Vor langer Zeit wurde eine Sternenseele getrennt. Sie wurde entzweigerissen und in zwei unterschiedliche Körper gesperrt.
Und so wurden zwei Prinzen geboren. Jeder mit einer Hälfte der weinenden Seele.
Doch jeder von ihnen sehnte sich nach seiner anderen Hälfte. Und sie fanden sich, als es schon fast zu spät war.
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Wer auch immer gesagt hatte, der Weg sei das Ziel, der hatte ganz offensichtlich keinerlei Ahnung vom Reisen gehabt.
Farin war lange Zeit einfach nur gefahren. Er hatte sich nicht umgesehen, hatte auf kein Schild geachtet.
Nur auf die Straße.
Und jetzt hatte er sich verirrt. Psychologisch betrachtet, sollte ihm das wohl sagen, dass der Weg zwar ein Ziel sein konnte, aber nicht sein Ziel war. Oder aber, dass er einfach nicht hatte losfahren sollen.
Vielleicht war es beides.
Jetzt saß er unter einer alten Weide, mitten im dunklen Nichts eines Feldes. Die längsten Zweige schaukelten im Wind und streichelten sanft über sein Gesicht, wie die Finger eines Liebenden. Wie die Finger seines Liebenden. Er lehnte an dem, noch leicht sonnengewärmten, festen Stamm, wie an der starken Brust seiner großen Liebe.
Es rauschte über ihm. Manchmal schien der Wind in den Ästen zu flüstern, rau und heiser oder heiter und neckend. Immer anders.
Und auch das erinnerte ihn an eine bestimmte Person, die auf ihn wartete.
Wenn er die Augen schloss, dann war es leicht, die Weide mit jemanden auszutauschen. Dann wurden Zweige tatsächlich zu Fingern, die Brust hob und senkte sich leicht hinter ihm, und die geliebte, liebevolle Stimme flüsterte in sein Ohr.
Und mit einer plötzlichen Klarheit wusste Farin, dass er nicht hätte gehen dürfen. Und dass er zurückmusste.
Trotzdem konnte er sich nicht dazu durchdringen, jetzt schon zu gehen.
Er lehnte den Kopf zurück und schloss die Augen.
„Es tut mir leid.“
<i>Was denn? </i>
„Ich weiß es nicht.“ Leises Lachen über und hinter ihm.
<i>Dummkopf. Sei nicht traurig über etwas, von dem du gar nichts weißt. </i>
„Ich habe etwas falsch gemacht.“
<i>Und was sollte das sein? </i>
„Das weiß ich nicht.“
<i>Dann komm zurück. Und wir finden es einfach zusammen raus. </i>
Der Wind rauschte in der Weide. Er ließ den Hauch eines Lächelns und einen gespürten Klaps auf den Hinterkopf zurück. Farin lächelte zurück.
Er stand auf und klopfte sich den Schmutz von der Kleidung.
Dann fuhr er wieder zurück. Er wusste nicht genau, warum, aber der Weg war ihm plötzlich vollkommen klar. Vielleicht hatte er ihn die ganze Zeit über gewusst. Vielleicht hatte auch der Klaps auf den Hinterkopf geholfen.
Vielleicht war es beides.
Endlich zu Hause angekommen, betrat Farin das Haus. Es war vollkommen still.
<i>Warum hast du so lange gebraucht? Ich war krank vor Sorge. </i>
„Ich habe nachgedacht.“
<i>Und? </i>
„Du hattest Recht.“
<i>Das war mir von vornherein klar. </i>
Farin betrat das Schlafzimmer. Bela lag noch immer genau so da, wie er ihn zurückgelassen hatte. Das Kissen war von seinem Gesicht gerutscht.
Er sah friedlich aus, so ohne jeglichen Atem im Körper.
Farin lächelte ihm zu. Und er lächelte zurück. So sah es zumindest aus.
<i>Du Drama-Queen. Immer erst abhauen. Kannst froh sein, dass ich soviel Geduld mit dir habe. </i>
Farin nickte, sagte aber nichts. Er schlüpfte aus den Socken und dem T-Shirt und legte sie unter Belas amüsiertem Grinsen ordentlich beiseite.
Farin kletterte ins Bett, legte sich neben ihn und kuschelte sich an Bela. Er seufzte zufrieden.
<i>Krieg ich etwa keinen Gute-Nacht-Kuss? </i>
Farin beugte sich etwas vor und hauchte einen Kuss auf Belas schöne, kalte Lippen. Dann schloss er die Augen.
<i>Geht doch. Schlaf gut, Hübscher. </i>
Und Farin schlief ein. Aller Atem verließ seinen Körper. Er lag ruhig und sanft lächelnd in Belas Armen.
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Draußen fiel eine Sternschnuppe in der Dunkelheit.
Und die zwei Prinzen tanzten unter dem Sternenhimmel.
Für immer zusammen.
Ende.
Ich hoffe, es hat dir wenigstens ein bisschen gefallen.