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pretty fly for a sexy gaze-guy

Reituki, Aoiha, Kaiyavi
von

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Verrückte Kläffer und dreckige Tatsachen in Reitas Wohnung

pretty fly for a sexy gaze-guy
 

Alter der Charas: um die 27 (außer der Hund)

Ort: Tokyo
 

Verrückte Kläffer und dreckige Tatsachen in Reitas Wohnung
 

„Sabu-chan… AUS!“, brüllte Ruki jetzt schon zum vierten Mal.

Reita schüttelte nur seufzend den Kopf und legte sich die Hand über die Augen, wie als könnte er das ganze Schlamassel nicht mehr ansehen. Aoi hatte die Hand auch im Gesicht, allerdings vor dem Mund, aus dem hin und wieder ein leises, belustigtes Kichern kam. Kai trommelte ungeduldig auf seinen Knien herum während Uruha aussah, als würde er gleich zu heulen anfangen. Sabu-chan zerrte an seiner Hose. Und das schon seit – Reita sah auf die Uhr – geschlagenen zwanzig Minuten.

„Du hast eben deine Hose vielleicht durch eine sexy Hundedamenspur gezogen!“, rechtfertigte Ruki seinen Hund und streichelte ihn auch noch.

„Klar… ich ziehe meine Hose auch so gerne durch Hundespuren… “, seufzte Uruha sarkastisch und verschränkte die Arme.

Reita konnte es nicht mehr länger mit ansehen. Schon seit – er sah auf die Uhr – fast einer halben Stunde wartete er jetzt darauf, mit Uruha draußen vor der Fotohalle eine rauchen zu können. Jetzt reichte es ihm. Der Nikotinentzug machte sich einfach zu stark bemerkbar.

„LASS IHN VERDAMMT NOCHMAL ENDLICH LOS ODER ICH SCHMEIß DICH AUS DEM FENSTER!!!“, brüllte er Rukis Hund an.

Sabu-chan sah ihn total erschrocken an, ließ Uruha auf der Stelle los und verzog sich winselnd und zitternd hinter Rukis Beine. Ruki sah Reita wütend an und setzte schon zu einer Standpauke (warum man einen Hund nie anschreien sollte) an, als Reita Uruha schon gepackt und mit nach draußen gezogen hatte.

„Kami… das geht jetzt schon eine Woche so…“, knurrte der Bassist vor sich hin und entzündete seine Zigarette.

An das von Sabu-chan zerfledderte Ende seines Nosebands wollte er lieber gar nicht denken. Sonst schmiss er diesen ungezogenen Kläffer wirklich noch aus dem Fenster. Eine Hand auf seiner Schulter riss ihn aus seinen finsteren Gedanken.

„Es ist ja nicht für lange. Bald wird Sabu-chans Grippe vorbei sein und Ruki wird ihn wieder im Haus lassen“, meinte Uruha besänftigend.

Reita seufzte. Uruha hatte ja recht. Aber dieser Köter raubte ihm den letzten Nerv. Er tippelte um Ruki herum als wäre er dessen Eigentum. Und er verteidigte ihn laut kläffend, wenn man ihn auch nur kurz anfassen wollte. Obwohl er nicht mal so groß war wie sein Schuh. Und von sowas musste er sich von Ruki fernhalten lassen. Echt… er… Reita… ließ sich von einem winzigen Köter in Schach halten… hoffentlich bekam das NIEMALS irgendeine Zeitschrift mit.

Uruha neben Reita grinste breit. Er wusste genau was in dem blonden Kopf seines langjährigen Kumpels vorging. Er hasste es, wenn irgendjemand ihn „einsperren“ wollte… und das es noch dazu ein kleiner Hund war, wurmte ihn noch mehr. Außerdem verschlechterte sich seine Laune von Tag zu Tag, was zu hundert Prozent daran lag, dass es keine Begrüßungs- und Abschiedsumarmungen mit Ruki mehr gab. Und keine Blödeleien. Keine Klopapierschlacht auf der Toilette mit ihm. Kein gegenseitiges Füttern mehr. Ja ja… Reita… er hatte ihn vollständig durchschaut… er war eifersüchtig auf Rukis Hund.

„Jetz glotz nich so!“, wies Reita ihn zurecht und riss ihn somit aus seinen Gedanken, welche ein breites Grinsen auf seinen Lippen hinterlassen hatten.

Reita schob schmollend seine Unterlippe vor. Er wusste, dass Uruha genau wusste, was los war. Aber das durfte nie jemand erfahren. Außerdem war er nicht eifersüchtig auf Rukis Hund, weil er etwas von Ruki wollte. Er war nur eifersüchtig auf Rukis Hund, weil… weil er einfach Rukis verdammter Kläffer war, ständig bei Ruki sein durfte, ihm zusehen durfte wie er badete (wahrscheinlich sogar noch mit ihm badete), Ruki verschlafen und müde aus dem Bett jagen durfte und überhaupt… nein… er war nicht eifersüchtig auf Rukis Hund, weil er etwas von Ruki wollte. Er war nur eifersüchtig auf Rukis Hund, weil Rukis Hund ihn davon abhielt seinen nach Uruha besten Freund kräftig durchzuvö- knuddeln. Kami… was dachte er da schon wieder… .

„Kommt ihr mal wieder… wir wollen anfangen Leute“, rief Kai fröhlich und strahlte zu ihnen herüber.

Uruha und Reita nickten und gingen wieder hinein in die Fotohalle. Es war ein alter Flugzeughangar, in denen sie heute ein Fotoshooting hatten. Das Umziehen war arschkalt gewesen.

„Mir frierts gleich sämtliche Eier ab, die ich hab“, hatte Aoi sich beschwert und hastig sein Shooting-Kostüm angezogen.

Reita hatte sich einfach nur umgezogen. Na und… war es eben kalt… ihn hatte viel mehr Rukis Hund beschäftigt, der mit düsterer Miene vor Ruki gestanden war – breitbeinig und mit gefletschten Zähnen – und aufgepasst hatte, dass ja niemand sein Herrchen störte, wenn er sich in seine knallengen, schwarzen Lackhosen zwängte. Der dämliche Köter hätte wohl am liebsten einen Vorhang um Ruki herum gezogen.

„Friert dich nicht?“, fragte Kai den ärmellosen Bassisten.

Reita zuckte leicht zusammen, setzte schnell eine unfinstere Miene auf und grinste.

„Ne… bins ja gewöhnt“, meinte er.

Kai grinste breit.

„Kami… deine innere Heizung möchte ich haben… dann wär mir nie kalt“, meinte er lachend.

Ruki… Ruki sah ihn nicht mehr an.

„Äh… Reita? Alles klar?“

Ruki schmollte. Er schien ihn immer noch dafür zu hassen, dass er seinen Hund angebrüllt hatte. Na toll… jetzt hatte es der idiotische Kläffer also geschafft, einen Keil zwischen ihn und Ruki zu drängen!

„Kai an Reita… jemand zu Hause? Aoi… probiers du mal… .“

Warum ausgerechnet er?! Warum hasste dieser lästige Vierbeiner ausgerechnet ihn so? Spürte er, dass er Ruki einfach gern hatte? Dass er Ruki ihm eventuell wegnehmen könnte? Reita! Er wollte doch gar nicht… er wollte ja nichts von Ruki… er wollte nur seinen besten Freund mal wieder… einfach ohne Hund haben… vielleicht spürte der Hund ja-

-„Aaah! Aoi! Nimm die Finger von meinem Hintern!!!“, brüllte Reita und drehte sich zu Aoi um, der gerade laut lachend flüchtete.

Kai grinste zufrieden und Uruha konnte es sich auch nicht verkneifen, belustigt zu gucken.

„Reita… wenn du weiterhin so abweisend bist, pisst dir Sabu-chan irgendwann noch ans Bein“, meinte Aoi feixend, als er wieder da war.

Reita zeigte ihm nur den Finger und folgte dem Winken der Fotografin, wonach sie sich alle aufstellen sollten. An einem alten Flugzeug… dessen Tragflächen bald abfielen… den Eindruck machte es jedenfalls.

„Der Hund… hmm… nehmen sie ihn doch bitte auf den Arm, Ruki-san“, bat die Fotografin.

Reita glaubte, sich verhört zu haben. Jetzt kam dieser verfickte Flohteppich auch noch mit aufs Bild?!!!

„Der kommt weg… der passt nicht“, knurrte er aus der letzten Reihe… unglücklicherweise direkt hinter Ruki, der sich prompt umdrehte und ihn sauer anfunkelte.

„Nein! Der war noch nie mit auf einem Foto! Der kommt mit drauf!“

Reita seufzte und gab sich geschlagen. Ruki war zu sexy wenn er sauer war. Er haute innerlich seinen Kopf gegen den Flieger. Ruki war nicht sexy. Er dachte bestimmt nicht, dass Ruki sexy war. Das war ein verdammter Denkfehler gewesen. Er wollte gar nichts von Ruki. Aus.

„Reita-san… denken sie doch einmal an etwas lustiges… ich möchte die Mundwinkel etwas weiter oben haben“, meinte die Fotografin freundlich.

Reita zwang sich zu einem Grinsen. Uruha kicherte.

„Sieht eher aus als hätte er Zahnweh“, meinte er und kassierte einen Knuff von Reita.

Die Fotografin schien allerdings zufrieden zu sein, es klickte einige Male und die Einzelfotos kamen an der Reihe. Ruki wurde ohne Hund fotografiert, sie sollten alle möglichst sexy posieren. Glücklich lächelnd nahm Ruki nach den Fotos seinen Hund wieder auf den Arm, der zum herzerweichen nieste.

„Ooooch, armer Sabu-chan, komm her, ich putz dir dein Näschen“, säuselte Ruki und zog ein Taschentuch aus seiner Jacke.

Reita schluckte. Zu ihm war Ruki nie so… und jetzt hatte er auch noch Rukis Zorn auf sich, weil er dessen Floh- Hund angeschrieen hatte. Reita zog sein Oberteil aus und warf es wortlos wie eine Decke über Sabu-chan. Er ging zum Flugzeug und wartete auf die Anweisungen der Fotografin.

Ruki wickelte seinen Hund in Reitas Oberteil und atmete tief ein. Reita roch immer so verdammt gut, obwohl er nie einen Duft trug. Und er sah so verdammt sexy aus… vor allem wenn er lächelte. Was er nicht oft tat… leider. Vor allem in letzter Zeit immer weniger. Er hasste Sabu-chan. Es tat Ruki weh. Er würde sich so freuen, wenn die zwei Dinge im Leben, die er am meisten mochte – Reita und Sabu-chan – sich vertragen würden. Aber sie hassten sich. Wobei Reita Sabu-chan wohl mehr hasste… .

„Ich hörte, sie sind sehr robust… wie wäre es mit etwas Wasser?“, fragte die Fotografin.

Reita nickte. Heute war ihm alles egal. Ein paar Assistenten mit einer Sprühflasche kamen angewuselt und sprühten seinen nackten Oberkörper ein, so dass er nass glänzte.

„Nicht hinsehen… nicht hinsehen… nicht hinsehen“, flüsterte der Rest der Band und versuchte verzweifelt den Blick von Reita zu wenden.

„Ich schaffs nich“, seufzte Aoi und stierte weiter auf Reitas Brustwarzen, die deutlich zeigten dass ihm doch kalt war.

„Ich auch nicht… lass uns zusammen gaffen“, meinte Ruki grinsend und starrte einem Wassertropfen nach, der gerade langsam vorne in Reitas Shorts versickerte.

Ihm wurde ganz anders bei dem Gedanken, wo der Tropfen wohl jetzt noch überall hinfloss… kami… dabei hatte er sich so gegen diesen Gedanken gewehrt!!!

Reita grinste. Ruki starrte ihn an, als wäre er vom Mond. Richtig notgeil sah er aus. So als würde er ihn gleich anspringen und zu Boden knutschen. Geschah ihm Recht. Reita setzte seinen sexiesten Blick auf und lehnte sich gegen das Flugzeug, die Hände in den Hosentaschen. Die Fotografin war begeistert. Der Rest der Band auch.

„Mir geht gleich einer ab…“, ächzte Aoi und ballte seine Fäuste.

„Ha-hai…“, war alles, was Ruki zustande brachte, während Kai und Uruha sich auf sabbern beschränkten.

Reita war fertig, er zog sich wieder seine normalen Sachen an und gesellte sich zu den anderen. Er spürte Rukis notgeilen Blick immer noch auf sich. Zufrieden grinste er ihn an. Ruki fühlte sich ertappt, wurde knallrot, gab ein „Hmpf!“ von sich und wandte sich ab. Reita hätte am liebsten laut losgelacht, doch er beließ es lieber bei einem extrabreitem Grinsen.

„Dem hast du mächtig eingeheizt“, flüsterte Aoi grinsend und ignorierte dabei die Tatsache, dass Reitas Reize nicht nur Ruki gut gefallen hatten.

Reita grinste.

„Tja… so bin ich eben“, meinte er selbstsicher.

Uruha schüttelte grinsend den Kopf. Wenn etwas noch größer war als die Erdkugel, dann Reitas Ego… .

Das Shooting ging schnell und ohne weitere Vorkommnisse zu ende und wenig später standen sie draußen auf dem Parkplatz vor dem Hangar bei ihren Autos noch ein wenig beisammen, die Raucher rauchten und Kai rümpfte nur missbilligend die Nase. Ruki schielte etwas sehnsüchtig auf Aois Zigarette, erntete dafür aber nur einen strengen Blick und ein Stück Schokolade von Kai. Ruki seufzte und knabberte an seiner Schokolade während der Rest extragenüsslich weiterrauchte. Es war schon sehr fies, wenn er nicht rauchen durfte… sollten die anderen doch singen!

„Nimms nicht so schwer!“, versuchte Uruha ihn grinsend aufzuheitern und Ruki musste sich beinahe den Hals verrenken um zu ihm aufzusehen, „Irgendwann, wenn wir nicht mehr berühmt sind, kannst du auch wieder rauchen!“

Ruki guckte finster. Schön. Mit fünfzig brauchte er auch nicht wieder anzufangen… .

„Dir hat das Rauchen eh geschadet, guck nur mal deine eineinhalb Meterchen an“, ärgerte Reita ihn auch noch zu allem Übel.

Ruki schob mit düsterem Gesichtsausdruck die Unterlippe vor. Die würden es alle noch sehen! Die würden schon alle noch bezahlen! „Schlechtwetter-Zwerg“, „Giftzwerg“, „Kampfzwerg“, „Fruchtzwerg“, „laufender Meter“, „Stopselchen“, „Chihuahua-Vocal“… was er schon alles über sich ergehen lassen musste… und das meiste auch noch von Reita… . Dem würde er es schon noch zeigen! Er war zwar klein, aber…

„Wenigstens hab ich nich so ne hässliche Nase dass ich n Taschentuch drüberhängen muss…“, knurrte Ruki.

Der Rest der Band war sofort still. Oh oh… Reita knirschte mit den Zähnen… das bedeutete nichts Gutes.

„Ich hab das Teil nicht drüber weil ich meine Nase nicht okay finde!!!“, donnerte Reita und schnippte seinen Zigarettenstummel ärgerlich weg.

„Ach ja?! Warum dann? Hast du Angst, sie könnte dir abfallen und davonrennen weil der Rest von dir so scheiße ist?!“, erwiderte Ruki und streckte sich leicht.

Reita ballte die Fäuste.

„Wenn hier jemand scheiße ist, dann du, ich bring wenigstens nicht irgendwelche behinderten Haustiere mit zum Shooting und vernachlässige dabei meine Band!!!“, entgegnete Reita sauer und zupfte sein Noseband ein wenig weiter nach oben.

„Sabu-chan ist krank, der verreckt mir zu Hause noch, das weißt du ganz genau! Ich vernachlässige gar keine Band, im Gegensatz zu wem anders der gerne mal krankfeiert weil er am Tag vorher zu viel gesoffen hat!!!“, fauchte Ruki.

„Ich saufe nicht zu viel! Und wenn, dann komm ich trotzdem!!!“

„Ach ja? Und reiherst dann alle fünf Minuten… tooolle Bandprobe, echt, super!!! Ein kotzender Bassist ist auch echt ne Bereicherung!!!“

„Aber ein Sänger, der nicht singen kann… “, knurrte Reita gefährlich leise.

Totenstille herrschte nun auf dem Parkplatz. Reita und Ruki funkelten sich sauer an. Der Rest der Band stand angespannt um sie herum, bereit die beiden zu trennen sollten sie wirklich aufeinander losgehen.

„Du bist das Allerletzte… werd endlich erwachsen…“, sagte Reita ernst und wütend, stieg ohne ein weiteres Wort in sein Auto und preschte davon.

Ruki sah ihm nach und kämpfte verzweifelt mit dem dicken Kloß in seinem Hals.

„Ruki… nicht auf die Lippe beißen… das muss doch weh tun!“, drang Kai auf ihn ein und nahm ihn in den Arm.

Ruki klammerte sich an ihn.

„DIESES VERDAMMTE ARSCHLOCH!!! WAS DENKT DER EIGENTLICH, WER ER IST? WIE KANN MAN SO ARROGANT SEIN!!! SEIN EGO GEHÖRT MAL MÄCHTIG GEZÄHMT!!!“, brüllte Ruki schließlich los und hämmerte auf Kais Brust ein.

Uruha und Aoi umarmten die beiden auch noch, Aoi strich leicht durch Rukis Haare.

„Kümmer dich nicht um ihn… der wird schon wieder… er ist einfach schlecht drauf momentan“, meinte Uruha besänftigend und klopfte Ruki ermutigend auf den Arm.

Ruki schniefte, wischte sich verstohlen eine Träne weg und nickte.

„Stimmt ja… aber ich finde wir sollten mal ein ernstes Wort mit ihm reden… es geht nicht, dass er ständig sagt was er denkt… er verletzt die Leute damit… .“

Uruha lächelte und nickte. Ruki heulte wegen Reita… wenn er ihm das erzählte, würde das seine Stimmung sicher heben. Er nahm sich fest vor, ihn sofort anzurufen, sobald er zu Hause war.
 

„Und dann hat er geheult wie ein Schlosshund, du weißt schon, unser kleiner Ruki!“, erzählte Uruha und streckte bei sich zu Hause im Wohnzimmer die meterlangen Beine auf dem Tisch aus.

Reita am anderen Ende der Leitung schwieg.

„Vielleicht habe ich es doch etwas übertrieben“, meinte er nach einer Weile mit dem Anflug eines schlechten Gewissens.

Uruha bei sich im Wohnzimmer grinste und spielte an seinen Haaren herum.

„Ja… vielleicht solltest du dich bei ihm entschuldigen“, meinte er.

Reita schluckte. Entschuldigen war noch nie seine Stärke gewesen.

„Jetz bleib einfach mal zu Hause, räum deine Wohnung auf und in… ner halben Stunde lass ich Ruki ohne Sabu-chan vor deiner Tür stehen“, sagte Uruha, gab Reita gar nicht die Möglichkeit zum Protest und legte auf.

Bei Reita brach unterdessen das Chaos aus. Er saß in der Küche, auf dem einzigen freien Stuhl… der Rest war voll mit Zeitungen, Bass-TABs und Pizzaschachteln.

„Kaaaaaaaaaaaami! Uruha! Ich kill dich!“, knurrte er und fing an aufzuräumen.

Er schaffte es einigermaßen. Wozu hatte man auch ein Sofa mit großem Stauraum darunter?

„Oh… voll…“, seufzte Reita betreten und sah sich verzweifelt nach einem anderen Platz für seine dreihundert Gürtel um.

„Schlafzimmerschrank!“, kam ihm schließlich die leuchtende Idee und kurz darauf stand er unter der Dusche.

Als es klingelte, öffnete er mit noch nassen Haaren, ohne Noseband und nur mit einem Handtuch um die Hüften. Ruki stand tatsächlich draußen. Ohne Sabu-chan. Er grinste verlegen zu ihm herauf.

„H-hi“, brachte er nach einer Ewigkeit – so kam es ihm jedenfalls vor – doch noch heraus.

„Hi… Sorry, Ruha hat mich total überrumpelt“, meinte Reita entschuldigend und ließ Ruki ein.

Ruki trat ein und wurde knatschrot.

„Reita?“

Reita sah Ruki fragend an. Was kam jetzt?

„Du hast ein offenes Kondom unter deiner Garderobe liegen“, meinte Ruki und wurde noch ein Stückchen röter.

Er konnte Reita nicht einmal ins Gesicht sehen. Was wohl auch besser so war, denn Reita hatte Rukis Gesichtsfarbe angenommen.

„Äh… ja… Deko“, murmelte er, packte das Ding mit spitzen Fingern und verschwand im Bad.

Ruki grinste, zog die Schuhe aus und ging ins Wohnzimmer. Wow… Reita schien aufgeräumt zu haben. Jedoch nur halbherzig… aus seinem Fernsehschrank lugte eine Boxershort heraus. Ruki kicherte. Reita war wirklich total süß…

„Was gibt’s da zu kichern?“, knurrte der fertig angezogene und benasenbandede Reita und machte den Fernsehschrank fester zu.

Ruki schüttelte grinsend den Kopf. Dann… betretene Stille. Beide wussten, was jetzt zu tun wäre… .

„Entschuldige bitte“, sagte Ruki.

„Willst du was Trinken?“, fragte Reita zur selben Zeit.

Ruki sah Reita perplex an.

„Und ja… von mir auch entschuldigung“, fügte Reita hinzu und nestelte an seinem Gürtel herum.

„Äh… Wasser bitte“, sagte Ruki und grinste.

Reita guckte, als hätte er eine Samba tanzende Fliege in seiner Suppe gefunden. Er nickte, ging in die Küche und kam wenig später mit einer Wasserflasche für Ruki wieder.

„Sorry… die Gläser sind alle dreck- äh… in der Spülmaschine“, erklärte er.

Dass die Gläser sich dreckig im Spülbecken stapelten weil er gar keine Spülmaschine hatte musste Ruki ja nicht wissen.

Ruki verkniff sich zu fragen, woher Reita auf einmal eine Spülmaschine hatte und trank. Reita sah ihm fasziniert dabei zu. Kami… Ruki sah sogar da sexy aus. Ruki fiel auf, dass er schon auf Reitas Sofa saß und der Wohnungsbesitzer selbst immer noch stand.

„Komm mal her“, sagte er lächelnd und klopfte auf den Platz neben sich.

Reita setzte sich, tat aber als wäre er total lässig. Gar nicht aufgeregt… oder so. Ruki grinste, warf Reita um und knuddelte ihn durch. Reita war anfangs etwas überrumpelt, doch dann legte er lächelnd die Arme um den Kleineren. Er schien es auch vermisst zu haben.

„Aber… nicht dass dich zu Hause dein Hund zerfleddert weil du nach mir riechst“, meinte Reita grinsend und zeigte somit einmal wieder, dass er keinerlei Sinn für Romantik hatte.

Ruki grinste nur.

„Er würde mich erst zerfleddern wenn er dein Sperma irgendwo an mir riechen würde“, meinte Ruki zwinkernd.

Reita wurde knallrot. Nein. Das durfte er sich jetzt um kamis Willen nicht bildlich vorstellen. Kami… kami… Ruki… voll mit seinem Spe- REITA!!!

Ruki grinste triumphierend. Er wusste genau, an was Reita gerade gedacht hatte. Reita fühlte sich ertappt und sah schmollend weg.

„Was ist eigentlich mit deinem Hund in der Zeit, wo du hier bist?“, fragte er, um auf ein anderes Thema zu lenken.

„Uruha passt auf ihn auf und Aoi wollte auch noch vorbeikommen… er hat irgendwas davon gefaselt, er müsste Uruha dringen etwas fragen oder so“, erklärte Ruki.

Reita nickte, runzelte aber gleichzeitig die Stirn.

„Meinst du… Aoi will was von Uruha?“, fragte er und sah Ruki ernst an.

Zu seiner Verwunderung brach dieser in lautes Lachen aus.

„Wenn Aoi was von einem von uns will, dann von dir… er meinte „ihm ginge gleich einer ab“ bei deinem Einzelshooting heute Vormittag“, meinte Ruki immer noch lachend.

Reita wurde leicht rosa im Gesicht. Kami… er wollte aber Ruki… doch dem schien es überhaupt nichts auszumachen dass er einen Konkurrenten hatte.

Uruha in Erklärungszwang

Uruha in Erklärungszwang
 

Uruha stöhnte genervt auf. Sabu-chan tat es schon wieder.

„Was findest du nur an meinen Hosen?!“, seufzte er und ließ es gleichgültig zu, dass der kleine Hund wie ein Irrer an seinem Hosenbein zog.

Machten die Medikamente den Hund so? Oder… war er von Haus aus so? Uruha musste kichern bei dem Gedanken, wie Sabu-chan Ruki nach dem Duschen das Handtuch klaute und Ruki ihm splitternackt und fluchend durch das Haus nachjagte. Ein Klingeln an der Haustür ließ ihn aufschrecken. War Ruki schon zurück? Er würde wahnsinnig werden wenn sich Reita und er schon wieder gestritten hatten… . Er öffnete die Tür und stand überrascht Aoi gegenüber.

„Eto… Hi“, meinte dieser breit grinsend, fragte gar nicht erst und quetschte sich an Uruha vorbei in den Flur.

Er schmiss seine Schuhe einfach mitten in den Gang und ging ins Wohnzimmer, aus dem sofort lautes Gebelle ertönte.

„Aaaaah, Uruha, hilf mir!“, schrie Aoi.

Uruha verdrehte die Augen… was machte Sabu-chan da schon wieder? Als er das Wohnzimmer betrat musste er lachen. Sabu-chan hatte es anscheinend irgendwie geschafft, Aoi umzuschubsen, er stand jetzt breitbeinig auf dessen Brustkorb und bellte ihn an. Aoi reichte es, er griff beherzt zu und schubste den Hund in Richtung seiner Beine. Wenig später war es still. Zu still. Aoi lag mit verzerrtem Gesicht auf dem Boden, die Augen vor Schmerz geschlossen und hielt sich den Schritt während Sabu-chan mit finsterem Gesicht und einem Stofffetzen von Aois Hose in Richtung Küche davonwackelte. Uruha wusste nicht, ob er lachen oder mit Aoi fühlen sollte. Er entschied sich für letzteres, kniete sich zu dem Gitarristen und nahm dessen Hände von seinem Schritt. Sabu-chan hatte ganz schön zugebissen. Es fehlte ein ganzes Stück Stoff in Aois schwarzer Jeans. Durch das Loch sah man weinrote Satin-Shorts blitzen. Uruha räusperte sich verlegen.

„Ist nicht so schlimm... oder?“, fragte er.

Aoi öffnete ächzend ein Auge.

„Ich glaub ich muss schwul werden… ich kann bestimmt keine Kinder mehr machen“, meinte er und versuchte sich aufzusetzen.

Er schaffte es auch mit etlichem Gestöhne und Gejammere und setzte sich aufs Sofa. Uruha lächelte. Wenn Aoi es schon schaffte Witzchen zu reißen, konnte es nicht so schlimm sein.

„Soll ich dir Eiswürfel bringen?“, bot er an.

Aoi nickte und massierte seinen Schritt. Uruha starrte darauf. Unbewusst. Er wusste nicht, dass er gerade wie hypnotisiert Aoi dabei zusah, wie dieser mit geschlossenen Augen an seinem Schritt herumstrich.

Aoi sah Uruha verwirrt an und nahm seine Hand von seiner schmerzenden Körpermitte.

„Wolltest du nicht Eis holen?“, riss er Uruha aus seiner Trance.

Uruha lief so rot an wie Aois Shorts, nickte und flüchtete schon fast in die Küche. Dort angekommen steckte er seinen Kopf in Rukis Kühlschrank und atmete tief ein und aus. Er brauchte einen kühlen Kopf. Okay… er hatte auf Aois Schritt gestarrt… aber… aber… das… hmm… das… das war bestimmt nur, weil er so mit ihm fühlte. Das war nun mal so wenn unter Männern ein anderer Mann etwas in seine Weichteile bekam. Das war völlig normal.

„Uruha… wenn du weiter da drin bleibst kann ich deine eingefrorenen Haarspitzen abbrechen“, meinte Aoi mit deutlicher Belustigung in der Stimme da auf einmal von hinter ihm.

Uruha kam hastig aus dem Gefrierfach und haute sich prompt seinen Kopf daran an. Grummelnd und mit den Eiswürfeln in der Hand schloss er den Kühlschrank.

„Hier“, meinte er – und es passiert schon wieder.

Anstatt Aoi die Eiswürfel ganz normal zu geben, hatte er sie ihm sanft an dessen Schritt gedrückt. Er versteinerte während Aoi sich einen Ast lachte, die Eiswürfel selber hielt und Uruha weiter auslachte. Uruha sah peinlich berührt zu Boden und wusste nicht, was er jetzt machen sollte. Er wischte sich unsicher seine kalte und nasse Hand an seiner Jeans ab, drehte sich um und tat, als würde er in Rukis Küchenschränken nach Tee suchen.

Aoi beobachtete ihn schmunzelnd dabei. So so… Uruha hatte also eine unterbewusste Vorliebe für Männer… er hatte es geahnt!

„Guck nicht so triumphierend wegen was auch immer!“, schnauzte Uruha ihn an und machte Tee.

Aoi grinste nur weiter still in sich hinein. Schade dass Uruha nicht Reita war. Dann hätte er so lange herumgejammert bis Reita ihm einen geblasen hätte. Wobei Reita das sicher nie tun würde… Reita war viel zu cool für so etwas. Reita war überhaupt… the god himself.

Uruha schielte Aoi währenddessen verstohlen an. Aoi sah gerade aus, als wäre er nur körperlich anwesen. Geistig schien er an etwas sehr Schönes zu denken.

„An was denkst du?“, fragte Uruha und drückte Aoi Tee in die Hand.

Aoi lächelte nur geheimnisvoll und schüttelte den Kopf. Er nahm seine Teetasse mit zwei Händen, hielt sie an seine Lippen und pustete vorsichtig. Es sah wunderschön aus, fand Uruha. Der aufsteigende Wasserdampf, der Aois pralle Lippen noch mehr glänzen lies als eh schon… Aois gebeugter Kopf, sein dadurch freigelegter sexy Nacken… Aois Zunge, die sich langsam über die Lippen strich… seine schwarzen Augen, die ihn verführerisch anfunkelten – moment… das träumte er jetzt… nein… Aoi sah ihn wirklich so an.

„A-Aoi“, stammelte Uruha und sah hastig weg.

Der Schwarzhaarige grinste nur. Er würde Uruha ein wenig provozieren. Dafür, dass er sich immer zwischen ihn und Reita drängte.

„Weswegen ich eigentlich hier bin…“, hauchte Aoi berauschend, stellte seine Tasse auf den Küchentisch und drängte Uruha Schritt für Schritt gegen die Küchentheke.

Uruhas Herz fühlte sich an wie eine verrücktgewordene, eingesperrte Hummel. Seine Kehle war vor Nervosität zu trocken um irgendetwas zu sagen. Aoi drängte ein Bein zwischen Uruhas und stützte sich mit einer Hand an der Theke, rechts von Uruhas Hüfte ab.

„Ich habe ein kleines Problem… und nur Du… Uruha“ – er hauchte den Namen extra erotisch – „Kannst mir dabei helfen.“

Uruhas Herz war keine einzelne Hummel mehr. Es war ein ganzer Schwarm. Er konnte sich nicht erklären, warum er so reagierte… vielleicht war er einfach angespannt wegen Sabu-chan und Reita. Das musste es sein.

„Wa-wi- äh… womit kann ich dir helfen?“, stotterte er und versuchte mit aller Macht nicht rot zu werden.

Beziehungsweise versuchte er sich zu erklären, warum er den Drang verspürte rot zu werden. Bestimmt nur weil Aois Bein zwischen seinen sich so gefährlich anfühlte. Zu nahe da dran, wo es Männern weh tat… bestimmt war es das.

Aoi genoss die Macht, die er über Uruha ausübte. Der Leadgitarrist lag ihm zu Füßen… vermutlich würde der ihm sofort einen blasen, wenn er ihn fragte. Versaut grinsend zog er einen Zettel aus seiner Hosentasche, nicht ohne dabei mit seiner Hand Uruhas Innenschenkel zu streifen. Uruhas Aufkeuchen war Zucker in seinen Ohren. Sexy sah er ihm tief in die Augen – und hielt ihm dann den halb mit Noten beschriebenen Zettel vor die Nase.

„Ich komm nicht weiter – hilf mir mal!“, verlangte er und ließ von Uruha ab.

Uruha griff mit zittrigen Fingern nach dem Zettel. Er bemerkte erst beim dritten Mal lesen der ersten Zeile, dass er mit seinen Gedanken nicht bei der Sache war. Er war viel mehr bei einer anderen Sache… die Aoi hieß, vor ihm stand und ihn so feurig ansah, dass ihm ganz schwindlig wurde und er froh über die Küchentheke in seinem Rücken war. Aber… das war nicht weil Aoi ihn so ansah. Er bemerkte diesen begehrenden Blick ja gar nicht. Und wenn, dann war es ihm egal. Er war nur unkonzentriert, weil es einfach so überraschend gekommen war. Dieser Zettel mit all diesen Noten. Außerdem hatte Aoi eine ziemliche Sauklaue. Also lag es nicht an diesem heißen Kerl vor ihm. In Gedanken strich er das „heiß“ und beschloss, es so schnell wie möglich in die Vergessenskammer seines Gedächtnisses abzuschieben.

„Hmm… ich hol schnell Rukis Gitarre… lass uns ins Wohnzimmer gehen“, meinte er und ging voran.

Wenig später klimperte er Aois Noten nach.

„Uh… kami… du willst allen Enstes vom Ditten in den Zwölften? Das ist Wahnsinn…“, knurrte er und probierte so lange an der Stelle herum bis er sie beherrschte.

Dann starrte er angestrengt auf das Notenblatt und grübelte. Er könnte mit einem E weitermachen… nein… zu banal… zu Aois genialen Noten musste etwas anderes… er wollte sich schließlich nicht bloßstellen… vielleicht ein Es Barree Akkord… richtig etwas schweres, etwas, was Aoi nie hinbekommen würde.

„Probieren wir es damit…“, murmelte er und spielte seinen Vorschlag vor.

Aoi schluckte.

„Eto… du weißt schon dass ich das nicht halten kann?“

Uruha grinste.

„Ach komm! Du wirst doch wohl locker diese paar Saiten halten können!“

Aoi schüttelte den Kopf. Uruha bewies ihm einmal mehr, dass er ihn einmal ordentlich flachlegen sollte. Nur damit er ihm nicht immer SOLCHE Griffe unterjubelte. Das war ja pervers… der Kerl musste mit seinem linken kleinen Finger mühelos ein Loch in die Wand bohren können, so viel Kraft hatte der da drin… . Trotzdem… er würde sich von dem sicher nicht unterbuttern lassen! Aoi nahm die Gitarre und versuchte Uruhas Töne nachzuspielen. Er versuchte es so hart, dass es ihm wieder einmal total egal war, wie sein Gesicht dabei aussah. Erst als sich Uruha neben ihm halb von der Couch schmiss vor Lachen fiel ihm auf, dass er an seinem Piercing herumnuckelte und die Stirn in tiefe Falten gelegt hatte. Er schob die Unterlippe leicht vor und sah Uruha warnend an.

„Ich versuche mich zu konzentrieren!“, pflaumte er ihn an und machte weiter.

Uruha beschränkte sich auf ein Kichern.

„Ja… das sieht man“, neckte er Aoi.

Aoi gab es auf, legte die Gitarre zur Seite und warf Uruha um. Er kniete über ihm, Uruhas Beine zwischen seinen und begann damit den anderen Gitarristen ordentlich durchzukitzeln. Uruha wälzte sich unter ihm vor Lachen, er versuchte verzweifelt Aois Hände von seinen Hüften wegzubekommen, doch es war aussichtslos.

„Ich ruf Sabu-chan!“, drohte er japsend und versuchte sich vor Aois Händen loszuwinden.

Aoi schnaubte nur verächtlich und machte weiter. Uruha wollte gerade den kleinen Hund rufen, als dieser auch schon mit gefletschten Zähnen auf Aoi zusprang. Aoi war noch schmerzhaft bewusst, was dieser kleine Bastard mit ihm angestellt hatte und wich heftigst in Richtung Sofalehne zurück. Das Unvermeidliche passierte, das Sofa flog um und riss die beiden Gitarristen mit sich. Aois Gehirn setzte kurz aus – so kam es ihm jedenfalls vor – und als es wieder einsetzte krallte er sich an Uruha, welcher neben ihm lag, ihn in den Arm genommen hatte und beruhigend streichelte.

„Ssscht… is ja gut… tuts wo weh?“, fragte er fürsorglich.

Aoi schüttelte langsam den Kopf und sah in Uruhas sanfte Augen. Uruha starrte zurück. Sein Herz fing urplötzlich wieder an wie verrückt zu pumpen. Er roch Aois Duft… ein Duft nach purer Sexiness. Er sah dessen engelsgleiches Gesicht, dessen weit aufgerissene Augen, den leicht geöffneten Mund-

-„Uwuha“, kam es plötzlich von Aoi.

Uruha riss seine Augen auf und wich zurück. Er hatte… er hatte… kami… .

„Pass auf Sabu-chan auf, Ruki kommt gleich!“, schoss es aus seinem Mund und wenige Sekunden später knallte die Haustür ins Schloss.
 

Reita wusste nicht, wie er hereingekommen war, aber auf einmal stand Uruha im Wohnzimmer, leichenblass und mit zitternden Autoschlüsseln.

„Ich… ich brauch dich Akira“, sagte er mit so zittriger Stimme, dass Reita sofort von seinem Sofa aufsprang.

Akira… so hatte Uruha ihn schon lange nicht mehr genannt. Ruki und Reita musterten Uruha besorgt.

„Aoi wartet in deinem Haus bei Sabu-chan“, sagte Uruha an Ruki gewandt und Reita merkte ihm an, wie viel Überwindung es ihn kostete das halbwegs normal zu sagen.

Mit bebenden Fingern gab er Ruki seine Autoschlüssel.

„Ich hol mein Auto später“, sagte er und seine Stimme drohte zu brechen.

Ruki nickte, klopfte Uruha kurz auf die Schulter und ging. Er hatte gespürt, dass Uruha ganz alleine mit Reita reden wollte… niemand nannte ihn sonst Akira. Ruki war kaum weg, als Uruha an Reitas Minibar stürmte, zielstrebig die Sakeflasche ortete und direkt aus der halbvollen Flasche trank. Reita nahm sie ihm weg.

„Was ist passiert?“, fragte er ernst.

Uruha entriss Reita die Flasche wieder und trank. Erst nachdem die Flasche fast leer war, fühlte er sich fähig zu antworten.

„Ich hab Aoi geknutscht“, flüsterte er schon fast und man hörte sein Schlucken laut im Wohnzimmer.

Reita erstarrte. Uruha… hatte… Aoi… geküsst? Uruha wollte sich auf Reitas Sofa setzen, doch schmerzlich wurde ihm bewusst, dass es auch ein Sofa war… ein Sofa, wie das Sofa, auf dem er Aoi geküsst hatte. Er trank den Rest Sake im Stehen und setzte sich dann kurzerhand auf den Tisch, weil alles begann sich zu drehen. Reita setzte sich auf die Couch ihm gegenüber und beobachtete ihn aufmerksam.

„Akira… bitte tu mir nur einmal nen einzign Gefalln… ich bitt dich auch nie wieder um irgndwas“, sagte Uruha fast schon flehend und Reita merkte sofort an seiner Stimme, dass der Alkohol scheinbar schon wirkte.

Reita zuckte mit den Schultern.

„Kommt drauf an was“, meinte er.

Uruha schwankte leicht nach vorne und sah Reita bohrend in die Augen.

„Schlaf mit mir.“

Reita starrte in Uruhas Augen, als gäbe es kein Morgen mehr. Er hatte aber nicht viel Zeit um seinen Blick abzuwenden und ein „Nein“ zu antworten, Uruha hatte ihn schon am Arm gepackt und in sein Schlafzimmer gezerrt, wo er ihn ins Bett drängte und begann Reitas Hals zu lecken. Reita drängte Uruha resolut von sich.

„Uruha! Lass den Scheiß!“

Uruha sah ihn flehend an.

„Bitte! Ich muss rausfindn ob ich… du weiß schon!“

Reita zog eine Augenbraue hoch.

„Aber doch nich mit mir!“, erwiderte er entrüstet.

Uruha setzte sich aufs Bett und sah auf die Bettdecke. Nervös nestelte er daran herum.

„Ich… ich will nur… ich will nur wissn obs nur an Aoi liegt oder ob ich allgemein… schwul bin“, sagte er, wobei er die letzten Worte fast flüsterte.

Reita seufzte und verdrehte die Augen. Warum ausgerechnet er? Uruha schien seine Gedanken genau gehört zu haben.

„Weil du mein besder Freund bis…“, nuschelte er leise.

Reita knurrte unwillig.

„Aber ich bin nicht Uke, dass das klar ist!“

Uruha sah auf und nickte. Reita saß trotzdem da wie angefroren. Er konnte nicht. Er brachte es einfach nicht über sich. Wenn Ruki jetzt da vor ihm sitzen würde, würde er sofort über ihn herfallen… aber das war Uruha… mit einem Riesenständer… sein bester Kumpel… .

Uruha spürte genau, was Reita beschäftigte. Leicht beschwipst drückte er ihn ins Bett und leckte erneut dessen Hals nach oben zum Ohrläppchen, wo er einige Zeit knabberte während er seine Finger unter Reitas Oberteil schob. Reita versteinerte sofort und schloss die Augen. Gut… er hatte keine Chance… er würde es beim besten Willen nicht über sich bringen, Seme zu sein und Uruha so anzufassen, wie man es mit seinem besten Kumpel normalerweise nicht machte. Er würde sich wohl veruken lassen müssen… wohl oder übel… kami… er wollte sein erstes Uke-Mal nicht mit Uruha haben… . Uruha tastete sich währenddessen fasziniert Reitas Oberkörper hinauf und ließ seine schlanken Finger um Reitas Brustwarzen kreisen. Reita gab keinen Ton von sich. Forschend sah Uruha auf – und zog seine Finger sofort von Reita. Seufzend gab er es auf.

„Gomen… war ne blöde Idee… echt… gomen“, seufzte er und legte sich neben Reita ins Bett, den Rücken dem Bassisten zugewandt.

Reita lag mit offenen Augen auf dem Rücken und seufzte.

„Weißt du… ich… nix gegen dich aber… ich will nich Uke sein“, gestand Reita und erzählte dabei nur die halbe Wahrheit.

Er würde schon Uke sein… aber nur wenn ihn eine bestimmte Person darum bat… kami… jetzt schimpfte er sich schon nicht einmal mehr dafür, dass er so von Ruki dachte. Er atmete tief durch und machte gedanklich über jeden Gedanken an Ruki, der irgendwie schwul war ein dickes, fettes, rotes „X“.

„Was guckst du so konzentriert? Musst du einen lassen?“, fragte Uruha schmunzelnd, der es nicht länger ausgehalten hatte Reita seinen Hintern darzubieten und jetzt saß.

Reita hob die Augenbraue und musterte Uruha. Hatte er nicht leicht glasige Augen? Er war immer noch betrunken… .

„Dann trau dich doch endlich… kleines Uke“, spöttelte Uruha.

Reitas Augenbraue wanderte noch höher. Uruha war eindeutig noch betrunken… nüchtern würde er NIE so etwas zu IHM sagen.

„Natürlich trau ich mich!“, schoss es aus Reita heraus.

Sein Ego war mal wieder schneller als sein Gehirn gewesen. Uruhas forderndes, sexy Lächeln sagte ihm, dass er einen Riesenfehler gemacht hatte.

„Dann beweis es mir… du Superseme“, raunte er.

Reita schloss die Augen. Er konnte nicht… aber… wenn er nicht… dann sein Ego… nein… scheiße. Uruha sah ihn immer noch so sexy an. Okay. Es gab keinen Ausweg mehr. Er seufzte, drängte Uruha auf den Rücken und kniete sich über ihn. Langsam begann er damit Uruhas Oberteil aufzuknöpfen. Sein nackter, schlanker Oberkörper kam zum Vorschein und Reita leckte kurz über den Bauchnabel, was Uruha zusammenzucken ließ. Die Hände des Bassisten strichen sanft über die weiche Haut, hinauf zu den Brustwarzen und quer darüber. Uruha winselte.

„Mach endlich… ich krepier vor Geilheit“, keuchte er.

Reita grinste fies. Nein. Den Gefallen würde er ihm nicht tun. Noch nicht. Er leckte erst einmal genüsslich über Uruhas Nippel, bevor er leicht daran knabberte. Uruhas Hände waren plötzlich an seiner Hose und machten in Windeseile seinen Gürtel auf. Reita zog eine Augenbraue hoch und sah Uruha an.

„Du hast es aber eilig, was?“

Uruha keuchte nur als Antwort und schob seine schlanken Hände hinten in Reitas Hose, in seine Shorts und dort legte er sie auf dessen nackten Hintern. Kami… Reitas Hintern in seinen Händen ließ es in seiner Hose noch enger werden.

Reita dachte sich nur seinen Teil dazu. Uruha war immer noch betrunken. Nie würde er so rangehen. Aber er… er würde Uruha trotzdem noch zappeln lassen. Zum einen, weil es dessen erstes Mal war. Und zum anderen, weil er hoffte dass Uruha in der Zwischenzeit wieder so weit nüchtern wurde, dass er nicht mit ihm schlafen musste.

Adultness 1

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Rettung für Reita

Rettung für Reita
 

Seufzend kam Ruki zu Hause an. Er hatte es geschafft, Uruhas Auto heil zu sich nach Hause zu bringen. Aber er hatte erst einmal den Sitz nach ganz oben kurbeln müssen, nach ganz vorne schieben und das Lenkrad auf die tiefste Stelle verstellen müssen. Danach hatte er sich immer noch strecken müssen, um überhaupt etwas zu sehen. Er hasste Uruhas Auto. Seufzend stieg er die Treppen zu seiner Haustür hinauf und sperrte auf. Er stand kaum im Hausflur, als sich schon ein wohlig seufzendes kleines Fellknäuel an seinen Beinen rieb.

„Hast mich wohl vermisst, was Kleiner?“, meinte Ruki lächelnd und bückte sich, um seinen Hund ausgiebig zu kraulen.

Wie als hätte Sabu-chan verstanden bellte er freudig. Aoi kam seufzend in den Flur.

„Uruha hat versucht mich zu küssen“, sagte er mit einer Stimme, als wäre jemand gestorben oder seine Gitarre zerbrochen.

Ruki sah Aoi entsetzt an.

„Das… erklärt einiges…“, sagte er langsam, nahm Sabu-chan auf seinen Arm und kraulte ihn dort weiter.

Ihm behagte es nicht so ganz in Aois Nähe gebückt dazustehen. Aoi guckte nur verwirrt.

„Wieso… was erklärt es?“, fragte er.

Ruki zuckte mit den Schultern.

„Uruha kam total fertig bei Reita an, hat ihn Akira genannt und gemeint, er bräuchte ihn“, erzählte er.

Jetzt war es Aoi, der leichenblass wurde. Uruha… bei Reita… das konnte nicht gut gehen.

„Okay… ja… ich bin dann mal weg… Sabu-chan hat mich in den Schwanz gebissen… Sayonara“, quetschte er heraus und war auch schon draußen.

Ruki sah ihm verwirrt nach. War heut Tag der verrücktgewordenen Gitarristen? Oder… lag es am Wetter? Übertrugen die Saiten vielleicht irgendwelche seltsamen Schwingungen bei dieser Wetterlage? Und wie war das – er sah seinen Hund dabei streng an – Sabu-chan hatte Aoi in den Schniedel gebissen? Er wurde heute einfach nicht schlau aus diesen Gazettos!

Aoi raste unterdessen mit dem Fahrrad zu Reitas Wohnung. Als er ankam, war er zwar völlig außer Atem, aber der kleine, nagende Zahn namens Eifersucht ließ ihm einfach keine Ruhe. Er stürmte in das Haus, jagte die Treppe hinauf und drückte die Klingel.

Reita drinnen über Uruha verzog nur genervt das Gesicht.

„Bin nicht zu Hause“, murmelte er und strich Uruhas Innenschenkel hinauf.

Aoi draußen wartete. Drinnen rührte sich nichts. Er klingelte erneut.

„Verpiss dich“, knurrte Reita und biss Uruha leicht in den Bauch, was diesem ein Aufkeuchen und ein erneutes Heben seines Beckens entlockte.

Aoi hielt es nicht mehr aus. Er nahm Anlauf, bolzte seinen Körper gegen die Tür und flog mitsamt dieser in den Flur von Reitas kleiner Wohnung. Reita horchte auf. Was zum Teufel?! Er hatte nicht viel Zeit darüber nachzudenken, denn wenig später stand ein keuchender Aoi in der Schlafzimmertür. Aois Augen wurden riesengroß.

„U-uruha… was macht dein… dein… Schwanz in Reitas Shorts?“, stammelte er.

Uruha wurde knallrot und zog hastig die Decke über seinen und Reitas Körper. Er wollte ein „Nichts“ hervorquetschen. Aber er öffnete und schloss seinen Mund nur wie ein nach Luft schnappender Fisch. Aois Augen bohrten sich in seine.

„Geh sofort von Reita weg…“, knurrte er.

Uruha folgte Aois Befehl sofort. Ängstlich wickelte er sich in die Decke und stieg aus Reitas Bett. Reita schluckte, war aber bockig genug seine Hände nicht vor seinen Ständer zu legen.

„Was machst du hier?“, fragte er nur lässig.

Aoi schluckte. Reitas Ding… sprang ihn förmlich an. Wenn Reita Seme war… dann war das definitiv schmerzhaft.

„Ich… wollte… dich nur davon abhalten… mit Uruha…“, die letzten Worte blieben ihm im Hals stecken.

Uruha sah Aoi an, als hätte er ihn noch nie gesehen. Wollte Aoi nicht, dass Reita mit ihm schlief und ihn entjungferte? Oder… wollte er einfach seinen Reita nicht hergeben? Der Gedanke schmerzte. Hastig packte er seine Klamotten und verließ das Schlafzimmer. Aoi sah ihm zufrieden nach und haute die Tür zu.

„So mein Freund… jetzt bist du mit mir allein“, meinte er mehr im Scherz als ernst.

Reita zog nur eine Augenbraue hoch, angelte sich seine Jeans vom Boden und zog sich an. Aoi sah es etwas enttäuscht, ließ sich aber nichts anmerken. So relaxed wie möglich setzte er sich neben Reita aufs Bett. Sein Herz fühlte sich an, als würde es bei der nächsten Gelegenheit aus seinem Mund springen und Flamenco auf Reitas weißem Schlafzimmerteppich tanzen.

„Ich… äh… schlimm?“, fragte er und deutete auf Reitas immer noch gut sichtbaren Ständer.

Reita sah Aoi an, als hätte er diese Frage gar nicht stellen brauchen. Aoi senkte verlegen den Blick.

„Gomen… ich… ich wollte euch stören“, sagte er und ließ absichtlich das „nicht“ weg.

Reita verzog die Augenbrauen.

„Wie… wie meinst du das?“

Dann ging Reita ein großes, sehr helles Licht auf.

„Du willst was von Uruha!“, rief er erleichtert und grinste breit.

Aoi hatte sie gestört damit er seinen angebeteten Uruha nicht entjungferte! Dann wollte Aoi doch nichts von ihm, Reita! So ein Glück!

Aoi seufzte nur innerlich leise. Warum sah Reita so glücklich aus, nur weil er dachte er wollte was von Uruha?! Vielleicht sollte er ihm ein wenig auf die Sprünge helfen. Er kniete sich vor Reita auf den Boden, packte dessen Hose und Shorts, die Reita eh zu weit waren und zog sie mit einem Ruck zu Boden. Reita hatte keine Chance zu verhindern, dass er unten ohne auf seinem Bett saß, weswegen er wortlos einfach nur die Hände vor seinen nun nackten Ständer legte.

„Lass den Scheiß!“, knurrte er.

Aoi schüttelte den Kopf, nahm mit unerwarteter Kraft Reitas Hände von dessen Ständer und Reita konnte nicht anders, als seinen Kopf in den Nacken zu werfen und laut zu stöhnen. Aois Mund war gerade an einer Stelle, wo ein Mund normalerweise nicht hingehörte.

„A-Aoi… weg… da-aaah!“, versuchte er die Situation zu retten und drückte mit einer Hand gegen Aois Stirn.

Aoi ließ mit seinem Mund von Reita ab und sah ihn schelmisch grinsend an.

„Was denn… willst du nicht dass ich für Uruha übe?“, fragte er.

Reita seufzte und zog Aois Gesicht an dessen Haaren wieder zwischen seine Beine. Er konnte es einfach nicht. Es war zwar irgendwo… er fühlte sich wie die Bandschlampe… aber… Aoi machte das zu gut, um ihn jetzt davonzujagen.

Aoi war selig. Er leckte an etwas viel besserem als jedes Eis. An etwas viel leckererem als jede Banane. Und an etwas viel wärmeren als jede Bratwurst. Er schloss die Augen und bewegte seinen Mund in Reitas Schoß, was Reita eine Reihe äußerst anregender Töne entlockte.

Vor der Tür stand nur ein zu Eis erstarrter Uruha. Was tat Reita da drin, was ihn so laut werden lies?! Er… er trieb es doch hoffentlich nicht mit Aoi?! Er hatte Aois Worte gehört… „Jetzt bist du mit mir allein“… er konnte sich gut vorstellen, wie sexy er Reita dabei angefunkelt haben musste. Und er konnte sich noch besser vorstellen, dass ein notgeiler Reita, der sich sowieso für den besten hielt und alles nahm, was bei drei nicht auf den Bäumen war wohl nicht widerstehen konnte. Eine einsame Träne bahnte sich Uruhas Wange hinab. Reita hatte genau gewusst, dass ER, Uruha, Aoi wollte. Und trotzdem… trotzdem stöhnte er gerade laut Aois Namen. Er musste weg hier. Am besten zu Kai.

Neo Gayalizm

Neo Gayalizm
 

„Yuhuuuuuuuuuuuuuuu!“

Kais Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Fragezeichen, Belustigung und Schock. Miyavi… was wollte DER denn hier?!

„Hey, ich hab DEN hier“ – und er zeigte einen schlafenden Uruha auf seinen Armen vor – „Mitten auf der Straße liegen sehen. Dachte mir… hmm… der gehört doch zu euch! Auch wenn ich ihn ohne Strapse und Make-Up fast nicht erkannt hätte… kami sieht der anders aus in Zivil!“

Kai öffnete nur mechanisch und wie unter Schock die Tür weiter und Miyavi trat ein, Uruha lag wie eine Feder in seinen starken Armen. Er lud Uruha einfach mitten auf den Gang ab und huschte zielstrebig ins Bad. Dort guckte er erst einmal in den Spiegel. Er grinste sich breit an, streckte sich die Zunge raus und deutete dann mit Posermiene auf sein Spiegelbild.

„It’s a Miyavi!“

Kai stand nur mit immer noch derselben Miene in der Badezimmertür und fragte sich was zur Hölle dieser Kerl da machte. Nach einer Weile besann er sich darauf, dass Uruha in seinem Flur lag, nahm ihn hoch und trug ihn zur Couch ins Wohnzimmer.

„Mensch Uruha… was machst du nur“, seufzte er leise und merkte nicht, wie Miyavi auf einmal hinter ihm stand und ihn breit grinsend in die Hüften piekte.

Er quietschte erschrocken auf und wirbelte herum.

„Lass das!“, fauchte er und wandte sich mit besorgter Miene Uruha zu.

„Der sieht nicht gut aus… hat voll verheulte Augen das arme Ukelein“, meinte Miyavi.

Kai nickte. Uruha sah wirklich schlecht aus. So als wäre es ihm nur Recht, dass er jetzt tief und fest schlief. So als wäre es ihm auch total egal, ob er jemals wieder aufwachen würde. Er wollte gerade besorgt aufseufzen, als sich zwei warme Arme von hinten um ihn legten.

„Guck nich so… der wacht schon wieder auf. Und dann sind wir da und heitern ihn auf!“, meinte Miyavi und knuddelte Kai von hinten.

Kai lief knallrot an und versuchte verzweifelt nicht an Miyavis Schritt in seinem Rücken zu denken.

„Oh!“, machte Miyavi da auf einmal, schnupperte, ließ Kai so plötzlich los wie er ihn umarmt hatte und preschte mit einem Affenzahn in die Küche.

Wenig später hörte man ihn begeistert johlen. Noch ein wenig später hörte man ein „Aaaaaaaaah, heiß heiß heeeeeeeeeeeeiß!“. Kai schüttelte grinsend den Kopf. Er hätte ihm ja gerne gesagt, dass er den Nudeltopfdeckel besser nicht anfassen sollte. Er schlenderte in die Küche und sah Miyavi mit leuchtenden Augen vor dem Ofen knieen.

„Wird das das, was ich denke was es wird?“, fragte er und in seinen Augen blitzte es kindlich auf vor Freude.

Kai nickte.

„Ja. Zucchiniauflauf mit Kartoffeln in Weißweinsoße und Nudeln mit Sahne-Zucchini-Soße“, erklärte er.

Miyavi machte einen Luftsprung, drückte Kai diesmal frontal an sich und gab ihm jeweils auf die linke und rechte Wange ein Küsschen.

„Ich liebe Dich! Willst du mich heiraten?“, fragte er überschwänglich.

Kai lachte.

„Wer sagt dass das Essen für dich ist?“, zog er Miyavi schelmisch auf.

Miyavis Miene veränderte sich schlagartig, wie als hätte man einen Schalter umgelegt. Er musterte Kai von oben bis unten, kniff ihn in die Hüfte und betastet zum Schluss dessen Hintern, ehe er ihn wieder kritisch beäugte.

„Wenn du das alles allein essen willst, bleibt dein Arsch aber nicht mehr so knackig“, meinte er abschließend grinsend.

Kai, die Hände etwas erschrocken an seinem Hintern wurde knallrot.

„H-hey!“, war alles, was ihm dazu einfiel.

Um sich abzulenken sah er nach seinem Essen und stellte zufrieden fest, dass es fertig war. Hinter ihm klirrte es. Als er sich umdrehte, sah Miyavi – über einen zerbrochenen Teller gebeugt – ihn schuldbewusst treuherzig vom Boden aus an.

„Gomen… .“

Kai lächelte und half Miyavi beim Aufsammeln der Scherben. Miyavi schnitt sich prompt. Er streckte Kai seinen blutenden Finger entgegen.

„Lutsch mal“, verlangte er bittend wie ein kleines Kind.

Kai wurde leicht pink im Gesicht.

„Ich geb dir lieber ein Pflaster“, wich er aus.

Miyavi schüttelte den Kopf, hielt Kai davon ab aufzustehen und steckte Kai seinen Finger einfach in den Mund.

„Mit Pflaster kann ich nicht Gitarre spielen“, meinte er lächelnd.

Kais Gedanken spielten verrückt. Er hatte den Finger des weltbesten Gitarristen im Mund. Vorsichtig tastete er den Finger mit seiner Zunge ab. Miyavi verzog verzückt das Gesicht.

„Aaah… besser als ein Blowjob“, meinte er grinsend.

Kai sprang sofort auf und kümmerte sich lieber weiter um das Essen. Mann! Wozu hatte er sich da hinreißen lassen! Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass er leise in sich hineingrinste. Irgendwie war es ja doch… irgendwie aufregend gewesen. Jetzt wusste er wenigstens, dass Miyavi nach Brombeere schmeckte. Und dass er total süß gucken konnte… und… aaah, Miyavi war voll süß! Fröhlich vor sich hinsummend stellte er das Essen auf den ohne weitere Vorkommnisse gedeckten Tisch. Miyavi saß schon und wartete, dass Kai ihm Essen in den Teller tat, was dieser wenig später auch machte. Glücklich begannen beide zu essen. Kai war glücklich, weil es Miyavi scheinbar so schmeckte und Miyavi war glücklich, weil Kai sich freute.

„Kai?“, fragte Miyavi nach einer Weile und Kais Kopf ruckte reflexartig zurück.

Wie war… warum war Miyavis Gesicht auf einmal seinem so nahe? Miyavi grinste.

„Kai… darf ich öfter kommen?“, fragte er.

Kai wurde knallrot. Er wollte keinem Menschen sagen, an was für eine Art „kommen“ er gerade gedacht hatte.

„K-klar… du kannst so oft kommen wie du willst“, stammelte er eine Antwort und grinste verlegen.

Miyavi grinste breit.

„Echt? So oft wie ich will? Auch wenn ich manchmal ein bisschen rumsauern werde?“, meinte er grinsend.

Kai japste nach Luft. Machte Miyavi das mit Absicht?! Er nickte einfach, da er sowieso keinen Ton herausgebracht hätte.

„Ich mach ja danach wieder sauber… den Tisch, die Theke und dich“, fügte Miyavi hinzu.

Kais Gedanken spielten verrückt. Er sah sich und Miyavi nackt auf dem Küchentisch, beide besprenkelt mit weißer Flüssigkeit… aargh!

„Das kann ich auch alleine…“, nuschelte er verlegen, um wenigstens irgendetwas zu sagen.

Miyavi grinste.

„Aber… ich weiß was, was du nicht alleine kannst“, raunte er grinsend in Kais Ohr.

Kais Nackenhärchen stellten sich von Miyavis Atem auf.

„Wa-was denn?“

Er wollte es eigentlich nicht wissen… und doch irgendwie. Brennend. Ihn würde es brennend interessieren, was genau Miyavi meinte. Miyavis Grinsen wurde noch breiter.

„Willst du es wirklich wissen? Ganz fest?“, fragte er und sah Kai sexy grinsend in die Augen.

Kai nickte nur atemlos. Und dann legte Miyavi los. Er packte Kai an den Hüften, hob ihn fast bis an die Küchendecke und wirbelte ihn im Kreis herum. Kai kreischte und als er wieder Boden unter den Füßen hatte, musste er sich erst mal an Miyavi festkrallen, damit er nicht umtorkelte. Miyavi lachte.

„Das kannst du nicht alleine“, meinte er lächelnd.

Kai fehlte immer noch die Sprache und er drückte sich nur – einem inneren Instinkt folgend – fest an Miyavi.

„Mir is schwindlig“, jammerte er und krallte sich hinten an Miyavis Schulterblättern fest.

Der Größere lächelte nur und strich über Kais samtig weiche Haare. Er konnte dessen gleichmäßigen, schnellen Herzschlag spüren. Ein Räuspern von der Tür ließ sie auseinanderfahren. Uruha stand dort, ein Blick so leer wie eine Steinwüste.

„Uruha! Endlich bist du wieder wach!“, freute sich Kai.

Uruhas Miene blieb unverändert ausdruckslos.

„Ich brauch ne Aspirin, was gegen Übelkeit und nen Liter Cola“, sagte er monoton.

Kai horchte auf, das Grinsen wischte sich wie von selbst von seinem Gesicht. Hatte Uruha sich besoffen? Darüber nachsinnend brachte er Uruha die gewünschten Dinge. Der Gitarrist nahm die Tabletten und sah die Aspirin lange nachdenklich an. Miyavi nahm sie ihm schließlich mit tadelndem Blick weg.

„Ist was passiert?“, fragte Kai besorgt.

Uruhas Blick striff Miyavi. Er würde vor dem kein Wort sagen. Aois großes Idol. Aoi… verdammt… trotz vier Tequila, fünf Jägermeister und drei Wodka pur tat der Name immer noch weh.

Kai deutete Uruhas Blick richtig.

„Miyavi… könntest du bitte… ?“, fragte er vorsichtig.

Miyavi schien zu verstehen, denn er sprang sofort auf.

„Gomen… hai… ich komm morgen wieder“, meinte er zwinkernd und ging.

Nachdem das Geraschel seiner Jacke im Flur verklungen und die Wohnungstür hinter ihm ins Schloss gefallen war, sah Uruha Kai verzweifelt an.

„Ich hab Aoi beinahe so richtig geküsst! Ich bin zu Reita und wollte Hilfe von ihm, ich bin total durcheinander… und dann ist Aoi gekommen und Reita hat mit ihm geschlafen obwohl er genau gewusst hat, dass ich… dass ich… vielleicht… in Aoi… .“

Kai stand der Mund offen. Er hatte Uruha noch nie so durch den Wind erlebt. Okay… erst einmal alles zusammenfassen…

„Du hast dich vielleicht in Aoi verliebt, glaubst du?“, fragte er.

Uruha nickte und schluckte so laut, dass man es hören konnte.

„Und du hast das Reita erzählt?“

Uruha nickte erneut und schniefte, verzweifelt um seine Fassung kämpfend.

„Und Reita hat dann trotzdem mit Aoi geschlafen?“, fragte Kai fassungslos.

Uruha war nicht mehr fähig zu nicken. Die Tränen schüttelten ihn erneut. Kai stand auf, stellte sich neben Uruha und zog ihn sanft an sich. Beruhigend strich er über dessen Arm. Der Größere krallte die Arme um seine Hüften und heulte wie er es noch nie getan hatte.

Uruha blieb die Nacht über bei Kai. Kai hatte einfach Angst um ihn. Uruha schien jegliche Freude am Leben verloren zu haben. Er war so verzweifelt, dass er sich aus ein paar Nylonfäden und einem Brett eine Art Gitarre baute. Danach war sein Daumen blau und in Kais Wohnzimmer lagen überall verbogene Nägel herum. Und die „Gitarre“ klang so scheußlich, dass Kais Untermieterin energisch gegen die Decke haute. Irgendwann gegen zwölf schlief Kai auf dem Sofa ein. Uruha konnte nicht schlafen. Er zupfte an dem Brett herum und schrieb schon sein fünftes Blatt voll. Alles Gitarrennoten. Gute Gitarrennoten. Wie er fand. Und vor allem half ihm das. Mehr als Kais Umarmung. Mehr als der Sake neben ihm. Nur war er sich nicht sicher, was die Bünde anging… er hatte zwar behelfsmäßig Striche auf das Brett gezogen… aber ob die wirklich stimmten, war eine andere Sache. Er hatte regelmäßig das Gefühl, dass der dritte Bund zur Hälfte schon der vierte war. Und dass der Vierte demnach auch viel zu groß war, dafür der Fünfte zu klein. Viel zu klein. Mindestens ein drittel davon lag noch im sechsten. Er grinste breit. Was würde er nur ohne die Musik machen! Dann würde er jetzt irgendwo stockbesoffen auf der Straße liegen und sich bemitleiden weil Reita so ein Arsch war. Oder er läge mit einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus und dachte gar nichts, weil er dazu nicht in der Lage war. Das wäre noch besser, dachte er grimmig.
 

„Sayonaraaaaaaaaaaaaaaaaa, bakana hitooooooooo“, sang Kai laut mit und trommelte auf das Steuer seines Vans.

Uruha saß mit Augenringen daneben und fragte sich genervt und wohl schon seit sechs Uhr morgens, wie zum Teufel man so gute Lauen haben konnte. Kai hatte sich um sechs Uhr morgens mit seinem üblichen Strahlen von der Couch in die Höhe gestemmt und seine Grübchen gezeigt.

„Sooo! Frühstüüüühüüück!“, hatte er breit lachend gekräht und war in die Küche verschwunden.

Dort hatte es dann erst einmal zwanzig Minuten gerumpelt. Und gezischt. Und gebrodelt. Als er dann nachsehen gegangen war, hatte Kai ein Frühstücksbuffet aufgebaut. Aber kein Japanisches. Ein Europäisches. Es roch sogar europäisch. Und es sah europäisch aus. Das hatte ihm den Rest gegeben. Sein Magen rebellierte und Uruha war so schnell ihn seine langen Beine trugen auf dem Klo verschwunden. Das er dort den ganzen Morgen bis zur Abfahrt blieb, machte nichts. Miyavi war vorbeigekommen, zerstrubbelt, in Jogginghose und Schlabbershirt und hatte sich mit entzücktem Gekreische über Kais Frühstück hergemacht. Kai hatte zwar nicht gekreischt, war aber entzückt. Uruha hätte erneut kotzen können, als er Kais Gesicht gesehen hatte, als sie in den Van stiegen. Und die Blicke, die Kai immer in den Rückspiegel zu Miyavi auf den Rücksitz warf, machten es nicht besser. Wollte er Miyavi umbringen mit seinem Strahlen? Oder nur erblinden lassen? Oder wollte er IHN umbringen? IHN, der kein Herz mehr hatte sondern nur ein großes, zermatschtes, blutiges Ding in seiner Brust? Zermatscht von Reita, dem notgeilen Wixxer und Aoi, dem arschgefickten, dämlichen… oh… da stand er schon… rauchend… Aoi… der sexy, süße Traum seiner kommenden schlaflosen und feuchten Nächte… Aoi, der mit den sexy Lippen die man einfach nur mit seinen Lippen berühren wollte… Aoi mit einem Hintern dass man ihn am liebsten-

-„Uruha? Wir sind da… willst du nicht endlich aussteigen?“, fragte Kai grinsend schon zum dritten Mal.

Uruha entriss sich aus seiner Verzückung, schimpfte sich selbst und stieg mit wackligen Beinen aus dem Van. Genauso wacklig gesellte er sich zu „den Rauchern“ – Aoi und Reita – und zündete sich ebenfalls eine Zigarette an. Auch wenn er wusste, dass es ihn jetzt gleich drehen würde, weil es ihn immer drehte wenn er auf nüchternen Magen rauchte.

Reita musterte Uruha. Der hatte eindeutig gesoffen. Ziemlich viel gesoffen. Und noch nichts gegessen, seine Hand zitterte jedes Mal, wenn er von seiner Zigarette zog. Energisch nahm er Uruha seine Zigarette weg. Uruha sah ihn so wütend an, wie er es noch nie getan hatte. Er trat nicht zurück, weil er sich erschrocken hatte. Nee, ihn, Reita, erschrak doch nichts! Er war nur… nur… überrascht. Uruha fauchte ihn an von wegen „Scheiß Freund!“ oder so etwas in der Richtung und riss seine Zigarette aus Reitas Hand. Reita musterte ihn besorgt. Irgendetwas stimmte nicht mit Uruha. Er wechselte einen fragenden Blick mit Aoi. Aoi schien es genau wie ihm zu gehen: Er hatte keinen blassen Schimmer, warum Uruha sauer auf REITA war. Er hatte sich doch in AOI verknallt… oder nicht? Wenn er dann auf jemanden sauer sein müsste, dann entweder auf Aoi oder sich selbst… oder nicht? Wieso war dieser behinderte Idiot sauer auf ihn, Reita?! Er hatte verdammt noch mal nichts gemacht!

„Wenn du fertig damit bist mich mit deinem Blick umbringen zu wollen komm rein“, sagte Reita ruhig und ging mit Aoi in das Hotel, wo die anderen schon warteten.

Er hatte die Hotelhalle kaum betreten, als ein braunes etwas auf ihn zugeschossen kam und ihn so heftig in die Wade zwickte, dass er vor Schmerz aufjaulte.

„SABU-CHAN, AUS!“, brüllte Ruki in voller Vocal-Lautstärke, Reita fielen beinahe zu seiner Wade auch noch die Ohren ab und der kleine Hund ließ von ihm ab.

Nicht aber ohne vorher noch einmal ordentlich die Zähne in seine Richtung zu fletschen und ihn anzuknurren. Der Tag begann super… erst war er neben Aoi aufgewacht. Unten Ohne. Und mit Aois Kopf auf seiner Brust. Dann hatte ihm Aoi verzückt grinsend im Schlaf an seine Morgenlatte gegrabscht. Im Fluchtort Bad hatte er festgestellt, dass er keine Zahnpasta mehr hatte, wenig später in der Küche hatte er Schimmel in seinem Spülbecken entdeckt und als er sich hoffnungsvoll Milch über sein Müsli kippen wollte kamen nur weiße Bröckchen. Und gerade hatte ihm Sabu-chan in die Wade gebissen, dass sich seine Jeans mit Blut vollsog.

„Hat dein Köter Tollwut?“, fragte Reita genervt.

Ruki gab einen erstickten Laut von sich der sich stark nach „Was denkst du von mir!“ anhörte und fixierte Reita sauer.

„Nein! Aber ich werde ihm beibringen giftig zu sein, wenn er dich beißt!“, giftete der Vocal-Zwerg vom Sofa.

Na toll. Der Tag ging super weiter! Wenn der Tag weiterhin so den Berg runter ging, lag er am Abend unter zehn Lastern begraben auf einer Kreuzung. Oder besser gesagt, dass, was noch von ihm übrig war. Das waren doch mal tolle Aussichten! Wie er diesen herrlichen Donnerstag im April doch liebte! Allgemein… wie sehr er doch alles liebte, was ihm heute passiert war und noch passieren würde! Herrlich! Konnte nicht jeder Tag so sein?!

„Reita… versink nicht noch weiter in deinem Sarkasmus und bequem dich endlich auf die Couch, damit wir mit dem Interview anfangen können“, sagte Kai ruhig.

Reita fühlte sich ertappt und setzte sich neben Ruki aufs Sofa. Sabu-chans Knurren von Rukis Arm ignorierte er mal. Beschissener, behinderter, verfickter, dämlicher, hirngeschissener Arschwixfuckköter! Sabu-chan schien die gedachte Schimpfkanonade von Reita genau gehört zu haben. Er hob seelenruhig sein Bein und pinkelte Reita an. Reita schloss die Augen. Nicht aufregen. Nicht aufregen.

„ICH BRING DIESEN SCHEIßVERDAMMTEN KACKKÖTER UM!!!“, brüllte er wenig später rot vor Zorn, nachdem er von der Couch aufgesprungen war.

Ruki drückte Sabu-chan beschützend an sich.

„Reita! Beruhig dich, setz dich wieder und zieh das Interview durch!“, kommandierte er.

Reita tat es. Aber nur, weil die Reporterin ihnen gegenüber so ein neugieriges Gesicht machte. Prompt kam die Frage, ob er Rukis Hund nicht mochte. Nein nein, das sah nur so aus. Er liebte den kleinen Kläf- Sabu eigentlich total.

„Auf welchen Typ Frau stehst du eigentlich?“, fragte die Reporterin und guckte Reita tief in die Augen.

Reita zog eine Augenbraue hoch. Auf dich bestimmt nicht… , dachte er sich.

„Na ja… große Dinger… am besten irgendeine aufregende Haarfarbe… Französin oder Italienerin am besten… oder irgendwie so in die Richtung, Hauptsache Temperament… und… hm… sie muss kochen und putzen können. Und ne Hammerfigur is schließlich selbstverständlich“, meinte er breit grinsend.

Er merkte nicht, wie Ruki neben ihm den Bauch einzog. Er hatte ein wenig zugenommen, ja. Aber nur, weil Reita so schwierig war und er jede Nacht aufwachte, in die Küche tapste und das Nutellaglas zur Hälfte leerte. Der kleine Waschbärbauch war also ganz allein Reitas Schuld. Und… hmm… war braun eine aufregende Haarfarbe? Er sollte Reita mal unauffällig danach fragen, was er am liebsten hatte… nur so… aus Neugierde.

Das Interview war kami sei dank bald um und Reita raste wie ein Irrer auf die Hotelklos. Dort riss er sich seine Jeans herunter und hielt den Fleck unter das laufende Wasser. Die Tür klackte und Reita sah hektisch über seine Schulter, er stand schließlich nur in Shorts da. Aber es war Ruki, der ihn entgeistert ansah. Ruki ohne Hund. Sein Blick wanderte von Reitas Hose im Waschbecken zu dessen Hintern und von dort nach unten. Er keuchte erschrocken auf und kniete sich hinter Reita. Reita guckte irritiert.

„Wa- was?“

Ruki sah den Größeren besorgt an.

„Ich glaub, wir sollten ins Krankenhaus fahren“, meinte er leise und schuldbewusst und strich sanft mit dem Finger um die Bissstelle herum.

Sie war rot und es floss irgendetwas das aussah wie eine Mischung aus Blut und Honig heraus.

„Komm, ich bin kein Weichei!“, beschwerte sich Reita, genoss Rukis Finger an seinem Bein aber.

Ruki stand auf und sah Reita mit seinem liebsten Dackelblick an. Reita wurde ganz schwindelig, so lieb sah Ruki ihn an.

„Bitte“, säuselte Ruki nur.

Reita schluckte. Niemand konnte Ruki so widerstehen. Am allerwenigsten er. Aber… er war kein Weichei!

„Nein.“

Ruki intensivierte den Blick noch, ging einen Schritt auf Reita zu und drängte ihn somit gegen die Wand.

„Bitte mein allerliebster Bassist“, legte er noch einen drauf.

Reita spürte, wie er unter und über dem Noseband leicht rosa wurde. Wie peinlich! Aber er war immer noch kein Weichei!

„Nein! Und wenn du mir einen bläst nein!“

Das mit dem blasen hätte er nicht sagen sollen… das erweckte Erinnerungen an gestern und an Aoi, die ihn noch röter werden ließen.

Ruki kicherte. Reita war SO süß! Nur weil er ein unanständiges Wort in den Mund genommen hatte wurde er leicht rot! Wie süß!

Jemand anderes, der durch den Türspalt lugte fand das ganz und gar nicht süß. Aois Mundwinkel verzogen sich vor Eifersucht, als Reita Ruki auf sein Betteln hin gestattete bis zum Abend bei ihm zu bleiben und aufzupassen dass die Bisswunde nicht schlimmer wurde. Als Ruki wenig später aus der Toilette kam, grinste Aoi ihn breit an.

„Hey… falls du bei Reita übernachtest, also nur so: Er mag es gern, wenn man „ihn“ ganz tief in den Mund nimmt. Außerdem steht er auf abartige und schmerzhafte Bettspiele. Und er mag es, wenn man ihm nachts, während er schläft, etwas reinschiebt. Wenn er das morgens beim aufwachen fühlt, fällt er sofort über dich her“, flüsterte Aoi Ruki ins Ohr, zwinkerte ihm zu und ließ einen komplett schockierten Sänger zurück.

Wie? Was? Kami… AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAH!!!

Zwei, die es einfach nicht auf die Reihe kriegen

Zwei, die es einfach nicht auf die Reihe kriegen
 

Irgendetwas stimmte nicht mit Ruki. Er saß auf dem Sofa, neben ihm und doch so weit weg wie es nur ging. Uruha hatte ihm noch einen giftigen Blick zugeworfen und war mit ebenso giftigem Blick und Sabu-chan auf dem Arm mit Kai nach Hause gefahren, weil Kai ihn bei Ruki ablieferte weil dort noch sein Auto stand. So hatte Aoi es ihm wenigstens erklärt und ihn dabei sexy angegrinst. Überhaupt waren heute alle komisch zu ihm: Ruki nahm so weit Abstand zu ihm wie möglich und Aoi war das komplette Gegenteil, er klettete sich fast an ihn. Kai strahlte ihn und Aoi immerzu an und blendete einen förmlich mit seinen blitzweißen Zähnen, während Uruha ihn nur finster anstierte und ihm scheinbar Tod und Verderben wünschte.

„Sagst du mir jetzt endlich was du hast?“, fragte Reita.

Ruki blickte auf, er schien in Gedanken gewesen zu sein.

„Verwandel ich mich schon in einen Werwolf, weil du so weit weg sitzt?!“, fragte Reita genervt.

Ruki atmete tief ein und zitternd vor Aufregung wieder aus. Reita hatte es bemerkt. Reita hatte bemerkt, wie viel Abstand er zwischen ihnen ließ. Aber… er musste das auch erst mal verkraften!

„Nur so aus Neugierde… war… war Aoi gestern bei dir?“, fragte er und mied Reitas Blick.

Reita zog tief die Luft ein. Okay…

„Warum willst du das wissen?“, konterte er mit einer Gegenfrage.

Ruki zuckte mit den Schultern, zwang sich zu einem Grinsen und sah Reita in die Augen.

„Man wird doch wohl wissen dürfen wer wem in der Band einen bläst“, meinte er fröhlicher als ihm zumute war.

Eigentlich hätte er lieber geheult. Aber… erst wenn Reita ja sagte. Erst wenn Reita alles, was Aoi ihm zugeflüstert hatte bestätigte. Dann wusste er, dass er Reita an Aoi verloren hatte.

Reitas Blick bohrte sich fast in Rukis Augen. Aoi musste Ruki von gestern erzählt haben. Diese miese kleine Schlange… er wollte gar nicht Uruha… er wollte ihn, Reita, und wollte Ruki jetzt von ihm abdrängen.

„Aoi hat mir gestern einen geblasen… aber ich habs nur zugelassen, weil er zu mir meinte er übt für Uruha. Und dann bin ich eingepennt und am Morgen ganz normal aufgewacht… also… er lag halt neben mir… aber ansonsten war da nichts mehr“, erklärte Reita ruhig und sah Ruki ernst in die Augen.

Rukis Miene wechselte von kalkweiß zu zornesrot und dann zu absolut eifersüchtig. Reita gefiel die Eifersucht aber am Besten. Hieß das, dass es Ruki doch nicht so egal war, dass er einen Konkurrenten hatte? Das er doch etwas von ihm wollte?

„Aoi ist so ein hinterhältiges Schwein!“, brach es aus Ruki hervor und er ballte die Fäuste.

Reita grinste. Ruki erinnerte ihn wieder einmal an Rumpelstilzchen.

„Nicht, dass ich eifersüchtig wäre oder so!“, fügte Ruki hastig hinzu und sah Reita eindringlich in die Augen, „Aber das geht nicht! Dir einen blasen unter dem Vorwand für Uruha zu üben! Das ist echt mies! Das ist echt das Letzte!“

Reita bemühte sich ernsthaft sein Grinsen nicht noch breiter werden zu lassen, doch es misslang kläglich.

„Grins nich so! Ich bin nicht eifersüchtig! Mich regt das nur auf! Aoi sät voll die Zwietracht in unserer Band!“

Reita konnte nicht anders, er rückte an Ruki heran und drückte ihn an sich.

Ruki riss verdattert die Augen auf, seine Arme erstarrten wo sie waren, nämlich an Reitas Brust und sein Herz machte einen kurzen Hüpfer in seinen Hals. Kami… er roch Reitas Duft an dessen Hals… seine Lippen waren nur noch ein paar Millimeter von Reitas Hals entfernt. Kami… jetzt nur noch einen… und jetzt-

-„Ruki… was… ?“, fragte Reita irritiert als er Rukis Lippen an seinem Hals spürte.

Kami… es passierte wirklich… er träumte das nicht nur. Es war real, dass Ruki gerade an seinem Hals leckte, nur ganz zögerlich zwar, aber er tat es. Und es war real, dass sich Ruki gerade auf ihn stürzte, ihn wie ein wildes Tier in den Hals biss und seine Hände gierig über Reitas Oberkörper wandern ließ. Reita knabberte erregt an Rukis Ohr und legte seine Hände auf dessen Hintern. Er zog Rukis Becken damit an seines und beiden entfuhr ein lautes Stöhnen. Erschrocken fuhren sie auseinander. Jeder saß nun auf seiner Seite des Sofas und keiner traute sich etwas sagen.

„Ano… wie lang hattest du schon… keinen Sex mehr?“, fragte Reita nach einer Weile.

Es lag schließlich nur daran. Sonst hätte er so etwas nie mit Ruki gemacht.

„Eto… ne ganze Weile“, erwiderte Ruki.

Reita hatte Recht. Wenn er nicht so viel aufgestaute Geilheit in sich hätte, hätte er ihn jetzt bestimmt nicht angefallen. Ihre Blicke trafen sich. Hastig sahen sie wieder weg. Sie wussten beide, dass es keinesfalls aufgestaute Geilheit war, was sie da gerade eben geritten hatte.

„Ich äh… ich… willst du nen Tee?“, fragte Reita, um zur Normalität zurückzukehren.

Ruki nickte und stieg erleichtert darauf ein. Trotzdem konnte er nicht anders als Reitas knackigem Po hinterherzustarren.

Reita stand währenddessen in der Küche.

„Teebeutel… Teebeutel… “, murmelte er vor sich hin und sah sich jeden Schrank erst einmal genau an.

Der sah abgenutzt aus. Er öffnete ihn.

„Puddingcreme… “, seufzte er und probierte jetzt alle Schränke durch.

Ruki erschien belustigt grinsend hinter ihm in der Tür, machte zielstrebig eine Schublade auf und gab Reita zwei Teebeutel.

Reita grummelte und griff zu seinem Wasserkocher. Eigentlich hätte Ruki ihn gerne daran gehindert, noch weiter verzweifelt zu versuchen Tee zu kochen. Es war offensichtlich, dass diese Küche nur existierte, um zu verbergen dass Reita sich jeden Abend Essen kommen lies. Aber es war einfach zu amüsierend. Reita hatte gerade umständlich erst einmal den Kalk aus dem Wasserkocher entfernt und setzte diesen jetzt mit triumphierender Miene auf die Küchentheke. Nur schien er jetzt den Knopf nicht zu finden, der das Wasser innen drinnen zum kochen brachte. Ruki half ihm schnell, griff an ihm vorbei und wenig später hatten sie zwei Tees: einen großen und einen kleinen, weil Reita zu wenig Wasser gemacht hatte. Er nahm selbstlos den Kleinen, meinte, er hätte eh nicht so viel Teedurst und schob Ruki den Größeren zu. Ruki grinste in sich hinein. Das war Liebe. Wenn man sich für den Liebsten zum Affen machte und dann eine Teetasse nahm, die nicht einmal halb voll war. Als ihm bewusst wurde, was er da gerade gedacht hatte, nippte er hastig an seinem Tee, verbrannte sich prompt die Zunge und hustete. Reita nahm ihm die Tasse aus der Hand und klopfte ihm so grob auf den Rücken, dass Ruki in die Knie ging und Tränchen vom Husten in die Augen bekam.

„Na na, so schrecklich ist mein Tee auch wieder nicht“, meinte der Bassist leicht grummelnd und schob seine Unterlippe leicht vor.

Als Ruki sich beruhigt hatte, musste er lächeln. Er würde jetzt gerne… aber NEIN! Ruki! Aus! Kami… er redete mit sich selbst schon wie mit Sabu-chan… .

„Was macht dein Bein?“, fragte er und sah dazu hinab.

Reita zuckte mit den Schultern.

„Tut nicht weh.“

Ruki glaubte ihm kein Wort. Dass sah er ihm deutlich an. Schon wurde er am Arm gepackt und ins Schlafzimmer geschleift, wo er bäuchlings aufs Bett gedrängt wurde. Es ratschte und als er nach hinten zu seinem Bein sah, hatte Ruki seine Hose an der Wade aufgerissen.

„Du gehst aber ran“, meinte Reita süffisant.

Ruki lies sich von Reitas Tonfall nicht beirren und strich vorsichtig mit dem Finger um die Bisswunde.

„Hast du Desinfektionsmittel?“, fragte er besorgt.

Die Wunde eiterte stark und es hatte sich ein rotglühender Rand gebildet. Reita sah ihn an, als hätte er gerade gefragt ob der Weihnachtsmann mit Handschellen in seinem Auto wartete. Ruki seufzte.

„Alkohol?“, fragte Ruki, denn er war davon überzeugt, dass Reita wenigstens das hatte.

Reita guckte zwar komisch, gab aber ein verwirrtes „Bedien dich, Minibar im Wohnzimmer“ von sich. Verdutzt sah er Ruki nach. Wollte der sich jetzt besaufen? Oder… wollte er ihn betrunken machen, dass er nicht fühlte wenn Ruki an seinem Biss herumhantierte? Wenig später wusste er, was Ruki mit dem Alkohol wollte.

„AAAAAAAAAH, VERDAMMTE SCHEIßE MACH DAS WEG!!!“, brüllte er, biss in sein Kissen und krallte seine Hände in die Matratze.

Ruki schmunzelte. Reita machte sich gerade richtig zum Uke… VERDAMMT WAS DACHTE ER DA SCHON WIEDER, ARGH!!!

Reita war aus seinem Kissen aufgetaucht und fragte sich mit gerunzelter Stirn, warum Ruki so entrückt auf seinen Po starrte. Ach so… nur weil er ein wenig rumgeukt hatte… . Ein fieses Grinsen breitete sich über Reitas Gesicht. Er legte seine Wange ins Kissen, krallte seine Hände wieder ins Laken, schloss die Augen, zog die Augenbrauen genießend zusammen und stöhnte Rukis Namen.

Ruki starrte Reita erstarrt an. Nein… das hatte der jetzt nicht gerade gemacht?

„Aaah, tiefer, Ruki!“, keuchte Reita, konnte aber sein Grinsen nicht länger unterdrücken.

Ruki fauchte und haute Reita ein Kissen über den Kopf, Reita wich lachend aus, Ruki sprang ihm lachend hinterher und das Endergebnis war, dass Reita sich mit Ruki im Bett kugelte und sie versuchten sich gegenseitig zu kitzeln. Ruki hatte nur wenig Erfolg damit. Er konnte Reita am Hals kitzeln, an den Hüften, unter den Armen… nichts rührte sich!

„Mann, du Eisklotz! Irgendwo bist du sicher kitzlig!“, beschwerte sich der Kleinere und schmollte Reita an.

Reita, der ihm gegenüber lag, lächelte.

„Hai… bin ich auch… aber das bleibt mein Geheimnis“, sagte er grinsend.

Ruki rückte ganz nah an ihn und wandte seinen Dackelblick an, der ihm heute schon einen Abend mit Reita eingebracht hatte.

Reita sah grummelnd weg. Der würde ihn nicht schon wieder um den Finger wickeln!

„Oooch, bitte bitte“, schnurrte Ruki, „Ich verrat dir auch ein Geheimnis.“

Reita horchte auf.

„Was für eins?“

Ruki klimperte unschuldig mit den Augen.

„Was du willst.“

Und er meinte es so. Er würde Reita erzählen, was er wollte. Außerdem schien er angebissen zu haben, seine Augen leuchteten interessiert.

„Okay. Ich will wissen mit wem du schon alles Sex hattest… von den Kerlen her. Ich will jeden Namen wissen“, sagte Reita ernst.

Rukis Gesicht versteinerte. Das meinte Reita nicht wirklich?

Reita grinste innerlich zufrieden. Er hatte es gewusst! Er hatte gewusst, dass Ruki ihm so etwas nicht sagen würde!

„Na dann… sag ich dir auch nicht wo ich kitzlig bin“, meinte er fies.

Ruki holte tief Luft.

„Okay… da war… Takeshi… danach ein Kerl, den ich nicht kannte… dann Kazuki… Shinichi… Himoto, Takuo, Edward, Izumo“, zählte Ruki auf.

Reita hing an Rukis Lippen. Ruki schien noch nicht fertig zu sein, denn er überlegte.

„Von den restlichen fünfzehn weiß ich den Namen nicht mehr“, sagte Ruki leise und sah zur Seite.

Reita sog scharf die Luft ein. Ruki war eine Schlampe. Doch er schien immer noch nicht fertig zu sein. Er schien damit zu kämpfen, ihm den letzten Namen zu sagen.

„Und… da war noch… “, sagte Ruki mit zitternder Stimme, mied Reitas Blick und wurde immer leiser, „Uruha.“

Reita fühlte sich, als wäre er von einem Hochhaus mit dem Kopf voran auf den Boden geknallt. Er starrte Ruki ungläubig an. Nicht Uruha. Alles nur nicht Uruha. Uruha… sein bester Kumpel… Uruha… der ihn jetzt hasste. Uruha, mit dem er vorher jedes Geheimnis geteilt hatte, ALLES. Uruha.

„Sag nicht immer seinen Namen“, seufzte Ruki verzweifelt und sah Reita flehend an.

Reita bemerkte erst jetzt, dass er immer wieder „Uruha“ gesagt hatte. Sein Blick wurde abweisend und kalt, er setzte sich auf. Ruki konnte nichts dafür, das wusste er ja… oder nicht?

„Uruha war betrunken… und ich angetrunken… und… dann ist es halt passiert“, erzählte Ruki leise und starrte auf das Muster der Bettdecke.

Reita nickte.

„Hmm.“

Erneut nickte er.

„Hai.“

Es folgten noch drei Nicken und ein tiefes Seufzen, ehe er aufstand – beziehungsweise es versuchte.

„A-Au!!!“, fluchte er und ließ sich wieder aufs Bett sinken.

Von seiner Wade hatte es beim Auftreten gerade bis in seinen Kopf gestochen.

„Reita!“, keuchte Ruki erschrocken und zog Reita bäuchlings wieder aufs Bett.

Eingehend musterte er Reitas Wunde. Unverändert. Wenn nicht sogar ein kleines bisschen besser. Er war insgeheim froh über den plötzlichen Themawechsel. Auch wenn es ihn schmerzte, dass Reita offensichtlich nach seinem Geständnis von ihm flüchten wollte.

Reita riss die Augen auf. Was machte Ruki da hinten? Waren das… seine Lippen? Er versuchte seinen Kopf so zu drehen, dass er sah, was Ruki machte, aber Ruki hatte die Hand in seinen Haaren und drückte ihn ins Kissen.

Ruki gefiel die Situation jetzt sogar ziemlich gut. So konnte Reita wenigstens nicht sehen, dass er heulte. Er hatte es damals gar nicht gewollt. Sex mit Uruha. Uruha war einfach über ihn hergefallen. Und es hatte verdammt weh getan. Er hatte ewig lange nicht mehr an Uruhas Gitarre lecken können. Er hatte es einfach nicht über sich gebracht.

Selbst Reita merkte jetzt, dass etwas mit Ruki nicht stimmte. Mit aller Kraft, die er gegen den Schmerz in seiner Wade aufbrachte drehte er sich um und zog Ruki zwischen seine aufgestellten Beine. Kami… der Kleine heulte ja… was ihn nicht unbedingt unattraktiver machte…

„Süß“, sagte Reita sanft lächelnd und strich über Rukis nasse Wangen.

Ruki sah mit verheulten Augen auf. Hatte er sich da gerade verhört?

„Ich bin nicht süß“, schniefte er.

Reita wurde schlagartig bewusst, was er da tief in seiner Faszination von sich gegeben hatte und wurde knallrot.

„Ich… ich hab gar nicht „süß“ gesagt. Musst dich verhört haben“, redete er sich heraus und sah weg.

Ruki lächelte. Er hatte es genau gehört.

„Verrätst du mir jetzt, wo du kitzlig bist?“, fragte er lieb.

Reita sah Ruki an. Stimmt… das wollte er ihm ja verraten.

„Innenschenkel“, erwiderte er leise und grinste verlegen.

Er hatte nicht damit gerechnet, dass Ruki sofort zuschlagen würde… aber Ruki tat es. Er kitzelte Reita so heftig am Innenschenkel, dass dieser erst einmal laut loslachte und dann versuchte sich loszuwinden – was das Lachen abrupt enden ließ. Betreten sah er nach unten. Ruki sah ebenfalls nach unten, da, wo seine Hand drauflag. Auf Reitas Schritt. Reita hatte Angst, irgendetwas zu sagen. Wenn er jetzt den Mund aufmachte, hatte er eh nur drei Möglichkeiten: Keuchen, Stöhnen oder ein „Nimm mich“. Und keine der Möglichkeiten schien ihm vertretbar. Also blieben die Lippen versiegelt.

„Reita… woher… hast du nen Ständer?“, fragte Ruki auf einmal.

Reita merkte an dessen Stimme, dass ihm das zu schaffen machte. Aber nicht negativ, wie er es erwartet hätte… Rukis Stimme klang eher begierig.

Ruki schluckte. Er mochte das, was er da fühlte. Es war warm, fast schon heiß, groß und ging von Reitas Schritt aus in die Richtung von dessen Bauchnabel. Und es pochte angenehm.

Reita schluckte.

„Ich… keine Ahnung… Dauergeilheit“, sagte er und wandte hastig den Blick von Rukis roten Wangen.

Ruki nahm – wenn auch insgeheim äußerst widerwillig – die Hand von Reitas Schritt.

„Gomen“, nuschelte er und verschwand ins Bad.

Reita humpelte ihm hinterher.

„Du hättest liegen bleiben sollen!“, fauchte der Sänger prompt und drückte Reita auf dessen geschlossenen Toilettensitz.

Er kniete sich neben Reitas Bein, desinfizierte die Wunde noch einmal und legte dann fast liebevoll einen Verband an.

Reita sah nur Rukis Haarschopf und fühlte dessen weiche, vorsichtige Hände. Rukis Hände waren ganz anders wie die Hände der restlichen Bandmitglieder. Uruha und Aoi hatten meistens irgendwelche Blasen. Er hatte geschwollene Gelenke und Kai hatte einen Händedruck wie ein Schraubstock. Rukis Hände waren immer weich und gepflegt, er würde seinen Arsch darauf verwetten, dass Ruki im Anschluss an seine Shopping-Exzesse gern zur Maniküre ging. Und er hatte nicht solche Gitarristen/Bassisten/Drummer-Adern die sich aufgebläht über den Handrücken zogen. Er hatte einfach nur schöne – sehr schöne – Hände. Die gerade sanft über seine Wade strichen. Reita lächelte und legte seine Hand in Rukis Haare, wo er leicht anfing den Sänger zu streicheln. Ruki gab etwas wie ein Schnurren von sich und legte seinen Kopf auf Reitas Bein. Endlich konnte der Bassist Rukis Gesicht wieder sehen. Er hatte seine wunderschönen Augen geschlossen, seine vollen Lippen umspielte ein Lächeln und seine Augenbrauen waren nicht wie so oft in letzter Zeit angespannt zur Nasenwurzel hin zusammengezogen. Zögernd strich Reita über Rukis Wange, während seine andere Hand unter die rötlich-braunen Haare an dessen Nacken strichen. Ruki seufzte entspannt und kuschelte sich an Reitas Bein, legte seine Arme um Reitas Wade, dort, wo sie nicht verletzt war.

Er genoss es in vollen Zügen, Reita so nah zu sein. Er liebte es, diese Seite des Bassisten zu sehen. Sonst gab er sich ja eher als der coole Macho. Jetzt war er eher der sanfte Akira. Wobei er beide Seiten sehr mochte. Den Macho vielleicht etwas mehr… weil Reita manchmal einfach so richtig unbeholfen wirkte. Wenn er sich samt Bass beim Drehen auf der Bühne wieder mal total orientierungslos und verschwurbelt Aoi zu Füßen legte. Wenn er nach Lives ausgepowert und noch leicht nass vom Schwitzen auf dem Sofa im Backstage einschlief und dabei irgendetwas von Sex, Essen oder Alkohol vor sich hinmurmelte. Letztes mal hatte er im Schlaf darüber nachgesinnt, ob er seine Mutter anrufen sollte. Oder wenn Reita den ganzen Tag angesäuert war, weil er fand, dass die Stylistin seine Haare nicht richtig hingekriegt hatte. Dann war er ungenießbar. Er gab sich zwar alle Mühe trotzdem wie immer zu sein, aber man merkte es einfach. Und was am allersüßesten war: Wenn Reita egal ob bei Lives, Shootings oder Interviews sich „ganz zufällig“ in seine Nähe drängelte. Er wusste nicht, ob Reita das machte, weil er gerne im Rampenlicht stand und das neben dem Sänger besser möglich war. Oder ob er einfach nur gerne bei ihm war. Er wusste es nicht. Aber es war richtig süß. Fand er.

„Woran denkst du?“, fragte Reita neugierig.

Rukis Lächeln war nämlich in den letzten Minuten zu einem breiten Grinsen angewachsen. Ruki hob den Kopf von Reitas Bein und lächelte ihn verlegen an.

Er würde Reita sicher nicht sagen, an was er gerade gedacht hatte!

„Nichts“, sagte er nur ein wenig frech, stand auf und ging in die Küche.

Er hatte Hunger. Mal sehen was Reita so zu Hause hatte.

„Ich bin duschen!“, kam es aus dem Badezimmer.

Ruki seufzte. Er hatte Reita gerade erst den Verband angelegt! Daraus lies sich nur eines schließen: Reita hatte gewisse Maßnahmen ergriffen um seine Latte loszuwerden und war jetzt zu schmutzig um nicht zu duschen. Notgeiler Macho. Ruki summte lächelnd vor sich hin während er eine Kleinigkeit zum Essen zubereitete und versuchte sich mit aller Kraft nicht vorzustellen, wie Reita unter der Dusche aussah… so… ganz nackt… und glänzend… wenn das Wasser von seinen Brustwarzen über seinen Sixpack nach noch weiter unten lie – RUUUUUKI!!! Mist… jetzt hatte er sich vor lauter Schimpfen am Topf verbrannt.

Das Essen stand schon fertig auf dem Tisch als Ruki beschloss einmal nach Reita zu sehen, der nun schon ziemlich lange im Bad war. Was machte der so lange da drin? Intimrasur oder was? Vorsichtig öffnete er die Badezimmertür und schielte zur Dusche. Da war Reita nicht. Er öffnete die Tür ganz, ließ den Blick über das Waschbecken gleiten und dann sah er ihn. Eine Mischung aus erschrockenem und angegeiltem Keuchen kam über seine Lippen. Reita lag – mit der Wange und den Armen auf den kalten Badfliesen – auf dem Boden und zeigte gerade äußerst appetitlich seine knackige Hinteransicht. Seine knackige nackte Hinteransicht. Seine knackige, nackte, nasse Hinteransicht.

„Reita?“, fragte Ruki vorsichtig.

Reitas Augen schnellten auf und er sah Ruki an. Shit. Mit dem hatte er jetzt absolut nicht gerechnet! Hastig legte er sich ein Handtuch um seinen Hintern, blieb aber ansonsten wo er war.

„Was zum… ?“, fragte Ruki nur verständnislos und starrte immer noch auf Reitas Hintern, der durch das Handtuch nur schlecht als recht verdeckt wurde.

„Heiß“, war alles, was er von Reita als Antwort bekam.

Ruki verdrehte die Augen. Er hatte es gewusst!

„Wir fahren jetzt sofort in Krankenhaus! Vermutlich hast du Wundfieber oder sowas!“, regte sich der Sänger auf.

Reita zuckte zusammen. Nein! Nicht ins Krankenhaus! Wie zum Teufel sollte er Ruki das jetzt erklären?! Das er zu lange unter der Dusche gestanden hatte und dreimal seine Latte beseitigt hatte, nur um eventuellen weiteren Peinlichkeiten durch seinen revoltierenden Penis vorzubeugen?!

„War nur zu heiß duschen“, nuschelte Reita und setzte sich auf, wobei er das Handtuch sorgsam auf seinen Schritt legte.

Ruki sah ihn so misstrauisch an… glaubte er ihm nicht?

„Hey, das passiert mir öfter… was hast du gekocht? Ravioli aus der Dose?“, versuchte er deshalb mit einer kleinen Neckerei abzulenken.

An Rukis Blick erkannte er aber, dass dieser ihn sofort durchschaut hatte.

„Hey! Guck nicht so oder ich mach das Handtuch hoch!“, drohte er.

Ruki wurde erst rot und dann krebsrot.

„Würdest du eh nicht!“, sagte er hastig um von seiner Gesichtsfarbe abzulenken.

Reita grinste nur breit und griff langsam an sein Handtuch.

„Reita! Ich fall über dich her!“, drohte jetzt Ruki und meinte es ernst.

Reita hob eine Augenbraue.

„Wenn, dann bist du Uke und ICH fall über DICH her“, konterte er, hielt das Handtuch fest und stand auf, weil als Seme zum eh nicht großen Uke aufzusehen war auf die Dauer nicht gerade ego-fördernd.

Rukis Blick striff über Reitas Wade. Der nasse Verband war noch dran.

„Reita… du hättest den Verband auch zum Duschen abmachen können“, meinte er.

Wie süß… Reita wollte ihn wahrscheinlich nicht abmachen weil er ihn so liebevoll angelegt hatte.

Reita fühlte sich ertappt.

„Zu faul“, gab er lässig zur Antwort, schlüpfte in seine Shorts und setzte sich mit forderndem Blick auf den Toilettendeckel.

Ruki verstand ihn auch sofort richtig, nahm den alten Verband vorsichtig ab und legte einen neuen an. Reita kraulte ihm wieder durch die Haare… kami… wie himmlisch… er brauchte gar keinen Himmel mehr, wenn Reita so lieb zu ihm war. Seufzend gestand er sich während des Verschließen des Verbands ein, dass er wohl verknallt war. In den größten Macho Japans. Vermutlich der ganzen Welt. Ausgerechnet DER. Na toll… super Ruki, toll gemacht! Er sah es schon kommen dass er wieder mal heulend pro Tag dreizehn Songs schrieb und nach einer Woche völlig ausgebrannt vom Manager auf Urlaub geschickt wurde. Super Ruki. Verknallst dich immer in die, die du nicht haben kannst! Wenn Reita ihn wollte, dann wahrscheinlich nur für Sex. Nur um seinem Ego zu sagen, dass nicht nur Uruha ihn, Ruki, bumsen konnte, sondern auch er, Reita – und zwar sogar wenn er, Ruki, nüchtern war! Herrliche Aussichten…

„Essen?“, fragte Reita, der fertig angezogen und innerlich ziemlich verwirrt an der Tür stand und besorgt Rukis Mienenspiel beobachtet hatte.

Ruki nickte und ging an ihm voran in die Küche. Schweigend lud er Reita seinen Teller voll. Er spürte Reitas beobachtenden Blick. Und er gefiel ihm gar nicht. Überlegte Reita schon, ob er ihn nach dem Abspülen auf dem Küchentisch flachlegen sollte?

Reita begann zu essen, jedoch ging ihm Rukis Blick nicht aus dem Kopf. Erst dieses leuchten in den Augen, die rosige Färbung seiner Wangen. Dann Angst und dann das leere, ausdruckstote Gesicht, welches immer noch da war. So als wolle er zwischen ihnen eine Wand aufstellen.

„Was is los?“, fragte Reita, der noch nie besonders einfühlsam war.

Es klang lässig, wie er fragte, so als fragte er nicht aus Interesse, sondern aus Höflichkeit. Und er war froh darum… nicht das Ruki noch meinte er wolle etwas von ihm… oder so.

Ruki sah von seinem Essen auf, in dem er lustlos herumgestochert hatte. Er zögerte. Er konnte Reita nicht erzählen, was los war… .

„Na ja… eine Freundin von mir, die hat sich voll in einen Typ verknallt. Aber der Typ – er weiß nichts davon, dass sie sich in ihn verknallt hat – jedenfalls der Typ ist voll der… äh… Schürzenjäger. Und sie hat Angst, dass er sie eventuell nur wollen würde, weil er sie bumsen will“, log Ruki.

Wobei es ja nicht ganz gelogen war. Nur etwas umgedichtet. Das wird ja wohl noch erlaubt sein!

Reita starrte Ruki an. Einen kurzen – wirklich nur ganz kurzen – Moment war ihm durch den Kopf gehuscht, dass Ruki sich vielleicht in ihn verknallt haben könnte. Aber das wischte er schnell wieder aus seinen Gedanken. Er wusste wo es endete, wenn er sich unerfüllte Hoffnungen machte: Im Krankenhaus beim Magenauspumpen.

„Ähm… ich soll jetzt da einen Rat abgeben?“, fragte er unsicher, denn Beziehungsthemen waren überhaupt nicht sein Ding.

Ruki nickte ernst. Reita schien zum Glück nicht gemerkt zu haben dass mit der Freundin Ruki und dem Schürzenjäger Reita gemeint war. Aber doch… vielleicht hatte er doch ein bisschen was verstanden… er sah ihn jetzt so eigenartig an.

„Na ja… sie soll… hmm… einfach… .“

Überlegend brach er ab. Was würde er sich wünschen? Wenn er dieser gemeine Schürzenjäger wäre… .

„Sie soll einfach so sein wie sie ist. Und ihn vielleicht erst mal… abhören. So… aushorchen, was er so über sie denkt. Wenn er ständig nur was von geilem Arsch und so labert, kann sie ihn vergessen. Aber… wenn er erzählt, wie schön die Augen leuchten, wenn sie an ihn denkt… oder wie weich ihre Hände sind… dass er Gänsehaut kriegt von ihrer Stimme… dann… ach – vergiss es… is nich mein Thema“, brummelte Reita zum Schluss und wandte sich seinem Essen zu, wobei er die Haare über sein leicht errötetes Gesicht hängen lies.

Ruki lächelte wieder. Er könnte nicht aufhören, diesen süßen Typen anzulächeln. Reita hatte ja doch ein Herz. Nicht nur einen Penis. Kami… dieser Bassist war so süß, dass er einfach dahinschmolz in dessen Nähe. Einfach so. Wie Eis in der Sauna. Oder Butter in der Wüste. Oder Eiswürfel in heißem Kakao.

„Ruki… du bist unheimlich… grins nich so entrückt“, holte Reita ihn in die Realität zurück.

Obwohl ihm Rukis Lächeln gut gefallen hatte. Aber… unheimlich gut. Und das war es, was ihn störte. Er durfte sich nicht noch tiefer in seiner Zuneigung zu jemanden verlieren, der ihn nur als guten Kumpel sah. Und ihn jetzt schon wieder so ansah. Wie eine Mauer.

Das weitere Essen verlief schweigend und Ruki schien die Mauer immer höher ziehen zu wollen. Zum Schluss schien sogar noch Stacheldraht hinaufzukommen. Aber Reita hatte eine Idee. Er lobte Rukis wirklich sehr gutes Essen ausführlich und ging dann ins Wohnzimmer. Kurz vor dem Sofa stöhnte er vor gespieltem Schmerz auf, ließ sich unüberhörbar laut aufs Sofa fallen und wälzte sich dort vor Schmerzen – die er gar nicht hatte. Sofort stand ein besorgter Ruki bei ihm.

„Wadenkrampf“, ächzte Reita mit zusammengebissenen Zähnen.

Ruki setzte sich sofort zu ihm und strich sanft über Reitas angeschlagene Wade. Nach einer Weile stellte Reita sein Schmierentheater langsam ein und lag nur noch keuchend und mit geschlossenen Augen auf dem Sofa. Rukis Herz schlug ihm bis zum Hals. Es schlug so fest, dass man es bestimmt hörte. Er beugte sich zu Reita hinab. Er konnte sich nicht wehren. Er wollte es einfach so sehr. Er konnte sicht nicht beherrschen, nicht gegen das übermächtige Bedürfnis Reita zu küssen. Er spürte Reitas Atem auf seinen Wangen und sein Gehirn sprang langsam wieder an. Er legte seine Lippen nur sanft auf Reitas Wange. Reitas Augen öffneten sich leicht und sahen zu Ruki hinüber, der mit geschlossenen Augen und einer Hand an seiner Wange sanfte Küsschen auf seinen Hals verteilte. Es fühlte sich gut an. Sehr gut. Unglaublich gut. Er zog Ruki mit einem Ruck auf sich, so dass dieser zwischen seinen aufgestellten Beinen lag, fuhr mit einer Hand unter dessen Oberteil an dessen nackten Rücken und streichelte ihn, während sich seine Lippen vorsichtig an Rukis Wange entlangtasteten. Ruki drehte seinen Kopf leicht zu Reita. Er fühlte den Mundwinkel des Bassisten auf seinem, ihre Lippen berührten sich ganz leicht und ganz wenig und schon jetzt erfüllten elektrische Schläge aus Schmetterlingen seinen Körper. Kami… er wurde verrückt. Er würde verrückt werden, wenn Reita ihn jetzt wirklich küsste. Doch… für den Augenblick genügte ihm das.

Glück im Unglück

Glück im Unglück
 

Er wollte eigentlich seine Noten nehmen und heimfahren. Aber nun saß er schon seit einer halben Stunde in seinem Auto vor Rukis Haus und heulte. Schon wieder. Die provisorisch zusammengebastelte Gitarre lag zerschlagen und zerstampft am Boden neben der offenen Fahrertür. Die Fahrertür stand offen, weil er sich davor bewahren wollte, in diesem Zustand loszufahren. Gegen die nächste Wand. Gegen den nächsten Baum. Gegen das nächste Auto – egal, einfach irgendwo dagegen.

Aoi kam gerade zu diesem Zeitpunkt mit seinem Rad vorbei. Er stutzte, hielt an und schielte auf das Kennzeichen des Autos, welches vor Rukis Haus parkte. Das war Uruha. Aber was suchte der heulende Mann auf dem Fahrersitz? Langsam näherte er sich der offenen Fahrertür. Der heulende Mann WAR Uruha. Aoi erschrak richtig. Wer hatte Uruha das angetan?

„Uru?“, fragte er vorsichtig, stellte sein Rad weg und tippte Uruha an der Schulter an.

Uruha schnellte herum, sah Aoi und fing noch mehr zu heulen an. Jetzt hatte er schon Hallus von Aoi – am helllichten Tag!

„Uru… jetz wein doch nich“, bat Aoi besorgt und drückte den größeren Gitarristen an sich.

Er machte sich wirklich Sorgen. Uruha war sonst immer der, der am stärksten von allen war. Er hatte keine Stimmungsschwankungen wie Reita, keine Zickanfälle wie Ruki, keine Blödelanfälle wie er selbst und war nicht ständig überarbeitet wie Kai. Er war einfach immer zu gebrauchen und hatte immer ein offenes Ohr, er war nie irgendwie müde, verkatert oder schlecht drauf. Und weinen sehen hatte er ihn sowieso noch nie. Das verlangte nach drastischen Maßnahmen. Aoi lud sein Rad hinten in den Kofferraum und ging zur Fahrertür.

„Rutsch rüber“, verlangte er, einen Fuß schon im Auto.

Uruha sah ihn aus verheulten Augen verständnislos an.

„Ich fahr dich heim“, sagte Aoi.

Uruha blinzelte zwischen zwei Schluchzern. Doch keine Hallus? Wie in Trance rutschte er auf den Beifahrersitz, Aoi nahm platz und machte die Tür zu.

„Schlüssel?“, fragte Aoi, als er diesen nicht im Zündloch vorfand.

Uruha sah ihn an, als wäre er auf Drogen. Langsam machte er sich wirklich Sorgen. Umständlich kramte Uruha – von Weinkrämpfen geschüttelt – seinen Schlüssel aus seiner Jackentasche und gab ihn Aoi. Ihre Hände berührten sich kurz. Aoi schien von dem heftigen Schlag, der Uruha durch den Körper schoss nichts mitbekommen zu haben.

Der schwarzhaarige Gitarrist kniff die Lippen zusammen und sah Uruha an. Er wusste nicht, was in ihn gefahren war – aber er beugte sich kurz zu Uruha hinüber und gab ihm ein scheues Küsschen auf die Wange.

„Wein nicht, okay?“, bat er ihn, richtete seinen Blick auf die Straße und fuhr los.

Warum Uruha noch mehr weinte jetzt, war ihm ein Rätsel.

Die Fahrt verlief schweigend und ziemlich deprimierend, denn Uruha hörte auf zu weinen und richtete seinen stumpfen, geschwollenen Blick ins Nichts, was fast noch schlimmer war als das Weinen. Aoi verstand nicht, was los war. Er machte sich die schlimmsten Gedanken. Hatte irgendjemand Uruha vergewaltigt? Hatte Reita ihn angebrüllt? Hatte er Kais und Miyavis Geturtel einfach nicht ertragen? Endlich waren sie bei Uruhas Wohnung, Aoi parkte in der Tiefgarage und trug Uruha, der sämtliche Willenskraft verloren zu haben schien, halb nach oben. In seiner Wohnung schmiss sich Uruha wie er war auf sein Sofa und igelte sich zu einer Kugel zusammen. Aoi setzte sich zu ihm, nachdem er Schuhe und Jacke im Flur abgelegt und die Tür geschlossen hatte.

„Hey… was ist passiert?“, fragte er.

Uruha schüttelte den Kopf. Aoi seufzte ratlos.

„Willst dus mir nicht sagen?“, fragte er und streichelte über Uruhas Schulter.

Uruha setzte sich auf.

„Reita is so ein Arsch!“, brach es aus ihm heraus.

Aoi machte innerlich „Aha“. Also hatte er sich doch mit Reita gestritten. Das erklärte die fröstelige Stimmung zwischen den beiden heute. Er sah Uruha abwartend in die Augen. Kam da noch was?

Uruha war gefesselt von Aois Blick und war unfähig zu denken. Denken hatte er sowieso seit gestern Abend aufgegeben. Aber jetzt erst recht.

„Warum ist Reita ein Arsch?“, hakte Aoi dann doch nach, als Uruha ihn nur anstarrte.

Uruha riss es aus seinen Gedanken.

„Er hat mit dir geschlafen“, sagte er knurrend und krallte seine Fäuste wütend ins Sofa.

In Aoi kochte leichte Wut hoch.

„Aber es ist okay, dass er mit dir schläft, oder wie?“, fauchte er und die Eifersucht war nicht zu überhören.

Uruha versetzte das einen Stich ins Herz. Aoi meinte bestimmt, dass nur er, Aoi, das Recht hatte mit Reita zu schlafen. Das tat verdammt weh. Ihm blieb beinahe die Luft weg.

Aoi sah, dass er wohl etwas zu heftig war. So wie sich die Lage für ihn darstellte hasste Uruha Reita dafür, dass er sich von ihm, Aoi, verwöhnen hatte lassen. Anscheinend hatte Uruha ihm vorher gesagt, dass er etwas von ihm wollte. Armer Reita. Fast die ganze Band stand auf ihn. Inklusive seines besten Kumpels.

Uruha konnte fast nicht mehr atmen. Er stand auf und ging in die Küche. Mit einer halb leeren Sakeflasche an den Lippen kam er zurück.

Aoi starrte ihn an, als hätte Uruha sich Oberweite anoperieren lassen.

„Spinnst du?!“, schrie er, sprang auf und riss Uruha die Flasche vom Mund, wobei ein wenig dessen Kinn hinunterlief und im Saum seines Pullis versickerte.

Wieso starrte er jetzt diesem Rinnsal nach?! War er noch zu retten?!

Uruha starrte unterdessen Aoi feindselig an.

„Trink doch auch was… dann sin wir aufm selbn Levl“, lallte er.

Aoi schüttelte den Kopf.

„Niemals! Ich betrink mich nich nur weil ich Kummer hab über den ich nich mal mit meinem Gitarristen-Kollegen reden will!“, knurrte Aoi und stellte die Flasche auf den Boden.

Oh oh… Uruha sah ihn an, als würde er gleich auf ihn losgehen und ihn zu Brei hauen… nicht gut.

„Ich betink mich nich… ich mach Schmerzverdängng“, erklärte Uruha so todernst, als würde er gerade den Takt für seine neuesten Noten vorbeten.

Aoi machte sich nun wirklich schlimme Sorgen. Uruha war komisch. Wirklich komisch. Vielleicht sollte er Reita anrufen und fragen, was gestern passiert war… . Ja… das machte er jetzt.

„Neö!“, lallte Uruha und nahm Aoi das Handy weg, nachdem er gesehen hatte, WEN dieser gerade anrufen wollte, „Nich dass du noch nen Ficktermin mit ihm ausmachst!“

Aoi schüttelte den Kopf.

„Ich hab Reita nur einen geblasen gestern. Ich bin ja nich wie du und hüpf gleich mit ihm in die Kiste“, stellte Aoi richtig und funkelte Uruha so sauer an, wie er dachte es wäre in Uruhas Zustand verträglich für ihn.

Uruha torkelte zurück. Wie… Aoi hatte Reita nur einen geblasen?

„A-aber warum?“, fragte er verwirrt.

Aoi zog eine Augenbraue hoch. Uruha schien das Denken verlernt zu haben.

„Weil du ihn total geil da sitzen gelassen hast… wer weiß was der sich draußen in der freien Wildbahn eingefangen hätte“, log Aoi ein bisschen und wusste auch nicht genau, warum er log.

Uruha schienen Aois Worte wirklich mitzunehmen, er setzte sich aufs Sofa und nahm erst mal einen langen Schluck aus der Sakeflasche. Sein Gehirn lief langsam, wenn auch schleppend und mit kleinen Fehlern wieder an.

„A-aber… du wolltest doch, dass ichn sitzn lass?“, stammelte Uruha.

Aoi dachte nach. Er könnte Uruha sagen, dass er nur das beste für die Band wollte und wusste, dass Reita scharf auf Ruki war und er ihn nur vor dem Fehler bewahren wollte mit Uruha zu schlafen. Aber dann würde er lügen. Und Uruha würde es wohl weiter bei Reita versuchen. Auch wenn es in Uruhas Zustand gefährlich war… er musste ihm reinen Wein einschenken.

„Ich wollte nicht, dass Reita mit dir schläft weil ich Reita für mich will“, erklärte er ernst.

Vor Uruhas Augen wurde es schwarz. Aoi… er hatte keine Chance bei ihm. Er würde immer unerreichbar für ihn sein.

„Uruha? Uruha?!“, drang Aois Stimme zu ihm durch.

Aoi schob Panik, Uruhas Augen verdehten sich gerade komisch und er wankte zur Seite. Hastig legte er ihn aufs Sofa und bettete Uruhas lange Beine auf einen Berg von Kissen. Uruhas Augen wurden endgültig starr und er fing stark zu schwitzen an. Aois Atem ging viel zu schnell vor Schreck.

„Uruha! Wach auf!!!“, brüllte er angsterfüllt und verpasste dem größeren Gitarristen eine Ohrfeige.

Alkoholvergiftung, Nervenzusammenbruch, Kreislaufkollaps – was war mit Uruha? Sollte er einen Krankenwagen rufen?

Uruha wachte schließlich endlich auf und fror. Er setzte sich auf und klammerte sich an Aoi, da sich alles so drehte. Aoi hielt Uruha fest und begann ihn auszuziehen, da seine Kleidung völlig nassgeschwitzt war. Auf einmal wurde es nass an seinem Oberteil und an seinen Shorts. Irritiert sah er an sich herunter und rümpfte die Nase. Uruha hatte sich übergeben… auf ihn… na toll… . Ein Blick in Uruhas stumpfes, abwesendes Gesicht zeigte ihm aber, dass sich dieser seiner Schandtat gar nicht bewusst war. Aoi zog Uruha weiter aus. Bei dessen Shorts stockte er. Er hatte Uruha noch nie nackt gesehen. Er lag mittlerweile und ein nackter, langbeiniger Uruha, der ihn noch dazu mit diesem treuherzigen, beinahe bekifften Blick ansah war schon etwas… etwas sehr sexy, wie sich Aoi eingestehen musste. Aoi schluckte und entfernte das letzte Stückchen Stoff vom Körper des Braunhaarigen. Uruha zitterte zwar vor Kälte aber er fand den Anblick trotzdem irgendwie schön. Uruhas Haut war ganz gleichmäßig und weich, wie Seide. Aoi sah zu Boden und zog sich ebenfalls ganz aus, die dreckigen Klamotten weit von sich schmeißend. Zögerlich legte er sich zu Uruha auf das Sofa und breitete die Decken über sich. Er hatte Angst, noch näher an Uruha heranzurücken. Uruha hatte gerade eben total entrückt auf seinen entblößten Penis gestarrt. Wer wusste, zu was dieser fähig war, wenn er betrunken war. Und psychisch so labil wie gerade eben.

Uruha bemerkte Aois Achtsamkeit trotz seines Koma-artigen Zustands. Und es verletzte ihn. Er rückte noch näher zur Sofalehne und drängte seinen bibbernden Körper daran.

Aoi räusperte sich verlegen.

„Äh… warte“, sagte er mit vor Nervosität beinahe wegbrechender Stimme, rückte ganz nahe an Uruha und legte einen Arm um Uruhas Hüfte, so dass seine Hand auf Uruhas Bauch lag.

Uruha, der mit dem Rücken zu Aoi lag, riss die Augen auf. Was zum… ?! Träumte er?

„Wärmer?“, fragte Aois Stimme besorgt von hinter ihm.

Nein… er bildete sich das nicht ein. Aoi lag tatsächlich gerade splitternackt hinter ihm. Er fühlte Aois Bauch an seinem Po, dessen Brust an seinem Rücken und Aois Wange zwischen seinen Schulterblättern. War er vielleicht schon tot? War Aoi ein Engel?

„Wärmer?“, wiederholte Aoi seine Frage noch mal, da Uruha tief in Gedanken versunken zu sein schien.

Endlich nickte Uruha. Aoi begann zu lächeln. Erst leicht, dann immer mehr, bis er strahlte und sich mit einem Seufzen noch mehr an Uruha kuschelte. Hätte er es nicht besser gewusst, dann hätte er das, was er gerade fühlte mit Glück bezeichnet. Aber er war ja in Reita verknallt.

Teebeutel und andere Katastrophen

Teebeutel und andere Katastrophen
 

Reita und Ruki setzten sich zur selben Zeit auf und fuhren auseinander. Was zum… was war da in sie gefahren?!

„Das… war jetzt kein Kuss“, sagte Reita fest, der etwa zwei Meter von Ruki entfernt saß.

Einer auf jeder Lehne des Sofas.

„Nein“, sagte Ruki zwischen zusammengebissenen Zähnen.

Klar war das kein Kuss. Das würde ja heißen er hätte Reita rumgekriegt. Und das würde er nie schaffen.

„Hai“, sagte Reita, wie zur Bestätigung, ebenfalls durch die Zähne.

Es war klar gewesen. Ruki wollte bestimmt nur mal kosten. Sich rantasten. Und jetzt hatte er wahrscheinlich gemerkt, dass er, Reita, wohl doch etwas zu wild für ihn war.

„Ja…“, begann Ruki, um die peinliche Stille zu durchbrechen.

„Hmm“, machte Reita.

Stille, zwei rote Köpfe und Reitas klopfende Finger auf der Sofalehne.

„Ja… “, sagte Reita und überlegte fieberhaft, was er jetzt sagen könnte, „hm.“

Ruki sah scheu zu Reita hinüber, musste erst grinsen und brach dann in lautes Lachen aus. Reita dachte so angestrengt nach, dass sich eine riesige Denkfalte auf seiner Stirn gebildet hatte. Reita sah seinen sich vor lachen kugelnden Vocal verwirrt an.

„Was ist jetzt da so lustig?!“, beschwerte er sich, „Ich geb dir gleich einen Grund zum Lachen!“

Und schon hatte er sich auf Ruki gestürzt und kitzelte ihn durch. So lange bis Reitas Untermieterin gegen die Wand klopfte, weil Ruki so laut lachte. Reita grinste breit, lies von Ruki ab und überlegte fieberhaft, was sie jetzt machen könnten. Doch Ruki hatte ihm das schon abgenommen.

„Oh – mein – Gooooooooooott… aaaaaaaaaaaw, wie süß!“, kreischte er und Reita stellte erbleichend fest, dass Ruki unter dem Sofa seine Kinderfotos gefunden hatte.

„Nicht – neeein, bitte, gib mir das wieder!“, bettelte Reita panisch und griff nach dem Fotoalbum.

Ruki riss die Fotos sofort fies grinsend weg, stellte sich aufs Sofa und betrachtete dort das Album. Reita seufzte und barg sein Gesicht in den Händen. Er war tot. Da drin waren Fotos von ihm… die keiner kennen sollte… nicht einmal er selbst, nicht einmal seine Familie die teilweise auch mit abgelichtet war und schon gar nicht Ruki. Neben Reita auf dem Sofa wurde es wieder schwerer, ein geöffnetes Fotoalbum wurde quer über ihre Beine gebreitet und Rukis lackierter Fingernagel lag auf einem Foto, wo zwei verdreckte Knirpse und ein noch dreckigerer Fußball in die Kamera grinsten.

„Ist das Uruha?“, fragte Ruki und zeigte auf den Jungen, der zwei Köpfe größer war als der andere.

Reita nickte und brummelte ein „Hai“.

„Boah… warst du da klein“, stellte Ruki fest.

Reita brummelte nur. Konnte er ja nichts dafür!

„Oder war Uruha da einfach schon so groß?“, hakte Ruki noch weiter nach.

„Eins achtundfünfzig oder so“, brummelte Reita.

Ruki lachte.

„Kami… Uruha war damals schon fast so groß wie ich heute… peinlich… .“

Nun lachte auch Reita.

„Macht doch nix. Kommt ja nicht auf die Größe an“, meinte er grinsend.

Ruki sah ihn sexy mit hochgezogener Augenbraue an.

„Nicht auf die Größe, aber auf die Technik, oder wie?“

Reita brummelte ein „Denk nicht immer so versaut“ und versuchte das Fotoalbum zuzumachen, was Ruki aber nicht zuließ. Er blätterte begeistert eine weitere halbe Stunde darin herum und stellte fest, dass Reita als Baby ein ganz schönes Moppelchen gewesen war. Reita beschränkte sich in dieser Zeit auf ein Brummeln und hoffte, dass Ruki niemandem erzählte, dass er ihn mit vier nackt im elterlichen Garten abgelichtet gesehen hatte.

Ruki fand das gesamte Fotoalbum äußerst aufschlussreich. Das Klassenfoto aus der fünften Klasse war das interessanteste: Reita hatte es „verschönert“ und alle Mädchenköpfe mit Kulli überkritzelt. Und wer Uruha war, wusste man auch immer sofort, er stand immer Arm in Arm mit Reita und beide grinsten als gäbe es kein Morgen mehr. Da war er schon ein wenig eifersüchtig. Uruha wusste wohl noch extrem viel mehr über Reita als er. Und er hatte wohl schon mehr mit Reita durchgemacht als er… Stimmbruch, die erste Freundin, das erste Mal, die erste Trennung… sie hatten viel mehr gemeinsam als er und Reita.

Ein gemurmeltes „Mach ich morgen“ von Reita riss Ruki aus seinen Gedanken. Grinsend stellte Ruki fest, dass Reita – mit offenem Mund und dem Kopf auf der Rückenlehne – eingeschlafen war. Ruki legte das Fotoalbum leise weg und betrachtete lächelnd den schönsten Bassisten der Welt.

„Was machst du morgen, Süßer?“, flüsterte er leise und strich ganz vorsichtig mit dem Zeigefinger über Reitas Wange.

„Mama desu“, nuschelte Reita als Antwort.

Ruki kicherte. Und fühlte sich sehr glücklich.

„Ich glaube… ich liebe Dich“, sagte er so leise, dass man es fast nicht hören konnte.

Reita schlief seelenruhig weiter, gab ein abgrundtiefes „Ficken!“ von sich und war dann wieder friedlich. Ruki seufzte. Sogar im Schlaf hatte Reita die Romantik eines ausgewrungenen Teebeutels.
 

„GUTEN MORGEN KAICHEN!!!“

Oh mein Gott.

„AUFWACHEEEEEEEEEEEEEEEN!!!“

Nein… das meinte der nicht ernst…

„Jetz komm schon! Ich hab Hunger!“

Und ein lautes Schniefen. Kami… hatte der Typ nichts besseres zu tun als ihn um – Kai blinzelte müde auf den Wecker – vier Uhr nachts aus dem Bett zu scheuchen?

„Liebes Kaichen… bitte bitte bitte“, schnurrte das Wesen und schmuste seine Wange an.

Kai verzog die Augenbrauen, zog Miayi wieder ins Bett und… saß auf einmal kerzengerade auf der Matratze. MIYAVI?!!! UM VIER UHR MORGENS IN SEINEM BETT?!!!

„Was machst du hier?!“, entwich es ihm und er starrte Miyavi so an, wie man etwas anstarrt, von dem man total erschrocken überrascht ist.

„Ich konnte nicht schlafen… und dann bin ich durchs Fenster rein… und ich hab mir Aua an den Kletterrosen gemacht“, sagte Miyavi, setzte seinen treuherzigsten Blick auf und zeigte seine zerkratzen Arme.

Kai fiel die Kinnlade hinunter. Wieso kam Miyavi da ausgerechnet zu IHM?! Hatte der sonst keine Freunde?!

„Kochst du mir jetzt was?“, bettelte Miyavi treudoof und kullerte Kai aus großen, schmachtenden, schwarzen Augen an.

Kai blieb die Luft weg. Seine Gehirnwindungen verstopften mit Miyavis Namen.

„Willst du nicht lieber mich vernaschen?“, rutschte es ihm mangels Gehirnfunktion heraus und er wurde knallrot.

Kami! Zu was hatte er sich da hinreißen lassen! Oh nein… Miyavi schien das auch noch ernst zu nehmen… nein… er freute sich jetzt nicht darüber… nein… ihm gefiel jetzt nicht, wie Miyavi ihn ins Kissen zurückdrückte, seinen Hals hinableckte und mit seinen göttlichen Fingern unter sein Shirt strich… nein… er würde jetzt nicht aufkeuchen nur weil Miyavi ihm durchs Shirt kurz in den Nippel gebissen ha- aaaaaaaah… zu spät. Er war Miyavi bereits völlig ergeben. Er sehnte sich nach ihm. Nach seinem Geruch, seinen Lippen, seinem Körper, seiner rauen Stimme in seinem Ohr. Rukis Hund in seiner Küche hatte er völlig vergessen.
 

Aoi und Uruha wachten beide zur selben Zeit auf. Uruha dachte, dass Aoi bestimmt noch schlief, weil er so ruhig war und verhielt sich ebenfalls, als würde er noch schlafen. Aoi ging es genau so. Also lagen sie mit offenen Augen hintereinander auf dem Sofa, beide nackt und irgendwie zufrieden. Uruha war zufrieden weil Aoi bei ihm war und Aoi war zufrieden, weil er es selbst nicht wusste. Einfach so. Wahrscheinlich weil er es geschafft hatte dass es Uruha etwas besser ging. Nach einer Weile kitzelte es Aoi in der Nase und er musste Niesen. Uruha wälzte sich besorgt zu ihm um.

„Erkältet? Warum bist du eigentlich nackt?“, fragte er und musterte Aoi.

Kami… wie konnte man so schön sein, nachdem man aufgewacht war? Er sah nach dem aufwachen immer aus wie der Bergyeti… und Aoi wie eine Waldelfe. Zogen sich Gegensätze vielleicht an? Oder… eher aus?

„Ne… nich erkältet, deine Haare haben mich gekitzelt. Und ich bin nackt, weil du mich angekotzt hast“, erklärte Aoi und fragte sich gleichzeitig, was Uruhas nachdenklicher Blick zu bedeuten hatte.

Es war jedenfalls schon mal ein gutes Zeichen, dass er überhaupt wieder denken zu können schien. Und es war auch ein gutes Zeichen, dass er jetzt knatschrot wurde, was bewies, dass er ihn nicht mit Absicht vollgereihert hatte.

„Go-gomen…“, stotterte Uruha und ließ seinen Blick über seine Wohnung schweifen, nach den Anzeichen weiterer Kotzpfützen suchend.

Aoi grinste.

„Ich nehm deinen ganzen Alk heute mit. Und ich lass dich sicher keinen neuen kaufen, bis du dich mit Reita wieder vertragen hast.“

Reita. Der Name überzog diesen Tag, der so schön begonnen hatte mit dicken, schwarzen Gewitterwolken.

Aoi musste sich ein Grinsen verkneifen. Aus Uruhas normaler Miene war ein finsterer, zorniger Gesichtsausdruck geworden. So kannte er ihn ja gar nicht… süß. SÜß?!!! Nein! Das hatte er jetzt nicht gedacht!!! Nein nein nein! Das war bestimmt… irgendwie ein Denkfehler gewesen. Bestimmt. Bestimmt hatte er gerade an Reita gedacht und deswegen das „süß“… wobei Reita nicht im geringsten süß war… eher sexy… verdammt sexy… aber nicht so sexy wie Uruhas Hinter- AOI!!! Aoi drückte sein Gesicht gegen die Lehne, da, wo Uruha bis vor kurzem noch gelegen hatte ehe er splitternackt vom Sofa gestiegen war und den Weg Richtung Badezimmer eingeschlagen hatte. Aoi hörte Uruhas Schritte im Wohnzimmer nicht mehr, erhob sein Gesicht aus der Rückenlehne und schielte Richtung Badezimmer. Nur einmal kurz gucken musste doch erlaubt sein… sozusagen… Appetit holen für Reita. Ah… da war er wieder… nackt vor dem Badezimmerspiegel. Er fühlte sich unbeobachtet, denn er war gerade dabei sich die Zähne zu putzen, was die Muskeln seines Pos äußerst anregend in Bewegung brachte. Glotzte er gerade dem Leadgitarristen seiner Band auf den Arsch?! Nein… gar nicht… eigentlich… eigentlich hatte er ja nur gucken wollen, ob das Bad frei war. Nur deswegen hatte er in diese Richtung geguckt. Nur deswegen. Gar nicht weiter schlimm. Oh… die Badtür war zu… hmm… blöd… Schlüssello- AOI!!! Jetzt war aber mal schluss!!! Beinahe ärgerlich stand Aoi auf und ging in die Küche, nachdem er Uruhas Jeans von gestern angezogen hatte. Er würde bis das Bad freiwurde ein wenig essen. Hmm… Süßigkeiten im ersten Schrank… im zweiten noch mal… dritter… auch… diesmal Gummibärchen… vierter – äh? Ein Fußball?! Im Küchenschrank? Okay… Uruha schien drauf zu stehen. Endlich hatte Aoi ein Glas Nutella und Toast aufgetrieben und sich dabei sehr erschrocken. Erschrocken nicht aber… erstaunt. Uruha hatte nicht wie jeder normale Mensch Butter im Butterfach im Kühlschrank. Nein. Uruha hatte Gleitgel (Erdbeere) dort drin. Langsam aber sicher fragte Aoi sich, ob der Uruha von Gazette und dieser Typ, der hier wohnte ein und dieselbe Person waren. Wusste er wirklich so wenig über Uruha? Das war ja… wirklich schlimm… er hatte immer gedacht er kannte die Leute, mit denen er arbeitete. Aoi ließ das keine Ruhe mehr, er ließ seinen angebissenen Nutellatoast auf dem Küchentisch liegen und ging auf die Jagd. Auf Uruha-Jagd… kami… das hörte sich an, als wolle er ihn flachlegen… nein. Er ging auf… Suche. Uruha-Suche. Er wollte mehr über ihn wissen. Okay… so viel vielleicht doch wieder nicht, dachte Aoi und schob den Karton mit Sexheftchen wieder unter die Küchenbank.

Als Uruha frisch geduscht mit einem Handtuch um die Hüften wiederkam wurde er knallrot. Aoi hatte den Karton entdeckt.

„Von Reita“, nuschelte er, wobei Aoi in lautes Lachen ausbrach.

Uruha sah ihn verständnislos an. Was war jetzt daran so lustig?

„Reita braucht sich nur im Spiegel angucken, um sich einen von der Palme zu wedeln“, meinte Aoi feixend.

Oh oh… das finstere Gesicht… er hätte das nicht sagen sollen. Uruha setzte sich seufzend auf den zweiten Küchenstuhl und stierte finster den Nutellatoast an.

„Beißen?“, fragte Aoi und reckte ihm den Toast unter die Nase.

Uruha schüttelte den Kopf.

„Übel“, sagte er leise.

Er hatte gar keinen Appetit. Auf gar nichts.

Aoi seufzte. Uruha MUSSTE was Essen. Er konnte jede Rippe unter seiner samtweichen Haut zählen. Er setzte sich einfach auf Uruhas Schoß, einen Arm um Uruhas Hals und hielt ihm den Toast noch mal hin.

„Ich will das du was isst!“, verlangte er bestimmt und schon fast etwas trotzig.

Uruha sah ihn mit stumpfen Blick an. Aoi fröstelte dabei. Irgendetwas in Uruha schien abgestorben zu sein.

„Bitte – tus für mich!“, bat er leise und bewegte den Toast an Uruhas Lippen.

Uruha seufzte und biss ab. Es schmeckte nicht… obwohl es ein Toast von Aoi war. Aoi hatte Uruha schon mit der Hälfte des Toasts gefüttert, als dieser nicht mehr beißen wollte. Aoi biss selbst einmal ab und versuchte es noch mal, aber nichts. Uruha wollte nicht mehr essen.

„Okay… ähm… nach jedem Bissen ein Küsschen?“, meinte er mehr im Scherz.

Aber – oh Wunder – Uruha nahm widerstandslos noch einen Happen von dem Toast. Aoi lächelte und schmatzte ihm errötend auf die Wange – wo er blieb. Seine Augen geschlossen, die Toasthand an Uruhas Wange, so dass dieser sein Gesicht nicht wegdrehen konnte und seine Nase fast unter Uruhas Wangenknochen versteckt. Uruha roch so gut… wahnsinn… wie eine sehr sexy Person… nein… wie… es war nicht einordbar. Einfach nur gut.

„Was ist das für ein Duschgel?“, fragte Aoi, immer noch mit geschlossenen Augen und unveränderter Position.

„Äh… das schwarze von Duschdas“, sagte Uruha leise und wagte es kaum zu atmen.

Was zum Teufel machte Aoi da gerade? Und warum schmierte er ihm Nutella an seinen Hals? Oh… er hatte den Toast noch in der Hand… hatte sein Duft Aoi dermaßen überfallen? Aoi schien jetzt auch zu merken, dass er sich äußerst komisch verhielt und rückte wieder in seine Ursprungsposition.

„Ups… hab dich angeschmiert“, stellte er fest, wurde noch röter als er eh schon war, tauchte seinen Finger in das Nutella an Uruhas Hals und leckte ihn dann ab.

Uruha starrte ihn an, als wäre er ein grüngepunktetes Marsmännchen. Aoi starrte unterdessen ganz wo anders hin, nämlich auf das Nutella an Uruhas Hals. Uruha krallte sich in seinen Stuhl, als er Aois weiche, pralle Lippen an seinem Hals fühlte.

„A-aah!“, keuchte er, als Aoi zu allem Übel auch noch die Zunge ausfuhr.

Uruhas Hals war gefüllt mit seinem revoltierendem Herz. Es schlug so schnell und fest, als wolle es einen Marathon gewinnen. Rücksicht auf den Besitzer nahm es dabei nicht.

Das Ende von Gazette?

Das Ende von Gazette?
 

So kam es dass am Morgen fünf Gazettos, die alle durch den Wind waren, zur Bandprobe antanzten. Beim Rauchen vor dem Haus wurde nicht wie sonst munter geplaudert oder über Reita hergezogen, der zur Abwechslung mal keinen Kater, sondern einen Ruki hatte. Was genau Ruki bei den Rauchern wollte, war Reita selbst ein Rätsel. Ruki kam ihm den ganzen Morgen über schon so vor, als würde er auf etwas warten. Etwas warten im Zusammenhang mit ihm, Reita. Aber was genau… davon hatte er keinen Schimmer.

Zwischen Uruha und Aoi war die Stimmung genau umgekehrt. Sie vermieden es, sich anzusehen. Aber Reita kam es so vor, als würde es Uruha besser gehen. Außerdem waren die beiden mit Uruhas Auto gekommen, was wohl hieß dass Aoi bei Uruha geschlafen hatte… hatten die beiden ihre erste gemeinsame Nacht hinter sich? Wobei… keiner von beiden ging komisch, was wohl eher nein hieß.

Und dann war da ja noch Kai… Kai konnte man heute total vergessen. Sein Hals sah aus, als hätte er mit dem Staubsauger gekämpft, so rot war er und seine Augen leuchteten, als hätte er nicht nur eine Sonne, sondern zwei in sich, eine für jedes Auge. Und ständig dieses „Wisst ihr, Miyavi ist ja sooo süß, wenn der so grinst dann ist das wie ganz kleine schimmernde Diamanten!“… das war wirklich zum Kotzen.

Endlich begann die Bandprobe und alles schien wie früher zu sein. Bis Reita fluchend seinen Bass in den Ständer donnerte und Ruki anbrüllte, warum dieser schon wieder die Lyrics falsch sang.

„Du bist echt zu dämlich um DLN auf die Reihe zu kriegen!“, polterte Reita und funkelte Ruki sauer an.

Ruki drückte beschützend seinen Hund an sich, den er von Kai heute wieder bekommen hatte und funkelte zurück.

„Tut mir Leid, aber wenn ich lauter singe tut das Sabu weh!“, verteidigte er sich und kraulte seinen kleinen Liebling.

Reita war auf hundertachtzig. Gestern noch hatte er gedacht, er hätte SEINEN Ruki wieder. Heute war SEIN Ruki wieder Sabu-chans Ruki. Und das kotzte ihn noch mehr an als Kais Verliebtheit.

„Sperr den Köter doch wenigstens weg, wenn du ihn schon mit zur Bandprobe schleifen musst!“, explodierte Reita in einer Lautstärke, dass Sabu zu winseln anfing.

„Hör auf hier so rumzubrüllen!“, konterte Ruki sauer in derselben Lautstärke und hielt seinem Hund die Ohren zu.

Ich steig aus, lass mich doch in Ruhe mit deinem Scheißköter!, hörte Reita sich schon in Gedanken sagen. Aber er sagte es nicht laut.

„Entweder du packst deinen Köter weg, oder du und dein Kläffer verpisst euch nach Hause und wir proben ohne euch!“, brüllte Reita.

Rukis eiskalter Blick trieb Eiszapfen durch sein Herz.

„Ja. Du mich auch, Reita“, spuckte Ruki sauer aus und dampfte mit knallender Tür ab.

Reita spürte die anklagenden Blicke der restlichen Bandmitglieder auf sich.

„Is doch wahr! Wie soll man mit so nem behinderten Kackköter vernünftig üben?!“, rechtfertigte er sich und sah sie an.

Uruha seufzte. Reitas Beliebtheit bei ihm war zwar erheblich gesunken, aber er hatte trotzdem Mitleid mit ihm.

„Jetzt komm mal wieder runter. Nur weil du so eifersüchtig auf Sabu bist, musst du Ruki nicht aus der Band vergraulen“, sagte er ruhig.

Und Reita explodierte nicht nur, Reita brach aus.

„HALT DOCH DU DIE FRESSE, DU BRINGST ES JA NICH MAL GEBACKEN AOI ZU SAGEN DASS DU AUF IHN STEHST!!!“, brüllte er so laut dass die Saiten der Gitarren vibrierten.

Schockierte Stille. Aoi und Kai sahen schockiert Uruha an und Uruha sah Reita schockiert an. Zitternd vor Wut schüttelte er den Kopf und hängte sich seine Gitarre ab.

„Du verdammter Wixer… und sowas war mal mein bester Freund… wenigstens bin ich nicht schon seit zwei Jahren in einen verliebt, der mich eh nicht will weil ich seinen Hund ständig fertig mache und ihn auch“, knurrte Uruha und verließ ebenfalls türschlagend den Proberaum.

Aoi und Kai sahen Reita sauer an.

„Und – was willst du uns noch an den Kopf werfen damit du heute nicht proben musst?!“, fauchte Aoi und verschwand mit Kai.

Reita stand allein mit seinem Bass im Proberaum und kam sich vor wie der letzte Arsch. Wenn sie ihn jetzt aus der Band warfen… dann… war er wirklich Schuld… kami… . Schluckend ließ er sich wo er war zu Boden sinken und lehnte seinen Kopf auf das Griffbrett seines Bass.

„Wenigstens bist du noch bei mir“, seufzte er und kam sich selber dabei bescheuert vor.

Reichlich idiotisch. Er konnte gerade im Moment keinen klaren Gedanken fassen, er wusste nur, dass er das wieder in Ordnung bringen musste.

Aoi rannte unterdessen wie ein Irrer durch die Stadt und suchte Uruha. Verdammt! Er hätte es wissen müssen! Alles ergab einen Sinn! Klar war Uruha eiskalt zu Reita wenn er diesem gestand dass er sich in ihn, Aoi verknallt hatte und Reita sich daraufhin von ihm einen blasen ließ. Und klar trieb Uruha es in den Abgrund wenn er sah, dass er bei ihm keine Chance hatte weil er auf Reita stand. Aber… dessen war er sich nicht mehr so sicher. Reita war ihm mittlerweile sogar eher unheimlich… und er war mittlerweile auch eher überzeugt davon, dass Reita nicht zu ihm passte. Reita brauchte einen Vollblut-Uke… einen, der ihm ständig seine Ausraster verzieh. Und so was konnte er nicht. Nach einer halben Stunde hatte er Uruha immer noch nicht gefunden. Resignierend begann er damit, die Bars abzugrasen. In der dritten hatte er Glück. Er sah Uruha. sternhagelvoll knutschend mit einem anderen. Aoi griff sich an sein Herz, torkelte hinaus und versuchte an der frischen Luft erst einmal zu verdauen, was er da gerade gesehen hatte. Moment… war er eifersüchtig? Aoi horchte tief in sich hinein und rief das Bild von Uruha, der mit geschlossenen Augen einen Fremden knutschte ab. Aua. Okay… er war eifersüchtig. Und verletzt. Und überhaupt… Uruha war ein Depp! Und kam gerade herausgetorkelt, den Fremden an der Hand. Aoi hörte auf seinen Instinkt, schlug dem Kerl ins Gesicht dass es ihn drehte, packte Uruha und schleifte ihn unter dessen Protest die Straße entlang.

„Du Idiot! Warum hast du mir das nicht gesagt?!“, zischte er.

Uruha sah Aoi verständnislos an.

„Eh… wasn?“, lallte er.

Aoi seufzte.

„Na, dass du auf mich stehst!“, half er Uruha nach.

Uruha wurde knallrot und nuschelte irgendetwas unverständliches vor sich hin.

„Un außerdem is das peinlich“, hörte Aoi nur am Schluss.

Uruha war es peinlich, dass er sich in ihn verknallt hatte? Na danke… war er so scheiße? Er spürte Uruhas unbeholfenes Tätscheln an seiner Schulter, die er beim ersten Mal anpeilen auch glatt verfehlt hatte.

„Sin wir wohl beide in Kele verknallt wo wir kein Schans haben“, lallte Uruha und guckte so erbärmlich traurig, dass Aoi ihn am liebsten umgeknuddelt hätte.

Aoi schüttelte den Kopf.

„Nein. Beide nicht“, sagte er ernst.

Uruha sah ihn an, als hätte ihn der Blitz getroffen.

„Ano… aber Reita will was von Ruki?“, fragte er mit schwerer Zunge und guckte verwirrt.

Aoi verdrehte die Augen. Uruhas Leitung war die Längste auf der ganzen Welt.

„Ja… ist doch gut so. Ich will nichts mehr von Reita.“

Uruha starrte ihn so schockiert an, als hätte er gerade etwas falsches gesagt.

„Nein… du musst ihn nich nich mehr mögn nur weil ich Mongo da bisschen Gefühle für dich hab“, stammelte er errötend.

Aoi lächelte und drückte sich an Uruha.

„Nein… so ist es nicht. Ich fühl mich nur bei dir wohler“, gestand Aoi und sah gar nicht erst auf, weil er sowieso wusste dass er knallrot war.

Uruha begriff gar nichts. Er stand da und versuchte erst mal zu begreifen, was da jetzt passiert war. Also… Aoi war es Schnuppe dass Reita Ruki wollte. Also wollte Aoi nichts mehr von Reita. Und er fühlte sich bei ihm, Uruha, wohler. Nun wurde auch Uruha rot.

„Oh… äh… okay“, sagte er langsam.

Aoi lachte.

„Dann bring ich dich jetzt mal nach Hause… du Besoffener“, meinte er grinsend, griff um Uruhas Hüften und dirigierte ihn in seine Wohnung.

Sie verließen die Kneipenstraße, die Reita eine Stunde später ansteuerte, bereits angetrunken und bester Laune.
 

Am nächsten Morgen hatten sich alle wieder vor dem Proberaum eingefunden. Nur einer fehlte: Reita. Und doch war er anwesend. Auf dem Titelblatt der heutigen Zeitung.

„Total besoffener Gazetto strippt – was sich wirklich unter dem Nasenband verbirgt“, stand dort in leuchtend roten Lettern.

Ruki starrte schockiert auf die Schlagzeile, die er eben von Uruha vorgelesen bekommen hatte. Reita hatte sein Nasenband in der Öffentlichkeit abgelegt?!

„Jetz lass mich erst mal lesen und halt deinen Hund fest, sonst rutscht der dir vor Schock noch zu Boden“, verlangte Uruha, rückte seine Brille zurecht und ließ sich mit überschlagenen Beinen auf der Treppe des Hauses nieder.

„Reita, der Bassist der berühmten Visual Kei Band „the GazettE“ sorgte gestern für jede Menge Nasenbluten bei den Ladies. In der umstrittenen Bar „the dancing Mermaids“ zog der Mann, über den schon geflüstert wurde, er hätte ein Alkoholproblem komplett blank.“

Uruha stoppte, weil Ruki gerade vor Schreck laut die Luft eingezogen hatte und sah ihn strafend an. Er wollte Ruhe beim Vorlesen! Die anderen konnten schließlich auch einfach nur zuhören!

„Reita widerlegte gestern sämtliche Gerüchte vor allem von Westeuropäern, er wäre eine Frau. Unter den weiten Hosen und der ärmellosen Weste kam ein Männerkörper zum Vorschein, der Männer erbleichen und Frauen erröten lässt. Ein Augenzeuge berichtet: „Er tauchte gegen halb fünf Uhr in der Bar auf, nachdem er erst einmal vor die Tür gekotzt hatte. Dann hat er sich mit lautem Gebrüll auf den Tresen geschmissen und losgelegt.“ Und wie dieser Mann losgelegt hat. Berichten zufolge habe er sich sexy tanzend zuerst seiner Weste entledigt, dann seiner Hose und zuletzt seiner Shorts. „Er ist einfach nur ein Gott“, berichtet ein anwesender weiblicher Fan, „Er hat sich so sexy ausgezogen als wäre er ein echter Stripper, ich dachte zuerst es wäre ein Double und das alles wäre ein Scherz. Bis er dann laut gebrüllt hat.“ Er brüllte angeblich ein „Reita kriegt euch alle, Ladies!“ was natürlich zu reihenweisen Ohnmachtsanfällen führte, wobei diese wohl eher auf seinen entblößten Körper zurückführen zu sind. Dreizehn Rettungswägen waren gestern im Einsatz, die größte Rettungswagen-Schlange in der Geschichte Tokyos stand gestern gegen halb fünf Uhr morgens vor dem „dancing Mermaids“. Reita bricht sämtliche Rekorde – nicht nur was das anbelangt, sondern auch im Hinblick auf den Auflauf an Paparazzi und Presse vor dem Club. Was trieb Reita zu einer solchen Tat? War er einfach nur betrunken oder gab es Probleme in der Band? Ist das Ende von „the GazettE“ näher als wir denken? Und die wichtigste Frage: Wo ist Reita jetzt? Über seinen genauen Aufenthaltsort ist zur aktuellen Stunde noch nichts im Umlauf, das Personal der Bar hüllt sich in Schweigen und das Management von „the GazettE“ ist komplett ahnungslos und eher in Sorge. Wir berichten heute natürlich noch in einer Sonderausgabe blaaaaa blaaaaa laber.“

Stille. Schockierte Stille. Dann ein Schniefen.

„Ich hätte Reita nich einfach so verlassen dürfen gestern“, schluchzte Ruki in seinen Arm und bemühte sich um das letzte Stückchen Fassung.

Er wollte zu seinem Reita – aber er hatte keine Ahnung wo Reita war. Ob er ihn je wieder sehen würde. Ob er ihn je wieder lächeln sehen würde. Ob er je wieder seine Stimme hören durfte. Ob er je wieder sich über Reita ärgern durfte, weil dieser ihn wieder einmal verkümmerter Gartenzwerg genannt hatte.

Kai nahm Ruki fest in den Arm.

„Wir suchen ihn. Aber alle undercover – hat jeder Sonnenbrille, Cap und Schal dabei?“, fragte Kai, was einstimmiges Nicken auslöste.

Die vier Gazettos verkleideten sich also alle. Uruha prüfte im Seitenspiegel noch einmal den Sitz seiner groben Strickmütze und wurde dabei fast von Aoi erwürgt, der ihn schon seit Ruki zu weinen angefangen hatte fast erdrückte. Oder es zumindest versuchte. Uruha nahm den Kleineren seufzend in die Arme.

„Wehe du tust mir mal sowas an!“, motzte Aoi und sah Uruha mit einer Mischung aus Flehen und Trotz an.

Uruha lächelte und sah dem schwarzhaarigen sanft in die Augen, die hinter einer dicken Sonnenbrille versteckt waren.

„Nein. Das würde ich niemals“, sagte er liebevoll, streichelte Aoi über die Wange und schloss sich dem Suchtrupp an.

Stirnrunzelnd sah er Ruki an, der aussah wie ein Terrorist: XXL-Sonnenbrille, Hut und Schal bis zur Nase. Und außerdem seltsam klein war.

„Wieso bist du auf einmal so klein?“, entflutschte es Aoi taktlos.

Ruki grummelte etwas von „Plateaus ausgezogen“ und stapfte hinter Kai die Straße entlang, vorbei an Reitas Auto, welches schon dagestanden war, als sie gekommen waren. Er hatte es wohl gestern dort stehen gelassen. Kai suchte mit Ruki zusammen, Aoi mit Uruha und so trennten sie sich bald. Kai mobilisierte per Handy Miyavi und seinen Support, welche dann auch auf der Suche nach Reita ausschwärmten.

„Kami sei Dank nimmt Myvi gerade sein neues Album auf!“, seufzte Kai und steckte das Handy wieder in die Hosentasche.

Ruki hob eine Braue. „Myvi“?

„Seid ihr zusammen?“

Kai wurde knallrot, nickte, schüttelte den Kopf und nickte dann wieder.

„Keine Ahnung“, seufzte er schließlich.

Wäre es ein anderer Tag gewesen, hätte Ruki gelacht und über Kai hergezogen. Heute seufzte er nur. Er hatte nur einen Wunsch: Reita lebend und heil wieder bei sich zu haben. Er wollte nicht einmal mit ihm zusammen sein, auch wenn das vor ein paar Stunden noch sein sehnlichster Wunsch war. Er wollte Reita einfach nur wieder haben.

„Du willst ihn auch wieder haben?“, erklang es sieben Straßen weiter aus Aois Mund und er sah Uruha forschend an.

Uruha schien sich große Sorgen zu machen. Er schien nicht mal wirklich aufzupassen, wo er hinging.

„Uruha… sag!“, quengelte Aoi, stellte sich dem größeren in den Weg und wäre beinahe von ihm umgelaufen worden, hätte er sich nicht im letzten Moment an ihn geklammert.

Uruha sah Aoi traurig an und nickte. Er hatte Reita unrecht getan. Er kannte ihn gar nicht so gut, wie er immer glaubte. Er hätte nie gedacht, dass Reita SO entgleisen könnte… nur weil es keine Bandprobe gegeben hatte. Nur weil er ein wenig fies zu ihm war.

„Uruha… Reita hat das mit dem Blowjob nur zugelassen, weil ich gesagt habe, ich will für dich üben“, sagte Aoi etwas kleinlaut.

Er wollte nicht, dass Uruha weiter sauer auf Reita war.

Uruha starrte Aoi an. Dem war wirklich jedes Mittel recht gewesen, um an Reita ranzukommen… verlogene, kleine Schlange!

Aoi merkte an Uruhas Gesichtsausdruck, oder dem, was man davon sah, dass Uruha verdammt sauer war.

„Ich… gomen nasai“, sagte er traurig, senkte den Blick und ließ die Schultern hängen.

Er spürte nur, wie Uruha ihn an sich drückte.

„Versprich mir nur eins… werd nie wieder der Reita-versessene Aoi… sondern bleib mein liebes Uke“, sagte Uruha leise und ernst.

Er meinte es so ernst, dass er nicht einmal rot wurde. Stattdessen wurde Aoi für sie beide rot und nickte. Er wusste nicht einmal, was das war. Zwischen ihm und Uruha. Er hatte ihn gestern nur heimgebracht, Uruha und er hatten ohne besondere Vorkommnisse auf der Couch geschlafen und waren am Morgen dann zur Bandprobe. Es war wie früher gewesen, als sie sich noch unbefangen gut verstanden hatten, wo Uruha nicht in ihn verknallt war und er nicht in Reita. Nur war etwas anders gewesen. Er fühlte sich glücklicher. Er fühlte sich sogar schon glücklicher als sonst, wenn er nur an Uruha dachte. In seiner Nähe zu sein war also der Himmel für ihn. Doch er konnte das Gefühl nicht einordnen. Es war anders als bei Reita. Er war nicht verknallt in Uruha. Aber es war keine Freundschaft mehr… es war… einfach nur verwirrend.

Sie suchten noch lange nach Reita. Ruki hatte am späten Vormittag seinen Hund schnell nach Hause gefahren, da dieser erbärmlich fror. Er hatte ihn nur schnell durch den Spalt der Haustür ins Haus gelassen und war dann sofort wieder zu Kai gerannt, um die Suche wieder aufzunehmen. Es wurde Mittag und keiner hatte Reita gefunden. Es wurde Nachmittag – keine Spur. Am Abend hatte Ruki die Hoffnung schon fast aufgegeben. Als es Nacht wurde hatte er keine Hoffnung mehr. Stumme Tränen weinend schlurfte er zu seiner Haustür und sperrte auf.

Sabu, der Held

Sabu, der Held
 

„AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAH!!!“

Rukis weit aufgerissene Augen starrten in den Flur seines Hauses. Da war ein „SORY“ aus Teelichtern, mit einem halben „y“ und ein Arm. Der Arm gehörte zu Reita, der splitternackt mitten in seinem Gang pennte. Sabu-Chan lag unter seinem Kopf, mit angestrengtem Gesicht und heraushängender Zunge. Er hatte Reitas Kopf so auf sich gebettet dass dieser sich nicht an seinem Erbrochenen erstickte. Das Reita ihn dabei selbst etwas erwischt hatte, schien dem kleinen Hund nichts auszumachen, oder wenigstens nicht viel, er ertrug es selbstlos mit der Miene eines Martyrers.

„Oh mein Gott“, war alles, was Ruki rausbrachte, kniete sich zu Reita und seinem Hund und drückte beide erst einmal an sich.

„Oh Gott“, stammelte er und heulte schon wieder, jetzt aber vor Freude.

Er streichelte Sabu-chan ausgiebig, hievte dann Reita in die Höhe und schleifte ihn ins Bad, wo er ihn in die Wanne wuchtete und das Wasser aufdrehte. Reita öffnete ein Auge. Ruki. Der wunderschöne Ruki… Traum seiner feuchten Nächte. Nur war er ein wenig verschwommen… und warum Ruki jetzt prustend bei ihm in der Badewanne aus dem Wasser auftauchte, wusste er auch nicht.

„Reita! Du kannst mich doch nicht einfach in die Wanne ziehen!“, beschwerte sich der Kleinere.

„Ruki es tut miso leid, was ich inner Bandprobe gesagt hab… und außerdem mag ich Sabu jetz“, sagte Reita nur und stierte Ruki mit besoffenem Blick an.

Ruki musste grinsen. Reita besoffen war immer wieder ein Highlight.

„Un du wirst bloß krank mit nasse Klamottn iner Badewanne“, lallte Reita und fing an Ruki auszuziehen.

Ruki ließ es willenlos mit sich geschehen. Es schien fast als sehnte er sich danach. Als hätte er immer schon gewollt, dass er mit Reita in der Badewanne lag, Reita selber nackt und betrunken und er über ihm, gerade im Entkleidungsvorgang.

„Hmm… Ruki… nackt siehsu noch geiler aus“, schnurrte Reita mit schwerer Zunge und griff dreist an Rukis nackten Po.

Ruki schoss erstmal das Blut ins Gesicht. Was zum Teufel… ?! Reita wollte wirklich nur das Eine! Es war genau so, wie er immer gedacht hatte! Reita wollte ihn überhaupt nicht weil er ihn irgendwie ein wenig lieber mochte als den Rest der Band, er wollte ihn einfach nur-

„Bumsen“, stöhnte Reita unter ihm, immer noch total vernebelt von seinem Saufgelage.

Ruki schnaubte und riss sich von Reita los. Giftig und schnaubend stand er in der Badewanne, die Arme in die Seiten gestemmt und wollte einfach nicht fassen, was Reita da gerade von sich gegeben hatte. Der Kerl war sowas von sexfixiert! So etwas gab es nicht nochmal in der Welt! Und vor allem auch noch so dreist! Ihn einfach – Ruki schnaubte erneut – in die Badewanne ziehen und die Klamotten vom Körper reißen! Was bildete Reita sich eigentlich ein?!

„Ruki… ich hab sone Latte… hilf ma“, ächzte Reita unter ihm.

Ruki reichte es. Er stieg zitternd vor Zorn aus der Wanne und verließ das Badezimmer. War ihm doch egal wenn Reita in seinem Suff ersoff! Sabu sah ihn wenigstens lieb und mit dem Schwanz wedelnd an, auch wenn er ein wenig eklig stank wegen Reitas Mageninhalt, den dieser in seinem Vollrausch nicht in sich behalten konnte. Ruki packte seinen Hund und badete ihn liebevoll im Spülbecken. Sabu ließ die Ohren hängen und knurrte etwas zickig das Wasser an, aber ansonsten war er brav. Ruki nahm ihn aus dem Becken, wickelte ihn in ein Küchentuch und setzte den unglücklich weil nass dreinschauenden Hund auf dem Sofa ab. Seufzend sah Ruki an sich herunter… er war immer noch nass und nackt… und langsam plagte ihn das schlechte Gewissen wegen Reita… nicht dass dieser wirklich ersoffen war. Aber als er nachsah spielte Reita gerade Titanic mit seiner Haarbürste. Er sah Ruki, wurde knallrot und legte die Bürste auf den Badewannenrand.

„Ano… eh… nur… so… eh“, stammelte er und man merkte, dass er langsam am Ausnüchtern war.

Ruki setzte sich lächelnd auf den Badewannenrand. Da war er wieder. SEIN Reita. Der Macho, der in unbeobachteten Momenten mit der Haarbürste Schiffchen spielte. Der Mann, den er so liebte. Zärtlich strich er Reita eine Haarsträhne aus seinem Gesicht. Reita sah ihn misstrauisch an.

Was war denn jetzt mit Ruki los?! Erst markierte er hier den Giftzwerg, rauschte wütend und mit nassem, knackigem Arsch aus dem Bad und jetzt… diese Schmuseattacke?!

„Was immer du nimmst… gib mir auch was davon“, grummelte Reita.

Ruki horchte auf. War Reita stinkig weil er ihn nicht rangelassen hatte? Oh oh… das fing ja gut an… .

„Hey… noch verkatert?“, fragte er unnötigerweise, aber – wie er fand – total einfühlsam.

Oh… Reita sah ihn aus, als wäre ihm der neunschwänzige Bergyeti mit einem Eiswagen über den Weg gelaufen… nicht gut.

„Ano… ne Aspirin?“, fragte Ruki und lächelte lieb.

Reita seufzte und griff sich theatralisch an den Kopf.

„Ne ganze Packung wär gut“, meinte er.

Ruki nickte, dachte sich aber innerlich, wie sehr Reita doch manchmal übertreiben konnte. Schlimm. Manchmal kam ihm Reita vor wie ein kleines Kind. Trotzdem brachte er ihm zwei Aspirin, die Höchstdosierung. Nicht dass ihm Reita noch wegen einer Aspirin-Vergiftungt wegstarb. Reita kippte das Zeug ohne Gesichtsregung in sich und lehnte sich in der Wanne zurück. Ruki hatte sich währenddessen ein Handtuch um die Hüften gewickelt.

„Weißt du noch, was du letzte Nacht getan hast?“, fragte Ruki.

Reita sah ihn hilflos an und zuckte mit den Schultern. Er wusste fast nichts mehr. Vom Anfang noch ein wenig. Und von Rukis Wohnzimmertür. Aber sonst… nur gähnende Leere in seinem Kopf.

„Du hast in einer Bar gestrippt“, sagte Ruki ernst.

Reita wurde bleich und starrte Ruki an. Ruki nickte nur.

„Kami…“, stammelte Reita betroffen und stierte ins Badewasser.

„Es stand heute in der Zeitung“, meinte Ruki, griff sich ein Shampoo und begann damit, Reita die Haare zu waschen.

„War… war es ein schlimmes Bild?“, fragte Reita und sah Ruki an.

Ruki schüttelte den Kopf.

„Musst du Uruha fragen. Der hatte die Zeitung. Ich wollte gar nicht mehr wissen“, seufzte Ruki.

Reita seufzte und lehnte sich gegen Rukis Hände, die ihm gerade seinen Kopf massierten. Auf einmal hielt Ruki inne.

„Hast du da einen Knutschfleck?“, fragte er erschrocken und deutete auf Reitas Hals, „Kami… und da… und da auch noch.“

Reita schoss das Blut ins Gesicht. Wahrscheinlich hatte er gestern nicht nur gestrippt… wenn er Knutschflecke hatte… . Kami.

Ruki sah Reita enttäuscht an und wusch das Shampoo aus dessen Haaren. Reita hatte mit anderen geschlafen. Nicht mit ihm. Warum traf ihn das überhaupt so?! Konnte ihm doch eigentlich egal sein! Er war ja nicht zusammen mit ihm… oder so!

„Ruki… ehrlich… gomen“, flüsterte Reita und sah Ruki fast schon flehend an.

Die Mauer war wieder da. Stärker und unüberwindbarer denn je. Und Ruki nickte auch nur und drückte Reita die Seife in die Hand. Dann ging er ins Wohnzimmer. Er kuschelte sich an seinen immer noch leicht nassen Hund und wollte eigentlich heulen, weil er sich einfach mies fühlte. Aber es kam nichts. Rein gar nichts.

Reita wusch sich fertig, stieg aus der Wanne, wobei er fast ausrutschte und schlang sich ein Handtuch um die Hüften. Das Bild im Wohnzimmer zerbrach ihm fast das Herz. Wie konnte er das nur wieder gut machen? Ruki war bestimmt halb gestorben vor Sorge. Hoffte er zumindest. Nicht dass er Ruki gar nichts Wert wäre… das wäre furchtbar. Er hatte Ruki nicht weh tun wollen. Reita setzte sich zu Ruki und strich vorsichtig über dessen Rücken. Ruki hob das Gesicht nicht aus Sabu-Chans Fell. Langsam begann Reita, Ruki den Rücken zu massieren.

„Du bist ziemlich verspannt“, raunte Reita.

Ruki antwortete nichts. Konnte er auch gar nicht. Er würde Reita nur anschreien.

„Gomen… ich… ich mach immer alles falsch. Ich mach immer alles ausm Bauch raus und denk nicht nach… ich mach immer nur das, was ich brauche… ich bin so ein Egoist“, rutschte es bitter aus Reita heraus.

Ruki wirbelte herum.

„JA VERDAMMT, DU BIST EIN EGOIST!!! DU HAST NIE EINE SEKUNDE DRAN GEDACHT WIE ES MIR GEHT!!! NIE!!! DU HAST IMMER NUR MICH ANGEMOTZT ODER GEÄRGERT!“, brüllte Ruki, Sabu-chan zuckte zusammen und Ruki sprang auf, „UND AUßERDEM BIST DU TOTAL SCHWANZGESTEUERT!!!“

Reita stand ruhig auf.

„Es tut mir ja leid. Ich werds ändern“, sagte er leise.

„DU… DU!!!“, fauchte Ruki, „DU WIRST DICH NIE ÄNDERN!!!“

Reita schluckte. Das war hart.

„Aber ich versuche es… wirklich!“

Ruki schnaubte.

„DU HAST ES SCHON VIEL ZU OFT VERSUCHT!!!“

Reita sah einfach nur in Rukis vor Wut und Enttäuschung verzerrtes Gesicht. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Er breitete die Arme aus und wollte Ruki in den Arm nehmen, aber dieser schubste ihn weg.

„LASS MICH EINFACH IN RUHE!!! WENN DU MICH BUMSEN WILLST, DANN MACH MICH BESOFFEN UND TU ES ENDLICH, ABER SPAR DIR DIESES STÄNDIGE HERUMGESÜLZE UND VOR ALLEM TU NICHT SO ALS WÄRE ICH DIR WICHTIGER ALS DIE ANDEREN!!!“

Reita horchte auf. Darum ging es also. Er sah zu Boden, löste sein Handtuch und lies es zu Boden rutschen.

„Ich will dich nicht bumsen. Und du bist mir wichtig. Ich… wenn du willst… dann… entjungfer mich doch“, brachte er stockend hervor.

Ruki starrte in Reitas schuldbewusstes Gesicht, dann auf dessen nackten Körper.

„Ka-kannst du das wiederholen?“, fragte er ungläubig.

„Entjungfer mich“, sagte Reita es noch mal, diesmal flüssiger und fester.

Ruki starrte ihn immer noch skeptisch an.

„Du – der Macho und Vollblut-Seme Reita – willst, dass ich mit dir schlafe?“, hakte Ruki noch einmal nach.

Reita nickte. Ruki schoss das Blut ins Gesicht. Reita dachte schon, er hätte gewonnen, Ruki wäre nicht mehr sauer auf ihn. Doch dann hallte das Klatschen einer Ohrfeige durchs Wohnzimmer.

„ICH BIN NICHT DU!!!“, fauchte Ruki.

Nun wurde auch Reita sauer.

„DENKST DU ICH BUMSE WAHLLOS ALLES WAS MIR VOR DEN SCHWANZ KOMMT?!!!“, brüllte Reita und schubste Ruki, so dass dieser nach hinten torkelte.

Eine Weile war es still. Dann stürzten sie sich aufeinander, still und verbissen, rollten über den Boden und schlugen aufeinander ein. Reita wusste nicht, wie lange es ging. Er wusste nur, dass er auf einmal wieder höllisches Kopfweh hatte und blieb einfach reglos auf dem mittlerweile nackten Ruki liegen. Er krallte seine Hände in den Kopf.

„Du verstehst überhaupt nicht was los ist! Verdammt! Und ich kanns dir nicht sagen, weil ich sowas nich kann! Ich kann sowas einfach nicht!“, brachte Reita zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus und drängte sein Gesicht an Rukis Brust, damit dieser nicht sah dass er gerade angefangen hatte zu heulen.

Ruki wollte Reita gerade in die Seite schlagen, hielt aber inne. Reitas Rücken zuckte. Und dort, wo sein Gesicht lag, wurde es nass.

„R-rei“, flüsterte der Kleinere und legte die Arme um Reita.

Weinte Reita etwa? Ja… da war ein leises Schluchzen gewesen. Er hatte Reita noch nie weinen gesehen. Noch nie. Er hatte überhaupt noch nie nicht einmal das Gesicht verzogen, so als würde er gleich weinen.

„Was kannst du mir nicht sagen?“, wollte er leise wissen und streichelte durch Reitas Haare.

Reita schüttelte den Kopf.

„Kannst dus mir nicht einfach zeigen?“, fragte Ruki und hoffte innerlich, Reita würde ihn küssen.

Er hoffte es so sehr… doch er schob diesen Gedanken wieder weit von sich. Reita konnte nicht das meinen, was er so sehr hoffte.

Reita nickte. Dann würde er es Ruki einfach zeigen. Auch wenn es peinlich war. Aber notfalls konnte er sich immer noch herausreden. Mit zitternden Händen malte er mit dem Zeigefinger langsam etwas auf Rukis Schulter.

Ruki konzentrierte sich auf den leichten Druck und dachte zuerst, Reita wollte etwas schreiben. Aber… es war ein Herz. Hieß das… Reita… liebte ihn? Oder… was meinte er?

„Schau mich an“, verlangte er leise.

Reita schüttelte den Kopf und nuschelte etwas von „rote Augen“. Ruki lächelte.

„Bitte?“

Reita schüttelte den Kopf. Ruki seufzte. Reita war wirklich schwierig. Er schien ein echtes Problem mit seinen Gefühlen zu haben.

Reita seufzte. Er hatte es Ruki jetzt zwar ansatzweise gesagt. Aber irgendwie machte es dass auch nicht leichter. Ein Seufzen, das unmöglich von Ruki kommen konnte, ließ ihn zur Seite sehen. Sabu-Chan stand dort mit genervter Miene. Rollte er mit den Augen? Kami… ja. Sabu packte Reitas Stirnfransen mit den Zähnen, hüpfte auf Rukis Oberarm und zwang Reita aufzusehen. Reita zog knurrend an seinen Haaren, brachte sie aber nicht aus Sabus Mund. Was fiel dem Kläffer ein?! Hatte der sie noch alle?! Auch Ruki starrte stirnrunzelnd seinen Hund an und dann in Reitas Gesicht. Kami… wie süß… Reita hatte wirklich Heul-Augen. Und guckte jetzt auch noch so göttlich verwirrt. Dann ging alles ganz schnell: Sabu zog an Reitas Haaren nach vorne, zu Ruki hin und auf einmal lagen ihre Münder aufeinander. Sabu presste Reitas Mund durch Zug an den Haaren noch ein wenig mehr auf Rukis und verschwand dann zufrieden grummelnd während Ruki und Reita sich in die aufgerissenen Augen starrten. Keiner von beiden wollte das Gesicht wegdrehen. Keiner von beiden wollte aber auch einen richtigen Kuss daraus machen. Ruki wäre auch gar nicht dazu fähig gewesen. Seine Glieder fühlten sich an wie Pudding. Elektrisierter Pudding. Mit einer Kirsche oben drauf.

Reita ging es nicht anders. Nur war sein Körper eher vergleichbar mit einer überhitzten Autobatterie. Als ihm bewusst wurde, dass er schon fünfzehn Minuten so auf Ruki lag, stand er auf und lehnte sich gegen das Sofa. Er vermied es, Ruki anzusehen, auch als dieser sich neben ihn setzte.

„Küsst du anders, wenn du betrunken bist?“, fragte Ruki auf einmal.

Reita sah ihn fragend an. Was meinte er denn jetzt damit?!

„Na ja“, meinte Ruki und ein freches Grinsen erschien auf seinem Gesicht, „So prickelnd war das ja nicht.“

Reita zog eine Augenbraue hinauf. Okay. Das Griff seine Seme-Ehre UND sein Ego an. Das konnte er definitiv nicht auf sich sitzen lassen. Er zog Rukis Gesicht zu sich, berührte dessen Lippen erst sanft mit seinen und presste seine Lippen dann an ihn.

Ruki entfuhr ein unbewusstes glückliches Seufzen, er legte seine Hand in Reitas Nacken und erwiderte den Kuss eben so gierig. Aus dem Pudding und der Autobatterie waren Schmetterlinge geworden, die wild und wie berauscht durch ihre Körper flogen.

Reila

Reila
 

Kami… was kitzelte ihn da so? Reita rümpfte die Nase und gab ein knurrendes „Hmm!“ von sich, während er sich auf die Seite drehte. Irgendjemand hinter ihm lachte. Glücklich. Und streichelte über seinen nackten Po. Und knabberte zärtlich an seinem Hals.

„Reirei… wir müssen los.“

Reita streckte fünf Finger in die Luft.

„Nein… wir sind eh schon zu spät mein Süßer“, kicherte es hinter ihm, Reita wurde herumgedreht und bekam einen nach Zahnpasta schmeckenden Kuss auf die Lippen.

Reita brummelte nur wieder unwillig und drehte sich wieder auf die Seite. Ruki grinste.

„Ich hab den neuen String an“, raunte er verführerisch.

Seine Worte verfehlten ihre Wirkung nicht, Reita schnellte hoch und starrte Ruki an, der ihn dreist auslachte, weil er natürlich schon angezogen und fertig war. Reita knurrte enttäuscht, stieg aus dem Bett und ging ins Bad. Ruki sah sabbernd dem Spiel seiner Pomuskeln nach. Sugar Pain. Dieser Kerl verkörperte es einfach. Während Reita sich fertig machte, sang Ruki „Reila“ vor sich hin… nur mit einem anderen Namen.

„So so… wusste gar nicht dass du das „l“ als Ersatz für das „t“ eingebaut hast“, raunte Reita auf einmal grinsend hinter ihm und biss ihm leicht ins Ohr.

Ruki kreischte, presste die Autoschlüssel an sich und fuhr herum.

„Erschreck mich nicht so!“, entrüstete er sich und wurde gleichzeitig rot, weil „Reila“ eigentlich wirklich „Reita“ heißen sollte.

Reita grinste, nahm Ruki wie selbstverständlich die Autoschlüssel ab und ging aus dem Haus. Er hatte Sachen von Ruki an… und dementsprechend sah er auch aus. Die Hose war viel zu eng, das T-Shirt passte gerade so und die Schuhe waren ihm auch zu knapp… er würde sich garantiert Blasen laufen.

Zusammen fuhren sie in die Bandprobe. Ruki hatte gestern noch herumtelefoniert und überall bescheid gegeben dass Reita aufgetaucht war und es ihm gut ging. Als sie ankamen, war niemand draußen zu sehen. Auch irgendwo klar… sie hatten sich um eine Stunde verspätet. Ruki hatte es einfach nicht übers Herz gebracht Reita zu wecken. Reita war so süß und unschuldig im Schlaf… wenn er daran dachte, dass er das jetzt jeden Tag haben konnte, würde er am liebsten laut johlend in die Luft springen und auf den Wolken tanzen. Sie gingen hinein und sofort hing ein lilaner Blitz an Reita und drückte ihn. Reita seufzte und klopfte Uruha auf den Rücken.

„Uruha… is ja gut“, grummelte er, weil es ihm peinlich war.

Außerdem guckte Ruki schon ganz eifersüchtig.

Nachdem Uruha ihn nicht erdrückt hatte und von ihm abgelassen hatte, wurde er von Aoi angegrinst, mit eben jenem Grinsen, das man hat wenn man jemanden ansieht der etwas Peinliches gemacht hat. Reita grummelte. Er könnte wetten dass Uruha und Aoi sich gestern laut lachend jede Dokumentation im Fernsehen über seinen Strip angesehen hatten. Dass die zwei gestern wieder zusammen waren, bewies schon die Tatsache, dass nur Uruhas Auto draußen am Parkplatz stand.

„Wo ist denn Kai?“, fragte Ruki verwirrt.

Reita sah sich um. Genau… wo war Kai? Der war doch sonst immer der Erste? Und Pünktlichste? Was war denn da los? Kaum hatte er fertig gedacht, schneite Kai auch schon zur Tür herein, mit roten Wangen und irgendwie… unruhig.

„Hi Leute, gomen, hab auf halbem Weg festgestellt, dass ich meine Schlafanzughose noch an hatte“, meinte er verlegen grinsend und kratzte sich errötend an der Wange.

Allgemeines Gelächter. Kai strahlte Reita an, weil dieser wieder da war und die Bandprobe begann. Reita war in Gedanken versunken. Mit Ruki und ihm war jetzt alles geklärt, sie hatten gestern zwar nicht mehr viel geredet, aber sie brauchten auch nichts sagen. Zwischen Aoi und Uruha schien es auch gut zu laufen, die zwei gingen miteinander um als wären sie rohe, goldene Eier mit ätzender Flüssigkeit innen drin. Nur irgendetwas stimmte nicht mit Kai. In seinem Strahlen hatte der Glanz gefehlt… oh… und jetzt hatte er sich auch noch so übel verspielt, dass alle aufhören mussten.

„Gomen“, sagte er verlegen und hob die Drumsticks, um neu anzufangen.

„Is irgendwas passiert?“, fragte Reita ins Blaue.

Uruha und Aoi verdrehten die Augen. Reita immer mit seinem Einfühlungsvermögen! Als ob Kai – wenn ihn wirklich etwas aus der Bahn schmiss, denn danach sah es aus – so etwas vor der ganzen Band einfach mal so ausposaunen würde. Natürlich schüttelte Kai auch den Kopf. Es ging weiter. Bis Kai vom Hocker rutschte. Ruki war als erster bei ihm und klatschte ihm an die Wangen, was ihn auch sofort wieder wach machte. Prüfend fuhr er mit dem Finger fest unter Kais Augen entlang. Dicke Augenringe kamen zum Vorschein und Rukis Finger war voller Make-Up. Die restliche Band stand mittlerweile auch besorgt um Kai herum. Kai setzte sich auf und barg das Gesicht in den Händen. Er schüttelte den Kopf, sah auf und man merkte richtig, wie gezwungen sein Lächeln war.

„Es ist nichts… nur der Kreislauf“, log er.

Einstimmiges Augenbrauen-Hochziehen. Niemand glaubte ihm. Kais Lächeln verschwand wie weggewischt. Sein Blick wurde traurig und gequält.

„Ich hab nur lang nix mehr gegessen… und ich kann nicht mehr so gut schlafen“, gestand er.

Ruki, der bei ihm kniete strich über Kais Arm.

„Warum denn?“, fragte er.

Kai schluckte hörbar. Man konnte bei genauem Hinhören ein leises, gequältes „Miyavi“ hören.

„Was hat dir der Idiot angetan?“, zischte Reita aggressiv und knackte mit den Fäusten.

Kai schüttelte den Kopf.

„Nichts. Nur… mit mir geschlafen… und sich dann nicht mehr gemeldet… aber er hat sicher nur viel zu tun… bestimmt hat er keine Zeit… oder so“, sagte Kai leise.

Aoi seufzte.

„Kami… unser Band-Leader hat Liebeskummer“, meinte er grinsend.

Kai wurde knallrot.

„Gar nicht!“, sagte er fast schon trotzig und löste damit nur Gegrinse bei allen aus.

Er schob die Unterlippe vor.

„Ein bisschen vielleicht“, nuschelte er verlegen.

Ruki lächelte.

„Ruf ihn doch an?“

Kai guckte ihn schockiert an.

„Nein! Spinnst du?! Dann denkt er noch, ich lauf ihm hinterher!“

Uruha lachte.

„Manche brauchen das aber“, meinte er und schielte auf Reita, der ihm nur seinen längsten Finger zeigte.

Jetzt war es erst einmal still. Alle überlegten, wie man Kai helfen könnte.

„Hmm… wir könnten ihn fragen, ob er heute abend schon was vor hat… weil… wir was trinken gehen würden“, schlug Uruha vor.

Reita verzog das Gesicht, er verband sein letztes Mal „was trinken gehen“ eher mit Negativem. Doch der Rest der Band fand die Idee gut und so wurde Kai ungefragt das Handy in die Hand gedrückt, welches schon Miyavis Nummer wählte. Miyavi ging nach drei Sekunden ans Handy.

„Eto… hi… hier ist Kai“, sagte Kai und wurde dabei knallrot, was die Gazettos kichern lies.

Miyavi schien etwas zu erwidern, doch er sagte es ziemlich laut, es klang ziemlich erfreut.

„Ja… ich wollte nur fragen,,, willdu gehen trinken?“, haspelte Kai heraus.

Reita und Ruki verkniffen sich das Lachen. Miyavi schien noch einmal nachzufragen – logischerweise.

„Ja… wir gehen einen trinken heute abend… willst du… also… vielleicht… wenn du Zeit hast – Ja? Echt? Cool!“

Miyavi schien zugestimmt zu haben, denn Kai strahlte wie ein Honigkuchenpferd, verabredete sich mit Miyavi um einundzwanzig Uhr im Sausalitos, verabschiedete sich und legte auf.

Die restliche Bandprobe verlief dann besser, alle waren konzentriert bei der Sache, nur Reita musste einmal hastig aufs Klo verschwinden und wurde danach ausgiebig ausgelacht, weil er sich natürlich übergeben musste. Doch jetzt ging es ihm wieder richtig gut und er freute sich schon auf die Kneipentour mit seinen Kollegen.

Sie probten bis halb neun Uhr abends (Aoi beschwerte sich, dass sie so die Happy Hour verpassten) und beschlossen dann, sofort aufzubrechen, was einigen Protest von Uruha gab („Ich seh total scheiße aus, Aoi hat mich heute morgen nicht ins Bad gelassen, ich müsste wenigstens noch meine Haare machen!“). Pünktlich erschienen sie dann im Sausalitos.

„Kaicheeeeeeeeeeeeeeen!“, rief es ihnen schon entgegen und Miyavi hopste Kai an.

Kai wurde knallrot, legte schüchtern die Arme um Miyavi und drückte ihn.

„Saugeil dass ihr mich gefragt habt!“, meinte Miyavi mit fettem Grinsen, hatte im Grunde aber eigentlich nur Augen für Kai.

Sie suchten sich einen gemütlichen Tisch in der Ecke, die Bedienung kam und Uruha hielt Reita davon ab, sich einen Zombie (sehr starker Cocktail) zu bestellen. Murrend gab sich Reita mit einem Mai Tai zufrieden während der Rest das Übliche bestellte: Uruha seine Flasche Sake (an der eh alle mittranken), Aoi seinen Pina Colada, Ruki einen Sex on the Beach und Kai einen Touchdown. Was genau Miyavi bestellte, wusste man nicht so genau… erst nach Reitas freudigem Aufschrei zehn Minuten später, als die Kellnerin einen Meter Tequila auf den Tisch stellte. Die Schnapsgläschen waren auf einem Brett angeordnet, welches einen Meter lang war. Reita teilte gleich fachmännisch die Gläschen aus und grinste breit.

Ruki seufzte. Das konnte wieder etwas werden… wenn Reita schon SO anfing… .

„Also wie macht man das jetzt?“, fragte Kai unsicher.

Reitas Grinsen wurde noch breiter, Aoi und Uruha wechselten einen besorgten Blick – wegen Reita und weil beide noch nie Tequila getrunken hatten.

„Zuerst den Zimt von der Orange lecken, dann trinken und dann die Orange essen“, erklärte Reita und nahm seine Orange von seinem Glas, Miyavi tat es ihm gleich.

Uruha schluckte. Wenn Aoi den Zimt von seinem Obst leckte… kami… das würde er nicht ohne Hitzewallungen überstehen. Und schon ging es los… sie stießen an und Aoi leckte mit einer Hingabe an seiner Orange, dass Uruha sich am liebsten einen Fächer geklaut hätte. Ihm war momentan einfach nur heiß, so dass er fast vergas, dass er auch den Zimt hinunterkriegen musste. Der Tequila brannte dann auch richtig eklig im Hals. Nur Reita und Miyavi machten zufriedene Gesichter, während der Rest entweder standhaft geradeaus guckend mit Tränchen in den Augen stocksteif dasaß oder hustend unter dem Tisch lag. Nach der fünften Runde Tequila war das Ganze allerdings schon etwas lockerer. Es kamen Trinksprüche wie „von der Mitte zur Titte zum Sack, zack zack zack!“ (von Reita) oder „Aufn voll geiln Aoi!“ (angeheiterter Uruha) oder „Myviiiiiiiiiii!“ (Kai). Irgendwann verschwand Aoi aufs Klo und Uruha folgte ihm.

War Aoi schlecht geworden? Oder… warum brauchte er so lange?

„Aoi?“, rief Uruha in die Kabinen und bemerkte, das keine davon ein rotes Zeichen hatte, welches hieß, das besetzt war.

War Aoi gar nicht auf die Toilette? Kabine für Kabine machte er langsam die Türen auf. In der mittleren wurde er fündig: Aoi am Boden, den Kopf gegen die Kabinenwand gelegt und selig schlafend, das Handy in der Hand. Uruha verkniff sich ein Kichern und hockte sich zu Aoi.

„Aoi… aufwachn“, versuchte er ihn zu wecken und stupste ihm sanft gegen die Schulter.

Aoi murrte, schlug aber langsam die Augen auf. Verwirrt sah er um sich. Oh nein… er war am Klo eingepennt… wie peinlich… und Uruha grinste ihn auch noch so an.

„Oh… ano… wollt nur was testn… Empfang war da obn so schlechd“, lallte er und hob sein Handy hoch – sozusagen als Beweis.

Uruha grinste.

„Ja ja… klar“, meinte er und streckte Aoi seine Hand entgegen, um ihm aufzuhelfen.

Aoi streckte die Hand aus… landete aber ganz wo anders. Kichernd betatschte er Uruhas Schritt.

„Uuuh… da hat jemand aber was iner Hose“, meinte er breit grinsend und grapschte ungeniert weiter.

Uruha räusperte sich verlegen. Okay. Okaaay. Nicht an Aoi denken. Einfach an… Rukis Hund denken. Ja. Rukis Hund. Und wie süß der war, wenn er schwanzwedelnd sein Herrchen begrüßte. Genau. Und-

-„Aaah, Aoi!“

Aoi grinste nur. Uruha keuchte ihm gerade ins Ohr. Er hatte sich gegen ihn gelehnt und drückte seinen Schritt gegen seine Hand. Was seinen Geilheitspegel von Null auf Hundert schießen lies. Er stand mit Uruha auf, drückte Uruha gegen die Wand und presste seinen Schritt an dessen Hintern.

Uruha krallte die Hände in die Wand. Kami. Wenn man sein Stöhnen gerade eben nicht gehört hatte, dann hatte er Glück gehabt.

„Du un ich… nur wir swei… bumsen aufn Klo“, raunte ihm Aoi gerade ins Ohr, knabberte Uruhas Ohrschwung hinunter, legte seinen Hand vorne auf den Schritt des Leadgitarristen und drückte sich selbst immer wieder gegen Uruha.

Uruha keuchte die Wand an und hatte nur einen einzigen, nicht gerade anständigen Gedanken im Kopf.

Aoi hatte auch Gedanken, wenn auch ziemlich wirr. Uruhas Duft, der von dessen Nacken in seine Nase stieg, machte ihn beinahe wahnsinnig. Und die Laute, die er von sich gab erst recht. Wie konnte er jemals übersehen haben, was für eine geile Sau Uruha war?! Schon verschwand Aois Hand vorne in Uruhas Hose.

Uruha erzitterte. Aois Hand war in seinen Shorts. An etwas, was in den letzten Minuten gewaltig angeschwollen war.

„N-nich“, keuchte Uruha, drückte sich aber gleichzeitig mehr Aois Stoß entgegen.

Aoi lachte nur fies und streichelte weiter über Uruhas Männlichkeit. Uruhas Keuchen wurde ein Stöhnen, welches nach einiger Zeit immer schneller und lauter kam, bis-

-„JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAH!“

Erneut keuchend, jetzt aber erschöpft und abgeschlafft lehnte Uruha an der Wand und versuchte die Wellen, die sein Ausbruch geschlagen hatte einigermaßen in den Griff zu kriegen. Er fühlte, wie sich klebrige Nässe in seinem Schritt ausbreitete und wie Aoi auch noch genüsslich hindurchstreichelte.

„Hmm… das war geil“, raunte Aoi sexy, knabberte an Uruhas Hals und strich weiter durch Uruhas Erguss an dessen Unterbauch.

Er hatte es genossen. Uruha auf die Spitze zu treiben. Sein Stöhnen zu hören. Das Zucken in seinem Körper, kurz bevor er losgestöhnt hatte.

Das Zittern in Uruhas Körper hatte nachgelassen und er begann wieder halbwegs seine Denkfähigkeit zu erlangen. Er wollte gerade nach der Klorolle greifen um sich sauberzumachen, als Aoi ihm die Hosen abstreifte und ihn liebevoll abwischte, während er an Uruhas Hals knabberte. Uruha lächelte und lehnte sich gegen Aoi. Genau das war es, wonach er gesucht hatte. Nach liebevoller Nähe. Nach erotischen Explosionen. Nach spontanen Aktionen. Errötend wurde ihm bewusst, dass zwischen ihm und Aoi irgendwie etwas schief lief. Sie hatten irgendwie den Schritt mit dem Küssen und dem zusammenkommen übersprungen. Sie gingen gleich ans Petting… na toll… Fickbeziehung?

„Über was denkst du nach?“, wollte Aoi wissen und zog Uruha wieder an.

Uruha zuckte leicht zusammen, seine Shorts waren zwar nicht mehr so nass wie eben, aber immerhin. Aois Frage kam ihm wieder in den Sinn und er schüttelte den Kopf. Er konnte Aoi schließlich schlecht befehlen, ihn endlich zu küssen.

Aoi grinste. Uruhas Gedanken waren für ihn lesbar wie ein offenes Buch. Er zwickte Uruha in die Backen und gab ihm einen dicken Knutscher auf den Mund, ehe er die Kabine verließ und sich die Hände wusch… auch wenn er jetzt sehr gut nach Uruha duftete, wie er fand.

Uruha blieb in der Kabine zurück und wusste nicht, ob er jetzt lachen, weinen oder wütend werden sollte. Das war kein romantischer Kuss gewesen! So einen Kuss hatte er seiner Mutter zum Gute-Nacht-sagen gegeben! Mann! Aoi hatte ihren ersten Kuss versaut! Voll unromantisch! Also zählte das jetzt auch nicht als erster Kuss! Er weigerte sich, so einen total unromantischen Knutscher als Kuss zu sehen! Nein! Das war vielleicht ein Bussi gewesen! Aber kein Kuss!

„Was schnaubst du denn so ärgerlich, mein Süßer?“, meinte Aoi breit grinsend über das Gedröhne des Handföhns hinweg.

Uruha lief rot an. Er hätte seine Emotionen nicht so offensichtlich nach außen tragen sollen. Außerdem warf ihn Aois „mein Süßer“ total aus der Bahn.

„Ich bin nich süß“, grummelte Uruha und streckte seine Hände zu Aois unter den warmen Wind.

Aoi lächelte, beugte sich an Uruhas Hals und knabberte zärtlich daran, was Uruha erschaudern ließ. Mit großen Augen sah er Aoi an. Bitte Aoi, dachte er sich, bitte Aoi tus endlich!

Aoi verstand diesen Kuhblick nicht so ganz. Was genau hatte das zu sagen? Es sah fast so aus, als würde Uruha um etwas betteln. Nur um was?

„Bist du immer noch geil? Soll ich dir einen blasen?“, bot er an.

Warum sank Uruhas Kopf jetzt so abrupt nach unten? So nach dem Motto „Aaaaaaaaaaaaaaaargh! *drop*“… hatte er etwas falsches gesagt? Oder gemacht? Seltsam… .

Uruha machte eine wegwerfende Handbewegung und ging zurück zu den anderen.

Reita sah es sofort, verkniff sich seinen Kommentar aber gerade noch. So so… Aoi hatte Uruha also einen feuchten Fleck in die Hose gemacht.

„Grins nich so und behalts für dich!“, zischte Uruha mies gelaunt und kippte freiwillig den nächsten Tequila.

Reita seufzte und streichelte unter dem Tisch Rukis Kopf. Es war halb elf Uhr abends… und Ruki war – den Kopf auf seinem Schoß und ansonsten ausgestreckt auf der Bank – bei ihm eingepennt. Aoi kam jetzt auch wieder und setzte sich auf seinen Stuhl, er sah nachdenklich aus und warf Uruha immer wieder forschende Blicke zu. Reita dachte sich nur eines: Uruha, du bitch. Denn Uruha ignorierte Aoi gerade eiskalt, obwohl dieser – dem Fleck nach zu ordnen – ganze Arbeit geleistet hatte. Ganz anders sah es bei Kai und Miyavi aus.

„Nich hinguckn… nich hinguckn… nich hinguckn… nich hinguckn“, flüsterte Kai immer wieder in seinen Cocktail und bei jedem „nicht“ flatterte sein anhimmelnder Blick zu Miyavi, der ihn sowieso die ganze Zeit schon anstarrte. So anstarrte, wie man Angelina Jolie ohne alles anstarrte. Uruha verdrehte die Augen und knurrte genervt.

„Mein Gott… könndet ihr euch bide endlich knutschn?!“, lallte er.

Kai wurde knallrot und Miyavi wandte seinen Blick ab und trank lieber noch einen Tequila. Uruha schien es zu reichen, er griff beherzt über den Tisch, packte Kai und Miyavi bei ihren Stirnfransen und zog ihre Münder aufeinander.

Kai riss die Augen auf. Er war unfähig irgendetwas zu machen. Miyavi hatte gerade seine Hand an seinem Nacken. Und drückte seine Lippen fest auf seine, auch wenn er, Kai, gerade im Moment eher wie ein im Luft schnappen erstarrter Fisch wirkte. Und Miyavi hatte die Augen geschlossen. Und schien es wirklich zu genießen.

„Knutschn, nich Totnstarre!“, stichelte Reita fies lachend von der Seite.

Und Kai knutschte. Er merkte gar nicht, wie er und Miyavi zu Boden gingen. Hörte ihr Keuchen gar nicht, voller Sehnsucht nach dem anderen. Bemerkte das Gelächter der Anderen nicht. Sah die Kellnerin nicht, die begeistert noch eine Runde Tequila ausgab – aufs Haus. Es gab nur Miyavi und ihn. Miyavis samtweiche Lippen mit seinem sexy Piercing, an dem man so geil lecken und knabbern konnte. Miyavis starke Gitarristenfinger unter seinem Shirt, die liebkosend über seinen Rücken streichelten. Miyavis sehnsüchtige Augen, Miyavis Arme, die ihn fest an sich drückten und ihn scheinbar nie wieder loslassen wollten, Miyavis Stimme, die ihm ins Ohr flüsterte „A-ah… ai… sht… sht… shtlu… shitelu“… - wie bitte?! Kai wich abrupt von Miyavi weg und starrte ihm in die Augen.

„Ai… shi… te… unso“, lallte Miyavi noch einmal und sah ihn mit Dackeblick an.

Kai fühlte sein Herz nicht mehr. Wo zum Teufel war sein Herz?! Er konnte nicht mehr atmen… verdammt… was passierte da gera-

-„Aua, Reita!“, meckerte er Reita an, der ihm mit dem Fuß in den Hintern gekickt hatte.

Doch jetzt konnte er wieder atmen. Er fühlte sein Herz wieder und auch sein Gehirn schien einigermaßen zu funktionieren. Verlegen setzte er sich auf.

„Miyavi… du meinst das nicht ernst… du bist betrunken“, meinte Kai ungewohnt ernst.

Reita verdrehte zusammen mit Uruha die Augen.

„Darf ja nich wahr sein“, nuschelten beide und lehnten sich verzweifelt aneinander (Reita erntete einen eifersüchtigen Blick von Aoi).

Miyavi starrte Kai nur an. Dann stand er auf und wankte nach draußen, nicht ohne vorher noch Geld auf den Tisch gelegt zu haben für seine Sachen.

„Man… LAUF IHM ENDLICH NACH!!!“, kam es von Ruki, Reita, Aoi und Uruha, als Kai keine Anstalten machte seinen Po vom Parkett zu erheben.

Jetzt schien er aber verstanden zu haben und niemand hatte Kai je so schnell laufen sehen, selbst nicht als sie einmal zehn Minuten vor Konzertbeginn Rukis Gürtel im ganzen Backstage-Bereich gesucht hatten. Ruki blinzelte müde und vermied es, sich die Augen zu reiben da er geschminkt war. Er beschränkte sich auf ein Gähnen und einen demonstrativen Blick auf die Uhr.

„Nein“, sagte Reita nur und bestellte unter Uruhas zustimmendem Gejohle noch einen Meter Tequila.

Alkoholschäden

Alkoholschäden
 

Vorsichtig spähte Kai nach draußen. Da stand er ja. Heulend. Kami… war das seine Schuld? Vorsichtig schlang er die Arme um Miyavi.

„Gomen… das… ich bin da nur so… misstrauisch“, versuchte er seine Reaktion zu erklären.

Er war mit diesen zwei Worten bisher immer dazu gebracht worden, dass man ihn ausnutzte. Bis er nicht mehr konnte. Und er wollte das nicht wieder. Miyavi sah auf.

„Du weiß gar nich wie sehr ich dich lieb man… schon voll seit damals, wo ich dir so n Küsschn auf die Wange gegebn hab“, schniefte er und drückte Kai an sich.

Kais Herz machte einen Hüpfer, den er aber hastig dämpfte. Nicht zulassen, dass er schon wieder ausgenutzt wurde. Nein. Diesmal nicht.

„Wenn du lachs oder grins, das is so schön, wie ne voll tolle Sonne, nur viel bessa“, schluchzte Miyavi und kraulte Kai durch die Haare.

Kai schluckte.

„Und das is so süß, dassu so schusslig bis… immer vergisst du irgndwas… has letzens soga vergessn, dass ich dir n voll fetten Knutschfleck gemacht hab“, meinte Miyavi mit bebender Stimme.

Kai musste lächeln und schmiegte sich an Miyavi.

„Bitte tu mir nicht weh“, sagte er leise.

Miyavi drückte ihn fest an sich, hob Kais Gesicht zu sich an und sah ihm intensiv und ernst in die Augen.

„Wenn ich dir weh tu… dann bring ich mich um“, sagte er theatralisch, doch er schien es genau so zu meinen.
 

„SHALALALALAAAAAAAAAAAAAAAAA, SHALALALALALALALAAAAAAA!“, grölten drei sturzbesoffene und ein besoffener Gazetto.

Es war drei Uhr morgens und man hatte sie aus dem Club geschmissen, weil diese zumachten. Der besoffene Gazetto war Reita. Den Rest kann man sich denken. An der Straßenkreuzung verabschiedete man sich und die beiden „Pärchen“ gingen ihres Weges. Uruha und Aoi stützten sich gegenseitig und kicherten immer wieder und sei es über einen vorbeifahrenden Suzuki.

Bei Reita und Ruki sah die Sache anders aus: Ruki hing huckepack über Reitas Rücken und ließ sich vom Reita-Taxi nach Hause bringen… wobei Reita selber bedenklich schwankte. Einen Meter Gehsteig in die Breite beim Gehen für sich zu beanspruchen war schließlich auch nicht sehr normal. Aber Ruki war es egal. Er flüsterte Reita immer wieder zärtlich lallend ins Ohr, wie lieb er ihn doch hatte und wie toll er ihn doch fand. Bei Ruki angekommen brauchte Reita erst einmal eine halbe Stunde, um dessen Schlüsselloch zu treffen. Ruki – der wieder festen Boden unter den Füßen hatte – versuchte ihm zu „helfen“. Endlich war die Haustür offen und die beiden torkelten hinein. Bis das Licht gefunden war, dauerte es fünfzehn Minuten. Bis beide dann im Bett lagen und sich einen Ast lachten, weil sie über Sabu-Chan gestolpert waren, dauerte es eine viertel Stunde. Sabu hatte nur empört aufgekläfft und sein Körbchen mit beleidigter Miene aus dem Schlafzimmer gezogen. Ruki hörte auf zu lachen, zog sich aus und legte sich auf Reita. Reita schielte Ruki verwirrt an, weil dieser gerade begierig an seinem Hals knabberte und mit der Hand, mit der er sich nicht abstützte, Reitas Schritt massierte. Reita strich über Rukis nackten Po – und legte seine Hand dann sofort wieder auf das Bettlaken. Ruki sah irritiert auf.

„Ich… will nich dassu denkst ich will nur Sex“, sagte Reita ernst.

Ruki sah überrascht in Reitas Augen. Deswegen riss Reita sich gerade so zusammen?

„Aber… du darfst“, schnurrte Ruki und leckte über Reitas Ohr.

Reita schüttelte den Kopf.

„Ich will das nich machn wennu besoffn bis“, meinte er.

Ruki grinste.

„Und wenn ich jetz geil bin… darf ich dich dann… ?“

Reita horchte auf. Er brauchte nicht lange zu überlegen. Er nickte. Er wollte es.

Adultness 2

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Der Tag danach

Der Tag danach
 

Uruha erwachte mit einem brummenden Schädel in Aois Bett. Neben Aoi. Mit Aois Hand an seiner Morgenlatte auf seinen Jeans. Aber was noch schlimmer war: Irgend ein fremder Japaner lag in Aois Armen. Nackt. Bei Aoi, der ebenfalls nackt war. Uruha versuchte sich verzweifelt an die letzte Nacht zu erinnern. Hatte er mit den beiden geschlafen? Vorsichtig stieg er aus dem Bett. Nein. Sein Hintern fühlte sich normal an. Und er war noch vollständig angezogen. Also hatte nur Aoi Sex mit diesem Kerl gehabt. Uruha fühlte sich mies. Aoi hatte ihn nur benutzt. Im Sausalitos auf der Toilette… all die Intimitäten… alles umsonst. Schluckend verließ er Aois Haus und ging nach Hause. Auf dem Weg kam er an Rukis Haus vorbei.

„LASS DICH NIE WIEDER BLICKEN DU NOTGEILER WIXER!!!“, brüllte Ruki Reita von der Haustür gerade an und schmiss einen seiner Schuhe nach ihm.

Reita duckte sich, der Schuh verfehlte ihn knapp und er selbst hielt sich bibbernd weil nackt seine hingeschmissenen Klamotten hin.

„Ruki! Lass es mich erklären!“, bettelte er schon fast.

„FICK DICH SELBER!!! UND VERPISS DICH!!!“, brüllte Ruki, zeigte Reita seinen Mittelfinger und haute die Haustür zu.

Reita ließ entmutigt die Schultern hängen und schlüpfte in seine Jeans. Mitten auf dem Bürgersteig zog er sich an und bemerkte nicht, dass Uruha immer näher kam.

Uruha runzelte die Stirn. Warum hatte Ruki Reita hinausgeworfen? Er hatte gedacht, zwischen den beiden würde es gut laufen?

„Na… was hatte er?“, fragte er bei Reita angekommen.

Reita wirbelte erschrocken herum, erkannte Uruha und bückte sich wieder, um seine Schuhbänder zu binden.

„Ich hab mit ihm geschlafen. Weil er es wollte. Und heute morgen wacht er mit schmerzendem Hintern auf und schmeißt mich raus, weil ich ihn angeblich nur bumsen wollte und ich ihm die Ganze Zeit was vorgemacht hab von wegen Gefühle und so“, erklärte Reita und richtete sich wieder auf, „Und warum bist du hier? Warum nicht bei Aoi? Seid ihr nicht zusammen?“

Uruha senkte den Blick. Reita war wieder einmal äußerst taktvoll. Er schaffte es immer wieder unabsichtlich mit Nägeln in den Wunden anderer herumzubohren. Uruha zuckte nur mit den Schultern.

„Aoi hat mich nur benutzt“, sagte er schlicht und ging voran.

Reita folgte ihm hastig.

„Wie, er wollte dich nur vögeln?“, fragte er erstaunt.

So etwas hätte er von Aoi eigentlich nicht gedacht. Zu seiner Erleichterung schüttelte Uruha auch den Kopf.

„Nein. Anscheinend war ich zu betrunken um gefickt zu werden. Dann hat er sich nen anderen ins Bett geholt“, sagte Uruha und schluckte.

„Oh“, machte Reita und klopfte seinem besten Kumpel auf die Schulter.

Schweigend gingen sie eine Weile nebeneinander her. Beide zitterten, beide hatten ihre Jacken noch bei denen, bei denen ihre Gedanken waren. Bei den Personen, nach deren Nähe sie sich sehnten. Uruha wusste, dass Reita innerlich fror. Dass er wie jedes Mal, wenn er rausgeschmissen wurde sofort aufgab. Damit die Schmerzen für ihn nicht so groß wurden, fror er wie jedes Mal seine Gefühle ein.

Reita wusste, dass Uruha sich zu Hause wieder betrinken würde. Dass er sinnlos Gitarrennoten schreiben würde, für die er dann Bassnoten schreiben durfte. Und er wusste, dass er Angst hatte um ihn.

„Ich bring dich nach Hause“, sagte er an der Abzweigung, an der sich ihre Wege normalerweise kreuzten und bog zu Uruhas Wohnung ab.

Uruha senkte den Blick und schielte verlegen zu Reita. Hatte er Angst um ihn? Oder wollte er ihn davon abhalten mit Gitarrennoten massig Arbeit zu schaffen für den Bassisten?

„Uruha… wir sind da… den Schlüssel“, forderte Reita grinsend und streckte seine Hand aus.

Uruha händigte Reita verlegen seine Schlüssel aus, Reita sperrte auf und drückte Uruha seine Schlüssel dann wieder in die warmen Hände. Uruha betrat seine Wohnung, zögerte aber damit, Reita zu verabschieden und die Tür zuzumachen.

„Ano… willst du mit rein?“, fragte er.

Reitas Blick flog überrascht zu Uruhas Augen. Wollte Uruha nicht alleine sein? Langsam nickte Reita und ging in Uruhas Wohnung. Zielsicher ging er ins Wohnzimmer und ächzte.

„Toll Kou… ganz toll… toll viel Arbeit für den Bassisten…“, grummelte er vor sich hin und suchte sich von den Stapeln am Wohnzimmertisch ein Blatt heraus.

Uruha erschien verlegen in der Wohnzimmertür und sah zu Reita.

„Gomen… ich weiß dass du das nich magst… aber ich werde mich sowieso von ein paar Noten trennen, die nicht so gut sind… du musst diesmal nur ausgewählte machen“, versuchte er Reita ein wenig zu besänftigen.

Reita sah auf.

„Nein… du weißt, dass ich nur ein wenig faul bin… es wäre schade wenn uns dadurch ein guter Song entgehen würde“, erwiderte er.

Uruha setzte sich neben Reita aufs Sofa und sah auf das Blatt, welches der Bassist in der Hand hielt. Er wurde ein wenig rot.

„Kou… geht’s da um Sex?“, fragte Reita da auch schon und starrte Uruha mit durchdringendem Blick an.

Uruha wurde röter und riss Reita die Noten aus der Hand.

„Nö!“, behauptete er und versteckte das Blatt ganz unten unter einem Stapel.

Reita lachte schon und Uruha seufzte.

Es hatte überhaupt nichts gebracht. Reita hatte ihn mal wieder durchschaut. Uruha seufzte ernaut, sah Reita an und knuffte ihn in die Seite. Reita lachte nur noch mehr, weil Uruhas Gesichtsausdruck so herrlich empört war. Das Lachen steigerte sich noch mal, als Uruha dazu überging Reitas Innenschenkel zu kitzeln. Reita konnte sich nicht mehr halten, laut prustend landete er mit Uruha auf dem Boden vor dem Sofa und versuchte sich loszuwinden. In seiner Not griff er zum letzten Ausweg, etwas, was Uruha noch nie gemocht hatte, was ihn aber immer dazu brachte mit der Kitzelei aufzuhören: Er zog Uruha in einem Ruck dessen Jeans über den Po. Es klappte auch diesmal, Uruha hörte sofort auf, knurrte, zog seine Jeans wieder über seine Shorts und hechtete Reita nach, der lachend aufgestanden und davongerannt war.

„Na warte! Ich zeig dir mal wie doof das immer ist! Hab dir schon tausendmal gesagt du sollst das lassen!“, fauchte er, hatte Reitas Jeans endlich erwischt und zog sie ihm hinunter.

Uruha klappte die Kinnlade auf. Reita trug keine Unterwäsche. Er sah seinen nackten, knackigen Hintern in aller Pracht. Errötend wandte er sich ab, während der Blonde sich grummelnd wieder anzog.

„Super, echt!“, beschwerte er sich rauchend vor Zorn.

Das würde Uruha bezahlen. Wortlos packte er sich seinen Kumpel auf die Arme und schleppte ihn ins Bad während dieser wild strampelte und herunterwollte. Uruha hatte aber keine Chance. Erbarmungslos wurde er von Reita in die Dusche gequetscht und als der Bassist draußen war drehte er fieserweise das eiskalte Wasser auf. Uruha kreischte wie ein Mädchen und versuchte dem Wasserstrahl zu entkommen. Reita beschloss, dass er noch ein wenig fieser sein wollte, nahm den Duschkopf in die Hände und jagte Uruha quietschend mit dem eiskalten Strahl durch die Dusche während er das ganze nur lustig fand und laut lachte.

Uruha reichte es nach einer Weile, er war sowieso schon triefnass. Er stellte sich dem eiskalten Wasser entgegen, packte Reita an der Hand und zog ihn in die Dusche, wo er sich erst einmal des Duschkopfs bemächtigte und Reita eiskalt abbrauste. Reita verzog erst keine Miene, dann brüllte er los als würde er irgendwo herunterfallen. Als Reita genau so nass war wie er selber drehte Uruha das Wasser aus. Reita bibberte und starrte ihn mit leeren Augen an.

„Kalt“, hauchte er und griff sich an die Stelle, wo sein Herz war.

Uruhas Mund öffnete sich leicht. Scheiße. Er hätte das mit dem kalten Wasser lassen sollen. Es erinnerte Reita nur an seine innere Kälte.

„Gomen“, sagte Uruha leise und drückte Reita fest an sich.

Reita zitterte immer noch. Er kannte dessen Körper sowieso in und auswendig. Sie hatten früher beim Fußball nach dem Training und nach den Spielen immer zusammen geduscht. Was war schon dabei, wenn er Reita jetzt einfach auszog. Die nassen Klamotten warf er über die Duschwand in die Badewanne.

„Wir duschen jetzt. Wie früher“, sagte Uruha und warf sein letztes Kleidungstück über die Duschwand.

Reita nickte und drehte das warme Wasser auf. Zitternd lehnte er sich leicht an Uruha.

„Dein Wasser is kälter als meins. Ich schwörs dir“, brachte er zwischen seinen klappernden Zähnen hervor.

Uruha war wirklich schön warm. Und irgendwie beruhigend und tröstlich. Es verdrängte die Eiswüste in ihm, als Uruha ihn lächelnd warm abduschte, sich dann vor ihn stellte und ihm die Haare wusch. Reita grinste leicht, schnappte sich das Duschbad und seifte Uruhas Körper ein. Den Intimbereich lies er aus, genau wie Uruha es bei ihm machte. Sie wuschen sich beide fertig, duschten sich die Seife und das Shampoo vom Körper und stiegen aus der Dusche.

„Fang!“, rief Uruha und warf Reita ein Handtuch zu.

Reita fing es, trocknete sich ab und wickelte es sich dann um die Hüften. Er nahm sich einen Kamm und stellte sich vor Uruhas Badezimmerspiegel, der leicht angelaufen war. Uruha nahm ihm den Kamm aus der Hand, legte ihn wieder auf seinen Badschrank und nahm einen grobzinkigeren, mit dem er Reitas Haare durchkämmte.

„Mit dem anderen machst du deine Haare ka- … ano… Aki… du hast richtig kaputte Haare… “, stellte Uruha fast schockiert fest.

Reita grummelte. Das interessierte ihn so viel wie ein umgefallener Sack Reis in China.

„Kami… sind die strohig… “, seufzte Uruha, machte einen seiner Badschränke auf und haute sich massenweise gelartige Substanz auf die Handfläche, die er dann großzügig in Reitas Haare verteilte.

Reita schloss die Augen. Wenn Uruha ihm immer eine Kopfmassage verpasste, wenn er seine Haare wie in letzter Zeit jeden Tag nur wusch und stylte würde er das jetzt sein Leben lang machen. Spülung, Kur, Spitzen- und Glättungsfluid ab in den Mülleimer. Wobei er das Zeug eh nur hatte, weil Uruha es ihm einmal geschenkt hatte. Die Spülung hatte er ja benutzt. Und das Glättungszeug haute ihm seine Stylistin – wenn er sich nicht selber stylen musste – sowieso immer auf die Haare. Seufzend öffnete der Bassist die Augen, als Uruhas Hände durch einen Kamm ersetzt wurden.

Lächelnd und zufrieden sah Uruha sein Werk an. Diese Haare würden ihm nicht kaputt gehen! Nicht Reitas Haare! Und wenn Reita die Augen immer schloss, wenn er ihn massierte, würde er das jetzt öfter machen. Er sah viel glücklicher so aus. Er föhnte ihm noch die Haare und schickte ihn dann ins Wohnzimmer. Als er selbst fertig war und sich mit Yukata neben Reita auf die Couch kuschelte guckte dieser gerade belustigt grinsend die Telefonsexanzeigen im Fernsehen.

„Heiß und verdammt willig… ruf mich an, Reita, null achthundert, dreimal die sechs“, äffte Reita eine mit ebenso sexy verruchter Stimme nach und lachte.

Uruha lachte ebenfalls laut los, das hatte einfach zu komisch geklungen. Reita schaltete den Fernseher ab, seufzte und griff in die Hosentasche nach seinem Handy. Uruha schluckte und ging. Er würde Reita lieber alleine lassen, wenn dieser mit Ruki telefonierte.

„Bleib da“, forderte Reita mit monotoner Stimme, als Uruha schon fast draußen war.

Verwirrt drehte sich der Gitarrist um, ging zu Reita und las die SMS, die ihm Ruki geschickt hatte.

„Du kannst mir erklären was du willst. Wenn du mich wirklich so gern hättest, wie du gemeint hast, hättest du dich gestern Nacht beherrscht und nicht mit mir geschlafen. Vergiss Ruki als deinen Lover… ich bin und bleibe Gazettos Vocal und sonst nichts anderes für dich“, murmelte Uruha leise vom Display ab.

Schockiert sah er Reita an. Reita wich seinem Blick erst aus und wandte sein Gesicht dann ab. Uruha setzte sich leise neben den Blonden und nahm ihn in den Arm. Behutsam drückte er dessen zuckenden Körper an sich und bettete sein nasses Gesicht an seine Brust.

Reita krallte seine Hände fest in Uruhas Yukata. Er fühlte sich unendlich leer. Wie eine leere Wohnung. Wie eine Schule spätabends. Wie ein Friedhof im Winter. Wie eine Wüste. Nur um hundert grad kälter. In ihm war nichts mehr. Gar nichts. Alles was er hatte war Uruha.

Uruha schluckte heftigst gegen seinen eigenen Tränenkloß an. Er verstand Reita so gut. Bei Reita gab es keine Hoffnung mehr. Ruki wollte ihn nicht mehr. Und bei ihm? Wollte er Aoi überhaupt noch eine Chance geben, nachdem ihn dieser so enttäuscht hatte? So benutzt hatte? Langsam schüttelte Uruha den Kopf und die ersten Tränen rollten über seine Wangen und plitschten auf Reitas Kopf.

Reita sah fragend und schluchzend auf zu seinem ebenfalls weinendem Kumpel. Warum heulte der denn?

„Ich werde Aoi keine zweite Chance mehr geben… geben können… ich kanns nich“, schluchzte Uruha und drückte Reita an sich.

Reita schockierte es irgendwo. Sie beide waren unfähig für eine Partnerschaft. So wie es schien. Uruha weil er viel zu empfindlich war. Und er… weil er immer Partner hatte, die viel zu empfindlich waren.

„Kou… nich weinen“, versuchte Reita Uruha mit wegbrechender Stimme aufzuheitern und weinte selber weiter.

Uruha schluchzte laut auf, nahm seine Hände von Reitas Rücken und barg sein Gesicht darin. Reita tat es weh, Uruha so zu sehen. Er vergas darüber fast seinen eigenen Schmerz. Zögernd drückte er Uruha aufs Sofa und legte sich neben ihn. Behutsam legte er seine Arme um ihn und bemerkte, dass ihm davon wohler wurde. Dass er sich nicht mehr ganz so schlecht fühlte. Dass er weniger weinte. Uruha drängte sich an ihn und heulte ebenfalls nicht mehr so stark. Beruhigend strich Reita ihm über den Rücken. Uruha presste sich fest an Reita und drängte ihn gegen die Lehne des Sofas. Aber Reita machte es nichts aus. Da zu sein für seinen besten Freund war das einzig sinnvolle, was er tun konnte. Ruki hatte er verloren. Da konnte er wenigstens Uruha helfen.

heartache every moment…

heartache every moment…
 

Uruha erwachte vom Gezwitscher eines Vogels vor seinem Fenster. Die Sonne kitzelte ihn auf der Nase und der Gitarrist schlug langsam die Augen auf, auch weil er wissen wollte, wer da vor ihm lag.

„Aki…“, sagte er leise und sah in das verheulte Gesicht seines Kumpels.

Er hatte es schon wieder getan. Den starken Mann gespielt und dann heimlich geheult, vermutlich als er geschlafen hatte. Uruha fühlte sich mies und dankbar zugleich. Scheu gab er Reita ein Danke-Küsschen auf den Mund. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sein Yukata offen war und Reitas Handtuch am Fußende der Couch lag. Uruha zog seinen Yukata mit leisen Bewegungen aus und deckte sich und Reita damit zu, während er näher an ihn heranrutschte. Erzitternd bemerkte er, dass Reitas männlichstes Körperteil wohl immer funktionierte, egal wie traurig er war. Es piekste ihn gerade in den Bauch. Angenehm in den Bauch. Uruha kicherte und war froh, dass seine Körpermitte nur mäßig stand.
 

Unterdessen war bei Kai und Miyavi das Chaos ausgebrochen.

„Kai! Ich brauch meine Shorts!“

Kai lächelte nur betreten und zauberte rosa verwaschene Shorts hinter seinem Rücken hervor. Miyavi starrte die Dinger erst einmal an, ehe er laut zu lachen anfing, Kai innig küsste und ihm ins Ohr flüsterte:

„Du bist die mieseste Hausfrau der Welt. Aber lieben tu ich dich trotzdem.“

Kai strahlte über beide Backen, gab Miyavi noch sein übliches Bento, seinen Abschiedskuss und stand dann noch so lang winkend an der Tür, bis der winkende Miyavi im Auto seines Fahrers verschwunden war. Kai seufzte glücklich, machte die Haustür zu und lehnte sich gegen die Flurmauer – direkt in einen von Miyavi dort postierten Kaugummi.

„MYVI WENN ICH DICH ERWISCHE WENN DU HEIMKOMMST!!!“
 

„Und was genau ist es, was sie so belastet, Aoi-san?“, fragte die Reporterin.

Aoi und Ruki hatten ein Interview. Live im Fernsehen. Aoi seufzte, sah die Reporterin ernst an und überlegte erst einmal. Er würde die ganze Wahrheit sagen. Und hoffen, dass Uruha ihn hörte. Er hatte sein Handy aus und wollte scheinbar keinen Kontakt mehr mit ihm. Das letzte, was er von ihm gehört hatte, war sein Zettel auf dem Küchentisch… „Tut mir Leid… aber zu dritt in einem Bett… wenn dann will ich dich für mich alleine… lass mich denken… wenn ich mich vor der Bandprobe nicht mehr melde, vergiss einfach dass ich dich mal mehr mochte als als Zweitgitarrist und Kumpel.“. Zu Hause ging Uruha auch nicht ans Telefon… er hatte es ausgestöpselt.

„Ich habe in letzter Zeit ein ziemliches Gefühlschaos durchgemacht. Ich hab mich in wen verknallt, bei dem ich keine Chance hatte und dachte, ich hätte mich sozusagen als Notlösung in Uruha verliebt. Ich dachte lange, er wäre nur eine Notlösung die mich einfach auffangen sollte… die mir klarmachen sollte, dass ich die Person, in die ich zuerst verknallt war gar nicht brauche. Ja… das dachte ich… bis Uruha gestern Morgen auf einmal weg war. Und einen eiskalten Zettel hinterlassen hat. Und da wurde es mir voll klar. Is ja oft so. Wenn einem was weggenommen wird, was man für alltäglich gehalten hat, merkt man auf einmal wie wichtig es einem war“, erklärte Aoi.

Die Reporterin sah Aoi voller Mitleid an.

„Und was genau ist ihnen klar geworden?“

Aoi sah in die Kamera und räusperte sich verlegen.

„Ai Shiteru, Uruha.“

Im Studio war es totenstill. Dann brandete ein Applaus und Pfeifkonzert auf, dass Ruki meinte, ihm müssten jetzt die Ohren abfallen. Die Reporterin wischte sich verstohlen eine Glücksträne aus dem Auge und räusperte sich, um wieder Ruhe zu schaffen.

„Ruki-san, sie sehen ebenfalls ziemlich müde aus… hat es in ihrem Leben ähnliche Wendungen gegeben? Ist das hilfreich für das Songwriting oder war es so schlimm, dass in letzter Zeit gar nichts Neues entstanden ist?“

Ruki setzte sich aus Unsicherheit lässiger hin.

„Es war sehr hilfreich, wenn auch viele sehr wütende und sehr traurige Lyrics entstanden sind. So Blockaden hatte ich eigentlich nur, wenn ich sehr glücklich war. Weil dann fällt es mir schwer, über etwas zu schreiben, weil alles in Ordnung ist und jeder ja das Gefühl kennt und man darüber nicht viele Worte verlieren muss. Aber ich hab heute einen neuen Song mitgebracht… Aoi hat heute morgen noch schnell Noten dafür gebastelt… es is nur zwei Strophen, also nicht lange… aber es wäre mir wichtig, dass er nach draußen kommt.“

Die Reporterin nickte begeistert und ließ´für Aoi eine E-Gitarre heranschaffen und für Ruki ein Mikrophon. Für Ruki war es ein wenig sehr seltsam im Sitzen zu performen. Aber er traute sich nicht aufzustehen. Aoi spielte den Anfang und Ruki wartete auf seinen Einsatz.

„I’m the most anxious coward

I’m anxious so I distrusted you

I distrust and so I hurt you

I hurt and I lost you
 

Forgive me for having had no faith

I forgot one important thing you never told me

but showed me

*Kokoro… Reita“ (*kokoro = Herz)

Das Studio applaudierte erneut, doch diesmal nicht so fest wie bei Aoi. Rukis Liebesbotschaft war nicht so offensichtlich gewesen. Doch die, die sie verstanden hatten weinten.

…from the start to the end. (Adultness 3)

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

it’s heartache every moment, baby with you

it’s heartache every moment, baby with you
 

Das Sofa hatten sie trotzdem vollgespritzt, also blieb Reita hinter Uruha liegen und knabberte an dessen Hals während dieser den Fernseher einschaltete und nach Reitas Hand angelte. Reita verschränkte seine Hand mit Uruhas und starrte dabei aber auf die Aufzeichnung des Interviews von heute Morgen. Stimmt. Ruki und Aoi hatten einen Fernsehlive gehabt. Gebannt verfolgten beide das Interview. Uruha schluckte fest bei Aois Geständnis und Reita ging es nicht anders bei Ruki. Als die Aufzeichnung zu Ende war und Werbung kam, schaltete Uruha den Fernseher schweigend aus. Keiner der Beiden sagte ein Wort.

„Ich glaube… wir wissen beide, wo wir hingehören“, flüsterte Uruha nach einer Weile.

Reita nickte zustimmend und stand auf. Sie zogen sich an und gingen zusammen zur Haustür. Sie sahen sich verlegen an.

„Aber… wenn du mal nen Seitensprung brauchst… “, begann Uruha und lächelte.

Reita grinste.

„Hai… und wenn Aoi böse zu dir is… du weißt wo du mich findest“, erwiderte Reita.

Sie grinsten sich breit an und die Wohnungstür schloss sich. Uruhas dunkle, leere Wohnung blieb zurück. Die Flecken sickerten langsam in das Sofa und was zurückblieb, war nichts.
 

Owari
 

Ich hoffe euch Lesern hat die Story, der Schreibstil und die Ausarbeitung der Charaktere gefallen und ihr werdet auch zukünftige Fanfictions von mir lesen (Twilight ist in arbeit *g*). So am Schluss habe ich festgestellt, dass Kaiyavi etwas zu kurz kam, aber vielleicht war das auch gut so… die zwei sin einfach ständig gut drauf, die hätten die Stimmung der Story nur unpassend fröhlich gemacht X|D. Am Schluss habe ich auch irgendwie mein Lieblingspairing gefunden… toll… da schreibt man 50 Seiten Reituki und Aoiha und stellt dann fest, dass Reiha eigentlich viel toller ist… *grml*… sowas nenn ich mal Pech… oder dumm gelaufen. Wer an ner Fortsetzung mit dem Pairing interessiert ist, soll einfach ENSen, schreien oder sich sonst wie melden. Dem Rest möchte ich die Illusion von Reituki und Aoiha nicht nehmen und verabschiede mich mit… und wenn sie sich nicht gezofft haben, so sind sie heute noch zusammen!



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Kommentare zu dieser Fanfic (55)
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Von:  Tiger_
2013-09-29T05:30:36+00:00 29.09.2013 07:30
4 1/2 std...& fertig

echt super ff
(ich musste mich manchmal selbst zusammen reißen D:)

kommt eine fortsetzung?
Von:  Hasune
2011-09-22T13:39:45+00:00 22.09.2011 15:39
So, jetzt hab ichs durch =D
Also Rukis köter.... neeeehe.... ich würd so agro werden bei dem hund xD
Ich hab ja allgemein nen kleinen hass gegen reituki, aber so doof wie die beiden sind machts ja doch schon wieder spaß zu lesen, und uruha und aoi sind ja genau so verblödet xD und dass es so wenig myv x kai gibt find ich ganz gut, mag die beiden eh nicht zusammen xD Das "Total besoffener Gazetto strippt – was sich wirklich unter dem Nasenband verbirgt" hatte auch was ^^ und das Ende mag ich <3
So, genug geschrieben ;)
Von:  Kanoe
2009-10-13T09:04:18+00:00 13.10.2009 11:04
ich finde es eine sehr schöne gesichte und würde mich freuen wenn du noch mal weiterschreibst

ich mag die grundaussage die ichfür mich rauslese
Sex hat nicht immer etwas mit liebe zu tun
aber liebe immer mit vertrauen.
Von:  InspiredOfMusic
2009-07-07T12:54:27+00:00 07.07.2009 14:54
Armer Uru..
Aus i-einem Grund kann ich ind er FF Aoi nicht ab XDD
Ich hoffe Ruki und Reita kommen zusammen...XD
Von: abgemeldet
2009-05-10T11:31:05+00:00 10.05.2009 13:31
Whuiuiui~
So, zu aller Erst: Awwwwh, tut mir Leid, dass ich dir nicht schon früher ’nen Kommi geschrieben habe, ich hab’s echt total… verplant.. ._.“ ♥“
Okeh, jetzt zur FF direkt… *tiiiief Luft hol* Aaaaalso~
Mir persönlich gefällt dein Schreibstil nicht ganz so, ich hätte es besser gefunden, wären die Namen nicht so oft erwähnt worden. Du hättest mehr Synonyme für die Personen gebrauchen können anstatt immer wieder die Namen zu erwähnen, das klingt jetzt halt ein wenig… abgehackt. Und vielleicht mehr Satzgefüge, blabla, ist aber nicht soooo~ wichtig.
Manche Kapitel und vor allem die Adults [Danke übrigens für’s Schicken ♥ *anknuff*] sind etwas zu kurz geworden, die hättest du noch ausführlicher schreiben können [Denk’ jetzt nichts Falsches von mir, ich will keine langen, ausführlichen, detailreichen Sexszenen lesen, neeeeeeeein~ >////>““““] Aber nya, eigentlich ist und bleibt es ja deine Entscheidung, wie lang und ausgeschmückt du ein Chap machst x’D
Und, hm, ja, wie du schon selbst erwähnt hast, sind Kai und Myv ein bisschen zu kurz gekommen, aber nya, ich denke, wenn man ihnen einen Keks gibt, sind sie trotzdem glücklich xD
So viel Kritik, man, dann muss ich jetzt endlich mal zum Lob kommen x’’’D~
Also, die Story an sich finde ich putzig, die Liebeserklärungen im Fernsehen waren sowieso mehr als nur süß [Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie scheiße ich dabei gegrinst hab, um dann selbst fast loszuheulen x’’’D Ich Emo~] und, YÄÄY, Sabu-chan an die Macht! D: Das Hundevieh hast du derbe niedlich gemacht, ich bin Fan! *Fähnchen schwenk*
Nya, ich hoffe mal, dass sie alle heute noch zusammen und glücklich sind, dann bin ich auch glücklich. :’D [Geht klar~] Aber NOCH glücklicher macht es mich, dass du zu der Erkenntnis gekommen bist, dass ReitaxUruha toll ist. ♥
Uhm, ja, irgendwie wird das hier gerade immer länger und ich denke mal, ich sollte langsam einen Schlussstrich ziehen ô_O“
Also, ich wird deine FF’s auf jeden Fall weiter verfolgen, solltest du auf die Idee kommen, noch mal eine mit GazettE zu schreiben und… joa, man schreibt sich, ne? X’D

Chi
[Sry, dass es so lang und so viel Kritik geworden ist, ich kann nichts dafür, es kommt von alleine >_>“]
Von:  Armaterasu
2009-05-09T20:01:33+00:00 09.05.2009 22:01
ich sag doch das reita und uruha viel toller ist *lach*
aber die kommentare der beiden am schluss waren echt toll gewesen ^^
insgesamt ne tolle, chaotische ff ^^
bin froh, dass ich sie gelesen habe ^^

LG
amy
Von:  Armaterasu
2009-05-09T19:59:11+00:00 09.05.2009 21:59
uuuuuuuuiiiiiiiiiiii~
das war toll und ich mag die beiden echt viel lieber zusammen ^^
wer war eigentlich der kerl bei aoi im bett? das würde mich jetzt auch mal interieren ^^''

LG
amy
Von:  Armaterasu
2009-05-09T19:55:54+00:00 09.05.2009 21:55
naja, abgesehen davon würde man in einem interview nie solche sachen sagen und das hat das kapitel irgendwie nicht ganz so gut war... vom inhalt her war es sonst gut gewesen ^^ aber dieses interview hat mich irgendwie gestört ^^''
Von:  Armaterasu
2009-05-09T19:48:20+00:00 09.05.2009 21:48
das ist ein wirklich tolles kapitel ^^ ich mag es wie reita und uruha in dem kapitel miteinander umgehen und sie einfach nur für sich da sind und sich gegenseitig halt und wärme spenden ^^ ich mag es ^^ und soll ich dir was sagen? ich mag reita und uruha lieber als diese standartpairings (reituki und aoiha) ^^''

LG
amy
Von:  Yoshiki_Deyama
2009-05-09T19:47:27+00:00 09.05.2009 21:47
JAAAAAA! Ich will auch eine Fortsetzung!!
Ich will auch noch wissen wie es mit Miyavi und Kai weiter geht! *lieb guck*

FF war echt nett! ^________^



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