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Vom Schreiben und Träumen

Eine Sammlung von Kurzgeschichten
von

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Abschied für immer

Vier Monate waren nun vergangen, seit Luce den wohl größten Fehler seines Lebens begangen hatte. Einen Fehler, den allein er sich zuzuschreiben hatte. Bei dem jegliche Mühen um eine Wiedergutmachung vergebens waren – denn dies lag fernab von allem Möglichen. Doch viel schlimmer als all das war: ein Fehler, der dazu geführt hatte, das Herz einer geliebten Person in tausend Teile zu zerbrechen.
 

Er hatte sie betrogen.

Sie, Theresa, die Frau, die er mehr als alles andere geliebt hatte.

Nein, falsch.

Die er noch immer liebte.
 

Alles hatte sich an einem Freitagabend zugetragen.

Der Abend, den er für gewöhnlich seinen Freunden widmete, sich mit ihnen in seine Stammkneipe begab, zwei oder drei Bierchen trank und nach einem langen und anstrengenden Arbeitstag endlich zu ein wenig Spaß und Erholung kam.

Doch dieser Abend hatte anders geendet als geplant.

Zwei Frauen hatten sich zu ihnen an den Tisch gesetzt. Sie waren blond, jung und hübsch – aber nichts Besonderes, hatte Luce sich nach seinem zweiten Weizen eingestanden.

Eine der beiden hatte sich mit dem Namen Nancy vorgestellt. Ihrer Erzählung zufolge war sie eine hoch positionierte Sekretärin in einer angesehenen Firma. Vor einem Monat hatte sich ihr Freund, mit dem sie eine dreijährige Beziehung geführt hatte, von ihr getrennt. Sie sei angeblich zu sehr auf ihre Karriere fixiert, hatte er zu ihr gesagt. Seitdem führte sie ein Singleleben und hatte davon berichtet, wie sorglos und frei sie sich jetzt fühlte. Ein Kichern war ihren mit dunkelrotem Lippenstift bemalten Lippen entwichen, als sie erzählte, wie schön es doch sei, das Wochenende mit ihren besten Freundinnen in Bars oder Discos zu verbringen und neue Leute kennenzulernen, statt mit ihrem Freund zu Hause gelangweilt auf der Couch zu sitzen und sich über das Fernsehprogramm, das eingeschaltet war, zu streiten.

Es hatte Spaß gemacht der jungen Dame zuzuhören. Ihre vollen Lippen waren auch während des Sprechens stets zu einem dezenten Lächeln geformt gewesen, das ihr blasses, hübsches Gesicht geziert hatte. Ihre klare, liebliche Stimme war wie der Vogelgesang an einem sonnigen Frühlingstag in seine Gehörgänge eingedrungen, und nachdem er das vierte mit Bier gefüllte Glas geleert hatte, schien er wie von ihr verzaubert gewesen zu sein.

Der Rest war wie von selbst geschehen.

Nancy hatte Luces Hand ergriffen, sich vom Barhocker erhoben und ihn in Richtung Ausgang dirigiert. Es war ihm vorgekommen, als wären nur wenige Minuten vergangen, bis er auf einmal in ihrer stilvoll dekorierten Wohnung gestanden hatte. Mit einem verführerischen Lächeln, das sich auf ihr Gesicht gelegt hatte, war sie auf ihn zugeschritten und ehe er sich versehen hatte, hatte sie auch schon ihre Arme um seinen Hals geschlungen und ihre sündhaft weichen Lippen auf die seine gelegt.

Am nächsten Morgen hatte er sich unbekleidet in einem großen, durchwühlten Bett wiedergefunden – zusammen mit einer Frau.

Eine Frau, die nicht Theresa gewesen war.
 

Es war ein Missgeschick. Ein Versehen. Ein Versehen, das aus Alkohol resultiert und aus dem er nun gelernt hatte. Doch ebenso auch eines, das nicht zu entschuldigen war.

Und deshalb hatte Theresa ihn noch am selben Tag, an dem er es ihr gestanden hatte, verlassen.
 

Vier Monate waren nun vergangen. Vier Monate voller Trauer, Gewissensbissen und der Erkenntnis, dass er sich noch immer zu der schönen Frau mit dem pechschwarzen, langen Haar und den kastanienbraunen Augen hingezogen fühlte.
 

Nein!

Er wollte sie nicht vergessen!

Sie noch nicht loslassen und für immer aufgeben!

Er wollte kämpfen! Kämpfen für sich und die Liebe seines Lebens!
 

Eilig schritt er ins Wohnzimmer und griff ungeschickt nach dem Telefon, in das er die Nummer eintippte, die er schon tausende Male eingetippt hatte und mittlerweile im Schlaf konnte. Ohne zu zögern und darüber nachzudenken, was er überhaupt sagen wollte, drückte er auf die grüne Taste und legte den Hörer ans Ohr. Nachdem dreimal hintereinander das Piepen des Freizeichens zu hören gewesen war, hob endlich jemand ab.

„Hallo?“, ertönte eine raue, aber dennoch freundlich klingende Männerstimme an der anderen Leitung. Ein Mann…. Ein Mann? Warum ein Mann? Wer war er? Und warum nahm er sich einfach die Freiheit, Theresas Anrufe entgegenzunehmen?

„Hallo, hier ist Luce… ist Theresa zu sprechen?“, gab der junge Herr zögerlich und unbeholfen von sich, während sein Herz immer schneller zu schlagen begann.

„…Ja, einen Moment bitte.“

Kurz darauf konnte er hören, wie der Mann die Treppe des Hauses nach oben lief und dann stehen blieb.

„Schatz, da ist jemand für dich am Telefon!“

„Ich komme sofort!“, erklang die warme Stimme seiner Ex-Freundin, doch hatte Luce nach dem letzten Satz, den er von dem Fremden wahrgenommen hatte, bereits die Hoffnung aufgegeben.

„Hallo?“ Theresa hatte den Hörer entgegengenommen und wartete auf eine Antwort. Doch es kam keine. Nachdem sie ein zweites „Hallo“ geäußert und noch immer keine Antwort bekommen hatte, war sie im Begriff aufzulegen, als sie auf einmal ein leises Schluchzen an der anderen Leitung vernehmen konnte. Mit einer besorgten Stimme fragte sie, während sie den Hörer fester gegen ihre Ohrmuschel drückte:

„…Luce?“

„…Theresa… lebe wohl…“

Und mit diesen Worten legte er auf.
 

Er wollte sie nicht vergessen.

Sie noch nicht loslassen und für immer aufgeben.

Er wollte kämpfen. Kämpfen für sich und die Liebe seines Lebens.
 

Doch am Ende war ihm keine andere Wahl geblieben, als Abschied zu nehmen.

Ein Abschied, der endgültig gewesen war.
 

Ein Abschied für immer…
 

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Das ist die allererste fandomunbezogene Kurzgeschichte, die ich je geschrieben habe. xD Dementsprechend ist sie wohl auch. *hust* Nun ja... vielleicht überarbeite ich sie irgendwann mal. :)
 

Liebe Grüße,

Fujouri



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  SailorTerra
2009-04-18T14:43:31+00:00 18.04.2009 16:43
Für das erste eigene und dafür, dass du nicht zufrieden bist, ist es doch ganz gut geworden.
Beim Schreibstil gibt's nichts zu meckern. Er ist nicht außergewöhnlich, aber das heißt eigentlich nichts anderes, wie gut lesbar und was will man mehr als Autor.
Was mich etwas stört ist die Handlung... man kann gar nicht so besoffen sein, dass man mit irgendeiner Frau ins Bett geht, von der man eigentlich nichts will. Nicht wenn man jemand anderen wirklich und aufrichtig liebt. Zumindest ist das meine Ansicht. Ich war auch schon mal betrunken, aber so sehr kann einem das Hirn doch gar nicht versagen. Zumindest haben mir das schon viele Männer gesagt, dass es eigentlich nicht geht. Und so ist dieser Luce zu meinem persönlichen Hassobjekt geworden, der es nicht besser verdient hat.
Von:  Ditsch
2009-04-17T14:15:25+00:00 17.04.2009 16:15
Mir hat die Geschichte auch gut gefallen^^
Die Story ist nichts großartig Neuartiges, aber es ist eben das reale Leben und die Geschichte ist dir gut gelungen.
Mh, ich finde, wie Kiku, dass besonders das Ende ein wenig kurz geraten ist. Ich frage mich, was Luce jetzt macht...? Stürzt er sich von der nächstbesten Brücke oder führt er ein einsames Leben bis er bemerkt, dass es noch andere Frauen gibt? o.o Na gut, es ist eine Kurzgeschichte, aber ich hätte den einen oder anderen Hinweis darauf nicht schlecht gefunden^^

Deinen Stil finde ich auch recht gut, er lässt einen Luces Gefühle nachempfinden.

Weiter so^^

Ditsch
Von: abgemeldet
2009-03-05T16:25:38+00:00 05.03.2009 17:25
hm...mir egfällt der text irgendwie.
Es gibt einige dinge, die mich nicht unbedingt vor freude springen lassen ^^" aber im großen und ganzen finde ich sie gelungen.
Mir gefällt diese Wiederholung...zuerst stehen die Sätze da mit ausrufeziechen, dann nur noch mit punkten...eine hübsche stilfigur ^^
bringt irgendwo die einsicht, dass es sinnlos ist rüber...oder ich interpretiere einfach hemmungslos über ^^
aber es ist keine schlechte geschichte. kurz und nett und hat irgendwo auch das thema getroffen ^^
ach, was heißt irgendwo...
es hat das thema auf seine art getroffen ^^
gutes schaffen weiterhin,
Kitty<3
Von:  sunshishi
2009-02-12T21:05:07+00:00 12.02.2009 22:05
Hallo KyokoVieh,

deine Geschichte war gut geschrieben und du hast die Aufgabe meines Erachtens erfüllt.
Der Name deines Protagonisten hat mir gefallen, aber ich kann mir gerade nicht vorstellen, wie er ausgesprochen wird^^
Am Anfang wiederholst du dich sehr oft, was mir nicht so gut gefällt. Und die vielen Absätze (also da, wo es Freizeilen gibt) sind meiner Meinung nach etwas viel.
Ansonsten hast du einen recht flüssigen Schreibstil. Du hast die Geschichte sehr anschaulich aus der Sicht des Prot. geschrieben und seine Emotionen sind für mich nachvollziehbar.
Weiter so^^

Liebe Grüße
SuShi
Von: abgemeldet
2009-02-12T18:12:42+00:00 12.02.2009 19:12
alsoo

ich find du hast die aufgabe gut gemacht!

vielleicht hätte man den abschied noch ein bisschen mehr ausführen können. Also mehr dazu schreiben. Aber eigentlich finde ich es so schon sehr gut!
Du weißt ja, dass ich deinen Stil sehr gerne hab; brauch ich dir nich zu sagen ;)

Gut gemacht!



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