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Wüstensand

Dust to Dust
von

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In die Wüste

Kapitel 34 – In die Wüste
 

Mittlerweile zeigte sich die Sonnenscheibe in ihrer vollen Größe und Helligkeit am hellen blauen Himmel und brannte gnadenlos mit ihrer erbarmungslosen Hitze auf sie nieder.

Seth und Mahado hatten sich die einfachen, sandfarbenen Umhänge, die Shada ihnen gegeben hatte, umgezogen, und auch die Kapuzen zum Schutz vor den glühenden Strahlen tief ins Gesicht gezogen. Darunter trug der Priester immer noch seinen hochherrschaftlichen Schmuck, den er nach seinem Bad wieder angezogen hatte, für ihre Liebesnacht nicht beiseite gelegt und der ihm von den Wachen aus Zeitspargründen auch nicht abgenommen worden war.

Doch Seth nahm sich vor, die edel verzierten Metallgehänge zu entsorgen, um nicht doch noch erkannt zu werden, falls sie auf eine andere Stadt stießen, lediglich die Steine würde er vorher herauslösen, wer wusste schon, wann sie diese als Bezahlungsmittel brauchen würden.
 

„Ich brauche eine Pause und ich glaube, unsere Pferde würden es dir ebenso danken!“, meldete sich Mahado mit seinem Wunsch zu Wort und Seth nickte stumm, ehe er sein Tier zum Stehen brachte. Da er weder wusste, wo genau sie sich befanden, noch irgendeine Oase in Sicht war, war dieser Fleck im Niemandsland des Sandes ebenso gut wie jeder andere auch. Außerdem hatten sie ihre Pferde seit ihrer Flucht zur Eile angetrieben und ihre Geschwindigkeit lediglich minimal verringert, falls ihnen jemand folgen würde. Doch das alles schien so ewig her, dass sich selbst der Priester keine Gedanken mehr darüber machte, dass sie eventuell gestellt werden könnten.
 

Mit einer Bewegung die zwar immer noch elegant erschien, aber doch von großer körperlicher und seelischer Erschöpfung zeugte, schwang er sich vom Rücken des Pferdes und durchwühlte die umhängende Tasche. Shada hatte anscheinend an alles gedacht. Ein gefüllter Wasserbeutel, ein Säckchen mit getrockneten Datteln und anderen Früchten, ein paar Goldstücke und – ein Lächeln huschte über das ansonsten regungslose Gesicht des Priesters – ein Krug, in dem einige zusammengerollte Papyrusrollen steckten. All seine persönlichen Briefe und Aufzeichnungen. Shada musste sie aus seinen Räumlichkeiten zusammengesucht haben, offenbar der Meinung nach, dass etwas drauf stehen könnte, dessen sich der Priester gerne erinnerte in Form seiner geschriebenen Worte.

Wie Recht er doch gehabt hatte.
 

„Was ist, du schaust so glücklich …“

Mahados oberflächliches Lächeln erstarb augenblicklich, da er seinen Satz abbrach und er starrte mit vor Entsetzen geweiteten Augen an dem perplexen Seth vorbei. Sekunden verstrichen, in denen keiner der beiden sich regte oder etwas sagte, doch dann hob Mahado wortlos eine Hand und deutete mit einem Finger über die Schulter des Priesters, eine Aufforderung, selber zu sehen, was so Furcht einflößend war.

Mit einer bösen Vorahnung und bereits einem unheilvollen Surren in den Ohren, als versuchte der Wind ihnen zu drohen und sie gleichzeitig zu warnen, drehte sich Seth langsam, ganz langsam auf der Stelle um und seine Kehle schnürte sich zu.

Selbst wenn er gewollt hätte, er hätte keinen Ton mehr herausgebracht, denn dieses sowohl bewundernswerte wie tödliche Naturspektakel, das sich ihm bot, raubte jegliche Worte und Gedanken.
 

Eine riesige Wand aus Sand, Staub und allem anderen, was mitgerissen worden war, türmte sich in keiner allzu großen Entfernung vor ihnen auf und näherte sich mit schrecklicher Geschwindigkeit.

Ein Sandsturm, wie er in der Wüste nicht unüblich war, doch wie er Seth und Mahado nicht schlechter und schlimmer hätte erwischen können. Es gab hier keine Zufluchtsmöglichkeit, nichts, was sie zum Schutz gegen diese rohe Gewalt hätten benutzen können, nur die leere und endlose Wüste.

Ein nervöses Wiehern erklang, dann fingen ihre Pferde nervös an zu tänzeln, denn mittlerweile war die Wand aus Sand schon so nah, dass der bloße Fluchtreflex der Tiere einsetzte. Mit einer Handbewegung versuchte Seth sein Pferd noch zu halten, doch alles, was er erreichte, war die Tasche mit ihrem Proviant, die kaum hörbar, ob des höllischen Tosens des Sturmes, auf den Boden fiel.
 

Das war ihr Ende, schoss es Seth durch den Kopf und er erschrak sich über sich selber, wie ruhig und sachlich ihm dieser Gedanken kam.

Selbst wenn sie es wie durch ein Wunder und durch Zutun der Götter durch den Sturm schafften, wie sollte es danach weiter gehen? Zu Fuß, ohne Pferde durch die Wüste, da würden sie nicht weit kommen.

Der Priester kannte die Wüste und ihre Tücken, oft genug hatte er gesehen, welchen Schaden der Zorn des Wüstengottes anrichten konnte, oft genug war er in Gebiete gereist, in denen der Sand ganze Dörfer verschlungen hatte.

Jetzt waren sie es, die den Herrn des Sandes, der Stürme und der Wüste zürnen ließen.
 

Mahado zitterte am ganzen Körper, doch er war gleichzeitig zu gelähmt, als dass er auch nur einen Muskel hätte bewegen können.

Er hatte ihre Flucht wirklich als ihre Rettung angesehen. Er hatte wirklich geglaubt, dass es jetzt vorbei war mit dem drohenden Tod. Doch da hatte er sich geirrt.

Die ersten Vorboten wehten ihnen den feinen Staub ins Gesicht, der sich in jede Falte und Ritze legte, die er finden konnte, selbst durch die Kleidung drang er ein, und scheuerte erbarmungslos über ihre Haut.

Schmerzen waren es noch nicht, die sie empfanden, vielleicht waren sie aber auch nur schon abgestumpft im Geist, dass sie es nicht mehr spüren konnten.
 

Sich der Tatsache bewusst, dass nichts, was sie jetzt noch unternehmen, tun oder sagen würden, sie retten konnte, machte Seth einen Schritt auf Mahado zu und schloss ihn in die Arme. Augenblicklich erstarb das Zittern und der Umarmte schaute mit traurigem Blick hinauf. In seinem Augenwinkel hatte sich eine Träne gebildet, zumindest hätte es eine Träne sein können, doch um dies genau zu sagen, klebte schon viel zu viel Sand in ihren Gesichtern.

In ihren Ohren rauschte das Blut, um sie herum tobte der Wind und peitschte sie gnadenlos mit immer neuen Böen voller Dreck aus. Immer stärker rüttelte er an ihnen, bis sie schließlich auf die Knie fielen, immer noch Arm in Arm, wie eine kleine Festung zum Trotz der Welt.
 

‚Der Sand hat dich mir geschenkt, und nun wird der Sand dich wieder holen. Nun wird er uns gemeinsam holen.’.

Dies waren die letzten Gedanken, die durch das Bewusstsein des Priesters huschten, als er vor seinen Augen das Bild aufflackern sah, als er Mahado in der Wüste gefunden hatte. Wie kurz doch das Vergnügen gewesen war, wie kurz das Glück doch nur bei ihnen verweilt hatte.

Dann wurde es schwarz. Vielleicht war er auf die Schwelle zum Tode getreten, vielleicht hatte ihn die Wüste aber auch nur ummantelt, dass kein heller Strahl ihn mehr erreichte. Vielleicht … es war ihm, als blickte er in Mahados Augen, ein letztes Mal, und sei es nur in seinen Gedanken, schimmerte ihm dieser Glanz entgegen, der ihn so in seinen Bann gezogen hatte.
 

+ + + + + + + +
 

Ja, weinen ist erlaubt!
 

So, damit ist es das letzte Vergangenheitskapitel, es fehlt nur noch die Abrundung der Geschichte und die Frage, was ist eigentlich aus Shada und Atemu geworden.
 

Doch darauf müsst ihr leider noch zwei Wochen warten, den ich bin jetzt erst einmal in Urlaub.

LG eure trinithy



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  shikuuro
2023-08-04T20:20:14+00:00 04.08.2023 22:20
Hey, ich habe deine Story halt erst jetzt nach gefühlt hundert Jahren der Veröffentlichung gefunden und gelesen und bis jetzt ist die Story so schön und auch so verdammt traurig…
Ich habe richtig Gänsehaut bekommen. Also wenn das mal ein Anime geworden wäre, das wäre einfach zu krass (positiv gemeint). Richtig gut!!!!
Von:  jyorie
2012-12-05T19:35:17+00:00 05.12.2012 20:35
Hallo :D

so jetzt hab ich schoon wieder ne Gänsehaut. Das Ende ist zwar
total traurig, aber irgendwie „schöner“ als wenn sie anders ihr
Leben verloren hätten. Als du den Sandsturm beschworen hast,
hab ich mir auch gedacht, … genommen durch das, von dem er
er erhalten hatte.

War es jetzt für Mahado besser dies „Galgenfrist“ von ein paar
Monaten zu erhalten, und dann dort zu enden wo die erste Flucht
schon fast sein Ende bedeutet hatte? Hm?

LIEBE GRÜßE Jyorie

Von: Karma
2009-07-16T22:16:26+00:00 17.07.2009 00:16
Böööööööösääääääääääääääääää!
*mehr nicht sagen kann*
*ins Taschentuch schnäuz*
Wünsch Dir trotzdem nen schönen Urlaub.
*knuddel*
*wink*
*weiterschniefen geh*

Karma


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