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Nur ein einziger Kuss

von

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Des Apfels sündhaft süßer Fall Teil I: Ciel

Den vielen Nachfragen nachgebend, ist dies nun der erste von drei Teilen meiner "Lemony Sequel". Es ist die erste Lemon, die ich auf deutsch schreibe und ich muß sagen, diese Sprache eignet sich irgendwie so garnicht für erotische Lektüre *lol*

Dazu kommt, daß sie auf Goethes "Faust" basiert....*versteck*

Kommentare und konstruktive Kritik sind wie immer sehr willkommen^^

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Ciel saß entspannt auf der bordeauxrot gepolsterten Fensterbank der Bibliothek und blickte nachdenklich in die vom prasselnden Regen durchwobene Herbstnacht hinaus. Der Moment war wie geschaffen für eine Lektüre wie diese. Lächelnd blickte er im Kerzenschein hinab auf die gerade erst in Englische übersetzte Ausgabe von Goethe's „Faust“, die Sebastian ihm vor ein paar Tagen für seinen Privatunterricht aus London mitgebracht hatte.
 

In jedem Kleide werd ich wohl die Pein

Des engen Erdelebens fühlen.

Ich bin zu alt, um nur zu spielen,

Zu jung, um ohne Wunsch zu sein.
 

Der Deutsche schien zu wissen wovon er schrieb. Zu schade, daß er keine Gelegenheit mehr gefunden hatte ihn kennen zu lernen, bevor er verstarb.
 

Unwillkürlich mußte er an Sebastian denken. Seinen Sebastian. Auch wenn der Dämon einen weiteren Kuss – eine weitere süße Kostprobe seiner jungen Seele – mit Freude zugelassen hätte, brachte Ciel all seine Willenskraft auf, dieser Versuchung nicht noch einmal zu erliegen.

Als er an diesem einen Morgen danach erwachte und Sebastian ihm seine Bereitwilligkeit versicherte, konnte er tagelang an nichts anderes mehr denken. Doch er wäre nicht Ciel Phantomhive, wenn er nicht zuvor alle Pro- und Contrapunkte genauestens analysiert hätte. Vergleiche..., hatte Lizzy gesagt, und genau das tat er nun. Sebastian wurde dem Höllenfeuer, dem er entstammte wirklich vollends gerecht. Das brennende, schmerzvolle Verlangen nach seiner körperlichen Nähe war unbeschreiblich wundervoll und angsteinflößend zugleich. Es war ein Gefühl der Schrankenlosigkeit, des puren instinktiven Handelns und zugleich eine wackelige Balance seiner Kontrolle und Unterlegenkeit gegenüber dem Dämon gewesen, welche diese Erfahrung so unbeschreiblich anziehend aber auch gefährlich für ihn machten.
 

So ist denn alles, was ihr Sünde,

Zerstörung, kurz das Böse nennt,

Mein eigentliches Element.

, las Ciel die Worte Mephistopheles in einer weiteren Passage seiner verstörend trefflichen, nächtlichen Lektüre. Denn, so vertraut Sebastian ihm erschien, so wußte er noch immer nicht, welche Bestie hinter der verlockenden Fassade auf ihn wartete...
 

Gedankenverloren seufzend lehnte er die Stirn gegen das vom Regen kühle Glas.

Die scheue, unschuldige Erfahrung mit Lizzy war mit dem versengenden Verlangen nach dem Dämon kaum vergleichbar. Zwar war es Lizzy nicht direkt auf Anhieb gelungen, seine Leidenschaft zu wecken, jedoch lag darin eine Reinheit und aufrichtige Zuneigung, die er von seinem teuflischen Begleiter nicht erwarten konnte. Ciel fragte sich, ob nicht der Mangel an ihrer beider Erfahrung und der überraschende Moment ihres Handelns die Situation derart verkrampft hatte enden lassen. Was aber, wenn sie es nochmal versuchen würden? Was wenn Ciel diesmal den Mut aufbringen würde, die Situation in die richtige Richtung zu leiten? Würde es sich dann nicht vielleicht mit Lizzy auf eine andere Weise als ähnlich lustvoll erweisen? Sie war so schön, sanftmütig und rein, ganz anders als er selbst und doch genau deswegen so anziehend wie Licht für einen Nachtfalter...
 

Sie ist des Dr. Faustus Gretchen..., hörte Ciel seine eigene Stimme hämisch lachend in seinem Kopf. Nein, niemals wäre es in seinem Sinne, das unbekümmerte Mädchen in ein so gefährliches Spiel zu verwickeln. Und doch schrie ein selbstsüchtiger, die Einsamkeit mehr als alles andere fürchtender Teil von ihm danach, sie – koste es was es wolle - an sich zu binden.
 

Aber sie noch einmal zu küssen würde bedeuten, ihr unbekümmertes Herz oder unwiederbringlich mit Sebastian zu brechen. Herr und Butler, Contractor und Dämon – nichts weiter... Ciel spürte den sich bildenden Kloß in seinem Hals schneller, als ihm lieb war.
 

Sebastian war für ihn vergleichbar mit jeder anderen gefährlichen Droge: Einmal davon gekostet, konnte er einfach die Hände nicht mehr davon lassen. Der Rausch jedoch war tückisch, eine Überdosis weitaus erschreckender als nur tödlich. Und wenn er öfter davon kosten würde, würde dann wie bei Lau's teuflischem Opium die erhoffte Wirkung immer länger auf sich warten lassen, bis er am Ende freiwilig seine Seele gab? Wäre das für den Dämon nicht der ultimative Triumph?
 

Auf der anderen Seite konnte er nicht einfach ignorieren, daß er begann, höchst seltsam auf Sebastians Nähe zu reagieren. Das Kribbeln seiner Haut wann immer der Butler sich in seiner Nähe befand, schien sich multipliziert zu haben und verbreitete sich immer mehr zu einem wohlig warmen Summen in seinem Bauch – und tiefer, berichtigte er sich bestürzt. Es mußte einfach mehr geben. War es nicht Sebastian selbst, der ihm sagte, er hätte nicht einmal eine Fingerspitze von dem gekostet, was ihn irgendwann einmal so oder so erwartete? Die Versuchung, so süß wie eine übereife Frucht, lag so schwer und drückend auf jedem Zentimeter seiner Haut...

Nein, er wollte nicht daran glauben, daß er Sebastian abseits ihres Vertrages vollkommen gleichgültig war und er konnte sich nun weniger denn je von ihm lösen. Mit einem Mal wurde Ciel klar, was ihn die ganze letzte Zeit so sehr verwirrt hatte: Lizzy, strahlend und warm wie die Sonne - Sebastian so berauschend und gespentisch wie der Mond... Er wollte sich nie zwischen diesen beiden Optionen entscheiden. Doch warum auch? Er war der Earl of Phantomhive und wenn er Alles wollte, würde er auch Alles bekommen. Er musste nur noch herausfinden wie...
 

Nun denn, da es nicht Sebastians Art entsprach, ihm gegenüber irgendetwas zu initiieren, mußte er diese Aufgabe wohl oder übel selbst in die Hand nehmen. Nachdenklich blickte Ciel auf die kunstvollen Schnitzereien der schweren Doppeltür aus Eiche, die das Zimmer vom Rest der Welt trennte. Dämonen schliefen nicht. Was sein Butler also wohl tat in den wenigen Stunden, die er ihm nicht zur Verfügung stehen mußte? Es war wohl an der Zeit für ihn, es herauszufinden....
 

Er legte seine Lektüre beiseite, betrat sein angrenzendes Schlafzimmer und ging schnellen Schrittes zum Kleiderschrank. Eine dunkelblaue Hose und ein einfaches graues Hemd mußten reichen, alles andere wäre zu kompliziert gewesen. Es hatte eben auch Nachteile, immer rund um die Uhr bedient zu werden. Mit einem resignierenden Seuftzer entgegen seinem leicht zerknitterten, schlecht gekämmten Spiegelbild, strich er sich noch einmal die Haare zurück und versicherte sich, daß seine Augenbinde richtig saß, bevor er leisen Schrittes die Zimmertür öffnete und hinaus in die Dunkelheit blickte.
 

Es dauerte eine Weile, bis sich sein verbliebenes Auge an das vage Licht gewöhnt hatte, doch er wollte keinen Kerzenleuchter mit sich tragen. Schliesslich war sein Ziel der Westflügel in dem die Dienerschaft schlief und er hatte kein Interesse, besagte aufzuwecken. Dennoch bereute er es schon bald, denn das vage durch die Wolkendecke scheinende Mondlicht ließ die Schatten im Haus noch länger, die Schwärze der Nacht noch tiefer erscheinen. Ihn fröstelte – nicht vor Kälte, auch wenn diese unangenehm in seine dünne Kleidung kroch - und er legte etwas an Geschwindigkeit zu, als er sich der Küche näherte, die den einzigen Zugang im Haus zu den Dienstbotengemächern darstellte. Seltsam..., dachte er bei sich, ...wie konnte sich ein Junge, der ohne zu Zögern einen Pakt mit einem Dämon geschlossen hatte und der gerade dabei war, sich voller fragwürdigen Eifers in das Zimmer des besagten Höllengeschöpfes zu schleichen, vor der Dunkelheit fürchten? Was konnte denn noch Schlimmeres in der Finsternis auf ihn lauern?

Und doch, immer wenn er sich etwas zu schnell umsah, war es ihm, als hätten sich die Schatten beobachtend an ihn herangeschlichen und würden nun hastig an ihren Ausgangspunkt zurück flüchten....
 

So war er froh, als er endlich die Küche mit dem riesigen Kamin, der sich bedrohlich wie der geöffnete Schlund eines schwarzen Drachens an der Nordwand des weiten Raumes erhob, durchquert und die engen Stufen zu Sebastians Räumen erklommen hatte. Hier war das Haus nicht annähernd so prunkvoll wie im Ostflügel, den er selbst bewohnte. Die Treppenstufen waren aus glattem Sandstein und mit einem einfachen Eisengeländer versehen. Die Wände konstrastierten in gebrochenem Weiß mit den massiven dunklen Holzbalken, die die Decke des nächsten Stockwerks trugen. Abriebspuren an Treppe und Geländer verrieten, daß hier häufig Menschen vorüber gingen, ganz anders als in seinem Teil des Schloßes, wo die barock anmutenden Möbel mit musealer Sorgfalt gepflegt wurden und nichts auf Leben hindeutete...

Insgesamt war die Ausstattung hier einfach, jedoch zugleich pragmatisch und ordentlich gehalten und Ciel mußte sich eingestehen, daß dieser Teil des Hauses einen gewissen wohnlichen Charme besaß, der seinem Reich fehlte – auch wenn hier die Schatten der Nacht noch dichter in den Ecken zu lauern schienen als im Rest des großen, stillen Anwesens.
 

Einer von Ciels großen Vorteilen war jedoch, daß seine Neugier stehts größer war als seine Angst und so gelang es ihm ohne große Mühe, seine Fassung wieder zu gewinnen und sich leise und vorsichtig an sein Ziel heranzuschleichen. Natürlich, wie hätte es anders sein können, hatte sich der Regen just diesen Moment ausgesucht, um einzuhalten und dem kühlen Mondlicht und der Stille der Nacht den Platz freizumachen. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, als er sich entschloß, vorsichtig und leise an Sebastians Tür zu klopfen.
 

Er wartete einen Moment mit angehaltenem Atem ab und klopfte ein zweites Mal etwas lauter, als die Tür ihm jedwelche Antwort schuldig blieb. War er am falschen Zimmer? Oder war Sebastian letztendlich garnicht hier? Doch wenn dem so war, wo sollte er dann sein? Ratlos und leicht verunsichert beschloß Ciel, die Tür mit einem leisen Quietschen zu öffnen und nach dem Rechten zu sehen.

Der tagsüber leicht überschaubare Raum lag fast vollkommen in Dunkelheit. Nur ein einziger schwacher Lichtstrahl weißen Mondlichts wagte sich durch den Spalt der angelehnten Badezimmertür am anderen Ende des Raumes und so konnte er nur schemenhaft zu seiner Rechten die Pfeiler des großen Himmelbettes und die Umrisse eines wuchtigen hölzernen Kleiderschranks wahrnehmen. Die Fenster zu seiner Linken waren von dicken rostroten Samtvorhängen verhüllt. Vorsichtig tastete er sich in der vollkommenen Stille des Raumes vor, bis er mit dem Knie unsanft gegen eine große Holztruhe stieß, die anscheinend vor dem Bett positioniert worden war. Ciel sog kurz ärgerlich die Luft ein und wollte sich schon wieder zum Gehen wenden, als er die sauber gefalteten Kleidungsstücke Sebastians auf dem ordentlich gemachten, unbenutzten Bett liegen sah.
 

Die Sache wurde immer mysteriöser...
 

//patsch...//
 

Ciel fuhr zusammen und wandte sich blitzartig der Badezimmertür zu. Das Auge leicht zusammengekniffen, versuchte er verzweifelt die Dunkelheit abzusuchen. Nichts. Kein Laut, keine Bewegung. Nicht einmal ein Luftzug.
 

//patsch...pa...patsch...//
 

Wasser.... schoß es Ciel durch den Kopf. Ein tropfender Hahn vielleicht? Nein. Jedes noch so kleine angespannt aufgestellte Häärchen an seinem Körper, verriet ihm, daß er sich irrte.

Vorsichtig ging er mit angehaltenem Atem so leise wie möglich auf die angelehnte Tür zu und spähte duch den Spalt in den vom Mondlicht nur diffus belichteten Raum hinein.
 

//patsch...pa....pa...pa pa pa... ... ..patsch//
 

„Sebasu---!!!“, entfuhr es dem jungen Grafen flüsternd, während er erschrocken seine Hände auf seinen Mund presste.
 

Das fahle Mondlicht fiel durch das schräg gegenüberliegende Sprossenfenster auf die freistehende weiße Porzellanwanne, deren silberne Armaturen lange verschnörkelte Schatten wie sich windende Blumenranken - ...oder Schlangen...- auf den schwarz-weiß gekachelten Steinboden warfen. Über den Rand der Wanne hinwegblickend, sah er seinen Butler im dampfenden Wasser liegend, den Kopf auf ein weisses gefaltetes Tuch gebettet auf dem hohen Rückenteil der Wanne ruhend, die Augen entspannt geschlossen. Ciel konnte nicht umhin zu bemerken, auf welch faszinierend einnehmende Weise die vom Dampf befeuchteten rabenschwarzen Strähnen auf den sanft gerundeten bleichen Wangen Sebastians hafteten und die von roten Rosenblüten bedeckte Wasseroberfläche mit der leichenblassen Haut des Dämons kontrastierte. Während er den linken Arm gelassen über den Rand der Wanne baumeln liess – welch hübsch geschwungene Linie doch die langen Finger, schmalen Hände und die weichen Schwünge seiner fein definierten Armmuskulatur bildeten... eine bezaubernde Kontur, die über die Schulterrundung hinweg geschmeidig über das Schlüsselbein zum Ansatz des schmalen Schwanenhalses hin auslief...- hielt er die rechte Hand mit dem schwarzen Siegel ihres geheimen Vertrages leicht angewinkelt in die Höhe, um spielerisch wider Zeit und Erdanziehung langsam kleine Wassertröpfchen seinen Arm hinauf zu leiten und über die Kuppe seiner glänzenden messerscharfen Nägel melodisch wieder auf die Rosenblätter tropfen zu lassen, während ein zufriedenes und doch unmenschliches Lächeln seine perfekt geschwungenen Lippen umspielte.
 

//pa..patsch//
 

Das war also das Geräusch gewesen...
 

Das unwirkliche feenhafte Bild aus einer scheinbar fernen Welt fesselte Ciel wie kaum etwas zuvor. Der Atem, den er so sehr zu halten versucht hatte brach leise, aber stoßweise schneller werdend zwischen seinen trockenen Lippen hervor, die der junge Graf unbewusst mit der Zunge benässte, nur um sie kurz darauf wieder nervös mit seinen Schneidezähnen zu traktieren.

Ciel blickte kurz auf die Hand, mit der er sich am Türrahmen abgestützt hatte und stellte verwirrt fest, daß sie zitterte – und das, obwohl es im Raum plötzlich um mindestens fünf Grad wärmer geworden zu sein schien. Unwillkürlich hob er die Hand und öffnete die obersten beiden Knöpfe seines Hemds. Doch noch bevor er diese Eindrücke zu seiner Zufriedenheit analysieren konnte, ließ ihn der plötzliche Laut platschend fallenden Wassers jäh von seinem Beobachtungspunkt in die Dunkelheit zurückschrecken.

Mit klopfendem Herzen wagte er etwas besser verborgen erneut den Blick durch den Türspalt. Ohne eine verräterisch warnende Geste war Sebastian plötzlich aus seiner ruhenden Position aufgestanden und stieg mit katzenhafter Eleganz langsam aus dem noch immer heißen Badewasser. Ciel war fest entschlossen gewesen, den Blick angemessen abzuwenden, doch einmal schwach geworden, konnte er sein intaktes Auge nicht mehr von der faszinierenden Kreatur vor ihm abwenden.

Sebastians Körper war im Grunde perfekt. Groß, schlank, feingliedrig definiert, von makelloser Haut bedeckt, unter der die sehnige Muskulatur bei jeder Bewegung einladend tanzte. Und dennoch konnte sich Ciel nicht entscheiden, ob er sich davon angezogen oder abgestoßen fühlen sollte. Zwar konnte selbst Michelangelo keinen perfekteren Körper entwerfen, jedoch verlieh die Art wie das Mondlicht der marmorglatten Haut, auf der weder die trägen Tropfen heißen Wassers, noch die federleichten Rosenblättchen Halt zu finden schien, unwirklichen Glanz verlieh, während die im Dunkeln liegenden Bereiche eine derartig formlose Schwärze annahmen, daß diese durch Schatten allein nicht hervorgerufen sein konnte, dem Anblick etwas gespentisches, wenn nicht gar monströses...

Es war das erste Mal, daß er Sebastian ohne seine förmliche, hochgeknöpfte Uniform betrachtete und er war erstaunt, wie sehr sich dessen Ausstrahlung dadurch veränderte. Unwillkürlich mußte er sich fragen, was noch von seinem Teufel von einem Buttler übrig blieb, wenn dieser einmal nicht seine Verkleidung trug...
 

Und dann wurde Ciel sich mit einem Mal seines verheerenden Denkfehlers bewusst. Er war hierher gekommen, in der Erwartung, seinen gewohnten Butler Sebastian vorzufinden. Doch abseits der täglichen Routine, abseits der Öffentlichkeit, dort wo sie beide niemandem etwas vorgaukeln mussten, war sein Sebastian nicht existent. Dies hier war genau genommen weder das sichere Refugium der gräflichen Gemächer, in denen die Rollen klar durch den düsteren Pakt definiert wurden, noch das Zimmer eines Butlers, es war vielmehr der einzige private, dunkle Rückzugspunkt des Dämons und er selbst hatte mit seinem ungebetenen Eindringen die Spielregeln aus der Hand gegeben. Als wäre er ein Schlafwandler, der soeben aus seinen Träumen erwacht feststellen muß, daß er sich verlaufen hatte, wirbelte Ciel auf dem Absatz herum, um aus dem plötzlich bedrohlich dunklen Raum zu fliehen, nur um völlig unerwartet gegen nachgiebige Härte zu stoßen. Von Schwindelgefühl und Überraschung überwältigt, nahm er den festen Griff um seine Taille, der ihn vom sicheren Fall bewahrte und das Schmerzen seiner beim Aufprall gestoßenen Nase nur am Rande war. Viel intensiver bemerkte er den wunderbaren schmeichelnden Duft nach frischem Tau auf zarten Rosenblättern und das Gefühl von kühler glatter Seide gegen seine heißen Wangen...
 

„Oya, oya, Bocchan,“ , vernahm Ciel die samtene, von mockierendem Unterton durchtränkte Stimme ganz nah vor sich und doch unsichtbar, da er viel zu verlegen war, um sein intaktes Auge zu öffnen.

„Die Holzdielen können in der Dunkelheit sehr tückisch sein. Gebt Acht, daß ihr nicht stolpert. Gibt es denn irgendetwas, was ich zu dieser späten Stunde für Euch tun kann?“

Ciel schluckte. Obgleich die Worte höflich wie immer gewählt waren und Sebastian die Tasache, daß Ciel ihn heimlich beim Baden beobachtet hatte dezent überging, entging ihm die fast schon tadelnde Betonung der letzten Silben genauso wenig wie die Tatsache, daß Sebastians Arm noch immer seine Taille umfasste, seine in Seide gekleidete Gestalt noch immer nur wenige Millimeter von ihm entfernt war. Ob Sebastian ihn nun hielt, oder nicht doch eher festhielt, vermochte er nicht zu sagen. Langsam öffnete er das Auge und wie bereits vermutet grüßte ihn nicht der förmlich freundliche Ausdruck seines Butlers -freundlich schon, sofern man über das nahezu violette Leuchten der faszinierenden Katzenaugen wegsah, nur menschlich eben nicht.

Überrascht registrierte er, daß Sebastian in den schwarzen Seiden-Yukata gekleidet war, den sie beide auf der Weltausstellung in Paris im Pavillion von Nippon gesehen hatten. Zwar war Sebastian kein Japaner, dennoch mußte Ciel zugeben, daß ihm das puristische, förmlich anmutende Kleidungsstück wie auf den Leib geschnitten war. Ein Dämon mit Modebewusstsein... zwar war Eitelkeit auch eine Sünde, aber davon hatte er bisher noch nicht gehört. Wäre ihm gerade nicht so unbehaglich zumute gewesen, hätte er sicher darüber lachen müssen.

Sich erinnernd, daß er seinem Gegenüber noch eine Antwort schuldig war, erklärte er etwas verlegen: „Nicht direkt, Sebastian. Ich...,“ was sollte er nur sagen?, „...ich konnte nur nicht einschlafen. Da fragte ich mich, was du wohl tust, wenn du einmal nicht im Dienst bist...“

Er spürte das leise sanfte Lachen Sebastians in der Vibration der fließenden Seide gegen seinen Körper noch ehe er es hörte.
 

„Es schmeichelt mir, daß ihr Eure Gedanken an mich verschwendet, aber seid nicht Ihr der einzige Grund meiner Existenz, Mylord? Was sollte ich demnach ohne Euch schon Interessanteres tun, als auf den kommenden Morgen zu warten?“ Nach einer kurzen Pause, in der er zufrieden den trotzig verärgerten Ausdruck seines jungen Herren in sein Gedächtnis aufsog, fuhr er mit spielerischer Nachdenklichkeit fort: „Nun denn... die meißte Zeit erhole ich mich einfach von den alltäglichen Strapazen, die mein allzu strenger junger Herr mir so zahlreich aufbürdet.“ Er hob in einer parodistisch dramatischen Geste der Erschöpfung die freie Hand an seine Schläfe, während seine geradezu unverschämt langen Wimpern für einen Augenblick gesenkt sanft auf seinen Wangen ruhten.

„Du machst dich lustig über mich.“, stellte Ciel, dessen Stolz und Temperament sich langsam wieder einen Weg aus der Verlegenheit gebahnt hatten, mit mürrischem Ton fest.

„Ein wenig.“, gab der Dämon milde lächelnd zu.

Ciel schnaubte verächtlich und lehnte sich bewusst heftig zurück. Er stellte fest, daß Sebastians Arm, der locker um seine Taille gelegt erschien, nicht einen Millimeter nachgab, der Dämon jedoch auch keine Anstalten machte, ihn ernsthaft festzuhalten. Sebastians Augen funkelten herausfordernd auf Ciel herab, der in gewohnten Befehlston beschloß, auf das Spiel seines Gegenübers einzugehen.

„Nun, Sebastian, wenn dem so ist, dann hast du ja sicher nichts dagegen, mich zu beschäftigen bis ich wieder müde bin.“ Der junge Graf liebte Spiele und er hatte nicht vor, gerade dieses hier zu verlieren!
 


 

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puh..., endlich mal wieder ein Update. Ich war schon fast bis hierher gekommen, dann ist plötzlich mein PC abgestürzt und das Dokument war beschädigt... >.> Nun hab ich versucht. alles nocheinmal zu schreiben und bin nicht so 100%ig zufrieden.... Ich hoffe aber, Euch gefällt es wenigstens ^.^
 

Der nächste Abschnitt wird "etwas" weniger jugendfrei, also habe ich hier getrennt, damit die Unter-18-Leser von der Story nicht zuviel verpassen ^__^

Bis bald ^3^/



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von: abgemeldet
2012-04-02T17:10:59+00:00 02.04.2012 19:10
OMG!!o.O
Ich sitze immer noch da und mir ist heiss und ich zittere leicht.
Dein Schreibstil ist einfach umwerfend, auf der einen Seite schon sehr bildhaft, auf der anderen wieder an den richtigen Stellen nur andeutend, was die Fantasie erst recht auf Touren bringt.
Und mach dir mal keine Gedanken, du bekommst das mit der Lemon auf deutsch richtig gut hin. Ich muss miche rst mal abkuehlen gehen. *grins*
Danke fuer diese tolle FanFiction.
Von:  RanmaForever
2010-08-29T22:03:43+00:00 30.08.2010 00:03
hmm also..
Durch zufall bin ich auf deiner ff geschtossen.
ICH HASSE YAOI ABGRUNDTIEF !!
Aber durch die dreiex beziung nimmt alles eine interresante geschtanlt
an und macht dies auch für mich interresant !
Ich finde es einfach super die geschichte lest sich sehr flüsig und sehr hmm wie kann ich es beschreiben..
Altmodisch interpretiert, wass wie die faust aufs auge passt zur der zeit zu Black Butler/Kuroschitsuji
Du veränderst die charactere nicht zu krass (Ich hasse es wenn charas.person. Verunschtaltet werden!)

Ich finde es sehr schade dass du wie ich anehme nicht mehr weiter schreibst.


Von:  Inuorli
2010-04-10T23:42:36+00:00 11.04.2010 01:42
*hust*
Ich muss mich den Beiden unter mir anschließen.. und kann eigentlich nicht viel dazu sagen.. außer *lechz* und *verzweifelt das quietschen unterdrück* >///>
Echt.. ich dreh hier gleich am Rad.. so toll ist die FF! xD
Bitte mach schnell weiter! Q_Q

Inuorli <3
Von: abgemeldet
2010-03-09T20:14:58+00:00 09.03.2010 21:14
Irgendwie geht es mir gerade ähnlich wie Kaya!
Zufällig über diese FF gestolpert und fasziniert hängen geblieben!
Dein Schreibstil ist wirklich sehr gut. Wunderbare Ausdrucksweise (auch wenn die deutsche Sprache manchmal nicht ganz so viel herzugeben scheint wie zum Beispiel Englisch ^^') Was ich manchmal ja kritisieren muss, ist, dass die vielen, bildlichen Worte, die uns im Deutschen zur Verfügung stehen, nicht voll ausgenutzt werden und manche Schreiber sich deswegen zwangsläufig immer und immer wieder wiederholen. Das find ich bei dir aber ganz und gar nicht.
Die beschreibst klasse (ich bin verliebt in diesen Abschnitt, wo Sebast-chan in der Wanne liegt und du die perfekten Übergange zwischen Hand, Arm, Schulter und Hals beschreibst oder wo er schließlich aus der Badewanne steigt <3)
Einfach nur Gänsehautfaktor!

Deine Story kommt auf jedenfall auch bei mir direkt unter die Favoriten und ich bin schon sehr gespannt auf den nächsten (und diesmal "erwachseneren" Teil ;) )

Liebe Grüße,
Finn <3
Von:  KayaMephis
2010-01-11T23:51:29+00:00 12.01.2010 00:51
Woah, ich hab deine FF gerade zufällig gefunden und bin völlig hin und weg!
Dein Stil beschreibt sehr ästhetisch ohne sich in unnützen, weitschweifigen Metaphern zu verlieren, du triffst die Charaktere sehr gut, insbesondere Sebastians Ausdrucksweise gefällt mir.
Und du hältst immer eine gewisse Spannung, es gab bisher keine Passage, die ich überlesen wollte, weil sie mir langatmig schien.

Bitte lass dir mit dem nächsten Kapitel nicht zu viel Zeit, mich interessiert, wie du den Lemon aufmachen wirst! Ich bin jetzt schon total gespannt darauf.

Natürlich steck ich die FF gleich noch in meine Favos...
Grüße, Kaya
Von:  Hikaru-Chan
2009-12-21T13:15:42+00:00 21.12.2009 14:15
Dein Schreibstil ist wirklich beeindruckend schön.
Ich kann mir alles genau vorstellen, alles ist irgendwie so... wunderschön erzählt. Ich bin richtig bewegt.
Gut, dass du erst da aufgehört hast^^
Ich bin wirklich gespannt wie es weiter geht und hoffe ich darf recht bald wieder etwas von dir lesen :)

LG Ancel


PS: Du machst das wirklich toll.
Mein größtes Lob an dich.
Von:  Eissee
2009-11-26T21:46:50+00:00 26.11.2009 22:46
Kann ich nur zustimmen ^^ Wäre ja schon fast frustrierend gewesen, hättest du vorher aufgehört! o_ô
Und jetzt bin ich erst recht gespannt x33
Schreibst echt klasse ^^b
Von:  Ayumi_chan
2009-11-16T15:50:09+00:00 16.11.2009 16:50
Ich bin begeistert!

Sehr spannend und vor allem Bildlich geschrieben. Ich konnte mir alles sehr gut vorstellen. (die Gänge und Sebastian in der Wanne =^^=)

Ich mag deinen Schreibstil sehr und freue mich schon auf das 18er Kapitel.

Ps: Ich finde es riesig das Du weiterschreibst ^^

LG



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