Zum Inhalt der Seite

Der Schreiber...

...legt seine Seele ins Tintenfass
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

009 Mut

Thema 009 Mut
 

Die Gitarre in seiner Hand zitterte leicht. Er spielte erst seit vier Monaten und wirklich spielen konnte er auch noch gar nicht. Nur ein paar Griffe und ein bisschen Gezupfe, nichts wirklich besonderes.

Irgendwo hatte er gelesen, dass es eindrucksvoll wirkte, wenn man Gitarre oder irgendein Instrument spielte und dass sie auf so etwas standen.

Die Mädchen.

Und da er nur ein zu klein geratener Typ war, der etwas schmächtig wirkte und immer Pickel an den peinlichsten Stellen bekam – zum Beispiel mitten auf der Nase - konnte er sie mit seinem Aussehen schon einmal nicht beeindrucken. Er beneidete die Jungs, die mit tollem Aussehen gesegnet waren, oft machten sie auch richtig viel Sport und ihre Muskeln betonten sie dann, in dem sie extra enge T-Shirts anzogen.

Die Mädchen fanden das klasse.

Immer wenn solche Jungs vorbeigingen, fingen sie an zu tuscheln und zu kichern. Zumindest meistens.

Er selbst war nicht so toll.

Deshalb hatte er seine Mutter auch angebettelt Gitarre spielen zu dürfen, obwohl sie dafür eigentlich nicht genug Geld hatten.

Aber jetzt durfte er es endlich.

Und irgendwie fühlte er sich seitdem besser.

Cooler.

Auch wenn er es niemandem erzählt hatte, weil er Angst hatte, dass man ihn auslachen würde. Es war heute das erste Mal, dass er sich getraut hatte die Gitarre mit in die Schule zu bringen.

Um Eindruck zu machen.

Einer von den wirklich tollen Jungs hatte ihn schon dumm angegrinst, aber er hatte einfach gesagt, dass er direkt nach der Schule zum Gitarrenunterricht gehen würde.

Deshalb.

Und auf keinen Fall um toll zu sein.

Seit dem saß er nun in der Pausenhalle und fuhr mit dem Finger über die Saiten. Ganz vorsichtig, damit sie nur ganz leise sangen. Es sollte schließlich so wirken, als würde er es nur zur Ablenkung machen.

Nicht um cool zu sein.

Zwischendurch schaute er immer wieder verstohlen auf, um zu sehen, ob ihn noch immer alle ignorierten, ob er noch immer der Außenseiter war, der nicht beachtet wurde, oder ob er jetzt endlich jemand war.

Es war ihm egal, wer er war, Hauptsache er war jemand.

Irgendjemand.

Aber nichts hatte sich verändert.

Alle unterhielten sich, schauten den tollen Jungs hinterher und machten anderen Kram. Warum sahen sie ihn nicht, jetzt, da er eine Gitarre hatte?

Hatte er sich nicht genug geändert?

Oder durfte er nicht warten?

Musste er aufstehen und zu ihnen gehen?

Musste er sich zu ihnen setzen, um so zu sein wie sie?

Aber das konnte nicht sein, der Abstand war zu groß, als das er ihn hätte überwinden können.

Zu viele Schritte musste er tun.

Zu viele Selbstzweifel, die er überwinden musste,

Er senkte wieder den Kopf und betrachtete die Saiten, strich vorsichtig darüber. Er traute es sich nicht die anderen noch einmal anzusehen, hatte auf einmal Angst davor einem Blick zu begegnen. Angst davor, aufzufallen, verspottet zu werden.

Erst als der Schulgong ertönte, hielt er inne und zog die Gitarrentasche zu sich heran.

Er würde sie einpacken, in die große, schwarze Tasche und dann würde er sie nie wieder mit in die Schule bringen. Er würde sie weiterhin spielen, ja, aber würde sie nicht mehr zeigen.

Wahrscheinlich wirkte er als kleiner, pickeliger Junge ohnehin eher lächerlich als cool mit einer solch großen Gitarre.

Warum hatte er sie eigentlich mitgebracht?

Warum war er nicht einfach zufrieden damit, nicht aufzufallen?

Das war schließlich besser, als etwa die ganze Zeit gehänselt zu werden.

Oder nicht?

Doch, mit Sicherheit.

Als er die Gitarre schließlich verpackt hatte, stand er auf.

Sein Blick war wie immer auf den Boden gerichtet, nur ganz kurz schaute er auf.

Warum wusste er selbst nicht.

Aber er tat es - und schaute ihr direkt in die Augen.

Sie waren blau.

Er konnte sich nicht davon abwenden, starrte sie an.

Sie lächelte.

Er konnte es nicht.

Sich nicht abwenden.

Nicht zurücklächeln.

Er konnte es einfach nicht.

Sie wandte sich ab.

Eines Tages würde er zurücklächeln, bestimmt.

Wenn er mutig genug war.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Trollfrau
2010-11-06T21:03:26+00:00 06.11.2010 22:03
Wie oberflächlich die Welt doch ist... tz tz tz...
Aber irgendwie ist mir dieser Kerl sympathisch. Ich kann zwar nicht Gitarre spielen (oder sonst ein Instrument!) Aber irgendwie... finde ich auch hier wieder Parallelen. Das ist fast schon beängstigend. *grusel*
Es ist schon irgendwie schade, dass dieser Kerl nicht ein klein bisschen mehr Mut aufbringen kann. Aber er wird es schaffen. Da bin ich zuversichtlich und irgendwann stellt er alle anderen in den Schatten.
Wirklich schöne Geschichte. ^^
[FCY]
Von: abgemeldet
2009-03-21T03:40:33+00:00 21.03.2009 04:40
Hmm...obwohl es für deine Verhältnisse relativ kurz ist, finde ich, dass diese KG ziemlich facettenreich geworden ist!
Während der ersten Hälfte war ich hin und hergerissen, ob ich den Jungen symphatisch finde oder nicht, in der zweiten Hälfte war es ähnlich, aber letztendlich tendiere ich zu symphatisch. Außerdem finde ich, dass du das Thema Mut super umgesetzt hast und das doch auch in mehreren Aspekten (oder hab ich mir das nur eingebildet?XD)... im Prinzip sind die ganzen Schritte, die er gemacht hat, bis er dann in der Pausenhalle sitzt und an seiner Gitarre rumzupft doch schon Mut,oder? Mit Schritten mein ich jetzt, zB erst mal, dass er seine Mutter darum gebeten hat Gitarre spielen zu dürfen, dann die Gitarre mitzubringen und am Ende dann noch alles was noch in ferner Zukunft liegt... ist das Mist oder noch an der Grenze des Ertragbaren?xD

Wurst... irgendwie ist es komisch, dass man ja bei Geschichten mit den Außenseitern mitfühlt oder zumindest vom geschriebenen Text praktisch mitfühlen muss, aber im echten Leben, manchen "Außenseitern" keine Beachtung schenkt. Oder über sie lästert. Weißt du was ich meine? Wenn ich solche Geschichten lese hab ich zwar nicht konkret eine bestimmte Person im Kopf (zugegeben, bei den Pikeln hab ich an Brod gedacht xD), aber trotzdem komm ich mir dann immer irgendwie schlecht vor, weil man ja oft hinterm Rücken von Leuten lästert oder so. Okay, wir sind jetzt nicht die Hardcore-Pösewichte, dies für ihr Ego brauchen andere runter zu machen, aber trotzdem o_O

Soa, ich finde für die Uhrzeit war das ein langer und sogar relativ sinnvoller Kommi! Ich hab mir Gedanken gemacht :D
btw ich habs total verpeilt, dass ich die Kommis schreiben wollte... aber ich dachte gerade so... ob Laura wohl Spaß bei Hennings Premiere hatte und ob Linda wohl da war und dass dich diese Tatsache bestimmt genervt hätte, falls es so war... (btw ja, wie war es denn wirklich?)... und deshalb hab ich jetzt schon mal einen geschireben... bzw schreib ihn gerade... und es wird höchst SINNLOS o_O

Wurst, wir sehen/sprechen/schreiben uns?
Ruf mich an :)

Deine Mama <3


Zurück