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Abschiedskuss

von

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Nur Sekunden

So, hier ist nun auch mein Wichtel. Mit Verspätung zwar, aber zwei Tage sind hoffentlich noch im Rahmen.

Ich hatte wirklich Spaß beim Schreiben, obwohl oder vielleicht auch gerade weil es eigentlich ziemlich gemein ist.

Aber lest selbst...
 


 

Abschiedskuss
 

„Kommst du an die Marmelade?“, fragte TenTen gut gelaunt und Neji reichte sie ihr herüber. Ein ganz normales Frühstück, endlich mal wieder. Endlich waren sie mal wieder beide gleichzeitig zu Hause, es gab keine Hektik, keine dringenden Termine, kurzum: TenTens Welt war in Ordnung. Sie hatten Zeit für sich, wahrscheinlich den ganzen Tag lang, könnten vielleicht ausgehen…
 

Neji beobachtete sie und hatte seine stille Freude an ihrer Fröhlichkeit. In letzter Zeit war es wirklich schlimm geworden mit den vielen Missionen, es gab kaum Gelegenheit zu verschnaufen. Nicht, dass ihm die Anstrengung etwas ausgemacht hätte - aber es war schön, TenTen um sich zu haben.

Doch er plante lieber nichts für den Tag, dafür war die Situation zu unsicher. Jeden Moment konnte ein Bote der Hokage an der Tür klingeln und…jemand klingelte Sturm.
 

Sofort waren sie beide auf den Beinen und liefen zur Tür, besorgt, was wohl passiert war und zugleich innerlich fluchend.

Genma stand da, zusammen mit Sakura, Kiba und Konohamaru.

„Schnell, TenTen, du musst sofort kommen!“

„Eine Zeitbombe…“

„…nur du…“

„…im Geschäftsviertel!“

„…in Lebensgefahr…“

„…nicht alle evakuieren…“

„…in einer halben Stunde…“

„…unbedingt sofort…“

„…riesige Katastrophe…“

„…entschärfen…“

„…niemand sonst…“

Sie redeten alle durcheinander, aber es gelang ihr trotzdem, die wichtigsten Informationen herauszufiltern und den Ernst der Lage zu begreifen.

„Zwei Minuten!“, rief sie, warf die Tür zu und polterte bereits die Treppe in die obere Etage hinauf, um das nötige Werkzeug zusammen zu suchen. Es gab nicht viele Ninja in Konoha, die sich auf das Entschärfen von Bomben verstanden - aber Waffen jeglicher Art waren ja schon immer ihr Spezialgebiet gewesen.
 

Wie hatte sie bloß jemals annehmen können, dass man sie ausgerechnet an dem Tag, an dem sie und Neji mal gleichzeitig im Dorf waren, in Ruhe lassen würde?

Sie hätten niemals Jou-nin werden sollen.
 

Schon kam sie wieder die Treppe heruntergehastet und hörte bereits, wie die anderen gegen die Tür hämmerten.

„Nun mach schon!“, brüllte Konohamaru.
 

Neji stand im Flur und griff ihre Hand, bevor sie die Tür erreichte.

„Nicht, ich…“, wollte TenTen protestieren, da hatte er ihre Lippen bereits mit einem Kuss verschlossen. Natürlich, so verabschiedeten sie sich immer vor Missionen, denn schließlich konnte man nie wissen, ob die nächste nicht vielleicht die letzte sein würde. Aber diesmal ging es doch um jede Sekunde… Ihr Widerstand schmolz dahin.
 

Neji wusste, wie heikel diese neuartigen Bomben waren, weil es immer neue Mechanismen zu knacken gab. Es gab niemals eine Garantie für den Erfolg, ganz egal wie gut man war. Und genau deshalb wollte er TenTen nicht gehen lassen, sondern zog sie noch etwas dichter an sich und intensivierte den Kuss.
 

Da flog krachend die Tür auf, die Kiba kurzerhand eingetreten hatte. Akamaru kläffte laut.

„Komm schon, verdammt es geht um Sekunden!“ Sakura zog TenTen kompromisslos mit sich, sodass diese nur noch einen flüchtigen Blick auf Neji erhaschen konnte. Er lehnte im Türrahmen und sah ihr nach.

Aber Sekunden später war sie wieder voll in ihrem Element als ausgebildete Jou-nin du konzentrierte sich ganz darauf, so schnell wie möglich Konohas Geschäftsviertel zu erreichen. Obwohl sie ihren Lauf sogar durch Chakra beschleunigten, kam es ihr unendlich lang vor.
 

„Hier!“, rief Genma und sprang durch das Fenster einer Parfümerie. Akamaru drängte sich vor und zeigte den Weg zu einer kleinen Tür in der Wand, hinter der man normalerweise wohl einen Sicherungskasten vermutet hätte, und bellte wie verrückt.

„Wir bringen vorsichtshalber alle Anwohner außer Reichweite“, erklärte Genma und verschwand zusammen mit Kiba und Konohamaru. Nur Sakura blieb, um den anderen Bescheid zu geben, wenn die Bombe entschärft war oder um TenTen zu helfen, wenn diese vielleicht weitere Hilfsmittel benötigte.
 

Die Waffenexpertin untersuchte bereits das kleine Schloss der weißen Tür und drehte dabei unschlüssig einen dünnen, aber stabilen Draht zwischen den Fingern. Ihre Vorsicht war berechtigt, wie sich herausstellte: das Schloss war präpariert und würde die Bombe vorzeitig auslösen, falls jemand es zu öffnen versuchte.

Also bohrte TenTen vorsichtig ein schräges Loch knapp oberhalb der Tür, bis es keinen Widerstand mehr gab. Sie war zu dem Hohlraum dahinter durchgedrungen. Hochkonzentriert hebelte sie in Millimeterarbeit die Scharniere aus und packte blitzschnell zu, als die Tür nach vorne zu fallen drohte. Sie hob die untere Seite nur gerade so weit an, dass eine Zange durch die Lücke zwischen Tür und Wand passte. Damit kniff sie den Verbindungsdraht zwischen Türschloss und Bombe durch und warf die Tür schließlich achtlos auf den Boden.

Jetzt hatte sie freien Blick auf einen schwarzen, in die Wand eingebauten Kasten, an dem eine Reihe von Lichtern in verschiedenen Farben blinkte und von dem reichlich Kabel ausgingen. Oben rechts war eine kleine Anzeigetafel, auf der im Sekundentakt Zahlen herunterzählten. Sie warf einen kurzen Blick darauf - wie viel Zeit hatte sie?

11:34

11:33

11:32

Sie wandte sich wieder den vielen Kabeln zu. Das würde eng werden. Verdammt eng.
 

08:52

Irgendwie hing es mit den Lämpchen zusammen.

08:51

Je nach dem, wie die Kabel angeschlossen waren, leuchteten sie in verschiedenen Kombinationen.

08:50

Aber der Countdown wollte einfach nicht stoppen, wie auch immer sie die Kabel umsteckte und dadurch die Kombination der Lämpchen variierte. Und dabei musste sie ständig aufpassen, nicht ein falsches Kabel oder einen falschen Anschluss zu erwischen, um den Zünder nicht auszulösen.

Zwei Stecker in der Hand suchte sie passende Anschlüsse, die nicht direkt mit dem Zünder verbunden sein konnte.

Ihr Herz schlug heftig, es war eine nervenaufreibende Arbeit - zum einen musste sie sich beeilen und zum anderen musste jeder Schritt wohlüberlegt sein.

08:18

Zwei Lämpchen glühten auf, ein anderes erlosch, als sie wieder eine neue Kombination ausprobierte. Doch die Zeit lief unbarmherzig weiter, egal welche Variationen sie auch probierte.

07:45

Vielleicht sollte sie einfach mal versuchen, alle Kabel herauszuziehen? Einen Versuch war es wert. Doch einer von ihnen klemmte und ließ sich nicht bewegen. TenTen versuchte es mit der Zange, doch sie war zu klein, um den Stecker umfassen zu können.

„Ich besorge eine größere!“, rief Sakura und war schon unterwegs. Und obwohl sie sich offensichtlich sehr beeilt hatte, schien eine Ewigkeit zu vergehen, bis sie zurück war.

05:37

05:36

Die größere Zange wurde angesetzt und TenTen zog und zerrte an dem Stecker und langsam lockerte er sich ein wenig. Wenn er so fest saß, dann musste er wichtig sein, das war klar - und deshalb ruckte sie noch ein paar Mal heftig, bis er endlich heraussprang.

04:26

Jetzt leuchteten keine Lämpchen mehr, alle Kabel hingen nutzlos herunter. Doch es mussten sich noch welche in der Wand dahinter oder in dem schwarzen Kasten selbst befinden, der er hatte noch Strom - der Countdown lief weiter.

Sie fand winzige Schrauben an den Ecken des Kastens und hatte zum Glück einen halbwegs passenden Schraubenzieher dabei. Sakura noch einmal loszuschicken hätte vermutlich zu viel Zeit gekostet.

Vorsichtig drehte sie die Schrauben heraus, rutschte dabei jedoch immer wieder ab und musste neu ansetzen.

03:07

Endlich konnte sie die vordere Wand abnehmen. Dahinter zeigten sich weitere Kabel, die größtenteils in der Wand verschwanden. Nicht alle waren mit dem Kasten selbst verbunden, teilweise waren sie auch ineinander gesteckt und dienten nur der Verlängerung und bei manchen war überhaupt nicht erkennbar, wozu sie gehörten.

03:01

Die Zeit lief davon, sie verging viel zu schnell! Zum ersten Mal bekam TenTen wirklich Angst, dass sie es nicht rechtzeitig schaffen würde. Wenn sie zu langsam wäre…ihr fiel auf, dass ihre Hände feucht waren und die Fingerspitzen zitterten.

‚Ruhig Blut, konzentrier dich!’, mahnte sie sich selbst und streckte die linke Hand in den Wust aus Kabeln, um sehen zu können, ob sich dahinter noch etwas versteckte.

Das war ein Fehler.

Die Berührung löste ein ihr unbekanntes Jutsu aus und einige Kabel schlangen sich fest um ihr Handgelenkt. Erschrocken machte sie einen Schritt zurück und wäre beinahe über die kleine Tür gestolpert, die noch immer achtlos auf dem Boden lag.
 

Sakura hatte auf die inzwischen menschenleere Straße geschaut und drehte sich um, als sie das Geräusch hörte. Sie sah, dass TenTen wie erstarrt vor dem Kasten stand und sie sah die anzeige leuchten.

02:24

02:23

„Lass gut sein, dass schaffst du nicht mehr! Alle Menschen sind evakuiert und dieses Gebäude ist es nicht wert, dass du dich in die Luft jagst. Wir sollten verschwinden“, drängte sie.

Ganz langsam drehte TenTen sich um und zeigte, dass sie nicht weglaufen konnte.

„Geh du. Ich kann nicht sagen, ob es noch Hoffnung gibt”, sagte sie leise.

Einen Moment starrte Sakura sie entsetzt an, dann rief sie: „Schneid das Kabel doch einfach durch!“

Aber es ging nicht. Es war kein gewöhnliches Kabel und es wurde von Chakra durchflossen. Nejis Juuken hätte es wahrscheinlich zerstören können, aber Neji war nicht da.

Neji…

Das letzte, was sie zu ihm gesagt hatte, war Protest gegen seinen Kuss gewesen, überlegte Tenten, während die verzweifelt nach dem Kabel suchte, dass die Stromzufuhr für den Zeitzünder darstellte. Möglicherweise war es sogar mehr als eins…

02:19

Immerhin hatten sie sich noch geküsst. Wie ironisch wäre es gewesen, sich vor jeder Mission einen Abschiedskuss zu geben, falls der andere nicht zurückkehrte, nur nicht bei der einen, die dann wirklich tödlich endete.

Aber noch war sie nicht tot.

02:14

Es musste einen Weg geben, es gab immer einen Weg. Sie war schließlich nicht das erste Mal in einer lebensbedrohlichen Situation, wenn sie nur ruhig bliebe, würde ihr schon etwas einfallen.

Ruhig bleiben, einfach ruhig bleiben - aber es war nicht einfach. Und auch wenn ein Ninja zehnmal sein Gefühl töten sollte, so verspürte TenTen doch dieselbe Todesangst, die jeden Mensch in Lebensgefahr befällt. Und das machte die Sache nicht unbedingt leichter.

01:42

Fieberhaft zerrte sie nun schon fast wahllos an verschiedenen Kabeln, riss manche heraus und fing sich an einem sogar einen Stromschlag ein. Doch der Countdown lief. Die möglicherweise letzten Sekunden ihres Lebens tickten vor ihren Augen dem Nullpunkt entgegen.

01:33

01:32

01:31

01:30

01:29

Sie wollte nicht sterben. Sie hatte noch so viel vor! Sie war noch viel zu jung…

Es half nichts. Und ihr war klar, dass diese Gedanken völlig irrational waren, denn sie hatte sich nicht umsonst für das Leben eines Ninja entschieden, wohl wissend, wie kurz ein solches sein konnte.

Aber trotzdem...da war noch so viel, dass sie gerne getan hätte. So viele Dinge, die sie Neji noch hätte sagen wollen. Da war noch sein Versprechen, mal an einem Freitagabend mit ihr Essen zu gehen. Da waren noch so viele Jahre, die sie mit ihm verbringen wollte. Sie hätte auch gerne irgendwann mal Kinder gehabt…

Wenn sie hier lebend wieder herauskäme, würde sie ihm alles sagen, was sie in diesem Moment bewegt hatte, das schwor sie sich - und riss dabei einen weiteren Stecker heraus.

00:58

Nie zuvor war ihr so klar gewesen wie naiv sie eigentlich gewesen war. Wie konnte sie jemals angenommen haben, überhaupt mit irgendeinem Mann alt zu werden, geschweige denn, dabei auch noch viel Zeit für Romantik und Kinder und sonst was zu haben?

Und doch war es genau das, was sie sich in diesem Moment mehr als alles andere wünschte. Einen Moment lang kam ihr sogar in den Sinn, dass sie dafür ihr Ninjaleben mit Freuden an den Nagel hängen würde. Aber sie wusste auch, dass sie ihr Dorf niemals im Stich lassen würde - auch wenn es ihren Untergang bedeutete. Sie hatte lange genug mehr oder weniger glücklich gelebt, die nächste Generation hatte ebenfalls ein Recht darauf. Vielleicht hätte sie noch mehr trainieren und weniger Spaß haben sollen, dann wüsste sie vielleicht wie diese Bombe zu entschärfen war.
 

Our hopes were a little high for us

Our dreams, too close to reality

And their screams, not loud enough for us

Enjoyed our lives and now it’s time to pay the price
 

00:35

„Falls du…” Sakura räusperte sich.

“Falls du…na ja. Soll ich Neji was ausrichten?”, fragte sie leise.

TenTen drehte ihr noch einmal den Kopf zu und sah ihr einen Moment lang in die Augen, in denen ein undefinierbarer Ausdruck lag.

„Sag ihm, dass ich glücklich war und nichts bereue.“

Sakura nickte und war verschwunden, bevor TenTen wieder begann an den Kabeln zu zerren. Die meisten hatte sie bereits herausgerissen, aber einige klemmten auch und ließen sich nur schwer ziehen, da sie ja nur eine Hand benutzen konnte.

00:22

Aus einem Anschluss stoben Funken als sie den Stecker entfernte und stachen schmerzhaft in die haut ihrer gefesselten Hand. Doch sie ignorierte es und griff schon nach dem nächsten Kabel.

00:16

Vier waren noch übrig. Wenn sie jetzt einfach ein bisschen Glück hätte und das richtige erwischte…aber wahrscheinlich gab es gar kein richtiges, sonst hätte sie es wohl längst gefunden. Sie musste alle Stecker entfernen, um die Stromzufuhr vollends zu stoppen. Einer ließ sich problemlos herausziehen, der nächste klemmte wieder.

00:10

Mit einem kräftigen Ruck gelang es ihr jedoch ihn zu lockern und nun musste es gehen.

00:09

Sie zerrte ihn heraus und packte schon den nächsten, der am oberen Ende des Kastens steckte, wo sie nur schlecht hinkam.

00:08

Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um besser zugreifen zu können.

00:07

So stand sie jedoch zu wackelig, um fest ziehen zu können.

00:06

Doch da spürte sie, wie er sich lockerte und endlich herunterfiel.

00:05

Um an den letzten Stecker kommen zu können, musste sie unter ihrer gefesselten Hand hindurch greifen, was gar nicht so einfach war.

00:04

Mit dem Arm in dieser ungewohnten Pose fiel es ihr schwer, richtig zuzupacken.

00:03

Stattdessen fasste sie das Kabel und zog daran, so sehr sie nur konnte.

00:02

Ihre feuchten Finger fanden keinen guten Halt an dem glatten Plastik.

00:01

Sie schloss die Augen und zerrte voller Verzweiflung ein letztes Mal heftig daran.
 

Wie ein Tiger im Käfig ging Neji unruhig auf und ab. Eigentlich hatte er sich längst daran gewöhnt, dass TenTen nun oftmals ohne ihn auf Mission war und er also nicht ständig auf sie aufpassen konnte. Doch heute konnte er nicht stillsitzen. Eine unbestimmte Angst schnürte ihm die Kehle zu und ihm war, als hörte er ihre Stimme nach sich rufen.

Erschrocken zuckte er zusammen, als eine gewaltige Explosion ertönte. Ausläufer einer Druckwelle schienen noch über ihn hinwegzufegen. Sekundenlang stand er wie erstarrt, dann hastete er zum Fenster. Der Himmel in westlicher Richtung war eine einzige Staubwolke.

Die Mission war offensichtlich gescheitert. Hoffentlich hatte TenTen sich rechtzeitig in Sicherheit gebracht, hoffentlich war sie nicht… Er wollte nicht daran denken, sondern lieber schnell nachsehen und sich vom Gegenteil überzeugen.

Er hatte schon die Schuhe angezogen, als es an der Tür klingelte, die er gerade sowieso öffnen wollte. Doch davor stand nicht TenTen.

Es war Sakura und sie sah nicht gut aus, wie er auf den ersten Blick feststellte. Erstens war sie offenbar gerannt und noch ganz außer Atem, zweitens hatte sie eine Schnittwunde an der Wange und drittens war sie über und über mit Staub bedeckt. Aber am schlimmsten war ihr Blick, der für einen Sekundenbruchteil den seinen traf, bevor sie den Kopf senkte. Er war voller Schmerz, so als ob…

„Es tut mir Leid…“, flüsterte sie mit erstickter Stimme.

‚Nein’, schrie eine Stimme in Nejis Kopf, ‚NEIN!’ und noch einmal laut NEIN!

Doch er schwieg, solange bis sie den Kopf hob und ihn direkt ansah, mit diesem leidvollen Blick, der eigentlich schon alles sagte. Trotzdem öffnete sie erneut den Mund, um ihm Dinge zu erzählen, die er nicht hören wollte.

„Ein Jutsu hat sie an die Bombe gefesselt, sodass sie nicht wegkonnte, als die Zeit knapp wurde. Ich…“ Sie schluckte.

„Ihre letzten Worte waren für dich: ‚Sag ihm, dass ich glücklich war und nichts bereue’“

Sie wandte sich ab und unterdrückte ein schluchzen. Es stand ihr nicht zu, nicht vor ihm, den es noch viel härter treffen musste. Als er weiterhin schwieg wollte sie gehen, drehte sich aber doch noch einmal um.

„Sie hatte es fast geschafft. Es waren nur Sekunden…“

Sein Gesicht blieb ausdruckslos.
 

Er wusste nicht, wie lange er dort in der Tür stand und einfach nur stumpf vor sich hinstarrte. Völlig dumme Gedanken kamen ihm in den Sinn.

Wie fühlte man sich, wenn jemand gestorben war, der einem nahe stand?

Was machte man da?

Eigentlich müsste er das wissen, überlegte er, und versuchte sich an den Tod seines Vaters zu erinnern. Er war sehr traurig gewesen, das wusste er, und verzweifelt und hatte nicht gewusst, wie es weitergehen sollte. Aber was hatte er gedacht? Was hatte es ihm wirklich bedeutet? Da musste doch noch mehr gewesen sein…

Was bedeutete TenTens Tod für ihn?

Er würde wieder alleine in dem viel zu großen Bett liegen, er würde alleine seine Mahlzeiten zu sich nehmen, die er sich auch alleine zubereiten würde.

Es würde so sein, als ob sie nur mal wieder einen Auftrag zu erledigen hätte. Aber sie war nicht auf Mission. Sie würde nicht zurückkehren und ihn lächelnd mit einem Kuss begrüßen.

Aus dem versprochenen Essen gehen würde nichts werden, stattdessen würde er wohl zum Denkmal der gefallenen Ninja gehen und ihr vielleicht ein paar Blumen mitbringen. Sie hatte Blumen gemocht…

Ob es da, wo sie jetzt war, auch Blumen gab? Ob es dort auch jemanden gab, der sie glücklich machen und ihr ein Lächeln ins Gesicht zaubern konnte?

Hatte er sie überhaupt glücklich machen können?

Er dachte an das, was Sakura ihm ausgerichtet hatte. „Sag ihm, dass ich glücklich war und nichts bereue.“

Irgendwie ironisch. Sie war glücklich gewesen und hatte doch kein Glück gehabt. Hoffentlich ging es ihr jetzt mindestens genauso gut.
 

Wherever you are, whatever you do

I wish you now better luck then in the past

No word of farewell and no word was spoken

Now I am broken ‘cause you were gone so fast
 

Nur Sekunden, hatte Sakura gesagt. Nur Sekunden hatten gefehlt, sonst hätte TenTen es geschafft und wäre nicht…

Sie hatten nicht umsonst so auf Eile gedrängt, aber er Idiot hatte sich ja nicht mit Worten, die ihm sowieso nicht lagen, als Abschiedsgruß begnügen können, sondern sie unbedingt küssen müssen. Ihn hatte plötzlich diese unbestimmte Angst um sie überkommen - völlig zu Recht, wie er nun wusste.

Aber wenn er nur darauf verzichtet und sofort gehen gelassen hätte, dann hätte es keinen Grund dafür gegeben. Dann wäre sie jetzt bestimmt hier bei ihm und würde von dem komplizierten Mechanismus erzählen, den sie geknackt hatte. Und er würde sie im Arm halten und ihr stolz zuhören, obwohl er von Bomben überhaupt keine Ahnung hatte.

Er hatte sie noch einmal küssen wollen, falls sie starb, und nun war sie deshalb gestorben? Das war einfach nicht fair!

Er kam sich kindisch und albern vor, aber er hatte das dringende Bedürfnis auf irgendetwas einzuschlagen. Also verzog er sich in den Dojo und holte eine der dafür vorgesehenen Puppen, die TenTen auch immer gerne traktiert hatte, wenn sie Dampf ablassen wollte. Aber irgendwie war ihm nun doch nicht mehr danach, darauf einzuprügeln.

TenTen…sie sollte jetzt hier sein. Sie hatte mal gesagt, sie würde immer bei ihm bleiben. Das hatte sich allerdings auf Kankurou bezogen, der ihr Avancen gemacht hatte, und nicht auf ihre Lebensspanne. Merkwürdig, wie wenig Einfluss man tatsächlich drauf hatte, selbst als gut ausgebildeter Ninja.
 

Ourselves, so far away but so close to us

Our lifelines were drifting away from us
 

Was hätte sie wohl von ihm erwartet, wenn sie ihn sehen nun sehen könnte. Vielleicht konnte sie das sogar. Wer wusste schon, wo sie gerade war und was sie tat.

Hätte sie gewollt, dass er einfach weitermachte und sein Leben lebte? Oder dass er um sie trauerte? Oder eine Mischung aus beidem?

Konnte er das überhaupt beeinflussen? Konnte man seine Gefühle beeinflussen? Er versuchte es.

Aber was fühlte er überhaupt?
 

And I try

I try to smile

But I know I’ll never be the same again
 

Er musste doch irgendetwas fühlen. Trauer, Verzweiflung oder wenigstens eine blinde Wut auf die Situation? Einfach irgendwas.

Etwas, das ihm half, dieser schrecklichen Leere in sich zu entkommen. Etwas, das sie ausfüllte. Aber da war nichts.

TenTen war tot.
 

No word of farewell

And no word was spoken,

Now I am broken

‘Cause you were gone so fast
 


 


 


 

Irgendwie mies, oder? Aber dem Lied musste einer sterben und weil mir nicht nach einer weinenden TenTen war, musste sie eben dran glauben und Neji derjenige sein, der zurückbleibt.

Und wenn schon jemand sterben muss, dann wenigstens schön dramatisch in einer gemeinen Situation.

Ich hoffe sehr, die Darstellung mit dem Countdown ist mir gelungen - das war mir wichtig, von Bomben selber hab ich ja so gar keine Ahnung - und es hat gefallen. Vor allem natürlich der Are. ;)
 

lg

Arua



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Arethelya
2008-11-23T09:37:25+00:00 23.11.2008 10:37
oh gott, ich hab tränen in den augen xD
zum einen wegen des os an sich, zum anderen, weil ich mit dem song schmerzliche erinnerungen verbinde, die das alles noch in die höhe getrieben haben v.v das war eine mischung, die eindeutig zu hart war für mein gemüt XD
ich kann den anderen nur recht geben. der countdown war sehr spannend und man hat richtig mitgefiebert. gehofft, dass es doch noch klappen würde, aber leide hatte es nicht sollen sein. es war sehr dramatisch und aufregend. und besonders mies ist es, dass ihr die sekunden gefehlt haben, die sie mit küssen nejis verbracht hat. das war echt gemein ^^ aber so sind wir autoren nun mal XD
und ich kann auch nur die frage stellen: kennst du dich etwa mit bomben aus? oO das wirkte ziemlich überzeugend ^^
das ende ist auch grandios. nejis darstellung ist super gelungen. es ist fraglich, wie er reagieren würde, man weiß es nun mal nicht, aber mir gefällt die variante. mann mann mann, das wird ihn bis zu seinem tod verfolgen, dass er ihr die entscheidenen sekunden genommen hat.
aber warum war sakura am ende so schnell, wenn tenten am anfang so lange bis zu dem ort gebraucht hat? ^^

ein großartiger os und er ist für mich ^^ *muahaha*
hdl ♥
bis denne de are
Von:  Ne-ju
2008-11-21T20:37:55+00:00 21.11.2008 21:37
Huhu^^
man der OS war total spannend.. erst mal dieses rückwärts zählen hat schon extrem Spannung ausgelöst. Ich hab so mitgefiebert, dass Tenten es schaffen würde... Und wie du das mit den Bomben beschrieben hast.. sag mal kennst du dich da aus O_O ? Du hast ihren Charakter sehr gut dargestellt... kämpfen bis zum Ende..
Ich hasse das Spiel gegen die Zeit den zu 80 % verliert man immer...
auch Neji hast du sehr gut dargestellt, wie er Tentens Tod aufnimmt, dass ist einfach traurig, und das er meint, wenn er sie nicht geküsst hätte wäre das vielleicht nicht passiert. ja es sind oftmals die kleinen dinge, über die wir uns keine gedanken machen, die dann aber so eine große auswirkung auf unser weiteres leben haben.
Das lied hat sehr gut dazu gepasst und ich muss sagen ich habe keine Kritik. Der OS ist wirklich gut.
*knuddel dich*
deine
Ne-ju

Von:  Kiwilady
2008-11-03T18:01:20+00:00 03.11.2008 19:01
O man das ff war sooooooooo klasse
aber ganz schön traurig
ich kann so etwas net schreiben
also alle achtung
also mach weiter so
hdgdl
bb
Von: abgemeldet
2008-11-03T13:09:18+00:00 03.11.2008 14:09
Also ich finde diesen OS spitze!!!
Woher bist du nur so gut über Bomben informiert?
Im OS wirkt es so als wärst du ein richtiger Profi xD
Daher gefallen mir die Passagen mit Tenten und der "davonlaufenden" Zeit am besten.
Die vielen Zahlen haben Spannung reingebracht - und so nebenbei fand ich es toll, dass es um Sekunden (auch bei ihrem Tod) gegangen ist.
So bekommt man ein richtig reales Gefühl, wie kostbar die Zeit doch ist!
Gut gemacht - Weiter so
lg Rose~*


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