es nicht mehr aushielt nahm ich einen flachen Atemzug und hielt inne. „Einen schönen Tag noch, Tammy“, sagte Jacob freundlich, dann konnte ich seine Schritte auf dem alten Holzboden hören, als nächstes klingelte das kleine Glöckchen. Die Tür fiel klappernd zu und ich atmete geräuschvoll aus. Mit den Händen in die Hüfte gestemmt erschien Tammy neben mir. Sie hatte die Stirn gerunzelt und sah mich misstrauisch an. „Isabella Swan“, knurrte sie tadelnd. „Es hat alles seinen Grund“, erwiderte ich düster und setzte mich wieder gerade hin. „Schon gut. Schließlich geht es mich auch nichts an. Aber er ist so ein netter Junge.“ Oh ja, dachte ich grimmig und dachte an das Ende unserer Beziehung zurück und natürlich an diese blöde Beichte, die er ausgerechnet bei mir ablegen musste. Doch im Grunde hatte sie recht, eigentlich war Jacob Black vollkommen harmlos. Ich zwang mich zur Ruhe und stand auf. „Ich muss dann auch los“, entschied ich und umarmte Tammy flüchtig. „Wir sehen uns in den nächsten Tagen bestimmt öfter. Mein Dad isst doch noch regelmäßig hier oder?“, fragte ich um sie abzulenken. Sofort strahlte sie wieder. „Ja, er kommt fast jeden Tag.“ „Na dann!“, sagte ich lachend und hob zum Abschied die Hand.
 

Als ich zu Hause ankam, lief bereits der Fernseher. „Bella?“, rief mein Vater in den Flur. „Ja?“, antwortete ich und überlegte wer sonst noch einen Schlüssel zum Haus hatte. Sofort war er im Flur und drückte mich an sich. Vor Schreck hatte ich die Tüte mit den Einkäufen fallen lassen „Bella!“, rief er jubelnd und drehte sich mit mir auf dem Arm. Solche Gefühlsausbrüche waren für meinen Vater vollkommen untypisch. „Ja, Dad ich bin es, aber du zerdrückst mich ja fast!“, rief ich lachend. Dann setzte er mich vorsichtig auf dem Boden ab und blickte mir ins Gesicht. „Du hast ja immer noch keine Farbe bekommen.“, stellte er enttäuscht fest. „Tja, vielleicht ist es mir nicht vergönnt braungebrannt zu sein“, erwiderte ich und schmunzelte. „Guck mal ich habe eingekauft“, warf ich ein und bückte mich um die Tasche aufzuheben. „Aber Bella, du machst doch Urlaub hier, da musst du nicht Kochen.“ „Ich mache das aber gern und außerdem habe ich für dein Lieblingsessen eingekauft. „Na gut dann lade ich dich morgen aber ins Dinner ein.“ „Nicht … nötig Dad“, stammelte ich und setzte ein Lächeln auf. „Für die nächsten Tage koche ich… keine Widerrede.“ Skeptisch sah er mich an. „Na gut“, sagte er schließlich. „Guck du ruhig das Spiel und ich koche“, schlug ich vor. Eilig lief ich in die Küche und packte die Lebensmittel aus. Ich hatte Paprika in rot, grün und gelb, Sahne, Milch, Hähnchenfilet, Zwiebeln und eine Gurke, der Rest den ich brauchte war noch vorhanden. Mein Dad liebte dieses Gericht – Paprika Sahne Hähnchen.
 

Ich schnitt gerade die Paprika als mein Handy klingelte. Mein Herz schlug plötzlich schneller, in der Vorfreude darauf, dass es Edward sein könnte. Ich wischte meine Hände am Geschirrtuch ab und fingerte das Handy aus meiner Hosentasche. Ein Blick auf die Nummer, ließ die Schmetterlinge in meinem Bauch zu Flugzeugen werden. „Hallo!“, rief ich freudig in den Hörer. „Hey, du hörst dich ja gut gelaunt an“, sagte er feststellend und ich hörte das Lächeln aus seiner Stimme heraus. Jetzt lächelte er mein Lächeln, das wusste ich… und ich konnte es nicht sehen. Ärgerlich, sehr ärgerlich. „Ja, aber das liegt nur an deinem Anruf!“, gab ich, beflügelt von meinem guten Bauchgefühl, zu. „Oh, na das ist schön zu hören.“ „Und wie geht es dir?“, fragte ich dann. „Ich vermisse dich.“ Seine Stimme klang unglaublich sanft und traurig zu gleich. „Ich komme doch schon bald wieder“, sagte ich aufmunternd. „Ja!“, antwortete er murrend „Aber das dauert noch, ich weiß nicht ob ich die Geduld dafür aufbringen kann, solange zu warten.“ Mir fiel auf das er mir genauso verfallen war, wie ich ihm. „Du fehlst mir auch“, sagte ich seufzend und stützte mich mit einer Hand an der Arbeitsplatte ab. Normalerweise sollten frisch Verliebte jeden Moment miteinander verbringen, sie waren quasi unzertrennlich, doch bei uns lief es anders… es war nicht wie bei normal Verliebten. Nein, denn ich wusste etwas, das ich ihm einfach nicht sagen konnte… es würde ihn tief treffen und alte Wunden wieder aufreißen. Er sollte nicht leiden oder traurig sein, irgendwie würde ich es schon schaffen damit zu leben. „Na dann komm doch zurück!“, rief er auf einmal hoffnungsvoll in den Hörer. „Hey, ich bin gestern erst angekommen, da kann ich nicht heute oder morgen schon wieder verschwinden“, antwortete ich lachend. „Hmmm“, machte er nur „Dabei hatte ich mir so etwas schönes für uns überlegt“, murmelte er ruhig, doch sein Schmunzeln war nicht zu überhören. „So? Was denn?“, fragte ich und sprang genau auf seinen Köder an. „Das… verrate ich dir jetzt nicht!“, sagte er triumphierend. Ich runzelte die Stirn. „Ooooh, das ist aber gemein… erst machst du mich neugierig und jetzt sagst du es mir nicht?“ „Ja!“, sagte er mit klarer Stimme. „Na gut“, murmelte ich gespielt beleidigt. „Dann – lege ich jetzt auf.“ Plötzlich hörte ich ihn laut Lachen. Und ich konnte nicht anders als mit einzustimmen. Als wir uns wieder beruhigt hatten hörte ich wieder die vertraute weiche Stimme, an die ich mich schon so sehr gewöhnt hatte. „Bella, bleib nicht länger als nötig in Ordnung? Und… pass auf dich auf.“ „Ja, in Ordnung. Sagst du mir vielleicht doch was du geplant hast?“, versuchte ich es noch einmal. „Nein!“ sagte er wieder mit diesem Lachen in der Stimme. Ich seufzte erneut… „Zu Schade. Dann muss ich jetzt hier weitermachen. Telefonieren wir heute Abend noch mal?“, fragte ich hoffnungsvoll. „Ja, gern wenn du das möchtest?“ „Ja!“, sagte ich schnell und merkte, dass es zu eifrig geklungen hatte. Wieder lachte er. „Ok, ok. Dann bis heute Abend.“ „Ja, bis heute Abend.“ Ich drückte auf den roten Hörer und drückte das Handy einen Moment an meine Brust.
 

Es konnte so einfach mit ihm sein, konnte ich dieses blöde Gespräch mit Jacob nicht einfach vergessen? Ein leises Räuspern riss mich aus den Gedanken, ich fuhr herum und entdeckte meinen Vater der im Türrahmen lehnte. „Ähmm, ja?“ machte ich und sah meinen Vater mit großen Augen an. „Wer war das denn?“, fragte er unschuldig und unterdrückte das Grinsen, welches unter Oberfläche schon voll und ganz zu sehen war. „Ähm… ja… das… das… war… Edward.“ „Edward?“, fragte mein Vater und zog neugierig die Augenbrauen hoch „Ja, ich habe ihn vor zwei Woche im New Moon kennengelernt. „Im WO?“ „In einer Bar, Dad“, sagte ich und verdrehte die Augen. Dann wandte ich mich wieder der Paprika zu. „Ach so“, sagte Charlie wissend. „Und… ich meine… seid ihr … seid ihr zusammen?“ „Ja, Dad!“, brummte ich und hakte die Paprika klein. „Ok“, sagte mein Dad dann ruhig. Verwirrt legte ich das Messer ab und sah ihn an. „Ok?!“, wiederholte ich und starrte ihn an. „Ja, es freut mich, dass du jemanden gefunden hast mit dem du zusammen sein möchtest.“, erklärte Charlie und zuckte die Achseln. Immer noch blickte ich ihn vollkommen perplex an. Als ich mich wieder meiner Arbeit zuwandte sprach er weiter „Wann stellst du ihn mir vor?“ Wieder ruckte ich herum und blickte ihn fassungslos an. „Dad!“, rief ich entsetzt „Ich bin keine sechzehn mehr. Ich werde ihn dir nicht vorführen wie einen Gebrauchtwagen, davon ab wenn er einer wäre, wäre er ein Neuwagen – ganz klar.“ Zum Ende des Satzes wurde ich immer leiser und das Lächeln von eben umspielte meine Lippen erneut. „Bella, du bist meine Tochter… ich werde mich doch wohl dafür interessieren dürfen wer mit dir zusammen ist – was für ein Neuwagen?“, fragte er dann und zog die Augenbrauen zusammen. „Dad“, rief ich wieder und warf mit dem Spüllappen nach ihm. Geschickt wich er aus und lachte schallend. Da fiel mir etwas ein. „Außerdem müsstest du ihn kennen, Dad. Sie haben hier gewohnt.“ Er wurde wieder ernst, hob den Lappen auf und kam näher. „Wirklich?“ „Ja… sie sind vor zwei Wochen nach Phoenix gezogen.“ „Du meinst die Cullens?“ „Ja, Dad. Edward Cullen!“ Er machte ein erstauntes Gesicht und wich dann einen Schritt zurück um mich besser ansehen zu können. „Edward Cullen?“, fragte er mich ungläubig „Ja, Edward Cullen.“ „Weißt du Bells, seine Familie hat zwar hier gewohnt aber der Bursche war nicht oft daheim.“ „Er hat zu der Zeit in Harvard studiert!“, sagte ich erklärend während ich die rote und gelbe Paprika in eine Schale gab. „Ja, genau“, stimmte mein Vater zu. „Es wäre trotzdem toll wenn du ihn mal mitbringen würdest“, fügte mein Vater hinzu. „Ja, weißt du… solange ist es ja noch nicht… lass uns erst mal sehen was es ist!“, sagte ich leicht zögernd. Doch mein Vater grinste immer noch als ich ihn prüfend ansah. „Meine kleine Bella ist verliebt“, trällerte er vergnügt und strich mir über die Wange. Ich konnte noch nicht mal wieder sprechen, denn so war es. Mit einem seligen Lächeln zog mein Dad sich wieder ins Wohnzimmer zurück. Ich hatte mich mit Haut und Haaren in Edward verliebt und war außerstande irgendetwas dagegen zu tun, aber ich wollte auch gar nichts dagegen tun. Alles wäre wunderschön, wenn Jacob mir nichts erzählt hätte. Der Gedanke daran trübte meine Freude ein weiteres Mal an diesem Tag.
 

Später beim Essen sah mein Vater mich fragend an. Ich erwiderte seinen Blick und wartete darauf, dass er loslegen würde. Irgendetwas wollte er mir sagen, aber was? „Bella, kleines du weißt doch bestimmt von seiner Schwester oder?“ „Du meinst Emilia, oder?“, hakte ich nach und legte meine Gabel auf dem Teller ab. Er nickte kurz. „Ja, das weiß ich.“ „Bella, es war nicht Jakes Schuld“, sagte mein Vater mit fester Stimme und blickte mich prüfend an. Dann kniff er die Augen zusammen und runzelte die Stirn. „Das ist auch nichts neues für dich“, sagte er feststellend. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, Dad, auch das habe ich gewusst. Jake hat es mir gesagt. Er war in Phoenix!“ Ich senkte den Blick und noch leiser sagte ich „Gestern.“ „Er war in Phoenix um dir das zu sagen? Das kann doch wohl nicht wahr sein.“ Die Stimme meines Vaters hatte einen harten Ton angenommen. „Wann hat er dir das gesagt, wusste er da schon von Edward und dir? Was denkt dieser Bengel sich nur dabei?“, fragte er dann und ich ahnte worauf er hinaus wollte. Ich nickte. Es war auch mein Gedanke gewesen, dass Jacob mir und Edward Steine in den Weg legen wollte, er kannte mich einfach zu gut um zu glauben ich würde mein ganzes Leben lang schweigen. Doch für Edward würde ich es versuchen. Doch auf der anderen Seite würde ich immer ein Geheimnis vor ihm haben, ich würde ihn anlügen. Man musste es sorgfältig abwägen, was für ihn schlimmer wäre. Entweder zu erfahren, dass die eigene Schwester ihren Tod selbst verursacht hat oder das die, die man liebt einen die ganze Zeit belogen hat. Wenn ich so darüber nachdachte kam mir letzteres Schlimmer vor. Ich wollte ihn nicht anlügen. Als ich meinem Vater wieder ins Gesicht sah, schien er sich wieder beruhigt zu haben, denn er musterte mich aufmerksam. „Du weißt nicht wie du damit umgehen sollst, habe ich recht?“, fragte er sanft. Ich nickte und kämpfte damit nicht weinen zu müssen. Er legte sein Besteck aus der Hand und drückte seine Hand zart auf meine. „Bella, egal was du tust, sei immer ehrlich zu ihm. Natürlich wird es ihn verletzten und wird vielleicht anders reagieren als du es dir jetzt vorstellen kannst. Aber belüge ihn nicht. Es wird immer zwischen euch stehen. Lass nicht zu, dass so etwas später alles kaputt macht. Und wenn er dich wirklich liebt, dann wird er das akzeptieren. Letztendlich muss er entscheiden was er glauben will oder kann.“ Er schwieg eine Weile und ließ die Worte auf mich wirken. „Ich habe dir das nie erzählt, weil dein Verhältnis zu deiner Mutter sowieso schon schlecht ist und eigentlich betrifft es auch nur sie und mich, also dreh ihr bitte keinen Strick daraus, in Ordnung?“ Ich nickte langsam, was kam denn jetzt? „Deine Mutter hatte lange Zeit ein Geheimnis vor mir und als es dann raus kam, konnte ich ihr nicht mehr vertrauen und erst auch nicht verzeihen. Jetzt sehe ich das alles aus einer anderen Sicht, es war genug Abstand dazwischen, aber vertrauen können werde ich nie mehr.“ „Aber… was…?“ wollte ich fragen als er die Hand hob und mich zum verstummen brachte. „Deine Mutter hatte über einige Jahre eine Affäre, doch nicht nur sie war Schuld daran, hätte ich mich mehr um sie bemüht, mich mehr gekümmert, dann hätte sie nie das Gefühl gehabt nicht begehrt zu werden. Ich selbst habe sie mit meinem Verhalten in die Arme dieses Mannes getrieben. Und wie du siehst – sie hat ihn geheiratet“, endete er und lächelte mich sanft an.
 

Ich war vollkommen schockiert, meine Mutter hatte einen anderen Mann? Noch während der Ehe mit meinem Vater? Über längere Zeit? Unbegreiflich für mich, hat sie denn gar nicht an uns gedacht? An Emmet, an mich? Hat sie alles einfach weggeworfen und neu begonnen? Na ja, an mich hat sie sich sowieso nicht besonders gekümmert. War das der Grund dafür? War kein Platz für mich in ihrer neuen Familie? Wieder durchströmte mich die Trauer in starken Wellen, ich spürte wie mein Puls schneller ging und mein Atem rauer wurde. „Hey, hey, Bells, es ist alles gut. Komm her. Sie liebt dich Bella. Und sie hat sich meinetwegen von dir ferngehalten. Ich habe ihr gedroht, falls sie dich auch einfach so mitnehmen würde wie deinen Bruder. Doch vergessen hat sie dich nie. Glaub das nicht, bitte.“ „Aber sie war nie da, auch jetzt nicht – Dad. Ich bin einundzwanzig Jahre alt und meine Mutter schafft es gerade mal eine Karte zu schicken.“ Ich schluckte schwer und atmete einmal tief durch. Das Thema war durch, ein für alle Mal. Es war mir egal. Meine Mutter würde immer meine Mutter bleiben, aber nicht mehr als meine biologische Mutter. Ich verdrängte den Gedanken an sie und umarmte meinen Vater. Er hatte bestimmt lange dafür gebraucht um sich diesen Fehler einzugestehen, wobei ich ihm so etwas nie unterstellen würde. Sie hat ihm das bestimmt an den Kopf geworfen. Wieder stieg Wut in mir auf, doch ein weiteres Mal drängte ich den Ärger und den Schmerz zurück. „Also, Bells wenn du das Gefühl hast, du musst es ihm sagen, dann sag es ihm… Je eher desto besser. Mach nicht denselben Fehler, wie deine Mutter und ich. Nur wenn ihr ehrlich zu einander seid, wird es funktionieren.“ Er drückte meine Hand, als wolle er mir einen Ruck geben. Ich erwiderte sein Lächeln und nahm meine Gabel wieder in die Hand. „Bella?“, nuschelte Charlie mit vollem Mund „Ja?“ „Du hast wahnsinnig gut gekocht“, sagte er und schloss genießerisch die Augen. Ich lachte einmal kurz auf und schob mir ebenfalls eine weitere Gabel in den Mund. Als mir noch etwas einfiel. Emmet. „Ach Dad, ich sollte doch mit Emmet sprechen?“ „Ja“, murmelte er „das hast du super hinbekommen!“ Seine Augen strahlten und ich verstand mal wieder gar nichts. Was denn genau fragte ich mich Stirnrunzelnd. Immerhin war er stocksauer auf mich gewesen und genützt hatte es auch nichts, denn nach Forks kam er nicht! „Was denn genau?“, fragte ich leise und biss mir auf die Lippe. „Na, er kommt nächste Woche, ach Bella, du bist mir eine. Dieses Mal nehme ich dir das sogar ab“, er lachte. „So überzeugend warst du noch nie im Schwindeln, als ob du das nicht gewusst hättest.“ Mein Vater lachte wieder doch ich machte gute Miene zum bösen Spiel, denn davon wusste ich wirklich nichts. Vielleicht hatte mein Bruder ein schlechtes Gewissen wegen der Sache mit Rosalie? Aber deswegen war er mir doch nichts schuldig. Irgendwie verstand ich ihn ja sogar. Wenn er genauso verstrickt war mit seinen Gefühlen wie Edward und ich, dann konnte er gar nichts dagegen tun außer dem Nachzugeben. Na dann, sollte er mal kommen, dachte ich und hatte ihm schon fast verziehen. Ich konnte meinem Bruder nie, nie, niemals lange Böse sein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Renesmee-Bella
2009-05-24T14:02:53+00:00 24.05.2009 16:02
was für super Kapitel! Tja der Emmett, an Bellas stelle wäre ich auch total geschockt gewesen! Und dann noch die Sache mit Edwars Schwester das wäre mir auch zu viel gewesen.
Aber ich finde auch das Charlie recht hat und das es Bella Edward sagen sollte sonst geht evtl. auch ihre Beziehung drauf.
Bin schon gespannt wie es weiter geht.

cu SSJBra
Von: abgemeldet
2009-05-24T13:09:40+00:00 24.05.2009 15:09
heey!^^
Ich kommentier hier gleich beide Kapis^^ Vorneweg muss ich wirklich sagen, du hast dich selbt übertroffen, die beiden Kapis haben mich so was von begeistert..kaum zu glauben! *total hin und weg*

Ahhhhhhhhhh, als Emmett so reingestürmt ist, hatte ich erst mal Angst! XD Ich frag mich ja wirlich, was er gegen Charlie hat..man hat gerade in Kapitel 14 gesehn, dass Charlie einfach total toll ist... naja, wir werden es hoffentlich bald erfahren!^^
Oh Mein Gott, die Sache mit Rose sollte doch ein Witz sein, oder? Ich kann es wirklich nicht fassen...okay, doch, es war klar, dass sich da noch was entwickelt, aber wieso muss Bella es so erfahren! Das is ja wirlich das letzte! Und dann nennt Rosalie Bella auch noch Bella! Hallooooooo?!?!! So eine doofe Nudel! Das sie sich überhaupt traut einen Fuß in das Haus zu setzen, geschweige denn mit Emmett anzubandeln..nach all dem, was sie Bella angetan hat..ich könnte sie wirklich....Ahhhhhhhhh, gegen die Wand klatschen! Wenn da jetzt keine plausible Erklärung kommt, wieso sie Bella so behandlet hat und sich dann doch mit dem "Ungeziefer" einlässt..dann wird sie von mir durch den Fleischwolf gedreht! *totalsauerbin*
Und Bellas Kurzschlussreaktion ist total nachvollziehbar..wer könnte da noch eine einzige Sekunde an diesem Ort bleiben? Niemand! Oh, ich muss zugeben, als es an der Tür geklopft hat, dachte ich, dass Edward gekommen ist XD Naja, falsch gedacht..fand ich aber nicht schlimm, dass es "nur" Jasper war..im Gegenteil ich fand es total süüüß, wie er sie in Arm genommen hat und versucht hat sie zum Bleiben zu überreden!
Aber dass sie nicht mal ihm sagen konnte, was mit ihr los war und was der Grund für ihre Flucht ist, is auch total hart...Jake ist ein Riesen-Arsch!!! Das war Absicht..purer Egoismus!!! *arrrrgh*
Charlie ist wirklich total süüüüüüß, einfach genial! Man merkt wirklich, dass er Bella über alles liebt und dass er sie vermisst. *haaach*
OOoh, das Telefonat zwischen Bella und Edward ist sooo süüüüüß, ich würd die beiden am liebsten knuddeln! ^^ Ich wusste doch, dass Edward sie mit irgendwas überraschen wollte, maaaan ist das fies! XD
Hahahhaaa, Charlies Reaktion auf das Telefonat!!! Einfach bombig! Und dann auch noch Bellas Worte: "Neuwagen-ganz klar" Ich hab mich so weggeschmissen, das ist fantastisch und es liegt auch noch total viel Wahrheit darin! *lol* So klasse!
Oh Mann, meine Worte, meinte Worte, Charlie hat so recht..sie muss es ihm sagen... es liegt zwischen den beiden...und es wird nicht besser, wenn sie es in sich reinfrisst, es ihm verschweigt... Charlie is so klasse, konnt echt weinen, so toll find ich ihn! Weiß echt nich was Emmett hat! :(
Und die Sache mit Renee, ahhh, ich mag sie jetzt noch weniger als vorher! So eine doofe Pute! Okay, es ist viell verständlich, dass sie sich vernachlässigt gefühlt hat..aber trotzdem...kein Grund eine Affäre anzufangen! *pffht*
Ohhooo, was für eine Sinneswandlung..Emmett kommt doch nur, weil er ein schlechtes Gewissen hat wegen der Sache mit Rose... und es bei Bella wieder gut machen muss..aber hey, wenigstens kommt er! *thihi* Bin ja gespannt, ob er da nicht noch jemand (der es aus lauter Sehnsucht nicht aushält)mitbringt...;) hehe

Ich muss echt nochmal eine riesen großes Lob aussprechen für diese beiden Kapitel..die warn echt der HAMMER! Aber leider reichen die mir nicht, ich bruache MEHR! XD Dein Stil is so hammer, kann nicht genug davon kriegen und natürlich auch von deiner Story, sie weckt immer neue Fragen und lässt mich immer eine Achterbahnfahrt der Gefühle erleben! Was ich an Geschichten absolut liebe! <3 Einfach spitze, weiter so!^^
Ganz viele liebe Grüße! =)

Von:  Twilight-Nicki
2009-05-24T12:28:55+00:00 24.05.2009 14:28
OH MEIN GOTT!!!!!!!!!!!!!!!!
Das war wieder der Hammer! Einfach toll! Wenn auch alles ein bisschen kompliziert ist!!!
Aber Emmett ist ja doof! Ist mit Rose zusammen und sagt Bella nix! Und macht ihr dann noch Vorwürfe dafür das Bella ihn überreden wollte zu Charlie zu fahren! Was sie ja letztendlich doch damit geschafft hat!! :-D
Oh man, das mit Emilia ist echt traurig! Und dann hatte dazu Jacob wirklich keine Schuld sondern sie selbst. Ich bin echt gesapnnt ob Bella es Edward sagt! ICh bin dafür das sie sagen sollte! Es soll nix zwischen den beiden stehen! Schon gar nicht sowas und Edward wird es bestimmt verstehen! Da bin ich mir sicher!
Ich hoff ja noch immer irgendwie das Edward Bella nachfliegt, immerhin hat er jetzt ja eh vier Wochen nix zu tun und so könnte Bella auch Edward Charlie vorstellen! Naja, vielleicht bring ihn ja Emmett mit! Das wär ja toll! ;-)
Ich freu mich schon auf das oder die nächsten Kapiel! Weiter so!!
Liebe Grüsse Nicki


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