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Der Schreiber...

...legt seine Seele ins Tintenfass
von

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006 Ehrlichkeit

Thema 006 Ehrlichkeit
 

Ich lebe in der Großstadt.

New York.

Ausgesucht habe ich es mir nicht, es ist also alles andere als freiwillig. Wesen wie ich haben keinen Einfluss auf den Ort, an dem sie geboren werden. Wir entstehen dann, wann die Menschen es wollen, ohne, dass sie uns fragen und meistens lassen sie uns schon bald wieder alleine, kümmern sich nicht um uns und lassen uns verhungern.

Nun ja, so ganz stimmt das nicht, ein paar von uns werden richtig verhätschelt und vertätschelt und bekommen an jeder Straßenecke was zu futtern – der Hass zum Beispiel.

Er ist in letzter Zeit immer überheblicher und vor allem immer dicker geworden. Man kann ihn immer schon von weitem hören, wenn er heranstampft.

Die Liebe ist dagegen voll schlank. Also nicht magersüchtig oder so, nein, sie ist einfach nur eine Dame mit wunderbaren Kurven. Sie selbst sagt zwar, dass die Zeiten auch für sie härter geworden seien, aber man sieht ihr doch an, dass es noch genug Liebe in der Welt gibt um sorglos davon Leben zu können, auch wenn sie ohne Zweifel mehr umherlaufen muss, um sie zu finden. Sie ist sportlicher geworden.

Auch die Freundschaft hatte keinen Grund zu klagen, es ging ihr zwar bei weitem nicht so gut wie dem Hass und seltsamerweise auch nicht ganz so gut wie der Liebe – sie beschwerte sich oft darüber, dass Neid sich ständig in ihre Dinge einmischte, aber das ist eine andere Geschichte – aber sie lungerte bei weitem nicht so oft und so nah am Existenzminimum herum wie ich es zu tun pflegte.

Immer hatte ich Angst um mein Leben, war ich mir der Tatsache, dass ich mich mit jedem Moment, den ich schwächer wurde, in Luft auflösen konnte, doch vollkommen klar. Aber ich konnte nichts dagegen tun, gar nichts.

Ich, als Teil der Ehrlichkeit, hatte es schon immer schwer gehabt, denn wirklich richtig ehrlich waren die Menschen selten zueinander – und genau das mussten sie sein, damit ich etwas davon hatte. Wenn es sich nur um eine Beichte handelte, weil irgendjemand ein schlechtes Gewissen hatte, dann profitierte aus irgendeinem Grund vor allem das Geständnis davon. Ich selbst bekam davon nicht viel mit, da eine Beichte oder ein Geständnis eines Menschen in den seltensten Fällen mit der wahren Ehrlichkeit einherging.

Eigentlich schade, aber so war es nun einmal und ich war wie bei so vielen Dingen machtlos.

Ich würde sogar sagen, dass ich wahrscheinlich gar nichts an dieser Tatsache ändern würde, selbst wenn ich es könnte. Wenn die Menschen nicht einmal mehr in der Lage wären genug Ehrlichkeit hervorzubringen um ein kleines Wesen wie mich am Leben zu erhalten, sondern stattdessen Neid, Betrug und Hinterlist den Magen voll stopften – die drei konnte ich ohnehin nicht ausstehen, keine Ahnung wieso, es liegt in meinem Naturell – ich glaube, wenn es wirklich so weit kommen sollte, dann wollte ich gar nicht mehr da sein. Die Welt wäre dann in meinen Augen einfach ein bisschen zu korrupt.

Wenn noch nicht einmal Liebende, die wirklich Gefühle füreinander hatten (ansonsten würde die nette und ziemlich gut aussehende Frau Liebe ja nichts davon haben), in der Lage waren, von Grund auf ehrlich zueinander zu sein, sondern sich trotz ihres gemeinsamen Lebens betrogen – nein, das wäre nicht meine Welt.

Mal schauen wie lange es noch dauert, bis es so weit ist. Bis jetzt habe ich zwar immer alles irgendwie überlebt, aber ich zweifle komischerweise nicht daran, dass der Tag kommen wird, an dem wir alle sterben müssen – die Freundschaft, die Liebe, der Hass, der Betrug, der Neid...

Wir werden alle sterben, denn irgendwann wird der Mensch nicht mehr in der Lage sein, irgendeine Art von Gefühlen zu empfinden, zumindest deutet momentan alles daraufhin. Vielleicht bekommt der Mensch ja noch die Kurve – wir werden sehen.

Aber wenn es nicht so sein sollte, dann zweifle ich nicht daran, dass ich mit als erster dran glauben muss.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  -Moonshine-
2011-04-10T10:10:35+00:00 10.04.2011 12:10
Ich poste meine Bewertungen hier, dann hast du auch was davon. :)

Damit die Ehrlichkeit jetzt auch etwas hat, wovon sie leben kann, bin ich auch mal ehrlich zu dir. :)
Lustigerweise hab ich den Titel gar nicht mit dem Inhalt in Verbindung gebracht, aber wahrscheinlich nur, weil ich den nur so überflogen hab. Wenn man ihn sich näher anguckt, denke ich, kommt man schon relativ früh darauf, dass es hier um die Ehrlichkeit geht.
Ich finde es schön, wie du die Ehrlichkeit personifiziert hast, als ginge es hier um ein Lebewesen, das auch Nahrung und Zuwendung braucht. Auch schön, wie du die anderen Gefühle beschrieben hast, allen voran Hass und Liebe, wobei ich denke, der Hass muss nicht immer so plump sein und die Liebe nicht immer so stereotypisch. Kann ja auch ne wilde Liebe, eine schüchterne Liebe, eine total verrückte Liebe sein. Die Dame erinnert mich ein bisschen zu sehr an etwas Elegantes. Aber gleichzeitig gefällt mir das auch... du weißt schon, so in die Richtung Liebe = Idealvorstellungen von Menschen (spielen zumindest oft mit rein) und naja, die Idealvorstellungen in unserer Gesellschaft sind ja nunmal momentan die von Damen mit Kurven an den richtigen Stellen... Also ich bin da zwiegespalten, aber alles in einem denke ich, du hast das ganz gut getroffen.
Das mit der Freundschaft und dass sich der Neid gerne in ihre Dinge einmischt - genial! Sehr wahre Worte.
Das, was danach folgt, ist mir ehrlich gesagt ein bisschen zu sehr mit dem Moralhammer auf den Tisch gehauen. Die Ehrlichkeit ist ein bisschen zu sehr in ihrem Selbstmitleid versunken und viel zu negativ, denke ich. Klar gibt es genug besch... Menschen auf der Welt, denen Werte nichts mehr bedeuten oder diesie nicht vermittelt bekommen haben, aber ich denke, ein Großteil der Menschen denkt da anders. Das Problem ist nur, meiner Meinung nach, dass gerade diese rücksichtslosen und moralverachtenden Kreaturen in den oberen Etagen sitzen, entweder weil sie schon korrupt sind und es so geschafft haben oder weil Macht sie im Nachhinein korrumpiert hat. Du weißt ja... "Wenn du ein Schwein bist, gehört dir alles allein". Genau deshalb kommt es uns nämlich so vor, als wäre die Welt voll von solchem Abschaum, aber im Grunde sind es die "kleinen" Leute, die solche Werte noch immer leben und auch an ihre Kinder weitervermitteln. :) Manchmal sieht man das Gute vor lauter Schlechtem nicht mehr, aber es ist trotzdem da.
Aber egal.Das war jetzt mein eigener Moralhammer, aber hier geht's ja um deine Geschichte.
Ich weiß, ich soll keine Fehler aufzählen, aber ich tu es trotzde. Du kannst es ignorieren oder nicht, das überlass ich ganz allein dir. ^^ Wobei, ich stell auch Fragen zu dein einzelnen Absätzen, wenn ich sie nicht verstehe.

>Wir entstehen dann, wann die Menschen es wollen
wenn die Menschen es wollen, ist wohl korrekter

>was zu futtern
Umgangssprache - etwas

>Die Liebe ist dagegen voll schlank.
meinst du vllt "vollschlank"?

>Also nicht magersüchtig oder so
oder so - Umgangssprache (vllt ist das ja auch deine Intention, aber es beißt sich irgendwie mit dem rest des Textes, der ja schon ziemlich anspruchsvoll geschrieben ist)

>um sorglos davon Leben zu können
leben zu können klein schreiben

> dass Neid sich ständig in ihre Dinge einmischte
nur "einmischt", wegen dem dass

>den ich schwächer wurde
werde

>Ich, als Teil der Ehrlichkeit
Frage: Warum ist "es" nur ein "Teil" der Ehrlichkeit? Welcher Teil ist es dann?

>da eine Beichte oder ein Geständnis eines Menschen in den seltensten Fällen mit der wahren Ehrlichkeit einhergeht
Beichte + Geständnis = Plural = einhergehen

>Wenn die Menschen nicht einmal mehr in der Lage waren genug Ehrlichkeit hervorzubringen, um ein kleines Wesen wie mich am Leben zu erhalten
Warum "waren"? Nicht "sind"?

>sondern stattdessen Neid, Betrug und Hinterlist den Magen voll stopften
Selbe Frage, warum Präteritum?

>keine Ahnung wieso
Umgangssprache

>Bis jetzt habe ich zwar immer alles irgendwie überlebt, aber ich zweifle komischerweise nicht daran, dass der Tag kommen wird, an dem wir alle sterben müssen
Irgendwie und komischerweise = Umgangssprache

>die Freundschaft, die Liebe, der Hass, der Betrug, der Neid... Wir werden alle sterben, denn irgendwann werden die Menschen nicht mehr in der Lage sein, irgendeine Art von Gefühl zu empfinden, zumindest deutet momentan alles daraufhin.
Warum? Was deutet darauf hin, konkret? Hier scheint es nur eine Phrase zu sein, aber es werden keine Beweise angeführt. Was werden die Menschen dann empfinden, wenn nciht Gefühle? Wie werden sie leben, warum sind sie nicht in der Lage, irgendetwas zu empfinden, wenn es soweit ist?

>Aber wenn es nicht so sein sollte, dann bin ich mir sicher, dass ich mit als erster dran glauben muss.
"Erster" - männlich. "Ehrlichkeit" - weiblich :)

Ach noch was... in dme Textdokument, das du mir geschickt hast, zumindest in dieser Formatierung, waren kaum Zeilenumbrüche dabei.So, wie das hier auf Animexx ist, find ich das ehrlich gesagt übersichtlicher un d schöner. Vllt sieht man das ja im Dokument nicht und sie sind da, aber falls nicht, solltest du mal überlegen ob du da nicht vllt doch was änderst, weil irgendwie ist es nur so ein riesiger Textblock in Word. ^^;

Liebe Grüße,
Eli
Von:  Trollfrau
2010-10-23T17:27:01+00:00 23.10.2010 19:27
Und wieder einmal bin ich überrascht, da ich in eine völlig andere Richtung gedacht habe. ^^
Sie als eigenständige Wesen darzustellen, ist eine sehr interessante Idee. Leider muss ich der Ehrlichkeit recht geben, wenn er darum fürchtet, als erste gehen zu müssen...
Wie traurig und doch wie wahr...

[FCY]
Von:  SakuraxChazz
2009-07-14T21:26:03+00:00 14.07.2009 23:26
Also ioch hatte mir unter dem Thmea "Erlichkeit" was ganz anderes vorgestellt. Finde es aber gut wie du es umgesetzt hast.
Die Umgangssprache hat mich auch ein wenig gestört, ist aber in Ordnung.
Irgendwie finde ich bist du recht wenig auf Ehrlichkeit eingegangen. Kann mir auch nur so vorkommen, ich hab schonmal Probleme sowas genau zu erkennen. Aber ich glaube dadurch das du die anderen Gefühle so beschrieben hast, ist Ehrlichkeit auch irgendwie beschrieben worden. Das mit dem Beichte und Geständnis war ein guter Einfall. Damit hast du völlig recht. Nicht immer ist eine Beichte ehrlich gemeint. Manche reden auch einfach nur irgendeinen Stuss um Aufmerksamkeit zu bekommen, die sie sonst nicht kriegen würden.

Ich muss mich Untergrundschnecke anschließen. Es sind wirklich wenige Leute ehrlich zu sich selbst. Das ist ein sehr großes Defizit in unserer Gesellschaft. Deswegen finde ich es auch gut wie du kommentierst. Du sagst deine Meinung und bist ehrlich. Sehr lobenswert.^^ (Wollt ich nur mal so erwähnt haben.)

LG SakuraxChazz
Von: abgemeldet
2009-03-08T04:17:54+00:00 08.03.2009 05:17
Ui, das ist jetzt auch eine meiner Lieblingskurzgeschichten aus dieser Liste! Die anderen sind Strand und Freundschaft :)

Ich bin, natürlich, auch drauf reingefallen. Aber danach wird ja ganz schnell deutlich worauf du hinaus willst. Und das finde ich echt interessant... zB das hier >>sie beschwerte sich oft darüber, dass Neid sich ständig in ihre Dinge einmischte<< eigentlich lässt die Geschichte noch sooooo viel frei stehen, dass noch näher beschrieben werden könnte. Muss aber nicht.

Naja und die Sache mit der Ehrlichkeit... die meisten Menschen sind nicht mal ehrlich zu sich selbst, wie sollen sie es dann noch anderen Gegenüber sein?

Das einzige was ich zu bemängeln habe ist der Schlusssatz... der gefällt mir irgendwie einfach nicht... macht die Stimmung ein wenig kaputt :/ und das "voll schlank" :D ich weiß auch nicht, ich find das ist so eine ätzende Formulierung XD jaja, ätzend^^ ich nerv mich schon selbst mit dem Wort >.<

Wurst, auf zur nächsten Kurzgeschichte!
Von: abgemeldet
2009-02-17T19:13:09+00:00 17.02.2009 20:13
Ach, Madame möchte Ehrlichkeit?
Hier hast du sie:
Ich finde die Geschichte klasse. ^^
Du hast es anfangs problemlos geschafft, mich hinter's Licht zu führen. Ich dachte es ginge um ein Mädchen oder einen Jungen in einer Großstadt, bis dann der Hass persönlich vorkam. Und da wusste ich dann endlich, worum es ging. :3 Sonst klang das eigentlich schon sehr nach einem Menschen. ^^
Was mir gut gefällt ist das durchgezogene Stilmittel der Personifikation. Ich mag Geschichten, die auf solchen Dingen aufbauen, schreib ich auch immer wieder gerne, weil jeder Charakter schon vorgefertigt ist und schön brav seine Rolle spielt. Da sind Veränderungen ziemlich selten.
Das Einzige, was mir nicht gefällt an deiner Ehrlichkeit ist die starke Umgangssprache. Vielleicht stell ich mir mal wieder was anderes vor, aber irgendwie scheint es mir deplatziert, weil ein Gefühl, das ja nichts anderes fühlen kann außer das, was es ist (eigentlich, in meiner kleinen idealen Welt XD), total trocken reden und denken müsste. Aber das stört trotzdem nicht die Harmonie des Textes, nicht, dass das jetzt falsch rüberkam. >_o
Fehler hab ich diesmal überhaupt keine gefunden, nur am Ende fand ich zwei Formulierungen komisch, aber ich will auch nicht in deinen Stil pfuschen. ^^
Weiter so!~


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