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Folge deinem Traum

von

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Der Traum

Am Donnerstag blieb Justin im Bett. Er wollte nicht aufstehen.

Wenn er aufstehen würde, müsste er sich entscheiden. Kehrt er in seinen Alltag zurück oder bleibt er weiterhin hier…

Eigentlich könnte er ja aufstehen, weil er ja noch bis Freitag entschuldigt war, aber er könnte ja auch schon jetzt wieder gehen…

Es war so schwer sich zu überwinden. Es würde nicht sein wie früher. Er würde nicht nach der Schule ins Loft und danach nicht zur Arbeit ins Dinner gehen. Und danach vielleicht abends noch ins Woodys oder ins Babylon.

Er würde hierher zurückkehren und Teil dieser Familie sein. Er würde mit ihnen Lachen und es würde lustig sein.

Aber sein altes Leben hatte ihm auch gut gefallen.

Und zum ersten Mal seit er bei Cathy war, spürte er ernsthaft und schmerzhaft, dass er Brian vermisste.

Er wäre jetzt gern bei ihm. Er würde ihn jetzt gern Küssen, er würde gern in seinen Armen liegen. Er würde gerne mit ihm schlafen.

Und doch waren da wieder die Bilder. Brian mit anderen Männern, Brian wie er flirtete, Brian wie er den anderen Worte ins Ohr flüsterte, Brian wie er eng tanzte, Brian wie er diesen einen Mann fickt und küsst.

Ja, er hatte es niemanden gesagt, aber Brian hatte diesen Kerl auch noch geküsst.

Was sollte Justin nur tun? Wie sollte er sich entscheiden? Und wenn er wieder in die Schule geht… Vielleicht sucht ihn Brian… Vielleicht steht er vor der Schule und wartet auf ihn… Vielleicht stört es ihn auch nicht, dass Justin nicht wieder kam. Vielleicht wunderte es ihn auch nicht mal. Er hatte ja jetzt diesen anderen Kerl.

Und wenn er da stehen würde, würde er ihm dann verzeihen? Könnte er das?

Und so verbrachte er eine ganze Weile im Bett und stellte sich Was-wäre-wenn-Fragen.
 

Um 11 Uhr kam Daphne ins Zimmer. Sie hatte heute nur nachmittags Vorlesungen und was deswegen noch zuhause.

Daphne: „Was ist denn los, Justin?“

„Was soll denn sein?“

„Du kommst nicht nach unten. Die anderen machen sich schon Sorgen.“

„Wieso? Wir haben doch heute keine Arbeit, oder?“

„Das schon, aber deswegen kannst du doch trotzdem runterkommen. Cathy und die Jungs sind zwar arbeiten, aber Jeremy und ich wollten heute mit dir ausreiten.“

„Ich kann nicht reiten!“

„Aber du wolltest er lernen! Was hast du, Justin? Denkst du schon wieder nach?“

Justin seufzte schwer: „Du kennst doch Brian! Sucht er nach mir oder nicht? Hat er das absichtlich gemacht oder war es ein Versehen? War das einmalig oder war das schon öfter? Ich weiß es einfach nicht mehr!“

Daphne sah Justin eine Weile lang an, dann räusperte sie sich: „So gut kenn ich ja Brian auch wieder nicht. Aber eins wusste ich schon als ich euch Beide das erste Mal zusammen gesehen habe. Brian liebt dich!“

„Woher willst du das wissen? Brian zeigt es nicht und er sagt es nicht!“

„Doch er hat es gezeigt. Es ist, wie er dich ansieht. Wie seine Augen leuchten, wenn du den Raum betrittst. Wie er sich bewegt, wenn du anwesend bist und wie wenn du nicht da bist. Seine Stimme klingt anders, wenn er mit dir spricht. Selbst wenn er dich für eine Dummheit verhöhnt, klingt es noch wie eine Liebeserklärung. Er gibt für dich Prinzipien auf, zieht mit dir um die Häuser, wenn ihm danach ist. Und laut Michael hat Brian so was nie getan, bevor er dich kannte. Es gibt so viele kleine Dinge, die anders sind, wenn du da bist. Ich glaube schon, dass er dich liebt und braucht.“

Justin starrte Daphne eine Minute lang nur schweigend an. Dann begann er zu stottern: „Das… Das ist… Das ist mir nie so… nie so wirklich… aufgefallen. Ist das… ist das wirklich war?“

„Jedes einzelne Wort! Ich hab mir immer einen Freund gewünscht, der mich so liebt, wie Brian dich. Wenn er nur endlich mal aus dem ‚Ich bin Brian Kinney, die geilste Sau von ganz Pittsburgh, ich muss so sein.’ Rauskommen würde… Er hat Angst sein eigentliches Gesicht zu zeigen. Er denkt, dass du ihn nicht mehr liebst, dass ihn die Jungs nicht mehr mögen, dass Debbie nicht mehr so was wie seine Mutter ist, wenn er aufhört Brian Kinney, das Arschloch zu sein und anfängt Brian Kinney, der Liebende und Freund zu sein. Er hat Angst abhängig von dir zu sein. Doch tief in seinem Herzen muss das schon passiert sein… Das kommt nicht von mir weißt du… Alle wissen das! Es hat nur noch keiner geschafft ihm das beizubringen.“

Justin starrte sie wieder nur an.

„Ach Justin, du scheinst der Einzige zu sein, dem das noch nicht aufgefallen ist. Meine Güte, ich glaube sogar daran, dass auch Brian auf einen Prinzen auf einem Schimmel wartet. Und jetzt hör endlich auf zu grübeln und sorg dafür, dass Brians Prinz, wenn er endlich vorbeireitet, nicht vom Pferd fällt und sich den Hals bricht.

Da musste sogar Justin lachen und nur wenige Minuten später stand Justin in seiner neuen Reitausstattung neben Daphne an der Pferdekoppel.
 

Es wurden sehr lustige Reitstunden. Peter, einer der Tierpfleger, der in seiner Freizeit Kindern Reitstunden gab, hatte sich bereit erklärt es auch Justin beizubringen.

Ja, es wurde sehr lustig, erst weil Justin ständig auf der Wiese saß und später, als er es erstaunlich schnell gelernt hatte oben zu bleiben und auch keine schlechte Haltung zeigte, fing Jeremy an Schwulenwitze zu reißen.

Justin war deswegen nicht sauer. Er lachte mit den Anderen, weil er ja wusste, dass Jeremy es nicht böse meinte.

Sie waren den ganzen Nachmittag draußen. Nach dem Mittagessen ging Daphne zu ihren Vorlesungen und kurz darauf kam Cathy.

Am Abend war Justin so gut wie hinüber, aber aus irgendeinem Grund konnte er jetzt schon richtig gut reiten. An diesem Abend fiel er ins Bett und war sofort eingeschlafen.
 

Er steht in einer feierlich geschmückten Kirche, die bis auf den letzten Platz besetzt ist. Die Menschen in den Bänken sind alle festlich gekleidet. Der Hauptgang ist mit einem roten Teppich ausgekleidet. Justin sieht an sich herunter. Er trägt einen weißen Anzug und hat einen Strauß roter Rosen in der Hand. Er schreitet an den Bänken entlang nach vorne. Cathys komplette Hausgemeinschaft ist anwesend und dort vorne sitzt sie selbst mit Jeremy neben Debbie, Jen, Vic, Ben, Emmett und Ted. Debbie und seine Mum haben Tränen in den Augen. Auf der anderen Seite vom Gang sitzen Gabriel und Richard und daneben Lindsay und Mel mit Gus. Der kleine Junge streckt ihm freudig lachend die Arme entgegen. Hinter seiner Mum entdeckt er noch Brians Familie und seinen Vater und seine Schwester. Am Ende der ersten Bank stehen links und rechts Daphne und Michael. Und in ihrer Mitte, vor dem Altar … Brian. Im Schwarzen Anzug. Brian begrüßt ihn mit einem Kuss. Sie drehen sich zum Pfarrer um und der Gottesdienst beginnt. Endlich stehen die beiden zum Eheversprechen auf. Der Pfarrer wendet sich als erstes zu Justin: „Mister Justin Taylor wollen Sie den hier anwesenden Brian Kinney zu Ihrem rechtmäßigen Ehemann nehmen, ihn lieben und ehren, bis der Tod euch scheidet? So antworten Sie mit ‚Ja, so wahr mir Gott helfe!’“ Justin lächelt: „Ja, so wahr mir Gott helfe!“ Nun wendet sich der Pfarrer an Brian: „Mister Brian Kinney, wollen Sie den hier anwesenden Justin Taylor zu ihrem rechtmäßigen Ehemann nehmen, ihn lieben und ehren, bis dass der Tod euch scheidet? So antworten auch Sie mit ‚Ja, so wahr mir Gott helfe!’“ Auch Brian lächelt: „Ja, so wahr mir Gott.“ Der Priester sieht sie beide kurz an, dann meint er: „Somit erkläre ich Eure Ehe als besiegelt. Sie dürfen sich jetzt küssen.“ Die beiden fallen sich glücklich in die Arme und küssen sich. Die Kirchenglocken beginnen zu läuten. Nur komisch, warum scheppern sie so?
 

Verschlafen richtete sich Justin auf. Nur langsam fand er in die Wirklichkeit zurück. Wütend schlug er auf seinen Wecker ein. Es war so ein richtig altes Teil.

Er kletterte aus dem Bett und torkelte zum Schrank um sich anzuziehen, dann kam ihn plötzlich wieder der Traum in den Sinn und das einzige, was er noch denken konnte war: Sie hatten wirklich geheiratet. Brian hatte ja gesagt…

Das konnte nicht sein… Warum träumte er den Traum jetzt zu Ende? Hatte er sich entschieden? Wollte er zu Brian zurückkehren? War er sich endlich sicher, was er wollte? Ja, irgendwie schon. Sein Herz fühlte sich so leicht und so frei an wie schon lang nicht mehr.

Schnell sah er auf die Uhr. Es war noch nicht zu spät. Er würde heute wieder in die Schule gehen. Er würde in seinen Alltag zurückkehren und vielleicht ergab es sich ja auch, dass er dann auch wieder zu Brian zurückkehrte.

Hastig zog er sich an und rannte zum Frühstück hinunter.

Als er Cathy sein Vorhaben mitteilte, gab sie ihm einfach ein paar Autoschlüssel in die Hand. Er schaute sie verwirrt an.

„Na laufen kannst du zur Schule nicht, es fährt kein Bus, ich denke nicht, dass du einen Chauffeur brauchst, also fährst du selbst. Die Schlüssel gehören zu dem kleinen schwarzen Polo draußen. Fahr ihn mir bloß nicht kaputt.“
 

Justin stellte den Polo auf dem Parkplatz ab und atmete tief ein. Vorsichtig sah er sich um. Von Brian war keine Spur zu sehen.

Er stieg aus und lief langsam auf das Gebäude zu. Aber auch dort war kein Brian.

Justin fühlte sich gleichzeitig erleichtert und enttäuscht und zusätzlich noch richtig dumm. Hatte er wirklich geglaubt, dass Brian Tag und Nacht vor der Schule stehen würde und auf ihn wartete?

Er war krankgeschrieben. Vielleicht kam Brian am Montag, vielleicht auch gar nicht.

‚Stell dich nicht so an, du Dummkopf!’, fuhr er sich selbst an, als er merkte, dass sie im die Tränen kamen. ‚Du wirst doch jetzt nicht schwach werden! Sei stark! Du bist doch sonst nicht so…’

Aber er wusste, warum ihn das alles so mitnahm. Er hatte so gehofft ihn zu sehen. Er hatte es sich gewünscht, hatte sich eingebildet, dass es so sein muss wegen dem Traum.

Und deswegen war er enttäuscht, auf der anderen Seite aber wieder erleichtert, weil er sich noch nicht sicher war, ob er ihm verzeihen konnte. Es war einfach so kompliziert.

Mittlerweile war er am Sekretariat angekommen und meldete, dass er heute da war. Die Sekretärin lächelte ihn mitfühlend an. Sah er wirklich so schlecht aus?
 

In der Pause saß Justin auf einer Bank im Hof. Es tat gut wieder zu malen. Er hatte schon viel zu lange gefehlt. Justin fühlte sich viel besser. Ach, es war so einfach. Und es störte ihn auch nicht mehr, dass er am Nachmittag nicht ins Loft fahren würde. Er würde heute Nachmittag noch reiten, er hatte fürs Wochenende schon Pläne. Es war doch alles bestens!

Herzhaft biss er in sein Brot, das ihm nur wenige Sekunden später fast ihm Hals stecken blieb. Brian kam aus dem Gebäude, lief ohne sich umzusehen auf sein Auto zu, das neben dem schwarzen Polo parkte, und stieg ein. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Justin starrte ihm nach, als er davon fuhr.
 

Das Mädchen brauchte vier Anläufe bis Justin bemerkte, dass er angesprochen wurde: „Entschuldigung, du bist doch Justin Taylor, oder? Du sollte bitte kurz ins Sekretariat kommen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  brandzess
2010-11-12T21:47:05+00:00 12.11.2010 22:47
oh my goodness! O.O


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