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40 Tage, 40 Nächte

von

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Kapitel 2

Wir wurden in verschiedene Behandlungsräume gebracht. Ich hatte mir die Schulter ausgerenkt und die Unterarmknochen gebrochen - beides am rechten Arm. Ich hab gar nicht bemerkt, dass er wehtat. Das muss wohl passiert sein, als ich mich von der Wand losgerissen habe. Er wurde eingerenkt, eingegipst und in eine Schlinge gebettet, um ihn zu schonen. Ich bekam Infusionen, etwas zu essen und einen Pyjama zum Anziehen. Eine Schwester hielt mich über deinen Zustand am Laufenden. Sie sagte, dass mehrere deiner Rippen und dein Arm gebrochen wären, du dir schwere Kopfverletzungen und innere Blutungen zugezogen hast, weshalb man dich gerade operieren würde.

Ich fragte, ob du durchkommen würdest. Sie antwortete ausweichend, dass man das jetzt noch nicht sagen könne.

Man wollte mich auf ein Zimmer bringen, doch ich wehrte mich. Ich musste so nah wie möglich bei dir sein. Schließlich gaben die Schwestern nach und ich wurde mit dem Rollstuhl zum Warteraum vor den OPs gebracht. Bevor sie ging, gab mir die Schwester noch eine Decke. Erst jetzt bemerkte ich, wie kalt mir eigentlich war, so sehr hatte mich die Sorge um dich abgelenkt.

Die "Berichterstatterin" kam aus dem OP und erzählte mir, dass dein Herz stehen geblieben war, man dich aber erfolgreich reanimieren konnte und dein Zustand wieder halbwegs stabil war. Ich war geschockt, beinahe hätte ich dich verloren. Beinahe wärst du von mir gegangen, hättest mich alleine zurückgelassen und das letzte, was du erlebt hättest, wären diese grausamen 40 Tage gewesen. Die Schwester sagte noch, dass deine OP noch einige Stunden dauern würde, ich mich also ruhig ins Bett legen und etwas schlafen könnte. Ich weigerte mich abermals, ich musste einfach hier bleiben und ich würde nicht weggehen, bevor ich nicht wusste, dass du die Operation gut überstanden hast und wieder gesund werden würdest. An Schlafen war sowieso nicht zu denken.
 

Ich rief bei unseren Familien und bei Bela an, sagte ihnen, wo wir waren, dass es mir gut gehe und ich nichts über deinen Zustand wüsste. Ja, ich habe sie angelogen, ich wollte sie nicht beunruhigen. Ich wollte ihnen nicht sagen, dass du vielleicht...sterben könntest. Bei dem Gedanken daran fing ich wieder an zu weinen. Ich verdrängte ihn schnell wieder. Da wir weit weg von unseren Wohnorten waren, würde es einige Zeit dauern, bis jemand von unseren Besuchern hier wäre.

Später kam die Polizei vorbei, ich machte eine Aussage. Du müsstest keine machen, wenn du nicht möchtest, sagten sie. Wahrscheinlich würde das das Beste für dich sein, dachte ich. Du würdest dich sicher nicht mehr freiwillig zurück erinnern wollen.
 

Bela und unsere Geschwister kamen. sie wagten es nicht, mir eine Frage zu stellen, mein Blick schien alles zu sagen. Nach und nach erzählte ich, was passiert ist, wie es um dich stand. Ich lehnte mich an Bela, der mir zärtlich durch die Haare strich. Dann endlich kam dein Arzt, sagte, dass die OP gut verlaufen wäre. Sie haben dich in ein künstliches Koma versetzt, um dir die größten Schmerzen zu ersparen und deinem Körper die Möglichkeit auf Erholung zu geben. Er sagte, du hättest Glück gehabt: ein paar Tage später und du wärst verhungert. Er sagte auch, dass dein größtes Problem keine deiner schweren Verletzungen wäre, sondern der akute Nahrungs- und Wassermangel. Du wärest auch etwas unterkühlt, meinte er noch.

Wir wurden zu deinem Zimmer auf der Intensiv-Station gebracht. Da ich in etwa wusste, was uns erwartete, warnte ich die anderen vor, dass du sehr, sehr dünn sein würdest. Trotzdem erschraken wir alle, als wir dein Zimmer betraten und dich sahen. "Nur noch Haut und Knochen", wisperte deine Schwester, sie hatte Recht.

Dein Oberkörper, deine Schultern und Oberarme waren durch einen Pyjama bedeckt, die Decke reichte dir bis an die Brust. Deine Beine schiene auf Polster zu liegen, zumindest waren sie leicht erhöht. Damit deine Verletzungen an deinem rechten, gebrochenen Arm besser verheilen konnten, war dieser geschient und nicht eingegipst wie meiner. Am deinem anderen hefteten Infusionen, die dich Vitaminen, Wasser (oder besser gesagt: Kochsalzlösung, um dich zu rehydrieren) und Blut versorgten. Auch er war teils verbunden und zugepflastert. Der Kopfteil des Bettes war etwas erhöht, dein Kopf auf meine Seite gewandt. Ich hatte mich an die, von dir aus gesehene, linke Seite gesetzt, damit meine heile Hand deine ungeschiente halten konnte, ohne, dass ich mich irgendwie hätte verdrehen müssen. Man hatte dir die Haare abrasiert und deinen Kopf dafür einbandagiert. Du schienst um dein rechtes Auge genäht worden zu sein, die Narbe wurde von einem Pflaster bedeckt. Ein weiteres größeres Pflaster hattest du am Hals kleben, in etwa dort, wo sich die Halsschlagader befindet. Ich erinnerte mich, wie der Neue dir heute an dieser Stelle mit einem Messer eine Schnittwunde zugefügt hatte; sie war zwar nicht tief oder gar lebensgefährlich, musste aber genäht werden. Über eine Nasensonde wurdest du mit Sauerstoff versorgt, du konntest aber Gott sei Dank selbstständig atmen. Ich sage "Gott sei Dank", weil das einer der Phrasen ist, die man einfach so sagt. Ich glaube nicht mehr an Gott, nicht, nachdem du so leiden musstest und ich dir dabei zusehen musste.

Zu deinem Körper führten mehrer Schläuche und Kabeln, wohin genau wurde durch das Hemd verdeckt. Sie verbanden dich mit Maschinen, deren Bildschirme mir Rätsel aufgaben. In deinem Zimmer war es nahezu ruhig, nur das Piepen des EKGs und unser aller Atem durchbrachen die Stille. Ich nahm deine kalte knochige Hand und strich zärtlich mit meinem Daumen über ihren Rücken, darauf bedacht, die daran steckende Infusionsnadel nicht zu berühren. Keiner von uns wagte etwas zu sagen, wir waren viel zu bestürzt von deinem Anblick.
 

Man bat uns, dein Zimmer wieder zu verlassen. Die anderen drei gaben dir einen Kuss auf die Stirn oder drückten sanft deine Hand und verabschiedeten sich von uns. Die Pflegerin wollte auch mich zum Gehen bringen, aber ich ließ es nicht zu. Ich wollte bei dir bleiben, dich nicht alleine lassen.

"Herr González, Sie sollten wirklich auf Ihr Zimmer gehen und sich ausruhen!" Sie versuchte, mich in meinem Rollstuhl wegzufahren, doch ich zog noch rechtzeitig die Bremse, sodass er sich nicht fortbewegen konnte. "Ich will hier bleiben", knurrte ich sie an. Nach einigem Hin und Her gab sie auf und ließ uns alleine.

"Vierzig Tage warst du dort, wusstest du das? Vierzig Tage warst du da gefangen, wurdest misshandelt und...vergewaltigt...aber du hast durchgehalten." Ich beugte mich vor um dich zu küssen, streichelte an deinem Wangenknochen entlang.

"Gib jetzt nicht auf", flüsterte ich dir ins Ohr.

Am liebsten hätte ich meinen Kopf auf deine Brust gelegt, wollte spüren, wie du atmest und dein Herz schlägt. Ich traute mich nicht, hatte Angst, ich würde dir Schmerzen zufügen oder dir das Atmen erschweren. Ich lehnte mich also im Rollstuhl zurück und schlief, erschöpft durch die Strapazen des heutigen Tages, ein.
 

Ich versuchte, so lange wie möglich bei dir zu sein. Zum Essen, Schlafen und zur Visite musste ich dennoch auf mein Zimmer. Man sagte mir, sobald du aus dem Koma erwachen würdest und es dein Zustand erlauben würde, würden wir in ein Krankenhaus gebracht werden, das näher an unserem Zuhause lag.

Als ich am vierten Tag aufwachte, stand eine Schwester bei mir im Zimmer. Sie sagte, dass sich deine Werte gebessert haben und du noch heute aufwachen würdest. Sofort musste ich zu dir, wurde aber von ihr aufgehalten.

"Zuerst müssen Sie etwas essen, Herr González."

Widerwillig schlang ich mein Frühstück hinunter, vorher hätte sie mich nicht gehen lassen.
 

Ich war schon eine Weile bei dir im Zimmer, als ich kleine Bewegungen an meiner Hand, in der ich deine hielt, spürte. Sie war so klein, dass ich mir dachte, ich hätte sie nur eingebildet. Da war sie wieder, diesmal etwas kräftiger. Gespannt sah ich in dein Gesicht. Deine Augenlieder begannen zu zucken. Langsam öffneten sie sich, schlossen sich aber gleich darauf wieder. Es musste eine ziemliche Anstrengung für dich gewesen sein, das zu tun. Du versuchtest es noch einmal, hattest aber kaum mehr Erfolg. Erst beim dritten Mal hattest du genug Kraft, deine Augen offen zu halten. Du sahst mich an.

"Hey", sagte ich leise und strich dir über die Wange. Du lächeltest beinahe unmerklich.

"Jan...ich...ich hatte solche Angst, dich zu verlieren." Dann begann ich zu weinen. Es schien, als würde all die Anspannung und Angst, die sich in letzter Zeit in mir aufgestaut hatte, plötzlich über mich hereinbrechen, als ich meinen Kopf heulend neben deinen auf den Polster legte. Ich spürte, wie du schwach über meine Hand streicheltest. Bald darauf schliefst du erschöpft wieder ein, während ich mich langsam wieder beruhigte.

Eine Schwester, die das Zimmer betrat, erklärte mir, dass wir in zwei bis drei Tagen in das andere Krankenhaus gebracht werden würden. Als sie deine Decke etwas zurückzog und dein Hemd öffnete um die Verbände zu wechseln, riss ich entsetzt die Augen auf – ich konnte jeden einzelnen deiner Knochen sehen.
 

Die Momente, in denen du wach warst, wurden immer mehr und länger. Schließlich wurdest du auf eine Trage gehoben und wir wurden aufs Dach des Krankenhauses gebracht. Dort wartete schon ein Hubschrauber auf uns. Du wurdest hinein geschoben und ich kletterte, unentwegt deine Hand haltend, hinterher. Ungefähr eine Stunde später kamen wir im anderen Krankenhaus an. Mittlerweile warst du wieder eingeschlafen. Du wurdest auf ein Einzelzimmer gebracht. Es war mit einem kleinen zusätzlichen Bett ausgestattet, auf dem ich schlafen konnte. Mir ging es wieder gut, sodass ich keinen stationären Aufenthalt mehr nötig hatte. Du würdest allerdings noch ein paar Wochen hier bleiben müssen, da dein Körper die Zeit brauchte, um sich wieder zu regenerieren. Bela besuchte uns noch am selben Tag und brachte paar Sachen mit.

Seit du aus dem Koma aufgewacht warst, hattest du noch kein einziges Wort gesprochen. Du ließt auch nahezu keinen an dich heran, immer wieder musste ich beruhigend auf dich einreden, damit der Arzt dich untersuchen oder eine Schwester dir die Verbände wechseln konnte. Diese Reaktion war verständlich, immerhin hattest du eine grausame Zeit durchlebt, in der du gezwungen wurdest, Berührungen zu erdulden, die du gar nicht wolltest und musstest das erst einmal verarbeiten. Ich war der einzige, dem du zu vertrauen schienst. Ich sagte auch den anderen, dass sie uns etwas Zeit geben sollen, um dich mit ihren Besuchen nicht zu überanstrengen.
 

Die Ärzte erstellten für dich eine spezielle Diät, um deinen Körper langsam wieder an feste Nahrung zu gewöhnen. Anfangs musste ich dich zum Essen zwingen. Du hattest zwar Hunger, aber das ganze schien dir den Appetit geraubt zu haben. Wobei…zwingen ist nicht das richtige Wort, ich habe dich eher darum gebeten und eigentlich hattest du auch keine andere Wahl, als ich dir die Nahrung unter die Nase hielt und dich unaufhörlich zum Zubeißen aufgefordert und angefeuert habe. Du quittiertest es mit einem milden Lächeln.

Ich versuchte immer, nicht etwas von dir zu verlangen, was du nicht wolltest; du solltest merken, dass es mir wichtig war, dass es dir gut dabei ging, dass du dich sicher und von mir respektiert fühltest. Selbst wenn ich dich im Bett etwas aufrichtete, damit du bequemer liegen konntest, fragte ich dich vorher, ob ich das auch wirklich tun dürfe, ich wollte nichts ohne deine Erlaubnis machen.
 

Du saßest in einem Rollstuhl am Fenster, als ich an diesem Tag dein Zimmer betrat. Ich war kurz Zuhause, hab mich geduscht, mir etwas Frisches angezogen und etwas gegessen. Du hast geschlafen, als ich gegangen bin, also habe ich dir einen Zettel geschrieben, damit du weißt, wo ich war. Als ich also hereinkam, warst du mit einer Decke zugedeckt, denn dir war ständig kalt. Wenn man, so wie du, kaum was auf den Knochen hat, war das ja nur logisch. Ich setzte mich auf einen Sessel neben dich und sah dich an. Wir saßen eine Weile so da, du hast den Kopf zum Fenster hin gedreht und sahst hinaus. Ich merkte, wie du mich manchmal kurz so aus den Augenwinkeln betrachtetest, so als würdest du darauf warten, dass ich etwas sagen würde. Ich begann leicht zu lachen, als du es schon wieder machtest, du sahst mich gespielt beleidigt an.

„Hey“, begrüßte ich dich nun und küsste dich an die Schläfe.

Du lächeltest. Ich glaubte, in deinem Blick so etwas wie Heimweh entdeckt zu haben.

„Was hast du?“

Du sahst mich unverändert an.

„Du willst nach Hause, oder?“

Du nicktest, sahst traurig zu Boden, wusstest du doch, dass du darauf noch lange warten musstest.

Ich strich dir sanft über die Wange. „Ich werd mal sehen, was sich machen lässt.“ Ich stand auf und ging zu deinem Arzt.
 

Ich glaube, ich habe ihn mindestens eine Stunde lang bequatscht, habe gesagt, dass es für dich bestimmt das Beste wäre, endlich zu Hause zu sein, dass du einfach dein gewohntes Umfeld brauchen würdest. Am Ende hatte ich stark daran gezweifelt, war mir sicher, dass das alles umsonst war, sie dich nicht gehen lassen würden. Doch es schien wirklich geholfen zu haben. Nachdem ich mehrmals versprechen musste, darauf zu achten, dass du im Bett liegen bleiben, dich schonen und auch wirklich richtig und plangemäß essen würdest und ich dich zweimal in der Woche zur Untersuchung ins Krankenhaus bringen würde, durfte ich dich mit nach Hause nehmen. Gleich am nächsten Tag würdest du entlassen werden.

Als ich es dir sagte, wolltest du es erst selbst kaum glauben. Bald darauf begannst du zu strahlen, soweit es dein Zustand zuließ.
 

Am nächsten Tag nach dem Frühstück kam der Arzt noch einmal in dein Zimmer und erklärte uns noch einmal mit aller Wichtigkeit, was wir alles zu beachten hatten. Nachdem er gegangen ist, half ich dir beim Anziehen, setzte dich, mit Hilfe einer Schwester, in den Rollstuhl und schob dich zu Bela, der vor dem Gebäude schon mit seinem Wagen auf uns wartete, da ich mit meinem eingegipsten Arm nicht fahren konnte.

Zuhause angekommen brachten wir dich erstmal in dein Bett. Deine Augen strahlten, als wir dein Haus betraten, das du vor zwei Monaten gewaltsam hast verlassen müssen. Während Bela uns einen Tee zubereitete, half ich dir beim Umziehen, und legte dir die Polster so in den Rücken, dass du im Bett ohne Anstrengungen sitzen konntest. Ich setzte mich zu dir aufs Bett – es war ein großes, auf dem wir beide genug Platz hatten – und beobachtete dich, wie du deine Beine langsam an dich heran zogst, du etwas an der Decke herum spieltest. Deine Wunden waren sehr gut verheilt, nur noch leichte Narben erinnerten an sie, aber auch diese würden bald verschwunden sein. Bis auf die Schiene waren alle deine Pflaster und Verbände entfernt worden. Du schienst etwas sagen zu wollen, doch genau in diesem Moment kam Bela mit drei Tassen ins Zimmer. Wir redeten belangloses Zeug, du saßest schweigend daneben und nicktest oder schütteltest ab und zu den Kopf.

Am späten Nachmittag fuhr Bela nach Hause. Ich begleitete ihn noch zur Tür.

„Danke für alles“, sagte ich, als wir uns kurz umarmten.

„Hey, ist doch selbstverständlich!“

„Nein, ehrlich. Ich…danke.“

„Rod, da gibt’s nichts zu danken. Das ist doch klar, dass ich helfe. Nach allem, was ihr beiden durchgemacht habt!“

„Ich weiß nicht, wie ich das alles schaffen soll. Es…es tut so weh, Jan so leiden zu sehen und ich kann nichts dagegen tun“, ich spürte, wie mir vereinzelte Tränen herab liefen.

„Oh doch, das kannst du. Ich hab ihn heute beobachtet. Er…wenn er dich ansieht, dann leuchten seine Augen; er freut sich total, dass er dich hat, dass du ihm so hilfst“, Bela fand wahrscheinlich, es klang total bescheuert, was er da sagte, doch irgendwie schien es mir zu helfen.

„Ich möchte nur seine Stimme wieder hören“, flüsterte ich leise.

Er drückte mich noch einmal sanft an sich, strich mir beruhigend über den Rücken. „Jan ist ein Kämpfer, er wird das schon schaffen. Gib ihm nur etwas Zeit.“

Wir verabschiedeten uns. Bevor ich zu dir zurückging, schlich ich ins Bad und hielt mein Gesicht unters Wasser. Du solltest nicht merken, dass ich geweint habe.

Ich öffnete vorsichtig deine Türe. Du wolltest dich gerade hinlegen. Ich nahm ein paar Polster vom Bett und schmiss sie auf den Schaukelstuhl, der bei der Balkontür stand. Du lagst auf der rechten Seite des Bettes. Normalerweise hätte ich mich auf die andere Seite gelegt, aber ich dachte, für den Anfang lieber im Gästezimmer zu übernachten, um dir soviel Freiheiten wie möglich zu geben und dir nicht meine Nähe aufzuzwängen. Du schienst da anderer Meinung zu sein, denn gerade als ich gehen wollte, gabst du mir mit einem Klopfen auf die Matratze zu verstehen, dass ich Platz nehmen sollte. Ich setzte mich neben dich.

„Du willst, dass ich bei dir schlafe?“, fragte ich zur Sicherheit.

Du nicktest als Antwort, also ließ ich mich zurück sinken und machte es mir bequem. Ich sah dich wieder an. Du hast mich die ganze Zeit beobachtet, nun kautest du leicht auf der Unterlippe. Langsam schobst du dich immer näher zu mir. Zaghaft legtest du deinen Kopf auf meine Brust, deinen Arm auf meinen Bauch. Ich nahm deine Hand in meine und strich dir mit meiner anderen durch die kurzen Haare. Es war wie früher. Du hobst deinen Kopf etwas und sahst mir in die Augen.

„Ich liebe dich“, sagtest du ganz leise. Beinahe hätte ich gedacht, es war Einbildung. Doch dein sanftes Lächeln verriet mir, dass du das eben wirklich gesagt hast.

„Ich liebe dich auch, Jan.“

Du legtest deinen Kopf wieder zurück und lachtest leise auf, als du bemerktest, dass sich mein Herzschlag beschleunigt hatte – ich war der glücklichste Mensch auf der Welt.

„Gute Nacht“, flüstertest du noch, bald darauf warst du eingeschlafen.

Ich beobachtete dich noch eine Weile, strich dir unaufhörlich durch die Haare, bis auch ich ins Land der Träume entfloh.



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