Prolog
Die letzten Töne erklangen aus meinem Bass und dann war es vorbei. Langsam stellte ich es auf den Boden und stützte mich ab. Meinen Kopf ließ ich sinken und versuchte die Tränen zu unterdrücken, es gelang mir nicht. Es war nun vorbei, das letzte Konzert unserer Tour.
Diese Tatsache stimmte mich traurig.
Dazu fiel es mir sehr schwer, mich von den Fans zu verabschieden. Fast drei Stunden lang hatten wir das Haus gerockt. Drei Stunden hatte ich in die glücklichen Gesichter geblickt, die nun traurig und den Tränen nah waren. Die Fans jubelten uns entgegen.
Langsam richtete ich mich auf. Die anderen aus der Band standen auch unter Tränen.
Uruha nahm mich bei der Hand und zog mich in die Mitte der Bühne, zu dem Rest der Band.
Ruki hielt noch eine Ansprache: "Oh mein Gott...", sagte er und vergrub sein Gesicht in den Händen, selbst ihm liefen nun ein paar vereinzelte Tränen über die Wange.
"Das war nun das letzte Konzert unserer Tour. Aber ihr könnt uns glauben, wir kommen wieder! Dieses Konzert wird nie vergessen werden. Es ist bekannt, dass es auf DVD aufgezeichnet wurde. Es ist für die Ewigkeit!!!"
Nun brach er ab, die Halle tobte.
"Danke für diese unvergesslichen Stunden, wir kommen wieder", sagte Ruki und klatschte in die Hände. Was nun folgte, war Ritual.
Alle Bandmitglieder fassten sich an den Händen. Die Fans taten es ihnen gleich, für sie war das nichts neues mehr.
Ruki zählte bis drei und die Band sprang zusammen mit den Fans in die Luft. Nun griff Ruki nach seine Jacke, brüllte noch einmal ins Mikrofon und verschwand hinter der Bühne.
Ich holt meine Plegs hervor und warf eins nach dem anderen den Fans entgegen, die gierig danach griffen. Dann griff ich nach meiner Wasserflasche, trank sie leer und warf sie ebenfalls den Fans zu, sie sprangen nach der Flasche und ein Mädchen, dass aussah wie ich fang sie. Ich klatschte noch ein paar mal, verbeugte mich und ging hinter die Bühne. Eine Welle der Traurigkeit erfasste mich. Es fiel mir nie leicht, mich von dem Publikum, mit dem ich Stunden abgerockt hatte, zu verabschieden.
Ich ging langsam den Gang zu meiner Kabine entlang. Dort angekommen, nahm ich ein Handtuch zur Hand, lehnte mich an die Wand, presste es mir ins Gesicht und ließ mich langsam auf den Boden gleiten. Ich verweilte so noch ein paar Sekunden, dann stand ich auf und räumte meine Sachen zusammen. Dann verließ ich die Kabine und ging zum Bandbus, wo schon ein paar Fans standen. Ich gab ihnen ihr Autogramm, nahm Geschenke entgegen und stieg dann in den Bandbus, wo der Rest der Band schon versammelt war.
"So, jetzt ab ins Hotel und dann wird gefeiert", rief Uruha.
Ich blickte ihm entgegen, ignorierte das Gefühl, dass sich in meinem Magen breit machte und grummelte nur zustimmend. Dafür fing ich mir einen irritierten Blick ein, den ich aber ebenfalls ignorierte. Ich hatte eigentlich keine Lust zu feiern und ließ mich auf meinen Platz sinken.
"Wann sprichst du mit ihm?"
Ich drehte mich zur Seite und blickte in Kais Augen, der logischerweise neben mir saß.
"Weiß ich nicht und jetzt lass mich bitte in Ruhe!"
"Hm, dich quält es aber, du solltest es bald tun... sonst-"
"Was sonst?! Willst du es ihm sonst sagen? Wäre ja ne Glanzleistung, nachdem ich dir das eigentlich im Vertrauen gesagt hatte!"
"NEIN, natürlich nicht! Aber dich frisst das nur auf!"
"Ob er es weiß, oder nicht, ändert rein gar nichts", sagte ich nun forsch und drehte mich weg.
Ich kramte meinen MP3 Player raus und hörte meine Musik. Ich dachte über Uruha nach. Wie lang mochte ich ihn nun schon so? 6 Monate? Könnte hinkommen. Ich begann mich im Moment immer weiter von ihm zu distanzieren, was man, so finde ich, mir auch nicht übel nehmen konnte. Es riss mir einfach das Herz heraus, ihm nah zu sein und doch so fern. Vielleicht sollte ich wirklich mit ihm reden, ich wusste nur nicht wie! Und was würde dann darauf folgen? Würde er sauer sein? So schätze ich ihn eigentlich nicht ein, aber manchmal tun Menschen in manchen Augenblicken Dinge, die niemand von ihnen erwartet hätte. In diesen Gedanken schwebend, nickte ich langsam ein....
